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schmoekerstunde

Bewertungen

Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

„Wie Risse in der Erde“ ist für mich ein starker Roman, der es schafft, Herz und Verstand zu erreichen. Ich fand die Kombination aus sanfter Naturbeschreibung und knisternder, dunkler Spannung sehr wirkungsvoll. Beths Lebensgeschichte – von der unbeschwerten Jugendliebe bis zum Leben als Frau mit einer tragischen Vergangenheit – wirkt authentisch und mitreißend.

Manchmal wird es etwas dramatisch, und ja – die Liebesgeschichte ist nicht gänzlich ohne bekannte Motive. Etwas weniger hätte es auch getan. Dennoch überwiegt bei mir der Gewinn: Ich wurde emotional abgeholt, habe mitgefühlt, und war überrascht von der Wendung am Schluss – die Andeutung, wer wirklich Schuld trägt, ist bis fast zur letzten Seite gut verborgen.

Ich würde das Buch Lesern empfehlen, die gerne melancholische Liebesgeschichten lesen, die aber auch Krimi-Spannung und Familiendynamik mögen. Wer hingegen eher leichte, unbeschwerte Lektüre will, könnte das Gewicht der Gefühle und der Tragödie als zu schwer empfinden.

Leserinnen und Leser von „Der Gesang der Flusskrebse“ werden hier vermutlich ganz auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 14.11.2025
Rauhnächte
Sandberg, Ellen

Rauhnächte


ausgezeichnet

Ellen Sandberg ist das Pseudonym der bekannten Krimiautorin Inge Löhnig, die mit ihren Romanen bereits viele Leser begeistert hat. Unter ihrem zweiten Namen zeigt sie eine ganz andere Seite: weniger Krimi, mehr Gefühl – Geschichten über Familie, Schuld, Geheimnisse und den langen Schatten der Vergangenheit. Rauhnächte ist dafür ein besonders schönes Beispiel.

Die Geschichte beginnt an Heiligabend, als Pia erfährt, dass sie mit 4 Jahren adoptiert wurde. Diese Nachricht bringt ihr ganzes Leben durcheinander.

Sie begibt sie sich auf eine Reise in ihre Vergangenheit und zugleich in sich selbst. Zwischen verschneiten Dörfern und den geheimnisvollen Bräuchen der sogenannten Rauhnächte entfaltet sich ein fesselndes Familiengeheimnis.

Im Anhang schreibt Ellen Sandberg, dass Rauhnächte ursprünglich bereits vor mehr als 10 Jahren als Jugendbuch erschienen ist. Für die aktuelle Ausgabe hat sie die Geschichte komplett überarbeitet und „erwachsen gemacht“ – sprachlich reifer, psychologisch intensiver und vielschichtiger. Trotzdem spürt man noch die jugendliche Neugier und das Abenteurliche des ursprünglichen Textes.

Mich hat vor allem die Atmosphäre begeistert: Diese winterliche Kälte, das geheimnisvolle Schweigen der Natur, das Gefühl, dass zwischen den Jahren etwas in der Luft liegt. Die alten Mythen und Bräuche der Rauhnächte sind nicht bloß Dekoration, sondern tragen die Stimmung und Bedeutung der Geschichte: Es geht um Übergänge, um das Loslassen und das Wiederfinden.

Die kleine Fuchs-Geschichte am Ende des Romans ist wie ein kleines Märchen. Der Fuchs wirkt wie ein Symbol für Freiheit, Wildheit und die Suche nach dem eigenen Weg. Ein wunderschöner Abschluss.

Bewertung vom 27.10.2025
Der Club der Traumtänzer
Izquierdo, Andreas

Der Club der Traumtänzer


ausgezeichnet

„Der Club der Traumtänzer“ ist ein warmherziger, zugleich humorvoller Roman über die Macht zufälliger Begegnungen – und darüber, wie sie das Leben auf leise, aber tiefgreifende Weise verändern können.

Gabor Schöning, ein Mann von blendender Selbstsicherheit und gepflegter Arroganz, glaubt, alles unter Kontrolle zu haben – bis zu dem Tag, an dem er die Direktorin einer Sonderschule mit dem Auto anfährt. Um eine Anzeige und damit den drohenden Verlust seines Jobs zu vermeiden, lässt er sich widerwillig auf ihren ungewöhnlichen Vorschlag ein: Er soll fünf lernbehinderten Schülern das Tanzen beibringen.

Mit feinem Humor, großem Einfühlungsvermögen und spürbarer Menschlichkeit erzählt der Autor die Geschichte eines Mannes, der in der Begegnung mit außergewöhnlichen Menschen sich selbst wiederzufinden beginnt. Die Figuren sind liebevoll beschrieben, vielschichtig und oft wunderbar skurril – jede von ihnen trägt auf ihre Weise dazu bei, Gabor Schöning zu verändern.

