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Bücherwurm

Bewertungen

Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2025
Falling for No. 89
Sommer, Alicia

Falling for No. 89


gut

Alicia Sommer gelingt es auch im zweiten Band ihrer Reihe, den Leser sofort in die Welt des American Footballs hineinzuziehen. Der Schreibstil ist angenehm leicht und locker, man kommt sehr flüssig durch die Kapitel und kann gut in die Geschichte eintauchen.

Besonders positiv hervorzuheben ist der Football-Aspekt: Die Spiele, Trainings und sportlichen Abläufe sind realistisch und detailreich beschrieben – sogar besser als im ersten Band. Man spürt beim Lesen förmlich die Dynamik und Intensität des Sports, fast so, als säße man selbst vor dem Fernseher bei einem echten Spiel. Die Fachbegriffe zu Spielzügen, Fouls und Positionen sind korrekt verwendet und zeigen, dass hier gründlich recherchiert wurde.

Inhaltlich greift Alicia Sommer wichtige Themen wie psychische und physische Gesundheit im Leistungssport auf, insbesondere CTE und den Umgang mit Druck, Ruhm und Verletzungen. Dabei wird der Football sowohl von seiner glanzvollen als auch seiner dunklen Seite gezeigt: Geld, Aufmerksamkeit und Privilegien stehen einem System gegenüber, das Spieler oft eher als Ware denn als Menschen behandelt. Diese kritische, aber authentische Sichtweise fand ich sehr gelungen – auch die Anspielungen auf reale Profisportler fügten sich stimmig ein.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Sheila und Kayce, einem Tight End der fiktiven L.A. Vipers. Sheila kommt als Medizinstudentin im Rahmen eines Förderprogramms zum medizinischen Team der Vipers. Grundsätzlich fand ich diesen medizinischen Blickwinkel spannend und frisch – allerdings störte mich Sheilas „Gabe“, durch Handauflegen Verletzungen zu erkennen. Das wirkte zu fantastisch und passte für mich nicht in das ansonsten realistische Setting.

Auch bei den Figuren blieb für mich einiges auf der Strecke. Kayces familiäres Trauma wurde ewig nicht aufgedeckt und wirkte dann wie ein nahezu belangloses Kommunikationsproblem auf mich. Mit der Liebesgeschichte konnte ich leider ebenfalls nicht warm werden. Sheila ist von Anfang an sehr devot und emotional abhängig, während Kayce sie teilweise herablassend behandelt. Zwar gibt es am Ende eine Entwicklung, doch die kommt für mich zu plötzlich und wirkte wenig überzeugend. Dass Sheila über all die Jahre heimlich in ihn verliebt war und natürlich noch Jungfrau ist, hat für mich zu sehr dem klassischen amerikanischen Romance-Klischee entsprochen. Auch Kayces spätere Erkenntnis, Sheila sei schon immer „die Eine“ gewesen, fand ich leider zu platt.

Insgesamt ist Falling for No. 89 ein gut geschriebenes Buch mit starker sportlicher Atmosphäre und ernsthaften Themen, das aber im emotionalen Bereich und bei den Figuren für mich nicht ganz überzeugt. Wer sportlastige Romance-Geschichten mit realistischem Football-Feeling mag, wird hier dennoch auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 28.10.2025
Immortal Consequences / Blackwood-Academy-Trials Bd.1
Marie, I. V.

Immortal Consequences / Blackwood-Academy-Trials Bd.1


sehr gut

Ich habe mich schon vorab wahnsinnig auf diesen Roman gefreut - und allein der Farbschnitt und der Umschlag sind ja mal ein Hingucker! Der Einstieg fiel mir zunächst etwas schwer – vor allem, weil die Handlung aus den Perspektiven von insgesamt sechs Figuren erzählt wird. Durch diesen häufigen Wechsel brauchte ich eine Weile, um mich zurechtzufinden und eine emotionale Bindung zu den Charakteren aufzubauen. Die Erzählweise in der dritten Person sorgte zusätzlich für eine gewisse Distanz – die Figuren wirken insgesamt eher unnahbar, auch wenn sie interessant und vielschichtig angelegt sind.

