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Laberladen Blog
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2025
Dunkle Sühne / North Falls Bd.1
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


ausgezeichnet

Eine Kleinstadt mit düsteren Geheimnissen

Darum geht’s:

Die fünfzehnjährigen Freundinnen Cheyenne und Madison wollen sich zusammen das Feuerwerk zum 4. Juli im Park ansehen. Doch am Ende des Nationalfeiertages sind nur die kaputten Fahrräder der Mädchen und eine große Blutlache zu finden. Die Polizistin Emmy Clifton hat ein persönliches Interesse daran, die Mädchen aufzuspüren. Denn Madison ist die Tochter ihrer besten Freundin und Emmy hat sie nicht beachtet, als Madison am Tag ihres Verschwindens mit ihr reden wollte. Ein Wettlauf um das Leben der Mädchen beginnt.

So fand ich’s:

Wir begeben uns nach North Falls ins Clifton County und begleiten die Deputy Emmy Clifton und ihren Vater, den Sheriff Gerald Clifton bei der Suche nach den verschwundenen Mädchen. Ja, das County ist nach den Cliftons benannt und es wimmelt von vielen Verwandten aus unterschiedlichen Clifton-Zweigen in wichtigen Positionen der Region. Überhaupt ist North Falls ein kleiner Ort, in dem man sich kennt und über mehrere Generationen miteinander zu tun hat. Ich mag solche Settings sehr, denn es gibt keine anonymen Lebensläufe, sondern man weiß vermeintlich alles über seine Mitmenschen. Dass manche Leute dicke Geheimnisse haben und man entscheidende Dinge über sie eben doch nicht wusste, stellt sich oft genug heraus und diese schichtenweise Entlarvung lese ich ausgesprochen gern.

So kommt es auch in “Dunkle Sühne”. Die verschwundenen Mädchen haben einiges vor ihren Familien verheimlicht. Und die Menschen, mit denen sie es zu tun hatten, ebenfalls. Deputy Emmy Clifton hängt beruflich wie privat mit den Beteiligten zusammen und diese beiden Aspekte lassen sich in ihrem Leben überhaupt nicht trennen. Sie ist sehr engagiert, mitfühlend und hat eine gute Spürnase und ich fand sie mit all ihren Macken, Stärken und Schwächen von Anfang an sympathisch.

Von der ersten Seite an war ich auf die eine oder andere Art von dem Buch gepackt. Entweder ging es um spannende Ermittlungen, teilweise unter großem Zeitdruck, wenn eine Theorie diskutiert, Verdächtige überprüft und vernommen wurden und im Hinterkopf immer eine Uhr mitlief, die den Countdown angab, welche statistischen Überlebenschancen die Mädchen noch haben. Aber auch die ruhigeren Passagen, in denen die persönlichen Verflechtungen und die emotionalen Situationen der Beteiligten berichtet wurden, fand ich auf andere Art und Weise interessant. Karin Slaughter schreibt so, dass man hautnah bei den Protagonisten dabei ist und Emmys emotionale Aufgewühltheit, Verzweiflung, Eifer, habe ich intensiv gespürt.

Es gab mehr als eine dicke Wendung, die ich nicht habe kommen sehen und die die Story immer wieder überraschend und interessant gestaltet haben. Dass Karin Slaughter nicht unbedingt für “cosy crime” steht, sondern die härtere Gangart bevorzugt, wusste ich schon vorher und sie hat mich auch bei diesem Aspekt nicht enttäuscht.

“Dunkle Sühne” heißt im englischsprachigen Original “We are all guilty here” (übersetzt: Wir sind hier alle schuldig) und das trifft es genau auf den Punkt. Ich bin sehr glücklich, dass das Buch der erste Band einer neuen Reihe ist, denn dieser Auftaktband hat schon meine Erwartungen komplett erfüllt und meinen Lesegeschmack perfekt getroffen. Es ist klar, dass ich jetzt schon Ausschau halte nach einem weiteren Band und diese Serie auf jeden Fall weiter verfolgen werde.

Bewertung vom 14.07.2025
Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und die Pratermorde / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.4


ausgezeichnet

Spannende und bunte historische Unterhaltung

Darum geht’s:

Der amerikanische Zauberer Banton kündigt im Prater einen neuen Trick an: Die zersägte Jungfrau. Doch etwas geht gehörig schief und die Assistentin stirbt auf offener Bühne. Noch bevor Inspektor Leopold von Herzfeldt mit seinen Ermittlungen beginnen kann, ist Neu-Reporterin Julia schon vor Ort und stellt ihre eigenen Nachforschungen an. Während beide für ihre jeweiligen Jobs Informationen sammeln, stoßen sie auf ein weiteres Rätsel: Junge Frauen, die im Prater arbeiteten, sind spurlos verschwunden. Und das ehemalige Paar Julia und Leo stellt fest, dass sie beide mit ihrer Beziehung noch nicht abgeschlossen haben.

