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haberlei
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Wien
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 332 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2025
Der Ruf des Horizonts
Janssen, Jaane

Der Ruf des Horizonts


ausgezeichnet

Achterbahn der Gefühle

„Der Ruf des Horizonts“ von Jaane Janssen, die Fortsetzung von „Die Spur der Sehnsucht“, ist ebenso wie Band 1 ein packender historischer Roman, der Romantik mit Spannung verbindet.

Kurz zum Inhalt:
1780, Borkum. Einige Jahre des Zusammenseins konnten Sventje und Lian genießen, doch Lian ist nun gesund und es zieht ihn wieder auf See. Sventjes Seifenkreationen sind einerseits beliebt, andererseits sieht sie der abergläubische Bader als Konkurrenz. Etliche Familiengeheimnisse werden gelüftet und Missverständnisse geklärt.

Das Cover stimmt gut auf die Lektüre ein. Denn es zeigt Sventje, die traurig dem davongleitenden Segelschiff nachschaut, mit dem Lian wieder für lange Zeit fort sein wird. Das Buch erschien 2025 im Verlag Tinte & Feder. Die Kapitel sind einerseits mit Namen übertitelt, andererseits mit Orts- und Zeitangaben versehen, wodurch man sowohl die Perspektivenwechsel als auch die Chronologie sehr gut nachvollziehen und Rückblenden deutlich erkennen kann. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Zum leichteren Überblick über den doch umfangreichen Personenkreis gibt es eine Personenliste. Sehr interessant ist auch das Nachwort, das u.a. ergänzende geschichtliche Fakten enthält.

Selbstverständlich könnte man diesen zweiten Band auch ohne Vorkenntnisse lesen. Soferne es erforderlich ist, gibt es entsprechende Hinweise bzw. Erklärungen. Dennoch würde ich wärmstens empfehlen, mit Band 1 zu beginnen, weil man die Charaktere der Protagonisten und deren Entwicklung noch besser versteht.

Die Handlung wird von drei Protagonisten getragen: dem Ehepaar Sventje und Lian sowie dem Gutsherrn Valentin. Aus Sicht dieser Drei werden die Ereignisse auch erzählt. Die Nebenfiguren sind ebenfalls gut gezeichnet, sowohl jene in Sventjes Umkreis als auch Valentins Familie. Hervorzuheben ist die Hebamme Fenna, der dahingehend große Bedeutung zukommt, als sie als Bindeglied zwischen Sventje und Valentin fungiert. Der stetige Wechsel zwischen den Akteuren gestaltet die Handlung tempo- und abwechslungsreich, Cliffhanger in dramatischen Situationen verstärken die Spannungsmomente, sodass man das Buch oft gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Man erlebt regelrecht eine Achterbahn der Gefühle – bangt um Sventje, Lian und Valentin, die alle in etliche lebensgefährliche Situationen geraten, empfindet mit ihnen Glück und Leid, Ängste, Trauer und Momente tiefer Liebe. Welche Emotionen es auch sind, sie kriechen einem spürbar zwischen den Zeilen entgegen. Man wird einfach mitgerissen von den Gefühlen.

Eingebettet ist die schicksalshafte Geschichte der Drei in ein lebendig und authentisch dargestelltes Umfeld, egal ob es sich um Lians Fahrt auf dem Walfänger, anstrengende Märsche durch eisige Landschaften, gefährliche Begegnungen mit Piraten handelt, die Auswirkungen kriegerischer Auseinandersetzungen auf die Zivilbevölkerung, wie Hunger und Armut, oder um die Lebensumstände in Valentins Kreisen, die ebenfalls von den Kriegswirren nicht verschont bleiben. Man fühlt sich dank akribischer Recherchen anschaulich in jene Zeit versetzt. Fiktives ist mit Fakten geschickt verknüpft. Die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Der hie und da vorkommende Dialekt unterstreicht das Lokalkolorit. Besonders gefielen mir die gefühlvollen Briefe und Logbucheintragungen Lians, dadurch wirkt die Handlung so lebendig und authentisch.

Den Roman bevölkern vorwiegend sympathische Menschen. Sventje, Lian und Valentin sind geprägt durch ihre jeweilige Herkunft, ihr Milieu. Sventje, das Findelkind, von einer Klosterschwester aufgezogen, Lian, der unbeschwerte Junge aus einfachen Verhältnissen, der von Kind auf davon träumt, auf See zu gehen, Walfänger zu werden, und Valentin, der älteste Sohn des Gutsherrn, der von Kind an zum Respekt einflößenden Herrscher über seine Pächter erzogen wurde, aber dennoch sich zu einem empathischen Menschen ohne Dünkel entwickelt hat. Die Charaktere sind facettenreich und lebendig beschrieben, zeigen Stärken und Schwächen, Ängste und Sehnsüchte und Emotionen, vor allem tiefempfundene Liebe.