Trotzdem gelingt es der Autorin, eine spannende, geheimnisvolle Atmosphäre aufzubauen. Besonders wichtig empfand ich für das Verständnis die Infodump-Passagen, da sie mir halfen, das komplexe Gefüge der Blackwood Academy und der magischen Regeln besser zu verstehen.

Die Geschichte entfaltete sich langsam, aber stetig – zunächst undurchschaubar, dann immer packender. Das Setting der Trials erinnerte mich stellenweise an "Harry Potter und der Feuerkelch" mit seinem magischen Wettkampfcharakter, hatte aber gleichzeitig eine ganz eigene, düstere Note Richtung Tribute von Panem.

Der offene Ende ist fies – ich möchte am liebsten sofort weiterlesen und erfahren, wie es mit Wren, August, Irene, Masika, Emilio und Olivier weitergeht.

Fazit: Ein atmosphärischer, komplexer Auftakt mit vielen Perspektiven und einem interessanten Wettkampf-Setting. Der Einstieg erfordert Geduld, belohnt aber mit einer vielschichtigen Geschichte, die Lust auf die Fortsetzung macht.

Bewertung vom 19.10.2025
Die Spur der Vertrauten
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

„Was bleibt vom Ich, wenn nur noch das Wir zählt?“

Mit „Die Spur der Vertrauten“, dem neuesten Roman von Christelle Dabos, wagt die Autorin nach ihrer gefeierten Spiegelreisenden-Reihe einen radikal anderen Weg. Statt verspielter Magie und poetischer Bilder erwartet Leser*innen eine dystopische Gesellschaft, in der Individualität nicht existiert — und genau das merkt man dem ganzen Buch an.

In dieser Welt steht das „Wir“ über allem. Jeder Mensch ist darauf programmiert, dem Allgemeinwohl zu dienen. Individualität gilt hingegen als gefährlich.
Claire steht kurz vor ihrem Abschluss an der Schule der Vertrauten, während Goliath nur noch wenige Wochen bleiben, um sich als „Tugendhafter“ zu beweisen. Als plötzlich ein Schüler verschwindet — und niemand außer Claire das wahrzunehmen scheint — tun sich die beiden zusammen. Ihre Ermittlungen führen sie tief in ein Netz aus Lügen, Kontrolle und Geheimnissen, die größer sind, als sie je erwartet hätten.

Der Einstieg war für mich schwierig. Ich kam kaum in die Geschichte hinein, alles wirkte abgehackt, inhomogen und distanziert. Auch der Schreibstil trägt dazu bei, dass man sich den Figuren kaum vorstellen kann, insbesondere ihre Gesichter oder Persönlichkeitsmerkmale. Das ist zwar irritierend, passt aber gleichzeitig zum Konzept: In einer Welt ohne Individualität bleibt auch den Leser*innen der Zugang zu persönlichen Details verwehrt. Ein interessanter, aber auch anstrengender erzählerischer Kniff.

Nach dem ersten Drittel wurde die Handlung dann plötzlich sehr viel spannender. Plötzlich hatte ich zig Fragen im Kopf und wurde in die Dynamik des Buches hineingezogen. Der Zwischen-Showdown kam allerdings sehr früh und vorhersehbar, an dieser Stelle hatte ich eine ziemlich klare Ahnung, worauf das hinauslaufen würde. Das große Ganze klärt sich aber erst zum Ende des Romans und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich alles verstanden habe.

Ein großes Plus: Goliaths Entwicklung. Anfangs fand ich ihn mit seiner saloppen Sprache und sprunghaften Art eher nervig, aber er wächst im Verlauf der Geschichte enorm. Gegen Ende empfand ich ihn als starken, tragenden Charakter, der mir wirklich ans Herz gewachsen ist. Claire mochte ich von Beginn an, auch wenn ihre Rolle erst zum Ende geklärt wird.

