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Buchkathi

Bewertungen

Insgesamt 299 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2025
Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber (eBook, ePUB)
Schulz, Rebecca

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber (eBook, ePUB)


sehr gut

Vor allem das Ende war grandios

Marie steckt zu Beginn des Buchs in einer echten Krise. Gerade sie als Paartherapeutin muss sich eingestehen, dass ihre Beziehung zu ihrem Mann Julius am Ende ist, als sie ihn in flagranti mit seiner Assistentin erwischt. Und auch ein Jahr nach der Trennung hat sie sich aus dieser Krise noch nicht wieder herausmanövriert. Also verordnet sich die Wahlhamburgerin eine Auszeit über Weihnachten auf Fehmarn in ihrer Heimat, um ihrer Familie mehr unfreiwillig auf dem Alpakahof zu helfen. Doch statt Ruhe findet sie nur Chaos, als zuerst One Night Stand Tom und anschließend auch noch Exmann Julius mitsamt seiner neuen Freundin auf dem elterlichen Hof auftaucht.
Marie ist Mitte vierzig und wirkt zu Beginn ziemlich verzweifelt. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mochte sie direkt. Sie steckt irgendwie fest in ihrem Leben und das verdeutlicht der Zeitsprung von einem Jahr am Anfang des Buches noch, weil man sieht, dass sie das ganze Jahr an dem Betrug ihres Mannes zu knacken hatte. Trotz dieser Krise gibt es lustige Momente und man kommt gut in die Stimmung des Romans hinein. Ich mochte die Szenen aus der Praxis und auch auf dem Hof. Dennoch gab es eine Stelle, wo ich mich etwas überrumpelt gefühlt habe: Nämlich als One Night Stand Tom, von dem wir vorher noch nie etwas gehört hatten, auf dem Hof auftaucht und es von den Beschreibungen zunächst so wirkt, als wäre es ihr Exmann. Als ich mich dann aber mit dem plötzlichen Auftauchen angefreundet hatte, fand ich die Schilderungen, wie sich Marie vor ihm versteckt, ziemlich witzig. Auch als dann weitere Personen dazu kamen, habe ich mich gut unterhalten gefühlt und mochte die Mischung aus lustig und romantisch. Manchmal waren mir jedoch die Stimmungssprünge etwas zu schnell und Maries Handlungen kamen mir nicht immer ganz logisch vor. Würde eine Frau in diesem Alter wirklich sofort eifersüchtig werden, wenn der neue Mann mit einer anderen Frau tanzt? Ich denke, man wäre erwachsen genug, um es anzusprechen und nicht wegzulaufen.
Dennoch hat mir das Ende wirklich gut gefallen! Das war wirklich ein Highlight muss ich sagen, weil ich mit etwas viel Platterem gerechnet hatte und diese Variante wirklich überraschend gelungen fand. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber dass Marie erst Zeit für sich braucht, um ihr Leben neu zu ordnen, wirkt sehr viel erwachsener als manche Handlung während der Erzählung. Dass dann aber auch die Romantik nicht zu kurz kommt und Weihnachten nochmal aufgegriffen wird, hat mir sehr gefallen.
Alles in allem gebe ich 4 Sterne und wünsche mir beim nächsten Mal etwas fließendere Stimmungswechsel, nachvollziehbarere Reaktionen der Protagonisten und behalte gerne ein so kreatives, süßes Ende.

