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Benutzername: 
Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 1038 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2025
Der Tote am Fluss / Camilla di Salvo ermittelt Bd.2
Conti, Giulia

Der Tote am Fluss / Camilla di Salvo ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Die Psychologin Camilla de Salvo und ihr Freund der Carabineri Ennio freuen sich auf ein paar entspannende Tage am Meer. Doch daraus wird nichts, denn am Ufer des Po wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Daneben eine junge Frau, deren Kleidung blutverschmiert ist. Da die Frau kaum ansprechbar ist, wird Camilla zugezogen.

Für die Polizei, in Person von Ispettore Silvia Ruggieri, scheint erwiesen, dass sie den Mann erschlagen hat.
Doch Camilla glaubt nicht daran und beginnt auf eigene Faust und zum Ärger von Ennio zu recherchieren. Dabei entdeckt sie, dass der Tote, Domenico Falcone aus reichem Haus stammt, sich einer Gruppe militanter Gegner der geplanten Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke und dem Schutz von Wölfen verschrieben hat. Die Mutter des Toten, eine Bauunternehmerin und Immobilienmaklerin, gibt Samira, der jungen Frau, die Schuld am Tod ihres Sohnes, weil sie, wie sie behauptet, Domenico verführt hat. Doch Domenico ist Autist mit Aspergersyndrom und hat Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen.

Allerdings verhält sich Samira durchaus seltsam, was aber das Interesse von Camilla weckt. Gemeinsam besuchen sie die Baustelle der Hochgeschwindigkeitsbahn und Camilla wird unvermutet mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Meine Meinung:

Dieser zweite Krimi mit Camilla de Salvo hat mir gut gefallen. Er enthält alle Zutaten zu einem spannenden Kriminalfall: Natur- und Umweltschützer, ein umstrittenes Bauvorhaben, dessen Auswirkungen nicht kalkulierbar sind, die Angst vor Wölfen, polizeiliche Ermittlungen, die streng nach Vorschrift abgearbeitet werden, ein Toter mit Konflikten in der eigenen Familie sowie eine Frau mit Migrationshintergrund, auch wenn der schon Jahre zurückliegt.

Beim Namen Falcone habe ich kurz gezuckt, verbinde ich ihn doch mit Richter Giovanni Falcone, der von der Mafia ermordet worden ist. Und ja, italienische Baufirmen erwecken immer wieder den Verdacht, in unsaubere Machenschaften verwickelt zu sein. Domenicos Mutter ist ein echter Besen, herrisch, nachtragend und ausländerfeindlich.

Die Autorin schickt sowohl Camilla als auch die Leser auf zahlreiche Fährten, von denen einige in einer Sackgasse enden. Ich habe bald einen Verdacht gehabt, den ich zunächst verworfen habe, um ihn dann in weitere Folge wieder hervor zu kramen. Letztendlich hat er sich dann bestätigt.

Wir Leser schauen der Ich-Erzählerin Camilla über die Schulter und dürfen an ihrem Privatleben teilhaben. Manchmal steht ihre Neugier einer harmonischen Paarbeziehung im Weg. Gut gefällt Camillas Hobby, das Rudern mit Freundin Franca im Zweier auf dem Po. Das ruhige Dahingleiten wirkt als schöner Ausgleich zum hektischen Alltag.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem zweiten Fall für Camilla de Salvo 5 Sterne und freue mich auf einen nächsten Fall.

Bewertung vom 28.05.2025
Umbauen statt neu bauen
Rodlauer, Caroline

Umbauen statt neu bauen


ausgezeichnet

Caroline Rodlauer ist Autorin, Bau- und Ortsbildsachverständige sowie Architektin. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema des ständig wachsenden Bodenverbrauchs in Österreich. In diesem Buch zeigt sie an Hand von 25 gelungenen Bespielen, dass es möglich ist, Wohnraum zu schaffen, ohne zusätzlichen Boden zu verbrauchen, sondern auch Flächen wieder zu entsiegeln. Caroline Rodlauer bricht eine Lanze für Umbau im Altbestand sowie für die Weiterverarbeitung von bei Abbruch gewonnenen Material aus dem Bestand. Sie berichtet von der Zusammenarbeit mit den HausbesitzerInnen, den Behörden sowie von der Kreativität und Fachkenntnis der planenden Architekturbüros.

