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Benutzername: 
haberlei
Wohnort: 
Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 364 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2025
Zwillinge in Dur und Moll
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Zwillinge in Dur und Moll


ausgezeichnet

Es ist nie zu spät, einen Neubeginn zu wagen

Schon seit längerem stand der 2018 erschienene Familienroman „Zwillinge in Dur und Moll“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher in meinem Bücherregal. Da es demnächst eine Neuauflage mit dem Titel „Rosis Geheimnis“ und eine Fortsetzung mit dem Titel „Rosis Weihnachtspläne“ geben wird, nahm ich dies zum Anlass, das Buch endlich zu lesen.

Kurz zum Inhalt: Nach dem Tod der Mutter treffen sich die charakterlich total unterschiedlichen Zwillingsschwestern Roswitha und Vicky nach langer Zeit wieder. Rasch erkennt Vicky, dass Roswitha, die scheinbar alles hat, um glücklich zu sein, Familie, Job und ein großes Haus, total unzufrieden mit ihrem Leben ist.

Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr gerne. Er ist locker, flüssig und humorvoll. Ihre Romane bevölkern stets primär sympathische Menschen, und man findet rasch in die Geschichten hinein, überblickt den Personenkreis, wobei die Charaktere gut vorstellbar beschrieben sind. Zudem genoss ich den Schauplatz des Romans – denn er spielt in Wien, meiner Heimatstadt.

Im Mittelpunkt steht Roswitha, seit 30 Jahren verheiratet, drei Kinder. Sie managt seit Jahrzehnten routiniert Haushalt und Familie und arbeitet im gemeinsamen Immobilienunternehmen. Sie ist tüchtig, pflichtbewusst, eine Perfektionistin. Ihr Ehemann und die Kinder – die Söhne sind bereits erwachsen, die Tochter in der Pubertät - sehen alles, was sie macht, für selbstverständlich an. Roswitha fühlt sich zusehends ausgenützt und nicht als Mensch mit eigenen Bedürfnissen wahrgenommen. Diese Ignoranz verletzt sie, macht sie unleidlich und reizbar. Roswithas Charakter offenbart sich sehr facettenreich, ihre Stärken und Schwächen, Ängste und Sehnsüchte. Ihre Zwillingsschwester Vicky, verwitwet, ist ein lebensfroher, optimistischer und positiv denkender Mensch, quirlig, stets gut gelaunt. Sie sind grundverschieden, haben aber einen guten Draht zueinander. Ihr gelingt es nicht nur, Roswitha ein großes Geheimnis zu entlocken, sondern sie hilft ihr auch, ihr Leben umzukrempeln.

So locker und leicht sich der Roman auch liest, behandelt er doch eine ernsthafte Lebenskrise, eine Entscheidung, die tiefgreifende Veränderungen nach sich zieht. Es kommt durchaus zum Ausdruck, wie schwierig es für Roswitha ist, einen Neuanfang zu starten, und für die Familie, ihren Entschluss zu verstehen und zu akzeptieren. Was die Lektüre so angenehm macht ist, dass das Miteinander durch sehr viel Verständnis, dem Willen zu verzeihen und Rücksichtnahme geprägt ist, durch respektvollen Umgang. Es gibt weder Böswilligkeit noch Rachegelüste.

Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen. Nach einigen sehr aufwühlenden, tragischen Romanen, tat es mir gut, eine Geschichte mit Happy-End zu lesen, die dennoch keineswegs oberflächlich und kitschig ist. Nun bin ich neugierig auf die Fortsetzung, darauf wie Roswitha ihr neues Leben meistert.

Gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 09.11.2025
Schneeflöckchen, Weißpfötchen / Der Weihnachtshund Bd.10
Schier, Petra

Schneeflöckchen, Weißpfötchen / Der Weihnachtshund Bd.10


ausgezeichnet

Kein leichte Aufgabe für den Weihnachtsmann

Mit „Schneeflöckchen, Weißpfötchen“ ist Petra Schier wieder ein sehr stimmungsvoller und romantischer Weihnachtsroman gelungen. Schon das Cover, weihnachtlich verschneit, mit einem entzückenden weißen Schäferhund lässt Vorfreude auf die Advent- und Weihnachtszeit aufkommen.