Bewertung vom 14.12.2025
Mister O'Lui feiert Weihnachten
Siefert, Silke

Mister O'Lui feiert Weihnachten


ausgezeichnet

Sehr liebevoll gestaltet und auf das Wesentliche reduziert

Mister O’Lui ist ein süßer Biberbär, der in einem kleinen Häuschen in New York im Central Park wohnt. Mit ihm zusammen lebt Rupert, das kleine Streifenschwein. Und in diesem Buch feiern wir Weihnachten mit den beiden.
Ganz besonders ist dieses Weihnachtsfest, weil es das allererste für Rupert ist. Dementsprechend hat er natürlich viele Fragen und Mister O’Lui hat alle Hände voll zu tun, ihm alles zu erklären. Insbesondere das Thema Geschenke ist für Rupert eine große Sache. Er schreibt einen Wunschzettel und die Liste wird immer länger. Schließlich hat er sogar alle Dinge, die seine Freunde gerne haben wollen, ebenfalls. Doch kein Kinderbuch ohne Botschaft: Rupert teilt natürlich mit seinen Freunden, die bisher ohne Geschenke dastanden und so erfreuen sie sich am Beisammensein und an dem schönen Weihnachtsfest. Wenn das mal keine Botschaft für Kinder ist, die die Wunschzettel an das Christkind ebenfalls überstrapazieren.
Wie die gesamte Mister O’Lui-Reihe punktet auch dieses Buch durch die schöne, dezente Farbgebung und die wunderbaren Bilder. Sie finden genau die richtige Mischung zwischen Details und auf das wesentliche reduziert. Ganz besonders gefällt mir auch der ungleiche Freundeskreis und wie die verschiedenen Tiere dargestellt sind. Das ist mit ganz viel Liebe gemacht und dabei mit einem unverkennbaren Stil. Daher spricht dieses Buch nicht nur die Kleinsten an, sondern kann auch bei allen Erwachsenen punkten, die Bilderbüchern etwas abgewinnen können.
Von mir gibt es für dieses tolle Weihnachtsbuch definitiv eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.11.2025
Wir dachten, das Leben kommt noch
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


weniger gut

Viele Personen und nicht nahbar erzählt

Starke Frauen in historischen Romanen begeistern mich immer sehr. Und so fiel mir die Wahl auf den Roman Wir dachten, das Leben kommt noch von Elisabeth Sandmann, nicht schwer. Denn auf dem Klappentext ist die Rede von einer englischen Spezialagentin im zweiten Weltkrieg im besetzten Frankreich.
Diese Agentin aus Churchills geheimer Spezialeinheit heißt Pat und wir begegnen ihr auf zwei Zeitebenen: Einmal rund um den zweiten Weltkrieg, sowohl vor ihrem Einsatz in Frankreich als auch währenddessen. Und zweitens im Jahr 1998 – also der Neuzeit. Dort wird sie von Gwen kontaktiert, die für die BBC zu dieser Spezialeinheit recherchiert und ihre Kontaktdaten von einer gemeinsamen Bekannten bekommen hat. Zu diesem Zweck reist Gwen im Gegenwartserzählstrang nach Paris – mit Freundin, Kind und Tante – um ihre Recherchen vor Ort durchzuführen. Doch auch die Geschichte ihrer Großmutter scheint mit Paris verknüpft zu sein, was Gwen aus früheren Erzählungen und von ihrer Großmutter eingesprochenen Kassetten erfährt.
Wer jetzt bei dieser Personenaufzählung leicht durcheinanderkommt, befindet sich in bester Gesellschaft. Denn auch ich hatte meine Schwierigkeiten, mir alle Personen zu merken, sie einzuordnen und vor allem einen Zugang zu ihnen zu finden. Aufgrund der Vielzahl an Menschen fallen die Abschnitte, in denen man etwas zu jedem einzelnen erfährt, relativ kurz aus, sodass es für mich ziemlich oberflächlich erzählt ist. Zudem kann man bis zur Mitte des Romans überhaupt keine Verbindung zwischen den Personen herstellen und auch die Kapitel sind nicht wirklich miteinanderverknüpft, sondern reihen einfach Erzählungen aneinander. Natürlich kann man sich eine Verbindung über die Spezialeinheit und die Resistance herstellen, aber mir war das zu dünn. Die Geschichte hat sicherlich Potenzial für mehr, wurde aber aus meiner Sicht nicht überzeugend und nahbar umgesetzt. Es hätte mir besser gefallen, wenn es weniger Personen gewesen wären – zum Beispiel in der Gegenwart nur Gwen und in der Vergangenheit nur Pat und das im Wechsel, und wenn es in Summe weniger Neben-Personen gegeben hätte. Sie hatten für mein Dafürhalten gerade in der Gegenwartsperspektive wenig Bedeutung für die Erzählung.
Mir hat es leider nicht gefallen und ich habe den roten Faden vermisst. Daher gibt es von mir nur 2 Sterne.