Wer bislang die Krimis und Thriller dieser Autorin liebte, die sie unter dem Namen Jennifer B. Wind schreibt, wird auch von dieser Reihe begeistert sein. Basierend auf gut recherchierten Fakten wird man in eine längst vergangene Epoche versetzt, erhält ein anschauliches Milieubild vermittelt, ganz zu schweigen von mitreißenden dramatische Entwicklungen, gewürzt mit tiefer Liebe und Romantik.

In diesem Sinne spreche ich eine unbedingte Leseempfehlung für beide Bände aus und vergebe 5 Sterne!

Bewertung vom 16.07.2025
Der letzte Ouzo (eBook, ePUB)
Feilitzsch, Hanna von

Der letzte Ouzo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frauenpower – Christina allein dem Täter auf der Spur

„Der letzte Ouzo“ von Hanna von Feilitzsch ist der Auftakt zu einer Griechenland-Krimireihe, atmosphärisch, mitreißend und mit einer taffen Polizistin im Mittelpunkt.

Kurz zum Inhalt:
Christina hat ihren Dienst bei der Polizei auf Paros kaum angetreten, da findet sie die Leiche einer Frau. Das Ermittlerteam, dem Christina als Neue nicht angehört, ist nur auf den Ehemann als Täter fixiert, auch weil dieser sich versteckt hält. Christina vermutet hinter dem Mord ein anderes Motiv, recherchiert auf eigene Faust, was sie letztlich in große Gefahr bringt.

Bereits das Cover mit der Ouzo-Flasche und den typisch weißen Häusern stimmt sehr eindrucksvoll auf den Schauplatz des Buches ein, das 2024 erschien. Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Flair der Insel Paros zeigt sich sehr anschaulich in stimmungsvollen Szenen des Dorflebens, in Beschreibungen der Landschaft und von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge. Die in griechischen Schriftzeichen gedruckten Überschriften unterstreichen zusätzlich das Lokalkolorit. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Eine Landkarte oder Skizze der Insel hätte mir gefallen, um die Schauplätze geografisch besser zuordnen zu können. Eine Personenliste hätte ich auch geschätzt, da man sich die griechischen Namen nicht so leicht merken kann.

Man ist gleich ab der ersten Seite mitten im Geschehen, ist quasi Zeuge des Mordes, wenn auch die Umstände ziemlich mysteriös erscheinen. Im Mittelpunkt der Handlung steht Christina, die auf Paros aufgewachsen ist, über langjährige Erfahrung als Mordermittlerin in Athen zurückblicken kann, und nun nach Jahren, die sie in Deutschland lebte, nicht nur nach Griechenland zurückgekehrt ist, sondern auch wieder in den Polizeidienst eingetreten ist. Sie wird nicht mit offenen Armen von den Kollegen empfangen und – obwohl sie die Leiche fand -aus der Mordermittlung ausgeschlossen. Da Christina aber über Kontakte im Ort aus ihrer Jugendzeit verfügt, gelingt es ihr, inoffiziell an Informationen zu gelangen, die sie darin bestärken, dass nicht der Ehemann der Täter sein kann. Primär wird der Fall aus Sicht Christinas geschildert, der Perspektivenwechsel zu einer mysteriösen Person, die Christina beobachtet, erhöht die Spannung, die sich von Kapitel zu Kapitel kontinuierlich steigert, je mehr Zusammenhänge, Hintergründe und Verdächtige zutage treten. Man hat Raum zum Miträtseln, folgt irreführenden Spuren und wird von unerwarteten Wendungen überrascht. Nach einem actionreichen, dramatischen Finale wird nicht nur der Mörder gefasst, sondern auch der Maulwurf entlarvt, der seit längerem eine Drogenbande vor Razzien gewarnt hat.

Die Charaktere sind gut vorstellbar gezeichnet, wirken lebendig und emotional. Christina wirkt sympathisch, selbstbewusst und agiert zielsicher. Dadurch, dass sie im Alleingang ermittelt, sich über Weisungen ihres Vorgesetzten hinwegsetzt, riskiert sie ihren Job. Sie erweist sich als eine Ermittlerin mit einem ausgeprägten Spürsinn, bei ihren Befragungen zeigt sie Feingefühl, gute Beobachtungsgabe und Menschenkenntnis. Ihr Privatleben, ihre Familie betreffend, ist eher nur gestreift, da sowohl ihr Mann als auch die Kinder nicht vor Ort sind.

Es ist dies der erste Krimi der Autorin, und er macht eindeutig Lust auf weitere – sowohl was den Handlungsaufbau, die Spannung und die Protagonisten, als auch was das Griechenland-Flair anbelangt. Mich hat das Buch begeistert. Eine Leseempfehlung meinerseits mit 5 Sternen.

