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reisende
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Flensburg

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 20.09.2025
Weißes Licht
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Ein wundervoller Roman über das Leben!
Der Autor Eric Puchner schreibt über das Wichtige im Leben:
Freundschaft, Liebe, Verrat, Ehe, Eltern werden, Arbeit, Kinder, über das Leben der Kinder ( auf das man so gut wie keinen Einfluss hat ), über das Altern und über Demenz, über das, worüber man schweigt und über das, worüber man nachdenkt.

Es ist ist wundervoller Roman, leise und unaufdringlich erzählt, dabei so spannend wie ein Thriller. Darüber, wie manche Entscheidungen ein ganzes geplantes Leben über den Haufen werfen und dabei noch Auswirkungen auf andere Menschen und sogar auf weitere Generationen hat.

Puchner versteht es hervorragend durch seine Zeitsprünge die Spannung aufrecht zu halten. Dabei beschreibt er schmerzhaft realistisch, wie die Menschen mit der Natur umgehen, und was wir alle hinnehmen und wir uns einfach an Waldbrände, aussterbende Tierarten und Umweltverschmutzung gewöhnen, ohne wirklich etwas aktiv dagegen zu unternehmen.

Viele Details sind realistisch und lebendig beschrieben, so wie die Geschichte der kleine Buchhandlung, wo die Protagonistin Cece versucht, mit der Lesung einer bekannten Autorin, die Leute aus dem Haus zu bekommen. Herrlich! Von mir gibt es 5 Sterne und eine Leseempfehlung - man muss nur etwas Zeit mitbringen, um auch die Zwischentöne und den Humor erfassen zu können. Und am Ende schließt sich der Kreis. Wundervoll!

Bewertung vom 31.08.2025
Aufsteiger
Huth, Peter

Aufsteiger


ausgezeichnet

Herrlich!
Eines muss man dem Autor Peter Huth lassen: Schreiben kann er. So lebendig, so bildhaft, dass man sich sofort mitten in das Geschehen reinversetzen kann. Das schaffen nicht viele. Trotz sehr ernster Themen, die in diesem Roman Platz finden und kontrovers diskutiert werden, macht gleichzeitig der Raum, den Huth mit der Beschreibung seiner Protagonisten zum Spekulieren öffnet, großen Spaß!
Huth schafft es, seine Protagonisten so zu beschreiben, dass man mitfühlt und mitfiebert, dabei schafft er eine Spannung, die er bis zum Schluss nicht nur halten sondern auch steigert.
Huth schreibt gekonnt von der veränderten Medienwelt, vom Aufsteigen und Verlieren und von der Macht, die der Einzelne durch Podcasts, Youtube-Videos, Kurznachrichtendienste und Social-Media erlangen kann und wie einfach es doch ist, Massen von Menschen zu manipulieren, zu spalten und zu hetzen.
Grandios! Unbedingt lesen!

Bewertung vom 10.08.2025
Unsere letzten wilden Tage
Bailey, Anna

Unsere letzten wilden Tage


ausgezeichnet

Erbarmungslos
Schon die Gestaltung des Covers entführt in die schwülen Sümpfe von Louisana und lässt die Armut der dort lebenden Menschen lebendig werden. Das Cover verspricht nicht zu viel:

Die Autorin Anna Bailey hat es geschafft, einen sehr dichten und vielschichtigen Roman zu schreiben, der dabei allerdings nicht überladen ist. Alles passt zusammen und ist wichtig für die Handlung und das Geschehen, jedes noch so kleine Detail hat eine Bedeutung.

Ihre Sprache ist mitreißend, man findet sich mitten im Geschehen, dass einem teilweise der Atem stockt und man eine Lesepause (und die fällt schwer!) braucht, um wieder im "Hier- und Jetzt" anzukommen, ohne sich allzusehr in die Tiefen und menschlichen Tragödigen ziehen zu lassen.

Die Protagonisten Loyal und Sasha, selbst beides Außenseiter in der beschriebenen bigotten Gesellschaft geben trotz aller Hindernisse nicht auf, den Tod von Loyals ehemaliger Freundin Cutter aufzuklären.

