Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Raoul Chagny

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


gut

Feine Charakterzeichnungen
Mit "Der Gott des Waldes" legt Liz Moore eine gelungene Mischung aus einem Gesellschafts- und einem Kriminalroman vor. Beschreibungen des Lebens der amerikanischen Upperclass an der East Coast, für die die Adirondack Mountains vor allem ein ansprechender Entspannungs- und Urlaubsort sind, und des Lebens der weniger wohlhabenden Einwohner dort verbindet Moore mit einem soliden, vielleicht etwas zu konventionellen Kriminalfall. Überzeugen kann vor allem die feine Charakterzeichnung Moores, die sich durch scharfe Beobachtungen und ihre Nuanciertheit auszeichnet. "Der Gott des Waldes" von Liz Moore ist vor allem denjenigen zu empfehlen, denen weniger an einer actionreichen Handlung mit vielen Twists gelegen ist, sondern stattdessen an einem ruhigen Buch, dessen Spannung sich langsam und gut dosiert aufbaut.

Bewertung vom 19.05.2025
Das Haus der Türen
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


sehr gut

Fakten und Fiktion
"Fakten und Fiktion" verwebt Twan Eng Tan geschickt in seinem Roman "Das Haus der Türen" und erschafft so einen lebendigen Roman, der zugleich mit vielen interessanten, historischen Informationen aufwartet. Mit seiner Erzählung, die im Mittelteil sowohl sprachlich als auch zeitlich dicht (mit wiederkehrenden Sprüngen in die Vergangenheit) gewebt ist, erschafft Tan gleichermaßen ein Portrait des Autors Somerset Maugham wie auch des Lebens in der britischen Kronkolonie Penang. Tan erschafft in einer zarten, aber zugleich ausdrucksstarken Sprache ein sehr lebendiges und eindrückliches Bild der Kolonialgesellschaft und ihrer herrschenden Moral und der Grenzen, die durch sie gesetzt wird. Zur Lebendigkeit des Romans tragen insbesondere auch die detaillierten und sehr sensorisch geschriebenen Darstellungen der Handlungsplätze ein, für die allein es sich schon lohnt, diesen Roman zu lesen.

Bewertung vom 09.05.2025
Cinema Love
Tang, Jiaming

Cinema Love


sehr gut

Eindrucksvolles Panorama
Überzeugen kann "Cinema Love" von Jiaming Tang insbesondere durch den starken Schreibstil des Autors. Der Roman ist einer starken und originellen Erzählstimme verfasst, die zu fesseln weiß. Mit seiner eindrucksvollen Sprache gelingt es Tang immer wieder, lebendige Bilder und Schilderungen zu erschaffen, die lange im Gedächtnis bleiben. Auf diese gelingt Weise gelingt Tang ein eindrücklicher Roman, der gekonnt die Schicksale mehrerer Charaktere über die Jahre hinweg verknüpft und so ein starkes Panorama erschafft. Ausgehend von einem Arbeiterkino in der Provinz Fuzhou, in dem die homo- und bisexuellen Männer nur heimlich und im Dunkeln mit anderen Männern in Kontakt treten können, spannt Tang einen weiten Bogen bis zu dem Leben von chinesischen Einwanderer:innen in den USA, die auf den amerikanischen Traum hoffen, aber Ausbeutung erleben. Ein eindrucksvolles Debüt!

Bewertung vom 09.05.2025
Tuberkulose
Green, John

Tuberkulose


ausgezeichnet

Informativ und bewegend - das Highlight des Jahres
Das neue Buch von John Green "Tuberkulose" ist eine umfassende, aber zugleich kurze und kurzweilige Darstellung der Infektionskrankheit Tuberkulose und ihrer Medizin- und Kulturgeschichte. Das große Schreibtalent John Greens merkt man auch diesem Buch an: Mit starker Sprache und eindrucksvollen Sätzen berichtet er von der großen Rolle die Tuberkulose in der Menschheitsgeschichte gespielt hat und stellt sowohl die medizinischen Hintergründe als auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge eingängig dar. Indem Green seinen Bericht mit persönlichen Eindrücken und den Erfahrungen von Betroffenen verknüpft, schafft er ein informatives und zugleich sehr bewegendes Buch. Nicht zuletzt ist "Tuberkulose" von John Green ein Plädoyer gegen die gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, die dazu führen, dass über eine Million Menschen jährlich weiterhin an einer heilbaren Krankheit stirbt. Zugleich gibt diese Buch Hoffnung und zeigt auf, dass sich diese gesellschaftlichen Zustände ändern lassen. So spannend wurde noch nie über eine Krankheit berichtet. Eine unbedingte Kaufempfehlung!

