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Benutzername: 
haberlei
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 285 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2025
Kom.Ba. / Kommissar Bambus
Gun, Ben B.

Kom.Ba. / Kommissar Bambus


ausgezeichnet

Es ist der Mut, weiterzumachen, der zählt

Mit „KOM.BA. Kommissar Bambus – Band 1 Phönix“ hat Ben B. Gun ein neues Genre geschaffen, den Poetry Crime, den poetischen Krimi. Der Autor kombiniert das Lösen von Kriminalfällen, also Spannung, einerseits mit Lyrik, mit tiefgründigen Gedichten, andererseits mit sehr stimmungsvollen und menschlich einfühlsamen Szenen. Es handelt sich um den vielversprechenden Debutroman des Autors und stellt den Auftakt einer Trilogie dar.

Kurz zum Inhalt:
Im Mittelpunkt steht Hauptkommissar Gabriel Landgraf, der bei einem Einsatz nicht nur körperlich schwer verletzt, sondern vor allem traumatisiert wird. Im Zuge der Therapie erkennt er, dass er sein Leben ändern muss. Der Neuanfang erweist sich als schwierig, doch er kämpft sich durch und verwandelt sich – wie Phönix aus der Asche – in einen neuen Menschen.

Das in pastellartigen Farben gehaltene Cover wirkt fast etwas zu lieblich für einen Kriminalroman, doch es passt zum Schreibstil des Autors und verstärkt das Kopfkino den Schauplatz betreffend, wo Gabriel letztlich sein Glück findet, in der kleine Villa an der Donau. Zum Titel „Kom.Ba“ bzw. „Kommissar Bambus“ möchte ich lediglich verraten, dass Freunde Gabriel diesen Spitznamen gaben.

Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt im Jahr 2015, kurz in Hamburg, aber großteils in Deggendorf, Bayern. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sind übertitelt, jedoch weder mit Zeit- noch Ortsangaben versehen. Zu jedem Kapitel gibt es am Anfang ein Gedicht, das wunderbar auf die kommenden Ereignisse einstimmt. Der Prosa-Erzählstil ist flüssig, es gibt wunderbare Landschaftsbeschreibungen und stimmungsvolle Szenarien, die animieren, diese Gegenden zu bereisen. Andererseits gibt es auch sachliche Passagen, die Wissenswertes vermitteln, gut recherchiert wirken, die zwar den Rahmen eines Kriminalromans zu sprengen scheinen, aber sich doch harmonisch in die Handlung einfügen. Auch wenn es ruhigere Passagen in diesem Roman gibt, so fehlt es dennoch nicht an Spannung und Action. Primär wird die Geschichte aus Gabriels Sichtweise erzählt, doch vereinzelte Perspektivenwechsel offenbaren Aktionen oder Gedanken von Menschen aus Gabriels Umkreis oder von Tätern.

Durch den hochdramatischen Beginn wurde ich nicht nur sofort in die Handlung hinein gesogen, sondern Gabriels körperliche und vor allem seelische Verletzungen gingen mir nahe. Voll Sympathie und Mitgefühl durchlebte ich mit ihm eine Achterbahn der Gefühle, litt mit ihm in seiner traumatisierten und depressiven Phase, freute mich mit ihm als es ihm gelang, sich aus dem Tief herauszukämpfen, teilte seine Zuversicht beim Neubeginn, um dann wie er zwischen Glücksmomenten und Frustration hin- und hergerissen zu werden.

Das Buch begeisterte mich durch seine Vielschichtigkeit, durch die so andere Herangehensweise. Im Unterschied zu herkömmlichen Krimis steht hier der Mensch im Mittelpunkt, der Ermittler als Mensch. Als Mensch, der zwar Kriminalfälle zu lösen hat, wo aber diesmal das Privatleben nicht nur am Rande gestreift wird, sondern wo der Schwerpunkt des Romans darin liegt zu zeigen, wie es einem Kommissar als Mensch geht. Wenn er Schlimmes in seinem Beruf erfährt, wenn es durch die Anforderungen seines Berufes zu Beziehungsproblemen kommt, wenn es zwischenmenschlich mit Kollegen nicht stimmt, wenn er sich trotz dringender Arbeit um kranke Verwandte kümmern möchte, wie wichtig es für ihn ist, Freunde zu finden und zu haben.

Was die Personen anbelangt, so steht Gabriels charakterliche Entwicklung eindeutig im Mittelpunkt. Aber die Charaktere sind generell lebendig, vorwiegend liebenswürdig und gut vorstellbar gezeichnet. Ich habe etliche Personen aus Gabriels Umfeld regelrecht ins Herz geschlossen. Nicht nur Gabriel zeigt Stärken und Schwächen sowie Emotionen. Aber natürlich kristallisieren sich vor allem die vielen Facetten von Gabriels Wesen heraus. Gabriel ist ein Kämpfertyp. Er gibt nie auf. Sein Durchhaltevermögen zeigt sich nicht nur in der Therapie, sondern auch, als er in Deggendorf an seiner neuen Dienststelle auf Ablehnung stößt, geschnitten wird. Seiner Beharrlichkeit verdankt er letztlich auch seine Ermittlungserfolge bei den alten, drei Jahre zurückliegenden Fällen, aber auch seinen unkonventionellen Methoden. Er ist primär ein freundlicher, hilfsbereiter Mensch mit einer positiven Lebenseinstellung, mutig und zupackend, der vorurteilsfrei und verständnisvoll seinen Mitmenschen begegnet, was sich u.a. im Umgang mit den jungen Asylanten zeigt.

