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kaffeeelse
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psychologiebegeiste und Ethnographie liebende Vielleserin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2025
Die liegende Frau
Vogt, Laura

Die liegende Frau


ausgezeichnet

Das Gestern, das Jetzt und das Morgen

3 Frauen. Romina, Szibilla und Nora. 3 Freundinnen. 3 Lebenswelten. Ein wunderbares Konzept. Schon in „Was wir sind“ von Anna Hope und in „Katzenzungen“ von Borger & Straub hat mich dieses Konzept begeistert. Und dieses Begeistern schafft auch Laura Vogt in „Die liegende Frau“.
Freundinnen. Ein immerwährendes Thema denke ich. Frau braucht sie genauso, wie sie sich daran reibt. Ein Ritt auf einem Pulverfass. Manchmal. Oft. Dennoch ist die Freundinnenschaft auch etwas Essentielles.
Und auch hier ist das so. Romina, Szibilla und Nora stehen in ihren Leben. Sie sind erwachsen. Autark. Konventionell und auch unkonventioneller. Sie kommen zusammen. Doch anders als geplant. Nora reist mit ihrer Tochter zur Mutter ins schweizerische Rheintal, verfällt dort in ein neuordnendes Schweigen, zieht sich in sich selbst zurück. Ihre Freundinnen Romina und Szibilla kommen nach und müssen warten, bis Nora wieder da ist, wieder in der Aktion ist und haben in der Zwischenzeit sich selbst. Ihre doch recht unterschiedlichen Welten und Sichten prallen aufeinander. Dann wird aus der Welt zu zweit wieder eine Welt zu dritt. Und das Annähern der Frauen geht weiter. Ihre Sichten. Ihre Welten. Ihr Wollen. Ihr Miteinander. Ihre Schwesternschaft.
Ein wunderbares Buch! „Die liegende Frau“. Ein Buchtitel. Doch eigentlich noch viel mehr. Dieses ach so tolle Patriarchat, welches sich fügsame und steuerbare Frauen wünscht und die heutige Welt, in der die Frauen aufwachen und diese altbekannten Lebensentwürfe zu hinterfragen beginnen. Das ist das Thema des Buches. Und wer meine Lesegewohnheiten kennt, wird wissen, ja, für dieses Buch brennt sie. Und genau so war es. 3 unterschiedliche Frauen, die sich begegneten, die sich anfreundeten. Ob das hier real ist? Warum nicht? Man lernt sich in einem bestimmten Moment kennen und dann kommt die Zeit, sie verändert, man wächst, bzw. man sollte wachsen. Und später kommt man dann an den Punkt altbekanntes zu überdenken. An diesem Punkt sind auch Nora und Szibilla und auch Romina.
Die Leserschaft darf daran teilhaben, darf mitfiebern. Und noch etwas darf die Leserschaft. Die eigenen Sichten hinterfragen. Und dabei wünsche ich besonders viel Spaß!
Ein richtig gutes Buch, dem ich eine große Zahl an Lesenden wünsche. Gestern war der 8. März, der feministische Kampftag. Und Simone de Beauvoir sagte: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen. Sie bekommen Nichts!“
„Die liegende Frau“ ist ein Roman über 3 Freundinnen, über ihre Sichten, über ihr Wollen. Und das ist etwas über das wir alle einmal nachdenken sollten! Ein Bundestag mit nicht mal 33 % Frauenanteil, was kann so ein Bundestag für uns Frauen, für unsere Sichten, für unsere Freiheit bewirken. Und wollen wir das? Wollen wir liegen oder wollen wir schreien? Mädels, wacht endlich auf!

