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haberlei
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Wien
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 351 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2025
Die Briefeschreiberin
Evans, Virginia

Die Briefeschreiberin


ausgezeichnet

Ein Leben voller Briefe

Virginia Evans‘ 2025 erschienener Debutroman „Die Briefeschreiberin“ (Originaltitel: The Correspondent) beinhaltet eine berührende Lebensgeschichte in Briefform.

Die Handlung entwickelt sich prinzipiell chronologisch, beginnend mit einem Brief vom Juni 2012 bis zur letzten Nachricht vom Jänner 2022. Die Briefschreiberin Sybil van Antwerp, 73, eine Juristin im Ruhestand, geschieden und allein lebend, hat seit frühester Jugend Briefe verfasst. An Freundinnen, Verwandte, aber auch an Prominente, wie Autoren, wenn ihr z.B. ein Buch gut gefiel. Was auch immer ihr am Herzen liegt, was sie zu erledigen hat, sie greift lieber zur Füllfeder und Briefpapier als zum Telefonhörer. E-Mails schreibt sie nur, wenn es nicht anders geht. Schreiben ist ihr ein Bedürfnis. Sie behauptet von sich selbst: „Die Briefe sind das, was mich ausmacht.“

Es ist zwar ein chronologischer Schriftwechsel, aber kein kontinuierlicher. Es ist quasi eine Auswahl der aussagekräftigsten Briefe, jener Briefe, die Sybils Charakter, ihr Umfeld und ihr Leben wiedergeben. Es sind Briefe sowohl an und von Personen, die ihr nahestehen, als auch an und von Menschen, die sie persönlich nicht kennt, denen sie aber etwas mitteilen will oder von denen sie etwas braucht oder die sie kontaktieren. Der Schreibstil liest sich angenehm, doch thematisch etwas sprunghaft. Die Vielzahl der Korrespondenzpartner verwirrt anfangs etwas. Da ist das Personenverzeichnis hilfreich bzw. habe ich eben öfters zurückgeblättert. Doch Seite um Seite versank ich mehr in Sybils abwechslungsreichem Leben, das ihr trotz des hohen Alters noch so einiges an Überraschungen zu bieten hat.

Brief um Brief erfährt man immer mehr über Sybil – über die Facetten ihres Charakters, der einerseits davon geprägt ist, dass sie als Kind adoptiert wurde, andererseits von einem schwerwiegenden Schicksalsschlag, einer Schuld, die sie jahrzehntelang tief in sich verborgen hatte, die sich auch auf ihre familiären Beziehungen auswirkte. In Rückblicken erzählt sie von ihrer Kindheit, Berufstätigkeit und Ehe. Man lernt ihre Kinder kennen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen. Obwohl man auch ein charakterliches Bild ihres Umfelds gewinnt, so steht dennoch eindeutig Sybil im Mittelpunkt, die Tiefe ihrer Gefühle, ihr Wesen, ihre Entwicklung im Laufe des Romans. Sybil ist eine Frau, die sich durchzusetzen vermag, die hartnäckig ihre Ziele verfolgt, die Selbstständigkeit schätzt und der die nahende Erblindung Angst macht. Sie sagt bzw. schreibt stets offen, was sie denkt, dabei aber manchmal andere verletzt. Nachdenklicher geworden, erkennt sie letztlich in der Vergangenheit begangene Fehler, strebt Vergebung und Versöhnung an.

Der Autorin ist ein bemerkenswerter Roman gelungen, zweifelsfrei empfehlenswert. Abgesehen vom berührenden Inhalt, denkt man sich wehmütig, wie schade es eigentlich ist, dass es aus der Mode gekommen ist, handschriftliche Briefe zu verfassen. Nichts ist persönlicher, ein besonderer Schatz voller Gefühle, und sie strahlen einen ganz besonderen Zauber aus.

Bewertung vom 13.09.2025
Vogelstimmen
Neuwirth, Günter

Vogelstimmen


ausgezeichnet

Eine albtraumhafte Zukunftsvision

„Vogelstimmen“ von Günter Neuwirth, ist ein niveauvoller politischer Roman, spannend, philosophisch, aufrüttelnd.