Dieses Buch ist ein Kriminalroman, der einen ganz besonderen Eindruck hinterlässt, einerseits einen bewegten Lebensabschnitt eines Kriminalkommissars zeigt, reich an Problemen, andererseits durch die verschiedenen Themen, die dessen Leben streifen, zum Nachdenken anregt, auch informativ ist. Mir hat dieser ungewöhnliche Krimi ausgesprochen gut gefallen und Lust auf die Fortsetzung gemacht.

Eine unbedingte Leseempfehlung mit 5 Sternen!

Bewertung vom 31.01.2025
MordsZeit 3
Pfolz, Karina; Holzmair, Eva; Hlavin, Silvia; Durrani, Katharina; Appelshäuser, Gerhard; Fenz, Wolfgang; Ferchländer, Beate; Grausgruber, Gabriele; Fröhlich, Leopold; Gungl, Petra K.

MordsZeit 3


ausgezeichnet

Gelungene und fehlgeschlagene Morde

„MordsZeit“ beinhaltet auf rund 100 Seiten 22 abgeschlossene mörderische Geschichten für zwischendurch, verfasst von folgenden österreichischen KrimiautorInnen (in alphabetischer Reihenfolge): Gerhard Appelshäuser, Katharina Durani, Wolfgang Fenz, Beate Ferchländer, Leopold Fröhlich, Gabriele Grausgruber, Petra K. Gungl alias Petra Liebkind, Silvia Hlavin, Eva Holzmair, Alexander Kautz, Eric Manz, Ulrike Moshammer, Karina Pfolz, Franz Preitler, Ernst Schmid, Jenna Theiss, Gert Weihsmann, Gudrun Wieser, Lotte R. Wöss und Bastian Zach. Es ist dies bereits der dritte Band dieser Reihe.

Das Büchlein erschien 2024. Es verfügt über eine Inhaltsangabe am Anfang und ausführliche Informationen zu den Autor*innen samt Foto am Ende. Zudem ist es optisch sehr ansprechend gestaltet mit wunderschönen Illustrationen von Karina Pfolz. Interessant ist, wie diese Reihe entstand. Der erste Band erschien 2022, basierend auf den für die BuchWien verfassten „FünfMinutenKrimis“. Seither erscheint jedes Jahr ein Büchlein, das nicht nur die Leserschaft unterhält, sondern mit dem auch Gutes getan wird. Denn der Erlös aus diesem Werk geht an die Kinderkrebshilfe.

Zwanzig verschiedene Autor*innen bieten abwechslungsreiche Mordideen und –motive, natürlich auch ganz unterschiedliche Szenarien. Manche sinnen auf Rache, andere wollen sich einfach nur bereichern oder einen lästig gewordenen oder bösartigen Mitmenschen loswerden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Opfer werden vergiftet, erschlagen, betrogen, es werden Alibis gefälscht, Unfälle herbeigeführt oder Selbstmorde inszeniert. Oft denkt man zu wissen, worauf die Story hinausläuft, doch dann endet es ganz anders. Und nicht immer bedauert man das Opfer. Es gibt durchaus Fälle, wo man sich sehr gut in die Täter*innen hineinversetzen kann, dann freut man sich, wenn quasi ein perfektes Verbrechen gelingt. Nachdem Schadenfreude die schönste Freude ist, amüsierten mich immer jene Geschichten am meisten, wo sich das Blatt gegen den Täter wendet, die Tat nicht wie geplant gelingt, ihn entweder die verdiente Strafe ereilt oder der Täter zum Opfer wird. Somit ist für jeden Geschmack etwas darunter. Auch ich hatte einige Favoriten.

In diesem Sinne empfehle ich dieses Büchlein gerne weiter – es ist ideal für unterwegs oder z.B. für Wartezeiten beim Arzt.

Bewertung vom 25.01.2025
Bad Vöslau in Flammen
Ruhrhofer, Norbert

Bad Vöslau in Flammen


ausgezeichnet

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, …

„Bad Vöslau in Flammen“ von Norbert Ruhrhofer ist ein ebenso unterhaltsamer wie spannender Regionalkrimi.