Bewertung vom 08.07.2025
Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen
Bullatschek, Sybille

Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen


ausgezeichnet

Wehe, wenn sie losgelassen – Sybille bringt Schwung und Pannen ins Leben

„Sie haben Ihr Toupet ins Glücksrad geschmissen“ von Sybille Bullatschek ist bereits der dritte Band dieser Reihe über die Erlebnisse im Pflegeheim Sonnenuntergang.

Kurz zum Inhalt:
Nicht nur die Teilnahme an der „Ü80 Show“ bringt Aufregung ins Heim Sonnenuntergang, ebenso verärgern schlechte Online-Bewertungen das Personal. Auch privat erlebt Sybille eine Menge Aufregungen, als ein fescher Franzose während des Urlaubs der Nachbarn in deren Wohnung einzieht.

Der Buchtitel und das witzige Cover, schon rein optisch eine humorvolle Lektüre versprechend, haben mich sofort magisch angezogen. Das Buch erschien 2025 im HarperCollins Verlag. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, die witzigen Titel sind auf den Inhalt bezogen. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist locker, flüssig, humorvoll und durch das Schwäbische zusätzlich unterhaltsam. Auch wenn man, wie ich, neu in die Reihe einsteigt, kommt man problemlos in die Geschichte hinein und überblickt leicht den relevanten Personenkreis, ohne die Vorgängerbände zu kennen.

Schon die Namensgleichheit von Buchautorin und Protagonistin ist originell, aus deren Sicht sämtliche Erlebnisse in Ich-Form geschildert werden. Dahinter verbirgt sich die Comedienne und Comedyautorin Ramona Schukraft, die landesweit auftritt und deren Videos aus dem Haus Sonnenuntergang in den Sozialen Medien eine riesige Fangemeinde folgt.

Sybilles Erlebnisse, sowohl mit den Heimbewohnern als auch privat, sind voller Situationskomik. Eigentlich meint sie es immer gut, ist bemüht, hilfsbereit und voll im Einsatz, stolpert aber von einem Hoppala ins nächste. Ich habe mich königlich amüsiert und x-mal herzlich gelacht.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die handelnden Personen generell gut vorstellbar. Im Mittelpunkt steht natürlich Sybille Bullatschek, die „Pflägerin der Herzen“. Für sie ist der Beruf eindeutig Berufung. Sie behandelt die alten Menschen liebevoll, zeigt Verständnis für deren Eigenarten und nimmt Rücksicht darauf. Wenn nötig, ist sie auch noch nach Dienstschluss für die SeniorInnen da. In ihrem Bemühen, den Heimbewohnern Abwechslung und Unterhaltung zu bieten, kam Sybille auch die Idee, das Heim für die „Ü80 Show“ anzumelden. Sie ist eine tüchtige Pflegekraft, im Privaten aber oft schusselig und handelt voreilig.

Für mich war es das erste Buch der Autorin und wird sicher nicht das letzte sein. Mich hat das Buch blendend unterhalten. Demgemäß gibt es eine Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 06.07.2025
Friesengier: Ostfriesen-Krimi (Diederike Dirks ermittelt, Band 14)
Wollschläger, Stefan

Friesengier: Ostfriesen-Krimi (Diederike Dirks ermittelt, Band 14)


ausgezeichnet

Spannend, rätselhaft, überraschend

In „Friesengier“, mittlerweile dem 14. Band dieser Reihe von Stefan Wollschläger, hat Diederike Dirks wieder einen spannenden Fall voller Fragezeichen zu lösen.

Klappentext (gekürzt):
Ein ehemals gefeierter Journalist wurde ermordet. Am Tatort gibt es kaum Spuren. Freunde hat das Opfer kaum, nach einem Skandalartikel haben ihn alle fallen lassen. Diederike stösst lediglich auf eine Pokerrunde, zu der er gehörte. Gleichzeitig besucht Frieda ihren Vater auf Spiekeroog. So harmlos dies beginnt, es bringt ihr Leben durcheinander.

Das Cover mit dem Leuchtturm Arngast im Jadebusen stimmt auf den Schauplatz ein und setzt harmonisch den Stil dieser Reihe fort, sorgt somit für einen optimalen Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2025, die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland. Die Kapitel sind kurz, nummeriert und betitelt, ohne Orts- oder Zeitangaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, sowohl die Menschen als auch deren Lebensbereich sind gut vorstellbar beschrieben.

Ich war nach wenigen Seiten wieder mitten in der Geschichte, im vertrauten Umfeld von Diederike Dirks und ihrem privaten und beruflichen Personenkreis. Quereinsteigern gelingt dies sicher ebenso leicht. Jeder Krimi steht für sich alleine. Man benötigt keine Vorkenntnisse. Wen die persönliche Entwicklung der Charaktere interessiert, sollte natürlich besser mit Band eines beginnen.