Als begeisterte Leserin von Günter Neuwirths historischen Triest-Krimis hat es mich brennend interessiert, ein anderes Genre aus seiner Feder zu lesen. Und es wurde eine interessante Erfahrung. Denn dieses Buch, das 2024 erschien, ist ausgesprochen vielseitig, punkto Thematik und Sprache sehr anspruchsvoll und herausfordernd, u.a. wenn es um philosophische Gespräche zwischen Wissenschaftlern geht, wo zwangsläufig auch Fachausdrücke fallen. Der Roman ist mit weitreichendem Fachwissen verfasst, sprachlich nuanciert. Andererseits gestaltet sich die riskante Reise der Protagonisten entlang der Westküste Afrikas als äußerst spannend. Der gesamten Handlung liegt zudem eine brisante politische Lage zugrunde. In Europa brodelt es, Länder schotten sich ab, Umweltschützer werden wie Terroristen behandelt. All die Themen, die uns tagtäglich bereits heutzutage unter den Nägeln brennen, wie Klimaveränderung, Überbevölkerung, Völkerwanderung, Raubbau an der Natur und Rohstoffen, Ausländerfeindlichkeit, gefährdete Demokratie, Gewaltherrschaft, Krieg und Frieden, u.v.a.m. bilden den Hintergrund für den Roman.

Im Hinblick auf das Szenario, das im Übrigen in der nicht allzu fernen Zukunft angesiedelt ist, mutet das Cover seltsam lieblich an und der Titel befremdlich. Doch Rémy, einer der Hauptprotagonisten, ist Ornithologe, der seit frühester Jugend die Gesänge der Vögel erforscht. Gewissermaßen ziehen sich seine Erkenntnisse und Fähigkeiten, über die nicht so mit der Natur verbundene Menschen nicht mehr verfügen, als roter Faden durch den Roman. Die zweite Hauptperson ist Verena, Mathematikerin und Informatikerin, im wissenschaftlichen Umweltschutz aktiv. Sie wurde beauftragt, wichtige, in einer Forschungsstation am Südpol gesammelte Daten nach Europa zu bringen. Sie strandet wie Rémy in Senegal. Er folgt Zugvögeln zurück nach Europa, den Gartengrasmücken, sie muss die Daten retten. Gemeinsam mit zwei anderen Mitgliedern der Umweltschutzorganisation Blue Marble haben sie eine entbehrungsreiche und gefahrvolle ca. 3.000 km lange Autofahrt an Afrikas Westküste zu bewältigen.

Der stetige Perspektivenwechsel, auch zu Protagonisten, die sich in Europa befinden – den Gitarristen Alwin und die australische Straßenmusikerin Karlene, die sich in Spanien kennenlernen, sowie Harald und Katja, die in London am eigenen Leib gewaltsamen Aktionen ausgesetzt sind – gestalten die Handlung tempo- und abwechslungsreich, und steigern die Spannung. Man fiebert mit den Figuren mit. Eine Zukunftsvision, beklemmend, inklusive verstörender Denk- bzw. Lösungsansätze, doch mit der hoffnungsvollen Ansage am Ende des Buches: „Selbst wenn die halbe Welt da draußen verrücktspielt … wir kämpfen mit den Mitteln der Vernunft und der Empathie …“

Die Charaktere wirken lebendig und authentisch, weisen Stärken und Schwächen auf und zeigen Emotionen. Vor allem machen sie im Laufe der Reise eine Entwicklung durch. Sowohl Rémy, der mit der Natur Verbundene, als auch die kühle, von Vernunft geprägte Verena, sind Einzelgänger und haben Probleme, zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen. Doch letztlich finden sie nicht nur in Liebe zueinander, sondern erkennen auch den Wert von Freundschaften.

Mich hat die Lektüre jedenfalls gepackt, nicht nur die spannenden Erlebnisse der Protagonisten, sondern generell die zugrundeliegende Thematik, die nachdenklich stimmt und zu Diskussionen anregt. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung! 5 Sterne.

Bewertung vom 12.09.2025
Gaditanos
Sauer, Hardy

Gaditanos


ausgezeichnet

Kriminelles Cadiz

Mit „Gaditanos“ ist Hardy Sauer ein spannungsreicher Debutroman gelungen.

Kurz zum Inhalt:
Ein amerikanischer Tourist kommt bei einem Unfall ums Leben. Auf den ersten Blick ist es ein Unfall, auf den zweiten Mord. Sein Umfeld ist mysteriös. Die Kriminalbeamtin Yolanda hat in der Folge nicht nur mit äußerst gefährlichen kriminellen Machenschaften zu tun, sondern gerät auch in eine familiäre Zwickmühle.

Ganz ehrlich, obwohl rot eine Signalfarbe ist, mich hätte das Cover nicht angesprochen, aber der Titel hat mich neugierig gemacht. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind eher kurz gehalten, die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart und umfasst einen Zeitraum von vier Tagen. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich. Man ist sofort mitten in der Geschichte, braucht allerdings einige Zeit, um den Überblick über die Vielzahl der Personen zu gewinnen. Das Lokalkolorit wird gut vermittelt, allein schon sprachlich durch spanische Ausdrücke, aber auch durch landschaftliche Beschreibungen, Besonderheiten wie den Küstennebel. Der im Buch vorhandene Stadtplan ist leider zu winzig, kaum lesbar, der QR-Code gut gemeint, aber auch umständlich.

