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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1127 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2025
Die Spur der Vertrauten
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

Zäh erzähltes Geheimnis um das Du inmitten des Wir
Claire lebt in einer Gesellschaft, die durch ein kollektives Wir-Bewusstsein gesteuert wird. Dadurch erhält jede Person eine Aufgabe, welche sie instinktiv bei Bedarf ausführen muss. Ein Prinzip, durch welches die Gesellschaft auf den ersten Blick perfekt funktioniert, denn für jede anfallende Aufgabe gibt es eine Person mit dem benötigten Instinkt, die diese Tätigkeit ausführt, ohne etwas zu hinterfragen. So gibt es Personen, die laufend Ideen zu Papier bringen, die Recht sprechen, Dinge reparieren, heilen oder mit Begeisterung die Straßen fegen. Claire gehört zur Gruppe der Vertrauten, erkennbar an dem Mal auf ihrer Stirn. Die meiste Zeit läuft sie mit Walkman herum und hört Musik in voller Lautstärke, um die Welt um sich herum akustisch auszublenden. Goliaths Instinkt sorgt dafür, dass er andere beschützen muss, sobald diese innerhalb seines Erkennungsradius in Gefahr geraten. Zusammen versuchen sie herauszufinden, was mit den kürzlich verschwundenen Schülerinnen und Schülern in ihrem Umfeld geschah. Etwas, was es in einem perfekten System nicht geben kann.
Gleich vorweg, der Roman ist kein umfangreicher Kriminal-Dystopie-Roman, der Fall um die verschwundenen Jugendlichen ist nach weniger als der Hälfte des Romans gelöst. Anschließend geht es um die Welt selbst und um das Geheimnis, welches Claire mit sich herumträgt.
Auf den ersten Blick hat die Autorin sich eine ziemlich schräge Welt erdacht. Die auf einem Superkontinent lebende Gesellschaft wird von der Instinktiven Verwaltung geleitet. Die Instinkte sind stets auszuführen und nicht infrage zu stellen. Wer Leben rettet kann sogar in der Hierarchie aufsteigen. Leider zeigt dieses System einige recht skurrile Nebenwirkungen auf. Man kann noch so müde sein, wenn der Instinkt sagt, man muss den Kühlschrank des Nachbarn reparieren, geht man zur Not nachts im Pyjama durch einen Schneesturm rüber, bricht die Tür auf und zückt seinen Werkzeugkasten. Und für jeden Firlefanz gibt es einen Unterinstinkt, damit jede noch so unliebsame Aufgabe erfüllt wird. Ja, es gibt Leute, denen suggeriert wird, sie lieben es, anderen den Hintern abzuwischen. Dass sowas auch mal ausgenutzt wird ist zwar offiziell verboten, hilft einem trotzdem nicht, wenn man gegen seinen eigenen Willen handeln muss, den es offiziell nicht gibt.
Zu Beginn ist noch ein genügendes Maß an Spannung in der Handlung, als Claire und Goliath aus verschiedenen Gründen die Verschwundenen aufspüren wollen. Wobei der Stil hier bereits sehr distanziert ist. Wie soll eine Person auch was erzählen, wenn sie die meiste Zeit die Welt akustisch ausblendet und sich über Notizzettel unterhält? Anschließend verliert die Spannung sich, die Autorin versucht, um das System und Claire ein großes Geheimnis zugleich aufzubauen und zu lösen. Es gibt sehr viele Perspektivenwechsel diverser Personen, doch alle bleiben sie distanziert, der Stil verwirrend, in Claires Fall sogar manchmal unangenehm flapsig. Manches war zudem unlogisch wie beispielsweise eine Kabine in einer Größe, in der mehrere Leute zuvor Drogen konsumieren oder Paare miteinander intim werden konnten. Und anschließend behauptet die Autorin, Goliath würde dort kaum gemeinsam mit Claire hineinpassen?!
Nachdem der Fall um die verschwundenen Jugendlichen vom Problem um das System an sich abgelöst wurde, wich die wenige Spannung einem recht zähen zweiten Teil. Die Neugier auf skurrile Beispiele des Systems war raus, die Handlung wurde zäh und oberflächlich, das Ende abstrakt und überzogen zugleich, ohne mich emotional erreichen zu können. Dafür war das Buch viel zu distanziert, die Handlung, die Charaktere, die Welt, das alles blieb so emotionslos und fade.
Den Charme der Spiegelreisenden konnte ich hier leider nicht wiederfinden.