Das Buch erschien 2025 und ist bereits der 10. Band der Reihe „Weihnachtshund“. Jeder Band kann aber unabhängig von den anderen gelesen werden, auch wenn die Protagonisten der Vorgängerbände als Nebenfiguren agieren. Kennt man bereits mehrere Bände, so fühlt man sich fast dazugehörig zur Dorfgemeinschaft.

Petra Schiers Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam. Insbesondere die Gedanken der von den früheren Besitzern ausgesetzten und nunmehr ein neues Zuhause suchenden Hündin Amara gehen ans Herz. Sehr einfühlsam versetzt sich die Autorin in die Gefühlslage der Protagonisten, ob Mensch oder Tier. Ob fröhliches Zusammensein der Freunde oder traute Gespräche unter vier Augen, es wirkt stets lebendig und authentisch. Ebenso die romantischen bis dezent erotischen Szenen.

Das Weihnachtsflair durchzieht den gesamten Roman, mit gemeinschaftlichem Keksebacken, Ambiente am Weihnachtsmarkt und last but not least durch die Szenen mit dem Weihnachtsmann, seinen Rentieren und der Elfenschar. Auch wenn ich längst erwachsen bin und schon lange nicht mehr an das Christkind oder den Weihnachtsmann glaube, ich ließ mich von diesem Ausflug ins Märchenhafte gerne verzaubern.

Ich habe die Harmonie und Liebenswürdigkeit, die die Handlung ausstrahlt, genossen, dieses Abgleiten in eine heile Welt mit lauter fröhlichen, freundlichen Menschen, die einander zugetan sind, die einander mit Respekt und Rücksichtnahme behandeln, einfühlsam und verständnisvoll sind, jederzeit bereit, den anderen zu helfen. Wahre Freundschaften und stete Hilfsbereitschaft. Ein wunderbares Umfeld, nach dem man sich sehnt, in der Realität jedoch leider kaum noch findet.

Im Mittelpunkt stehen vier junge Leute, die seit ihrer Kindheit befreundet und stets füreinander da sind: Ellie, Xander, Jelena und Arian. Offiziell ist der Reisejournalist und -fotograf Xander nach längerem Auslandsaufenthalt heimgekehrt, um endlich sesshaft zu werden und sich hierorts mit einem Fotostudio selbstständig zu machen. In Wahrheit trieb ihn die Sehnsucht nach Ellie nach Hause, in die er seit Schulzeiten verliebt ist. Doch Ellie weiß nichts von seinen Gefühlen, sieht in ihm nur ihren besten Freund, mit dem sie über alles reden kann, auf dessen Rat und Hilfe sie sich immer verlassen kann. Xanders größten Wunsch, dass Ellie seine Gefühle erwidern möge, kennt auch der Weihnachtsmann und so zieht er seine Fäden. Als Ellie Patrice kennenlernt, geraten seine Pläne in Schwanken, doch mit Hilfe der Hündin Amara, die bei Ellie und Xander ein neues Zuhause gefunden hat, gelingt das Happy-End.

Und man schließt beglückt das Buch, wenn auch etwas traurig, weil die schöne Geschichte zu Ende ist. Allen, die romantische Weihnachtsgeschichten lieben, kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen. Es tut der Seele wirklich gut!

Bewertung vom 09.11.2025
5 Cottages - Haus der dunklen Geister
Jennar, C. K.

5 Cottages - Haus der dunklen Geister


ausgezeichnet

Wenn es in alten Gemäuern spukt …

„Haus der dunklen Geister“ von C.K. Jennar, 2025 erschienen, 125 Seiten, ist der Spin-Off-Band zur 5-Cottages-Serie und erwies sich als spannender Auftakt, mit wunderbarem Irland-Flair und sympathischen Protagonisten.

Bereits das Cover mit dem in Nebel eingehüllten alten Gebäude stimmt auf das Ambiente ein, auf ein bisschen Gruseln und spukende Geister. Und es schaudert einen gleich im ersten Kapitel – eine Leiche, viel Blut. Doch –ist das real!? Rätselhaft geht es weiter. Der Anwalt Robert Harrington erhält einen verlockenden, scheinbar unlösbaren Auftrag von einem mysteriösen Mandanten. Etwa zur gleichen Zeit bekommt auch die Journalistin Sarah O’Leary ein Angebot, das sie nicht ausschlagen kann. Es geht um ein verhextes Haus, in dem ein Mord begangen wurde. Dessen Verkauf soll verhindert werden. Rob und Sarah beginnen gemeinsam zu recherchieren. Was sie letztlich herausfinden, ist überraschend und erschütternd für Rob.