Bewertung vom 16.11.2025
LEBEN. Meine Geschichte in der Geschichte
Papst Franziskus

LEBEN. Meine Geschichte in der Geschichte


ausgezeichnet

Gut geschrieben, regt durch seine Nahbarkeit zum Nachdenken an

Diese Biografie fand ich total inspirierend! Sie bringt uns den Vorgänger-Papst, Papst Franziskus, menschlich näher und wir tauchen in die prägendsten Erlebnisse ein.
Wer jetzt von einer ganz normalen Biografie ausgeht, die das ganze Leben nacherzählt, liegt hier falsch. Denn die Biografie greift gezielt geschichtliche Ereignisse aus der Lebenszeit von Papst Franziskus auf. Zu diesen gibt es eine Art Kurzgeschichte, wo der Autor etwas zu einer Situation aus dem Leben Jorge Bergolios erzählt und dann auf das geschichtliche Ereignis zu sprechen kommt. Dann schließen sich vom Papst geschriebene Zeilen an, wo er aus heutiger Perspektive auf diese Zeit blickt. Das schafft einerseits eine echte Nähe, weil die Kurzgeschichte dafür sorgt, dass man sich in hineinversetzen kann. Andererseits zeigt er in seinen Zeilen auf, wie ihn das jeweilige Ereignis geprägt hat und gibt mehr Kontext weiter, als es in der Kurzgeschichte möglich gewesen wäre.
Ganz berührend fand ich die letzten beiden Kapitel zur Papst-Wahl und auch zur Corona-Pandemie. Es hat mich vor allem in die Zeit des Letzteren richtig zurückversetzt und mich zum Reflektieren angeregt. Ich habe mal gelesen, dass man in jeder Biografie auch etwa für das eigene Leben lernt. In dieser habe ich definitiv gelernt, mir die Frage zu beantworten, wie mich die Erfahrungen der Pandemie verändert haben.
Vermutlich finde ich zu der Biografie von Jorge Bergolio deshalb so einen guten Zugang, weil er das so nahbar geschrieben hat und so ungeschönt Erlebnisse aus seinem Leben teilt. Es zeigt den Menschen hinter dem Papst und gibt keine religiösen Weisheiten weiter, sondern einen weisen Blick auf die Welt mit der Perspektive der Armen. Selbst wer nicht gläubig ist, kann hier bestimmt gut anknüpfen. Mich hat es sehr berührt!