Jedes Projekt wird in einer Art Steckbrief, mit dem Namen des Architekturbüros, Ort, der Wohnfläche, der Anzahl der Bewohner, Fertigstellung, Bodenverbrauch sowie einer Planungsskizze und Fotos von vorher und nachher vorgestellt.
Ein, für mich besonders spannendes Projekt (Nr. 5), trägt den Namen „Wolf im Schafspelz“. Hier hat man ein ganzes Wohnhaus in eine Maschinenhalle gestellt.

Manche der vorgestellten Herzeigeprojekte sind im Verband guter Familienbeziehungen erdacht und umgesetzt worden. Dass drei Generationen friktionsfrei unter einem Dach leben, ist nicht immer selbstverständlich.

Sehr gut gefallen mir auch die beiden Wiener Projekte. Beide nützen kleine urbane, bereits versiegelte Restflächen. Das eine (Nr. 9) ist ein kleines Stadthaus für eine mehrköpfige Familie, das andere (Nr. 11) insgesamt 28 Kleinsthäuschen für temporäre Mieter.

Dass Streckhöfe, wie sie in Niederösterreich und dem Burgenland stehen, umgebaut werden, ist nun nicht ganz so neu. Meine Schwiegereltern haben um 1980 im niederösterreichischen Pulkautal einen ehemaligen Kleinhäuslerstreckhof umbauen lassen. Aus der früheren Rauchkuchl ist das Badezimmer geworden, aus dem Schweine- bzw. Ziegenstall zwei Kinderzimmer, die man über einen verglasten Laubengang betreten hat.

Eine interessante Nachnutzung für ehemalige Supermärkte könnte das Beispiel Nr. 7 sein. Um jedoch zahlreiche Nachahmer zu finden, wird es wohl auf aufgeschlossene Baubehörden ankommen, um die jeweilige Bauordnung gut auszuloten. In Österreich gibt es, trotz vereinfachter OIB-Richtlinien nach wie vor für jedes Bundesland Ortsbild und ähnliche bestimmende Vorschriften, die sich von Bundesland zu Bundesland (9 an der Zahl) unterscheiden.

Wichtig finde ich, dass bei der Aus- und Weiterbildung von Architektinnen und Architekten, den Möglichkeiten des Umbaues eines Bestandsobjektes vertiefend unterrichtet wird. Autorin Caroline Rodlbauer trägt mit diesem Buch der 25 Best Practice Beispiele dazu bei, dass bei EigentümerInnen der Umbau als Alternative zum Neubau auf der viel zitierten grünen Wiese ins Auge gefasst werden kann. Denn Nachverdichtung schont Ressourcen, eine sorgfältige Beratung und Planung von einem geschulten Architektenteam vorausgesetzt.

Am Ende finden sich wertvolle Tipps zu Beratungsstellen im jeweiligen Bundesland.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch über Flächenrecycling im Wohnbau 5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2025
Als im Hotel Messmer der Tee ausging
Hortenbach, Kristina

Als im Hotel Messmer der Tee ausging


ausgezeichnet

Die 17-jährige Klara Butterfass flieht vor der Heirat mit einem wesentlich älteren Bauern, die ihr Vater arrangiert hat, vom elterlichen Hof im Schwarzwald und landet in der Kurstadt Baden-Baden, in der sich reich und schön treffen. Auch der deutsche Kaiser und seine Gemahlin samt Entourage verbringen ihre Kuraufenthalte in der mondänen Stadt.

Klara ist weder auf den Mund noch auf den Kopf gefallen und bekommt eine Stelle als Dienstmädchen im bekannten Hotel Messmer. Dessen Personal, allen voran Cricri, ihr zu zweiten Familie wird. Sie erweist sich mehrmals als Retterin in der Not, da sie jede Arbeit, wie das Saubermachen des Papageienkäfigs, annimmt, immer in Sorge, dass ihr Vater sie suchen lässt, um sie wieder nach Hause zu bringen. Das Lob, das sie erhält, ruft natürlich Neid hervor.