Der Schreibstil ist flüssig und packend, vermittelt anschaulich die Atmosphäre, das Unheimliche. Die handelnden Personen sind gut vorstellbar gezeichnet, sympathisch und lebendig. Vor allem Robs aufrechter Charakter steht im Mittelpunkt, gestärkt und geprägt durch seine Kindheit und sein schwieriges Verhältnis zum Vater.

Ein gelungener Auftakt, der große Lust aufs Weiterlesen macht.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.11.2025
Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2
Winkelmann, Andreas

Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2


ausgezeichnet

Humorvoller Krimispaß

„Entführung im Himmelreich“ von Andreas Winkelmann (erschienen 2025) ist der zweite Band der Cosy-Krimi-Reihe des Autors.

Ich kannte den ersten Band zwar nicht, fand aber sofort in die Geschichte hinein und überblickte problemlos den relevanten Personenkreis. Die Handlung spielt auf dem tatsächlich existierenden Campingplatz Himmelreich bei Caputh, Brandenburg. Das Lokalkolorit ist harmonisch mit der Handlung verwoben und anschaulich beschrieben. Anhand der im Buchumschlag enthaltenen Landkarte fand ich mich optimal an den Schauplätzen zurecht.

Als Dauercamper und Ex-Schauspieler Björn Kupernikus und Annabelle, sein „Doktor Watson“, den verlassenen Lieferwagen des Bäckers am Ufer des Sees finden, liegt Selbstmord nahe, doch Kupernikus glaubt nicht daran. Noch dazu überschlagen sich die Ereignisse. Ein Einbruch auf einem Hausboot. Eine Leiche wird entdeckt, doch der Bäcker bleibt verschwunden. Der Fall entwickelt sich weitaus komplexer als geahnt. Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich. Es ist zwar nicht prickelnd spannend und trotz Halloween-Ambiente nicht wirklich gruselig, aber die unerwarteten Wendungen und verblüffenden Erkenntnisse überraschten mich immer wieder. Bis zur finalen und schlüssigen Aufklärung der Zusammenhänge fragte ich mich, wie sich die einzelnen Details zum Ganzen formen werden.

In erster Linie hat mich der Krimi ausgezeichnet unterhalten – die humorvollen Dialoge, der flüssige und humorvolle Schreibstil, auch die originell gezeichneten Charaktere, die köstliche Situationskomik. Die durchwegs sympathisch gezeichneten Protagonisten, wie Kupernikus, Annabell, Kommissar Fass, die Rechtsmedizinerin Sabrina und last but not least die Hundedame Pinguin, sind gut vorstellbar dargestellt, wirken lebendig und authentisch. Zudem bevölkern auch noch etliche recht originell beschriebene Nebenfiguren die Handlung.

Mit einem Wort: es ist ein amüsanter Wohlfühlkrimi, der einfach Vergnügen bereitet und Lust auf weitere Fälle macht.

Bewertung vom 05.11.2025
Der Tote im Kamin
Meyrick, Denzil

Der Tote im Kamin


ausgezeichnet

Mordermittlung kurz nach dem 2. Weltkrieg

„Der Tote im Kamin“ von Denzil Meyrick ist ein spannender Kriminalroman, dessen Handlung kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Yorkshire, Nordengland, angesiedelt ist.

Kurz zum Inhalt:
Dezember 1952. Inspector Frank Grasby wird in das kleine Dorf Elderby entsandt, um eine Diebstahlserie aufzuklären. Kaum hat er zu ermitteln begonnen, wird eine Leiche entdeckt. Und es bleibt nicht bei einem Toten …

Das Cover finde ich wunderschön, sowohl farblich, als auch stimmungsmäßig zum Inhalt passend. Überhaupt ist das Buch sehr edel ausgeführt, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Die Originalausgabe mit dem Titel „Murder at Holly House“ erschien 2023, die deutschsprachige Ausgabe, übersetzt von Sibylle Schmidt, im Jahr 2025.

Der Schreibstil ist flüssig, durchaus humorvoll, und sprachlich der Zeit angepasst. Das historische Flair ist deutlich spürbar. Einerseits die politische Lage nach Ende des Zweiten Weltkriegs, USA kontra UdSSR, die Bedeutung der Geheimdienste, andererseits die Nachwirkungen Kriegs, wie noch bestehender Mangel an Lebensmitteln. Die Männer sind durchwegs geprägt, auch traumatisiert durch ihre Kriegserlebnisse.