Bewertung vom 16.11.2025
Sonnenaufgang Nr. 5
Henn, Carsten Sebastian

Sonnenaufgang Nr. 5


ausgezeichnet

Der Rückblick auf ein Leben und seine Erinnerungen

Wie blickt man auf das eigene Leben und wie sehen es dagegen andere? Und was bleibt am Ende übrig, wenn man sich erinnert? Das sind die zentralen Fragen im Roman Sonnenaufgang Nr. 5. Denn alles beginnt, als der junge Autor Jonas in einen kleinen Ort am Meer reist, um die Biografie der altgewordenen Filmdiva Stelle Dor zu schreiben.
Jonas will es seinem Vater nach seinem Literaturstudium beweisen, um nicht in dessen Restaurant arbeiten zu müssen und um sich nicht einzugestehen, dass er es nicht geschafft hat. Da kommt also der Auftrag als Ghostwriter für Stella Dors Biografie gerade recht. Nur leider macht es ihm Stella nicht gerade leicht. Denn sie ist alles andere als nahbar oder zugänglich. Stattdessen teilt sie mit Jonas hunderte von Erinnerungen, die in keiner Reihenfolge stehen und die sie jahrelang auf hunderten von Zetteln überall im Haus an den unmöglichsten Stellen aufgehoben hat, um die wichtigsten Erlebnisse nicht zu vergessen. Dennoch kommt er mit dem Schreiben voran und lernt in seinen freien Stunden so manchen kauzigen Dorfbewohner kennen, die mit ihm ebenfalls interessante Erinnerungen aus ihrem Leben teilen. Und zwischen alledem beginnt Jonas eine ganz andere Sicht auf Stellas Erzählungen aber auch auf sein eigenes Leben zu bekommen.
Erste einmal muss ich sagen, dass Carsten Henn schon fast poetisch schreibt. Es ist eine Freude es zu lesen oder, in meinem Fall, zuzuhören. An mancher Stelle fand ich die Ausdrücke so schön, dass ich sie mir am liebsten aufgeschrieben hätte. So hat mich schon der Schreibstil berührt.
Noch mehr gepackt haben mich aber die Begegnungen, die Jonas macht. Zum Beispiel trifft er auf eine alte Frau, die jeden Tag an einer Bushaltestelle der Ansage lauscht, weil sie ihr verstorbenen Mann vor Jahren eingesprochen hat. Oder die mit den weiteren Dorfbewohnern. Sie lehren den Wert von Erinnerungen und wie unterschiedlich doch der Rückblick auf ein Leben sein kann. Natürlich stellt sich anhand von Stellas Leben auch die Frage, wie sehr man die Vergangenheit im Rückblick beschönigen kann und wie unterschiedlich zwei Personen die gleichen Situationen in Erinnerung behalten haben.
In all das ist die persönliche Geschichte von Jonas, seinem Vater, seiner verstorbenen Mutter und eine Liebesgeschichte mit Nessa eingewoben. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, weiterzuhören, weil ich so sehr in der Geschichte war und mich gleichzeitig die Botschaft über den Wert von Erinnerungen so sehr berührt haben. Für mich definitiv ein Highlight aus 2025!

Bewertung vom 16.11.2025
Happy Ending
Varga, Anne-Marie

Happy Ending


sehr gut

Emotionen kamen gut herüber, Problem der verbotenen Liebe, habe ich nicht so gesehen

Manchmal braucht man einfach einen Tapetenwechsel, um wieder klarer zu sehen. So geht es auch Rosie in Anne-Marie Vargas Liebesroman Happy Ending. Sie zieht es nach London, wo sie schnell Anschluss in einem Freundeskreis findet. Und in diesem Freundeskreis hat man sehr schlechte Erfahrungen gemacht mit Dates untereinander. Doch leider findet Rosie Gamble, den Bruder ihrer neuen besten Freundin, mehr als anziehend und kann dem Knistern zwischen ihnen nicht widerstehen.
Der Roman beginnt mit einigen chaotischen Tagen in London: Eine komische WG, kein Erfolg beim Schreiben des Romans, kein Job in Sicht. Rosie lässt sich dennoch nicht unterkriegen. Und so rutscht sie in den Freundeskreis von Tara, Saoirse und Deepti hinein. Anfangs macht sie keine guten Erfahrungen mit Taras Zwillingsbruder Gamble, doch das wandelt sich in ein Katz-und-Maus-Spiel und entwickelt sich zu einer echten Enemies-to-Lovers-Romanze. Die Wortgefechte zwischen den beiden sind sehr unterhaltsam und das Knistern kommt total gut herüber. Allerdings dieses Verbot im Freundeskreis untereinander nicht zu daten, hat sich für mich nicht natürlich angefühlt. Ist es wirklich so, dass man mit Mitte zwanzig noch über solche Regeln nachdenkt? Oder spricht man es nicht viel mehr bei den Menschen, mit denen man gerne Zeit verbringt, an? Das war mir etwas zu überdramatisch als verbotene Liebe inszeniert. Daher konnte ich mich nicht so gut in die Problemsicht von Rosie hineinversetzen.
Den Umgang mit den Depressionen, die Rosie plagen, und die sie in letzter Konsequenz auch zu dem Tapetenwechsel veranlasst haben, fand ich dagegen sehr behutsam thematisiert. Rosie hat sich im Bezug darauf toll entwickelt im Roman. Anfangs kann sie nicht darüber sprechen und steht auch gegenüber ihrer Familie nicht für ihre Bedürfnisse ein, das kann sie im Verlauf ablegen. Auch gegenüber Gamble und ihren neuen Freunden entwickelt sie sich weiter und so wird aus dem Buch nicht nur ein Liebesroman, sondern auch eine tolle Geschichte, über eine Frau, die lernt, wie wichtig es ist, für sich einzustehen. Wichtig wäre in Bezug auf die Depressionen aber vielleicht eine Triggerwarnung am Anfang und eine leichte Anpassung des Klappentextes. Denn ich hatte einen ganz anderen Grund erwartet, der Rosie zum Umzug nach London bewegt hat. Zusätzlich hatte ich durch den Bezug auf Emily Henry im Klappentext ein etwas heitereres Setting erwartet. Hier sollten klarer Worte gefunden werden, was den Leser erwartet, um jedem die teilweise gedrückte Stimmung vorab klar zu machen.
In Summe hat mir die Liebesgeschichte gut gefallen, war für mich aber kein Lese-Highlight. Die Emotionen kamen gut herüber, aber das Problem der verbotenen Liebe hat mich nicht überzeugt.