Es ist gesellschaftlicher Roman, mit angebrachter Kritik, der zeigt, dass Armut und fehlende Bildung zu Gewalt und Faschismus führt - und das nicht nur im tiefsten Lousisana.
Da aktuell gerade ein Fall vor dem deutschen Arbeitsgericht verhandelt wurde, fand ich dieses Zitat für unsere Zeit und dem Zustand in unserem Land sehr passend: "Ob nun Katholik, Baptist oder Wunderheiler (....)wenn es eine Sache gibt,(...) die die Leute gemeinsam haben, dann die Überzeugung, Gott wolle sie über Frauenkörper entscheiden lassen.
Dieses Zitat finde ich auch erwähnenswert:
"Es kommt schon vor, dass jemand eine Frau lieber tötet, als sie selbst entscheiden zu lassen, ob sie Mutter werden will oder nicht."

Unbedingt lesen!

Bewertung vom 29.05.2025
Die Schrecken der anderen
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen


ausgezeichnet

Dulden kennt keinen Widerstand
Beim Lesen des Romans "Die Schrecken der anderen" wird einem erst nach einer ganzen Weile klar, dass dieser Schrecken mitten unter uns ist und immer mehr Raum, Zeit und an Einfluss gewinnt.

Die Autorin Martina Clawadetscher führt die Leser:innen langsam aber stetig an das Unausprechbare. Zunächst nur mit Fragmenten, mit Gedankensplitter, wie im Fieberrausch, lässt sie die Protagonisten ihre Gedanken sprechen. Immer mehr fügt sich zusammen, was am Anfang nur lose, scheinbar unzusammenhängende Ereignisse waren. Immer mehr des Schreckens wird sichtbar, erst noch getarnt, nicht gleich offensichtlich.
Was für eine Erzählkunst!

Bis der Schrecken klar erscheint, die Macht, das Geld. So vieles weiß man, und doch wird einem schmerzlich klar, dass niemals wirklich und wahrhaftig dagegen gekämpft und vorgegangen wurde. Es wurde und wird geduldet. Und der Satz im Buch
"Deswegen ist die Duldung die scheinheiligste Form des Verbrechens" können und müssen wir uns alle bewusst machen.

Ein hervorragender Roman, der auch sprachlich überzeugt. Das Cover hat etwas gruseliges und könnte doch mehr Dramatik vertragen.
Das Einzige, was mich im Lesefluss gestört hat, waren die Gedankenstriche, mit denen die wörtliche Rede markiert ist. Muss man das jetzt so machen?

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung. Ein wichtiges Buch! Gerade jetzt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2025
Staying Alive
Mirasol, Eva

Staying Alive


ausgezeichnet

Todernstes Thema zum Schreien lustig erzählt
Das Cover ist superschön mit Prägung gestaltet und ein absoluter Hingucker.
Die Autorin Eva Mirasol erzählt mit einem unglaublichen Humor den Alltag in der Notaufnahme eines Berliner Krankenhauses. Ich zweifele keine Sekunde daran, dass es genau so ist. Leben und Tod nah beieinander, tragische Fälle, herzzerreißende Situationen und dazwischen die vielen, vielen Menschen, die ohne Grund die Notaufnahme blockieren. Die Opfer der Berliner Clubs und Paraden, die Drogen- und Alkoholvergiftete - und alles zum Schreien komisch erzählt.
Die Fußnoten mit medizinischen Erklärungen haben mir besonders gut gefallen. Der Roman beschreibt gelungen den ganz normale Wahnsinn einer Berufsanfängerin in der Notaufnahme und das ganze nicht ohne begründete Kritik an dem System voller männlichen Chefärzte, welches gerade vor einem Kollaps steht.
Die Beschreibung des wenigen Privatlebens der Protagonistin war wohl unvermeidbar. Trotz des Endes, bei dem für meinen Geschmack arg dick und zu kitschig aufgetragen wurde, meine absolute Leseempfehlung!
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Bewertung vom 11.04.2025
Der Duft des Wals
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


gut

Zuviel Etch A Sketch und Crocs
Zunächst mal lässt sich die Geschichte "Der Duft des Wals" leicht und locker weglesen, dabei helfen natürlich die kurzen Kapitel, die wechselnd aus Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt werden.

Durch den widerlichen Gestank des verwesendes Wals wird das paradisische Urlaubs-Ressort zum Alptraum. Auch die Armut des Landes außerhalb des Hotels, das Müllproblem und der Klimawandel wird geschickt mit eingewoben.