Bewertung vom 09.03.2025
Die Welt hat blaue Haare
Steiner, Paula

Die Welt hat blaue Haare


ausgezeichnet

Erwachsenwerden

„Die Welt hat blaue Haare“ habe ich wirklich sehr gern gelesen. Nicht weil die Geschichte mich so umhaut. Verzaubert hat mich hier eher der Sprachklang der jungen Autorin Paula Steiner. Erzählt wird hier eine Coming of Age Geschichte. Wer meinen Account kennt, wird wissen, dass ich hier bei diesem Genre gespaltene Sichten besitze. Manchmal holen mich diese Geschichten ab und manchmal komme ich einfach in dieses jugendliche Geplärre nicht hinein. Hier bei „Die Welt hat blaue Haare“ war ich Feuer und Flamme. Luisa in ihrer Lebenswelt im deutschen Schweinfurt verzaubert mich etwas mit ihrer jugendlich aufmüpfigen Art. Und nicht nur mit dieser. Fast ebenso begeistert sie mich mit ihrer Fantasie, denn es gelingt ihr in ihre doch etwas langweilige Welt einen fantastischen Klang zu bringen. Dazu gehört schon etwas. Und dieses jugendlich Rotzige gemixt mit dieser Fantasie hat mich dann doch völlig begeistert und auch erreicht.
In dieser fantastischen Welt, die Paula Steiner hier in dieser von ihrer Protagonistin Luisa erfundenen Geschichte präsentiert, steckt jede Menge Gesellschaftskritik. Eine Gesellschaftskritik, die gerade in der empfundenen kleinstädtischen Enge von Schweinfurt begründet ist. Und wie wir jetzt nach den Wahlen, nach den Sondierungen wissen, eine Enge, die in vielen Köpfen in Deutschland herrscht und die unserem Land leider massiv schadet. Nicht Ausgrenzung ist das Rezept, sondern eine Aufnahme in unsere Welt und damit eine Erweiterung und Stärkung unserer Welt. Aber was der Bauer nicht kennt, das frisst er nun mal nicht.
Paula Steiner prangert dieses ewig gestrige Denken in ihrem Buch an und verzaubert mich damit, aber auch mit dieser herrlich unkonventionellen Luisa. Ich hatte in meiner Jugend selbst einmal blaue Strähnen in meinen Haaren. Von daher und nicht nur von daher weiß ich was es heißt Aufmerksamkeit in einer eng gesteckten Welt zu erzeugen. Ja, wir aufmüpfigen Geister erzeugen Reaktionen. Und wir verändern. Dazu braucht man Kraft und manchmal auch ne große Klappe. Vielleicht verzaubert mich dies alles in dem Buch, die Gesellschaftskritik an dieser eng gestrickten Welt, die Fantasie, der Sprachklang und starke weibliche Charaktere. Sicher ist das so!
Luisa geht ihren Weg, entdeckt ihre Gefühlswelt, entdeckt ihre Fantasie, sie gewinnt und sie verliert, wie das eben so ist im Leben. Und Paula Steiner entführt mich mit ihrem wunderschönen Buch „Die Welt hat blaue Haare“ in die Fantasie, in die Welt ihrer Protagonistin Luisa und lässt mich mit ihrer Geschichte auch etwas zum Sinnieren kommen.
Für mich eine wunderbare Lektüre!

Bewertung vom 03.03.2025
Fliehkraft
Röder, Britta

Fliehkraft


ausgezeichnet

Realität und Wünsche

Fliehkräfte. Etwas Altes, dem man entfliehen möchte. Dazu gehört das Erkennen, dass irgendetwas nicht stimmt oder dass man nicht weiterkommt. Doch dieses Gehen können ist oft nicht so einfach. Dazu braucht man Gedankenanstöße von außen. Durch manch einen Charakter im Buch bekommen die Protagonisten eben diese Gedanken, diese Anregungen. Und die Leserschaft bekommt diese Anregungen durch die Lektüre von zum Beispiel „Fliehkraft“ von Britta Röder. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen. Warum ist das so? Viele von uns sitzen wahrscheinlich in Gegebenheiten fest, die einen nicht zufrieden machen. Und dieses Buch von Britta Röder dockt genau daran an.

Es sind Kurzgeschichten, genau 7 Kurzgeschichten. Und es sind Erzählungen voller Kraft und voller Intensität. Es sind Kurzgeschichten mit Charakteren, die sich förmlich ins Herz brennen.