Als in der Hotelküche, ausgerechnet beim Aufenthalt von Kaiserin Auguste der extra aus Russland importierte Schwarztee ausgeht, wird Klara in die Kolonialwarenhandlung, die der Bruder des Hoteliers Messmer führt, geschickt, um Nachschub zu holen. Dabei lernt sie Otto den Sohn des Besitzers kennen, der für die Kaiserin eine eigene Teemischung kreieren wird.

Als Klara Gerüchte über ein bevorstehendes Attentat auf den Kaiser aufschnappt, heißt es schnell handeln, statt Tee trinken.

Meine Meinung:

Kristina Hortenbach entführt uns nach Baden-Baden, das Ende des19. Jahrhunderts ein beliebter Treffpunkt der Adeligen aus aller gewesen ist. So treffen wir nicht nur die fiktive Klara, sondern auch auf reale Personen und Persönlichkeiten, die in der Maison Messmer absteigen. Neben dem deutschen Kaiserpaar treffen wir auf den Schah von Persien und Bertie, den umtriebigen britischen Thronfolger sowie Kaiserin Sisi. Wie damals üblich, leiht man zwischen befreundeten Hotels die Dienerschaft aus, wenn anderswo Not am Mann oder wie diesmal Not an einer Friseuse ist. So darf Klara, die über ähnlich lange Haare wie Sisi verfügt, deren Haare pflegen.

Der Autorin ist es sehr gut gelungen das Flair der mondänen Kurstadt einzufangen. aber dennoch nicht auf die Lage des Dienstpersonals bzw. der armen Bevölkerung zu vergessen. Geschickt flicht sie ein fiktives Attentat auf Kaiser Wilhelm ein.

Dieser historische Roman lässt sich leicht und flott lesen. Hin und wieder erscheint mir Klara als Retterin in der Not ein wenig zu überzeichnet. Sie ist ja erst siebzehn Jahre alt, wenn auch durch familiäre Schicksalsschläge gereift.

Das Cover passt wunderbar zur Geschichte.

Fazit:

Der Roman eignet sich perfekt für einen verregneten Sommertag und lässt sich am besten bei einer Schale Tee genießen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2025
Ein Tisch am Fenster (eBook, ePUB)
Moissonnier, Vincent; Gamerschlag, Bert

Ein Tisch am Fenster (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieses Buch über das Sterne-Restaurant Moissionnier in Köln habe ich sehr gerne gelesen. Es gibt einen sehr persönlichen Eindruck über die Arbeit in der Gastronomie. Das ist allerdings kein Wunder, da der Autor Vincent Moissonnier der Eigentümer ist und gemeinsam mit seiner Frau Liliane seit vierzig Jahren das Restaurant betreibt.

Er erzählt abwechselnd über seinen Werdegang vom Schulabbrecher bis zum erfolgreichen Unternehmer, der alles seinem Traum vom (Sterne)Restaurant unterordnet. Dabei spart er Misserfolge und Rückschläge nicht aus. Neben harter Arbeit haben die Moissonniers immer auch das Quentchen Glück des Tüchtigen gehabt.

Das Buch ist voller Leidenschaft! Leidenschaft für seine Frau Liliane, für die Stadt Köln, für perfektes Ambiente und komplexe Speisen.

Detailreich werden wir in die Haute Cuisine eingeführt. Das kann manchem Leser vielleicht zu detailverliebt sein, streicht aber Moissonniers Liebe zur Kochkunst heraus.

Dazwischen erzählt er Anekdoten über seine Gäste und warum er manchmal den einen oder anderen Gast nicht mehr in seinem Lokal haben will. Wir Leser erfahren alles und ein bisschen mehr über das Restaurant, seine Mannschaft und seine Küche.

Schmunzeln musste ich, als er über einige Küchenutensilien berichtet, die man so nicht in einer Sterneküche erwartet. Zum Beispiel das einfache Küchenmesser Victorinox Nr. 11, das sich auch in unserem Haushalt findet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch, das uns Einblick in ein Sterne-Restaurant bietet, 5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2025
Ein Stück vom Himmel   Die historische Familiensaga im 20. Jahrhundert (eBook, ePUB)
Milberg, Mia

Ein Stück vom Himmel Die historische Familiensaga im 20. Jahrhundert (eBook, ePUB)


weniger gut

Gleich vorweg: Dieser Auftakt zur Landthaler-Familiensaga ist bereits im Jahr 2024 unter dem Titel „Klang der Hoffnung“ im selben Verlag erschienen.