Bewertung vom 09.05.2025
Greta & Valdin
Reilly, Rebecca K

Greta & Valdin


ausgezeichnet

Starke Charaktere und ein humorvoller Großstadtroman
Zu Beginn ihres Romans "Greta & Valdin" wartet Rebecca K Reilly mit einer Übersicht der wichtigen Figuren auf, die - ähnlich wie bei einem klassischen, russischen Roman - vielzählig und oft einen ganz anderen Spitznamen haben. Diese Übersicht erweist sich besonders zu Beginn des Romans als hilfreich, um die erwähnten Figuren besser einordnen zu können. Im Gegensatz zu klassischen, russischen Romanen besteht jedoch hier zu keinem Zeitpunkt die Gefahr, den Überblick über die wichtigen Charaktere zu verlieren. Grund hierfür ist vor allem die starke Zeichnung und Charakterisierung der Figuren, die diese lebendig werden und im Gedächtnis bleiben lässt. Mit direkter, unmittelbarer und authentischer Erzählstimme führt durch die Handlung schafft dabei ein (fast) realistisches und unterhaltsames Portrait des Lebens zweier junger Menschen in einer Großstadt. "Greta & Valdin" ist ein sehr gelungener und Großstadtroman, der sich durch seinen Humor und die starken Charakter besonders auszeichnet.

Bewertung vom 09.05.2025
Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2
Stevenson, Benjamin

Jeder im Zug ist verdächtig / Die mörderischen Cunninghams Bd.2


ausgezeichnet

Sehr zu empfehlender Krimi-Spaß!
"Jeder im Zug ist verdächtig" so lauten Titel und Programm von Bejamin Stevensons zweiten Roman seiner Reihe um die "mörderischen Cunnninghams": Auch dieser Roman zeichnet sich durch einen clever konstruierten Plot mit vielen Twists und Geheimnissen und vor allem undurchschaubaren Verdächtigen aus. Es handelt sich um einen fairen Kriminalroman, es werden also - wie zu Beginn angekündigt - den Lesenden keine Hinweise vorenthalten, sondern diese werden sorgfältig in die Handlung eingebaut und kunstvoll miteinander verknüpft - die überraschende Auflösung bleibt dennoch bis zum Schluss verborgen. Besonders besticht dieser Kriminalroman jedoch durch die Erzählweise von Stevenson, der gekonnt Humor mit Meta-Referenzen kombiniert und so zugleich eine Hommage als auch eine Aktualisierung des klassischen Kriminalromans schafft. "Jeder im Zug ist verdächtig" ist ohne Einschränkung sowohl den Fans der Kriminalromane von Agatha Christie als auch denjenigen zu empfehlen, die moderne Kriminalromane bevorzugen.

Bewertung vom 09.05.2025
Dunkle Momente
Hoven, Elisa

Dunkle Momente


gut

Spannende Themen in einen soliden Roman verpackt
"Dunkle Momente" von Elisa Hoven hinterlässt ein gemischtes Bild: Positiv fällt auf, dass die Darstellung der Verbrechen durch Hoven auf Grund ihres Hintergrunds als Strafrechtsprofessorin differenzierter und deutlich weniger klischeehaft als in den meisten anderen Kriminalromanen erfolgt. Leider zeigt sich diese differenzierte Herangehensweise weniger bei den Figuren des Romans, die oft oberflächlich oder sogar stereotyp gezeichnet sind. Der Stil Hovens ist souverän und routiniert, aber oft zu zurückhaltend und zuweilen monoton. Eine Darstellung mit mehr "show" und weniger "tell" hätte den Roman dynamischer und spannender gemacht. Auch wäre eine tiefere Auseinandersetzung mit den aufgeworfenen strafrechtlichen Aspekten wünschenswert gewesen. Der Roman bleibt angesichts dieser spannenden Themenauswahl leider zu oberflächlich und lässt interessante Fragen weitgehend unbeantwortet. Insgesamt handelt es sich um einen soliden Kriminalroman, der sowohl Potenzial als auch Verbesserungsmöglichkeiten erkennen lässt.