Bewertung vom 10.11.2025
Durchblick Künstliche Intelligenz
Clegg, Brian

Durchblick Künstliche Intelligenz


sehr gut

KI verständlich für Normalos

Alle reden über KI. Die Buzz-Words wie neuronale Netze, large Language Model, maschinelles Lernen und viele mehr hallen nur so durch die Büroräume. Doch noch lange nicht jeder kann von sich behaupten, wirklich zu wissen, was künstliche Intelligenz ist. Einen umfassenden Überblick über die Grundlagen bietet dieses Buch. Es stellt Zusammenhänge her und zeigt auch den Entwicklungsweg der KI auf - sowohl in die Vergangenheit als auch als Ausblick auf das, was noch kommen kann.

Besonders gut hat mir der Aufbau des Buches gefallen. Denn es baut sich nicht nur chronologisch von der frühen KI bis hin zu spezialisierter Zukunfts-KI auf, sondern schafft auch innerhalb der Kapitel einen nachvollziehbaren roten Faden. Das gelingt, indem zu Beginn jedes Kapitels ein Text einleitet und anschließend ein Schaubild die wichtigsten Begriffe des Kapitels erklärt und den Zusammenhang untereinander herstellt. Danach gibt es in kurzen Abschnitten viele detailreiche, aber leicht verständliche Erläuterungen. Eine schöne ergänzende Auflockerung bilden die Schaubilder und Illustrationen, die es zu jedem Text gibt.

Ich war besonders erstaunt, wie weit die ersten Ideen der künstlichen Intelligenz - damals noch unter anderen Namen - zurückreichen und wie es quasi zunächst mit spielenden Computern losging. Mehr erschreckt als begeistert haben mich die Zukunftsvisionen zur schrecklichen KI. Und auch, wenn der Verstand kaum ausreicht, um sich die Ausmaße dieser künstlichen Intelligenz vorzustellen, so kann ich mir zumindest ausmalen, dass es durchaus im Bereich des möglichen liegt. Ich finde, wenn man sich mit KI in der Gegenwart auseinandersetzt, dann darf auch nicht der Ausblick fehlen, wohin das führen kann - im besten aber auch im schlechtesten Fall. Daher hat mir dieser Ausblick als Abschluss des Buches auch sehr gefallen.

Zusätzlich hätte ich mich aber noch über mehr praktische Anwendungsbeispiele von Firmen oder Institutionen gefreut, wodurch man das schon heute realisierbare Potenzial besser greifen kann. Und letztendlich würde das ja auch dazu dienen, dass man Ideen dazu generiert, wie einem KI im eigenen (Arbeits-)alltag einen Mehrwert bringen würde.

Bewertung vom 26.10.2025
Drei Tage im Schnee
Bhatter, Ina

Drei Tage im Schnee


ausgezeichnet

Was würdest Du Dir als Kind zu Deinem heutigen Leben sagen

Wenn ich mir vorstelle, was ich als Kind vermutlich jetzt zu mir sagen würde, dann bin ich mir sicher, dass darin viele Fragen vorkommen würden. Warum ich das denke? Naja als Kind hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich in meiner Freizeit das Staubsaugen dem Sport vorziehen würde, weil ja freitags der Putztag ist. Ich hatte auch nicht erwartet, dass ich mich selbst davon abhalte, noch ein Stück Lebkuchen zu essen, obwohl ich merke, dass es mir gerade gut tun würde, ich aber die Angst vorm Zunehmen stärker gewichte. Ich würde mich also wahrscheinlich öfter fragen, warum ich das tue. Geht uns das nicht irgendwie allen so? Wir Erwachsenen wissen einfach nicht mehr, wie man mit Kinderaugen auf die Welt geblickt hat.