Der Stil des Autors ist lebendig, pointiert und von stiller Poesie durchzogen. Man liest und spürt, dass es eine Geschichte ist, der man sich nicht entziehen kann.

Bewertung vom 19.10.2025
Dunkle Sühne / North Falls Bd.1
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


ausgezeichnet

Ein Buch voller Spannung, Schmerz und unauslöschlicher Wunden.
Als in North Falls zwei junge Mädchen spurlos verschwinden, wird Deputy Emmy Clifton in einen Albtraum gestoßen, der sie über Jahre verfolgt. Zwölf Jahre später kehrt die Dunkelheit zurück – und zwingt sie, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen.
Emmy ist keine makellose Heldin, sondern ein zutiefst menschlicher Charakter – gezeichnet von Schuld, getrieben von der Suche nach Wahrheit.
Die Atmosphäre des Romans ist düster, dicht und emotional aufgeladen – eine stetige Spannung, die unter die Haut geht.

Ein intensiver, kraftvoller Thriller über die Abgründe hinter der makellosen Fassade einer Kleinstadt – und über die Geister, die nie vergessen.

Bewertung vom 09.10.2025
After Death - Ein Thriller
Koontz, Dean

After Death - Ein Thriller


schlecht

Selten habe ich mich durch ein Buch so gequält wie durch After Death. Dean Koontz scheint hier nicht das Ziel gehabt zu haben, den Leser zu fesseln – sondern ihn zu prüfen. Ganze Seiten sind mit endlosen Bandwurmsätzen gefüllt, die sich winden und schließlich in ihrem eigenen Geschwafel ersticken. Manche sind so überladen, dass man am Ende nicht mehr weiß, wo sie begonnen haben – geschweige denn, worum es überhaupt ging.

Nach rund 150 Seiten stellte sich nicht mehr die Frage, ob man weiterliest, sondern warum. Was wie ein Thriller beginnt, entpuppt sich als bleierne Ansammlung blutleerer Szenen, bevölkert von hölzernen Figuren, die bedeutungslose Dialoge austauschen, als würden sie selbst gern aus dieser Geschichte fliehen.

Wer Koontz frühere Werke kennt, fragt sich fassungslos, was von diesem Autor eigentlich übrig geblieben ist.

After Death ist kein Thriller, sondern ein sprachlicher Hindernislauf. Wer hier Spannung erwartet, bekommt nur ermüdende Wortakrobatik und hat das ungute Gefühl, seine Zeit an literarischen Schrott verschwendet zu haben.

Bewertung vom 22.09.2025
Wassermanns Zorn
Winkelmann, Andreas

Wassermanns Zorn


ausgezeichnet

Ein Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat. Andreas Winkelmann versteht es hervorragend, mit kurzen Kapiteln, einem klaren, temporeichen Stil und pointiert gesetzten Cliffhangern einen Sog zu erzeugen, dem man sich kaum entziehen kann.

Besonders auffällig ist, dass viele Figuren nicht unbedingt Sympathieträger sind. Einige wirken kühl, berechnend oder schlicht unsympathisch – was beim Lesen zunächst irritieren mag, der Geschichte jedoch eine unerwartete Authentizität verleiht. Schließlich ist nicht jeder ein Held, und manche Entscheidungen entspringen nun einmal Egoismus oder innerer Kälte.

Für mich war Wassermanns Zorn ein echter Pageturner. Die düstere Atmosphäre, die spannungsgeladene Handlung und der flüssige Schreibstil haben mich durch die Seiten getragen – auch wenn ich mir von den Charakteren stellenweise mehr Nähe und Sympathie gewünscht hätte.

Alles in allem ist Wassermanns Zorn ein packender Thriller, der mit hohem Tempo und atmosphärischer Dichte überzeugt. Wer bereit ist, sich auf kantige, nicht immer angenehme Figuren einzulassen, wird mit einer Geschichte belohnt, die bis zum Schluss fesselt und nachwirkt.

Bewertung vom 16.09.2025
Altes Land
Hansen, Dörte

Altes Land


ausgezeichnet

Der Roman hat mir gut gefallen, auch wenn der Einstieg etwas ungewohnt war.
Es ist ein vielschichtiges Buch, mit einer Mischung aus feinem Humor, Melancholie und sprachlicher Eigenwilligkeit, und es erzählt die Geschichte zweier Frauen: Vera, die als Flüchtlingskind ins „Alte Land“ kam, und ihre Nichte Anne, die mit ihrem Sohn aus Hamburg in das alte Bauernhaus zieht.