Die Handlung gliedert sich in zwei Stränge, von denen man ahnt, dass sie irgendwie in Verbindung stehen müssen, doch eröffnen sich die Zusammenhänge in verblüffender Art und Weise erst gegen Ende. Bereits nach wenigen Seiten findet sich die Leiche, deren Identität sich rasch klärt. Dennoch stellen sich Diederike Dirks und Oskar Breithammer die Frage nach Motiv und Tathergang. Warum wurde der Journalist getötet? Wollte er eine brisante Enthüllungsstory veröffentlichen? Die Ermittlungsarbeit steht in dieser Krimireihe eindeutig im Mittelpunkt. Diese geht anfangs nur langsam voran. Es gibt kaum Spuren am Tatort und das Opfer hatte wenig private Kontakte. Trotzdem kristallisieren sich nach und nach einige Verdächtige heraus. Diederike und Oskar verfolgen verschiedene Theorien. Auch als Leser kann man wunderbar miträtseln. Noch mysteriöser entwickelt sich der zweite Handlungsstrang. Ein Zusammenhang zum Mord an dem Journalisten ist überhaupt nicht greifbar. Obwohl man als Leser hier einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei hat, die davon ja gar nichts ahnt, tappt man völlig im Dunkeln. Die Perspektiven- und Ortswechsel, sowie das Switchen zwischen den beiden Handlungsfäden halten die Spannung nicht bloß am Köcheln, sie steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Rätselhaftes, gefahrvolle Momente und Action sowie so manch Cliffhanger lassen einen das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen – bis sich in einem dramatischen Finale alles klärt.

Was die Charaktere anbelangt, so ist für Leser, die die Reihe laufend verfolgen, eine Entwicklung der Hauptakteure zu verfolgen. Das Privatleben ist gut dosiert mit der Handlung verwoben. Die Personen zeigen Stärken und Schwächen, auch Emotionen. Generell sind die Figuren anschaulich dargestellt, wirken authentisch und lebendig.

Mit „Friesengier“ ist dem Autor ein weiterer fesselnder Krimi gelungen, den ich voll überzeugt weiterempfehle (wie im Übrigen die gesamte Reihe). Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 06.07.2025
Lavendel-Wut / Lavendel-Morde Bd.7
Bernard, Carine

Lavendel-Wut / Lavendel-Morde Bd.7


ausgezeichnet

Unfall oder Mord?

„Lavendel-Wut“ von Carine Bernard ist ein Wohlfühlkrimi mit französischem Flair und sympathischen Ermittlern.

Kurz zum Inhalt:
Auf einer der von Rennradfahrern stark frequentierten Routen am Mont Ventoux verunglückt ein Radfahrer tödlich. Was auf den ersten Blick wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich bald als Fahrerflucht oder gar Mord. Noch dazu ist das Opfer geheimnisumwittert, der Tote ist erst seit zwei Jahren hier ansässig. Zuvor scheint er nicht existiert zu haben …

Bereits das Cover mit dem Lavendelfeld im Vordergrund und dem Mont Ventoux mit seiner markanten kahlen Kuppe stimmt sehr eindrucksvoll auf den Schauplatz des Buches ein, das 2025 im Knaur Verlag erschien. Es ist dies bereits der 7. Band dieser Reihe mit Lilou Braque als zentrale Protagonistin. Ich fühlte mich nach wenigen Seiten wieder heimisch in Lilous Umfeld. Auch als Quereinsteiger:in kommt man sicher problemlos in die Geschichte hinein, jeder Fall steht ja für sich alleine. Wer allerdings den roten Faden bzw. die Entwicklung der Charaktere verfolgen möchte, sollte bei Band eines zu lesen beginnen.

Der Schreibstil ist flüssig, locker und bildhaft. Das Flair der Provence zeigt sich sehr eindrucksvoll in stimmungsvolle Szenerien, wie z.B. beim Besuch des Wochenmarktes von Carpentras, und während diverser Autofahrten rund um den Mont Ventoux, der mir persönlich bislang kein Begriff war, weil ich die Tour de France noch nie wirklich verfolgt habe. Auch die Schattenseiten des Tourismus werden thematisiert, denn Mont Ventoux wird von Radrennfahrern regelrecht überschwemmt. Das Lokalkolorit wird auch durch kulinarische Genüsse unterstrichen, sowie durch französische Ausdrücke, die gut dosiert eingestreut sind. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung umfasst ca. eine Woche und spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Eine Landkarte hätte mir gefallen, um die Schauplätze geografisch besser zuordnen zu können.

Von Beginn an ist man voll in die Ermittlungen integriert und mit den fragwürdigen Umständen des Fahrradunfalls konfrontiert. Lilous Spürsinn ist geweckt. Doch wie stets muss sie sich mit der für den Tatort zuständigen Gendarmerie arrangieren, diesmal jedoch unterstützt vom Staatsanwalt. Generell verläuft die Handlung relativ ruhig, die Recherchen gestalten sich nicht nur wegen des Kompetenzgerangels mühsam, offenbaren aber schließlich Erstaunliches über das Opfer, dessen Herkunft und Vorleben - worüber ich aber nicht spoilern will. Auch wenn ich ziemlich bald eine Ahnung hatte, wer den Radfahrer getötet hat, so blieb es dennoch spannend, weil einerseits nur nach und nach die Vergangenheit des Opfers aufgedeckt wird, und es andererseits auch nicht an bedrohlichen Situationen und Action mangelt. Die genauen Zusammenhänge, der Tathergang und das Motiv klären sich auch erst am Ende.