Worum geht’s?

Veronika „Vroni“ Wagner ist von Aschaffenburg nach München gekommen und arbeitet im renommierten Hotel Wolff als Kontoristin. 1930 trifft sie Karl, den sie aus der alten Heimat kennt wieder. Sie heiraten und ihr Glück wäer vollkommen, wenn die politische Lage weniger instabil wäre. Nachdem Karl seine Arbeit als Bauingenieur verliert, betreiben sie ein kleines Lebensmittelgeschäft mit dem sie zunächst über die RUnden kommen. Als Hitler die Macht an sich reißt, verlieren sie ihre jüdische Kundschaft. Doch dann scheint es aufwärts zu gehen und das Paar, das gerade Nachwuchs erwartet, bekommt die Chance an der Ostsee einen Neuanfang zu wagen. Karl erhält den Auftrag, am Seeflughafen mitzuarbeiten.

Doch wie man weiß, ändert sich die Weltlage: Hitler rüstet für einen Krieg, annektiert Österreich, die Tschechoslowakei und tritt mit dem Überfall auf Polen 1939 den Zweiten Weltkrieg los. Just am 24. Dezember 1940 muss Karl einrücken.

Meine Meinung:

Leider hat mir dieser Roman nicht besonders mitgerissen. Die etwas dünne Handlung plätschert so dahin. Es gibt wenig Höhepunkte. Vronis innerer Konflikt, Karl oder Fritz heiraten, hätte ein bisschen emotionaler dargestellt werden können. Der Roman umfasst die zehn Jahre vom Wiedersehen in München bis hin zu Karls Einberufung zu Weihnachten 1940.

Die politischen Ereignisse sind nur ein grober Rahmen. Aber, vielleicht ist es für die Mehrzahl der Familien so gewesen, diese schleichende Verwandlung und das Kopf-in-den-Sand-stecken. Als Karl seiner Frau einen Pelzmantel schenkt, habe ich kurz gehofft, etwas über dessen Herkunft zu erfahren. Ist das gute Stück einer jüdischen Frau geraubt worden? Oder die großzügige Wohnung - sind die früheren Bewohner aus ihr vertrieben worden? Davon erfahren wir Leser leider nichts. Hin und wieder schwingt ein leises Unbehagen bei Vroni und Karl mit, wenn sie über die Verfolgung der Juden hören bzw. ihre jüdische Kundschaft nicht mehr bedienen dürfen.

Der Schreibstil ist einerseits eher einfach gehalten, andererseits kommen manche Sätze ziemlich gestelzt daher. Beispiele gefällig?

„Was für ein Zufall! Ich verweile derzeit in diesem Hotel, aber nur wegen einer Besprechung.“ erklärt Karl beim Wiedersehen in München. „Wir können unser Konversation gerne später fortsetzen.“ (S. 15)

Oder S. 18: „Welche Aufgaben obliegen dir denn in deiner Stellung?“

Sorry, aber so spricht kein Mensch und vor allem nicht, wenn er wie im Vorwort beschrieben wird, aus einfachen Verhältnissen kommt, während Vroni aus einer bürgerlichen Familie stammt. Dabei macht sich Vroni auf S. 16 Gedanken über ihre Kleidung, um nicht auszusehen wie eine Frau aus der Arbeiterklasse. An Vronis bürgerlichen Herkunft kann ich auch nicht recht glauben, denn da hätte sie eine Hauswirtschaftsschule besucht und nicht als Dienstmädchen in einer Pension arbeiten müssen.

Ich habe schon sehr viele historische Roman bzw. Sachbücher über die Zeit der Weimarer Republik bis zum Beginn der Zweiten Weltkriegs gelesen, dieser hier ist für mich persönlich der schwächste. Vom Lesen des angekündigten nächsten Teiles dieser Familiensaga werde ich Abstand nehmen.