Der Sprachstil ist besonders: sehr knapp, oft mit kurzen, fast abgehackten Sätzen. Am Anfang fand ich das etwas gewöhnungsbedürftig, aber mit der Zeit merkt man, wie gut das zur Geschichte und zur norddeutschen Atmosphäre passt. Gerade die spröde, klare Sprache macht das Buch authentisch und bringt die Eigenheiten der Figuren gut rüber.

Mir hat gefallen, dass die Geschichte ohne große Dramen auskommt und trotzdem berührt. Man erkennt vieles wieder – das Festhalten an Traditionen, das Misstrauen gegenüber Fremden, aber auch die Sehnsucht nach Geborgenheit.

Ein lesenswertes Buch, wenn man sich auf den besonderen Stil einlässt.

Bewertung vom 12.09.2025
Die Verlorene
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, die man liest – und es gibt jene, die einen mitnehmen, als würde man selbst Seite für Seite mitleben. Dieser Roman gehört für mich zu den Werken, die man nicht nur verschlingt, sondern durchlebt.

Miriam Georg erzählt das Schicksal einer Familie aus Schlesien, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs auseinandergerissen wird. Und doch endet die Geschichte nicht dort – sie zieht ihre Fäden bis in unsere Gegenwart, wo die Nachkommen noch immer den langen Schatten jener Zeit spüren.

Mit poetischem Gespür erzählt die Autorin von Verlust und Flucht, aber auch von Neubeginn und Hoffnung. Besonders die Frauen dieser Geschichte beeindrucken: Sie tragen eine stille, doch ungeheure Stärke in sich.

Berührend ist, wie Vergangenheit und Gegenwart sich durchdringen – wie das Ungesagte fortlebt, wie Fragen, die einst verschwiegen wurden, Jahrzehnte später an die Oberfläche drängen. Man leidet mit den Frauen, die alles verloren haben, und fühlt zugleich ihre unstillbare Sehnsucht nach Zugehörigkeit – eine Sehnsucht, die bis in die nächste Generation weiterreicht.

Dieser Roman ist mehr als eine Geschichte über Krieg und Schmerz. Er ist ein Zeugnis für die Macht der Erinnerung und Hoffnung, und er erinnert daran, dass die Vergangenheit nie ganz vergeht.

Bewertung vom 19.08.2025
Animal
Rode, Tibor

Animal


ausgezeichnet

Schon nach dem Prolog war für mich klar: Dieses Buch lässt einen nicht kalt. Und nach den ersten Seiten hatte ich keinen Appetit mehr auf Fleisch. So eindringlich und beklemmend beschreibt Tibor Rode die Situation der Tiere, dass man gar nicht anders kann, als sein eigenes Verhalten zu hinterfragen.

Die Geschichte selbst ist dann genauso fesselnd wie der Einstieg. Ein Schwein, das zum „Mandanten“ in einem Gerichtsverfahren wird, dazu die Forschung, die mithilfe von KI echte Kommunikation zwischen Mensch und Tier ermöglichen will. Ein origineller Plot, provokant und hochaktuell.

Besonders spannend sind die wissenschaftlichen Hintergründe zu KI und Sprachforschung. Alle Figuren wirken lebendig und dynamisch.

Mich hat sehr beeindruckt, dass Animal weit über den Thriller hinaus Fragen aufwirft: Was würde es bedeuten, wenn Tiere wirklich sprechen könnten? Wie sehr verdrängen wir die Realität in unserem Alltag? Und wären wir bereit, die Konsequenzen zu tragen?

Ein intelligenter, emotionaler Pageturner, der mich gleichzeitig gefesselt und zum Nachdenken gebracht hat – so sehr, dass er sogar mein Essverhalten beeinflusst hat.

Bewertung vom 18.08.2025
Der Duft der fernen Insel
Rey, Christina

Der Duft der fernen Insel


ausgezeichnet

Die Autorin beschreibt die Landschaften und die Stimmungen so eindringlich, dass man sich beim Lesen sofort in ferne Welten getragen fühlt. Ihre Sprache ist reich an feinen Details und zugleich geprägt von Leichtigkeit, Wärme und Feinfühligkeit. Mir hat gefallen, wie beeindruckend sie ihre Figuren beschreibt.

Die Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet und wirken in all ihren Facetten glaubwürdig und lebendig. Durch die eindringliche Erzählweise entsteht eine Atmosphäre, die man nicht nur erfasst, sondern regelrecht durchlebt. Besonders bemerkenswert ist, dass die Autorin nicht allein die Schönheit Sansibars einfängt, sondern auch die dunklen Seiten jener Epoche sichtbar macht: die Grausamkeit der Sklaverei und die erschütternden Schicksale der Betroffenen.

Der Roman ist ein aussergewöhnliches Leseerlebnis.