Worum geht es?
Der Abendspaziergang des Ehepaars Pokorny endet abrupt, als direkt vor ihnen ein leer stehendes Hotel lichterloh zu brennen beginnt. Ein Mann flieht, ein zweiter wir tot aufgefunden. Offensichtlich Brandstiftung. Wer steckt dahinter? Der Hoteleigentümer? Willi und Toni können es nicht lassen, sie beginnen zu ermitteln …

Das Cover mit dem blutroten Himmel und dem Jubiläumskreuz bei der Vöslauerhütte im Vordergrund ist ein Eyecatcher und harmoniert ausgezeichnet mit dem Buchtitel. Das 2024 erschienene Buch ist bereits der vierte Band dieser Reihe. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, sie sind mit Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil man chronologisch besser durchblickt. Die Handlung spielt in der Gegenwart vorwiegend in Bad Vöslau, mit Abstechern nach Graz und München, und umfasst einen Zeitraum von 13 Tagen. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich sehr authentisch durch typisch österreichische Ausdrücke. Das jeweilige Lokalkolorit ist anschaulich beschrieben, macht Lust auf Erkundigungstouren. Orts- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, immer wieder eingesetzte Cliffhanger steigern die Spannungsmomente. Das Privatleben ist gut dosiert mit Fallrelevantem verwoben.

Für mich war es das zweite Buch der Reihe. Auch wenn man die Serie nicht kontinuierlich liest, überblickt man den relevanten Personenkreis problemlos. Noch dazu verfügt das Buch über eine mit Anmerkungen versehene Personenliste. Soweit erforderlich, sind in die Handlung immer wieder Hinweise auf Geschehnisse in den Vorgängerbänden vorhanden. Die Kriminalfälle sind jeweils in sich abgeschlossen. Am besten ist es natürlich, die Bände in richtiger Reihenfolge zu lesen – des roten Fadens wegen.

Was den Handlungsablauf anbelangt, so beginnt es, abgesehen vom Miterleben des Hotelbrandes eher heiter mit Situationskomik bzw. beschaulich mit privatem Geplänkel. Doch je mehr sich das Ehepaar in die Ermittlungen vertieft, desto interessanter und abwechslungsreicher wird es. Denn sie verfolgen die Hauptverdächtigen nicht nur bis nach Graz, sondern sogar bis nach München. Stets zum Missfallen der Chefinspektorin der Polizeiinspektion von Bad Vöslau. Alibinachweisen und DNA Checks belegen den ersten Verdacht nicht, dann wird auch noch eine Nachbarin ermordet. Es wird immer verwickelter, das Ehepaar Pokorny lässt nicht locker. Durch ihre nachdrücklichen Befragungen und aufmerksamen Beobachtungen liefern sie der Polizei immer wieder wertvolle Hinweise. Aber sie kommen dem Täter auch gefährlich nahe. Im dramatischen Finale löst sich der Fall in überraschender Art und Weise.

Normalerweise agieren in einem Cosy-Krimi primär sympathische, freundliche Menschen. Das trifft natürlich auch hier wieder auf die Hauptakteure zu, doch das Umfeld, in dem die Pokornys diesmal recherchieren, besteht diesmal aus einer Gruppe boshafter, streitsüchtiger und missgünstiger Nachbarn, allesamt sehr lebendig beschrieben. Toni und Willy Pokorny sind ein liebenswürdiges Paar, harmonieren trotz gewisser charakterlicher Unterschiede und Lebenseinstellungen. Das Ehepaar Pokorny ist im Ort gut vernetzt, geschickt im Ausfragen der Leute und die beiden sind exzellente Beobachter. Im Plauderton erfahren sie so mancherlei, was die Menschen Polizeibeamten nicht erzählen. Eine ihrer Informationsquellen ist die schrullige Frau Katzinger, deren familiäre Angelegenheiten sogar in die Ermittlungen hineinspielen.

„Bad Vöslau in Flammen“ hat mir nicht nur spannende Lesestunden beschert, sondern mich auch gut unterhalten. So manche Szene voller Situationskomik hat mich zum Schmunzeln gebracht. Ich empfehle nicht nur diesen Band, sondern die gesamte Reihe gerne weiter.

Bewertung vom 25.01.2025
Viel Tod um nichts
Zellner, Ingrid

Viel Tod um nichts


ausgezeichnet

Mordsg’schiss wega nix

„Viel Tod um nichts“ von Ingrid Zellner ist ein Krimi mit Theaterflair, spannend, überraschend; es ist der vierte Band der Reihe mit dem sehr sympathischen Ermittler mit indischen Wurzeln, mit Surendra Sinha.

Kurz zum Inhalt:
Bei der Premiere einer Laien-Theatervorstellung auf einer Freilichtbühne verunglückt einer der Hauptdarsteller tödlich. Als man im darauffolgenden Jahr mit den Proben desselben Stücks beginnen will, gibt es eine anonyme Warnung, auch dem diesjährigen Darsteller von Don Pedro könnte etwas zustoßen. Die Kripo schleust den kürzlich aus dem Beruf ausgeschiedenen Kommissar Surendra Sinha Undercover ins Theaterensemble ein. Er übernimmt die Rolle des Don Pedro. Wird es ihm gelingen, den Täter vor der Premiere zu entlarven?