Der Krimi ist exzellent aufgebaut, vom Anfang bis zum Ende spannend. Erzählt wird aus drei Perspektiven: aus Sicht von Yolanda, der Kriminalinspektorin, Arnou, einem Kleinganoven, und Jamie, einer Profikillerin. Durch diese stetigen Wechsel lernt man einerseits die agierenden Personen näher kennen, andererseits gestaltet sich die Handlung dadurch abwechslungs- und temporeich. Die Spannung bleibt stets auf hohem Niveau. Immer wieder ergeben sich auch brenzlige Situationen, actionreiche Szenen. Der Fall gestaltet sich zusehends komplexer. Wer agiert mit- oder gegeneinander? Unerwartete Wendungen überraschen einen immer wieder. Bis zum Ende, das zwar so einiges klärt, aber eindeutig auf eine Fortsetzung hinweist.

Was die Personen anbelangt, so gibt es kein „Schwarz“ und „Weiß“, sondern facettenartige Grautöne in der Charakterisierung, so hegt man durchaus Sympathie für eine Killerin, und die Polizistin handelt ebenfalls nicht immer ganz gesetzeskonform. Generell sind alle, ob gut oder böse, gut vorstellbar beschrieben, manche mehr, manche weniger ausführlich. Insbesondere die beiden Frauen, Yolanda und Jamie bestechen durch (wenn auch seitens Jamie eher kriminelle) Energie, Einfallsreichtum und Durchhaltevermögen. Beide sind in Kampftechniken bestens ausgebildet. Yolanda punktet auch mit Familiensinn und Emotionen. Arnou und Nacho, sind clever und wahre Freunde.

„Gaditanos“ war ein Pageturner, beinhaltete alles, was ich mir von einem Krimi erwarte: eine gewisse Undurchsichtigkeit der Hintergründe, prickelnde Spannung und actionreiche Szenen, sympathische Protagonisten und ein ansprechendes Lokalkolorit. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 12.09.2025
Mord im Wattenmeer
Gesing, Daniela

Mord im Wattenmeer


ausgezeichnet

Femkes 1. Fall

„Mord im Wattenmeer“ von Daniela Gesing ist der Auftakt zu einer neuen Reihe.

Kurz zum Inhalt:
Femke Janssen finanziert sich ihr Studium, indem sie Ferienhäuser putzt. Als sie eines Tages eine Tote vorfindet, weckt dies ihre detektivischen Ambitionen.

Das Cover stimmt auf die Nordseeküste ein. Das Buch erschien 2025. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Der Schreibstil ist flüssig, locker, mit anschaulich beschriebenem Lokalkolorit.

Durch die Perspektivenwechsel – einerseits begleitet man Femkes Recherchen, andererseits werden die polizeilichen Maßnahmen geschildert – entwickelt sich die Handlung abwechslungs- und spannungsreich. Es fehlt nicht an Gefahrenmomenten, auch an Verdächtigen mangelt es nicht. Ein Krimi optimal zum Miträtseln. Noch dazu spielt ein vor Jahren verübter Juwelenraub eine Rolle. Selbst die Abschnitte aus Sicht des Täters lassen einen bis zum Schluss im Dunkeln tappen. In Teamarbeit – ein paar Zufälle helfen auch mit - gelingt es schließlich Femke und Lasse, den Täter zu fassen. Die Lösung hat mich, obwohl ich auch diese Person kurz in Verdacht hatte, dennoch überrascht.

Der Kreis der relevanten Personen ist überschaubar und durchwegs sehr sympathisch, auch lebendig und anschaulich gezeichnet. Allen voran Femke, Kommissar Lasse Andersen, ihr (Ex-)Freund, die Gerichtsmedizinerin Ebba Dierksen und Femkes alte Nachbarin Grete Flottbeek. Sie bilden ein gutes Team. Das Private ist stimmig mit der Krimihandlung und dem Lokalkolorit verwoben. Die zarte Beziehungsstory ist das Tüpfelchen auf dem i, und da interessiert es mich schon sehr, wie es mit den beiden weitergeht.

Eine ebenso unterhaltsame wie spannende, empfehlenswerte Lektüre. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 10.09.2025
Kommissar Aiwanger
Ehrensberger, Martin

Kommissar Aiwanger


ausgezeichnet

Auch Volksfeste können tödlich enden

„Kommissar Aiwanger – Prost, du Sack“ von Martin Ehrensberger ist ein ebenso spannender wie vergnüglicher Regionalkrimi mit einem originellen Ermittler-Duo.

