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Verena

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 22.07.2025
Urlaub vom Patriarchat
Oertel, Friederike

Urlaub vom Patriarchat


sehr gut

Matriarchat ist eine Gesellschaft, in der Frauen das Sagen haben

"Urlaub vom Patriarchat" ist ein interessanter Reisebricht über Emanzipation und die Gleichstellung der Geschlechter. Friederike Oertel reist in den mexikanischen Ort Juchitán, in dem eines der wenigen übrig gebliebenen Matriarchate gelebt wird. Wie die Autorin das Leben in der Stadt Juchitán beschreibt, ist so gegensätzlich zu unserer Wirklichkeit. Die Frauen haben das Sagen, sie verdienen das Geld und sind von keinem Mann abhängig. Sie haben die meisten hohen Positionen in der Stadt inne, treffen Entscheidungen. Wenn die Matriarchin stirbt, erben die Töchter. Dieser Gegenentwurf zum Patriarchat zeigt deutlich, wie ungerecht beide Gesellschaftsformen sind, und dass nur Gleichberechtigung zur Zufriedenheit aller führen kann. Der Schreibstil wechselt zwischen lockerem Bericht und fachlicher Lektüre. Ich persönlich finde es toll, dass viele Informationen und Hintergrundwissen aus Fachliteratur eingearbeitet sind, inkl. Quellenverzeichnis und weiterführender Literatur im Anhang. Allerdings ist das Buch an einigen Stellen etwas zu wissenschaftlich/schwer verständlich, oft mehr Sachbuch als Reisebericht, was vermutlich dem großen Wissen der Autorin geschuldet ist.

Insgesamt ein lesenswertes Buch! Es regt zum Nachdenken an, über Geschlechterrollen, Gleichberechtigung und Identität. Ich kann es allen empfehlen, die etwas über Feminismus und Geschlechterrollen lernen möchten.

Bewertung vom 14.07.2025
Der Schlaf der Anderen (MP3-Download)
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Tiefe Verbindung zweier Frauen

„Der Schlaf der Anderen“ von Tamar Noort ist ein Buch über zwei Frauen, die sich in einem Schlaflabor treffen und schnell eine freundschaftliche Verbindung zueinander spüren. Die Prämisse eines Kennenlernens im Schlaflabor finde ich richtig interessant. Beide Protagonistinnen schlafen schlecht, sind ständig müde, körperlich und seelisch erschöpft, nehmen Schlaftabletten. Beide haben daraus resultierende Schwierigkeiten in der Bewältigung ihres Alltags und auch ihr Sozialleben leidet schwer. Das Buch zeigt, was Schlafentzug mit Menschen macht. Über das Thema Freundschaft (insbesondere unter Freundinnen) freue ich mich sowieso immer sehr beim Lesen. Bei der Begegnung der beiden Protagonistinnen stimmt die Chemie sofort. Sie haben eine unsichtbare Verbindung, obwohl die beiden nichts übereinander wissen. Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat, war die Grenzüberschreitung von Janis direkt zu Beginn des Buches, bei der sie eine Nachricht mit Sinas Handy schreibt. Mir wäre eine etwas weniger grenzverletzende Situation als Konfliktauslöser lieber gewesen.

Der Schreibstil hat mir ebenfalls gut gefallen. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Janis bzw. Sina. Die Charaktere sind sehr authentisch dargestellt mit allen ihren Fehlern. Wir erhalten tiefe Einblicke in ihr Leben. So wird der gesellschaftskritische Aspekt des Romans deutlich, denn beide Protagonistinnen sind in gewisser Weise auf sich allein gestellt. Trotz großer Einschränkungen durch ihre Schlafprobleme nimmt ihr Umfeld wenig Rücksicht, bietet keine Unterstützung. Sie müssen funktionieren in ihrer Arbeit für ihre Partner, für ihre Familie, die täglichen Aufgaben und Erwartungen müssen erfüllt werden.

Obwohl in dem Buch nicht sonderlich viel passiert, hat es Tiefe und hat mich berührt. Ich kann „Der Schlaf der Anderen“ allen empfehlen, die gern charakterorientierte Bücher über Freundschaft lesen und nicht vor ein wenig Gesellschaftskritik zurückschrecken. Ich habe das Hörbuch gehört und finde es ebenfalls sehr gelungen!