Am meisten haben mich Mira und Sandro in der Kurzgeschichte „In der Wartehalle“ und auch Karin auf ihrer Reise nach Prag anlässlich ihres anstehenden Hochzeitstags in „Freihändig“ angesprochen. Mira steckt in einer angespannten Situation fest, der sie durch ein höheres Arbeitspensum entfliehen möchte und Karin steckt in einer nicht perfekt laufenden Beziehung. Beide berühren mich intensiv, ich durchschreite in den Kurzgeschichten ihre Lebenswelten und bin gebannt von ihnen und genauso lassen mich die Charaktere in meine eigenen Welten blicken und Vergleiche ziehen. Wer meine Rezensionen und meine Gewichtungen kennt, wird wissen, dass ich genau solche Literatur sehr mag. Ich nenne es immer wieder Sinnieren und genau dies ermöglicht mir Britta Röder mit ihrem Buch „Fliehkraft“. Ich liebe es, ich liebe es, ich liebe es!

Aber auch die anderen Charaktere sind intensiv und die Erzählungen sind einfach sehr gut! Sei es die auf ihren Mann wartende Ingrid in „Hochzeitstag“, sei es die in den Urlaub fahrende Familie in „Sommer 1981“, sei es der wirklich liebenswerte Gert in „Gert macht kehrt“, sei es Tante Trude und der Blick aus der dritten Generation auf sie in „Tante Trude“ und sein es Sanja und ihre Rückkehr zur Familie, einer Familie, die vor Versäumnissen förmlich strotzt in „Fliehkraft“. Allesamt Erzählungen, die so intensiv und voller liebenswerter Charaktere sind, welche sich beim Lesen tief ins Herz graben.

„Fliehkraft“ ist ein richtig gelungenes Buch mit liebenswerten Protagonisten und fließenden Geschichten rund ums Leben. Sehr schön zu lesen und absolut zum Nachdenken anregend.

Definitiv ein Jahreshighlight!

Und ich kann nur beherzt und völlig beseelt rufen: Leute, lest dieses Buch, denn es ist ein Herzensbuch, mein Herzensbuch! Völlige Liebe von mir „Fliehkraft“ gegenüber!

Bewertung vom 19.02.2025
Du hast die Wahl
Raschke, Marc

Du hast die Wahl


ausgezeichnet

Tage vor diesem Wahlkrimi

Der Politikwissenschaftler, Journalist, Publizist und Influencer Marc Raschke hat kurz vor diesem Wahlkrimi, der uns am 23.2.2025 ereilen wird, noch seinen Taschen-Raschke auf den Markt geworfen.

Was meines Erachtens ein sehr gutes Unterfangen war und ist. Mit seinen 100 Seiten ist dieses Taschenbuch auch gut und schnell lesbar. Und in den heutigen Zeiten der Polemik, die auch oft außerhalb von Deutschland ihren Ursprung und ihren Grund in der Destabilisierung der deutschen, wie auch der europäischen Welt hat, ist ein Blick auf dieses Tun überlebenswichtig! Denn seine Gegner entmachtet man. An einigen Orten kennt man genau diese Thesen. Dies sollte und muss man wissen!!!

Kurz entschlossen hat der Pinguletta Verlag dieses Buch ermöglicht, hierbei gab es viel mutiges Handeln. Meinen Applaus dafür. Denn am 23.1.2025 ein Buch herauszubringen, welches das Geschehen am 23.2.2025 für die Menschen vereinfachen soll und politische Denke greifbarer machen soll. Meinen Respekt! Und Danke! Denn hier gibt es nur einen Monat zur Handlung, zur Lektüre. Doch vorab. Die Lektüre geht hier wirklich schnell und ist ungemein lehrreich/wichtig. Bis zum Sonntag sind es noch ein paar Tage mit vielen Stunden. Hier dieses Buch zu lesen ist durchaus keine unnütz verbrachte Zeit!

Marc Raschke blickt in seinem Taschen-Raschke auf unser Land, blickt auf die gespaltene Gesellschaft, nimmt diese immer weiter klaffende Schere zwischen Arm und Reich in den Blick, sieht die Gefahr, die hier liegt. Er schaut auf die Polemik, in den Medien und in den Parteien, schaut auf deren Ziele und die Ursachen, schaut auf das, was uns, der Bevölkerung, bei einem Sieg der Polemik blüht. Er schaut auf die Polemik und die Fakten. Er deckt auf. Er zeigt die Lügen und er zeigt die Wahrheiten dahinter. Er schaut auf die Klimadebatte und das unsägliche Tun gegen Grün. Er schaut auf die soziale Spaltung, er schaut auf die Gewinner hinter diesem Aufeinanderhetzen. Er schaut auf unser reiches Land. Und er schaut auf die Reichen und ihr Tun. Er schaut auf die Gier. Eine zerstörerische Kraft.

