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Benutzername: 
Polly1000
Wohnort: 
Norden

Bewertungen

Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2025
Der Sommer am Ende der Welt
Völler, Eva

Der Sommer am Ende der Welt


ausgezeichnet

Ich habe alle Bücher von Eva Völler gelesen und war auch dieses Mal wieder begeistert trotz der schweren Kost: Kinderverschickung zum Aufpäppeln von meist Arbeiterkindern. Viele Wochen waren selbst Kleinkinder von ihren Eltern wegen einer Kur von ihren Eltern getrennt. Heute völlig undenkbar. Ich habe bereits einige Berichte gelesen über den Horror, denen die Kinder in solchen Kurheimen ausgesetzt waren. So viele sind traumatisiert fürs Leben. So ergeht es auch der Mutter von der 40-jährigen Hanna, die mit ihrer 16-jährigen Tochter nach Borkum fährt, um über dieses Thema zu recherchieren. Sie wohnen ausgerechnet in dem Hotel, in dem früher so ein Kinderkurheim war, und zwar genau das, in dem die Mutter von Hanna als kleines Kind Schreckliches erleben musste. Wie immer ist der Schreibstil sehr mitreißend, die Personen waren entweder gut oder böse, die Handlung ich den Rückblenden natürlich oft verstörend. Alles in allem fand ich, dass etwas zu viele Themen in dieses Buch reingepresst wurden: Vergangenheit im Kinderheim, ein Mord, die urgewaltige Verliebtheit von Hanna in Ole, parallel dazu die erste große Liebe ihrer Tochter, Altersdemenz und Traumabewältigung. Gestört haben mich die inflationär benutzen Begriffe „Mom“ und „Bitch“. So völlig unnötig. Auf einer Seite kam das Wort „Mom“ acht Mal vor. Diese „Jugendausdrücke“ wirkten so gewollt modern sein wollen und empfand ich als unangenehm. Trotz dieser Kritikpunkte war das Buch ein exzellenter Lesegenuss, ich gebe eine ganz klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 11.06.2025
Neuanfang in Notting Hill
Clarke, Norie

Neuanfang in Notting Hill


gut

Einerseits habe ich dieses Buch gerne gelesen, es ist eine leichte, lockere Lektüre, die man an einem Nachmittag weglesen kann. Abwechselnd wird kapitelweise aus der Sicht von Joan und Jess erzählt. Manchmal musste ich zurückblättern, wer gerade erzählte. Zudem fangen zu viele Namen mit J an: Joan, Jess, Joseph, Joe. Dazu kommt, dass dieser Roman fast nur in wörtlicher Rede geschrieben ist. Ich finde, zu viel wörtliche Rede macht das Buch langweilig, denn dann kann man nicht mehr genug Beschreibungen oder Gedanken/Gefühle einbauen. Der Roman wird dann ja eher zu einem Dialog, erfüllt also nicht mehr wirklich seinen Zweck. Fand ich unangenehm zu lesen. Die Handlung ist sehr vorhersehbar, Spannung und überraschende Wendungen gibt es nicht. Nichts desto trotz sind die Darsteller mir sympathisch, und das Buch lässt sich gut lesen ( bis auf die zu viele wörtliche Rede).

Bewertung vom 08.05.2025
Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1


gut

Die Jüdin Stella Herzig kehrt nach Kriegsende in ihre Heimatstadt Wien zurück mit dem Anspruch diese Stadt mit aufzubauen. Als Lehrerin bekommt sie mit Hilfe ihrer Freundin Feli eine Anstellung in dem altehrwürdigem Lindengymnasium, in dem einerseits Reformen stattfinden, andererseits aber strenge Zucht und Ordnung herrschen und einige der Kollegen grausame und ungerechte Methoden anwenden. Viele davon sind ehemalige Nazis. Stella, die frischen Wind und moderne Pädagogik mitbringt hat es nicht leicht. Zum Glück erfährt sie aber auch Unterstützung und nach einer Zeit auch unerwartet die Liebe eines Mannes. Das Buch liest sich leicht und locker, die „guten“ Charaktere sind einem total sympathisch.
Es ist ein ruhiges Buch. Meiner Meinung nach hätte es mehr in die Tiefe gehen können. Teilweise wird nur oberflächlich etwas beschrieben oder nur kurz angerissen. Hochdramatisch muss ja es ja gar nicht sein, aber etwas Würze fehlte mir hier. Es ist kein Buch, über das ich noch hinterher tagelang nachdenke. Trotzdem werde ich gerne die Fortsetzung lesen, die leider erst in 8 Monaten erscheinen wird.