Man erlebt das Zerbröckeln einer Ehe, das Finden der Liebe zwischen Angestellten, ein kleines Mädchen, welches sich nicht benimmt und nicht redet wie ein Kind und eine durchgeknallte Flugbegleiterin, die sehr grotesk charakterisiert wird.

So manche Situation wird absurd beschrieben: das Verhalten nach der Einnahme von Ecstasy, der Streit am Buffet, der Slapstickmäßig endet, die Verteilung von Chanel Nummer 5 mit Drohnen gegen den Gestank. Soll wohl witzig sein, mich hat dieser Humor allerdings nicht abgeholt.

Was mich allerdings mächtig genervt hat, war die unzählige Verwendung von
"Etch A Sketch" und "Crocs". Haben diese Firmen das Buch gesponsert oder warum muss man diese Begriffe gefühlt 100mal lesen?
Wenn man leichte Unterhaltung braucht, kann man diesen Roman gut nebenbei lesen.
Dass der Wal nun als Metapher für den Untergang der Welt stehen soll, kann man sich denken, muss man aber nicht.

Bewertung vom 02.03.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Großartiges Landleben!
Genau so und doch auch ganz anders ist das Leben in Schleswig-Holstein auf dem Land in einer Dorf-Gemeinschaft. Martina Behm schafft es mit wenigen Worten präzise die Menschen in dem Ort Fehrdorf zu beschrieben, dabei bleibt sie nüchtern, sachlich und wertet nicht. Das hat mir sehr gut gefallen. Sie beschreibt die Familien, die Paare, die Frauen, die Männer und die Städter im Dorf. Manches ist so rückständig, dass man gar nicht glauben will, dass es wirklich so ist und doch ist es möglich. So anerzogen, so gefangen in der Dorfgemeinschaft mit sauberen Fenstern und Vorgärten.

Doch nicht nur die Menschen beschreibt die Autorin realistisch mit Scharfsinn, sondern so viel mehr: Den Dreck auf den Straßen, den Staub und die Spinnen im Haus, das Damwild, die Natur, die Frisuren, die Klamotten, das bäuerliche Leben, den Gestank der Schweinemast-Betriebe, die Themen der Landfrauen, die zur Sparsamkeit verdammten Bauern, die ökologischen Themen, die EU-Subventionen, der Umgang der Banken mit den Landwirten, die Erbfolge. Alles genau so wie es ist, hier draußen auf dem Land.

Der Tod der weißen Hirschkuh zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Jahr, welches mit allem, was so im Dorf passiert, beschrieben wird. Von mir gibt es eine Leseempfehlung - vor allem für Städter, die aufs Land wollen.

Bewertung vom 26.02.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Meisterhafte Erzählkunst!
Bei der Lektüre von Liz Moores Thriller sind Gänsehautmomente garantiert. Durch Zeitsprünge, die klar gekennzeichnet sind, zieht die Autorin immer tiefer in die Abgünde einer sehr reichen Familie hinein, die seit Generationen ein, über alle Grenzen bekanntes alljährliches, Feriencamp auf ihrem Grundstück und in ihren Wäldern fest installiert hat. Immer besser lernt man die Familie und Mitarbeiter des Camps kennen.
Der jüngste Sproß der Familie war bereits vor langer Zeit im Wald verschwunden und ist nie mehr aufgetaucht. Seinerzeit wurde ein Verdächtiger festgenommen und der Fall war ziemlich schnell abgeschlossen.

Die Leser:innen erleben mit, wie die Schwester, die erst nach dem Verschwinden des Sohnes gezeugt und geboren wurde, ebenfalls verschwindet und zwar während des Feriencamps, an dem das Mädchen, trotz des 100jährigen Geburtstagsfest des Hauses mit vielen illustren Gästen, teilnimmt.

Der Ablauf bei dem Feriencamp und das Highlight für die Teilnehmer:innen, die Survival-Tage, an dem die Kinder und Jugendlichen beweisen müssen, dass sie es schaffen, ein paar Tage und Nächte im Wald alleine zu überstehen, wird detailliert beschrieben. Auch die Regeln, wie man sich zu verhalten hat, wenn man sich in den Tiefen des Waldes verlaufen sollte...