Ein Buch mit einer ungeheuren Kraft!

Und bei aller Kritik. Dies ist mitnichten ein Buch für Links! Dies ist ein Buch der Mitte und ein Buch für die Mitte. Es ist ein Buch gegen die unsägliche Gier! Wer hier sagt, dass dieses Buch gegen Rechts ist, dies stimmt nicht, es ist ein Buch gegen eine unverfrorene Gier und wer sich hier angesprochen fühlt, sollte einfach mal überlegen wo er/sie steht!

Auf sozial Schwache einzutreten, ist ein gesellschaftliches No Go! Denn wir alle sind nur eine Krankheit/ einen Unfall von einer Erwerbsminderung entfernt. Und ich möchte in einem Land leben, wo man genau dann abgesichert ist, ohne versichern zu müssen, dass es gerechtfertigt ist Leistungen zu beziehen. Denn vorher war man ein Leistungsträger in der Gesellschaft! Und basta!

Unbedingt lesen!

Bewertung vom 19.02.2025
Diesseits der Mauer
Hoyer, Katja

Diesseits der Mauer


ausgezeichnet

Geschichte der DDR

Der Historikerin Katja Hoyer gelingt hier ein richtig eindrucksvolles Buch zur Geschichte der DDR. Die 1985 in Guben geborene Katja Hoyer absolviert ihr Geschichtsstudium in Jena und ging 2010 nach England, wo sie lebt und arbeitet.

Mit ihrem Buch „Diesseits der Mauer“, 2023 bei Hoffmann und Campe auf Deutsch erschienen, als Übersetzung von „Beyond the Wall. East Germany“, welches ebenso 2023 bei Allen Lane in London erschien, begeistert sie mich ungemein. 1989 war Katja Hoyer 4 Jahre alt, was ihr vielleicht half, einen nicht verfärbten Blick auf den Osten zu wagen. Ich weiß nicht, ob ich dies könnte und ich würde nicht sagen, dass ich irgendwie DDR-nostalgisch veranlagt wäre. Dennoch verbinden mich einige Jahre mit der DDR, auch und gerade diese prägenden Coming of age. Das verändert. Ebenso wie mich so manch ein Blick aus fremden Augen auf diesen Osten regelrecht ärgert.

Deswegen habe ich auch etwas warten müssen mit der Lektüre. Man muss reif sein für ein Buch und dies trifft noch mehr auf Geschichtsbücher über die DDR zu. Denn wenn man im Osten aufgewachsen ist und immer noch dort lebt, hat man für gewöhnlich sehr feine Antennen bei diesem Thema. Denn mit Ruhm bekleckert hat sich Deutschland beim Thema Osten auf gar keinen Fall. Auch wenn dies im Westen oft niemand hören will. Denn dieses unsägliche Jetzt hat mit diesem Damals zu tun. Leider!

Aber zurück zu dem Buch. Obwohl ich mich durchaus als eine geschichtlich bewanderte Ostfrau halte, hat mich „Diesseits der Mauer“ oft verblüfft. Ja, dieses sehr gut recherchierte Buch vermittelt Neues und ich empfehle es schon deswegen. Schon in den ersten Kapiteln hatte mich Katja Hoyer erreicht, erstaunt und überzeugt. Ein so wichtiges Buch! Ein weiterer Pluspunkt bei diesem Buch ist der Ton, einerseits wird der Informationsfluss durch Berichte von Zeitzeugen gelockert, andererseits gelingt Katja Hoyer ihr Blick auf die DDR wirklich gut, und zwar weder verklärt noch voreingenommen, was fast ein Meisterstück ist, denn dieses Thema polarisiert ungemein.

Ich finde dieses Buch sollte eine Pflichtlektüre sein für jeden in Deutschland, zusammen mit „Ungleich vereint“ von Steffen Mau. Vielleicht wäre dann einiges anders. Bildung hilft ja für gewöhnlich. Wobei vielleicht auch eine Haltung helfen könnte, kein Opfer sein und die Schuld bei Anderen suchen zum Beispiel. Immer die eigene Beteiligung beim Geschehen erfragen, die eigene Wahl bei den Wegkreuzungen des Lebens. So lebt es sich meines Erachtens deutlich besser, ruhiger und inhaltlich voller.