Fazit: „Die Spur der Vertrauten“ ist kein zweites Spiegelreisende-Märchen — und das ist Absicht. Dabos wagt sich hier an ein experimentelles, dystopisches Erzählkonzept, das konsequent durchgezogen wird, Leser*innen aber auch fordert. Für mich persönlich war die Geschichte stellenweise frustrierend und sperrig, aber auch faszinierend in ihrer Konsequenz.

Wer bereit ist, sich auf eine ungewohnte, kalte Welt einzulassen, wird hier ein besonderes Leseerlebnis finden. Wer die Wärme und Detailfülle der Spiegelreisenden-Reihe erwartet, wird vermutlich enttäuscht.

Bewertung vom 16.10.2025
Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat / Trubel bei Tiffany Bd.5 (Audio-CD)
Kling, Marc-Uwe

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat / Trubel bei Tiffany Bd.5 (Audio-CD)


ausgezeichnet

Wer schon einmal mit der ganzen Familie zu einer Familienfeier gefahren ist, weiß: Das kann ganz schön turbulent werden. In diesem Buch – beziehungsweise Hörbuch – wird diese Alltagssituation auf herrlich humorvolle Weise auf die Spitze getrieben.

Marc-Uwe Kling liest sein Werk selbst, was den ohnehin schon pointierten Text noch lebendiger macht. Sein unverwechselbarer Tonfall, der charmant zwischen trockenem Humor und leiser Ironie pendelt, sorgt dafür, dass man schon nach wenigen Minuten grinsend zuhört.

Die Geschichte führt uns diesmal mit der Familie rund um Tiffany auf einen Roadtrip zur Hochzeit der Tante. Im Auto sitzen Mama, Papa, Oma, Opa und die Geschwister Tiffany und Luisa – und natürlich Max, der am Abend zuvor ordentlich gefeiert hat. Die Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten: Max beschert der Familie eine mehr als „duftende“ Fahrt.

Besonders gelungen sind die liebevollen Eigenheiten der Figuren: der Opa mit seinen Kommentaren, die Oma, die ständig ihr Handy sucht, und der Vater, der sich über alle aufregt. Diese kleinen Macken machen die Charaktere herrlich greifbar – und erinnern einen an die eigene Familie.

Obwohl das Buch offiziell ein Kinderbuch ist, eignet es sich wunderbar für alle Altersgruppen. Die Situationen sind so alltagsnah, dass man sich unweigerlich wiedererkennt, ob als Kind auf der Rückbank oder als gestresster Elternteil am Steuer. Oder als kinderlose Tante, die herzhaft (mit-)lachen kann ;)

Fazit: Ein wunderbar unterhaltsames Hörbuch mit jeder Menge Humor und einer Prise Chaos, wie man es nur von echten Familienausflügen kennt. Wer schon die anderen Werke von Marc-Uwe Kling liebt, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 14.10.2025
A Dark and Secret Magic
Kinney, Wallis

A Dark and Secret Magic


sehr gut

"A Dark and Secret Magic" von Wallis Kinney ist ein Roman, der auf leisen Sohlen daherkommt, aber schnell eine eindringliche Wirkung entfaltet. Mit warmen Herbsttönen, einer eindrucksvoll ausgestalteten Welt und einer stimmungsvoll erzählten Geschichte gelingt es der Autorin, ein besonderes Leseerlebnis zu schaffen, das zwischen Gemütlichkeit und angenehmer Spannung balanciert.

Im Fokus des Romans steht Protagonistin Hecate alias Kate. In ihrem gemütlichen Hexenhäuschen hat sie sich mit Kater Merlin ein geruhsames Leben eingerichtet. Als sie jedoch von heute auf morgen das Halloweenfest für ihren Hexenzirkel ausrichten soll und dann noch der geheimnisvolle Schattenmagier Matthew, auf den sie sich wegen seiner verbotenen Magie eigentlich gar nicht einlassen dürfte, vor der Tür steht, gerät ihre Welt langsam aber sicher aus den Fugen.