So einfach wie sich Grasby seinen Einsatz in Elderby vorgestellt hat, stellt sich dieser bei weitem nicht heraus. Nicht nur die Bewohner verhalten sich wenig kooperativ, auch von behördlicher Seite wird er nicht unterstützt. Der Geheimdienst schaltet sich ein, beschlagnahmt die Leichen, Grasby soll nur dem Schein nach ermitteln. Eine solche Vorgangsweise widerstrebt ihm aber. Er spürt, dass in dem verschlafenen kleinen Ort gefährliche Dinge am Laufen sind. Wem darf er vertrauen? Je mehr er sich auf Spurensuche begibt, desto gefährlicher wird es für ihn. Nur mit Glück entrinnt er so manchem Anschlag auf sein Leben.

Inspector Frank Grasby mochte ich auf Anhieb. Durchaus bemüht und tüchtig, ist er aber auch ein wenig ein Pechvogel, dem bei den Ermittlungen immer wieder ein Lapsus passiert. Er ist ein positiv denkender Mensch, der aus jeder Situation das Beste macht. Er ist humorvoll. Seine Äußerungen und Gedanken, ebenso wie seine Missgeschicke animierten mich des Öfteren zum Schmunzeln. Er wird von den anderen immer wieder unterschätzt, er ist nicht nur gebildet, sondern weiß sich auch sehr wohl durchzusetzen. Er agiert meist vorsichtig und überlegt, behält so manche Überlegung bei sich. Wenn er trotzdem in eine Falle getappt ist, gelingt es ihm immer wieder mit Glück oder einem rettenden Einfall, aus der Notlage zu entkommen. Grasby ist so eine Art Antiheld. Auch die übrigen handelnden Personen sind gut vorstellbar gezeichnet.

Mir hat der Krimi sehr gefallen. Das Zeitbild wurde anschaulich vermittelt, die Handlung war spannend, reich an überraschenden Wendungen, actionreich und insbesondere gefiel mir der Ermittler. Freue mich auf weitere Fälle. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 25.10.2025
Endstation Fichtelgebirge
Lochmüller, Jacqueline

Endstation Fichtelgebirge


ausgezeichnet

Des Schicksals verschlungene Wege

„Endstation Fichtelgebirge“ von Jacqueline Lochmüller, erschienen 2025, Band 4 der Reihe, ist ein spannender Krimi mit einem komplexen Fall und verblüffenden Wendungen.

Auch ohne Kenntnisse der Vorgängerbände kommt man als Neueinsteiger problemlos in die Geschichte hinein und überblickt auch den Personenkreis ohne weiteres. Der Schreibstil liest sich flüssig, ist sehr bildhaft. Die detaillierten und atmosphärischen Beschreibungen vermitteln ein sehr eindrucksvolles und gut nachzuempfindendes Ambiente. Die Spannung lässt nie nach. Einerseits sorgen Cliffhanger am Kapitelende dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen will, andererseits steigern die stetigen Szenen- und Perspektivenwechsel die Dramatik.

Der Einstieg wirkt noch etwas unübersichtlich. Nach einem Rückblick auf das Jahr 1988 entwickeln sich in der Gegenwart (die Handlung spielt 2025) mehrere Handlungsstränge parallel. Geschehnisse, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, die aber so nach und nach KHK Kristina Herbich und ihren Kollegen Konrad Breuer beschäftigen. Ein kleiner Junge verschwindet aus der elterlichen Wohnung. Es gibt Blutspuren. Bei einem Autounfall kommt ein Mann ums Leben, der eine Stichverletzung aufweist. Je mehr sich das Ermittler-Duo mit den Fällen befasst, desto mehr Unerwartetes kommt ans Tageslicht. Als LeserIn verfügt man zwar über einen Wissensvorsprung gegenüber den Ermittlern, man ist ja quasi bei Ereignissen dabei, von denen die Polizei erst viel später erfährt, doch mildert das in keiner Weise die Spannung. Auch wenn ich den einen oder anderen Zusammenhang ahnte, wurde ich immer wieder überrascht, wie diese vielen Handlungsfäden letztlich völlig klar zusammenfanden.