Was die Charaktere anbelangt, so sind die Menschen gut vorstellbar gezeichnet. Im Mittelpunkt steht Lilou, die Commissaire. Sie liebt ihren Beruf, setzt sich voll ein, zeigt Eigeninitiative, verfolgt ihre Ziele, vertraut auch ihrer Intuition. Dass sie privat weniger cool und viel emotioneller agiert, zeigt sich, als sie voreilige Rückschlüsse zieht, was zu Missverständnissen zwischen ihr und Simon führt. Aber Ende gut, alles gut. Bin gespannt, ob im nächsten Band geheiratet wird.

„Lavendel-Wut“ ist ein solider Regionalkrimi, mit vorwiegend sympathischen Menschen, der mit Schilderungen reizvoller, idyllischer Landschaften sowie französischem Flair punktet. Ich habe direkt Reiselust bekommen. Ich liebe diese Reihe einfach und freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 06.07.2025
Familienlust, Familienfrust
Teufl-Heimhilcher, Brigitte

Familienlust, Familienfrust


ausgezeichnet

Probleme lösen mit Optimismus und Energie

„Familienlust - Familienfrust“ von Brigitte Teufl-Heimhilcher ist ein Familien-Wohlfühlroman, der zweite Band der Reihe „Juttas Freundinnen“.

Kurz zum Inhalt:
Jutta und Günther planen ihre Hochzeit. Jutta arbeitet tatkräftig in der Buchhandlung mit. Günthers Freund Lukas verliebt sich in Juttas verheiratete Freundin Lore. Sebastian hat Liebeskummer. Aber das sind nicht die einzigen Turbulenzen, die zu bewältigen sind. Corona stellt sie vor weitere Herausforderungen.

Das in hellen Pastelltönen gehaltene Cover ähnelt stilistisch dem ersten Band, was einen guten Wiedererkennungswert darstellt. Das Buch erschien 2025, ist in 45 mit Überschriften versehene Kapitel in angenehmer Länge unterteilt. Der Schreibstil ist locker und flüssig. Die stetigen Perspektivenwechsel gestalten die Handlung nicht nur abwechslungsreich, sondern geben auch guten Einblick in die Denkweise der verschiedenen Protagonisten. Es ist zwar ein Fortsetzungsband, doch man benötigt keine Vorkenntnisse – trotz roten Fadens steht die Geschichte für sich alleine.

Die Handlung spielt in den Jahren 2020/2021, also zu einer Zeit, die die Menschen vor besondere Herausforderungen gestellt hat. Es waren jene Jahre, die von Corona und all den damit verbundenen Vorschriften und Verhaltensregeln geprägt waren, von Einschränkungen, finanziellen Einbußen, schwierigen sozialen Kontakten, Ängsten und Widerständen. In vielen Romanen, deren Handlung gefühlt in diese Zeit fällt, wird Corona ignoriert, angeblich um eine gewisse Zeitlosigkeit zu erzielen. Mich hat das immer etwas gestört. Denn die Auswirkungen der Coronajahre sind bis heute zu spüren. Sie haben eine einschneidende Wandlung bewirkt, haben Spuren in den Menschen hinterlassen, nicht nur gesundheitliche. Ich bin daher der Meinung, dass sie auch in der Literatur thematisiert werden sollen, und sei es auch „nur“ in einer Cosy-Version.

Da dies ein heiterer Gesellschaftsroman ist, wird die Thematik Corona nicht tiefgreifend ausgeschlachtet. Es gelang der Autorin mit der richtig dosierten Mischung von Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit aufzuzeigen, mit welchen Problemen eine Durchschnittsfamilie in dieser Zeit, insbesondere während der Lockdowns, konfrontiert war: mit Home-Office, Home-Schooling, reduzierten sozialen Kontakten, Ängsten um die älteren Familienmitglieder, finanziellen Einbußen, etc. Auch Widerstände in der Bevölkerung gegen die Maßnahmen und die Krankheit verharmlosende Aussagen werden erwähnt.

Was auch immer an Schwierigkeiten auftaucht, die Handlung verläuft ohne nervenaufreibende Dramatik, ohne aufwühlende tragische Ereignisse, auch ohne komplexe Missverständnisse oder Verwicklungen. Trotzdem mangelt es nicht an Abwechslung und Konflikten. Die eine oder andere humorvolle Szene oder schlagfertige Dialoge lockern immer wieder auf. Die stets vorherrschende Harmonie in der Großfamilie ist das Wohltuende in diesem Roman. Man hält zusammen und hilft einander. Man geht rücksichtsvoll und respektvoll miteinander um. Die Menschen haben natürlich auch Schwächen, aber ihre Ecken und Kanten sind nie wirklich verletzend oder störend.