Dieses Buch lehrt uns Erwachsene aber, wie wir das wieder öfter tun können und das darin auch das kleine Glück des Alltags liegen kann. Wir alle kennen diese Persönlichkeitsentwicklungsbücher, wie man zu mehr Selbstliebe, Resilienz, Leichtigkeit im Alltag und so weiter kommt. Doch wer liest schon gerne schlaue Ratschläge im Stil von du musst, du solltest, wie kannst Du nur. Stattdessen schickt dieses Buch ein kleines Mädchen namens Sophie vor. Denn wir lernen in Geschichtenform gemeinsam mit unserer Hauptfigur Hannah.

Hannah ist gestresst von ihrem Alltag und nimmt sich eine Auszeit in einer abgelegenen Hütte im Schnee. Dort will sie, wie sie sagt, ihre Batterien wieder aufladen. In der Abgeschiedenheit begegnet ihr die kleine Sophie, die Hannah zunächst für ein Nachbarskind hält. Sie malen und spielen zusammen und so ganz nebenbei erklärt Sophie Hannah, wie sie die Welt sieht. Für Hannah sind das Erlebnisse, die sie ganz im Moment leben lassen, sie aber im Nachgang auch zum Nachdenken anregen. Sie übersetzt daraus Denkanstöße für ihr eigenes Leben, die man sich ganz wunderbar auch als Leser zu Herzen nehmen kann. So ist dieses Buch für jeden etwas anderes: Der eine mag darin eine nette Geschichte sehen, der andere sieht darin einen Ratgeber, die Welt wieder mehr wie ein Kind zu betrachten.

Mich hat ganz viel zum Nachdenken angeregt, auf eine ganz unaufgeregte, nicht belehrende Art. Für mich ein Lesehighlight in 2025.

Bewertung vom 26.10.2025
50 Fragen, die das Leben leichter machen
Kuschik, Karin

50 Fragen, die das Leben leichter machen


ausgezeichnet

In manchen Situationen bräuchte ich eine kleine Karin Kuschik auf der Schulter

Ich bin ein Gesprächs-Wiederkäuer. Was das ist? Jemand der wichtige Gespräche im Nachgang immer und immer wieder im Kopf durchgeht und überlegt, was er besser anders oder nicht gesagt hätte. Und weil ich das für mich erkannt habe, liebe ich solche Kommunikations-Sachbücher. Sie geben mir so viel Handwerkzeug mit, dass ich mit dem Ausprobieren gar nicht hinterherkomme. Doch selten sind sie so unterhaltsam und kurzweilig geschrieben wie die von Karin Kuschik.

Mit 50 Fragen, die das Leben leichter machen, greift Karin Kuschik die alte Weisheit auf Wer fragt, der führt. Letzterem kann ich uneingeschränkt zustimmen. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass jede Frage auch zum Ziel führt. Sie wollen klug formuliert werden und das ist gar nicht so leicht. Dabei hilft Karin Kuschiks neustes Werk, das ich nicht nur gelesen, sondern auch als Hörbuch gehört habe. Sie hat es selbst eingesprochen und es ist wirklich ein Highlight, weil es sich anfühlt, als bekäme man gerade ein exklusives Coaching mit Beispielen aus ihrem bisherigen Alltag. Eine kurzweilige Erzähltechnik, eine lebendige Betonung und schon wird aus dem Sachbuch echte Unterhaltung. Doch auch gelesen kann man durch die gute Struktur leicht folgen. Jedes Kapitel hat eine Frage, seine eigenen Beispiele und am Ende einen Hinweis, wofür man diese Frage im Alltag benutzen kann.