Bewertung vom 12.10.2025
Die schwarze Festung / Schule der Meisterdiebe Bd.4
Arcanjo, J. J.

Die schwarze Festung / Schule der Meisterdiebe Bd.4


ausgezeichnet

Klasse Gruppendynamik und überzeugende Ideen
Diese Buchreihe macht von Band zu Band mehr Spaß. Mit diesem Band beginnt nun das vierte Schuljahr für Gabriel an der Schule der Meisterdiebe. Ungern trennt er sich hierfür von seiner Ziehoma, denn seine Gauner-Eltern konnten erneut entkommen und könnten nun Rache üben. An der Schule in Crookhaven wird das Ziel für den jährlichen Gaunerpokal verkündet: Ein Einbruch in eine verlassene, uneinnehmbare Festung, um ein dort deponiertes Schmuckstück zu stehlen. An dem natürlich auch die Namenlosen Interesse zeigen, die Diebesbande rund um Gabriels Eltern.
Diesmal ist Vertrauen ein großes Thema, welches Gabriels Gaunerbande neben dem Jahresprojekt vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Die Dynamik der Teenager untereinander ist mittlerweile erstaunlich, es macht richtig Spaß, ihre Pläne und Abenteuer zu verfolgen. Leider kommen von außerhalb einige gewaltige Herausforderungen auf sie zu und an manchen Überraschungen haben sie ziemlich zu knabbern.
Mit seinem einfühlsamen und zugleich einfallsreichen Schreibstil schafft der Autor es erneut, ein ganzes Schuljahr wie im Flug vergehen zu lassen. Man fiebert mit den Teenagern bei jedem ihrer Abenteuer mit und die Überraschungen haben es ziemlich in sich. Sympathische Charaktere und super Ideen, auch diesmal wieder eine gelungene Mischung.

Bewertung vom 12.10.2025
Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste


gut

Stümperhafte Hobby-Ermittlungen
Die Einladung zu einer Versteigerungsparty ihrer reichen Nachbarin Jane setzt die 76-jährige Rosemary alias Mimi unerwartet unter Zugzwang: Sollte sie nicht erscheinen und einen ganz bestimmten Gegenstand ersteigern, wird ihr wohlgehütetes Geheimnis offenbart. Derart erpresst ist es wohl an der Zeit, sich mit ihrer Enkelin und Detektivspiele-Entwicklerin Addie zu versöhnen, um gemeinsam bei der Party aufzutauchen.
Der Krimi beschränkt sich auf eine übersichtliche Anzahl von Personen, die bei der Party anwesend und durch gewisse Umstände zum Bleiben gezwungen ist. Zu dem Erpressungsversuch kommt ein Mordfall hinzu, und zwar an der Gastgeberin selbst. Von da an gilt es, unter den Anwesenden nicht nur den oder die Mörder samt Motiv zu ermitteln, sondern auch die Erpressung aufzuklären. Da zunächst keine Polizei am Tatort erscheinen kann, machen Mimi und Addie es sich zur Aufgabe, den Mord aufzuklären.
Mimi ist ein ziemlich eigenwilliger Charakter. Durch ihr Desinteresse an anderen Menschen tritt sie manchmal etwas ruppig auf. Da wirkte es auf mich fragwürdig, dass von Mimi und Addie ausgerechnet Mimi diejenige sein soll, die mehr Ahnung von Menschen hat. Ebenso störte mich die Idee von der Autorin, dass Mimi stets mit ihrer großen Tasche auf der Party herumläuft, in der sie lauter für die beiden Frauen hilfreiche Gegenstände verstaut wie eine Figur in einem Videospiel. Was Videospiele betrifft, das wäre dann Addies Gebiet, die ihre Ermittlerinnen-Expertise aus dem Entwickeln von Detektivspielen zieht. Hier empfand ich den Rechtsstreit Addies mit ihrem Exmann nervig aufgebläht, das nahm mir gleich zu Beginn unnötig die Spannung aus der Story, zumal es für den Fall völlig irrelevant ist. Die restlichen Anwesenden auf der Party sind so gestaltet, dass viele von Ihnen ebenfalls ihre Geheimnisse haben, welche Mimi und Addie aufdecken.
Natürlich haben Mimi und ihre Enkelin keinerlei Detektiv-Erfahrungen, was sich unangenehm bemerkbar macht, denn somit fehlen ihren stümperhaften Ermittlungen Spannung und Struktur. Gefühlt musste das Anwesen mit seinen vielen Geheimnissen die etwas langweiligen Charaktere ausgleichen, was weder gelang noch mich überzeugen konnte. Mir waren das zuviele Gebäude-Specials, um noch glaubwürdig zu sein. Und dass man sich bei derart provokanten Nachfragen selbst ins Fadenkreuz des Mörders schiebt blendeten die Frauen in ihrer Naivität leider auch zu lange aus.