Die Zentralfigur ist Jutta, die durch ihre optimistische, positive und sympathische Ausstrahlung allen negativen Einflüssen die Schärfe nimmt. Sie findet mit ihrer Energie und ihrem Einfallsreichtum scheinbar für jedes Problem eine Lösung. Sie reißt auch den etwas phlegmatischen und nicht sehr entschlussfreudigen Günther mit, der sich manchmal von ihr zwar etwas überfahren fühlt, letztlich aber doch für ihre Unterstützung dankbar ist. Jutta hält selten mit ihrer Meinung hinterm Berg, ist aber auch feinfühlend und um familiäre Harmonie bemüht.

Ich lese diese sogenannten heiteren Gesellschaftsromane sehr gerne zur Entspannung, zum Abdriften in eine zugegebenermaßen heile Welt. All jenen, die es ebenso als wohltuend empfinden, den negativen und belastenden Schlagzeilen aus aller Welt wenigstens für wenige Stunden zu entfliehen, möchte ich dieses Buch bzw. überhaupt die Bücher dieser Autorin ans Herz legen.

Bewertung vom 04.07.2025
Provenzalisches Licht / Pierre Durand Bd.11
Bonnet, Sophie

Provenzalisches Licht / Pierre Durand Bd.11


ausgezeichnet

Mord im Modemilieu

„Provenzalisches Licht“ von Sophie Bonnet ist bereits der 11. Band der Reihe mit Pierre Durand als Ermittler.

Kurz zum Inhalt:
Im malerischen Sainte-Valèrie herrscht Aufregung, weil die Modeschau des angesagten Designers Fontanel im Ort gezeigt werden soll. Denn im ursprünglich dafür vorgesehenen Fabriksgelände war eine Frau brutal erschlagen worden. Pierre Durand ist für die Sicherheit des Designers zuständig, da dieser anonym bedroht wurde.

Das typisch französische Motiv als Cover stimmt bereits auf den Schauplatz ein. Zudem passt es stilistisch zu den Vorgängerbänden, was einen ausgezeichneten Wiedererkennungswert hat. Das Buch erschien 2025 im Verlag Blanvalet. Die Kapitel haben einen angenehme Länge, sind lediglich nummeriert, weisen weder Ort- noch Zeitangaben auf. Die Handlung spielt in der nicht näher bestimmten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig und gut beschreibend, wobei das Lokalkolorit sehr viel Raum einnimmt. Die französischen Ausdrücke und Phrasen unterstreichen das Ambiente und können notfalls im angefügten Glossar nachgeschlagen werden. Ob landschaftliche Schönheit, Sehenswertes oder kulinarische Köstlichkeiten, die Beschreibungen sind stimmungsvoll, informativ und wecken die Reiselust. Ebenfalls in die Handlung mit hinein verwoben ist das Thema Mode, und zwar sehr umfassend, von den „Indiennes provençales“ – das sind bunte, bedruckte Baumwollstoffe, die ihren Ursprung in der Provence haben – über die Arbeitsbedingungen im Modemilieu bis zu den umweltschädigenden Auswirkungen durch die Erzeugung von Fast-Fashion und die Textil-Müllberge.

Chef de police Pierre Durand kannte ich bereits von früheren Fällen, verfolge die Serie aber nicht kontinuierlich. Da im Prinzip jeder Fall für sich abgeschlossen ist, ist das nicht weiter störend. Ich fühlte mich nach wenigen Seiten wieder heimisch in Sainte-Valèrie und mit seinen Bewohnern. Der im Buchumschlag enthaltene Stadtplan des fiktiven Örtchens hilft da auch sehr, sich gut zurechtzufinden. Da diesmal mehrere polizeiliche Dienststellen involviert sind, fand ich es anfangs relativ schwierig, die Personen zuzuordnen. Da wäre eine Personenliste hilfreich gewesen. Grundsätzlich sind die Personen recht gut vorstellbar.

Zwar passiert bereits im Prolog ein Mord, doch die Ermittlungen verlaufen zunächst sehr ruhig. Für Pierre Durand liegt anfangs der Schwerpunkt in der Suche nach dem Verfasser der Drohbriefe an den Designer und in seiner Funktion als Sicherheitsbeauftragter für die Modeschau. Erst als er sich mit der Vergangenheit von Fontanel, dem Beginn seiner Karriere und dem damaligen Kollegenkreis befasst, zeigen sich nicht nur Zusammenhänge, sondern der Kreis der Verdächtigen erweitert sich. Das bietet auch Raum für eigene Theorien, zum Miträtseln. Die Polizei verfolgt etliche Spuren, auch solche, die in die Irre führen, und letztlich klärt sich erst in einem dramatischen Finale, wer hinter dem Mord steckt und welches Motiv der Tat zugrunde lag.

