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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Moma
Wohnort: 
Forchheim

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2025
Die Schrecken der anderen
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen


ausgezeichnet

Ein Cover, das nicht unbedingt neugierig auf den Inhalt macht - fast schon hausbacken, angestaubt und altertümlich wirkt es. Doch näher betrachtet erweckt der Titel die Neugier. Aufgrund der Leseprobe wurde ich dann von einem besonderen Inhalt überzeugt.
Ein Dorf im Nirgendwo, irgendwo. Die Einwohner irgendwer und doch eine nicht nur eine zusammengewürfelte Gemeinschaft - oder doch? Besondere Charaktere - wunderbar beschrieben, die sich Kapitel für Kapitel mehr ineinander verstricken. Die einzelnen Fäden führen bis zur letzten Seite zusammen und ergeben ein Knüpfwerk. Es ist der flüssige Schreibstil der mich - einmal den Roman angefangen - nicht mehr aufhören lässt zu lesen. Ich will wissen wer mit wem und weshalb welche Verbindungen eingeht und hat. Ein weiter Bogen spannt sich und lässt die Geschichte lebendig und nachvollziehbar wirken.
Fazit: Unbedingt lesenswert, da flüssig, teils poetisch, teils faktengenau ge- und beschrieben. Es ist die großartig ausgefeilte Schreibkunst, die begeistert. Gerne von mir eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 26.05.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


sehr gut

Verschickungskinder und ihr Leid. Ein Thema, dem man sich scheinbar nur ungern annimmt. Anders die Autorin Barbara Leciejewski. Sie beschreibt in ihrem 350seitigen Roman das teilweise unsagbare Leid und den Kummer dieser zahlreichen Kinder, die zwischen den Fünfziger- bis Ende der Achtzigerjahre quer durch Deutschland auf "Kur" verschickt wurden. Die erfundene Geschichte vom fiktiven Haus Morgentau, dem Peronal sowie den teils bös- und abartigen Erzieherinen lässt mich nicht kalt. Was hat man diesen Kindern nur angetan, warum hat es so lange gedauert bis die Welt drum herum darauf aufmerksam wurde. Warum haben die betroffenen Eltern nicht darauf reagiert? Fragen über Fragen. Die Autorin bettet die Geschichte im Wechsel in die Vergangenheit und die Gegenwart ein. Eine betroffenenTochter (Susanne) erzählt ihre Leidensgeschichte und ihre Erfahrungen aus dem Kinderheim ihrer im Sterben liegenden Mutter sowie ihren Geschwistern und ihrer Tochter. Es hätte alles so schon sein können, wenn nicht ...
Fazit: Lesenswert, teils erschütternd und aufwühlend geschrieben - darüber täuscht auch der leichte und flüssige Schreibstil nicht hinweg.

Bewertung vom 21.05.2025
Eine Welt nur für uns
Deya, Claire

Eine Welt nur für uns


sehr gut

Ein zauberhaft schönes malerisches Cover täuscht über den wahren Inhalt gewaltig hinweg. Der Inhalt des Romans handelt von einer Zeit zwischen Aufbruch und gewaltiger Zerstörung - von Südfrankreich - von der traumhaften Côte d'Azur - in der Zeit um 1945. Kurz zum Inhalt: Vincent, ein deutscher Kriegsgefangener kehrt nach Frankreich zurück, um seine große Liebe Ariane wiederzufinden. Um etwas über die verschollene Ariane herauszufinden und um sie aufzuspüren, schließt er sich den dortigen Minenräumern an, die die tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges an den traumhaften Stränden beseitigen. Es ist eine grausame Zeit, die hier beschrieben wird. In einem flüssigen Schreibstil erzählt die Autorin eine auf wahrem Hintergrund basierende Zeitgeschichte. Dies geht auch aus dem Nachwort hervor und regt zum Nachdenken an. Vielleicht sind die beschriebenen Minenräumungen manchmal etwas zu lang geraten. Sie beschreiben aber sehr gut die allgegenwärtige gefährliche Zeit und den Versuch einen Neuanfang zu wagen.
Fazit: Ein Roman, der Schuld, Liebe, Vergebung und Neuanfang gut vermittelt und sich von den üblichen Nachkriegszeitromanen abhebt.