Bewertung vom 12.10.2025
Der Laden in der Mondlichtgasse
Kurisu, Hiyoko

Der Laden in der Mondlichtgasse


ausgezeichnet

Reinlesen und wohlfühlen
Mit diesem Roman hält man einen asiatischen Wohlfühlroman in Händen, ein Buch, in dem es um emotionale Themen geht in Verbindung mit kleinen Naschereien. Letztere erhält man in der Confiserie Kohaku, einem Laden voller ausgefallener Süßigkeiten. Gelegen in der Mondlichtgasse, welche sich nur verlorenen Wesen und Menschen zeigt, die etwas auf dem Herzen haben.
Gestaltet ist das Buch als Episodenroman. In jeder der sechs Episoden geht es um eine Person, die innerlich mit einer Unsicherheit ringt und die neben einem Schrein gelegen den Weg in die Mondlichtgasse und somit zur Confiserie entdeckt. Wobei die sechste Episode ein wenig mehr zum Besitzer der Confiserie verrät, Kogetso, der sich gleich zu Beginn kurz vorstellt und ein halber Fuchsgeist ist.
Über die Süßigkeiten entwickeln sich die Geschehnisse jeweils dahingehend, dass Missverständnisse und Unsicherheiten ausgeräumt werden und die Personen anschließend glücklicher sind. Die Episoden sind leicht verständlich gehaltene und locker aufeinander aufbauende Erzählungen, der Stil ist ebenso sympathisch wie empathisch und es gibt ein wenig Informationen zu den verschiedenen Süßigkeiten. Die Themen der meist jungen Personen sind so gewählt, dass diese bestimmt auch ohne Kogetsos Süßigkeiten hätten gelöst werden können, wodurch offen bleibt, inwiefern in den Süßigkeiten nun Magie stecken könnte oder nicht. Ein Glossar am Ende gibt zudem ein paar hilfreiche Informationen.
Ein sympathisches kleines Wohlfühlbuch mit japanisches Süßigkeiten, die auf magische Weise den Anstoß geben, Missverständnisse und Unsicherheiten zu klären.