Bewertung vom 19.02.2025
Kanadische Jagd
Blunt, Giles

Kanadische Jagd


ausgezeichnet

Mörderhatz im kanadischen Frühling

Nachdem mich Giles Blunt schon mit den ersten beiden Krimis um den Detective John Cardinal begeistern konnte, bin ich nun beim dritten Krimi der Reihe. Wie schon bei den Vorgängern, ich bin bezaubert vom Erzählten. Wunderbare Ablenkung vom Hier bietet Giles Blunt in seinen spannenden Krimis. Ich reise wieder sehr gern gedanklich in die kanadische Welt und fühle mich sehr gut unterhalten. Die Ermittler John Cardinal und Lise Delorme sind absolut interessante Charaktere, die mich überzeugen. Dazu kommt dann noch diese wunderschöne Welt um das fiktive Algonquin Bay am Nipissing See in Ontario, welches sich am realen North Bay orientiert. Ein Traum. Ein kanadischer Traum. Dichte Wälder. Malerische Seen. Indigene und ihre so eigenen Sichten.

Aber nicht nur das Malerische hat in den Krimis eine Bedeutung. Klar, sagt ja schon das Genre. In „Kanadische Jagd“ geht es um eine junge rothaarige Frau, die allem Anschein nach ihr Gedächtnis verloren hat und Cardinal über den Weg läuft. Und sein Riecher täuscht ihn nicht. Der Gedächtnisverlust basiert auf einem erlittenen Trauma. Ein weiteres Opfer taucht in einer Höhle auf. Rätselhafte Felsmalereien befinden sich auch dort. Sind diese Malereien indigen? Und noch etwas beschäftigt Cardinal, die rothaarige Frau scheint nicht zu den fügsamen Charakteren zu gehören.

Auch der dritte Teil ist wieder ein spannendes Buch, wie eigentlich nicht anders zu erwarten bei den Romanen von Giles Blunt. Ich liebe diese Bücher! Und in dieser neuen Ausgabe bei Kampa erhalten sie ein hochwertiges Erscheinungsbild. Denn auch die Optik gefällt mir hier sehr!

Bewertung vom 19.02.2025
Tage einer Hexe
Dimova, Genoveva

Tage einer Hexe


ausgezeichnet

Yin und Yang

Kosara ist eine Hexe in Chernograd. Sie hat schon einiges erlebt und verfügt auch über eine gewisse Stärke. Dennoch hat sie Angst. Die schmutzigen Tage nahen, Tage, in denen die Monster über die Stadt herfallen. Und besonders eins dieser Wesen, der Zmey, der Zar dieser Monster, ängstigt Kosara. Denn sie hat das Gefühl, dass er sie jagt. Und dieses Gefühl trügt Kosara nicht, so dass sie kurzerhand die Chance wahrnimmt, ins benachbarte und durch eine Mauer vor den Monstern geschützte Belograd zu fliehen. Dies Flucht bezahlt sie mit ihrem Hexenschatten, mit ihrer Macht, mit einem sehr hohen Preis. Denn dieser Verlust bedeutet ihr langsamen Vergehen. Nicht nur das beschäftigt Kosara, ebenso verursacht das diese so vollkommen anders geartete Welt in Belograd und auch Gedanken zu ihrem Verhängnis in dieser ersten Nacht der schmutzigen Tage, schmutzigen Nächte, denn irgendetwas erscheint ihr hier komisch, so unwirklich und gestellt. Und so macht sie sich wieder auf die Suche, diesmal mit einem Begleiter aus Belograd.

Schwarz und Weiß. Cherno und Belo. Zwei gegensätzliche Welten, die miteinander verwoben sind. Die aufeinander herabschauen und sich dennoch brauchen. Nicht nur dies fällt hier auf. Auch andere geschickt platzierte Sätze zeigen, dass die Dimova hier mehr sagt als nur diese Fantasy-Geschichte. Gesellschaftskritik meets Fantasy! Was mir sehr gefällt!