Bewertung vom 27.04.2025
Das Haus der Türen
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


ausgezeichnet

Ein 350 Seiten starker Roman, der teils fiktive und teils historische Figuren beschreibt. Von W. Somerset Maugham, dem Schriftsteller bis hin zu Sun Yat Sen, dem Revolutionär und ehemaligen Präsidenten der Republik China, spannt sich hier ein weiter ereignisreicher Bogen. Dieser Roman entführt zwar ins alte Malaysia sowie nach Südafrika, trotzdem ist er aktueller denn je. Egal, ob hier von der Gleichberechtigung der Frau, dem politischen Freiheitskampf oder von Homosexualität die Rede ist. Der Autor (selbst in Malysia geboren und wechselnd in Malaysia und Südafrika lebend) versteht es mich mit seinen bildhaften, oft detailgenauen, teils poetischen, facettenreichen flüssigen Schreibstil tief an den Geschehnissen teilhaben zu lassen. Ab und zu erinnert mich die Protagonistin Lesley (die in Ich-Form erzählt) an Karen Blixen. Auch sie, findet Trost durch ihren Geliebten, da ihr 20 Jahre älterer Ehemann Robert sich immer mehr von ihr abwendet.
Realität und Fiktion ziehen sich durch den Roman, bis sich der Kreis schließt.
Fazit: Ein großartiger und schreibgewaltiger Roman mit Leseempfehlung von mir. Großen Dank auch an Michaela Grabinger für ihre starke und ausdrucksvolle Übersetzung.

Bewertung vom 13.04.2025
Der Junge aus dem Meer
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


sehr gut

Es ist ein leiser und eher unaufgeregter Roman, der mich mit seinen über 400 Seiten gefangen nimmt. Der Schreibstil ist flüssig, die ausgefeilten Sätze, Zusammenhänge und Situationen scheinen so, als wären sie nicht erfunden und hätten genau so stattgefunden. Der wenige darin vorkommende Humor erscheint trocken, trotzdem fehlt es nicht an Wortwitz bzw. Situationskomik. Besonders hervorheben möchte ich den Erzählstil, denn hier ist der Erzähler nicht ein Teil der eigentlichen Handlung, er kennt aber alle Charaktere bestens und weiß wirklich alles. Manchmal hat man das Gefühl einen Film anzusehen.
Kurz zum Inhalt: Es werden die Sorgen und Nöte von einem rauhen Menschenschlag angesprochen, das Zusammen- bzw. Auseinander sein. Jeder in diesem kleinen Dorf im Westen Irlands versucht seinen Platz zu finden und gekrönt wird das Dorfleben von einem Findelkind aus dem Meer. Die Hoffnung der Dorfgemeinschaft auf ein gutes Leben steigt ...
Ein Satz hat es mir besonders angetan: "Der Wind vom Atlantik hatte uns so lange die Worte von den Lippen gerissen, bis wir lernten ohne sie auszukommen". Ich hoffe irgendwann noch mehr von Garrett Carr zu lesen.
Fazit: Ein absolut gelungener Debütroman, der unbedingt lesenswert ist und von mir eine Leseempfehlung und 4,4 Sterne bekommt.

Bewertung vom 12.04.2025
Pearly Everlasting
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


sehr gut

Dieses kleine handliche Buch mit seinen über 360 Seiten mutet fast schon ein wenig altmodisch an. Doch schon ab der ersten Seite nimmt mich diese märchenhafte Erzählung in ihren Bann. Gleich hervorheben möchte ich die sehr gut gewählte Ich-Form und obwohl der Fortgang und die Entwicklung der Geschichte eigentlich vorhersehbar ist - der Reiz zum Weiterlesen bleibt. Der Schreibstil ist flüssig und Mensch sowie Tier werden facettenreich beschrieben ohne die Tierwelt zu sehr zu vermenschlichen. Natürlich ist die ganze Erzählung fiktiv, doch soll es tief in den Wäldern von Maine diese Frau, die ihre neugeborene Tochter zusammen mit einem verwaisten Bärenjungen stillte wirklich gegeben haben (lt. Autorin). So finde ich die oft bildhafte Beschreibung der Landschaft, der Menschen und den Örtlichkeiten im Holzfällercamp eine gelungene Mischung. Die oft idyllischen Beschreibungen täuschen - das Leben ist brutal...
Fazit: Unbedingt lesenswert - ob als Abenteuerroman oder als ausgearbeitete Küchengeschichte.

Bewertung vom 09.03.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


gut

In 250 Seiten beschreibt die Autorin Paola Lopez im flüssigen Schreibstil die extrem komplizierte Liebe und das dazugehörige Leben zwischen Müttern und Töchtern. Lt. Klappentext sollte dieser Roman verkrustete Glaubenssätze aufkratzen, sollte feinfühlig und zugleich erschütternd sein. Ich weiss bis zum Ende nicht, warum ich an die Protagonisten nicht herankomme. Ich möchte die Mütter und die Tochter der drei Generationen so gerne verstehen. Leider sind sie mir alle zu blass beschrieben. Starke Frauen sollten es sein. Was stimmte, denn alle drei haben und hatten einen guten wissenschaftlichen Beruf und sind mehr oder weniger erfolgreich. Störend empfand ich, das scheinbar Alkoholkonsum und Kettenrauchen zu starken Frauen gehört. Oft werden fremde Personen besser und eingehender beschrieben als die wichtigen Protagonisten. Die Zeitsprünge fand ich nicht störend, denn so konnte ich die Figuren jeweils gut einordnen.
Fazit: Von mir gibt es keine spezielle Leseempfehlung für diesen eigentlich wichtig klingenden Roman. Trotzdem 2,8 Sterne von mir für die gutgemeinte Idee dazu.