Kurz zum Inhalt:
Ein Mann bricht bei einem Volksfest tot zusammen. Plötzlicher Herztod!? Kriminalhauptkommissar Hubert Aiwanger und Frida Karlsson-Konrad entdecken ähnliche rätselhafte Todesfälle …

Das Cover mit dem Karussellpferdchen stimmt auf den Volksfestschauplatz ein. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Der Krimi spielt im Sommer 2022. Durch die Orts- und Zeitangaben findet man sich bei den Perspektivenwechsel und Rückblenden gut zurecht. Die Dialoge sind humorvoll, generell liest sich der Krimi locker und flott. Das Lokalkolorit und die Atmosphäre bei Volksfesten sind anschaulich eingefangen.

Ich kam rasch in die Geschichte hinein und hatte so meinen Spaß an den Dialogen zwischen den so gegensätzlichen Ermittlertypen, dem älteren wohlbeleibten Bayern und der jungen, sportlichen Norddeutschen, sowie dem bayrischen Umfeld. Abgesehen von dem unter rätselhaften Umständen bei einem Volksfest Verstorbenen, macht vor allem auch der zweite Handlungsstrang den Krimi interessant und sehr spannend. Wer ist diese unbekannte Person und welcher Zusammenhang besteht zu den Mordfällen? Die Perspektivenwechsel durchziehen den gesamten Roman und halten die Spannung bis zuletzt am Köcheln. Diverse unerwartete Wendungen bieten viel Raum zum Miträtseln. Bis nach einem turbulenten Finale der Täter gefasst und sein Motiv geklärt wird.

Die Charaktere sind optisch gut vorstellbar beschrieben, haben so ihre Eigenarten, wirken lebendig, zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. So verschieden die beiden Ermittler, der „Wammerl“ und die „FKK“ sind, sie arbeiten nach anfänglichen Schwierigkeiten harmonisch und effizient zusammen. Die Entwicklung der Persönlichkeit der zentralen Figur in der Nebengeschichte fand ich besonders interessant. Einmal jemand, der nicht deutlich auf gut oder böse festgelegt ist – sympathisch trotz …

Mit einem Wort: Der Krimi hat mich bestens unterhalten. Es ist ein gelungener Regional-Krimi, der Spannung mit einem humorvollen Ambiente verbindet. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall mit „FKK“ und dem „Wammerl“. Von mir gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 01.09.2025
Schwestern des brennenden Himmels
Caspian, Hanna

Schwestern des brennenden Himmels


ausgezeichnet

Frauenschicksale – bei den Siegern und Besiegten

Ein exzellent recherchierter historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Britin deutscher Herkunft steht,.

Juli 1945. Potsdamer Konferenz. Churchill, Truman und Stalin entscheiden über die Aufteilung Deutschlands. Ann Miller, als Kind mit ihren Eltern nach England geflohen, mittlerweile britische Staatsbürgerin und Soldatin, befindet sich als Mitglied der britischen Delegation vor Ort. Ihre deutsche Herkunft hielt sie stets geheim. Nun sucht sie heimlich in Potsdam nach überlebenden Verwandten. Ohne ihre wahren Motive zu kennen, hilft ihr ein amerikanischer Soldat.

Das Cover harmoniert mit dem Klappentext, symbolisiert die Verbindung Anns mit dem amerikanischen Soldaten. Das Buch erschien 2025 und gliedert sich in vier Teile, diese wiederum In Abschnitte pro Tag. Die Handlung umfasst den Zeitraum vom 3. Juli bis 6. August 1945. Der Schreibstil ist flüssig, eindrucksvoll lebendig. Die Autorin hat exzellent recherchiert und versteht es meisterhaft, historische Ereignisse und die Atmosphäre so zu beschreiben, dass man emotional erfasst wird, das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Ebenfalls hervorragend gelöst ist die Verquickung einer fiktiven Geschichte mit den historischen Fakten und Personen. Die Figurenübersicht sowie insbesondere den Stadtplan von Potsdam fand ich sehr hilfreich.

Erzählt wird chronologisch, mit einigen Rückblicken, primär aus Sicht von Ann, abgesehen von jenen Szenen, die Liesels jetziges und früheres Leben beleuchten. Die Perspektiven- bzw. Ortswechsel zwischen Anns Aufgabengebiet während der Konferenz und ihren „Ausflügen“ in die Trümmerstadt in der russischen Zone machen die Gegensätze offensichtlich. Auf der einen Seite das fast normale Leben mit ausreichender Verpflegung, guter Unterkunft und Vergnügungen, auf der anderen Hunger, Armut, Notunterkünfte und Ängste. Dieser Wechsel zwischen gewisser Leichtigkeit und den bedrückenden Szenen hilft einem als Leser, das Belastende zu ertragen, wie ein Pflaster auf einer Wunde. Die Wunde ist nach wie vor vorhanden, das Gelesene wirkt nach, doch man liest etwas getröstet weiter.