Ebenso gefällt mir diese slawisch angehauchte, ja, slawisch richtig angeblasene Fantasy-Welt, die mich doch sehr an Heitz erinnert. Die Dimova erreicht nicht den Style der Heitz‘schen Welten, dennoch erinnert mich hier einiges daran.

Mir hat dieser Fantasy-Roman „Tage einer Hexe“ sehr gefallen, eine richtig schöne Fantasy-Geschichte, eine richtig schöne Fantasy-Welt, in die ich eintauchen konnte, in der ich mich verzaubern ließ.

Hervorzuheben ist hier auch noch die wunderschöne Gestaltung des Buches, Cover und Buchschnitt sind eine Augenweide und sehr gelungen.

Bewertung vom 16.02.2025
Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi
Gysi, Gregor;Schütt, Hans-Dieter

Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi


sehr gut

Kurze Blicke auf Gregor Gysi

Hans-Dieter Schütt, ein Journalist, begleitet Gregor Gysi seit einiger Zeit und so trafen sie sich immer mal auf eine Currywurst an einem Imbissstand. Bei diesen Treffen sprachen sie miteinander. Zu DDR-Zeiten war Hans-Dieter Schütt von 1984 bis 1989 Chefredakteur der Jungen Welt. Was schlussendlich Gründe hatte. Später von 1992 bis 2012 war Schütt Redakteur beim Neuen Deutschland. In seiner Autobiografie soll er mit seiner Rolle in der DDR abrechnen. Nun Denn.

Dieser Journalist trifft auf Gregor Gysi, den berühmten Rechtsanwalt und Politiker. Seit 1989 war er Vorsitzender der SED, bis 1993 ist er in dieser Position in der Partei, die sich mittlerweile in die PDS umbenannt hat. Bundestagsgruppenvorsitzender, Bundestagsfraktionsvorsitzender, Bürgermeister, Senator, Fraktionsvorsitzender, Oppositionsführer, Präsident der Europäischen Linken, Außenpolitischer Sprecher. Alles politische Funktionen von Gregor Gysi.

Nicht nur deswegen ein interessanter Mann.

Ich liebe schon sehr lange seine Art der Gesprächsführung, sein Wesen. Natürlich wird es da auch mal Zeit für Bücher über Gregor Gysi.

Und „Auf eine Currywurst mit Gregor Gysi“ ist sehr informativ, lässt Gregor Gysi greifbarer werden, macht unbedingt neugierig auf mehr von ihm. Denn zu viel sollte man von diesem Buch auch nicht erwarten. Es sind kurze Fragen und kurze Antworten zu Themengebieten, die gebündelt im Buch zu finden sind. Interessant und spannend gestaltet, ja. Doch für mehr Information und Informationen im Zusammenhang sollte man zu anderen Büchern greifen und dieses Buch hier als eine schöne Ergänzung betrachten. Die Biografie „Ein Leben ist zu wenig“ wird deswegen natürlich irgendwann zu mir wandern.

Denn Gysi wirkt so nah, so menschlich, so unverstellt, so sympathisch. Obwohl jedem klar ist, dass es bei Gysi noch viel mehr zu finden gibt. Denn seine ganzen Positionen zeigen auch andere Anteile seiner Persönlichkeit auf. Was mich sehr interessiert!

Bewertung vom 16.02.2025
Vom Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen
Balàka, Bettina

Vom Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen


sehr gut

Der Mensch, das höhergestellte Tier

Bettina Balàka blickt hier in ihrem Buch „Vom Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen“ auf den Umgang des Menschen mit der Natur, mit der Tierwelt.

Der Mensch. Die Krone der Schöpfung. Das vernunftbegabte Tier. Der Mensch unterscheidet sich von den Tieren durch den Gebrauch des Werkzeugs, hatte ich noch in der Schule gelernt. Ist mittlerweile widerlegt. Vernunftbegabtes Tier. Auch dies scheint bei unserem Tun fragwürdig. Welches Tier zerstört seinen Lebensraum und ist dies wirklich vernunftbegabtes Tun? Mitnichten.

Wir haben Religionen, Gesellschaften und politische Ordnungen. Diese regeln unser Zusammenleben. Angeblich. Doch was regelt wirklich unser Tun? Hier sehe ich nur eins.

Die Gier!

Die Gier sitzt überall und diktiert unser Tun.

