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Lymon

Bewertungen

Insgesamt 44 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2025
Dius
Hertmans, Stefan

Dius


ausgezeichnet

“Dius“ heißt dieser Roman, in dem Anton, Hochschuldozent für bildende Kunst auf das Freundschaftsangebot des äußerst begabten Studenten Dius eingeht und sich immer mehr in dessen Bann ziehen lässt. Beide könnten nicht gegensätzlicher sein: der Theoretiker Anton, der mit sich selbst und seinen Beziehungen nicht im Reinen ist auf der einen Seite und der unkonventionelle, wie aus der Zeit gefallene, sensible und unermüdlich Schaffende und schöpferisch begabte Schüler auf der anderen Seite. Doch beide vereint die Begeisterung für die Kunst, philosophische Betrachtungen und Musik, vorzugsweise aus dem 16. Jahrhundert, die die Grundlage ihrer Freundschaft ist. Jedoch gibt es auch Herausforderungen, an denen beide zu zerbrechen drohen, unter anderem, da sich ihre Wege im Zusammenhang mit Liebesbeziehungen zu Frauen auch immer wieder gabeln. Zudem gibt es tief sitzende Verletzungen, über die sie lange nicht miteinander reden können.

Bewertung vom 21.10.2025
Robin the Hood - Wie klaut man eine Stadt?
Bertram, Rüdiger

Robin the Hood - Wie klaut man eine Stadt?


gut

„Robin the Hood - Wie klaut man eine Stadt?“ heißt dieses Jugendbuch, in dessen Zentrum ein Junge aus einer Klaudynastie steht, der von seinen Eltern vernachlässigt wird. Während diese auf ihrer Jacht ihre Millionen verprassen, wird Robin von Loretta in der Familienburg betreut. Hin und wieder besuchen sie gemeinsam die inhaftierte Großmutter. Robin und die Großmutter verbindet die ehrenwerte Motivation des Klauens: Was sie den Reichen wegnehmen, geben sie den Armen. Dieses Motto wird sogar immer wieder mit dem lateinischen Satz „Primum furare, deinde dare“ zitiert. Das Abenteuer, in das Robin verstrickt wird, ist ziemlich spektakulär. Zusammen mit Mary, einer ebenso talentierten Klau-Spezialistin gelingt Robin eine Weltrettungsaktion, bei der sie zudem eine gefährliche Verbrecherin besiegen.
Insgesamt fehlt mir bei der Lektüre der Realitätsbezug.

Bewertung vom 17.10.2025
Wintern
Leibowitz, Kari

Wintern


gut

Wintern“ heißt der Titel dieses Sachbuches, das sich zum Ziel setzt, den Leser auf die positiven Seiten der kalten Jahreszeit aufmerksam zu machen und ihnen zu vermitteln, dass viel Potenzial in dieser steckt. Wenn wir den Winter als Zeit der Ruhe, Regeneration, sozialen Zusammenkünfte und Gemütlichkeit begreifen, können wir ihn nicht nur eher akzeptieren, sondern ihn auch viel eher willkommen heißen und sogar Vorfreude auf ihn entwickeln.
Viele der im Buch genannten Aspekte sind sehr inspirierend und auch nachzuvollziehen. Bisweilen hätten einige Passagen komprimiert werden können, da es zu vielen Wiederholungen kommt. Aber der Zusammenhang des Versuchens, Erlebens und der daraus möglichen veränderten Wahrnehmung und Verhaltensänderung ist erstrebenswert. Ich werde es im bevorstehenden Winter ausprobieren!