Wer nun die Klassiker im Sinne von offene Fragen-stellen erwartet, könnte nicht falscher liegen. Meine Lieblinge waren Was könnten Sie tun, um das Problem noch schlimmer zu machen und Was würden Sie tun, wenn ich Madonna wäre. Natürlich stecken dahinter gezielte Ideen und Fragetechniken, die sich prima an die jeweilige Situation anpassen lassen. Dadurch das Karin Kuschik sie aber in Geschichten verpackt, kann man sie sich viel besser merken und bekommt eine praxisnahe Idee der Anwendung. Ich bin ganz begeistert und liebe es sehr, die Fragetechniken direkt in meinem Alltag auszuprobieren - natürlich um nicht immer festzustellen, dass es funktioniert. Manchmal muss ich danach auch nochmal zum Gespräche-Wiederkäuen zurückkehren und mir überlegen, welche andere Fragetechniken wohl besser gewesen wäre. Man muss einfach offen für neue Fragetechniken bleiben und sich trauen, etwas zu testen. Es ist so viel Auswahl dabei, dass ich das Buch immer mal wieder gerne für Denkanstöße in die Hand nehmen werde. Ich denke, mit Karin Kuschiks Buch sollte man es halten wie mit einem Supermarkt-Regal: das was man gebrauchen kann, nimmt man sich heraus, und das, was man für sich nicht anwenden kann, lässt man einfach stehen und vergisst es wieder.

Um in diesem Bild zu bleiben, würde ich sagen: Nach Karin Kuschiks 50 Fragen gehe ich mit einem randvollen Einkaufswagen aus dem Supermarkt und erfreue mich jeden Tag daran, wenn die Fragen mal wieder funktioniert haben. Und wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es eine kleine Karin auf meiner Schulter, die ich mir bei schwierigen Gesprächen herbeizaubern könnte, damit sie mir gute Tipps in der Situation gibt.

Bewertung vom 25.10.2025
Kiss the Right Bride
Hartig, Daniela

Kiss the Right Bride


weniger gut

Interessante Story, Umsetzung war nicht meins

June betreibt eine Hochzeitsagentur mit ihren besten Freundinnen. Sie organisiert, die anderen dekorieren, backen und machen die Fotos. Eigentlich ist sie damit sehr glücklich. Um das Ansehen ihrer Agentur zu Steigern kommt ihnen die Promi-Hochzeit der Tochter des Bürgermeisters in New York gerade recht. Doch die Herausforderung besteht nicht nur darin, dass die Braut eine echte Diva ist. Nein, der Bräutigam ist kein geringerer als ihr Sandkastenfreund Ryder, in den June unsterblich und leider auch unglücklich verliebt war. Doch dass es sich bei dem Bräutigam um eben jenen Ryder handelt, findet June erst heraus, als sie sich schon zufällig wiedergetroffen und miteinander geknutscht hatten.

Das Chaos nimmt seinen Lauf. Es ist eine typische zweite Chance Romanze verbunden mit der verbotenen Liebe zu einem vergebenen Mann. Durch diese ganzen Irrungen ist es fast komisch und lustig. Doch die handelnden Personen konnten mich nicht erreichen. Denn ihre Handlungen waren für mich einfach nicht nachvollziehbar. Wer heiratet schließlich jemanden, von dem er eigentlich nur genervt ist. Und wer fängt immer wieder was mit der ehemaligen Sandkastenliebe an, ohne mal einmal ein klärendes, ernsthaftes Gespräch zu führen. Natürlich waren tolle Emotionen im Spiel und die Anziehung war schon spürbar. Aber ganz ehrlich gesagt, habe ich mir auch mehrfach die Hand vor die Stirn schlagen wollen, weil ich es einfach anders gemacht hätte. Und solche Liebesgeschichten, egal wie tief die Emotionen sind, können mich einfach nicht begeistern, wenn ich mich nicht in die Personen hineinversetzen kann.

Es war mir alles eine Spur zu viel. Aber vielleicht spricht genau diese Theatralik ja andere Leser*innen an, die gerne mehr Drama und weniger klärende Gespräche haben möchten. Dann werdet Ihr hiermit vermutlich glücklicher als ich.