Moore schafft es, Menschen, ihre Beziehungen und Abhängigkeiten zueinander so realistisch zu schildern und zu beschreiben, dass man diese sehr gut nachfühlen und ersprüren kann. Eine große Kunst, das zu schaffen! Und die Autorin schafft es ebenfalls, falsche Fährten und Wendungen einzubauen, dass einem der Atem stockt. Große Klasse! Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.01.2025
Die Schanze
Menz, Lars

Die Schanze


gut

Lässt im Verlauf stark nach.
Das Cover ist gut gestaltet und zunächst habe ich mich über den außergewöhnlichen Farbschnitt gefreut, allerdings kleben die Seiten aneinander - dies soll sicher nicht so sein.

Der Prolog aus Sicht des Täters und die ersten Seiten des Romans haben mich sofort in den Bann gezogen. Der Umzug der Protagonistin von Hamburg in ihren Heimatort, die Ankunft dort und das alte Haus, in dem sie eine Arztpraxis eröffnen möchte, sind so detailliert beschrieben, dass man förmlich den muffigen Geruch und die Unordnung spüren kann. Dann bin ich bei der Beschreibung der Arzthelferin über ein paar Sätze gestolpert, sinngemäß: "Über die besten Jahre drüber und ihr alterndes De­kolle­té versuchte sie unter den langen Haaren zu verstecken". Mein erster Gedanke: So einen Unsinn kann nur ein Mann schreiben. Ich vermeide tunlichst, bei Romanen zuerst über die Autor:innen zu lesen - hier ist es aber doch sehr offensichtlich, einen, von einem Mann geschriebenen, Krimi vor sich zu haben - genau wegen solchen Sätzen.
Leider wechselte der detaillierte Schreibstil zu vielen unötigen Längen, die anfängliche Spannung wird dabei nicht aufrecht gehalten. Es liest sich wie viel Fülltext, um auf mehr Seiten zu kommen, die man getrost querlesen kann, ohne dabei etwas zu verpassen. Auch die anderen Figuren im Roman erhalten in ihrer, ansonsten recht guten Beschreibung, leider nichts symphatisches, hier kommt irgendwie niemand gut weg. Diese unsymphatischen Züge der Protagonisten machen es mir unmöglich mitzufiebern. Die Romanze, die sich zwischen der verlassenen Ärtztin und dem verlassenen Journalisten entwickelt, ist sehr vorhersehbar, auch hier fehlt jede Spannung, auch hier fiebert man nicht mit.

„Die Schanze“ ist für mich eher ein Kriminalroman als ein Thriller. Nach dem tollen Beginn bin ich sehr entäuscht darüber, dass die Spannung und der Stil im weiteren Verlauf so sehr nachlassen. Schade!

Bewertung vom 16.11.2024
Mordscoach Bd.1
Pabst, Lilli

Mordscoach Bd.1


gut

Grotesk ohne Humor
Nach einem sehr spannenden Anfang driftet die Geschichte leider zu sehr ins Groteske ab. Die Protagonistin bleibt oberflächlich beschrieben und unsymphatisch, da hilft auch kein Kindheitstrauma, welches ab- und zu erwähnt wird.
Ich finde, dass die Autorin, die doch selbst Psychotherapeutin ist, die Szenen etwas professioneller hätte schreiben können. Stattdessen lässt sie ihre Protagonistin wiedergeben, was die Allgemeinheit in einem Fall bei Gewalt gegen Frauen denkt. Das passt für mich nicht. Die Morde sind so offensichtlich konstruiert, dass mich die Beschreibung überhaupt nicht gefesselt hat. Störend auch die Szenen, die sich im Kreis drehen. Inerhalb von zwei Seiten der gleiche Satz: "Jakob ist mein Mann! Er gehört mir!" Die Sprache wird mit der Zeit immer vulgärer, die Gewalt immer brutaler... passt nun so gar nicht zu einem Cozy-Krimi. Sprachlich ist der Roman nicht besonders anspruchsvoll, man kann ihn schnell durchlesen. Der Humor, den ich mir erhofft hatte, fehlt völlig. Ich hatte nach der ersten, gut beschriebenen Szene, mehr erwartet. Das Buch mit dem abrupten Schluss, ohne die Geschichte zu Ende zu erzählen, lässt mich leider entäuscht zurück. Schade!