Hecate als Figur fand ich sehr interessant. Sie ist eine Heckenhexe, was mir so noch nicht begegnet war, und steht zu Beginn des Romans kurz vor ihrem 31. Geburtstag und ist damit wohltuend anders als viele Heldinnen des Genres. Ihre Perspektive verlieh der Handlung eine erwachsene Note und erlaubte feinere emotionale Nuancen, als man sie in vergleichbaren Fantasyromanen häufig findet. Matthew fungiert als männlicher Gegenpart zu Kate und vereint ein mysteriöses, verbotenes Element mit einer warmherzigen, respektvollen Art. Anstatt in stereotype Muster zu verfallen, präsentiert die Autorin mit Matthew einen Charakter, der sympathisch und glaubwürdig auf mich wirkte. Die langsam wachsende Bindung zwischen Kate und Matthew ist fein gezeichnet und entwickelte sich mit einem realistischen Tempo.

Das Worldbuilding empfand ich als außergewöhnlich detailreich. Die Autorin beschreibt ihre magische Welt so lebendig, dass sie beim Lesen greifbar wird: die klar strukturierte Magie, die an ein kunstvolles Handwerk erinnert, die liebevoll ausgestalteten Orte und nicht zuletzt die kulinarischen Details, die die Sinne ansprechen. Besonders eindrucksvoll ist die dichte Herbstatmosphäre, die das gesamte Buch trug. Das Herbstfest, das im Roman eine zentrale Rolle spielt, ist ein Paradebeispiel für diese gelungene Atmosphäre – so stimmungsvoll, dass man es am liebsten selbst besuchen würde.

Die emotionale Dimension des Romans zeigte sich besonders in Hecates Einsamkeit zu Beginn der Geschichte. Ihre Isolation, eng verwoben mit ihrer magischen Begabung, verlieh der Erzählung Tiefe und Melancholie. Die Vielzahl an ambivalenten oder egoistischen Nebenfiguren – darunter Familienmitglieder und Zirkelmitglieder – sorgte für zusätzliche Spannung, auch wenn nicht alle Figuren am Ende eine klare Entwicklung oder Konsequenzen erfahren. Gerade diese moralischen Grauzonen machten den Roman interessant, auch wenn sie bisweilen etwas unausgewogen wirkten.

So überzeugend Atmosphäre und Figurenzeichnung sind, so zurückhaltend präsentierte sich der Showdown. Der finale Konflikt wirkte vergleichsweise schlicht und schnell aufgelöst – hier hätte die Geschichte mehr Raum und Komplexität vertragen können. Auch die Darstellung von Matthews Verhalten gegenüber Kate wirkte auf mich etwas idealisiert, zu überbehütend und weniger differenziert als der Rest der Figurenzeichnung. Ein Epilog hätte dem Buch gutgetan, um Kates Zukunft und mögliche Veränderungen in der magischen Gesellschaft nachzuzeichnen.

Fazit: A Dark and Secret Magic ist ein atmosphärisch dichter, liebevoll erzählter Fantasyroman, der mit einer reifen Protagonistin, sorgfältig gestaltetem Worldbuilding und einem starken Sinn für Stimmung überzeugt. Kleinere erzählerische Schwächen im Finale können die insgesamt gelungene Lektüre nur wenig schmälern und ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 11.10.2025
Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1
Verley, Vivien

Das Geheimnis von Port Mint / Thea Magica Bd.1


sehr gut

Schon das Äußere von Thea Magica ist ein echter Hingucker: Das Cover ist wunderschön gestaltet, der Farbschnitt macht das Buch zu einem Schmuckstück im Regal und die kleinen Illustrationen, die den Text begleiten, runden das Leseerlebnis perfekt ab.

Im Mittelpunkt steht die Protagonistin Robin, die mir von Anfang an sehr sympathisch war. Sie kommt neu an eine Schule in Port Mint, entdeckt dort nicht nur ihre magischen Fähigkeiten, sondern findet mit Mailin und Cornelius auch zwei neue Freunde. Gemeinsam gehen sie mysteriösen Ereignissen im Ort auf den Grund – während Robin ihre magische Gabe geheim halten muss, weil diese eigentlich als gefährdend erachtet wird. Die Dynamik zwischen den drei Freunden ist süß und angenehm zu lesen.