Hauptakteure wie Nebenfiguren sind ausgezeichnet charakterisiert. Alle wirken durchaus lebendig und gut vorstellbar. Was Herbich und Breuer anbelangt, so wird zwar ihre Vorgeschichte angerissen, doch noch besser versteht man die beiden, wenn man die Vorgängerbände kennt. Beide sind exzellente Kriminalbeamte, die ihren Beruf mit vollem Einsatz ausüben, was eben zur Folge hat, dass das Privatleben dadurch zu kurz kommt, Partnerschaften zerbrechen. Umso schöner fand ich es, dass Herbich und Breuer vom rein dienstlichen Verhältnis zu einer Art Freundschaft finden.

„Endstation Fichtelgebirge“ hat mir ausgezeichnet gefallen. Insbesondere hat mich fasziniert, wie sich diese in sich verschlungen Handlungsstränge letztlich zu einer klaren Linie verknüpft haben. Mir ist auch das Ermittler-Duo sehr sympathisch. Somit freue ich mich nicht nur auf weitere Fälle, sondern gebe auch eine Leseempfehlung mit 5 Sternen ab.

Bewertung vom 21.10.2025
Wellensanft (eBook, ePUB)
Springer, Ivonne Isabell

Wellensanft (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hinter der schönen Fassade verborgen

„Wellensanft“ von Ivonne Isabell Springer ist der gelungene Auftakt zur Krimi-Reihe mit dem Ermittler-Duo Njall Lundin und Arne Ek.

Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt im Juli 2019 in Schweden, vorwiegend in Karlshamn. Die Kapitel sind kurz gehalten, exakt datiert, mit Uhrzeit und mit Ortsangaben versehen, wodurch man dem Fall nicht nur ausgezeichnet chronologisch folgen kann, sondern auch Orts- bzw. Sichtwechsel sehr klar erkenntlich sind. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sowohl die Menschen als auch deren Umfeld sind gut vorstellbar beschrieben.

Man befindet sich sofort mitten im Geschehen. Kommissarin Njall Lundin hat noch nicht einmal offiziell ihren neuen Job angetreten, wird die Leiche des seit Wochen vermissten Pfarrers gefunden. Die Ermittlungserfolge stellen sich nur langsam ein. Doch Puzzlesteinchen fügt sich zu Puzzlesteinchen. Dazwischengeschoben sind immer wieder Perspektivenwechsel zu einem Unbekannten, einer zwielichtigen, verkommenen Person, offenbar ist das der Mörder. Doch wer ist das? Im Zuge der polizeilichen Recherchen kristallisiert sich ein Verdächtiger heraus, der beharrlich schweigt. Wo ist die Verbindung zu dem Unbekannten? Erst als es Lundin und Ek gelingt, ihn zum Sprechen zu bewegen, eröffnet sich ihnen ein verstörendes Familiengeheimnis. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, diesen gefährlicher Täter zu fassen. Der Handlungsaufbau ist sehr gelungen. Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel, bis in einem höchst dramatischen Finale der Täter gestellt werden kann.

Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren sind lebendig und mit markanten Wesenszügen gezeichnet. Sowohl Njall als auch Arne sind Charaktere mit Ecken und Kanten, haben eine problematische Vorgeschichte, die sie geprägt hat. Ich finde beide sehr sympathisch und sie bilden ein perfektes Team. Ihre weitere persönliche Entwicklung erscheint interessant und bietet Potential für weitere Bände.

Mir hat der Krimi so ausgezeichnet gefallen, dass ich über das mangelhafte Lektorat/Korrektorat hinwegsehe und trotzdem 5 Sterne vergebe. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 21.10.2025
Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


sehr gut

Wahre Freundschaft

Nach „Das Glücksbüro“ war dies mein zweites Buch dieses Autors. Es sind irgendwie besondere, sehr menschliche Geschichten, die sich Andreas Izquierdo ausdenkt. So gestaltet sich auch die Handlung von „Über die Toten nur Gutes“ (2025 erschienen) ganz anders als von mir erwartet. Denn Mads ermittelt nicht – wie ich annahm - neutral aus rein detektivischem Interesse, sondern es ist für ihn eine sehr emotionale Reise in die Vergangenheit, bei der er sich mit längst Vergessenem auseinandersetzt, vieles neu erkennt und bewertet.