Fazit:

Dieser Roman hat mich nicht wirklich gepackt. Daher gibt es nur 2 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2025
Bretonisch mit Wind und Wellen
Kasperski, Gabriela

Bretonisch mit Wind und Wellen


ausgezeichnet

Als die Buchhändlerin Tereza Berger nach ihrer Rückkehr aus Australien ein behördliches Schriftstück, das sie zur Zahlung einer besonderen Abgabe, weil sie ihren Hauptwohnsitz in der Schweiz, also im EU-Ausland hat, verdonnert wird, ist zunächst guter Rat teuer. Doch Gabriel Mahon, Freund und Polizist, hat sofort eine Lösung: Er legt ihr ausgefüllte Heiratsdokumente vor, auf denen lediglich Terezas Unterschrift noch fehlt. Sie fühlt sich verständlicherweise überrumpelt und so gibt ihr die tote Surferin, die ihr an der rauen Küste bei Camaret-sur-Mer gespült quasi vor die Füße gespült wird, noch ein wenig Zeit zum Überlegen. Also, es ist ja nicht so, dass sie einem Zusammenleben mit Gabriel abgeneigt wäre, aber fragen hätte er sie schon können ...

Der Tod der Surferin lässt die Konflikte zwischen unterschiedlichen Gruppierungen, die sich in Camaret-sur-Mer seit längerem in den Haaren liegen, eskalieren. Die einen wollen unberührte Natur und freien Zugang zum rauen Atlantik, die anderen gesicherte Bade- und Surfareale. Als sich der Tod der jungen Frau als Mord herausstellt, wird Ayala, Terezas Freundin, die am Strand eine Surfschule betreibt, verdächtigt, die Surferin getötet zu haben. Augenzeugen berichten, die beiden hätten sich gestritten. Da muss doch Tereza einschreiten, diesmal sogar mit Billigung von Gabriel.

Und dann spukt noch eine alte bretonische Legende von einem Piratenschatz in den Köpfen mancher Bewohner.

Meine Meinung:

Autorin Gabriela Kasperksi hat hier wieder einen atmosphärischen Krimi geschaffen, der Tereza Berger - diesmal sogar quasi in Gabriel Mahons Auftrag - ermitteln lässt.

Als dann endlich Braut und Bräutigam vor der versammelten Hochzeitsgesellschaft stehen, wird es noch einmal richtig spannend. Doch das erfahren wir erst das nächste Mal.

Ich mag sowohl den Schreibstil der Autorin, die mit Tereza und Gabriel zwei sympathische Charaktere erschaffen hat, sowie die Beschreibung von Land und Leuten der Bretagne. Schmunzeln musste ich bei der Erwähnung des Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich, bei dem sich sogar die Bretonen ausnahmsweise als Franzosen fühlen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimi 5 Sterne.

Bewertung vom 23.05.2025
Der Walzermacher
Dangl, Michael

Der Walzermacher


ausgezeichnet

Wie schon die Farbgestaltung des Covers andeutet, ist Strauss‘ Stimmung ziemlich depressiv. Er ist zwar nun unbestritten der Walzerkönig, der sowohl den übermächtigen Vater hinter sich gelassen hat als auch den Fängen der Mutter entkommen ist, sich aber fest in den Klauen seinen eigenen Dämonen befindet. Trotz aller Erfolge und Auftritte ist er menschenscheu, hasst den Rummel um seine Person, kann aber gleichzeitig nicht ohne leben.

So sinniert er:

„Selbst meine Musik war, wie das oft bei schöpferischen Menschen zu sein pflegt, kein Wegweiser zu meinem verschlungenen Eigenen. Kein verschlüsselter Ausdruck meines sprachlosen Ichs. Ich komponierte Walzer, weil das mein Handwerk war, und aus ihnen etwas aus meinem Seelenleben herauszuhören, hätte ähnlicher Phantasie bedurft, wie aus meinem Stehpult die tiefsten Empfindungen des Tischlers herauszulesen.“

Seine sozialen Kontakte sind eingeschränkt, so hat er zu seinen Brüdern Josef und Eduard keine Beziehung. So nennt er sie „Aushilfsmöbel“, gerade gut genug, um ihn, den Walzerkönig zu vertreten.