So fand ich’s:

Der Prater ist ein Sammelbecken für neueste Vergnügungen, alte Traditionen, skurrile Gestalten aus aller Welt und jede Menge Illusion. Dort passiert während der Vorstellung des Zauberers Banton ein grausamer Mord, als die “zersägte Jungfrau” tatsächlich zu Tode kommt. Und es bleibt nicht bei diesem einen Verbrechen, auch in einer geschenkten Flasche Wein findet sich Gift und quer durch den Prater sind junge Frauen spurlos verschwunden.

Nachdem Julia und Leo sich getrennt haben, wetteifern sie nun um Informationen. Julia für ihre Zeitungsartikel und Leo für seine Ermittlungen. Die wie man heute sagen würde “On / Off”-Beziehung der beiden zieht sich durch die Krimireihe und auch in diesem 4. Band können sie nicht miteinander aber auch nicht ohne.

Es gibt einige Nebenhandlungen, die weitere Facetten in die sowieso schon bunte Erzählung bringen. Julias neuer Freund benimmt sich zunehmend seltsam. Anna, die Ziehtochter des Totengräbers, überfordert ihren Ziehvater mit pubertärem Gehabe und hat das Fussballspielen für sich entdeckt. Der Antisemitismus ist unterschwellig vorhanden und als dann noch die Bankiersfamilie Rothschild ins Spiel kommt, wird es prominent. Und der Totengräber selbst experimentiert mit Fliegenlarven für sein neuestes Buch und nutzt alte Kontakte in den Prater.

Diese vierte Episode ist so spannend und fesselnd wie die anderen drei auch. Mein einziger Kritikpunk ist, dass sowohl Totengräber Rothmayer als auch Leo von Herzfeldt mit den neuesten Ermittlungsmethoden vertraut sind und die Ermittlungen manchmal anmuten wie ein zeitgenössischer Krimi. Ich bezweifle gar nicht, dass es historisch möglich gewesen ist, dass die beiden diese Methoden kannten und als Wegbereiter fungierten. Es kostet aber für meinen Geschmack ein bisschen historisches Flair bei den eigentlichen Ermittlungen, das ich gerne mag und lieber in größerer Dosierung genießen möchte. Es war zwar ab und zu eine kleine Irritation, aber es hat nicht gereicht, um wirklich Punkte abzuziehen. Dafür haben alle anderen Facetten einfach zu gut meinen Geschmack getroffen.

Bewertung vom 08.01.2025
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


sehr gut

Ein Toter und die Politik


Darum geht’s:

Kluftinger ist vorübergehend Polizeipräsient und die behördenübergreifende Terrorübung für ihn eine große Sache. Statt auf Terroristen getrimmte Beamte zu verhaften, muss er sich mit einem echten Toten auseinandersetzen, ausgerechnet ein Polizeikollege kommt bei der Übung ums Leben. Und auch privat geht es rund bei Kluftingers. Er wird gebeten, sich als Lückenfüller auf die Liste für die Gemeinderatswahl setzen zu lassen und das hat ungeahnte Folgen für ihn.

So fand ich’s:

Zum 13. Mal ermittelt Kluftinger und lässt uns auch in sein Privatleben blicken. Der vorherige Band “Affenhitze” hat für mich leider etwas geschwächelt und deshalb war ich froh, dass der “Lückenbüßer” wieder mehr nach meinem Geschmack war. Ich habe zur Hör-Version gegriffen, die von den beiden Autoren und Martin Umbach wunderbar vertont wird, mit teilweise allgäuerisch angehauchter Mundart von Klüpfel und Kobr, was für eine sehr authentische Atmosphäre sorgt, aber sicher für alle gut verständlich ist.

Die Mordermittlungen und das Private Kluftingers teilen sich wie üblich ziemlich gerecht die Hör-Zeit.

Der tote Polizist Lothar Schaller war erstaunlicherweise gar nicht eingeteilt, um an der Terrorübung teilzunehmen, sondern wohl privat im Übungsgelände unterwegs – ein Sympathisant der Querdenker und Rechts-Populisten? Als Klufti und sein Team Schallers Privatleben beleuchten, tauchen sie ein in eine Szene, mit der man einerseits zur Genüge auch im richtigen Leben konfrontiert wird, die einen aber auch andererseits überrascht und durchaus amüsiert.