Bewertung vom 10.04.2025
Maikäferjahre
Höflich, Sarah

Maikäferjahre


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich in zwei Nächten durchgelesen. So emotional und packend! Anni und ihr Zwillingsbruder Tristan in der Zeit der letzten Kriegsmonate und die ersten Jahre danach. Im Grunde sind es zwei Geschichten für sich, die immer wechselnd weiter erzählt wird. Man weiß gar nicht, mit wem man mehr mitfiebert, zumal beide Geschwister jeweils eine herzzerreißende Liebesgeschichte erleben. Die noch nicht unbedingt zu Ende erzählt sind. So hoffe ich sehr auf einen zweiten Band.

Der Schreibstil ist sehr angenehm, emotional, aber nie „drüber“. Wie verhasst sich die feindlichen Nationen auch noch Jahre nach dem Krieg waren, wie die Menschen um ihr Leben, ihre Liebe, Anerkennung und Respekt kämpfen mussten. Sich gegen Hass und Ausgrenzung wehren mussten. Beeindruckend nahegebracht. Ich kann dieses Buch sehr empfehlen.Das war ein richtig schönes Leseerlebnis.

Bewertung vom 28.01.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Band 5 der Jahn/Krammer-Fälle. Dieser schließt sich nahtlos an Band 4 an, es ist also empfehlenswert, die vorherigen Bände zuerst zu lesen. Zwar ist auch dieser Band wieder geschlossen für sich, aber Quereinsteiger haben es etwas schwer, denn es wird doch so einiges auf die vorherigen Bände bezogen. Dieses Mal geht es um Brandstiftungen, teils mit Todesfolge. Ich mag die für die Krimi-Reihe typische Mischung: Ein Kriminalfall, etwas Grusel, Landschaft, und dazu kommen auch die Privatleben der Ermittler nicht zu kurz. Schön, diesbezüglich die Entwicklungen seit Band 1 zu verfolgen. Insbesondere natürlich die Beziehung zwischen Jahn und Krammer. Diese Charaktere sind mir total sympathisch, mit all ihren Ecken und Kanten. Dieser neue grenzüberschreitende Fall von Jahn und Krammer, hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin sehr gut. Das Buchcover ist entsprechend der vorherigen Bände sehr passend gestaltet. Im Anschluss des Buches gibt es eine kleine Leseprobe für den in 2026 erscheinenden Band 6, der wird mega spannend, ich freue mich schon darauf!

Bewertung vom 22.07.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Ein historischer Roman, der im Jahr 1913 in Hamburg spielt. Zwischen dem entbehrungsreichen Leben im Arbeiterviertel und dem wohlsituierten Leben der Oberschicht. Was für ein Auftakt der 2-teiligen Saga um Alice Bloom, die versucht, sich und ihre Tochter aus unsagbarem Elend zu befreien. Und eine Scheidung von ihrem gewalttätigen Mann durchsetzen will. In dieser Zeit so gut wie ein Ding der Unmöglichkeit. Mutig und stark ist sie und sorgt für emotional berührende Momente. Zusätzlich zu dem Lesegenuss sind die historische Fakten perfekt einbettet in eine mega spannende Geschichte. Wie es damals mit dem Scheidungsrecht bestellt war, wusste ich nicht. Sehr lehrreich und schockierend, wie aussichtslos so etwas damals gewesen ist. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig so dass die Seiten nur so dahin flogen. Es ist so bildhaft geschrieben, dass man beim Lesen sofort tief in die Geschichte eintaucht und sich mittendrin befindet und mitleidet. Für mich ist dieses Buch bisher DAS Lesehighlight in diesem Jahr.
Die fast 600 Seiten habe ich ruck zuck durchgelesen, und ich freue mich sehr auf den 2. Teil, der im Oktober erscheint.

Bewertung vom 15.07.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


ausgezeichnet

Ich lese so gerne Bücher aus der deutschen Nachkriegszeit, die ja oft in Berlin, Hamburg oder ab und zu mal im Ruhrgebiet spielen. „Don’t kiss Tommy“ ( der Titel gefällt mir überhaupt nicht, warum muss der auf englisch sein?) spielt zur Besatzungszeit der Briten in dem altehrwürdigem Bad Oeynhausen, für mich ein völlig neues Terrain zu diesem Thema. Die Innenstadt wird durch einen Stacheldrahtzaun abgeriegelt und die Bewohner aus ihren Häusern vertrieben. Die beiden (ehemaligen)Freundinnen Rosalie und Anne versuchen jede auf ihre eigene Art mit der Situation fertig zu werden. Das Leben der Bad Oeynhausener ist hart in den Jahren 1945-1947, sie müssen den Extrem-Winter, Hunger, Wohnungsverlust und Hochwasser aushalten und haben dabei stets das gute Leben, das die britischen Besatzer führen, vor Augen.
Dieses Buch verbindet deutsche Geschichte mit der wirklich wunderbaren Erzählung über die Menschen in dieser Zeit, dazu eine Liebesgeschichte. Und das alles, ohne Kitsch und Melodramatik. Das Buch habe ich verschlungen. Die Autorin kannte ich bisher nicht, aber das wird sich jetzt ändern.