Dass Johann Strauss Sohn, neben seinen Ehefrauen noch Geliebte gehabt haben soll, verwundert nun nicht wirklich, gilt er doch als Womanizer seiner Zeit. Nicht immer ist ganz klar, was an den Zuschreibungen echt ist oder nur platonische Anhimmelei.

Diesem Essay, der als innerer Monolog angelegt ist, liegt die Entdeckung von rund 100 Liebesbriefen des Walzermachers an die russische Komponistin Olga Smirnitzkaja, die selbst eine Komponistin war, zu Grunde. Ob sie eine Geliebte im herkömmlichen Sinne ist, kann man in Thomas Aigners Buch „Olga Smirnitzkaja - Die Adressatin von 100 Liebesbriefen von Johann Strauss“ lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Essay, der Johann Strauss, als einem unglücklichen und depressiven Menschen zeigt, 5 Sterne.

Bewertung vom 23.05.2025
Jagd unter Palmen (eBook, ePUB)
Scheurer, Thilo

Jagd unter Palmen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nachdem die deutsche KHK Sofia Bitter nach eine Schusswechsel mit einem Kriminellen angeschossen und schwer verletzt überlebt hat, zieht sie sich auf die Insel Gran Canaria, in das Haus ihrer verstorbenen Großeltern zurück, um einen Neustart zu versuchen.

Doch wie das Leben (und Autor Thilo Scheurer) so spielt, wird daraus nichts, denn einmal Bulle, immer Bulle, stolpert sie in einen Kriminalfall ungeahnten Ausmaßes: Sie belauscht im örtlichen Baumarkt ein Gespräch, in dem es um die Entsorgung einer, wie sie sofort kombiniert, Leiche geht.

Natürlich kann sie es nicht lassen, den beiden, die sie Travolta und Scarface nennt, nach zu spionieren und kreuzt damit abermals die Wege des Kriminalbeamten Jefe Garcia, der natürlich keine rechte Freude mit den Tipps seiner Kollegin aus Deutschland hat. Denn eigentlich haben Garcia und sein Team mit einem Raubüberfall auf ein Lager der Fluglinie Iberia am Flughafen von Gran Canaria alle Hände voll zu tun.

Meine Meinung:

Dieser Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe von Thilo Scheurer hat mir gut gefallen. Wie der Autor im Nachwort schreibt, hat er Anleihe an einem wahren Kriminalfall genommen, bei dem sich Ähnliches abgespielt hat.

Die beiden Hauptfiguren Sofia und Jefe wirken bodenständig und haben so ihre Ecken und Kanten. Jefe ist verwitwet und Sofia nach dem Schusswechsel traumatisiert, zumal der Schütze nicht ausgeforscht werden konnte und nach wie vor eine Bedrohung für sie darstellt, schickt er ihr doch Whatsapp-Nachrichten. Das klingt einmal nach eine Aufhänger für eine Fortsetzung und hat bei mir gleich das Kopfkino in Gang gesetzt. Woher weiß der Sofias Telefonnummer? Warum hat sie die nicht geändert? Gibt es in der deutschen Dienststelle einen Maulwurf? Das werden wir hoffentlich in einem neuen Band erfahren.

Wer Thilo Scheurers Krimis kennt, weiß, dass der Spannungsbogen hoch gehalten wird, zahlreiche Wendungen uns Leser sowie die Ermittler auf falsche Fährten führen und nach temporeichen Ermittlungen eine schlüssige Auflösung wartet.

Thilo Scheurer setzt das Lokalkolorit von Gran Canaria wohldosiert ein. Wir können mit den diversen Protagonisten die engen Kurven auf den staubigen Straßen der Insel nehmen und den einen oder anderen schlitzohrigen Bewohner kennenlernen.