Bewertung vom 11.10.2025
Aufgeben können die anderen / Sternstunden der Frauen Bd.1
Johannson, Lena

Aufgeben können die anderen / Sternstunden der Frauen Bd.1


gut

„Aufgeben können die anderen“ heißt dieser historische Roman, in dem die Vorkämpferin für die Beteiligung von Frauen bei den Olympischen Spielen der Neuzeit - Alice Milliard - im Zentrum steht. Das Buch lässt sich gut lesen, da die Mischung aus historisch belegten Stationen dieses ambitionierten Kampfes um die Wahrnehmung und Wertschätzung der sportlichen Leistungsfähigkeit von Frauen und frei erfundenen persönlichen Kämpfen dieser bemerkenswerten Frau sehr ausgewogen ist. Für meine Verhältnisse ist das emotionale Schwanken zwischen Zulassen und Ablehnen der möglichen Beziehung zu ihrem Mitstreiter Jean-Luc ein wenig übertrieben dargestellt. Es wird zwar genutzt, um die Spannung zu halten, verliert aber aufgrund des immer wieder gleichen Schemas an Überzeugungskraft. Sehr gelungen und aufschlussreich ist dagegen die Darstellung der lange ablehnenden, skeptischen und bisweilen sehr hämischen Haltung der Gesellschaft gegenüber sportbegeisterten Frauen, die sich immer wieder aus heutiger Sicht lächerlichen Argumenten gegen den Frauensport ausgesetzt fanden.

Bewertung vom 25.09.2025
Alle weg
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

„Alle weg“ heißt dieses leise daherkommende Büchlein über die Monate an der Adria, wenn die Touristen endlich abgezogen sind. Die Einheimischen in Pinos Bar sind nun unter sich und genießen die familiäre Atmosphäre mit allerhand Anekdoten und alltäglichen Gesprächen über kleine und größere Dramen rund um Sport, Politik, Umweltthemen, Wetterphänomenen und und und. Klatsch und Tratsch, der einen aber oft auch nicht wirklich vom Hocker reißen kann und Vergleiche über typisch deutsche versus italienische Bräuche, die mir manchmal zu klischeehaft erscheinen und die nicht immer nachzuvollziehen sind.
Etwas weniger blaue Seiten und raumfüllende Zitate, dafür mehr Handlung hätte dem Buch gutgetan. Aber vielleicht muss man auch die Gegend um Grado besser kennen und lieben, um von diesem Buch mehr mitgerissen zu werden.

Bewertung vom 21.09.2025
Eine Insel im Meer
Thor, Annika

Eine Insel im Meer


sehr gut

„Eine Insel im Meer“ heißt dieses Jugendbuch, in dem Steffi und Nelli, zwei jüdische Mädchen aus Wien, 1939 nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich zu ihrer eigenen Sicherheit nach Schweden geschickt werden. Anders als gedacht, kommen sie nicht in einer Familie unter, sondern werden unterschiedlichen Pflegeeltern zugewiesen. Die zwölfjährige Steffi hat viel größere Schwierigkeiten, in der Fremde Fuß zu fassen als ihre jüngere Schwester, die sofort Freundinnen findet. Doch auch Steffi findet sich schließlich immer besser zurecht. Das Ende bleibt leider offen, man erfährt nicht, ob den Eltern schließlich auch noch die Ausreise nach Schweden gelingt oder nicht. Das Buch ist ein gelungenes Beispiel, wie man junge Leser mit dem düsteren Kapitel des Nationalsozialismus vertraut machen kann, ohne sie zu überfordern.

Bewertung vom 16.09.2025
Inside
Becker, Boris

Inside


sehr gut

„Inside“ heißt das autobiografische Buch Boris Beckers, das dieser über seine knapp acht Monate in britischen Gefängnissen geschrieben hat. Man bekommt eine ungefähre Vorstellung davon, wie es sich anfühlen muss, wenn man in diesen Ausnahmezustand gerät - nämlich für so lange Zeit im Gefängnis sitzen zu müssen und nicht zu wissen, wie man damit klarkommen wird und wie schwer es einem die anderen Gefängnisinsassen machen können.
Boris Becker hat viel Zeit über die Vergangenheit als gefeierter Tennisspieler, seine allmähliche Gewöhnung an den Ruhm und das Luxusleben, aber auch seine Fehler nachzudenken, die ihn schließlich in diese Misere geführt haben. Die Verzweiflung, tiefe Verunsicherung, aber auch Hoffnungs- und Glücksmomente hinter den Gefängnismauern werden eindrücklich vermittelt. Das Buch hinterlässt einen starken Eindruck, der auch etwas von der positiven Verwandlungsmöglichkeit dieser Erfahrungen im Gefängnis vermittelt.