Besonders gut hat mir die Idee gefallen, Magie mit Tee zu verbinden – eine originelle und charmante Idee, die hervorragend zur cozy Stimmung passt. Die Geschichte selbst ist insgesamt rund erzählt und verliert sich nicht in endlosen Erklärungen. Ich mochte, dass Robin nicht naiv ist, sondern Dinge direkt anspricht und hinterfragt.

Allerdings hätte ich mir an manchen Stellen – besonders am Anfang und im Finale – etwas mehr Tiefe und Erklärungen gewünscht. Die Handlung wird dort recht schnell abgehandelt, was schade ist, da die Grundidee so viel Potenzial bietet. Auch stilistisch hätte es an einigen Stellen noch ein wenig ausgefeilter sein dürfen.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte ist Thea Magica für mich eine richtig gemütliche Jugendgeschichte mit einem schönen Setting, einer sympathischen Heldin und einer spannenden Idee. Das offene Ende macht definitiv Lust auf Band 2 und ich freue mich schon darauf, wieder in Robins magische Welt einzutauchen.

Bewertung vom 11.10.2025
Alle weg
Maiwald, Stefan

Alle weg


ausgezeichnet

Schon beim Aufschlagen dieses Buches hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Ich liebe die Italienbücher von Stefan Maiwald und dieses hier, das sich der Nebensaison in Grado, dem Wohnort des Autors, widmet, war wieder ein echtes Lesevergnügen! Nach den bunten, lebhaften Sommerbildern aus dem Vorgängerband "Mein Leben am Strand" war ich sehr gespannt, wie Grado wirkt, wenn die Touristen weg sind, der Wind frischer wird und sich das Leben entschleunigt.

Doch auch wenn es touristisch gesehen ruhiger wird, das italienische Temperament kennt keine Pause. Der feine Humor, die plastischen Schilderungen, die eingestreuten Fun Facts und die vielen vertrauten Gesichter — allen voran Pino und Maiwalds Familie — sorgen dafür, dass man sofort wieder mitten im Geschehen ist. Ich mag es sehr, wie in jedem Buch neue Eigenheiten der Menschen auftauchen, die man ins Herz schließt.

Neben vielen humorvollen Episoden wie ein Krokodil in der Lagune sowie amüsante Fußball-Anekdoten hat mich besonders auch das große Tennis-Projekt des Autors gegen seine Frau sehr erheitert. Wer wissen will, ob der Autor endlich seine Frau im Tennis besiegen kann, muss das Buch lesen ;)

Der Blick auf den Winter in Italien hat viele charmante Details ans Licht gebracht: Wohnungen ohne Heizungen, Schwiegermütter im Pelzmantel, während der Autor im T-Shirt flaniert — das alles ist so herrlich bildhaft erzählt, dass man direkt ein Kopfkino bekommt. Neben dem Witz gibt es aber auch nachdenkliche Momente, etwa wenn Unterschiede zwischen Kulturen spürbar werden. Besonders schön fand ich die Schilderungen rund um Weihnachten: Die Verbindung von deutschen und italienischen Traditionen in der Familie des Autors, das gemeinsame Kochen und Schlemmen, das warme Miteinander — das hat mich sehr berührt.

Auch wenn einige Abschnitte kürzer sind, gelingt es dem Autor durch seine leichte, charmante Erzählweise, mich jedes Mal mitten ins Geschehen zu holen. Ich habe die Nebensaison in Grado mit ihm miterlebt — ohne Winterjacke, dafür mit vielen Schmunzelmomenten.