Das Cover vermittelt eine Ahnung des Schauplatzes, der Freilichtbühne; der Blick durch das Herz gibt dem Foto einerseits einen ländlichen Touch, andererseits assoziiert man damit, dass auch Liebe im Spiel ist. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart und umfasst ungefähr einen Ermittlungs-Zeitraum von einem Dreivierteljahr. Die Kapitel in angenehmer Länge, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut eingefangen, sowohl landschaftlich als auch sprachlich durch vereinzelte Worte und Sätze im schwäbischen Dialekt, was zum Schmunzeln anregt. Auch das Bühnenleben ist sehr stimmig eingefangen. Man merkt, dass die Autorin selbst in einer solchen Truppe engagiert ist. Es fließen auch immer wieder Zitate aus der Shakespeare-Komödie in alltägliche Dialoge hinein. Im Hinblick auf die zahlreichen Mitwirkenden im Theaterstück empfand ich die im Anhang befindliche Liste der Darsteller als sehr hilfreich, ebenso die kurze Inhaltsangabe von „Viel Lärm um nichts“. Dass dies bereits der vierte Band der Reihe ist, war für mich als Quereinsteigerin kein Problem. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte des Kommissars.

Die Handlung wird primär aus Sicht des Ermittlers geschildert, sodass man sich wie ein stiller Zuhörer mit eingebunden fühlt. Surendra Sinha verwickelt die Mitglieder der Schauspieltruppe geschickt in Gespräche und holt im Plauderton Hintergrundinformationen und subjektive Eindrücke der Beteiligten ein. Er entwickelt zwar etliche Theorien, stellt Überlegungen über mögliche Motive einiger Verdächtiger an, doch irgendwie kristallisiert sich wochenlang nichts Konkretes heraus, auch nicht, als ein weiterer Mord passiert. Das gibt einem als Leser viel Spielraum zum Mitraten. Man tappt jedoch bis zuletzt im Dunkeln, wird immer wieder von unerwarteten Wendungen überrascht, und von so manchen prekären bis gefährlichen Situationen geschockt. Bis letztlich Surendra die richtige Eingebung hat, den wahren Täter erkennt und diesen in einem spektakulären Auftritt stellt. Die Motivation und der Tathergang erweisen sich als schlüssig und nachvollziehbar.

Was die Charaktere anbelangt, so ist das Theaterensemble mit seinen verschiedenartigsten Typen facettenreich gezeichnet, ebenso das polizeiliche Ermittlerteam, die Menschen wirken authentisch, lebendig und zeigen Emotionen. Natürlich steht Surendra Sinha im Mittelpunkt. Er meistert die ungewöhnliche Aufgabe, eine Rolle zu übernehmen, mit Bravour, obwohl er noch nicht als Schauspieler auf der Bühne stand, letztlich auch mit Durchhaltevermögen. So wie ihn die Autorin beschrieben hat, äußerllch und vor allem auch im Wesen, nämlich ruhig und besonnen, verlässlich, ernsthaft, liebenswürdig, bescheiden und zurückhaltend, klug und in sich ruhend, kann ich nur jener Dame aus dem Theaterpublikum beipflichten und zitieren: „D’r neie Don Pedro isch abr an echt’s Sahneschtüggle!“ (S. 235). Mich hat er als Fan gewonnen. Ich bin schon gespannt, wie sein Leben – er hat ja beschlossen, sich in der Schwäbischen Alb niederzulassen – weitergeht, ob als Privatermittler oder wieder als Kriminalkommissar.

„Viel Tod um nichts“ hat mir erbauliche Lesestunden beschert, war spannend und unterhaltsam, abwechslungsreich und vermittelte trotz Mördersuche eine Wohlfühl-Atmosphäre. Mich hat Surendra Sinha (bzw. die Autorin) als Fan gewonnen. Ich freue mich schon auf weitere Fälle und empfehle dieses Buch mit Freuden weiter. 5 Sterne.

Bewertung vom 15.01.2025
Die Sehnsucht, die bleibt
Lange, Kerstin

Die Sehnsucht, die bleibt


ausgezeichnet

Saudade – die Sehnsucht nach Portugal

Kerstin Langes Roman „Die Sehnsucht, die bleibt“ basiert auf Erzählungen einer Zeitzeugin, die als Kind nach Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Caritas nach Portugal auf Erholung geschickt wurde. Es handelt sich um fiktive Charaktere und eine erfundene Lebensgeschichte.

Kurzer Inhalt:
Reni, ein armes, kränkliches Wiener Mädchen, wird von der Caritas nach Portugal zu einer wohlhabenden Familie vermittelt, die eine Tochter im selben Alter hat. So glücklich sich Reni dort fühlt, sie muss schließlich wieder zurück nach Wien, wo ihr bewegtes Leben seinen Lauf nimmt, mit Zeiten von Wut, Sorge und Trauer, ebenso wie der Freude, Zufriedenheit und des Glücks - stets auch mit einem Gefühl von Sehnsucht.

