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F. Faber

Bewertungen

Bewertung vom 14.08.2014
Zuzana
Heinemann, Rudolf

Zuzana


ausgezeichnet

Hinter dem etwas protzigen Untertitel „Triumph und Tragik einer großen Pianistin“ mag mancher zunächst eine reißerisch-oberflächige Dreigroschenstory vermuten. Doch weit gefehlt. Die Handlung ist bedeutungsvoll und inhaltsreich. Sie beginnt zwar eher sachlich-trocken, gewinnt dann aber schnell an Fahrt und Spannung. Und nach 30 Seiten will man das Buch nicht mehr weglegen, obwohl von Anfang an klar ist, wie die Geschichte schließlich endet. Vier Dinge tragen zur Leselust bei: die Einbettung der Handlung in ein politisches Zeitgeschehen, das den meisten Lesern noch lebhaft in Erinnerung ist (ca. 1989-2001); dann das vom Autor, einem Kenner der Szene, facettenreich gezeichnete Leben und Treiben hinter den Kulissen des klassischen Musikbetriebs; drittens der äußerst klare, flüssige, aber keineswegs anspruchslose Sprachstil und nicht zuletzt der lebhafte Ortswechsel zwischen Köln und Wien, Paris und Berlin, New York und Petersburg, Lissabon und Tokio, mit zum Teil einfühlsamer Beschreibung verschiedener Konzertsäle und anderer Stätten der Kunst und Kultur. Es gibt jedoch keine überflüssigen Nebengeschichten, trotz zahlloser, teils tiefgreifender Anmerkungen zu den politischen Ereignissen, zu den Besonderheiten bestimmter Musikstücke, zu Fragen der musikalischen Begabung, aber auch zu den prägenden Ereignissen in Zuzanas Kindheit und zu speziellen Charakterzügen ihrer Eltern. Alles ist auf den Kern der Handlung, eben den Aufstieg und den Zusammenbruch der Titelheldin zugeschnitten. Neben der Begegnung mit dem Casanova Attyla wurde ihr vor allem zum Verhängnis, dass sie sich die meisten Jahre ihres Lebens völlig einseitig ihrer ruhmreichen Karriere als Pianistin sowie den großen Klavierwerken beispielsweise von Beethoven, Brahms, Tschaikowsky und Rachmaninoff verschrieben hatte.