Fazit:
Ein humorvolles, stimmungsvolles und sehr liebevoll erzähltes Buch über das Leben der Menschen in Grado, Italien abseits der touristischen Hochsaison. Perfekt für alle, die Italien lieben, leichte, feine Alltagsbeobachtungen mögen und gerne beim Lesen schmunzeln. Ich hoffe sehr, dass es noch viele weitere Italienbücher von Stefan Maiwald geben wird!

Bewertung vom 10.10.2025
Bitten
Gray, Jordan Stephanie

Bitten


ausgezeichnet

Eigentlich wollte Vanessa mit ihrer besten Freundin Celeste einfach nur eine Party besuchen. Doch als sie von Werwölfen angegriffen werden und Celeste dabei stirbt, ist nichts mehr so wie zuvor. Als "Gebissene" muss Vanessa sich als Teil des Werwolfshofes etablieren und neben dem Kampf ums Überleben zwischen feindlich gesinnten Werwölfen, Unterrichtsstunden an der Academy und der Suche nach dem Mörder ihrer Freundin, bleibt eigentlich kaum Zeit, um durchzudrehen. Doch kann sie wirklich ein vollwertiges Mitglied des Hofes werden, um zu überleben, und zeitgleich ihre Freundin rächen?

Schon beim ersten Anblick dieses Buches war ich begeistert: Das wunderschöne Wendecover, der detailverliebte Farbschnitt (, der vermutlich im Zusammenspiel mit dem Folgeband einen ganzen Mondzyklus abbilden wird,) hat mich als Bücherjunkie völlig abgeholt.

Doch Bitten überzeugte mich nicht nur optisch: Auch inhaltlich hat mich die Geschichte sofort gepackt. Der Einstieg war atmosphärisch dicht, düster und gleichzeitig voller faszinierender Details. So wurde zum Beispiel die Wolfsverwandlung eindringlich und bildhaft beschrieben – brutal, aber nicht übertrieben, genau in der richtigen Dosis, um Spannung aufzubauen (und nachts noch gut schlafen zu können).

Auch das Worldbuilding hat mich absolut begeistert: magisch versteckte Zimmer, lebendige Glasfenster mit fantastischen Motiven, eine geheimnisvolle Akademie voller Regeln und Intrigen. Die Autorin schafft es, Action, Dialoge und Hintergrundinformationen sehr ausgewogen zu verbinden, sodass man völlig in die Welt des Wolfshofes eintaucht.

Vanessa empfand ich dabei als eine glaubwürdige und vielschichtige Protagonistin. Ihre Trauer, ihre Wut und ihre Suche nach Antworten wurden nachvollziehbar dargestellt. Sie ist keine Heldin, die alles widerspruchslos hinnimmt, sondern oftmals impulsiv und emotional getrieben handelt – was sie mir umso greifbarer machte.

Die Nebenfiguren sind klar gezeichnet und bieten unterschiedliche Perspektiven. Von Figuren, die ich wie Zimmermädchen Oona direkt ins Herz geschlossen habe, über charmante Figuren wie den Prinzensohn Sin bis hin zum klassischen Gegenspieler Werwölfin Evie, war alles dabei.

Die Figuren sind nicht leicht zu durchschauen, was bei mir die Neugier erhöhte. Lediglich Vanessas starke Abneigung gegenüber einer wichtigen Nebenfigur wirkte auf mich etwas zu forciert und auch die durchgehend überirdische Schönheit aller Figuren ist ein Klischee, das die Erzählung meiner Meinung nach nicht gebraucht hätte.

Zwar gab es zwischendurch auch ein paar Szenen, die etwas sprunghaft wirkten oder in denen Vanessa zu sehr aus dem Affekt handelte, aber das schmälerte mein Leseerlebnis nur minimal. Inhaltlich besonders gelungen fand ich z.B. die Krimi-Elemente: Vanessa sucht nach Celestes Mörderin, und man ermittelte als Leserin quasi mit. Zahlreiche Andeutungen, unerwartete Wendungen und Geheimnisse hielten die Spannung hoch. Gegen Ende überschlugen sich die Ereignisse: Intrigen, Machtkämpfe, grausame Enthüllungen und ein Showdown, der mich sprachlos zurückgelassen hat. Viele Twists haben mich wirklich überrascht!