Das Cover ist ansprechend, wenn auch schlicht und einfach gehalten. Mit den Orangenbäumen und dem Mädchen mit der Reisetasche passt es wunderbar zur Thematik. Das Buch erschien 2024 und gliedert sich in angenehm kurze Kapitel, die jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen sind, was ich stets besonders schätze. Die Handlung umfasst (abgesehen vom Prolog aus 1948) den Zeitraum von 1953 bis 1983. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Sowohl das jeweilige Milieu als auch Stimmungen, Zeitgeist und historische Ereignisse sind gut vorstellbar beschrieben. Man erfährt so einiges über Portugals politische und gesellschaftliche Situation nach dem Krieg bis in die späten 70er Jahre.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Verena Jelinek, genannt Reni. Sie lebt in Wien in ärmlichen Verhältnissen, versorgt von ihrer Großmutter, die ihr als einzige Zuneigung entgegenbringt. Die Mutter ist krank, die wesentlich älteren Brüder verhalten sich lieblos ihr gegenüber. Für Reni ändert sich das Leben schlagartig, als sie mit zehn Jahren aus gesundheitlichen Gründen nach Lissabon kommt. Nicht nur, dass sie bei der reichen Familie Figueiro ausreichend zu essen bekommt und neu eingekleidet wird, sie wird wie ein eigenes Kind in die Familie integriert, voller Liebe und Herzlichkeit. Vor allem mit der gleichaltrigen Marissa fühlt sie sich sehr verbunden, sie verstehen einander wie Schwestern. Doch das Glück währt nicht ewig. Reni muss nach Wien zurück, die Großmutter ist verstorben, die kränkliche Mutter benötigt Pflege. Reni, noch nicht großjährig, muss sich dem Zwang beugen. Schließlich findet sie Arbeit, verliebt sich, heiratet. Doch auch über dieses Glück werfen sich Schatten. Sowohl in glücklichen wie auch in düsteren Zeiten verspürt sie stets Sehnsucht nach Portugal. All die Jahre steht sie brieflich mit Marissa in Kontakt, hoffend, sie irgendwann einmal wiederzusehen. Renis Geschichte berührt. Dieser Wechsel von Höhen und Tiefen. Man leidet und freut sich mit ihr. Und manchmal ist man richtig wütend auf die Menschen in ihrem Umfeld, die sie ausnützen und unterdrücken. Ihr Schicksal ist von vielen Zwängen beherrscht, vieles ist dem Zeitgeist geschuldet, der sozialen Stellung, dem damaligen Frauenbild. Erst mit den Jahren gewinnt Reni an Selbstvertrauen, findet ihren Platz im Leben, Zufriedenheit und Glück.

Was die Charaktere anbelangt, lernt man natürlich in erster Linie sämtliche Facetten von Renis Wesenszügen kennen. Ihre Gedanken, wie sie ihre Umwelt wahrnimmt, ihre Wünsche, Ängste, Enttäuschungen, ihre Sehnsucht, Liebe für andere. Sie verfügt über Stärken und Schwächen. Sie ist anpassungsfähig, erträgt jahrelang Dinge, die sie nicht ändern kann, bis sie aus dem Gleichmut erwacht und sich durchsetzt. Auch die Menschen rund um sie sind gut vorstellbar gezeichnet, geprägt vom jeweiligen Milieu und Umfeld, sie wirken lebendig und authentisch, wenn auch nicht unbedingt jeder sympathisch.

Nach „Eine Ahnung von Glück“ war dies mein zweites Buch dieser Autorin. Es hat mich wieder genauso begeistert. Für diese bewegende Geschichte gibt es von mir eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 11.01.2025
Paddington in Peru - Das Buch zum Film
Wilson, Anna

Paddington in Peru - Das Buch zum Film


ausgezeichnet

Paddington zurück im Dschungel

„Paddington in Peru“ von Anna Wilson ist das Buch zum demnächst in die Kinos kommenden Film. Es ist ein Kinderbuch.

Worum geht es?
Paddington reist mit der Familie Brown nach Peru, um seine Tante Lucy zu besuchen. Doch als sie dort ankommen, ist Lucy verschwunden. Paddington und die Browns begeben sich auf eine abenteuerliche und gefährliche Suchaktion.

Das Cover hatte mich sofort angesprochen. Paddington treibt auf einem reißenden Fluss. Wirkt schon mal abenteuerlich und spannend. Ich bin ein langjähriger Fan dieses putzigen Bären, in Plüsch sitzt er bei uns im Regal. Somit war es klar, dass ich dieses Buch lesen musste.

Das Buch erschien 2025. Der Originaltitel lautet: Paddington in Peru: The Story oft he Movie. Ins Deutsche übersetzt wurde es von Heide Lutosch. Das Buch gliedert sich in 23 mit Titeln versehene kurze Kapitel. Der Kapitelbeginn ist zusätzlich mit einer zum jeweiligen Text passenden Zeichnung geschmückt. Die Schriftgröße ist kindergerecht, auch die Sprache. In der Mitte des Buches befinden sich einige Fotos von Filmszenen. Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn das Buch nicht nur mehr Fotos beinhalten würde, sondern diese mit dem Text verbunden wären, also zu jedem Kapitel auch ein besonders eindrucksvolles Foto.

Was die Handlung anbelangt, so ist sie abwechslungsreich, überrascht immer wieder durch unerwartete Wendungen. Sie verfügt sowohl über amüsante Szenen, Situationskomik, als auch über etliche Spannungsmomente, auch ein bisschen Gruseliges, Geheimnisvolles und Action. Ich schmunzelte und lachte über den süßen Bären und seine Hoppalas, ebenso wie ich in bedrohlichen Situationen mit ihm bangte. Nichts kann ihn aufhalten, um seine geliebte Tante Lucy zu finden. Familie bedeutet ihm viel. Vor allem seine Worte am Ende sind so berührend, Paddingtons Bekenntnis zur Familie. Ende gut, alles gut. Die Lektüre macht richtig Lust auf den Film, auch für mich als Erwachsene.

