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leonie70524

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2025
Im Wind der Freiheit
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit


ausgezeichnet

Der Roman spielt zu Zeiten des Deutschen Bunds, des Fürstentums und der Märzrevolution 1848/49. Diese Zeitepoche finde ich sehr spannend und habe dazu auch noch nicht viele Bücher gefunden und gelesen. Abgesehen davon, hat Tanja Kinkel die historischen Ereignisse sehr gut mit der von ihr erzählten Geschichte verwoben und ich habe dabei viel über diese Zeit gelernt.
Die beiden Protagonistinnen Louise und Susanne finde ich auch sehr gelungen. Sie kommen aus unterschiedlichen Verhältnisse und finden zueinander, um sich für die Rechte der Frauen und Armen einzusetzen. Besonders konnte ich mich mit Louise identifizieren. Ihre Gedanken und ihr Handeln zu einer Zeit, in der Frauen keine Rechte haben, finde ich bewundernswert und inspirierend. Auch wenn es vom Umfeld teilweise nicht gut aufgenommen wird, setzt sie sich dennoch weiter für ihre Visionen ein.
Das Cover spiegelt diese Thematik auch gelungen wider: eine Frau, die auf das Geschehen der Revolution blickt bzw. vor Ort ist.
Der Schreibstil war flüssig, niveauvoll und gut zu lesen.
Ich würde den Roman jedem empfehlen, der Lust auf ein spannendes, gut historisch recherchiertes Buch hat, das sich kritisch mit den damaligen Gesellschaftsverhältnissen auseinandersetzt und dabei lebendige Figuren geschickt einbettet.

Bewertung vom 04.06.2025
Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1


sehr gut

„Die Trümmerschule“ ist ein Roman aus der Nachkriegszeit im zerstörten Wien.
Der Zweite Weltkrieg ist vorbei und die österreichische Hauptstadt liegt in Schutt und Asche. Beim Wiederaufbau helfen möchte Stella, eine junge jüdische Frau, die während des Krieges aufgrund der Judenverfolgung enteignet wurde und fliehen musste. Ihre Familie wurde vergast, ihr Verlobter ist gefallen und lediglich ihre Freundin ist noch da, bei der sie wohnen kann um ihre Tätigkeit als Lehrerin aufzunehmen. Trotz des Neuaufbaus braucht es Zeit, ein neues Denken in die Köpfe der Menschen zu bringen. Zu sehr ist noch autoritäres Denken, Erziehung durch Unterwerfung und das Brechen des Willens in den Vorstellungen verankert. Stella muss kämpfen, denn nicht alle Kolleg:innen sind begeistert von ihrer Art der Pädagogik.

Der Roman ist angenehm zu lesen und legt den Schwerpunkt eher auf Stella und die Beziehungen zu den Schülern und zu den Mitmenschen als sich auf viele historische Fakten zu konzentrieren.
Ein kleiner Kritikpunkt: die Schrift ist relativ groß und so liegt ein wenig die Vermutung nahe, dass hier aus kommerziellen Gründen zwei Teile statt einem einzelnen Roman geschaffen wurden. Trotzdem ist dies ein empfehlenswerter Roman über eine mutige junge Frau in einer schwierigen Zeit des Neuanfangs.

Wird Stella es schaffen, den Neuanfang mit Mut und Tatkraft zu bestehen und auch ihr eigenes Glück finden?
Das beantwortet sich wohl eher in Teil 2 der Dilogie.

Bewertung vom 26.05.2025
Himmlischer Frieden
Wen, Lai

Himmlischer Frieden


sehr gut

China befindet sich in den 80er Jahren im Kommunismus. Lin wächst in diesem System auf. Ihrer Großmutter, die ihre Vertraute ist, wurden noch die Füße gebunden, wogegen sie sich gewehrt hat. Anders ist Lins Vater, den das politische Regime zum Schweigen gebracht hat, und ihre Mutter, die vorbildlich vor Nachbarn und Bekannten dastehen will. Linn selbst versucht auch alles richtig zu machen. Als sie auf die Uni geht, erweitert sich ihr Horizont und sie beginnt, den Kommunismus mit seinen einengenden Vorschriften zu hinterfragen.

"Himmlischer Frieden " lässt sich leicht und flüssig lesen, wobei der Spannungsbogen in der Mitte des Buches etwas nachlässt. Die Protagonistin Lin verharrt etwas zu sehr in ihrer Opferrolle nach meinem Geschmack, besonders was ihren Freund betrifft. Interessant fand ich, dass es sich um die Autobiographie der Autorin handelt, die die Protestaktion auf dem Platz des Himmlischen Friedens Ende der 80er Jahre als Studentin selbst miterlebt hat.