Als Personenschützer hatte Schaller Kontakte zur “großen Politik” und Kluftinger schaut bei seinen Ermittlungen ebenfalls ein bisschen hinter die Kulissen der politischen Bühne. Das bringt ihm einige Erkenntnisse, die er nutzen kann für seine Kandidatur um einen Sitz im Gemeinderat. Eigentlich sollte er nur auf einem der hinteren Plätze der Wahlliste genannt werden, ohne echte Chance auf einen Gemeinderatsplatz. Doch irgendwann packt ihn der Ehrgeiz, denn sein Erz-Konkurrent Doktor Langhammer kandidiert ebenfalls und geht viele Dinge ganz anders an als Klufti.

Wie erwartet, gibt es reichlich Situationskomik und humorvolle Szenen und inzwischen dürften alle wissen, ob ihnen der Kluftinger-Humor liegt oder nicht. Ich habe mich gut amüsiert, aber ich weiß auch die ernsteren Töne zu schätzen, die sich immer mal wieder dazwischen mogeln.

Unterm Strich war der “Lückenbüßer” gute Unterhaltung und ich kann besonders die Hörversion empfehlen.

Bewertung vom 06.01.2025
The Twenty / Major Crimes Bd.1
Holland, Sam

The Twenty / Major Crimes Bd.1


sehr gut

Brutal spannend!

Darum geht’s:

Auf einer illegalen Müllkippe wird eine Leiche gefunden und während der Tatortsicherung noch weitere. Neben den Toten sind römische Zahlen aufgemalt, was Romilly Cole, die Exfrau des Hauptermittlers Adam Bishop, an eine Mordserie aus ihrer Kindheit erinnert. Doch Adam will zuerst nicht an einen Zusammenhang glauben, denn der damalige Serientäter sitzt nach wie vor im Gefängnis.

So fand ich’s:

Dieser Thriller ist mit Vorsicht zu genießen und nichts für Zartbesaitete. Doch so grausam und brutal er ist, so spannend ist er auch. Denn wer auch immer diese Mordserie wieder hat aufleben lassen, mordet nach wie vor und es gilt, weitere Tote zu verhindern. Der Zeitdruck ist ständig spürbar.

Sam Holland erzählt in kurzen Kapiteln, die Handlung rennt einerseits schnell dahin, aber andererseits bekommen wir auch einige Einblicke ins Seelenleben von mehr als einer Person. Obwohl Adam der Haupterzähler ist, wechseln die Perspektiven auch mal zu anderen. Wir erfahren prägende Erlebnisse aus ihrer Jugend und ab und zu ist auch ein Obduktionsbericht, Zeitungsartikel oder ähnliches zwischen die Handlung gemischt. Auch der Täter darf seine Sicht beisteuern.

Nicht nur Adams Exfrau Romilly steckt ihm immer noch tief unter der Haut und hat eine persönliche Verbindung zu diesem Fall, auch sein bester Freund Jamie gehört zu seinen Kollegen. So vermischen sich Ermittlungen und Privates und da entweder hier oder da etwas passiert, geht es Schlag auf Schlag und man bekommt keine Ruhepausen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, war der Showdown, der für meinen Geschmack zu früh stattfand bzw. umgekehrt wurde nach dem Showdown noch zu viel relativ ausführlich erzählt und aufgeklärt. Da war für mich schon die Luft raus und ich hätte gerne ein schnelleres Ende gehabt.

Da mich das Buch sehr spannend unterhalten hat, kommt bei mir normalerweise der Wunsch auf, nach weiteren Büchern des Autors bzw. in diesem Fall der Autorin zu schauen. Dabei habe ich entdeckt, dass Sam Holland bisher drei Bücher dieser “Major Crimes” Reihe geschrieben hat, die 2022, 2023 und 2024 auf Englisch erschienen sind. Ein vierter Band ist für Juni 2025 angekündigt.

Irritierenderweise ist “The Twenty” Band 2 der Reihe und für den ersten Band “The Echo Man” konnte ich keine deutsche Version finden. Da sowohl die Ermittlerin als auch der Fall des Echo Man an sich in “The Twenty” erwähnt werden, finde ich es sehr ärgerlich, eine Reihenübersetzung mit diesem Band 2 zu beginnen und mit keiner Silbe zu erwähnen, dass es ein Vorläufer-Buch dazu gibt, die man auch nur in der englischen Originalversion lesen kann. Das hat mir noch im Nachhinein das Lesevergnügen ein Stück weit vermiest.