Die Charaktere sind gut vorstellbar gezeichnet, sowohl die Mitglieder der Familie Brown, als auch die Nonnen und Hunter mit Tochter Lisa, wobei sich so manche Figur im Laufe der Story ganz anders entwickelt als man voraussieht. Der Star ist natürlich Paddington, seine liebenswerte Art, seine Tollpatschigkeit einerseits, andererseits sein Einfallsreichtum, um aus verfahrenen Situationen wieder heil heraus zu kommen.

Es hat einfach riesigen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Den Film möchte ich unbedingt auch sehen.

Bewertung vom 11.01.2025
Waldviertler Todesrausch
Scherl, Christian

Waldviertler Todesrausch


sehr gut

Zwielichtige Machenschaften und ein Mord

„Waldviertler Todesrausch“ von Christian Scherl ist der erste Kriminalroman dieses Autors, der erste Fall des Ermittler-Duos Chefinspektorin Diotima Vogl und Inspektorin Wolke Böhm.

Worum geht es?
In einer Waldviertler Brauerei findet man in einem der Gärbottiche eine Leiche. Der Tote ist Sepp Ackermeier, der am Abend zuvor beim Wettbiertrinken wie die Jahre zuvor zum „Bierkaiser“ gekürt wurde. Zwar sieht es auf den ersten Blick nach Unfall aus, doch sicherheitshalber wird das LKA Wien eingeschaltet. Als Verdächtige gilt die Verliererin des Wetttrinkens, die Judo- und Sportlehrerin Heidi Dudek.

Das Cover mit aus einem Jutesack kollernden Hopfendolden fällt ins Auge und passt zum Thema. Das Buch erschien 2019 im Verlag Federfrei. Der Krimi gliedert sich in 17 Kapitel, die außer der Tagesangabe keine genaueren Zeit- oder Ortsangaben aufweisen, was stellenweise, vor allem bei Rückblenden, sehr konzentriertes Lesen erfordert, um mit der Chronologie nicht durcheinander zu geraten. Die Handlung spielt in der Gegenwart, vor allem in einem fiktiven Ort im Waldviertel, Niederösterreich, und erstreckt sich über neun Ermittlungstage. Der Schreibstil liest sich flüssig, das Lokalkolorit wirkt authentisch.

Es wird primär aus zwei Perspektiven erzählt. Erstens aus jener von Nestor Bach, dem Lehrerkollegen bzw. Freund der Verdächtigen Heidi Dudek, der in ihrem Auftrag unterwegs ist, um ihre Unschuld zu beweisen. Zweitens aus der Sicht von Diotima und Wolke. Zeitweise vermischen sich, auch infolge von Rückblenden, die chronologischen Ereignisse, was mich immer wieder verwirrte. Mich überraschte letztens nicht nur, wer sich als Täter entpuppte, sondern es verblüffte mich tatsächlich, dass sich dieses Kuddelmuddel schlüssig auflöste.

Der Handlungsaufbau ist an und für sich raffiniert gestaltet. Bis zuletzt bleibt man im Unklaren, wie Sepp Ackermeier den Tod fand. Denn anfangs erscheint die Sachlage klar, doch je weiter einerseits die Recherchen von Nestor, andererseits jene der Wiener Ermittlerinnen gedeihen, desto verwirrender wird es. Es kommen allerlei Machenschaften ans Tageslicht. Weder beim Wetttrinken noch bei der ebenfalls stattgefundenen Wahl der Bierprinzessin ging es ehrlich zu. Nestors Nachforschungen bringen ihn in etliche prekäre Situationen, denn seine Neugier und Einmischung in die Dorfangelegenheiten sind unerwünscht. Doch weder lässt er sich durch Drohungen und tätliche Angriffe abschrecken, noch lässt sich Diotima, die die Verdächtige aus ihrer Jugendzeit kennt, von ihrer fixen Idee abbringen, dass Heidi Dudek ihren Gegner ins Jenseits befördert hat.

Was die Charaktere anbelangt, so wurde ich leider mit keinerlei Protagonisten wirklich warm. So richtig sympathisch fand ich kaum jemanden, am ehesten noch Wolke. Insbesondere Diotima war mir für eine ausgebildete, routinierte Kriminalbeamtin viel zu emotional, auch zu aggressiv. Eine derart fanatische Einstellung erscheint mir nicht authentisch für eine Polizistin. Nestor und Heidi waren für mich auch keine Sympathieträger, insbesondere ist auch Heidi viel zu aggressiv und brutal.

„Waldviertler Todesrausch“ weist Spannungsmomente, auch Action auf, war mir aber stellenwese für einen Regionalkrimi zu brutal. Die komplexe Handlung wurde durch nicht deutlich ersichtliche Rückblenden noch zusätzlich verwirrend und die Protagonisten punkteten nicht mit sympathischer Ausstrahlung. Somit gibt es von mir für diesen Krimi nur 4 von 5 Punkten.