Bewertung vom 27.04.2025
Das Haus der Türen
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


sehr gut

Im Jahr 1921 kommt der britische Schriftsteller Willie Somerset Naugham auf die malaysische Insel Penang. Hier besucht er das Ehepaar Lesley und Robert, seinen alten Jugendfreund. Lesley ist erst wenig begeistert, denn sie muss sich um Willie kümmern. Sein als Sekretär getarnte homosexueller Freund Gerald treibt sich lieber abends rum, um das Geld des Schriftstellers bei Glücksspielen zu verprassen. Robert ist krank und geht abends früh zu Bett, so dass sich Lesley gezwungen sieht, Somerset Maughan zu unterhalten. Nach und nach kommen sich die beiden näher und offenbaren sich ihre Probleme. Der Schriftsteller ist pleite, leidet unter seiner Scheinehe, da er seine Sexualität nicht offen ausleben darf und befürchtet, seine Tochter zu verlieren.
Lesley fühlt sich ungesehen und traut sich nicht, aus ihrer Ehe auszubrechen. Die wahre Liebe hat sie bereits mit dem chinesischen Revolutioniär Sun Yat-sen erlebt, die in Rückblenden im Jahr 1910 erzählt wird.
Die Geschichte von Willie wird in der dritten Person erzählt, während Lesley als Ich-Erzählerin auftritt. Die Geschichte ist sprachlich poetisch und fein gezeichnet, hat jedoch einen leichten Erzählton und ist damit flüssig zu lesen. Die Konventionen, unter denen die Protagonisten zu leiden haben, halten auch noch in der heutigen Zeit an, wo viele Menschen noch immer mit Vorurteilen zu kämpfen haben und sich nicht trauen das Leben zu leben, was ihnen bestimmt ist.
Ich fand "Das Haus der Türen" wunderschön geschrieben. Es ist ein tiefgründiger und trotzdem leichter Roman im Zeitalter des Imperialismus, der wehmütig und zugleich poetisch ist.

Bewertung vom 12.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


sehr gut

Venedig zu Zeiten des 18. Jahrhunderts: Anna Maria ist Tochter einer Prostituierten und wird in ein Waisenhaus gegeben. Schnell stellt sich heraus, dass sie nicht nur musikalisch begabt ist, sondern die Musik auch ganz anders aufnimmt und erfährt. Ihr Musiklehrer Antonio Vivaldi erkennt ihr Talent beim Violinespielen schnell an und gibt ihr Einzelunterricht. Gemeinsam komponieren und erschaffen sie Neues.
Das Buchcover passt gut zum Inhalt des Romans: der blaue Fluss der Lagune, ein schwungvoller Teil eines Musikinstruments, in dem das historische Venedig hervorblitzt. Die geschichtlichen Umstände kamen in dem Roman gut zum Vorschein, sodass sich der Leser in die damalige Zeit hineinversetzt fühlt. Die Beschreibungen (der Umgebung) des Waisenhauses und von Venedig waren dabei sehr bildlich und atmosphärisch. Der Schreibstil der Autorin allgemein ist flüssig.
Da Anna Maria die Musik auch als Farben wahrnimmt, waren diese Beschreibungen der Musik für mich besonders interessant und lebendig.
Ihre Persönlichkeit und ihr Ehrgeiz fand ich im Buch gut umgesetzt und für die Zeit eher untypisch, was sie zu einer besonders interessanten Persönlichkeit macht.
Ich habe bei diesem Buch einiges gelernt: sowohl über die Person der real existierenden Anna Maria dal Violin, als auch über den (historischen) Zeitgeist. Ich habe zuvor noch nie etwas von ihr gehört und kann das Buch deshalb auch jedem ans Herz legen, da es neben Vivaldi noch eine andere großartige Komponistin im Venedig des 18. Jahrhunderts gab.

Bewertung vom 21.12.2024
Strong Female Character
Brady, Fern

Strong Female Character


ausgezeichnet

Fern Brady beschreibt in ihrer Autobiographie ihren Lebensweg mit Autismus. Ihre Diagnose erhält sie erst als Erwachsene. Ihr "Anderssein" hat ihr somit zunächst große Probleme bereitet, da sie sich bemüht hat, sich ihrer Umwelt anzupassen.
Fern beschreibt, wie sehr ihr die Reize der Umwelt zu schaffen machen. Die hohe Anpassungsleistung verlangt ihr so viel ab, dass sie teilweise sogar Möbel zerschlagen, da das autistische Gehirn keine Möglichkeit findet, die erlebten Reize adäquat abzubauen. Ein besonderes Augenmerk verdient die Autobiographie durch die Schilderung des weiblichen, hochfunktionalen Autismus. Mädchen und Frauen sind eher in der Lage, sich sozial anzupassen als männliche Autisten. Sie beobachten und ahmen nach, womit sie weniger auffällig sind. Trotzdem kostet das eine immense seelische Kraft. Nichts im zwischenmenschlichen Bereich kommt automatisch, alles muss erarbeitet werden. Dabei wird eine Autistin, die zwar sehr intelligent aber auch zeitgleich im sozialen Miteinander sehr naiv sein kann, Opfer von psychischen Mißbrauch und männlicher Dominanz.

