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Benutzername: 
Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 1075 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2025
Wer bin ich? (eBook, ePUB)
Lendvai, Paul

Wer bin ich? (eBook, ePUB)


sehr gut

Paul Lendvai, gebürtiger Ungar, verfolgter Jude, Flüchtling, Journalist, Osteuropa-Experte und glühender Europäer, fasst in diesem kleinen Buch sein nunmehr 96 Jahre langes Leben und seine Gedanken zur aktuellen Politik zusammen.

Paul Lendvai begleitet mich, seit ich denken kann. Gemeinsam mit Hugo Portisch (1927-2021) hat er mir und vielen anderen die Geschichte Europas erklärt. Ich kenne einige seiner Bücher wie „Die Ungarn“ oder „Orbáns Ungarn“. Als gebürtiger Ungar, der wie viel andere auch nach dem Ungarn-Aufstand von 1956 das Land verlassen hat, beobachtet er Ungarn mit großem Interesse.

Das Buch enthält für mich nichts wirklich essentiell Neues, ist aber eine gelungene Zusammenfassung, weshalb ich ihm 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 22.07.2025
Onigiri (eBook, ePUB)
Kuhn, Yuko

Onigiri (eBook, ePUB)


gut

„Onigiri“ ist der Debütroman der studierten Kulturwissenschaftlerin Yuko Kuhn. Zuletzt war sie an der Hochschule für Film und Fernsehen München tätig und arbeitet seit diesem Jahr als freiberufliche Autorin.

Die Idee, das Leben einer dementen Mutter, die in einem, auch nach Jahrzehnten ihr fremdem Kulturkreis lebt, darzustellen habe ich sehr interessant gefunden. Doch irgendwie hat mich das Buch nicht wirklich berührt. Obwohl es die Zerrissenheit von Keiko, der Japanerin, die ihren Mann Ernst auf einer Europareise kennengelernt hat und von seiner Familie nie wirklich als Schwiegertochter angenommen worden ist, ziemlich glaubhaft darstellt, ist dies Spannung für mich nicht erlebbar.

Keikos Tochter Aki, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist, steht der Krankheit ihrer Mutter hilflos gegenüber und wirkt streckenweise ziemlich ungeduldig, ja geradezu unwirsch im Umgang mit ihr. Umso erstaunter ist Aki, als Keiko, in ihrer alten japanischen Welt, in die Aki sie nach dem Tod ihrer Großmutter mitgenommen hat, geradezu aufblüht. Keiko, die seit Jahren nahezu verstummt ist, wird wieder gesprächig.

Nun, wenn sich Aki ein wenig mit Demenz beschäftigt hätte, wäre ihr das vielleicht nicht gar so erstaunlich vorgekommen. Es ja bekannt, dass das Langzeitgedächtnis von Demenzkranken besser funktioniert, als das Kurzzeitgedächtnis. Gleichwohl ist es natürlich sehr belastend, wenn ein Familienmitglied von Woche zu Woche mehr verlöscht.

Zunächst hat es mich ein wenig überrascht, dass Aki ihre Mutter aus dem gewohnten deutschen Umfeld herausgerissen hat, um nach Japan zu ihrer mütterlichen Familie zu fliegen. Doch dann ist mir aufgegangen, dass Keiko gar nicht richtig in Deutschland verwurzelt ist.

Zum Thema an Demenz habe ich schon einige andere Bücher gelesen bzw. Vorträge gehört, da mein Schwiegervater an Demenz erkrankt ist und wir sein Verlöschen hautnah miterlebt haben.

Fazit:

Leider hat mich dieses Buch nicht wirklich gepackt, weshalb es nur 3 Sterne erhält.

Bewertung vom 21.07.2025
Eine Olive zu viel (eBook, ePUB)
Gatakis, Katerina

Eine Olive zu viel (eBook, ePUB)


sehr gut

Anna Apostolakis hat sich von der Abteilung Wirtschaftskriminalität aus privaten Gründen zur Kripo Kalamata versetzen lassen. Dort wird sie eher mit Skepsis aufgenommen und, als man den einflussreichen Olivenbauern Batsilakis
tot auf seiner imposanten Yacht findet, mit dem wortkargen Kollegen Loukas Petritsis zusammengespannt. Die beiden Außenseiter ermitteln. Kann das gut gehen?

Recht bald ist klar, dass hinter dem Tod des erfolgreichen Olivenbauern mehr steckt.

