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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 954 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2025
Kälter (eBook, ePUB)
Pflüger, Andreas

Kälter (eBook, ePUB)


sehr gut

Während der „stummen“ Monate gibt es nur zwei Polizisten auf Amrum. Es passiert nichts, wenn die Gäste die Insel verlassen haben. Falls dann doch mal Verstärkung benötigt wird, sind die Kollegen vom Festland rasch vor Ort. Das galt immer, bis ein Einheimischer ermordet wird. Niemand weiß warum aber Luzy und Jörgen ahnen bald, worum es geht. Sie ma„chen sich auf die Suche nach den Mördern und geraten in eine Falle. Nur Luzy weiß, er die Täter sind und warum sie die Insel gerade jetzt besuchten.

„Kälter“ ist ein Agententhriller, der seinen Namen verdient hat. Die Hauptperson Luzy wird immer wieder mit Gefahren konfrontiert, die kaum zu bewältigen sind. Für mich waren die Darstellungen rund um den Mauerfall gelungen. Versetzten sie mich doch in die Zeit um 1989 und ja, das freudige Gefühl konnte ich erneut wahrnehmen. Luzy ist eine Agentin, die für meine Begriffe zu rigoros agiert. Sie meistert sämtliche gefährlichen Situationen mit Bravour und todesmutig. Das war mir zuweilen dann doch zu viel „James Bond“.

Mein erstes Buch von Andreas Pflüger hat mich gut unterhalten. Spannend war es allemal und die historischen Fakten fand ich interessant.

Bewertung vom 24.10.2025
No Way Home (eBook, ePUB)
Boyle, T. C.

No Way Home (eBook, ePUB)


gut

Terry ist Assistenzarzt im 3. Jahr. Dass er ausgerechnet jetzt, bei einer Visite, angerufen wird, ärgert ihn. Schließlich ist es sein privates Handy und diese Nummer haben nur sehr wenige Menschen. Es meldet sich die Nachbarin seiner Mutter. Was sie ihm mitzuteilen hat, lässt ihn fast kollabieren. Zum Glück nur fast. Denn er muss einen adipösen Mann reanimieren.

„Now Way Home“ beschreibt, wie ein junger Mann mit dem plötzlichen Tod seiner Mutter zurechtkommt. Als einziger Sohn ist er nicht nur Alleinerbe, er muss sich auch um das Haus und den Hund der Verstorbenen kümmern. Während er noch über den Verlust nachdenkt, begegnet er einer jungen Frau, die ihn sofort in seinen Bann zieht. Es beginnt eine turbulente Zeit für ihn.

Mein erstes Buch, das ich von T.C. Boyle las konnte mich nicht überzeugen. Zu viele Längen gab es und ich empfand das Lesen anstrengend. Auch blieben zu viele Fragen offen und der Schluss zu nebulös.

Bewertung vom 15.10.2025
Die Frau der Stunde
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


ausgezeichnet

Helen Busch hat die Scheidung eingereicht. Die Seitensprünge ihres Mannes will sie nicht mehr hinnehmen. Bevor sie nach New York zurückkehrt, bringt sie ihren Ehemann zu Fall. So berichtet es Suzanne den beiden Freundinnen Catharina und Azadeh. Das Fatale an der Sache ist, dass Helmut Busch Außenminister und Vizekanzler ist. Mit ihm steht und fällt eine Koalition, die überhaupt nicht stabil ist. Nach dem Abgang des Außenministers liegt es also alleine an seinem Nachfolger, ob Neuwahlen verhindert werden können. Warum hat Catharina an diesem Abend das Gefühl, dass es das letzte unbeschwerte Zusammensein mit ihren Freundinnen ist?

Die Autorin schreibt so, dass ich mich sofort in der Story zuhause fühlte. Heike Specht ist für mich eine Neuentdeckung unter den Historikern. „Die Frau der Stunde“ erzählt von der noch recht jungen Republik. Bonn war die Bundeshauptstadt und Frauen in der Politik gab es nur selten. Ja, als Sekretärin vielleicht aber als Ministerin? Undenkbar. Die Story verharrt nicht stur bei den Volksvertretern in Bonn. Immer wieder gibt es Berichte aus Teheran, wo sich eine Umwälzung anbahnt.