Bewertung vom 03.07.2025
Stars
Kullmann, Katja

Stars


gut

Kosmische Ordnung oder alles Zufall?

In ihrem Roman "Stars" erzählt Katja Kullmann die Geschichte der Philosophin Carla, die ihren eintönigen Bürojob aufgibt, um als Astrologin durchzustarten, als sie eine Schachtel mit 10.000 Dollar vor ihrer Wohnungstüre findet. Die Protagonistin zieht ein ganzes Geschäftsmodell auf und lässt sich für astrologische Deutungen bezahlen, glaubt selbst aber nicht daran - für mich thematisch ein origineller Ansatz. Die Protagonistin ist mir sympathisch. Sie nutzt ihre Plattform als Astrologin nicht um Menschen bewusst zu täuschen und schlechten Rat zu geben. Stattdessen wachsen ihr zu Beginn die Kund*innen ans Herz, sie gibt sich scheinbar Mühe, denkt oft tagelang über die zugesandten Fragen nach. Später, als ihr Geschäftsmodell aufgeht, distanziert sie sich jedoch immer weiter von ihren Kund*innen. Was ich dabei besonders spannend fand, sind die Überlegungen und Methoden, die die Protagonistin anwendet, um Bekanntheit und Aufträge zu gewinnen. Ohne zu viel zu verraten, gefällt mir das Ende der Geschichte ebenfalls richtig gut. Auch der Schreibstil gefällt mir meist richtig gut, da er locker und humorvoll ist.

Trotzdem war für mich das Verhalten der Portagonistin an einigen Stellen nicht nachvollziehbar, z.B. direkt am Anfang, als ihr Fenstern nachts mit einem Stein eingeschlagen wurde. Auch der Schreibstil hat mich nicht vollends begeistert. An einigen Stellen im Buch waren mir Beschreibungen zu lang und ausschweifend, die Erklärungen für Entscheidungen von Carla zu ausführlich, besonders der Entschluss ihren Bürojob aufzugeben lässt lange auf sich warten.

Insgesamt ist "Stars" ein gelungener und origineller Debütroman mit einem gesellschafskritischen Blick auf die Sehnsucht nach Orientierung und Entscheidungshilfen. Ich kann ihn allen empfehlen, die Horoskopen nur bedingt Bedeutung zuschreiben bzw. Personen, die gern charakterzentrierte humorvolle Romane lesen.

Bewertung vom 05.05.2025
The Fake Mate - Die Liebe ist eine Bestie für sich
Ferguson, Lana

The Fake Mate - Die Liebe ist eine Bestie für sich


weniger gut

Werwolf-Spice

Mit diesem Buch bin ich ein Subgenre (omegaverse) eingetaucht, dessen ich mir vorher nicht bewusst war. Leider muss ich sagen, dass es nicht mein Fall war. Positiv herausheben möchte ich die Tatsache, dass der männliche Hauptcharakter mehr von der Protagonistin abhängig war als anders herum. Außerdem waren mir die beiden Protagonist*innen trotz meiner vielen Kritikpunkte einigermaßen sympathisch. Insgesamt enthielt das Buch für meinen persönlichen Geschmack aber zu viel "smut". Was als dirty talk gemeint ist, hat für mich auch nicht funktioniert: "Alpha! Omega! Mine, mine!" Darunter hat schlussendlich auch der Plot gelitten, da außer spicy Szenen nicht viel passiert. Das Buch hätte darum deutlich kürzer sein dürfen. Nicht gefallen hat mir zudem, ich von den Charakteren wegen ihres Alters mehr bzw, bessere Kommunikation erwartet hätte.
Für Leser*innen, die Romantasy mögen und es nie genug spice sein kann, kann ich das Buch trotzdem empfehlen.