Und welches Spiel treibt der ständig aufbrausende Kripochef Roussos?

Meine Meinung:

Dieser Griechenland-Krimi verfügt über alles, was eine sommerliche Lektüre braucht: Sommer, Hitze, einen unmöglichen Chef, eine neu Ermittlerin, ein feschen, aber wortkargen Kollegen, ein ziemlich wirres Firmengeflecht, zwei Leichen sowie wenige Spuren, die noch dazu in der Sackgasse enden. Leseherz was willst du mehr?

Der Krimi lässt sich leicht lesen und passt gut zu den aktuell hohen Temperaturen.

Die Charaktere Anna und Loukas muss man gleich mögen, denn ihre Außenseiterrolle schweißt sie irgendwie zusammen. Sowohl Anna als auch Loukas bieten dem jeweils anderen mit kleinen Überraschungen. Eigentlich ist Anna überqualifiziert für den Job in Kalamata, hat sie doch einen Abschluss in forensischer Psychologie und Loukas spricht mehrere Sprachen, darunter auch deutsch, was er zunächst auch vor Anna verheimlicht.

Ob es eine Fortsetzung geben wird?

Fazit:

Gerne gebe ich dieser Sommerlektüre 4 Sterne.

Bewertung vom 21.07.2025
Goebbels' Schatten
de Lorent, Hans-Peter

Goebbels' Schatten


sehr gut

Hans-Peter de Lorent befasst sich in seinem, wie er ihn nennt, Tatsachenroman mit einer Person, die stets im Schatten einer anderen steht, Dr. Werner Naumann. Er steht stets im Schatten von Propagandaminister Joseph Goebbels. Allerdings lässt der Titel, wenn man das Buch gelesen hat, auch die Interpretation zu, Naumann wäre so etwas wie die graue Eminenz, eine Art Schattenminister, hinter Goebbels gewesen. Immerhin ist er von Adolf Hitler, wenige Stunden vor dessen Selbstmord, mit der Aufgabe betraut worden, das NS-Gedankengut zu bewahren und auch in der Zukunft hochzuhalten.

Das Buch lässt uns in die letzten Tage von Hitler, Goebbels & Co eintauchen, die sich im Führerbunker, in dem von der sowjetischen Armee bereits eingekesselten Berlin, der Realität eines verlorenen Krieges verschließen und letztlcih Selbstmord begehen. Nach Hitlers Tod gelingt es Naumann auf abenteuerlichen Wegen aus Berlin zu entkommen. Dabei hilft ihm das Netzwerk, das er vorsorgliche (?) gesponnen hat. Er lebt zunächst unerkannt und unter falschem Namen, hält sich von seiner Familie fern, legt die Gesellenprüfung zum Maurer ab und gibt die Tarnung erst 1949 auf. Gemeinsam mit anderen Gesinnungsgenossen, die in diversen Nachfolgeparteien der NSADP versammelt sind, versucht man die aktuelle Regierung unter Konrad Adenauer zu unterwandern.

„Ich bekenne mich zu einer Idee, nicht weil sie erfolgreich ist, sondern weil sie richtig ist! Wichtig ist, dass sie wahr ist, die ganze Weite unserer Seele erfasst hat! (S. 440)

1953 fliegt die Verschwörung auf. Naumann wird verhaftet, im abschließenden Entnazifizierungsprozess als Täter eingestuft, verliert deswegen das aktive und passive Wahlrecht, seinen Job und ist für die Ewiggestrigen wertlos. Man lässt ihn fallen und muss Harald Quandt, den Sohn von Magda Goebbels aus der Ehe mit Günther Quandt um einen Job anbetteln.

Seinen letzten Auftrag, den er im Führerbunker erhalten hat, kann er nicht ausführen.

Meine Meinung:

Hans-Peter de Lorent gelingt es sehr gut Fakten mit Fiktion zu verknüpfen. Grundsätzlich habe ich nicht allzu viel Neues erfahren. Vor allem über die Person Werner Naumann nicht. Möglicherweise sind Dokumente und Akten mit einem Sperrvermerk versehen und daher öffentlich noch nicht zugänglich.

Zu Beginn erhalten wir Einblick in den Führerbunker und parallel dazu durch Rückblicke, Einblick in die Biografie von Werner Naumann.