Wer gerne Krimis mit anschaulichem Lokalkolorit, eher unblutig, mit ruhigerem Verlauf und sympathischen Protagonisten mag, wird wie ich diese Reihe mögen. In diesem Sinne empfehle ich auch diesen Band gerne und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 26.06.2025
Herbstfrau sucht Herbstmann
Zatlokal, Roswitha

Herbstfrau sucht Herbstmann


ausgezeichnet

Alltägliche Wohlfühl-Geschichten

„Herbstfrau sucht Herbstmann“ von Roswitha Zatlokal ist ein rund 80 Seiten umfassendes Büchlein, das elf Kurzgeschichten enthält. Erschienen ist das Buch 2025 im Verlag Buchschmiede.

Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Es sind Alltagsgeschichten, die in der Gegenwart spielen, mit liebenswürdigen Protagonisten. Meist stehen Frauen im Mittelpunkt. Es geht um späte Liebe, Einsamkeit und Tierliebe, junge Verliebte, Urlaubspläne voller Uneinigkeit, einen Urlaubsflirt, einen Tag voller Missgeschicke, einen Radausflug, eine abenteuerliche UBahn-Fahrt, eine Apfelgeschichte, kaufwütige Omas und sogar um einen heimtückischen Mordanschlag. Somit ein buntgemischtes Repertoire, kurzweilige Geschichten zum Schmunzeln, abwechslungsreich, unterhaltsam, bevölkert von sympathischen Menschen.

Dieses amüsante Büchlein eignet sich vorzüglich für Fahrten mit den Öffis oder für Wartzeiten bei Ärzten, zum Entspannen und für Wohlfühlmomente. Mir haben die Geschichten ausgezeichnet gefallen. Ich hätte gerne noch mehr davon gelesen. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.06.2025
ÄLTER BÖSER NOCH IMMER NICHT TOT
Poljak, Ingrid J.

ÄLTER BÖSER NOCH IMMER NICHT TOT


ausgezeichnet

Melli neuerlich auf Verbrecherjagd

Der Kriminalroman „Älter böser noch immer nicht tot“ von Ingrid J. Poljak ist die Fortsetzung von „Alt böse tot“, somit der zweite Band der Reihe mit Melli Pospischil als Protagonistin.

Kurz zum Inhalt:
Die 86-jährige Melli findet wieder eine Leiche. Diesmal in der Wotrubakirche. Ihre Recherchen führen sie zu einem Obdachlosenheim und immer wieder begegnet ihr ein verdächtiger Perser. Sehr zum Missfallen von Inspektor Angermann lässt sie sich nicht davon abhalten, herumzuschnüffeln. So gerät sie unweigerlich wieder in prekäre Situationen.

Das Cover zeigt die Wotrubakirche, passend zu dem Mittelpunkt der Ermittlungen. Einen guten Überblick über das Gebiet, die Tatorte und die von Melli benutzten Wegstrecken bieten mehrere exzellente Skizzen, von der Autorin selbst erstellt. Das Buch erschien 2024. Die Kapitel sind mit Tages- und Uhrzeitangaben übertitelt, was ich stets sehr schätze, weil man den chronologischen Ablauf gut verfolgen kann. Die Handlung spielt im Wien in der Gegenwart. Der Schreibstil liest sich flüssig, sowohl Personen als auch das Umfeld sind gut vorstellbar beschrieben. Ich mag vor allem die mit typisch Wienerischem Dialekt gefärbten Dialoge. Für Nicht-Wiener gibt es ein Glossar.

Da ich Band 1 kannte, war ich nach wenigen Seiten wieder voll in Mellis Welt angelangt. Doch auch wenn man neu einsteigt, benötigt man keine Vorkenntnisse. Jeder Band ist für sich abgeschlossen.

Melli wittert wieder gleich auf den ersten Seiten ein Verbrechen. Und tatsächlich findet sie kurz darauf eine Leiche. Und natürlich ist ihr Spürsinn geweckt, sehr zum Missfallen von Kriminalinspektor Angermann. Bei ihren Recherchen wird sie von Elfi und Otto unterstützt, ihren Freunden aus dem Pensionistenheim. Die Spannung steigert sich kontinuierlich. Denn es bleibt nicht bei einem Mord. Der Fall wird zusehends komplexer. Es passiert so einiges, scheinbar in keinem Zusammenhang zu den Morden. Melli zieht ihre Schlüsse, fixiert auf bestimmte verdächtige Personen. Sie kommt bei ihren Ermittlungen nicht nur immer wieder den Kriminalbeamten in die Quere, sondern kommt letztlich in einem dramatischen Finale auch dem Mörder gefährlich nahe. Aber sie hat wieder einmal Glück, Ende gut, alles gut.