Bewertung vom 05.05.2025
Unsere Suche nach Zärtlichkeit
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


sehr gut

Die Zerbrechlichkeit von Liebe

Der Roman war für mich etwas anders als erwartet, am Ende aber definitiv gelungen. Im Zentrum steht eine originelle und berührende Liebesgeschichte. Schon der Beginn der Leseprobe hat mich in den Bann gezogen. Das Thema Telefonseelsorge bietet großen Spielraum für Gefühle. Dabei wird die fehlende Distanz des Protagonisten zu seiner ehremamtlichen Tätigkeit schnell deutlich. Dies ist jedoch kaum verwunderlich, da er in der Vergangenheit eine Person am Telefon beim Suizid begleiten musste. Die seelischen und körperlichen Auswirkungen dieses Traumas werden emotional geschichildert. Allerdings ist dieses Thema nur zu Beginn im Fokus der Geschichte und nimmt bald nur eine hintergründige Rolle ein. Es geht vordergründig um zwei Menschen mittleren Alters, die es beide nicht leicht im Leben hatten. Die beiden sind vielschichtig und authetisch geschrieben. Ihre Beziehung wirkt sehr zerbrechlich und zwart. Der Schreibstil des Autors ist berührend und gefällt mir gut. Gelegentlich wurde mir der Stil etwas zu ausschweifend. Nach einer Weile konnte ich allerdings feststellen, dass mir durch den Schreibstil die Charaktere ans Herz gewachsen sind.

Ingesamt ist "Unsere Suche nach Zärtlichkeit" ein ruhiger und charakterorientierter Roman. Ich empfehle den Roman besonders Leser*innen im mittleren und hohen Erwachsenenalter, die sich gern auf die Gefühle der Charaktere in ihren Büchern einlassen.

Bewertung vom 22.04.2025
Radikale Freundlichkeit
Blum, Nora

Radikale Freundlichkeit


sehr gut

Bewusste Freundlichkeit

"Radikale Freundlichkeit" von Nora Blum ist ein inspirierendes Buch. Es regt dazu an, im Alltag, selbst in schwierigen Situationen, freundlicher unseren Mitmenschen und uns selbst gegenüber zu sein. Das Wort "radikal" aus dem Titel bezieht sich dabei allerdings nicht darauf, dass man ausnahmslos immer freundlich sein muss, sondern darauf, dass es eine bewusste Entscheidung ist in bestimmten Situationen freundlich zu handeln und zu reagieren. Im Buch werden verschiedene Aspekte behandelt, z.B. die Auswirkungen von Mitgefühl und Freundlichkeit auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und die Kraft von kleinen, freundlichen Gesten. Dadurch soll sich auch das eigene Wohlbefinden deutlich verbessern. Die Autorin zeigt mithilfe von praktischen Tipps und Übungen, wie man radikale Freundlichkeit im Alltag integrieren kann, in der Familie, im Freundeskreis und sogar im Berufsleben (was ich persönlich am interessantesten fand). Als Psychologin vermittelt die Autorin auch immer wieder wissenschaftliche Erkenntnisse, wobei ihr Schreibstil überhaupt nicht trocken wirkt. Fachbegriffe werden dabei aber immer erklärt, sodass auch Leser*innen ohne Vorkenntnisse das Buch problemlos verstehen. Insgesamt kann ich das Buch allen empfehlen, besonders Menschen, die sich im Alltag gestresst fühlen und dadurch in kleinen Situationen schnell genervt reagieren.

Bewertung vom 14.04.2025
Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen
Ogawa, Ito

Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen


sehr gut

eine sanfte, atmosphärische Erzählung

"Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" ist ein sanfter, ruhiger Roman, der uns die Welt einer öffentlichen Schreiberin in Japan zeigt. Während dem Lesen lernt man enorm viel über diese mir bisher unbekannte Tätigkeit und auch über die japanische Kultur im Allgemeinen. Dabei beschreibt die Autorin detailliert, welches Papier, welche Briefmarke, Stifte und Tinte usw. Hatoko sorgfältig für die unterschiedlichen Arten von Aufträgen auswählt. Toll ist, dass die Briefe, die sie verfasst, sowohl im japanischen Original, als auch in der Übersetzung abgedruckt sind. Die Protagonistin ist authentisch und vielschichtig geschrieben. Sie hatte eine schwierige Kindheit während sie bei ihrer Großmutter aufwuchs, darum zog sie für eine Weile ins Ausland. Von klein auf wurde sie streng in der Kunst der Kalligraphie unterrichtet, um sie auf den Beruf der Schreiberin vorzubereiten. Während sie liebevoll Schreibtätigkeiten für die Nachbarschaft durchführt, knüpft sie auf diese Weise Kontakte zu ihren Kund*innen, besonders in ihrer Nachbarschaft. Dabei wächst nicht nur Hatoko selbst, sondern sie fungiert auch als eine Art Medium, das die persönliche Entwicklung ihren Kund*innen fördert. Denn jede Person, mit der Hatoko interagiert, bringt ihre eigene Lebensgeschichte du Herausforderungen mit. So entsteht ein ruhiger, zarter Roman, der von den zwischenmenschlichen Beziehungen der Charaktere lebt.