Was ich besonders schätze: Die Liebesgeschichte drängte sich, insbesondere zu Beginn, nicht zu sehr in den Vordergrund. Vanessa wurde nicht sofort von romantischen Gefühlen überrollt, sondern konzentrierte sich auf ihr Überleben und ihre Suche nach Antworten.

Fazit: Bitten ist ein atmosphärischer, spannender Auftakt mit modernen Twilight-Vibes, einer faszinierenden Werwolfwelt, clever platzierten Twists und einem starken Fokus auf Handlung und Spannung. Trotz kleiner Schwächen bei manchen Figurenentscheidungen und der etwas stereotypen Schönheit aller Charaktere hat mich das Buch sehr begeistert.

Ich freue mich jetzt schon riesig auf Band 2, denn es sind noch viele Fragen offen – und die Geschichte hat definitiv das Potenzial, noch größer zu werden.

Bewertung vom 09.10.2025
Verlorenes Herz (The Last Bloodcarver, Band 1)
Le, Vanessa

Verlorenes Herz (The Last Bloodcarver, Band 1)


ausgezeichnet

Schon die ersten Seiten von "The Last Bloodcarver" haben mich vollkommen in ihren Bann gezogen! Vanessa Le gelingt es, eine faszinierende Mischung aus medizinischer Fantasy, Spannung und emotionaler Tiefe zu schaffen. Ich habe den Einstieg regelrecht inhaliert.

Im Mittelpunkt steht Nhika, eine junge Frau mit einer außergewöhnlichen Gabe: Sie kann durch Hautkontakt in die Körper anderer Menschen „eintreten“ und heilen – oder schaden - eine Fähigkeit, die daher extrem gefürchtet wird. Nhika ist daher eine im Verborgenen lebende, toughe, komplexe Hauptfigur, die ihre Verluste mit sich trägt und dadurch kaum Nähe zulässt. Ihr moralisch ambivalentes Handeln machte sie umso spannender. Trotz der Ausgrenzung, die sie erfährt, möchte sie helfen – selbst wenn ihr das zum Verhängnis wird. Als sie im Geheimen erwischt und nachfolgend auf dem Schwarzmarkt wie ein Gegenstand feilgeboten wird, wird sie von einem Mitglied der mächtigsten und reichsten Familie der Stadt ersteigert. Diese benötigt dringend ihre Hilfe, um einen Zeugen eines Mordfalls zu retten. Nach und nach wird Nhika in die düsteren Vorkommnisse verstrickt und gerät dabei selbst in Gefahr.

Die Autorin schafft es, zwischen düsteren, teilweise blutigen Momenten und leisen, hoffnungsvollen Szenen zu balancieren. Auch die Nebenfiguren sind vielschichtig angelegt, wenn auch manche freundschaftliche Entwicklungen für mich etwas zu abrupt kamen.

Das Setting (eine asiatisch angehauchte Technokratie voller sozialer Gegensätze) hebt sich angenehm vom typischen Fantasy-Standard ab. Durch Nhikas Flucht und Aufträge lernt man die Welt auf natürliche Weise kennen, was das Worldbuilding besonders gelungen machte. Der Mix aus Wissenschaft, Magie und gesellschaftlicher Hierarchie ist spannend und unverbraucht.

Zwar gab es im Mittelteil ein paar Längen, doch das Finale hat mich komplett überrascht und emotional mitgenommen. Das Ende verspricht eine ebenso ungewöhnliche wie intensive Fortsetzung.

Fazit: "The Last Bloodcarver" ist ein fesselnder Auftakt voller Emotion, moralischer Fragen und beeindruckender Ideen. Vanessa Le verbindet medizinische Magie mit gesellschaftskritischen Untertönen und einer Heldin, die einem lange im Gedächtnis bleibt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht – und hoffe auf Antworten zu all den offenen Fragen.