Bewertung vom 03.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Was für ein grandioser Roman. 380 Seiten, die mich in das Venedig des 18. Jahrhunderts entführen und so intensiv und so eingehend ge- und beschrieben sind, wie man es selten in Romanen findet.
Zum Inhalt: Anna Maria wächst in der Pieta, einem Waisenhaus in Venedig auf. Die dort abgegebenen ungewollten Mädchen werden streng und diszipliniert aufgezogen, gefördert oder zwangsverheiratet. Anna Marias große Liebe gehört der Musik und ihr Ziel ist später das Komponieren. Sie will Großes schaffen und im Rampenlicht stehen. Hohe Ziele für eine Frau der damaligen Zeit. Vivaldi sieht das Potential der jungen Anna Maria und unterstützt sie. Er lernt ihr das perfekte Violinenspiel und sie schafft es später, für ihn großartige Kompositionen zu schreiben, die er allerdings als seine eigenen ausgibt.
Wie ein Gemälde öffnet sich Seite für Seite dieses Romans der gefüllt ist mit Farben, Musik, Tönen, traurigen Erinnerungen, Macht, Willenstärke und sehr viel Ehrgeiz.
Spätestens nach dem Lesen dieses gut recherchierten Romans wird sich jeder für klassische Musik interessieren und begeistern. Der wunderbare, oft detailgenaue und teils poetische Schreibstil trägt dazu bei, eine zauberhafte Stimmung in den Roman zu bringen.
Von mir eine absolute Leseempfehlung für diesen Debütroman und 5 Sterne.

Bewertung vom 19.02.2025
Unter Grund
Liepold, Annegret

Unter Grund


sehr gut

254 Seiten, die erschreckender und ehrlicher nicht sein könnten. Dazu ein aufschlußreiches Glossar und Verweise am Ende, die vielleicht zu Beginn des Romans einen besseren Platz gefunden hätten. Die Autorin Annegret Liepold schreibt in einem flüssigen und eingehenden Schreibstil beängstigend aktuell, obwohl die Geschichte in den Nullerjahren angesiedelt ist. Außerdem kennt sie sich, wie man ihren Ausführungen entnehmen kann, in ihrer fränkischen Heimat gut aus. Sie bringt diese Geschichte, samt ihren guten und teils intensiv beschriebenen Charakteren gut rüber. Vermittelt für mich einen großen Wahrheitsgehalt und lässt mich während des Lesens oft innehalten um darüber nachzudenken. Zum Inhalt: Franka, deren Vater früh verstorben und die auf Mutter und eine etwas seltsam anmutende Großmutter angewiesen ist, gerät in die rechte Szene. Zwischen vielen Zeitsprüngen erfahre ich immer mehr aus Frankas Lebenslauf, ihrem als Kind geliebten Landleben und der Vergangenheit. Franka will zur Dorfjugend gehören. Ihr einziger Freund Leon hält lange zu ihr, doch teilen beide andere Ansichten und das erweist sich als schwierig ...
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil hochaktuell.

Bewertung vom 13.02.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


sehr gut

Dieser Roman besticht durch eine gute Recherche und facettenreiche Figuren, die allesamt bis zur kleinsten Nebenfigur gut ausgearbeitet und beschrieben sind. Hier spielt das große Meisterwerk, der Panamakanal, nur eine untergeordnete Rolle. Der flüssige Schreibstil trägt wesentlich zu diesem gelungenen Epos bei, der von Sorgen und Nöten, von unerfüllten Lieben, Freundschaft und Feindschaft, Ehrlichkeit und Verlogenheit, Vertreibung vom eigenen Land, vom Suchen und Finden, von Krankheiten und ihren Auswirkungen und vor allem von den starken sozialen Unterschieden (Schwarz und Weiß - Gold und Silber) erzählt. Gefallen haben mir die Einschübe, was aus und mit einigen der beschriebenen Protagonisten in späteren Jahren wurde/passierte. Am Ende des Romans schließt sich der Kreis der Personen. Mal positiv, mal negativ, aber immer nachvollziehbar.
Eine beigefügte Karte verschafft einen ersten Überblick auf das Gebiet rund um das Baugebiet des Panamakanals.
Fazit: Lesenswert, weil: "Der große Riss" den Focus auf Menschen und weniger die geniale Ingenieurkunst und technische Leistung rund um den Kanal beschreibt.