Interessant ist, dass er sich, obwohl er quasi ein Überlebender des (sogenannten) Röhm-Putsches von 1934 ist, sich wieder auf eine Verschwörung eingelassen hat. Entkommen ist er der Säuberungsaktion in der SA nur deshalb, weil Heinrich Himmler ihn geschützt hat. Dass Naumann dann in das Propagandaministerium zu Joseph Goebbels, Himmlers Intimfeind wechselt, ist ebenso ein Anachronismus, dass er, groß gewachsen und blond, nun einem Mann unterstellt ist, der dem nordischen Typ so überhaupt nicht entspricht.

Der ehemalige britische Diplomat und Hohe Kommissar Sir Ivone Kirkpatrick hat 1953 den richtigen Riecher bewiesen, als er Werner Naumann & Co verhaften hat lassen, um eine Kandidatur Naumanns bei den Allgemeinen Wahlen im Herbst 1953 zu verhindern.

Kirkpatricks hellsichtige Mahnung von 1953:

„Es wäre töricht anzunehmen, dass der Nazismus unter keinen Umständen, und auch nicht in anderer Form, im modernen Deutschland wieder erstehen könnte.“

Fazit:

Das Buch ist penibel recherchiert geschrieben und gekonnt erzählt - eine gelungene Mischung aus Sachlichkeit und Belletristik. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 20.07.2025
DAS VERMÄCHTNIS
Rademacher, Uwe

DAS VERMÄCHTNIS


ausgezeichnet

In diesem dritten Fall aus der Reihe Duisburg-Krimis bekommen es BKA-Kommissar Jonathan Dawson und seine Kollegin Sascha Brinkmann mit einem höchst komplexen Fall zu tun, der bis in die letzten Jahre des Zweiten Weltkriegs zurück reicht.

Zunächst ermitteln sie „nur“ im Fall eines alten, qualvoll zu Tode gefolterten Priesters. Wenig später wird das Grab eines anderen Priester aufgebrochen und der Friedhofsgärtner wird ebenfalls ermordet. Ein Kollateralschaden also? Was hofften die Grabschänder im Grab des Priesters zu finden? Ein Hinweis auf einen mysteriösen Koffer aus der NS-Zeit lassen nicht nur bei Dawson und Brinkmann die Alarmglocken schrillen, sondern auch beim BND und dem Vatikan.

Bald ist klar, dass eine Gruppe Ewiggestriger auf der Jagd nach dem ominösen Koffer rücksichtslos jeden aus dem Umfeld der Priester, die um den möglichen Verbleib des Koffers Bescheid wissen könnten, foltern und dann töten. Ein erbarmungsloser Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn die Täter sind den Ermittlern immer einen Schritt voraus. Gibt es einen Maulwurf im BKA?

Nicht genug damit, kochen der BND und der Vatikan ihr eigenes Süppchen und teilen ihre Erkenntnisse nicht mit Dawson & Co..

Meine Meinung:

Uwe Rademacher ist wieder ein rasanter Thriller gelungen bei dem nicht immer ganz klar ist, wer Feind oder Freund ist.

Die NS-Zeit mit ihren abscheulichen medizinischen Versuchen eignet sich perfekt als Thema. Lange Zeit ist für uns Leser nicht klar, ob es hier um die Entwicklung biologischer Waffen à la Anthrax oder Pest geht, oder um etwas ganz anders. Sehr geschickt wechselt die Handlung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, was den Spannungsbogen sehr hoch hält.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem packenden Thriller, der Vergangenheit und Gegenwart durch ein tödliches Geheimnis verbindet, 5 Sterne.

Bewertung vom 20.07.2025
Aschetod / Kate Burkholder Bd.16 (eBook, ePUB)
Castillo, Linda

Aschetod / Kate Burkholder Bd.16 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der 16. Fall für Chief Kate Burkholder wird recht schnell persönlich, als ihre Kollegen Mona Kurtz und Chuck Skidmore bei einem heimlichen Stelldichein, einen brennenden Scheiterhaufen entdecken, in dem ein Mann hilflos verbrennt, weil er an einen Pfahl gefesselt ist. Der Tote ist Milan Swanz, ein Amischer, der auf Grund zahlreicher Gewalttaten und anderer Verstöße gegen die amischen Vorschriften exkommuniziert worden ist.

Recht schnell gerät Kates Bruder Jacob in den Fokus der Ermittler, denn ein Zeuge berichtet von einem Streit der beiden, den er angeblich beobachtet haben will, was Jacob aber heftig bestreitet.