Bewertung vom 09.05.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Origineller und spannender Kriminalroman
Mit seinem neuen Roman "Der letzte Mord am Ende der Welt" zeigt Stuart Turton mehr, dass er der Autor schlechthin für spannende und kreative Genre-Experimente ist. Auch bei diesem Buch erfindet sich Turton ganz neu und überrascht mit einem originellen Setting und vielen einfallsreichen Handlungsansätzen. Eine Konstante ist hingegen Turtons Stärke im World-Building. Mit viel Detailtreue schafft er eine lebendige Romanwelt mit vielschichtigen Figuren. Die Handlung zeichnet sich durch ihre geschickte Führung und die spannungsreichen Wendungen aus, bei denen Turton geschickt mit den Erwartungen seiner Leserschaft spielt. Zugleich gelingt es Turton als Autor unberechenbar zu bleiben, sodass auch die Leserinnen und Leser seiner beiden vorherigen Bücher von diesem Buch überrascht sein werden. An Herz gelegt sei dieses Buch nicht nur den Fans von Kriminalromanen, sondern all denjenigen, die auf der Suche nach einer spannenden und originellen Geschichte sind.

Bewertung vom 02.12.2024
Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3
Christie, Agatha;Bottier, Isabelle

Hercule Poirots Weihnachten / Agatha Christie Classics Bd.3


ausgezeichnet

Weihnachtsstimmung mit Poirot
Agatha Christies "Hercule Poirots Weihnachten" ist wohl der Klassiker des festlichen Cosy-Crime schlechthin und bringt in dieser Fassung als Graphic Novel ebenfalls viel Freude. Auch wer "Hercule Poirots Weihnachten" bereits in Romanform oder durch eine der vielen Verfilmungen kennt, kommt bei dieser Graphic Novel voll auf seine bzw. ihre Kosten. Die spannungsreiche und gelungen konstruierte Handlung dieses Kriminalfalls überzeugt mit ihren überraschenden Wendungen und illustren Verdächtigen auch bei erneuter Lektüre. Ebenso überzeugend ist die Umsetzung als Graphic Novel durch Isabelle Bottier und den Illustrator Callixte. Mit charaktervollen und ausdrucksstarken Zeichnungen wird die Handlung stimmungsvoll und charmant zum Leben gebracht und untermalt. Diese Graphic Novel eignet sich bestens für entspannte Stunden in der Adventszeit und zur Einstimmung auf ein (spannungsvolles) Weihnachten.

Bewertung vom 02.12.2024
Antichristie
Sanyal, Mithu

Antichristie


ausgezeichnet

Spannend und informativ
Nachdem Mithu Sanyal in "Identitti" die Themen von Identität und Identitätspolitik sowie die diesbezüglich geführten Debatten eingefangen und auf den Kopf gedreht hat, widmet sie sich in "Antichristie" nun dem Thema des Kolonialismus. In diesem Roman sprengt sie dabei nicht nur die Genregrenzen, sondern auch die Grenzen der Zeit. Die Titelfigur Durga findet satt im Jahr 2022 plötzlich im 1906, also zur Zeit des indischen Unabhängigkeitskampfes gegen die britische Kolonialherrschaft, wieder. Diese Prämisse nutzt Sanyal geschickt aus um auf zwei Zeitebenen sowohl die damaligen als auch heutigen Auswirkungen des 1906 aktuellen und heute ehemaligen Kolonialismus auszuloten. Gekonnt gelingt es Sanyal den blinden Fleck aufzuzeigen, den der Kolonialismus im heutigen europäischen Geschichtsbild darstellt. Sanyals Schreibstil ist gewohnt pointiert und scharf. Insgesamt handelt es sich um einen sehr informativen Roman, der zum Nachdenken anregt.