Bewertung vom 07.09.2025
Dread Wood. Tödliches Nachsitzen
Killick, Jennifer

Dread Wood. Tödliches Nachsitzen


sehr gut

„Dread Wood - Tödliches Nachsitzen“ heißt dieser sehr spannende Jugendroman, in dem vier Jugendliche an einem Samstag sich zum Nachsitzen auf dem Schulgelände zusammenfinden müssen. Schnell wird klar, dass etwas Unheimliches vor sich geht. Die Schüler, die anfangs wenig miteinander anfangen können und sich lieber aus dem Weg gehen würden, merken schnell, dass sie dieses Abenteuer nur gemeinsam bestehen können. Nach und nach wächst das Verständnis füreinander und die Jugendlichen wachsen über sich hinaus und kooperieren immer effektiver.
Eine spektakuläres Rennen ums Überleben, ein phantastisches Abenteuer, in dem verblendeten Wissenschaftlern das Szepter aus der Hand genommen werden muss und eine Geschichte darüber, dass Fehler und Schwächen akzeptiert werden können, aber für eigenes Versagen auch Verantwortung übernommen werden muss.

Bewertung vom 25.08.2025
Lázár
Biedermann, Nelio

Lázár


ausgezeichnet

„Lazar“ heißt dieser bewegende Familienroman, der in einem sprachgewaltigen Panorama mehrere Generationen der adligen Familienchronik des jungen Autors beleuchtet. Die dem Untergang geweihte Welt des allmählich überlebten ungarischen Adelsgeschlechts mit all ihren Höhen und Tiefen, der Last der traumatischen Schicksale, die sich in mehreren Generationen in ähnlichen Konstellationen zu wiederholen scheinen, aber auch der unbändige Wille, seinen eigenen Weg zum Glück zu finden, werden hier meisterlich in Szene gesetzt. Die Figurenzeichnung bewegt sich zwischen Melancholie, Wahnsinn, verstörenden Gefühlen und bizarren Traumwelten. Es werden sympathische, oft leidende, Figuren, die sich aber nicht unterkriegen lassen wollen, geschildert, denen man wünscht, dass sie es schaffen, durch die Wirren des 20. Jahrhunderts ein Leben in Freiheit zu finden.

Bewertung vom 21.08.2025
1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.
Goldewijk, Yorick

1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.


weniger gut

„1000 und ich“ heißt dieses dystopische Jugendbuch, das mich nicht begeistern konnte. Irgendwie wirkt die Handlung sehr blutleer, was natürlich auch am Plot der dystopischen Welt liegt. 8 fühlt anders als alle weiteren Nummern um sie herum. 8 spürt, dass sie Individualität hat. Dann trifft sie auf 1000. Es bleibt unklar, ob dies alles nur Einbildung ist. Die Stimme Evi, die alle Wesen in Surdus stets unter Kontrolle zu halten sich bemüht und auch die Seher und ihr Verhalten bleiben recht abstrakt. Zwischendurch kann man der Handlung schwer folgen, und das Ende bleibt auch etwas unmotiviert und unverständlich. Ich vermute, dass sich Jugendliche mit der Lektüre auch eher schwer tun werden, da eine Identifikation mit den wenigen Protagonisten kaum möglich ist. Ich hätte mir eindeutig mehr von diesem Buch versprochen.
Ishiguros Jugendroman „Klara und die Sonne“ hat eine vergleichbare Thematik, ist aber dennoch viel „beseelter“ als dieser Roman.