Bewertung vom 10.12.2024
Der König
Nesbø, Jo

Der König


ausgezeichnet

Ein Gemisch aus Gier, Liebe, Hass und Mord

Darum geht’s:

In der norwegischen Kleinstadt Os sind die Opgard-Brüder zwei wichtige Leute. Sie haben große Pläne mit einem Hotel und einem Vergnügungspark. Doch eine geplante neue Verkehrsführung würde die Touristen von Os fernhalten. Die Brüder greifen zu altbewährten, nicht legalen Mitteln, um die Entwicklung zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Auch wenn ihre Methoden, die sie in der Vergangenheit auch schon angewendet haben, noch immer drohen, zur Katastrophe zu werden.

So fand ich’s:

Vor ziemlich genau vier Jahren hat mich schon “Ihr Königreich” von Jo Nesbø begeistert, obwohl ich es nicht für möglich gehalten habe, dass etwas an meine Begeisterung für Nesbøs Harry Hole herankommt. Doch die Opgard-Brüder können da absolut mithalten. Umso mehr hat es mich gefreut, mit “Der König” ein zweites Buch um die Opgards, die Kleinstadt Os und ihre Bewohner lesen zu dürfen.

Wie in “Ihr Königreich” erzählt Roy Opgard auch in “Der König” aus seiner Sicht. Und meine Anmerkung zum ersten Buch “Doch knapp unter der friedlichen, ländlichen Oberfläche brodelt ein Gemisch aus Gier, Liebe, Hass und Mord” gilt auch für diese Fortsetzung.

In der Kleinstadt Os kennt jeder jeden. Es gibt alte Freundschaften und generationenübergreifende Feindschaften. Es wimmelt von interessanten Nebenfiguren und deren Verwicklungen mit den Opgards, was ein dichtes und interessantes Geflecht bildet. Und die Opgard-Brüder sind von einem ganz besonderen Schlag. Der Erzähler Roy hat den Ruf, vor körperlichen Auseinandersetzungen nicht zurückzuschrecken, doch welche Spur von Mord, Erpressung und Betrug er zusammen mit seinem Bruder Carl hinter sich her zieht, hat er bisher ganz gut bedeckt gehalten. Auch wenn der Ortspolizist einen Verdacht hegt und es zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat, Roy zu überführen, hat er es bisher immer geschafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Im Laufe der Erzählung bekommt man aber immer öfter das Gefühl, dass sein Glück nicht mehr lange anhalten kann. Ich mag die lakonische Art, in der Roy die manchmal haarsträubenden Dinge erzählt. Er hat aber auch eine emotionale und melancholische Seite und erstaunlicherweise fand ich den Mehrfachmörder und notorischen Verbrecher von Anfang bis zum Ende durchweg sympathisch und spannend. Nesbø hat eine wunderbare Erzählstimme und schafft eine üppige Welt, in die ich mit allergrößtem, bösartigem Vergnügen wieder abgetaucht bin.

Man muss “Ihr Königreich” nicht zwingend vorher gelesen haben, denn in “Der König” gibt es genug Erklärungen dazu, was in der Vergangenheit passiert ist und darauf lauert, ans Tageslicht zu kommen. Ich empfehle aber dringend, doch beide Bücher zu lesen, denn wieso sollte man sich dieses Vergnügen entgehen lassen.

Bewertung vom 25.10.2024
Das mörderische Christmas Puzzle
Benedict, Alexandra

Das mörderische Christmas Puzzle


ausgezeichnet

Nette Unterhaltung

Darum geht’s:

Edie O’Sullivan erfindet Kreuzworträtsel und hat es damit bei Rätselfreunden zu einer kleinen Berühmtheit gebracht. Ihr besonderes Hobby wird auch in dem Päckchen angesprochen, das vor ihrer Türe liegt und einen Brief und ein paar Puzzleteile enthält. Edie soll das Puzzle lösen und den Absender stoppen, sonst wird es mindestens 4 Menschen bis Weihnachten das Leben kosten. Kurz darauf wird ein Jogger im Wald niedergeschlagen, neben ihm liegen weitere Puzzleteile.

So fand ich’s:

Edie O’Sullivan ist als “Rätselrentnerin” bekannt geworden und damit eine Fachfrau für knifflige Aufgaben, doch um Leben und Tod ging es bisher noch nie. Als Edie auf einem der Puzzleteile die Armbanduhr ihres Neffen, des Polizisten Sean erkennt, will sie ihn zwar nach Informationen aushorchen, selbst aber bei weitem nicht alles verraten.