Der Schreibstil ist ruhig und entspannend und passt hervorragend zu den Beschreibungen über Kalligraphie und den Wesenszügen der Protagonistin. Das Buch baut kaum Spannung auf. Stattdessen lebt es von den Gefühlen, Einsichten und Geständnissen der Charaktere. Ein kleines Manko ist, dass ich ohne tiefgehendes Verständnis über die japanische Kultur manchmal leider nicht ganz verstehen konnte, warum manche gewählten Worte in den Briefen eine so große Wirkung hatten. Zudem sind manche Erzählstränge durch abrupte Zeitsprünge etwas fragmentarisch.

Insgesamt ist das Buch eine sanfte, ruhige Erzählung über Freundschaft, inneren Frieden und die Kraft von Worten, das die Leser*innen nach einem stressigen Tag abends zur Ruhe kommen lassen kann. "Hatokos wunderbarer Schreibwarenladen" ermutigt dazu, die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen.

Bewertung vom 31.03.2025
Geht so
Serrano, Beatriz

Geht so


gut

Psychische Gesundheit im Arbeitsleben mit humorvollem Schreibstil

"Geht so" ist das originelle Debüt von Beatriz Serrano. Es geht um die Protagonistin Marisa. Sie ist lustlos und desillusioniert, sie sieht ihre Arbeit als sinnlosen Zeitvertreib, bei dem sie viel Geld verdient, ohne einen Mehrwert für die Gesellschaft zu generieren. Zudem ist sie genervt von ihren Kolleg*innen. Sie ist einsam und leidet unter einer Angststörung, weswegen es ihr jeden Morgen schwer fällt in die Arbeit zu gehen. Um ihr Leben erträglicher zu gestalten, betäubt sie sich mit Drogen und YouTube-Videos. Das Ganze ist dabei zeitweise unglaublich witzig geschrieben, dass ich beim Lesen mehrfach laut lachen musste. Zu gewissen Teilen können sich sicher viele Leser*innen im Text wiederfinden. Die Auseinandersetzung mit dem Thema psychische Gesundheit im Arbeitsleben ist authentisch und trifft den Zeitgeist. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir dabei besonders gut. Eigentlich ist die Geschichte bedrückend, aber gleichzeitig so locker und humorvoll geschrieben. Das Buch liest sich flüssig und man möchte wissen, wie es weitergeht. Das Cover gefällt mir und passt perfekt zum melancholischen Inhalt des Buchs.

Leider muss ich auch sagen, dass sich besonders die Mitte und zweite Hälfte des Buches immer wieder phasenweise gezogen hat. Die Geschichte scheint kaum voranzuschreiten. Dies drückt den Spaß beim Lesen leider etwas, den ich besonders am Anfang (und wieder im letzten Kapitel) hatte. Trotzdem hat die Autorin einen wirklich guten gesellschaftskritischen Roman geschrieben, den ich besonders Personen in den 20ern und 30ern empfehlen würde, die vielleicht selbst in einer ähnlichen Lebensphase sind, also in ihrem ersten Job angekommen, ohne genaue Vorstellungen davon, wohin ihr Leben sie führen soll.

Bewertung vom 12.03.2025
Das Herz kennt keine Demenz
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


ausgezeichnet

Ein einfühlsamer Bericht über ein Thema, das uns alle betreffen kann

Das Thema des Buches, Altenpflege und Demenz, nimmt Jahr für Jahr an Bedeutung zu. Unsere Gesellschaft altert und die Arbeit mit alten besonders mit demenzerkrankten Menschen wird als belastend wahrgenommen. Darum wird uns dieses Thema in der Zukunft immer mehr begleiten. Trotzdem bekommen Pfleger nicht die Anerkennung und Ressourcen, die sie verdienen und benötigen. Der Autor schafft es, die komplexen Themen rund um Demenz und die damit verbundenen Herausforderungen auf eine einfühlsame und verständliche Weise darzustellen. Hierzu verwendet er die fiktive Person der Frau Tippelkamp, um seine persönlichen Erfahrungen mit demenzerkrankten Menschen zu schildern.