Die beschriebene Polizeiarbeit liest sich authentisch und fesselnd.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimi, der auf Gran Canaria spielt, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.05.2025
Glück im Weinland
Grän, Christine;Mezei, Hannelore

Glück im Weinland


ausgezeichnet

Nachdem Chefinspektor Martin Glück auf dem Weg zu seiner Hochzeit mit der russischen Millionärswitwe Rosie ein Hund in das Auto gelaufen ist, und er, weil er Hund und Besitzerin ins Tierspital bringt, die Zeremonie verpasst hat, flieht er Hals über Kopf aus Wien, weil ihn seine rachsüchtige Beinahe-Ehefrau droht. Er findet sich auf Einladung der Hundebesitzerin Katharina Fuchs in einem ehemaligen zum Feriendomizil umgebauten Kellerstöckl im südsteirischen Weinland wieder. Blöderweise sitzt bei seiner Ankunft eine Leiche am Jogl-Tisch. Es ist, wie die herbeigerufene Polizistin Melanie Löss, sofort weiß, der Immobilienmakler Willi Hammer. Ein Mann, der mehr Feinde als Anzüge im Schrank hat, weshalb ihm niemand eine Träne nachweint. Doch zunächst ist gar nicht klar, ob der Mann ermordet worden ist. Erst als man in seinem Körper Rückstände von Ecstasy findet, starten die Ermittlungen.

Nur wer ist der Täter oder die Täterin? Die Liste der Verdächtigen ist lang und umfasst neben der aktuellen Ehefrau, die Tochter aus erster Ehe, obwohl die in den USA lebt, sowie die Bewohner der halben Gegend rund um Glanz, denen er gemeinsam mit dem Direktor der örtlichen Bank, zunächst günstige Kredite verschafft und wenig später die Grundstücke (vor allem Weingärten), die zur Besicherung dienten, zu einem Spottpreis abgepresst hat, nachdem die Kreditnehmer ihre Raten nicht mehr bedienen konnten.

Ein Klassiker also, oder doch nicht?

Zunächst ist Martin Glück mit seiner Unterkunft recht zufrieden, denn Kathi Fuchs ist eine exzellente Köchin. Allerdings übertreibt sie es ein wenig mit der Menge der Speisen, die Martin essen soll. Und dann tauchen die Tochter des Toten und Kathis Sohn Florian, ein professioneller Pokerspieler auf, eine Maus stirbt im Keller und im Kellerstöckl wird Feuer gelegt ....

Meine Meinung:

Ich verfolge Chefinspektor Martin Glück seit dem ersten Band, in dem er, nachdem er seinen Ex-Chef mit seiner Ex-Frau in der Ex-Wohnung in flagranti ertappt hat, ein wenig ausgerastet ist. Das Disziplinarverfahren hat er halbwegs überstanden und ist seitdem nicht immer ganz freiwillig als Springer in ganz Österreich unterwegs, um Verbrechen gegen Leib und Leben aufzuklären. Manchmal kommt er - wie eben jetzt - als Privatperson zu einer Leiche, darf aber wegen des Personalmangels und seiner Kompetenz (also nicht unbedingt bei Social Skills) ermitteln.

Das Autorinnen-Duo hat wieder einen flotten und fesselnden Kriminalroman mit viel Lokalkolorit geschrieben. Ich kenne die Gegend rund um Gamlitz ganz gut. Deshalb ist dieser Krimi wie heimkommen. Geschickt flechten die beiden Autorinnen die Geschichte des südsteirischen Grenzlandes ein. Nach dem Erste Weltkrieg wurden durch den Vertrag von Saint-Germain zahlreiche Orte, Familienbetriebe, Familien und einzelne Gebäude auseinandergerissen, weil man große Teile der Steiermark an das Königreich Jugoslawien (heute Slowenien) abtreten musste. Hier am Schauplatz Glanz läuft die österreichisch-slowenische Staatsgrenze mitten durch den Ort. Solche Ereignisse prägen die Menschen, auch wenn sie schon mehr als 100 Jahre her sind.

Der Krimi enthält zahlreiche Verdächtige und lockt Leser wie Ermittler auf zahlreiche Fährten, die sich mitunter als Sackgassen entpuppen. Auch die verlassene Braut taucht plötzlich auf, um Martin Glück mit einer brisanten Neuigkeit zu überraschen. Ob die in einem 9. Fall eine Rolle spielen wird? Oder eröffnet sich für Martin Glück eine ganz neue Perspektive?

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Fall für Martin Glück 5 Sterne.