Ich wurde regelrecht hinein gesogen in diese Atmosphäre einer Stadt in Trümmern, einer geteilten, von Fremden besetzten Stadt, wo die Menschen in Kellern dahinvegetieren, hungernd, der Willkür der Besatzer ausgeliefert. Trotz des Grauens in den Konzentrationslagern wird gezeigt, dass nicht alle Deutschen „Monster“ waren, dass sich die Nazis vor den Juden zuerst gegen Andersdenkende, Kritiker wendeten. Wer nicht ihren Grundsätzen, nicht ihrer Politik folgte, wurde bestenfalls unterdrückt. Sie schwiegen, fügten sich, um nicht inhaftiert oder gar getötet zu werden. Nur wenigen Menschen, die es wagten ihre Meinung gegen die Nazis zu äußern, gelang rechtzeitig die Flucht. Wie Anns Eltern. In einer Nacht- und Nebelaktion.

Anns Suche nach noch lebenden Verwandten erweist sich als ziemlich schwierig, da sie sich als Britin nicht frei im russischen Sektor bewegen darf. Doch sie findet Helfer, vor allem Jackson, einen amerikanischen Soldaten. Die sich sanft entwickelnde Liebesbeziehung zwischen Ann und Jackson gibt dem Roman nicht nur eine romantische Note, sondern bringt auch Anns Dilemma auf den Punkt. Ihre deutsche Herkunft – denn in den Augen der Alliierten sind ja alle Deutschen „Monster“.

Nicht nur die drei Hauptakteure Ann, Jackson und Liesel wirken lebendig, sondern generell sind die Menschen gut vorstellbar beschrieben. Ann und ihre Cousine Charlie lebten als Kinder wie Schwestern. Um sie zu finden, riskiert Ann viel, sogar ihren Job. Sie handelt zielstrebig, hartnäckig und lässt sich auch von Schwierigkeiten und Rückschlägen nicht entmutigen. Dass sie gezwungen ist, ihre deutsche Herkunft Jackson gegenüber lange zu verbergen, belastet sie, denn Verlässlichkeit und Ehrlichkeit sind ihr wichtig. Jackson ist ein positiv eingestellter Mensch, optimistisch, meist gut gelaunt, emotional, empathisch. Ihn erschüttert, was er über die Konzentrationslager erfährt, aber er hat das Herz am rechten Fleck. Er hilft Anns deutscher Verwandte, er differenziert, dass diese junge Frau wohl eher Opfer des Krieges, der Nazis ist, als Täterin. Er sieht in Ann letztlich auch die Frau, die er liebt, und nicht einen Menschen deutscher Herkunft. Liesel verkörpert jenen Teil des deutschen Volkes, der sich den Richtlinien der Nazis fügte, sich anpasste, darauf achtete nicht aufzufallen. Ihr Vater war kein überzeugter Nazi, aber natürlich bei der Partei, weil es besser war, weil es sich sicherer lebte, wenn man dabei war.

Es ist ein Lesehighlight - spannend, berührend, beklemmend, erschütternd. Er war lehrreich und brachte mir eine Zeit näher, die mir in dieser Intensität noch nicht dargebracht wurde. Der Roman endet am Tag, an dem die Bombe auf Hiroshima fiel. Für mich liegt der Gedanke für eine Fortsetzung nahe. Ich würde es mir wünschen. Vorerst spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 01.09.2025
Teufel, tanz mit mir!
Dark, Simone

Teufel, tanz mit mir!


gut

Hexenrituale seinerzeit und heutzutage

„Teufel, tanz mit mir“ von Simone Dark ist mittlerweile der vierte Band der Südtiroler Krimireihe mit dem Ermittler-Duo Magnabosco & Pasqualina. Es ist ein Krimi, der zwar grausige Details beinhaltet, ermittlungstechnisch ruhig verläuft und reizvolles Lokalkolorit bietet.

Kurz zu Inhalt:
Eine Gruppe junger Leute treibt in der Walpurgisnacht als Hexen/Hexer verkleidet ihr Unwesen. Am Tag darauf ist einer von ihnen tot. Erhängt. Was einem Hexenritual ähnelt. Wer steckt dahinter?