Bewertung vom 06.01.2025
Jenseits des Nadirs
Marmulla, Rüdiger

Jenseits des Nadirs


ausgezeichnet

Gefühle in knappen Worten ausgedrückt

Der Sammelband „Jenseits des Nadirs“ von Rüdiger Marmulla enthält Novellen, die zwar verschiedenste Themen ansprechen, aber alle eines gemeinsam haben: sie berühren. Denn seine kleinen Geschichten haben eine ganz eigene Ausstrahlung. Trotz seines extrem minimalistischen Schreibstils – die Charaktere sind nicht tiefschürfend ausgearbeitet -, vermag er Gefühle zu vermitteln. Man fühlt mit diesen Menschen. Die Themen, wenn auch eher nur oberflächlich angeschnittenen, regen zum Nachdenken an.

In „Raue Ufer“ wartet ein Vater auf seine jahrelang nicht gesehene Tochter. Berufliche Umstände zwangen ihn zu einem Auslandsaufenthalt, wodurch der Kontakt zu ihr abriss. Er sehnt sich nach einem Wiedersehen, doch die Tochter reagierte bislang nie auf seine Briefe. Sie fühlte sich als Kind von ihm verlassen, ist nach wie vor verletzt. Man spürt seine Sehnsucht, seine Trauer über verlorene gemeinsame Jahre, aber auch seine Hoffnung – und man hofft als Leser mit ihm -, dass sie ihm irgendwann einmal vergeben wird.

In „Rückkehr zu den Yosemite Falls“ besucht ein Großvater mit seiner Enkelin Plätze, wo er einst mit seiner Frau glückliche Stunden verbracht hat. Er plante diesen Ausflug mit dem Hintergedanken, dort zu sterben, doch die Enkelin sorgt für seine Rettung und gibt ihm zu verstehen, wie sehr er geliebt und noch gebraucht wird. Die positive Botschaft dieser Novelle ist für mich, wie wunderbar es für alte Menschen ist, wenn es Familie gibt, die sich um sie kümmert, sie liebt. Doch ein wenig schwingt auch die Überlegung mit, inwieweit man das Recht hat, seinen Tod zu bestimmen.

In „Das letzte Duett“ erfüllt eine Krankenschwester einem Sterbenden einen letzten Wunsch. Sie zeigt Empathie zu einem Patienten, den der Arzt bereits aufgegeben hat, weil er sich nur mehr für jene Menschen interessiert, denen er medizinisch helfen kann. Eine Geschichte, die einerseits durch die Handlungsweise der Schwester berührt, andererseits aber auch durch die distanzierte, unmenschlich wirkende Einstellung des Arztes betroffen macht.

Die letzte Geschichte „Jenseits des Nadirs“ ist die fantasievollste dieses Bandes. Es ist viel Sternenkunde in diesem Text mit hinein verwoben. Es ist eine metaphysische Reise. Ein Junge ist auf der Suche nach einem Freund, den er letztens in seinem Glauben findet.

„Jenseits des Nadirs“ ist ein Büchlein, das man gar nicht in einem Zug verschlingen, sondern dessen Geschichten man auf sich einwirken lassen sollte. Ich schätze die Novellen von Rüdiger Marmulla ob ihrer menschlichen Ausstrahlung. Man versinkt ein wenig in einer Atmosphäre von Ruhe und Beschaulichkeit, emotional berührt und nachdenklich gestimmt.

Bewertung vom 05.01.2025
Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten
Roth, Mila

Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten


ausgezeichnet

Turbulente Flusskreuzfahrt

„Wer zuletzt tanzt, tanzt am besten“ von Mila Roth alias Petra Schier ist eine erfrischend kurzweilige und gleichzeitig spannende Agentenstory, bereits der 15. gemeinsame Auftrag des Agenten-Duos Janna und Markus.

Worum geht es?
Die Wissenschaftlerin Dr. Valentina Kostova wendet sich an Markus um Hilfe. Sie fürchtet, von Kriminellen entführt zu werden, um sie zur Herausgabe des von ihr entwickelten Quantencodes zu zwingen. Markus und Janna begleiten sie als ein Ehepaar getarnt an Bord eines Donau-Kreuzfahrtschiffes in ihre Heimatstadt Sofia, damit sie dort ihre wissenschaftliche Arbeit sicher fortführen kann. Es wird eine turbulente Reise - Geheimdienstleute machen Jagd auf Valentina.

Das Cover ist nicht nur optisch ein Eyecatcher, sondern das Motiv des Tanzpaares passt auch optimal zum Titel. Das Buch erschien 2024. Die kurz gehaltenen Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, da die Chronologie nachvollziehbar ist. Das Personenverzeichnis fand ich ebenfalls sehr hilfreich, um den Personenkreis zu überblicken. Der Schreibstil ist flüssig, locker, humorvoll, auch gut beschreibend. Die Handlung spielt in der Gegenwart; sie erstreckt sich über einen zehntägigen Zeitraum.

Es handelt sich bereits um den fünfzehnten Band dieser Reihe. Für mich war es erst das zweite Buch der Reihe – vor ca. zwei Jahren habe ich Band 1 gelesen. Ich erinnerte mich kaum noch an Details, außer dass mir das Buch damals gut gefiel. Vorkenntnisse sind wirklich keine nötig, um in die Story hinein zu kommen. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte.