Bewertung vom 04.06.2024
Zeit zu verzeihen
Lind, Hera

Zeit zu verzeihen


ausgezeichnet

Wieviel kann ein Mensch ertragen und aushalten? Als Kind wird Clara von ostpreußischen Flüchtlingen gerettet und aufgenommen und wächst in der DDR auf. Durch Zufall erfährt Clara 20 Jahre später, dass ihre leibliche Mutter noch lebt. Im Westen, also unerreichbar für sie. Ich habe alle Tatsachen-Romane von Hera Lind gelesen, und für mich ist „Zeit zu verzeihen“ der Beste von allen. Wenn man Hera Lind liest, weiß man vorher: Es ist keine anspruchsvolle Literatur, teilweise sehr kitschig, trivial, und es gibt in jedem Buch so unglaubliche Zufälle und Begebenheiten, dass man denkt: Niemals kann das so gewesen sein. Und trotzdem gebe ich volle 5 Sterne, denn auch dieses Buch ist einfach so mitreißend und spannend geschrieben, dass man es einfach nicht aus der Hand legen kann und sich die Nacht um die Ohren schlägt, Tränen vergießt und noch Tage danach über den Inhalt nachdenkt. Und wenn ein Buch so etwas schafft, dann gibt es trotz melodramtisch-seichtem Sprachstil die beste Bewertung von mir. Besonders das Nachwort in jedem Buch finde ich sehr berührend. Jedes Mal ein würdiger Abschluss. Freue mich auf ihren nächsten Roman.

Bewertung vom 24.03.2024
Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


ausgezeichnet

Was war das für ein Lesegenuss! Es geht um 3 Generationen von Frauen: Hannah, Marlene und Lotte aus Dresden in der Zeit von 1939 bis nach der Wiedervereinigung. Eine bewegte Zeit voller Schicksalsschläge, Liebe, Hass und Versöhnung. Dazu erfährt man so viel über die Zerstörung und dem Wiederaufbau von Dresden. Vieles habe ich gar nicht gewusst. Erzählt wird in zwei Zeitebenen: Einmal von Lotte und dann von Ihrer Enkelin Hannah. Dieses Buch ist endlich einmal wieder ein richtig „dicker Schinken“ mit seinen fast 600 Seiten. Ein toller Schreibstil, und die Charaktere sind so gut beschrieben, dass man ihnen nahe kommt. Fast alle sind einem sympathisch und ans Herz gewachsen. Dazu die Liebesgeschichte von Lotte und Jakob, so schön. Ich habe das Buch in drei Abenden/Nächten durchgelesen, das war Lesegenuss pur. Ich kann dieses Buch wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 12.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


sehr gut

Wie ist es, aus der "kleinen grauen DDR" in den "goldenen Westen" zu fliehen und sich dort ein neues Leben aufzubauen? Nach einer gescheiterten Flucht kommt die Erzählerin zunächst in eine Kinderheim und lebt dann fast 2 Jahre bei ihrer Großmutter in Leipzig, der Heimatstadt der Familie. Das Leben in dem kleinen grauen Land wird gut widergespiegelt, besonders interessant finde ich, dass es in Leipzig stattfindet und nicht, wie so oft in Büchern, in Berlin. Als Leipzig-Kenner ist mir das eine besondere Freude.
Als die Familie nach 2 Jahren und einem Gefängnisaufenthalt der Eltern endlich zusammen in Westdeutschland leben darf, beschreibt die Autorin eindrucksvoll die Zerrissenheit und die Trauer um die verlorene Heimat, um das unbedingt Dazugehören wollen in der neuen Heimat. Die Flucht hat lebenslange Auswirkungen auf die ganze Familie, das wird hier sehr deutlich. Die bedrückte und eigentümliche Stimmung spiegelt sich durch das ganze Buch wider. Zudem wird gezeigt, dass auch im Westen nicht alles gold ist, was glänzt und es sehr kräftezehrend und schwer ist, sich eine neue Existenz aufzubauen. Man fragt sich manchmal tatsächlich: War es das wert? Ein Leben in Freiheit, Denkfreiheit, Reisefreiheit ist das eine, aber die traumatischen Erlebnisse der Flucht, der Gefängnisaufenthalt, an dem die Mutter zerbricht und psychisch und physisch schwer krank wird, die Großmutter aus Leipzig, die nur aufwändig im ausländischen sozialistischem Ausland getroffen werden darf, all das lässt einem die Frage stellen: Hätte die Familie ein besseres oder schlechteres Leben gehabt, wären sie geblieben? Dieses Buch regt sehr zum Nachdenken an, ist in einem schönen Schreibstil geschrieben und gefällt mir sehr gut.

Was mir an diesem Buch nicht so gefällt: Man bekommt als Leser keinen Zugang / keine Nähe zu der Erzählerin. Sie bleibt einem irgendwie fremd. Das Buch hat sehr wenige Seiten, dafür finde ich es ehrlich gesagt einfach zu teuer.