Bewertung vom 12.10.2025
Das vergessene Museum
Suchanek, Andreas

Das vergessene Museum


ausgezeichnet

Die Jagd auf Macht und Magie ist eröffnet
An einem Tag liefert Liam Relish als Londoner Radkurier noch Sendungen aus, am nächsten Tag erbt er ein Museum. Mitsamt Hund. Ein Museum, dessen bisheriger Kurator vor Liams Augen nach einem Überfall verstarb. Doch nicht, ohne Liam vorher mit dem Mal des Siegelwahrers zu versehen. Dem was? Und das Museum selbst beinhalt einige ziemlich aussergewöhnliche Artefakte wie eine Brille oder einen Blitzwerfer, was auch immer das sein soll. Und was hat Pizza mit dem Museum zu tun?
Ja, die Erzählung beginnt ausgefallen und spannend zugleich, und das zieht sich glücklicherweise durch den gesamten Roman.
Geschrieben ist das Buch aus Liams Sicht, wodurch es hier und da mit einer Portion von Liams Humor versehen wird. Unterstützung erhält er von seinem besten Freund und Nerd Harry Quinn, die beiden ergänzen sich ganz gut und was Liam an professioneller Ahnungslosigkeit einbringt, macht Harry mit seinem Nerdwissen wett. Zu den Geheimnissen rund um die Gegenstände in dem Museum sowie den bisherigen Bewohnern verrate ich inhaltlich nichts, auf so manche Überraschungen darf man sich hier auf alle Fälle gefasst machen. Und auf Pizza, so ein kleiner Running Gag.
Gefahr und Geheimnisse kommen ebenfalls zum tragen, denn irgendwer hatte es bereits auf den bisherigen Kurator des Museums abgesehen, nun steht Liam im tödlichen Fokus. Was will man mehr als Leser/in? Genau, weitere Museen mit aussergewöhnlichen Artefakten, und die erhält man auch, mitsamt ein paar zusätzlichen Charakteren, von denen man nicht weiß, wer Freund oder Feind ist. Oder wer da überhaupt warum Jagd auf wen oder was macht.
Die Idee zu den magischen Hintergründen dieser besonderen Museen gefällt mir sehr, es gibt viel Kurioses zu entdecken. Die Überfälle und Geheimnisse dahinter bieten massig Stoff für Spekulationen und auf gelungene Überraschungen darf man sich beim Lesen ebenso freuen wie auf Spannung und Humor. Durch Liams etwas lockere Art liest sich das Buch sehr unterhaltsam und der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende straff gespannt. Ein gelungener Einstieg in ein neues Urban Fantasy Abenteuer.

Bewertung vom 30.09.2025
The Deathless One
Hamm, Emma

The Deathless One


gut

Gothic-Fantasy mit zu wenig Spannung
An gothic-inspirierter Fantasy liebe ich diese düstere Grundstimmung und bin jedesmal gespannt, auf welche Weise die Lebenden und die Toten aufeinander treffen und wie das Reich des Todes wohl aussieht. Daher gefiel mir der Einstieg in die Story auch sehr, denn die Protagonistin findet schnell den in der Buchbeschreibung versprochenen Tod, wozu das Cover auch ganz gut passt. Und hier kommt dann auch schon der männliche Part ins Spiel mit Elric, dem Todlosen Gott, gefangen in der ewigen Zwischenwelt. Aus dieser findet Jessamine wieder zurück ins Reich der Lebenden, den Wunsch nach Vergeltung für den an ihr verübten Mord als treibende Kraft in sich tragend. Elric hingegen muss Jessa dazu bringen, ihm zu neuer Macht zu verhelfen, wenn er aus dem ewigen Schattenreich wieder hervortreten möchte. Was einfacher klingt, als es für ihn ist.
Desweiteren gibt es Hexen, einige wenige zumindest, die nicht ausgerottet wurden. Ebenso greift eine Seuche in Jessas Heimat um sich und fordert immer mehr Opfer. Und diverse erotische Momente.
< Klamotten shoppen statt female rage >
Nach dem vielversprechenden Start in die Story verlor sich die Autorin leider in zu vielen Wiederholungen und Gedankenspiralen, statt spannende Handlung und überzeugendes Worldbuilding zu liefern. Zwischendurch waren der Protagonistin allen Ernstes Outfits sogar wichtiger, als die Hintergründe des Verrats sowie der Seuche zu erkunden. Wo waren sie hin, die Rachegedanken der kürzlich Ermordeten? Als wohlbehütet im Elfenbeinturm aufgewachsene angehende Regentin fiel sie mir zudem viel zu naiv und weltfremd aus, wie hätte die ein ganzes Reich regieren sollen wie zuvor ihre Mutter? Geschweige denn das Volk von der grassierenden Seuche erlösen? Das wurde auf Dauer alles immer unglaubwürdiger. Und auch das Magiesystem wirkte stellenweise nicht ganz stimmig. Das rissen die spicy Szenen dann auch nicht mehr raus. Wobei ich hier positiv erwähnen möchte, dass die Protagonistin endlich mal nicht als prüde Maid daherkommt.
Wäre die Story nach dem atmosphärischen Start nicht derart in Handlung und Spannung eingeknickt hätte es eine schöne Gothic-Fantasy mit female rage und spicy content sein können. Für meinen Geschmack liegt der Schwerpunkt viel zu stark auf den Gedanken und Überlegungen der beiden und liefert zu viele Wiederholungen, statt die gebotenen Möglichkeiten zu Handlung und Charakteren auszuschöpfen.