Die typischen Südtiroler Motive am Cover – auf der Vorderseite die Stoanernen Mandln, auf der Rückseite die Ruine Stein am Ritten – stimmen gut auf den Schauplatz des Romans ein. Das Buch erschien 2025 im Raetia Verlag. Der Roman gliedert sich in drei Teile bzw. 31 kurz gehaltene Kapitel, die über Orts- aber keine Zeitangaben verfügen. Die Handlung spielt im Jahr 2024. Der Schreibstil ist flüssig, dialogreich. Das Lokalkolorit ist anschaulich eingefangen. Die historischen Fakten wirken gut recherchiert (siehe Literaturnachweise in Anhang). Ich bin bei Band 3 quer in die Reihe eingestiegen, fand mich somit rasch im Umfeld der Ermittler zurecht. Doch im Prinzip steht jeder Band für sich, man kommt stets problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos.

Grundsätzlich gefiel mir die Idee, Südtiroler Sagengut über Hexenmeister, deren Verfolgung, Folter und Todesarten im 17. Jahrhundert, mit Mordfällen in der Gegenwart zu verknüpfen. Die Thematik ist durchaus interessant. Ich denke, nicht nur mir als Österreicherin waren diese Geschichten bis dato unbekannt. Leider wurden die dramaturgischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. Zwar wird sehr spektakulär gemordet, ungewöhnlich und grausam. Doch die Leichen werden ziemlich distanziert als Funde präsentiert. Das, was vor bzw. beim Mord geschah, hätte das Geschehen lebendiger gemacht. Das Grauen ist zu wenig spürbar, zu wenig emotional eingefangen. Weder die Ängste, die Panik, der Schmerz des Opfers, noch die Übermacht, die Brutalität und Gnadenlosigkeit des Täters. Daher kribbelt es nicht, packt einen die Handlung nicht wirklich. Man fiebert nicht mit.

Die Perspektivenwechsel zu jener Person, die sich mit ihrer 400 Jahre alten Mutter über die Hexenmeister des 17. Jahrhunderts unterhält, geben der Handlung einen teils interessanten, teils seltsam anmutenden Anstrich. Im Gegensatz dazu laufen die nicht gerade berauschenden Ermittlungen von Filippo und Camela. Es ist zwar herzerfrischend, die beiden, die quasi mitten in den Flitterwochen stecken, beim Turteln zu beobachten, aber ihre Befragungen und Recherchen bringen kaum hilfreiche Erkenntnisse. Was sie in Erfahrung bringen, passiert ihnen irgendwie durch zufällige Zeugen. Die paar Verdächtigen haben zu wenig Substanz. Ich fand kaum Ansätze zum Miträtseln. Erst gegen Ende kristallisierte sich eine Person heraus. Im Finale nahm die Handlung etwas Schwung auf. Ich muss positiv anmerken, dass mich die Lösung dann doch ziemlich überrascht hat.

Was die Charaktere anbelangt, so wirkt das Ermittlerduo, das in diesem Band heiratet, natürlich noch frisch verliebt, sehr sympathisch und liebenswert, und deren sprachliches Geplänkel ist amüsant. Die harmonische Häuslichkeit ist wohl als auflockernder Kontrast zu den brutalen Morden gedacht, nimmt aber etwas zu viel Raum ein.

„Teufel, tanz mit mir“ hat mich leider nicht so mitgerissen wie Band drei, weil es an Spannungsmomenten fehlt und zu wenig lebendig bzw. emotional ist. Darum gibt es von mir diesmal nur 3 von 5 Sternen. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf den nächsten Band und empfehle das Buch insbesondere jenen, die Südtiroler Flair mögen und sich für die Südtiroler Sagen interessieren.

Bewertung vom 26.08.2025
Ihr habt es gut, ihr habt ja mich / Online-Omi Bd.21
Bergmann, Renate

Ihr habt es gut, ihr habt ja mich / Online-Omi Bd.21


sehr gut

Man ist nie zu alt, um sich zu engagieren

„Ihr habt es gut, ihr habt ja mich“ von Renate Bergmann, dem Pseudonym von Torsten Rohde, ist mittlerweile der 21. Band dieser unterhaltsamen Reihe über die Online-Omi.

Kurz zum Inhalt:
Um Stefan in einer Notsituation zu helfen, begibt sich Renate Bergmann nach Spreeweide in Brandenburg. Sie hilft aber nicht nur ihrem Neffen, sondern lebt sich im Dorf ein, sucht Kontakte und hat so allerlei Verbesserungsvorschläge für den Bürgermeister, der sie verärgert auffordert, doch selber zu kandidieren. Und das tut sie dann auch.