Das Buch hat mich gefesselt. Viele Ereignisse, die hier beschrieben werden, habe ich miterlebt. Der Bau des „langen Eugen“ zum Beispiel war ein Ereignis, das über die Grenzen NRWs gefeiert wurde. Die Protagonisten sind zwar anhand ihrer Namen nicht sofort erkennbar. Wer sich aber ein wenig in der Politik der 70er Jahre auskennt weiß, wer gemeint ist. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.10.2025
Die Ausweichschule (eBook, ePUB)
Erdmann, Kaleb

Die Ausweichschule (eBook, ePUB)


sehr gut

Am 26. April 2002 geschah das Unglaubliche. Eine Schule in Erfurt gelangte zu einer traurigen Berühmtheit. Der Schüler R. Steinhäuser erschoss 16 Menschen und danach sich selbst. Was waren seine Motive und hätte man diesen Amoklauf verhindern können? Heute, nach so vielen Jahren fragt kaum noch jemand danach. Dabei sind es betroffene Schüler, die den Tag im Gutenberg- Gymnasium erleben mussten. Viele von ihnen hatten Todesangst und leiden bis heute unter dem Trauma.

„Die Ausweichschule“ ist ein Roman, der auf der Shortliste des #dbp25 steht. Der Autor schreibt über den Tag, den er als 11jähriger erlebte. Schon seit etlichen Jahren wohnt er in Frankfurt, also weit weg vom Ort des Geschehens. Warum er gerade jetzt ein Buch über das Attentat schreiben musste, das wird ihm erst während des Schreibprozesses klar. Was mir beim Lesen auffiel war, in welcher Weise sich um die Schüler gekümmert wurde. Es gab weit und breit nur eine Traumatherapeutin und die wurde nach Erfurt entsandt. Traurig, aber wahr. Mittlerweile gibt es in jedem Bundesland Fachleute, die eine Ausbildung durchliefen und sich bestens damit auskennen. Nein, auch sie werden das Erleben der Schüler nicht aus ihrem Gedächtnis streichen können. Aber sie helfen dabei, sich dem Schmerz zu stellen und damit zu leben.

Das Buch ist nicht einfach zu lesen. Es gibt keinen roten Faden. Immer wieder schweift der Autor ab. Er wechselt spontan zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Zwischen Gesprächen mit der Freundin, der Mutter oder Menschen, die das Geschehen als Theaterstück aufführen möchten, geht es hin und her. Ich werde das Buch mit Sicherheit noch einmal lesen. Zu wertvoll sind mir die Erfahrungen des 11jährigen, der viel mehr wissen wollte, als die Frage nach dem „Warum“.

Bewertung vom 24.09.2025
Peggy Guggenheim
Horncastle, Mona

Peggy Guggenheim


ausgezeichnet

Peggy Guggenheim kaufte nicht ausschließlich Werke junger und unbekannter Künstler. Viele von ihnen konnten ihre Miete nicht bezahlen und wurden nur selten satt. Als die Nationalsozialisten in vielen Staaten Europas die Herrschaft übernahmen, gab es den Begriff „entartete Kunst“. Dabei handelte es sich um Werke, die von jüdischen Künstlern kreiert wurden. Frau Guggenheim war selbst Jüdin und widersetzte sich den Verboten. Sie kaufte auch diese Gemälde und ihre Sammlung nahm schnell Dimensionen ein, die keinen Wandschmuck für ein Einfamilienhaus darstellten. Ihr haben wir zu verdanken, dass Werke von Munch, Kandinski, Legér, Klee und weiteren guten Künstlern bis heute erhalten blieben.

Was für ein Buch. Obwohl als Sachbuch veröffentlicht, war es zu keinem Zeitpunkt abgehoben oder gar langweilig. Wer Salvador Dali als „wandelnde Schnapsbar“ betitelt, hat eine große Portion Humor, die er in seinem Buch verarbeitet. Frau Guggenheim eröffnete auch Frauen den Zutritt zu ihren Ausstellungen. Surrealisten waren so borniert, dass sie nicht wahrhaben wollten, dass Frauen auch gut malen können.

Frau Guggenheim ließ 7 Abtreibungen zu. Einmal wurde sie und zudem auch die Ehefrau ihres Geliebten gleichzeitig schwanger. Sie war ein Abbild dieser Zeit. Eine Geliebte, oder Mätresse, zu haben, gehörte zur Normalität, zum „guten Ton“. Es war nicht verwerflich.

Peggy Guggenheim hatte ein großes Herz und einen ebenso großen Geldbeutel. Sie verhalf nicht nur Marc Chagall und Max Ernst zur Flucht vor den Nationalsozialisten. Dieses Buch ist eine würdige Biografie für diese außergewöhnliche Frau. Was mir besonders gefiel, das sind die vielen Fotos. Je mehr ich über diese Dame lese, desto beeindruckter bin ich von ihr.