Bewertung vom 21.09.2025
Katabasis
Kuang, R. F.

Katabasis


gut

Höllisch? Eher voller Rückblenden in ein rücksichtsloses Unisystem
Katabasis ist das dritte Buch der Autorin, welches ich gelesen habe. Ich wollte das Buch wirklich mögen, hatte mich sehr darauf gefreut. Allein die Reise durch verschiedene Höllen, angelehnt u. a. an Dantes Inferno, kombiniert mit den vielfältigen Recherchen der Autorin, klang so vielversprechend. Und dennoch konnte es mich nicht so sehr begeistern wie ihre vorherigen Romane.
Die Idee hinter der Story ist schnell zusammengefasst: Ein umstrittener Professor für Magie an der Universität von Cambridge ist bei einem seiner Experimente in diverse Einzelteile zerlegt worden. Alice Law, Doktorandin der Analytischen Magie, will ihren Doktorvater aus dem Höllenreich zurückholen, damit er ihren Studienabschluss mit einem aussagekräftigen Empfehlungsschreiben versehen kann. Doktorand Peter Murdoch schließt sich ihr kurzentschlossen aus dem vermeintlich selben Grund an.
Die Handlung beginnt quasi zum Zeitpunkt der Reise in die Hölle, welche hier aus acht Höfen samt Vorhölle besteht. Schon als der Preis der Reise genannt wird wunderte ich mich, warum zur Hölle die beiden diesen hohen Preis dafür in Kauf nehmen. Das Gefühl verstärkte sich mit jeder Rückblende, mit welchen der Roman regelrecht durchsetzt ist. Stärke und Schwäche des Werkes zugleich. Statt den Leserinnen und Lesern eine spannende Reise durch die acht Höfe der Hölle zu bieten prangert die Autorin durch sehr viele beispielhafte Rückblenden das universitäre System vor einigen Jahrzehnten an. Ein System, welches von Männern für Männer gemacht war und es ermöglichte, dass StudentInnen und DokorandInnen wie Sklaven bis an den Rand zur Erschöpfung für Forschungsarbeiten ausgenutzt wurden. Die magischen Hintergründe versucht die Autorin durch Verknüpfungen diverser Disziplinen und Fachbegriffe zu erklären, was m. E. eher den Effekt hat, wie willkürlich mit Begriffen aus Mathematik, Physik, Religion und Philosphie um sich zu werfen. Auch ist es ihr nicht gelungen, die laut ihrer Aussage so hochintelligenten Charaktere Alice und Peter wirklich als intelligent darzustellen. So soll Magie mittels besonderer Kreide auf der Nutzung von Paradoxa funktionieren, nur leider weist das an einer Stelle von der Autorin bzw. von Peter beispielhaft genutzte Paradoxon bereits an erster Stelle der Logikkette einen gravierenden Denkfehler auf, dass ich enttäuscht war, was die Autorin mir da als Magie weismachen wollte. Auch ihr Aussage kurz darauf (Zitat S. 448) Ein Paradoxon bedeutet, dass wir irgendwo unterwegs etwas ganz fundamental verbockt haben (Zitat Ende), machte es nicht besser. Und auch weitere, an anderer Stelle genannte Rätsel wirkten eher wie auf Fünftklässler-Niveau statt hochintelligent.
So löblich und wichtig das Aufzeigen von Missständen in Gegenwart und Vergangenheit auch ist, hier ging eine potentiell unterhaltsame Handlung fast vollständig unter in Rückblenden, Diskussionen, Grübeleien und erneuten Rückblenden. Also deutlich mehr Erzählung statt aktive Handlung. Von den Höllen selbst bekommt man kaum etwas mit und auch da hat die Autorin das Thema universitäre Missstände weiter behandelt. Hinzu kommt, dass mir Alice und Peter einfach nicht sympathisch wurden und dass ich ihre Handlung bereits von Beginn an nicht nachvollziehen konnte.
Ich empfand das Buch weder wirklich magisch noch spannend, vielmehr über Längen zäh und bis auf den Höllenfürsten, der einen kurzen Auftritt hat, sowie eine weitere Person im Höllenbereich, die Charaktere anstrengend bis unsympathisch. Es wurden für meinen Geschmack zuviele Fachdisziplinen wie willkürlich durcheinander gewürfelt und das Magiesystem sowie die angeblich hochintelligenten Charaktere nicht überzeugend als solche dargestellt.