Das fröhliche bunte Cover ist ansprechend und zeigt passend zur Geschichte Renate Bergmann beim Wahlkampf. Das Buch erschien 2025 im Rowohlt Taschenbuch Verlag. Es gliedert sich in 15 kurz gehaltene, mit Überschriften versehene Kapitel. Die Handlung spielt in der nicht genau bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil, der Dialekt und die besondere Ausdrucksweise von Renate Bergmann machen ihre Geschichten so amüsant. Wenn sie mit der Schipskarte zahlt, auf ihre Scholesterinwerte achtet, mit dem Koyota ihrer Freunde mitfährt, von Prinzessin Kät erzählt, Kürbis-Rawollis oder Zuckinis kostet, oder mit dem Wehlan Probleme hat, u.v.a.m., muss man schon schmunzeln.

Für mich war es weder der erste Band dieser Reihe, noch kenne ich alle. Ob als Quereinsteiger oder Fan, man kommt rasch in die Geschichte hinein und überblickt den relevanten Personenkreis.

Die Person der Renate Bergmann ist sympathisch, originell und verkörpert eine mittlerweile bereits 82-jährige Frau, die nicht nur über Lebenserfahrung verfügt, sondern immer wieder Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. Ihre Ansichten sind vernünftig, so manche Lebensweisheit ist hier zu lesen. Nicht alltäglich für ältere Menschen sind ihre positive Lebenseinstellung und ihre Aktivität. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die mit offenen Augen durch die Welt geht und sich immer wieder einmischt. So engagiert sie sich auch, kaum dass sie in dem kleinen Ort angekommen ist, für die Belange der Gemeinschaft, macht nicht nur Verbesserungsvorschläge, sondern hilft tatkräftig mit. Sie zeigt, dass man auch als alter Mensch noch etwas bewegen kann. So sehr sie auch geprägt ist von eigenen Erfahrungen, so zwingt sie nie anderen ihre Vorstellungen auf. Sie schüttelt zwar innerlich oft den Kopf über die anderen, aber sie ist tolerant, lässt die anderen leben wie sie wollen. Auch ihrer Tochter redet sie nicht drein, obwohl sie keineswegs deren esoterische Intentionen nachvollziehen kann. So hilft sie den jungen Leuten gerne, drängt sich aber nicht auf. Sie ist eigentlich eine Traum-Omi, mit dem Herz am rechten Fleck. Im Übrigen kann man sich auch die Nebenfiguren gut vorstellen, insbesondere Renates Berliner Freunde sind liebenswert und originell.

Mich hat auch diese Geschichte wieder recht gut unterhalten. Entspannend, originell, amüsant – auf jeden Fall lesenswert und zu empfehlen!

Bewertung vom 21.08.2025
Finale Curioso / Südtirolkrimi Bd.12
Neubauer, Ralph

Finale Curioso / Südtirolkrimi Bd.12


sehr gut

Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang

Mit „Finale Curioso“ schließt Ralph Neubauer seine zwölfbändige Südtiroler Krimireihe mit Fabio Fameo als zentrale Figur endgültig ab.

Worum geht es?
Vier ermordete Frauen in einer Bozener Villa. Was auf den ersten Blick wie Raubmord aussieht, zieht bald weite Kreise. Es eröffnen sich dem Ermittler-Team unerwartete Ränke und Machenschaften, die letztlich das Leben vieler verändern.

Die Motive am Cover, nämlich das Castel Fahlburg und der Schattenriss eines Trompeters, stimmen auf das Südtiroler Flair ein. Stilistisch passt es zu allen anderen Bänden, es gibt somit einen guten Wiedererkennungswert. Titel unterstreicht, dass der Autor mit dem 12. Band einen Schlussstrich zieht. Das Buch erschien 2025 im Athesia Verlag. Es gliedert sich in mit dem jeweiligen Wochentag übertitelte Kapitel in angenehmer Länge. Diese wiederum verfügen über nummerierte Abschnitte. Die Ermittlungen erfolgen in der nicht genau bestimmten Gegenwart und erstrecken sich über etwas mehr als zwei Wochen. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, mit Blick auf Details. Lokalkolorit durchzieht den Roman nicht nur durch Erwähnung landschaftlicher Schönheit und sehenswerter Örtlichkeiten, sondern - verpackt in einer Nebenhandlung - widmet sich der Autor (für meine Begriffe etwas zu ausführlich) der Bedeutung von Musikkapellen. Er hat das Thema eingehend recherchiert, was die umfangreiche Literaturliste am Ende des Buches beweist. Man kommt auch als Quereinsteiger ohne Vorkenntnisse problemlos in die Geschichte hinein und überblickt rasch den relevanten Personenkreis.