Mir ist es dieses originelle und sympathische Trio – Melli, Elfi und Otto - ans Herz gewachsen. Sie machen diesen Krimi so lebendig, so natürlich und authentisch, liebenswert. Durch ihre Dialoge, ihre Aktivitäten. Trotz ihrer Handicaps sind die drei Alten unternehmungslustig und vor allem geistig rege. Melli erinnert etwas an Miss Marple, sie ist trotz ihrer 86 Jahre erstaunlich rüstig und hart im Nehmen, fast zu unerschrocken und manchmal leichtsinnig. Ihre eigenmächtigen Alleingänge bringen sie immer wieder in die Bredouille. Gottseidank kann sich Melli auf ihre Freunde verlassen, Elfi und vor allem Otto helfen ihr aus so mancher prekären Situation heraus. Aber nicht nur die Protagonisten sind anschaulich charakterisiert, ebenso Nebenfiguren. Auch ihr Umfeld, der Alltag in einem Pensionistenheim, die teils neugierigen, teils geistig abwesenden Mitbewohner, das kulinarische Angebot, all das ist sehr wirklichkeitsnah geschildert.

Dieser Kriminalroman ist eine ebenso unterhaltsame wie spannende Lektüre, ich habe das Wienerische Flair genossen, habe über manche Situationskomik geschmunzelt, aber auch mit Melli in bedrohlichen Momenten gezittert und aufgeatmet, wenn alles wieder einmal ein gutes Ende fand. Ein Buch, das ich gerne weiterempfehle. Von mir gibt es 5 Sterne.

Bewertung vom 26.06.2025
Venezianisches Geheimnis
Gesing, Daniela

Venezianisches Geheimnis


ausgezeichnet

Das Geheimnis der alten Dame

„Venezianisches Geheimnis“ von Daniela Gesing, der bereits zehnte Band dieser Reihe mit Commissario Luca Brassoni als Ermittler, besticht wiederum durch einen spannenden Fall und ansprechende Venedig-Atmosphäre.

Kurz zum Inhalt:
Eine wohlhabende alte Dame wird eines Abends erstochen und beraubt. War es die jugendliche Diebesbande, die vor allem ältere Menschen überfällt, oder ihr Neffe und Erbe, der in finanziellen Schwierigkeiten steckt? Doch dann wird auch der Neffe attackiert …

Das schemenhaft in Grau gehaltene enge venezianische Gässchen am Cover vermittelt gut das Düstere, Unheimliche eines möglichen Überfalls aus dem Hinterhalt. Das Buch erschien 2025 im Maximum Verlag. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Ambiente der Stadt Venedig kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien sowie durch anschauliche Beschreibungen architektonischer Besonderheiten oder von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Jeder einzelne Band dieser Reihe steht für sich alleine. Kenntnis der Vorgängerbände ist nicht erforderlich. Wer am roten Faden, der Entwicklung der Protagonisten interessiert ist, sollte bei Band eins anfangen.

Der Krimi ist exzellent aufgebaut, vom Anfang bis zum Ende spannend. Da Brassoni nicht alleine den Fall bearbeitet, sondern im Team, entwickelt sich die Handlung aus abwechselnden Perspektiven, unter anderem erfährt man auch die Gedanken des mysteriösen Täters. Immer wieder ergeben sich auch brenzlige Situationen, prickelnde Spannungsmomente - auch wenn die Informationen über das Opfer und über den Neffen anfangs recht mager sind. Erst zahlreiche Befragungen im Umfeld des Neffen geben Aufschluss über dessen Leben, Probleme und die Beziehung zu seiner Tante, sowie auch deren Vergangenheit. Es tauchen weitere Verdächtige auf. So manche Theorie und Spur erweist sich als Irrtum. Gut zum Miträtseln. Obwohl ich irgendwann ahnte, wer der Täter ist, tat das der Spannung keinen Abbruch, denn die Motivation und die genauen Zusammenhänge durchschaute ich nicht – bis zur schlüssigen Auflösung.

Was mir an dieser Krimireihe auch so besonders gefällt, ist die positive Atmosphäre rund um das polizeiliche Ermittlerteam - Teamgeist und Harmonie. Es sind sympathische Menschen, die auch private Kontakte pflegen. Das Familienleben, das gut dosiert mit der Handlung verknüpft ist, ist auch den Männern wichtig. Hier herrscht ein modernes Männerbild vor – Männer, die sich Elternzeit nehmen und sich gleichermaßen um Kinder und Haushalt kümmern wie ihre Frauen. Generell sind die Personen der Handlung lebendig, empathisch und gut vorstellbar gezeichnet.

„Venezianisches Geheimnis“ hat mir spannende Lesestunden beschert, ein bisschen Sehnsucht nach Venedig geweckt und Vorfreude auf den nächsten Fall gemacht. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung (nicht nur für dieses Buch, sondern für die gesamte Reihe) und 5 Sterne.