Bewertung vom 07.10.2025
Earthventure in Las Vegas (MP3-Download)
Sonntag, Beatrice

Earthventure in Las Vegas (MP3-Download)


sehr gut

Josh fällt aus allen Wolken, als er auf den Angrodaner Odiklu trifft. Noch kaum realisiert geschweige denn verarbeitet, dass es Außerirdische gibt, schlägt ihm dieser einen Deal vor: für das Beherbergen, Unterhalten und Betreuen einer Touristin vom Planeten der Angrodaner erhält er im Gegenzug eine außerirdisch hohe Bezahlung in irdischer Währung. Josh lässt sich dennoch auf den Deal ein und erwartet Angrodanerin Ulionk, die sich insbesondere auf den versprochenen illegalen Hahnenkampf freut... Wird schon schief gehen!

Beatrice Sonntag entführt uns mit „Earthventure in Las Vegas“ in eine charmant-abgedrehte Geschichte, in der Außerirdische im Rahmen eines Urlaubs auf die Eigenheiten der Menschheit treffen – mit jeder Menge Situationskomik, Herz und Augenzwinkern.

Schon im ersten Abschnitt habe ich den intergalaktischen "Reiseveranstalter" und gebürtigen Angrodaner Odiklu ins Herz geschlossen. Seine neugierige, offene Art und die unbeholfenen, aber herzerwärmenden Versuche, mit Menschen in Kontakt zu treten, waren einfach zu goldig. Auch Josh als menschlicher Reiseführer ist ein sympathischer, bodenständiger Charakter, dessen eintöniges Leben durch den touristischen Besuch der Angrodaner ordentlich durcheinandergewirbelt wird.

Die Geschichte lebt von vielen kleinen, humorvollen Details. Dabei schafft es die Autorin, aus scheinbar banalen Alltagsbeobachtungen immer wieder witzige oder liebevolle Momente zu zaubern. Besonders schön empfand ich, wie sich das Außergewöhnliche mit dem Alltäglichen vermischt z.B. wenn Angrodanerin und "Touristin" Ulionk auf kindliche Weise fasziniert auf menschliche Eigenheiten reagiert.

Ab dem Eintreffen von Ulionk aka "Tante Uli" nahm die Geschichte spürbar Fahrt auf. Die Szenen mit ihr, Josh und weiteren Figuren waren nicht nur komisch, sondern oft auch herzallerliebst. Ulionk brachte eine ansteckende Energie in die Handlung und ihre offene Sicht auf die Welt sorgte für viele charmante Missverständnisse. Besonders gelungen fand ich, dass trotz aller Albernheiten immer auch eine warmherzige Botschaft über Neugier, Toleranz und das Miteinander verschiedener Wesen (oder eben Kulturen) mitschwang.

Natürlich blieb die Handlung eher seicht und humorvoll, was auch ihren Reiz ausmacht. Man sollte keine tiefgehende Science-Fiction oder komplexe Charakterstudien erwarten, doch genau diese Mischung aus sanftem Witz, liebevoller Skurrilität und positiver Grundstimmung macht das Buch so besonders.

Das Finale war für mich ein rundes, versöhnliches Ende mit einem Augenzwinkern und der Aussicht auf eine Fortsetzung, die ich gerne lesen möchte. Besonders mochte ich, wie sich Josh im Verlauf des Buchs entwickelte, ohne seine Bodenständigkeit zu verlieren.

Ein kleiner Kritikpunkt: Bei den irdischen Figuren hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefe gewünscht. Vor allem bei Josh, dessen Hintergrund und Motivation noch Raum für Entwicklung bieten. Aber die Geschichte funktioniert auch so als humorvolle, charmante Alltagsflucht mit einem Hauch intergalaktischer Lebensfreude.

Fazit: Ein liebevoll-verrücktes Abenteuer mit leichtem Witz, Herz und einem Schuss Gesellschaftssatire. Die Angrodaner muss man einfach liebhaben! Kurzweilige Wohlfühllektüre für alle, die Lust auf sympathische Figuren, charmante Absurditäten und sanften Humor haben.