Bewertung vom 21.09.2025
Mit kalter Hand / Die Sabine Yao-Reihe Bd.3
Tsokos, Michael

Mit kalter Hand / Die Sabine Yao-Reihe Bd.3


ausgezeichnet

True Crime Thriller mit Details aus der Rechtsmedizin
Ein neuer Thriller mit der Rechtsmedizinerin Dr. Sabine Yao, der eine spannende Mischung aus spektakulären Todesfällen sowie der Suche nach gefährlichen Tätern bietet. Diesmal spielt sich alles in einem Zeitraum von etwa einer Woche ab, in welcher neben dem Tagesgeschäft in der Rechtsmedizin vor allem die Suche nach zwei mutmaßlichen Serientätern für Spannung sorgt.
Schon die Aufmachung des Buches ist sehr gelungen, passend zur Optik fühlt es sich stellenweise an, als wäre es in Plastikfolie eingewickelt. Die privaten Hintergründe von Dr. Sabine Yao halten sich diesmal stark zurück, was mir besonders gefiel. Der Fokus liegt somit mehr auf den zu klärenden Todesfällen sowie der Suche nach Tätern, für welche Dr. Yaos Expertise angefragt wird. Neben spannenden Details aus der humanen Rechtsmedizin, welche Michael Tsokos geschickt in die Handlung einbaut, geht es diesmal sogar in den Bereich der Tiermedizin, da ein Pferderipper sein Unwesen treibt und gefasst werden soll, bevor er sein Tätigkeitsfeld auf Menschen verlegt. Hier arbeitet Dr. Yao mit dem Profiler Milan Hasanovic zusammen, den sie aus einem früheren Fall kennt. Ebenso ist die LKA-Ermittlerin Monica Monti wieder mit dabei und versorgt das Team von Prof. Paul Herzfeld mit menschlichen Fundstücken aus einem nahegelegenen Forstgebiet.
Ich empfand den Thriller als angenehm spannend und liebe die besonderen Details aus dem Fachbereich des Autors. Der Stil ist fokussiert, die Handlung mitreißend und die Fälle eine willkommene Abwechslung.

Bewertung vom 19.08.2025
Die Tage im Café Torunka
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