So wird muss Kate den Fall abgeben, da man ihr Vertuschung vorwirft. Das hält sie aber nicht ab, auf eigene Faust zu ermitteln. Als sie entdeckt, dass es in der Vergangenheit ähnliche Fälle von Morden an Amischen gegeben hat, scheint das Gerücht um eine abtrünnigen Gruppe von Amischen, die sich als Rächer sieht, neue Nahrung zu bekommen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann John Tomasetti verfolgt sie die Spur dieser Gruppe und weiß nicht, welches Risiko sie damit eingeht.


Meine Meinung:

Dieser 16. Fall für Kate Burkholder hat es in sich. Sie ist als Amische geboren, hat sich aber dann von der Gemeinschaft losgesagt. Sie kennt die Bräuche sowie die Glaubenssätze der verschworenen Gemeinde, die, obwohl Pazifisten, schon auch die eine oder ander Auseinandersetzung untereinander haben. Diese lösen sie aber intern und rufen nie, niemals die „englische“ Polizei zu Hilfe. Sie weiß, dass Milan Swanz massiv gegen die Regeln verstoßen hat, nur das ganze Ausmaß ist ihr zunächst nicht bekannt.

Kate ist toughe Chefin, die sich um ihr Team kümmert, weshalb man ihr auch während ihrer kurzen Auszeit die nötigen Informationen zum Fall Swanz zuspielt.

Völlig unaufgeregt erklärt Linda Castillo die Lebensgewohnheiten der Amischen. Die Autorin macht das recht geschickt, in dem sie Kate Burkholder ihren Chefs bzw. den Kollegen darüber berichten lässt. Das finde ich sehr interessant, denn über das Leben der Amischen weiß ich relativ wenig. Nachdem ich in dieser Reihe erst mit dem 15. Fall eingestiegen bin, muss ich mich langsam an den Beginn vortasten, denn mich interessiert, warum sie sich von den Amischen losgesagt hat.

Der Schreibstil ist fesselnd und dieser 16. Fall wird nach dem 15. nicht mein letzter Thriller sein, den ich von Linda Castillo, die mit einigen Amischen befreundet ist und daher weiß, worüber sie schreibt, lesen werde.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Thriller 5 Sterne.

Bewertung vom 20.07.2025
Die Schneiderei in der Fliedergasse - Große Träume (eBook, ePUB)
Oswald, Katharina

Die Schneiderei in der Fliedergasse - Große Träume (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Auftakt zu einer zumindest zweiteiligen Familien-Saga nimmt uns in die späten 1970er-Jahre nach Tübingen mit. Nach dem letzten Willen ihres verstorbenen Vaters soll Leonard Jura studieren und seine Zwillingsschwester Susanne eine kaufmännische Lehre absolvieren, um die kleine Schneiderei übernehmen zu können. Susanne fügt sich erst einmal, obwohl sie über juristisches Verständnis verfügt und liebend gerne studiert hätte. Ein typisches Frauenschicksal? Zumal Leonard weder Lust noch Begabung hat, sich den trockenen Gesetzestexten zu widmen. Lieber würde er Kleider entwerfen.

Dann schlägt das Schicksal abermals zu: Diesmal in Form eines Schreibens der Stadtverwaltung, dass das Wohnhaus der Familie im historisch wertvollen Stadtkern liegt und den Vorschriften des Denkmalsschutzes entsprechend, saniert werden muss. Die Crux daran - es fehlt der Witwe schlichtweg das Geld.

Da hilft nicht, Leonard und Susanne müssen kreativ werden. Was sie aushecken, wer ihnen hilft oder ihnen Prügel zwischen die Beine wirft, müsst ihr schon selbst lesen.

Meine Meinung:

Hinter dem Pseudonym Katharina Oswald stecken die Autorinnen Andrea Bottlinger und Claudia Hornung, die mit diesem Reihenauftakt eine gelungene Kombination aus Familien- und Zeitgeschichte geschrieben haben. So werden Feminismus, Hausbesetzungen, Straßenfeste, Improvisionstheater, Studentendemos gegen rechtsgerichtete Professoren, Burschenschafter oder Homosexualität aufgeworfen. Schmunzeln musste ich über die Bemerkungen zum Film „The Rocky Horror Picture Show“ oder zu Batikkleider.

Und ja, Frauen werden sowohl in der eigenen Familie als auch im öffentlichen Leben benachteiligt. Wenn das Geld nur für einen Studienplatz reicht, ist es fast ausschließlich der Sohn, der studieren darf. Egal ober geeignet ist oder nicht. Den Mädchen gönnt man weder Studium noch eine andere weiterführende Ausbildung. Verschenktes Geld, weil sie doch eh bald heiraten würden und zum Dazuverdienen reicht es, eine Stelle als ungelernte Kraft in Supermarkt oder Fabrik anzutreten.