Als sein Jugendfreund Patrick, den er seit Jahren aus den Augen verloren hatte, bei einem Autounfall ums Leben kommt, soll der Trauerredner Mads Madsen eine entsprechende Rede halten. Zudem erreicht ihn ein mysteriöser letzter Brief des Freundes, der ihn dazu animiert, die Hintergründe des Unfalls zu ergründen. Mads versucht, Näheres über Patricks Leben zu erfahren, stößt jedoch in dessen Freundeskreis auf Schweigen und Aggression ihm gegenüber. Man versucht, ihn von weiteren Recherchen abzuhalten. Bald erkennt Mads, dass Patrick in ein kriminelles Umfeld geraten war. Je mehr er aufdeckt, desto mehr gerät er selbst ins Fadenkreuz eines mächtigen Verbrechers und in tödliche Gefahr. Das Finale ist höchstdramatisch. Der Fall löst sich ungewöhnlich.

Abgesehen davon, dass sich im Laufe der Handlung Patricks Tod klärt und was dazu geführt hat, wie sein Leben verlief und wieso sich seine Freunde Mads gegenüber so ablehnend verhalten, taucht Mads auch tief in Erinnerungen an die Jugendzeit ein, an die tiefe Freundschaft, die ihn mit Patrick verband, und die abrupt endete, als Patrick mit seiner Mutter in eine andere Stadt zog. Mads kommt zu der Erkenntnis, dass Patrick ein selbstloser Mensch war, dem Freundschaft viel bedeutete, dass er ein wahrer Freund war.

Die Charaktere sind gut vorstellbar, wenn auch eher nur oberflächlich beschrieben. Mads steht naturgemäß im Mittelpunkt. Für ihn ist der Beruf des Trauerredners Berufung. Er hat eine sympathische Ausstrahlung, wirkt emphatisch, das spürt man einerseits in seiner freundschaftlichen Verbundenheit zu seinem Jugendgefährten Patrick, andererseits in der Fürsorge um seinen Vater. Die Szenen mit seinem ziemlich schrulligen Vater lockern den Roman auf, geben ihm einen humorvollen Touch. Mads entwickelt sich im Laufe des Romans, indem er dadurch, dass er sich mit Patricks Leben auseinandersetzt, auch eigener Fehler bewusst wird, Jugendsünden bereut, die sich auf Patricks weiteres Leben ausgewirkt haben. Interessant fand ich auch die Figur des rätselhaften Herrn Bernardy, Fietes Mitarbeiter. Könnte mir vorstellen, dass seine Geheimnisse in einer Fortsetzung enthüllt werden.

„Über die Toten nur Gutes“ ist ein facettenreicher Krimi, bietet Spannung, ein bisschen Humor, Lokalkolorit und Einblicke in die Welt eines Bestattungsinstituts. Was mir aber besonders gefiel waren die zwischenmenschlichen Aspekte, wie tiefe Freundschaft und familiärer Zusammenhalt.

Bewertung vom 10.10.2025
Zwei Leben: Das Versprechen
Korten, Astrid

Zwei Leben: Das Versprechen


ausgezeichnet

Die wunderbarsten Geschichten schreibt das Leben

Das Fazit gleich vorweg: Mitreißend erzählt, emotional, tiefgründig und unheimlich bewegend – ein Roman, den man nicht mehr vergisst – ein Lesehighlight!

Zwei Leben – Das Versprechen“ von Astrid Korten ist nicht einfach ein gut erfundener Roman, es ist eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreiben kann, voller Gefühlsintensität. Es ist wohl der persönlichste Roman, den Astrid Korten bislang verfasst hat. In meinen Augen der emotionalste, mitreißendste bisher. Es ist die Geschichte ihrer Mutter Elisa und ihrer Großmutter Esther.

Der Roman bewegt sich in zwei Zeitebenen, die fließend ineinander übergehen. Die Rahmenhandlung spielt 2014 in Brügge, wo Juna Fischer unter Burn-out leidet und in der Betreuung des 93-jährigen Vincent Molen eine sinnvolle Aufgabe findet. Die sich ganz sanft entwickelnde Freundschaft zwischen Juna und Vincent ist voll Fein- und Taktgefühl, Verständnis und Rücksichtnahme. Je vertrauter sie werden, desto mehr erzählt Vincent von seiner großen Liebe zu der Jüdin Esther - in Rückblenden auf die Jahre 1942/43.