Ein grauenhafter Mord in einem Edelbordell. Ein Raubmord? Doch die Ermittler entdecken einen Geheimgang, Videoüberwachung in den Räumen. Erpressung? Der Fall ist interessant aufgebaut. In mühsamen kleinen Schritten sammeln sie Informationen, verfolgen Spuren, wovon etliche in die Irre führen. Bis ihnen nach etlichen überraschenden Wendungen durch einen Zufall der Mörder ins Netz geht. Tatablauf und Motiv für die Morde sind geklärt. Aber während der Mördersuche gab es Machtverschiebungen im polizeilichen Konstrukt, was zu Irritationen innerhalb des Teams führte. Es offenbarten sich Machenschaften und Entwicklungen, die das Team veranlassen, neue Wege zu gehen. Somit schließt sich der Kreis, es endet die Geschichte rund um Fabio, Tommaso, Francesca, Eduard und deren Anhang.

Das Ermittler-Team ist sympathisch, agiert effizient und arbeitet harmonisch miteinander. Das Privatleben ist gut dosiert eingeflochten. Die Charaktere sind lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen. Man gewinnt Einblick in ihre Gedankenwelt und kann ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen.

„Finale Curioso“ hat mir sehr gut gefallen. Ich fand vor allem den Fall sehr interessant, die Suche nach dem Mörder war spannend. Ein Südtirol-Krimi, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 20.08.2025
Inselnächte
Eichbaum, Anja

Inselnächte


sehr gut

Mörderisches Familiengeheimnis

„Inselnächte“ von Anja Eichbaum, Band 8 der Norderney-Reihe, ist wieder ein eher ruhiger Krimi mit Schwerpunkt zwischenmenschliche Beziehungen und Charaktere.

Worum geht es?
Der jüngste Sohn einer alteingesessenen Familie wird ermordet in den Dünen gefunden. Die Familie schweigt hartnäckig, hütet ein düsteres Geheimnis …

Die Abendstimmung am Meer am Cover unterstreicht den Titel des Buches, das 2025 im Gmeiner Verlag erschien. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, liest sich locker, ist bildhaft und dialogreich. Sowohl die Wesenszüge der handelnden Personen als auch die Landschaft, das Inselflair, das Treiben am Strand, der Tourismus, auch dessen negative Begleiterscheinungen sind anschaulich beschrieben. Die Kapitel sind extrem kurz gehalten. Zudem arbeitet die Autorin geschickt mit Cliffhangern. So entstehen immer wieder Spannungsmomente. Aber diese haben oft nichts mit den Morden, mit dem Fall, zu tun, sondern mit den zwischenmenschlichen Konflikten der Protagonisten. Letztere sind stellenweise langatmig, was dem Roman wiederum Spannung nimmt.

Für mich war dies, nachdem ich mit Band 6 quer eingestiegen bin, das dritte Buch dieser Reihe. Prinzipiell steht jedes Buch, was den Fall anbelangt, für sich alleine. Den relevanten Personenkreis überblickt man auch ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos. Dennoch, ich glaube, die Charaktere der Protagonisten, ihre Entwicklung und warum sie so sind, wie sie sind, versteht man sicher noch besser, wenn man die Reihe von Beginn an gelesen hat.

Abgesehen davon, dass es primär darum geht, einen Mörder zu finden, stehen meiner Meinung nach eher die Protagonisten und deren private Konflikte im Mittelpunkt. Alle haben so ihre Eigenarten und Probleme, Zweifel, fühlen sich einsam oder missverstanden. Durch die stetigen Sichtwechsel nimmt man teil an den Gedanken und Gefühlen jedes einzelnen. Die Art und Weise, wie sie die Differenzen bereinigen, ihre Freundschaft pflegen, vermittelt eine Wohlfühlatmosphäre. Obwohl das Private geschickt mit der Krimihandlung verwoben ist, diese Perspektivenwechsel die Handlung mit auch abwechslungsreich gestalten, verdrängt das zu sehr den Fall. Stellenweise köchelt die Spannung nur noch verhalten vor sich hin. Die Mördersuche mutiert zur Nebensache. Die polizeilichen Ermittlungen erweisen sich als mühsam, weder Motiv noch Tathergang ist ersichtlich, auch weil die Familie des Opfers nicht kooperiert. Der Kreis der Verdächtigen scheint übersichtlich, andererseits ist deren Täterschaft wieder unwahrscheinlich. Es ist generell ein eher ruhiger Krimi. Es gibt kaum packende Spannungsmomente, kaum Action. Dennoch ist es ein ungewöhnlicher, interessanter Fall. Die Lösung überraschte mich, war aber schlüssig.

Obwohl mir „Inselnächte“ aufgrund der sympathischen Protagonisten und dem Inselflair gut gefiel, so war die Handlung zu privatlastig. Ich würde mir für die kommenden Fälle mehr Gefahrenmomente, Action und Dramatik wünschen. Nichtsdestotrotz empfehle ich den Krimi gerne all jenen, die ruhige Cosy-Krimis mit Inselflair lieben und vergebe 4 Sterne.