Was mich nur irritiert: Braucht man in Deutschland, um eine Schneiderei zu betreiben, keine entsprechende Ausbildung? Um zu wissen, wie man Ärmel einsetzt, Abnäher richtig platziert oder die beliebte Konfektionsware anpassen soll, braucht man Schneiderhandwerk. Da hilft eine rein kaufmännische Ausbildung nicht viel.

Das Buch liest sich leicht und lässt mich an meine eigene Jugend zurückdenken. Batikkleider habe ich mir, unter der fachkundigen Anleitung meiner Großmutter, einer Schneidermeisterin, selbst genäht.

Ich bin schon neugierig wie es weitergeht, nachdem die Mutter ihren Kindern das Familiengeheimnis enthüllt hat.

Fazit:

Das Buch eignet sich sehr gut als sommerliche Lektüre. Gerne gebe ich hier 4 Sterne und freu mich auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 20.07.2025
Wiedersehen in Assam
MacLeod Trotter, Janet

Wiedersehen in Assam


sehr gut

Der 5. und letzte Teil dieser Teeplantagen-Reihe entführt uns im Jahr 1962 wieder nach Assam. Samantha „Sammy“ ist nun 14 Jahre alt, lebt im Londoner Internat und reist für die Weihnachtsfeiertage auf die Teeplantage ihrer Eltern nach Indien. Es ist eine Zeit der Unruhe, denn die Grenzstreitigkeiten mit China schwelen wie manche andere Unruhe über den Plantagenbesitzern. Doch das ist nicht das einzige, was Sammy den Aufenthalt vergällt. Zufällig enthüllt sie ein lange gehütetes Geheimnis ihrer Mutter, das alle außer ihr zu kennen scheinen.

Die Ferien enden im Streit und Sammy kehrt nach England zurück. Wird sie sich mit ihrer Mutter aussöhnen und jemals nach Indien zurückkehren?

Meine Meinung:

Ich habe vor kurzem eine andere Reihe der Autorin gelesen und habe mich ohne die Vorgänger der Assam-Reihe zu kennen, gleich zurechtgefunden. Das Konzept ist ähnlich: britische Teeplantagenbesitzer, das Geheimnis um eine nicht standesgemäße große Liebe inklusive einem unehelichen Kind, das man weggeben und verstecken muss, sowie ein neugieriges Familienmitglied, das dem Geheimnis auf die Spur kommt.

Vieles ist vorhersehbar, aber farbenprächtig erzählt. Manches aus meiner Sicht, ein wenig altbacken. Aber so sind sie eben, die britischen Feudalherren (und Damen). Oft steckt hinter dem großspurigen Gehabe ein dunkles Geheimnis.

Die meisten Charaktere sind ziemlich durchschaubar, aber nicht ungut.

Die junge Sammy wirkt stellenweise erwachsener als es für das angegebene Alter üblich ist.

Fazit:

Wer gerne historische Romane mit Intrigen, Herzschmerz und Vorurteilen vor einer exotischen Kulisse lesen möchte, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 20.07.2025
Elizabeth Scheu Close
Eiblmayr, Judith

Elizabeth Scheu Close


ausgezeichnet

Der Verlag Anton Pustet hat seit einiger Zeit Bücher über Architektinnen und Architekten im Programm. Diese Monografie beschreibt das Leben und Wirken der Architektin Elizabeth Scheu Close (1912-2011), die in Wien geboren ist. Ihre Mutter ist Jüdin, der Vater Sozialdemokrat. Sie lassen sich vom bekannten Architekten Adolf Loos ihre Villa in Hietzing, dem 13. Bezirk von Wien eine moderne Villa bauen. Zu modern, wie die meisten Zeitgenossen sagen.
Diese Villa in der Larochegasse 3 wird den Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt überstehen, mehrmals verkauft werden, ist aktuell im Besitz der Stadt Wien und steht unter Denkmalschutz.