Und damit auch unser Tun mit unserer Umwelt, mit der Natur, mit der Tier- und Pflanzenwelt. Wir haben zwar nur diese Erde. Aber egal. Hauptsache der Profit stimmt.

Unserer Jugend fällt dies auf, sie protestiert. Zu Recht. Doch was passiert. Sie wird politisch verfolgt. Obwohl sie Recht hat. Gut die Methoden waren vielleicht etwas fragwürdig. Ja. Dies ändert aber dennoch nichts daran, dass sie Recht hat. Wir haben keine zweite Erde.

Aber die Mächtigen wollen das nicht hören. Daher die Reaktion.

Bettina Balàka blickt auf unser Tun.

Antidepressiva. Selbst die Tiere in den Zoos bekommen diese. Warum nur? Ist das Vegetieren in den Gefängnissen etwa nicht schön? Nein?! Ja wieso nur?! Was mich auf die Antidepressiva bei uns bringt. Ist unser Leben etwa auch nicht schön. Warum nur?!

Was machen wir nur?

Doch das Meckern geht schnell! Möchte man wirklich anders leben? Denn mal ehrlich, wir alle sind ein Teil davon. Wir machen mit, wir ermöglichen das!

Bettina Balàka betrachtet in ihrem Buch unser Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen. Beim Lesen habe ich an meine Katze gedacht und mich gefragt, bist du glücklich? Und ehrlich gesagt, ich weiß die Antwort nicht. Denn sie redet nicht so, dass ich diese Antwort heraushöre. Sie zeigt mir, dass ich etwas richtig mache. Sie zeigt mir, dass sie sich wohlfühlt. Oder rede ich mir dies nur ein?

Tolles Buch! Lesen!

Bewertung vom 16.02.2025
Die kleine Sache Widerstand
Klawitter, Nils

Die kleine Sache Widerstand


ausgezeichnet

Melanie Berger

Nils Klawitter schaut hier in seinem Buch „Die kleine Sache Widerstand“ auf Melanie Berger, auf ihr Leben, auf ihren Widerstand, der mitnichten eine kleine Sache war.

Melanie Berger wurde 1921 geboren, wuchs in einer jüdischen Familie in Wien auf, politisierte sich schon relativ früh, zu ihrem eigenen Glück. Denn dieser wache Geist lies sie zur Einvernahme des österreichischen Staates durch die Deutschen schnell reagieren und rettete ihr damit wahrscheinlich das Leben. Auch wenn das kommende Leben in den nächsten Jahren kein Zuckerschlecken war. Sie lebt.

Nils Klawitter recherchierte zu Melanie Berger, weil sie ihn beeindruckte. Nun klar, wenn man bedenkt, wozu diese Frau fähig war. Schon das beeindruckt vollkommen. Doch nicht nur diese Stärke wohnt Melanie Berger inne.

Um zu tun, was sie in diesen schlimmen Jahren 1938 bis 1945 nun einmal tat, brauchte man auch ein Netz, welches einen auffängt und charismatische Menschen erschaffen sich solche Netze nun einmal leichter. Und auch dieses Charisma der Melanie Berger wird Nils Klawitter erreicht haben.

Nils Klawitter recherchiert zu Melanie Berger und verfasst diese wunderbare Biografie „Die kleine Sache Widerstand“. Man liest dieses Buch und ist tief beeindruckt vor dem Mut und der Leistung dieser Frau. Denn Melanie Bergers Tun war nie eine kleine Sache und genau dies erfährt man in diesem Buch. Und auch wenn der Autor dieses Buch recht nüchtern verfasst, beindruckt und berührt er damit um so mehr.

„Die kleine Sache Widerstand“ kommt genau zur richtigen Zeit heraus. Gerade jetzt sind wache und aufmerksame Geister gefragt, denn bei uns passiert gerade nichts Gutes. Ich hoffe sehr, dass diese klugen und wachen Geister genauso tätig und agil sind, wie Melanie Berger es damals war. Denn bei dieser Lektüre tun sich erschreckende Gleichnisse auf, die das Heute intensiver werden lassen.

Eine wichtige Biografie einer so mutigen Frau, die von vielen Menschen gelesen werden sollte!

Denn nie wieder ist Jetzt!