Bewertung vom 20.09.2025
Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste (eBook, ePUB)
Mullen, Kelly

Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste (eBook, ePUB)


sehr gut

Mimi kann es nicht fassen. Da denkt sie, dass sie im Paradies wohnt und dann das. Nur wenige Minuten entfernt lebt eine Erpresserin. Und Mimi war sich sicher, dass sie die Fehler der Vergangenheit erfolgreich hinter sich bringen konnte. Jetzt ist sie 77 Jahre alt und lebte die letzten 23 Jahre zufrieden und ohne Sorgen auf der Insel Mackinac. Sollte das jetzt vorbei sein? Nein, das darf nicht sein. Wie soll sie auf diesen unsäglichen Erpresserbrief reagieren? Es ist nicht nur ein Brief, sondern eine Einladung zur Party mit etlichen Gästen.

Mimi ist eine taffe ältere Dame. Sie lebt ohne Geldsorgen alleine in einem großen Haus. Ihre einzige Familie ist ihre Enkelin Addie. Leider hatten die beiden eine heftige Auseinandersetzung und seitdem keinen Kontakt. Tja, nicht nur daran merken Außenstehende, dass sie verwandt sind. Ihre Sturheit wirkt sich oft nachteilig auf ein Zusammenleben aus. Mimi springt über ihren Schatten und kontaktiert ihre Enkelin. Beide folgen der Einladung und besuchen das Fest der Erpresserin. Leider wird diese schon nach wenigen Stunden ermordet. Und es bleibt an diesem Abend nicht bei einer Toten.

„Die Einladung“ konnte mich nur mäßig überzeugen. Zu viele Namen verwirrten und die Suche nach dem Täter oder der Täterin hätte nicht so ausgedehnt erfolgen müssen. Interessant fand ich das Verdeutlichen von Zusammenhängen. Wer war mit Jane, der Gastgeberin, verwandt? Wer gut oder nur flüchtig bekannt? Im Verlauf der Ermittlungen gibt es einige Überraschungen, die so nicht vorhersehbar waren.

Bewertung vom 20.09.2025
Heimat (MP3-Download)
Lühmann, Hannah

Heimat (MP3-Download)


sehr gut

Jana fühlt sich auf dem Land sehr wohl. Sie lernt Menschen kennen, die bald ihre Freundinnen werden. Mit Karolin versteht sie sich am besten. Sie bewundert, wie sie lebt und mit den Problemen des Alltags umgeht. Aber auch hier, wie bei vielen anderen Familien gilt, dass der Schein oft trügt. Jana lässt sich von Karolin dazu überreden, bei Werbeaktionen für die AfD mitzumachen. Leider wird das Thema nicht vertieft.



Was bringen viele Follower bei Instagram, wenn die Idylle nur gespielt ist? Mit der Zeit schaut Jana hinter die Fassaden und merkt, dass es ihr eigentlich recht gut geht. Die Story plätscherte dahin und ich wartete immer auf den Höhepunkt sowie die Lösung einiger Rätsel. Die kam nicht und das Ende war abrupt. Mir kam es vor als seien der Autorin plötzlich die Ideen ausgegangen. Die Sprecherin Heike Warmuth wiederum gefiel mir sehr gut. Das Hörbuch ist eine digitale Ausgabe und nicht als CD erhältlich.

Bewertung vom 20.09.2025
Death at Morning House
Johnson, Maureen

Death at Morning House


ausgezeichnet

Marlowe ist unsterblich verliebt. In ein Mädchen. Sie heißt Akilah. Gemeinsam wollen sie einen lauschigen Nachmittag verbringen. Marlowe lädt ihre Flamme ein. In ein Haus, das sie regelmäßig besucht. Die Besitzer sind nämlich verreist und verlassen sich voll und ganz auf Marlowe. Das Haus ist groß und sie möchte gegenüber Akilah ein wenig angeben. Aber nicht nur das. Sie kauft sogar extra eine Kerze mit Akilahs Lieblingsduft. Alles soll dem ersten Date eine besondere Note geben. Dass der Kauf dieser Kerze ein großer Fehler war und sie in größte Schwierigkeiten bringen würde, das erfuhr Marlowe leider erst zu spät.