sehr gut

Drei Episoden, ein Café
Im Café Torunka kann man gemütliche Lesestunden erleben. Bereits das Cover lädt zum Verweilen ein. In drei Episoden treffen jeweils Personen aufeinander, die etwas Vergangenes miteinander verbindet, das nun aufgearbeitet wird.
Das Café wird betrieben von einem Vater und seiner jüngeren Tochter, während die Mutter momentan im Ausland arbeitet. Die Hintergründe zur Familie erfährt man im Laufe des Romans. Ebenso hilft ihnen ein Student aus, dem eine fremde Kundin plötzlich ins Gesicht sagt, sie kenne ihn von früher. Woraufhin sich ein aussergewöhnlicher Verlauf ergibt, bis sich die Hintergründe klären. Die weiteren Episoden sind locker miteinander verknüpft und bauen teilweise aufeinander auf.
Ein weiteres Buch, welches zu den Asiatischen Wohlfühl-Büchern gezählt werden kann. Es ist angenehm modern, schon allein deswegen, weil es diesmal liebevoll zubereiteten Kaffee statt Tee gibt. Zudem ist die Tochter des Besitzers noch im Schulalter, der Vater ist also auch in dieser Hinsicht angenehm zeitgemäß. Die Gäste sind bunt gemischt, wobei das Café etwas versteckt liegt und dadurch so eine Art Geheimtipp im Viertel ist.
Da es nur drei Episoden sind, fallen diese recht lang aus. Der Vorteil ist auf jeden Fall, dass genügend Raum für emotionalen Tiefgang vorhanden ist. In gewisser Weise sind immer Liebe und Verlust im Spiel, Vergangenheit und Gegenwart. Fantastische Elemente kommen im Buch nicht vor.
Die drei Episoden bieten durch die jeweils Beteiligten eine angenehme Abwechslung und man hat Zeit, sich in die Charaktere hineinzuversetzen beim Lesen. Das macht es zu einer äußerst entspannten Lektüre.

Bewertung vom 19.08.2025
Die Bibliothek meines Großvaters
Konishi, Masateru

Die Bibliothek meines Großvaters


ausgezeichnet

Asian Healing trifft auf Whodunnit-Krimi
Auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut, schon die Aufmachung mit den roten Blüten auf dem Buchschnitt verleiht dem Roman optisch das gewisse Etwas. Ebenso mag ich die Covergestaltung, auf dem die junge Lehrerin Kaede zusieht, wie ihr Großvater sich langsam von ihr entfernt.
Das Entfernen kann hier sinnbildlich betrachtet werden, denn beim Großvater wurde eine Demenzerkrankung diagnostiziert, durch welche er beginnende körperliche Einschränkungen erfährt sowie für ihn lebensechte Halluzinationen.
So empfängt einen der Roman auch gleich mit der Information, er hätte vorhin einen blauen Tiger gesehen. Ein ungewöhnlicher Einstieg ins Buch, die dahinterliegende Erkrankung wird nach und nach verständlich erklärt, ohne zuviel Raum einzunehmen. Wie ihr Großvater ist Kaede Liebhaberin klassischer Krimis, die hier zu einem Bindeglied zwischen den beiden sowie zu weiteren Charakteren werden. Wie in Asian Healing Romanen werden hier neben gebotenen menschlichen Schicksalen episodenhaft Rätsel und Kriminalfälle gelöst. Und hierbei kann Kaede jeweils erleben, wie geistig fit ihr Großvater noch ist. Einem kleinen Ritual gleich lässt er zunächst seine Enkelin ihre Vermutungen erzählen, bevor er anhand kleiner Details die richtigen Schlüsse zieht und ihr eine Auflösung bietet.
Ich würde den Roman als eine wunderschöne Mischung aus Asian Healing Elementen und Whodunnit-Krimis bezeichnen, alles recht gemütlich erzählt. Es gibt Szenen aus Kaedes Leben und was sie mit ihren Freunden Zeit erlebt, die Besuche bei ihrem Großvater und eben besagte Fälle. Einige Rätsel wirken zunächst unlösbar, zum Schluss hin habe ich um Kaede und ihren Großvater regelrecht bangen müssen, da sie selbst involviert waren.
Ein einfühlsamer Cozy Krimi mit sympathischen Charakteren, emotionale Szenen und rätselhafte Fälle werden hier erfolgreich miteinander kombiniert. Laut der Angabe im Buch ist dies der erste Teil einer in Japan erfolgreichen Trilogie. Auf weitere Bände mit Kaede, ihrem Großvater sowie deren Freunde bin ich gespannt.