Dieser Puzzle-Krimi spielt in einer Kleinstadt, in der es viele Verbindungen zwischen den Polizisten, Verdächtigen und Edie gibt. Neffe und Adoptivsohn Sean packt den Überfall auf den Jogger und den kurz darauf folgenden Mord ganz anders an als Edie, die zwar keine Befugnisse hat, aber viele Leute kennt.

Die Grundidee dieses Krimis fand ich klasse, die Umsetzung gelang für meinen Geschmack allerdings nur mittelmäßig. Im Buch tummeln sich viele Personen, jede Menge Details und Informationshäppchen, in deren Fülle ich untergegangen bin. Da Edie offensichtlich nicht nur das Rätsel lösen soll, sondern auch höchstpersönlich darin verwickelt scheint, genauso wie ihr Adoptivsohn Sean, schafft das einen gewissen Zeitdruck und Brisanz. Die Spannung war allerdings nicht wirklich mitreißend, der Lesesog hielt sich in Grenzen und hier und da wurde es direkt zäh. In der Kleinstadt gibt es ein paar interessante Figuren, die es aber nicht schaffen, mich übermäßig zu amüsieren oder mit ihrem Charakter komplett zu fesseln. Auch die queeren Anteile wirkten für mich ein bisschen künstlich eingebaut. Ich mochte es, dass man mit Edie zusammen überlegen konnte, was die Teilstücke der Bilder auf den einzelnen Puzzleteilen wohl bedeuten oder worauf sie hinweisen sollten. Eine echte Chance, vor Edie die Lösung zu finden, hatte man aber nicht, denn ein paar wichtige Informationen fehlten einem dann doch.

Unterm Strich gab es hier viele Aspekte, die mir gut gefallen haben, aus denen man aber viel mehr hätte machen können. Das Buch war okay, mehr aber leider nicht.

Bewertung vom 25.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Genau mein Krimi-Geschmack!

Darum geht’s:

Die vermögende Charlotte Wretlind kommt nach Åre, um ein verlassenes Luxushotel in der Nähe durch einen spektakulären Neubau zu ersetzen und den alten Glanz wieder aufleben zu lassen. Noch bevor sie dies in einer Pressekonferenz verkünden kann, wird sie brutal erstochen. Die Polizisten Hanna und Daniel stellen schnell fest, dass Charlotte keine Menschenfreundin war und so einige Leute schlecht auf sie zu sprechen waren. Ob diese Antipathien für ein Mordmotiv reichen?

So fand ich’s:

Je länger das bewährte Team Hanna, Daniel, Raffe und Anton ermittelt, desto mehr Spuren tun sich auf und weisen auf Leute, die von Charlottes Tod profitieren. Der Mord geschah in einem riesigen Hotel mit vielen Angestellten und Gästen und schon die schiere Anzahl der Personen überwältigt das Ermittlerteam. Und bevor sie alle Mitarbeiter und Gäste befragen konnten, wird eine zweite Frau getötet. Hätte sie der Polizei entscheidende Hinweise geben können?

Ich mag die winterliche Atmosphäre im Skiort Åre, das knisternde Kaminfeuer, den Pulverschnee und die Tatsache, dass ich vom kuschelig warmen Sofa aus von eiskalten Füßen und Schneeflocken im Bart lesen kann. Das alte, verfallene Hotel war früher ein Glanzstück der Region. Nun erzählt man sich Gruselgeschichten und Ereignisse aus früheren Zeiten, die wir in kleinen Rückblicken erleben. Man bekommt auch Einblicke ins Privatleben von Hanna und ihren männlichen Kollegen, das bei den aktuellen Ermittlungen wieder mal überall zu kurz kommt. Das Ermittlerteam hat seine kleinen oder großen Sorgen, die sich durch alle Bände dieser Reihe ziehen. Dadurch habe ich die vier Ermittler schon ganz gut kennengelernt, allen voran Hanna und Daniel, und weil ich alle vier sympathisch und interessant finde, ist das auf jeden Fall ein Grund mehr, dieser Reihe treuzubleiben.

Die Mordermittlung hätte einerseits ein bisschen zügiger gestaltet werden können, ich fand zum Beispiel die entscheidende Schlussepisode im Hochgebirgshotel wirklich (vielleicht einen Hauch zu) ausführlich, andererseits mag ich die typisch skandinavische, ruhige und atmosphärische Art zu erzählen sehr gern. Der Lesesog hat locker gereicht um mich flott durch die Handlung zu treiben.

Auch wenn mich der zweite Band “Tief im Schatten” ein bisschen mehr gefesselt hat, überzeugt mich auch dieser dritte Teil so, dass ich wieder eine Höchstwertung vergebe. Diese Reihe ist genau mein Geschmack und ich freue mich schon auf die nächsten Bände!