Nach dem furchtbaren Geschehen trennen sich die Wege von Marlowe und ihrer Freundin. Marlowe nimmt einen Ferienjob an. Der sieht so aus, dass sie interessierte Touristen durch ein altes Haus führt. Hier lebte ein Arzt mit seiner Familie. Was damals hier geschah, ist gruselig und die Beklemmung hält sich bis heute. Bei allen, die von den Ereignissen der Vergangenheit wissen. Dass es aber auch in der Gegenwart mysteriöse Tötungsdelikte gibt, lässt nicht nur Marlowe verängstigen.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Neben den Ereignissen im Heute gibt es immer wieder Kapitel, die Geschehnisse in der Vergangenheit zum Thema haben. Die Autorin hat es perfekt verstanden, mich zu fesseln. Der Spannungsbogen ist dauerhaft gespannt und alle Episoden sind nachvollziehbar. Zu keinem Zeitpunkt empfand ich die Story als langweilig. Zumal sie auch auf die Gefahr der Verbreitung von Thesen über sogenanntes „lebensunwertes Leben“ eingeht. Mir gefiel der Roman sehr gut und ich empfehle ihn keineswegs nur Jugendlichen.

Bewertung vom 19.09.2025
Station 22. Wo bist du sicher? (MP3-Download)
Elvedal, Anne

Station 22. Wo bist du sicher? (MP3-Download)


sehr gut

Ida arbeitet mit Freuden auf einer Station für psychische Erkrankungen. Sie ist empathisch und die Patienten sprechen gerne mit ihr. Sie merken wohl, dass Ida als Kind traumatisiert wurde und vielleicht auch aus diesem Grund so zugewandt ist. Lange konnte sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen und hatte nur noch sehr selten Alpträume. Als aber eine junge Frau verschwindet, werden ihre Traumata wieder wach. Nicht das, sie hat auch eine Befürchtung, die sie nicht zur Ruhe kommen lässt.

„Station 22. Wo bist du sicher?“ zeigt, wie Psychiater mit ihren Patienten arbeiten. Ida kennt sich also bestens aus und nutzt ihre Arbeit, um das Mittel der Hypnose zu testen. Falls sie in die Vergangenheit geführt werden kann so denkt sie, wird sie auch den Menschen finden, der ihr und anderen Kindern Leid angetan hat. Nicht nur Ida leidet noch immer. Auch ihre Mutter. Die wurde zur Alkoholikerin und kann ebenfalls die Ängste und Sorgen vergangener Tage nicht vergessen.

Das Highlight dieses Hörbuches war für mich die Sprecherin Sarah Dorsel. Bei der Story fehlte mir immer wieder der Bezug zur Realität. Sie kam mir ein wenig zu abgehoben vor. Spannung war gleichbleibend und kurz vor der Lösung stieg sie nochmals kräftig. Wer Psychothriller mag, wird auch diesen gerne hören.

Bewertung vom 16.09.2025
Die Rheinreise
Schlee, Ann

Die Rheinreise


ausgezeichnet

Das kann nicht wahr sein. Er steht tatsächlich unten und schaut zu ihr hinauf. Ihre einzige Liebe, die leider nicht sein durfte, da ihr Bruder mit der Verbindung absolut nicht einverstanden war. Desmond Farmer schaut hoch zu ihr. Sein Anblick lässt ihre Tränen fließen und sie muss laut schluchzen. Eigentlich wähnte sie sich über den heftigen Herzschmerz hinweg. Aber weit gefehlt. Charlotte atmet auf als sie erkennt, dass es doch nicht ihre verlorene Liebe ist, die unten im Hafen steht. Dass sie allerdings im Tagesverlauf mit ihren Gedanken nicht bei ihrer Familie ist, fällt nicht nur ihr selber auf. Dabei freute sie sich so sehr auf diese Reise.

„Die Rheinreise“ von Ann Schlee spielt im Jahr 1851 und ist eine Wiederentdeckung. Der Roman wurde vor 40 Jahren geschrieben und schildert die Reise von vier Menschen. Diese leben im viktorianischen England und so verhalten sie sich auch. Mich beeindruckte die Sprache, welche so recht in diese Zeit passt. Dann das geschwollene Verhalten der Akteure, herrlich amüsant. Die Reise ging von Koblenz nach Köln und sowohl Ehrenbreitstein als auch Remagen finden Erwähnung. Damals gab es noch nicht so viel Schiffsverkehr auf dem Rhein und die Fahrten mit Dampf waren üblich.

Nein, es ist kein nullachtfünzehn Roman. Das zeigt alleine die Aufmachung des Buches. Das Cover wurde wertig gestaltet und ein rotes Lesebändchen gehört zwingend dazu. Im Anhang gibt Lauren Groff interessante Hintergrundinformationen. Für mich ein Juwel und literarisch ein Genuss. Meine Leseempfehlung gilt also ohne Einschränkung.