Noch nie wurde ich bei einem Roman derart emotional erfasst, so hautnah, so lebendig sind die Schilderungen. Mir ging Esthers Schicksal, ihr Martyrium, so nahe, dass ich mehrfach nicht weiterlesen konnte, mir Tränen in den Augen standen, ich erst sickern lassen musste, welch Grauen sich mir da eröffnet hat. Das Wunderbare bei all dem Schrecklichen sind die Glücksmomente, die es dazwischen trotz allem gibt. Eine wunderbare Nacht der Liebe. Hilfsbereitschaft und Zuneigung. Eine wahre Freundin am schlimmsten Ort der Welt. Man durchlebt ein Wechselbad der Gefühle, voller Intensität und Heftigkeit.

Ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte! Natürlich 5 Punkte.

Bewertung vom 04.10.2025
DER SCHWARZE OKTOPUS (eBook, ePUB)
Feilitzsch, Hanna von

DER SCHWARZE OKTOPUS (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mörder wider Willen

„Der schwarze Oktopus“ von Hanna von Feilitzsch, Band zwei der Griechenland-Krimireihe, vermittelt neben einer Sehnsucht vermittelnden Griechenland-Atmosphäre und einer sympathischen Protagonistin auch Spannung, Action und Dramatik.

Kurz zum Inhalt:
Christina hat sich auf Paros eingelebt, freut sich auf ein Wochenende mit ihrer Familie, doch es geschieht ein Mord, der unerwartete Kreise zieht, ihren vollen Einsatz fordert und sie schließlich sogar in Gefahr bringt.

Das Cover mit dem Oktopus vor den typisch weißen Häusern stimmt optimal auf den Schauplatz des 2025 erschienenen Buches ein. Der Schreibstil ist flüssig, locker, bildhaft, manchmal zu detailverliebt, nicht jeder Handgriff, jedes SMS oder Telefonat müsste erwähnt werden; manchen Passagen hätte ein wenig Straffung gut getan. Die griechischen Überschriften unterstreichen das Lokalkolorit, das stimmungsmäßig, landschaftlich und kulinarisch den Roman durchzieht. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Eine Landkarte oder Skizze hätte mir gefallen, um die Schauplätze geografisch besser zuordnen zu können. Dass es ob der Vielzahl an Personen ein Personenregister gibt, möchte ich positiv hervorheben. Der Roman ist auch ohne Vorkenntnis problemlos zu lesen. Nichtsdestotrotz würde ich empfehlen, mit Band eins zu beginnen.

Man wird sofort mitten ins Geschehen gezogen, wird Zeuge des Mordes, aus Sicht des Täters, eines Täters wider Willen. Seine Gedanken und Aktionen als Perspektivenwechsel zu den polizeilichen Ermittlungen steigern die Spannung und regen zum MIträtseln an. Von Kapitel zu Kapitel ergeben sich mehr Zusammenhänge, offenbaren sich Hintergründe, finden sich Verdächtige. Je enger es für den Täter wird, je mehr ihm die Polizei auf die Spur kommt, desto dramatischer, actionreicher und fesselnder entwickelt sich die Handlung, sodass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag.

Im Mittelpunkt steht die Polizistin, Ehefrau und Mutter Christina mit ihren facettenreichen Emotionen – ihren Glücksgefühlen auf Paros zu leben, wenn auch in Fernbeziehung zu ihren Lieben, ihrer Sehnsucht nach ihnen, den Sorgen, die sie als Mutter beschäftigen, und stets steht der Beruf zwangsläufig an erster Stelle, den sie mit vollem Einsatz und Begeisterung ausübt. Es schmerzt sie zwar, wenn das Familiäre ins Hintertreffen gelangt, aber sie brennt einfach für ihren Beruf. Dass ihr Mann Nikos für ihre Prioritäten volles Verständnis zeigt, die Beziehung so harmonisch ist, ist eine Besonderheit und ein Wohlfühlfaktor dieser Krimireihe, da üblicherweise Kommissar*innen meist berufsbedingt mit Beziehungsproblemen zu kämpfen haben.

Ich habe den spannenden Ausflug auf die wunderschöne griechische Insel sehr genossen. Eine Lektüre, die im ersten Teil eher entspannend und Urlaubsfeeling vermittelnd war, gegen Ende immer packender und aufregender wurde. Eine Leseempfehlung meinerseits mit 5 Sternen.