Beeindruckt vom Sozialen Wohnbau des Roten Wien, beginnt sie 1930 als einzige Frau unter Dutzenden Männern an der TU Wien das Studium der Architektur. Wie sie später erzählt, hat man es ihr und den Studentinnen anderer Fakultäten nicht leicht gemacht. Sei es, dass man den jungen Frauen keine Toiletten zur Verfügung stellen wollte, oder sei es, dass man ihre Arbeiten um einiges strenger beurteilt hat. Weil sie aus einem jüdisch-sozialistischem Elternhaus stammt, wandert sie 1932 in die USA aus. Dort lernt sie ihren Studienkollegen Winston Close kenne, den sie 1938 heiratet.

Gemeinsam gründen das Ehepaar ein Architekturbüro. Sie werden zahlreiche Firmensitze, Geschäftsgebäude und Einfamilienhäuser planen und bauen. Um nach dem Zweiten Weltkrieg schnell ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellen zu können, arbeiten sie mit Fertigteilhäusern. Bekannt sind auch ihre Gartensiedlungen, für die Immobilienspekulanten bestehende Arbeiterwohnviertel abreißen. Damit sollen Häuser für weiße, gut verdienende Familien errichtet werden.

Zeit ihres langen Lebens - sie wird fast 100 Jahre alt - schwingen die Entwürfe des sozialen Wohnbau im Roten Wien
sowie die einfache und klare Struktur eines Adolf Loos in ihren eigenen Arbeit mit.

Fazit:

Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen. Zahlreiche Abbildungen aus dem Privatbesitz der Architektin, Pläne und Fotos ihre Studien bzw. errichteten Gebäuden vervollständigen dieses interessante Buch über Elizabeth Scheu Close, einer amerikanischen Architektin mit Wiener Wurzeln. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 09.07.2025
Reich der Lügen (eBook, ePUB)
Palmer, Hartmut

Reich der Lügen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bei einem Treffen mit dem Bonner Journalisten Kurt Zink in einem Café im uckermärkischen Templin vergisst der pensionierte Polizist und Personenschützer Siegfried Iserlohe, weil das Gespräch von einem Telefonanruf unterbrochen worden ist und Siegfried darauf hin das Café eilends verlässt, seine Brieftasche am Tisch. Zink nimmt die Brieftasche an sich und hinterlässt seine Telefonnummer.

Wenig später melden sich diverse Personen, die die Brieftasche im Namen Iserlohes abholen wollen, was dem Journalisten merkwürdig vorkommt. Umso mehr, als man kurz danach Iserlohe ermordet auffindet.

Enthält die Brieftasche brisante Informationen? Und was wusste Iserlohe?

Als Kurt Zink die Brieftasche durchforstet, entdeckt er Hinweise auf die Allianz für Deutschland, die sich anschickt, ihr Netzwerk zu verdichten. Musste Siegfried Iserlohe deswegen sterben? Und welche Rolle spielt dessen ehrgeiziger Sohn Rainer?

Fragen über Fragen die nur durch die Lektüre dieses Polit-Romans beantwortet werden können.

Meine Meinung:

Bei diesem Kriminalroman von Hartmut Palmer läuft es mir ein wenig kalt über den Rücken. Warum?

Zum einem, weil der Autor ein beängstigend realistisches Abbild der Politik unserer Zeit zeichnet. obwohl ich als Österreicherin nicht ganz genau über regionale (?) Erscheinungen in Deutschland Bescheid weiß und zum anderen, weil diese geschilderten Ereignisse keineswegs - wie er im Nachwort schreibt - zufällig, sondern beabsichtigt sind und durchaus Ähnlichkeiten mit lebenden Personen aufweisen.

Hartmut Palmer versteht es ausgezeichnet, seine Leserschaft bis zur letzten Seite fesseln. LeserInnen aus Deutschland werden die Anspielungen und Parallelen zur Wirklichkeit leicht erkennen.

Der Schreibstil ist fesselnd und die Charaktere fein ausgearbeitet. Geschickt lässt er reale Persönlichkeiten wie Konrad Adenauer, Willy Brandt oder den Gründer des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, Rudolf Augstein, in seinem Roman auftreten.

Obwohl sich das Buch wie ein Krimi liest, ist es eher in die Kategorie politische Romane oder Dystopien einzuordnen. Obwohl, für eine Dystopie scheinen die Ereignisse rund um einen möglichen Putsch durch die Allianz für Deutschland zu realistisch. Man wird sehen, was die Zukunft bringen wird. Hoffentlich eine Fortsetzung mit Kurt Zink, denn ausgestanden ist die Situation noch nicht ....

Fazit:

Gerne gebe ich diesem politischen Roman, der ein düsteres Bild von der aktuellen Lage in Deutschland zeichnet, 5 Sterne.