"Das Herz kennt keine Demenz" macht mich betroffen und gleichzeitig freut es mich unheimlich, mit wie viel Freunde der Autor seinen Beruf ausübt. Der authentische nahbare Schreibstil gefällt mir sehr. Beim Lesen kann man einiges lernen, über die Thematik an sich und darüber, wie liebenswert Menschen im Alter sind, besonders, wenn sie Schwierigkeiten haben, sich zurecht zu finden. Im Umgang mit ihnen ist jeden Tag Kreativität und Feingefühl gefragt. Für den Autor lohnt sich dies aber, wenn er sieht, wie viel Lebensqualität seine Arbeit den Bewohner*innen zurückgeben kann. Besonders während der Coronapandemie wurden ihm und seinen Kolleg*innen die Arbeit sichtlich erschwert. Dies wurde sehr deutlich im Teil, der in der Ich-Perspektive aus der Sicht einer demenzerkranken Person geschrieben war. Der Autor konnte die Verwirrtheit und Angst sehr gut nachvollziehbar beschreiben. Auf diese Weise ist es einfacher die für uns oft unverständlichen Handlungen dementer Menschen zu verstehen und besser auf sie einzugehen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der sich mit dem Thema Demenz auseinandersetzen möchte, sei es aus persönlichem Interesse oder aus der Perspektive der Angehörigen. Jim Ayag hat mit diesem Werk einen wichtigen Beitrag geleistet, der sowohl aufklärt als auch mitreißt. Ein tolles Plädoyer dafür, alte Menschen und die Arbeit von Pfleger*innen wertzuschätzen!

Bewertung vom 04.03.2025
Das Lieben danach
Bracht, Helene

Das Lieben danach


ausgezeichnet

Erschütternd, aber so wichtig!

Helene Bracht gelingt mit "Das Lieben danach" ein eindrucksvolles Buch, das die Leser auf eine emotionale Reise mitnimmt. Es ist mutig und eindringlich, eine schmerzliche Erzählung einer Überlebenden von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und den Auswirkungen dieser Erfahrung. Die Geschichte dreht sich um die Themen Verlust, Hoffnung und die Suche nach einem neuen Lebenssinn.

Mit einem schonungslos ehrlichen Schreibstil und emotionaler Tiefe gelingt es der Autorin, das Trauma und die Auswirkungen auf ihr Leben berührend darzustellen. Dabei scheut sie auch nicht davor zurück selbst zu reflektieren und ihre eigenen Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. So schildert die Autorin, von einer Zeit voller Gefühlskälte und Lügen, und dass sie durch den erlebten Missbrauch irgendwann selbst in gewisser Weise zur Täterin wurde. Dabei ordnet sie ihre Handlungen immer wieder enorm lehrreich und wortgewannt in einen psychologischen Kontext ein und untermauert diesen mit Quellen und Erläuterungen durch Fußnoten, sodass besonders interessierte Leser*innen weitere Literatur zur Recherche erhalten.

Insgesamt ist "Das Lieben danach" ein reflektiertes und ehrliches Buch, das nicht nur gelesen, sondern auch gefühlt werden sollte. Damit gibt die Autorin so vielen Menschen eine Stimme. Für mich eine klare Leseempfehlung für alle, die es sich zutrauen. Für Personen mit unverarbeiteten Traumata könne die Schilderung des Missbrauchs jedoch zu anschaulich dargestellt sein. Dieser führt auch noch Jahrzehnte später zu negativen Denk- und Handlungsmustern bei den Opfern. Das Thema ist auf jeden Fall erschütternd, trotzdem ist es so wichtig darüber zu sprechen!
In den Worten der Autorin: "Es ist lohnend, denke ich, auf Spurensuche zu gehen, denn niemand stellt in Abrede, dass eine frühe Erfahrung mit sexueller, körperlicher oder emotionaler Gewalt Spuren und Prägungen hinterlässt."

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