Die Handlung beginnt eher ruhig und beschaulich mit Reiselust weckenden Eindrücken bei einer Donau-Kreuzfahrt, mit Stadtrundgängen und einem Tanzwettbewerb, doch der Spannungsbogen zieht sich bald abwechslungsreich und mit überraschenden Wendungen durch den Roman bis zum dramatischen Showdown.

Das sympathische Agenten-Duo Janna und Markus steht im Mittelpunkt. Die beiden verbindet über die harmonische berufliche Zusammenarbeit eine wirklich gute Freundschaft. Langsam bahnt sich darüber hinaus eine intensivere Beziehung an. Noch wollen sie es nicht wahrhaben, doch es knistert bereits beträchtlich zwischen den beiden. Bei dem zweiten Agentenpaar Melanie und Gabriel ist von Eintracht (noch) keine Rede, doch ich denke, da steckt mehr dahinter. Vielleicht wird das Geheimnis ja im nächsten Band gelüftet. Generell sind die Akteure gut vorstellbar beschrieben.

Mich hat diese Agentenstory wieder gut unterhalten. Es ist eine entspannende Lektüre, mit der man sich einfach wohl fühlt und gerne noch mehr davon lesen möchte. Ich empfehle dieses Buch gerne weiter.

Bewertung vom 01.01.2025
Frau Morgenstern und das Vermächtnis
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und das Vermächtnis


ausgezeichnet

Der Wind, der Wind, das himmlische Kind …

„Frau Morgenstern und das Vermächtnis“ von Marcel Huwyler, mittlerweile der 6. Band dieser außergewöhnlichen witzig-spannenden Serie, war wiederum ein Lese-Highlight für mich.

Worum geht es?
Violetta Morgenstern, eigentlich im Ruhestand, wird vom Killerministerium wiederum angeheuert. Denn ihr Ex-Kollege Miguel Schlunegger hat einen Menschen erschossen, grundlos wie es scheint. Denn er schweigt. Violetta soll den Grund für sein Handeln herausfinden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Miguel droht die Todesstrafe.

Das farbenfrohe Cover, stimmig passend zu den Vorgängerbänden, zieht schon mal die Blicke auf sich. Das Buch erschien 2024, die Handlung spielt in der Gegenwart. Die kurzen Kapitel flutschen nur so dahin. Abgesehen von der durchgehend fesselnden Handlung begeistert mich an dieser Reihe immer wieder vor allem Marcel Huwylers Schreibstil, seine Wortspiele, die fantasievollen bildhaften Wortschöpfungen, die witzigen Dialoge und typisch Schweizer Ausdrücke.

Obwohl man diesen Band problemlos ohne Kenntnis der vorhergehenden lesen kann, würde ich jedem raten, sich die gesamte Reihe von Beginn an zu gönnen, vor allem um das Wesen der Protagonisten und ihre Entwicklung in all ihren Details und Facetten zu verstehen.

Bereits im Prolog ist man mitten im Geschehen, schaut dem Scharfschützen quasi über die Schulter. Und dann ist man schon mitten in Violettas Alltag auf Gozo, wo sie mit Maurice völlig zurückgezogen lebt. Doch die Ruhe hat ein Ende, als sie von Miguels Schicksal erfährt. Die Situation scheint ausweglos. Violetta stöbert alle nur erdenklichen Kontaktpersonen Miguels auf, um in Erfahrung zu bringen, was ihn zu dieser Tat getrieben haben könnte. Ich möchte nicht zu viel von den unerwarteten Wendungen verraten. Violettas Einfühlungsvermögen, ihre Kombinationsgabe, ihr Einfallsreichtum und ihr vollster Körpereinsatz sind notwendig, um letztlich in einem dramatischen Finale alles zum Guten zu wenden. Die Handlung ist stets packend, abwechslungsreich, voller Überraschungen. Ich mochte das Buch kaum noch aus der Hand legen.

In diesem Band steht eindeutig Violetta im Vordergrund. Die tiefe Freundschaft der beiden zueinander zeigt sich einmal mehr in der Intensität, mit der Violetta versucht, sein Leben zu retten. Niemand kennt Miguel so gut wie sie. Nur sie kommt dahinter, was in ihm vorging. Abgesehen von ihrer Aufgabe, Miguels Grund für die Ermordung eines Menschen zu erkunden, erlebt man Violetta wiederum voll in Action. Ich liebe Violettas raffinierte Ideen und kleine Racheaktionen. In punkto Liebe eröffnet sich für Violetta eine völlig neue Seite. Sie steht zwischen zwei Männern, die sie beide liebt.

Das Buch war wieder pures Lesevergnügen, hat mich gefesselt und unterhalten. Ein Roman voller Originalität, Fantasie, Emotionen, Spannung und skurrilen Situationen, zudem ein sprachlicher Genuss! Ich hoffe auf noch zahlreiche weitere Abenteuer dieser außergewöhnlichen Protagonisten.

Eine unbedingte Leseempfehlung – nicht nur für dieses Buch, sondern für die gesamte Reihe!