Bewertung vom 23.05.2025
Dünenkutter (eBook, ePUB)
Jensen, Joost

Dünenkutter (eBook, ePUB)


gut

Just in den malerischen und streng geschützten Dünen der Insel will der bekannte Schönheitschirurg Dr. Alexander Gerber eine Schönheitsklinik mit angeschlossener Wellnessoase errichten. Nicht nur, dass hier Teile des Naturschutzgebietes dem schnöden Mammon geopfert werden, verlöre die Journalistin Fenna Kruskopp, die auf einem gestrandeten Kutter, den sie Villa Kunterbunt nennt, lebt, ihr Zuhause, wogegen sie gemeinsam mit einigen Inselbewohnern heftig demonstriert.

Nicht nur der Bürgermeister, der diesen Deal abgesegnet hat, sondern auch Fennas Schwester Emiilia, die ein kleines Restaurant betreibt, versprechen sich sprudelnde Einnahmen für Borkum.

Als dann während der Party zur Unterzeichnung des Immobiliendeals, die am öffentlichen Strand statfindet, der Schönheitschirurg tot umfällt, ist klar: Fenna war’s. Sie hat nämlich blöderweise vor der versammelten Prominenz, der auch der Polizeipräsident angehört, Morddrohungen gegen Gerber ausgestoßen ....

Der Polizeipräsident will einen schnellen Erfolg, weshalb er dem Inselpolizisten Jonas, dem Bruder von Fenna und Emilia, der gegensätzlichen Schwestern, einen jungen ehrgeizigen Schnösel als leitenden Ermittler vor die Nase setzt, der sich ausschließlich auf Fenna als Täterin einschießt und keine andere Möglichkeit zulässt. Nun muss die ganze Familie Kruskopp, zu der noch Jonas‘ Frau Stine sowie Vater und Großvater gehören, eigene Ermittlungen anstellen, zumal die Witwe des Mordopfers eine Million Euro für die Ergreifung des Täters ausgesetzt hat.

Was dann folgt, ist ein wenig im Bereich des Slapstick angesiedelt.

Meine Meinung:

Dieser Krimi, der auf der Insel Borkum spielt, beschäftigt sich mit einem brisanten Thema: Vernichtung von Naturschutzgebieten durch Verbauung. Die Idee hat mir recht gut gefallen, zeigt es doch deutlich, dass bei Immobilienverkäufen und Neubauten der Naturschutz unter die Räder bzw. unter die Betonmischer kommt, was auch immer wieder mit der Macht von möglicherweise korrupten Bürgermeistern zu tun hat.

Leider hat mich die Umsetzung des Ganzen nicht ganz überzeugt, was zum Großteil an der Überzeichnung der Charaktere liegt.

Kein Polizist der Welt hat es verdient, ständig als Trottel bezeichnet und so dämlich dargestellt zu werden. Hier wird, auch wenn es sich um einen Cosy-Krimi handelt, eine ganze Berufsgruppe vom Inselpolizisten Jonas aufwärts bis zum Polizeipräsidenten diffamiert. Das gefällt mir nicht so ganz.

Auch die Leidenschaft von Jonas‘ Frau Stine, die als Psychologin im Reha-Zentrum arbeitet, für gesunde Kost und psychologische Analysen, die leider nicht immer ganz zutreffen sowie der Umgang mit ihrem Ehemann, behagen mit nicht. Jonas, der sich gegen Ehefrau, seine Töchter und seine beiden Schwestern kaum durchsetzen kann, muss einem richtig leid tun.

Auch die anderen Mitglieder der Familie Kruskopp wirken auf mich wie eine Karikatur. Mehrmals wird erwähnt, dass Emilia adoptiert worden ist. Wieso? Weshalb? Warum? Hier habe ich auf eine Information dazu erhofft. Soll das ein Trigger sein, um den nächsten Band zu kaufen?

Irgendwie ist mir der Cosy-Anteil sowie die Beschreibung des tollpatschigen Polizisten Jonas in diesem Krimi ein wenig zu hoch. Ich mag solide Polizeiarbeit lieber, auch wenn sie hin und wieder langweilig wirkt.

Mal sehen, ob ich einen anderen Krimi des Autors finde, der nicht ganz so überzeichnet geschrieben ist.

Fazit:

Idee hat mir gut gefallen, die Umsetzung leider nicht. Daher gibt es für diesen Krimi, der so scheint es, Auftakt zu einer neuen Reihe sein soll, nur 3 Sterne.