Daher ist das Buch, das einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung von weiblichen Autismus beiträgt, sehr empfehlenswert. Die Autorin schreibt eindringlich und sachlich. Dies führt eventuell bei manchen Lesern dazu, schwer mit ihr zu sympathisieren. Aber auch das kann ein Anzeichen von Autismus sein. Liebhudelei wird man bei Autisten schwer finden. Dafür erfährt man Authentizität und klare Aussagen, so wie in diesem Buch.

Bewertung vom 30.09.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


ausgezeichnet

"Das Gegeimnis der Glasmacherin" ist ein wunderbarer Roman um eine Familie aus Murano nahe Venedigs Mitte des 15.Jahrhunderts.
Orsola lebt mit ihren Eltern und den zwei Brüdern auf der Insel Murano. Die Familie hat sich dem Handwerk des Glasherstellens verschrieben. Der Vater und die Brüder bearbeiten die Glaskunst, währenddessen sich Orsola und ihre Mutter um den Hof, die Wäsche und das Essen kümmern. Eines Tages geschieht ein tragischer Unfall, der den Tod des Vaters zur Folge hat. Die Familie muss sich um zu Überleben neu sortieren, und Orsola lernt filigrane Glasperlen herzustellen, um das Familieneinkommen mit sicherzustellen.
Der Roman bietet einen Einblick in das mittelalterliche Leben in Italien und ist hervorragend recherchiert. Ich habe viel gelernt über die damalige Gepflogenheiten der Menschen, italienische Sprache und natürlich über die Herstellung des berühmten Murano-Glases.
Ich kann diesen tollen historischen Roman mit dem wunderschönen Cover nur jedem ans Herz legen, der gerne historische Romane liest.

Bewertung vom 04.09.2024
Sing, wilder Vogel, sing
O'Mahony, Jacqueline

Sing, wilder Vogel, sing


ausgezeichnet

Der Roman "Sing, wilder Vogel, sing" behandelt ein bitteres Kapitel in der Geschichte Irlands: die große Hungersnot Mitte des 19. Jahrhunderts, die viele Iren zum Auswandern gezwungen hat. So auch Honora, die alles verloren hat bis auf ihre Singstimme.
Von bitterem und alles verzehrendem Hunger getrieben wenden sich die Dorfbewohner zunächst an einen Gutshof, wo man ihnen nicht weiterhilft. Verzweifelt versuchen sie das Gut zu stürmen. Dort abgewiesen ziehen Dorfbewohner weiter, bis Honora auf der Flucht etwas Schreckliches passiert...

Honora, nun in den USA lebend und mit neuem Namen, erinnert sich an die damaligen traumatischen Ereignisse. Das Buch ist spannend und leicht zu lesen und hat mich oft schockiert. Das Schicksal von Honora verdient es definitiv gehört bzw. gelesen zu werden.
Das Cover ist wie bei Diogenes schlicht und schön und auch für das Thema des Romans passend.

Bewertung vom 26.08.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


sehr gut

Der Roman hat mich durch seine Tiefe und die sorgfältige Charakterzeichnung beeindruckt. Schon das Cover und die Gestaltung des Buches fangen die Atmosphäre der Geschichte perfekt ein. Das Cover zeigt eine schlichte, aber eindrucksvolle Landschaftsaufnahme, die die Weite und zugleich die Einsamkeit Maines widerspiegelt. Die Farbgebung wirkt beruhigend und lädt den Leser ein, in die ruhige, aber intensive Welt der Figuren einzutauchen.

Die Geschichte selbst dreht sich um vier Generationen von Frauen, deren Leben eng miteinander verknüpft sind. Ohne zu viel zu verraten, kann ich sagen, dass Sullivan es meisterhaft versteht, die individuellen und zugleich universellen Herausforderungen, denen diese Frauen gegenüberstehen, darzustellen. Die Themen Familie, Pflichtgefühl, Liebe und der Konflikt zwischen Tradition und Moderne ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Sullivans Schreibstil ist flüssig und präzise, sie schafft es, komplexe Emotionen und Beziehungen in klaren und dennoch poetischen Sätzen auszudrücken. Die Sprache ist nicht überladen, sondern vermittelt das Wesentliche mit einer Eleganz, die den Leser sofort in den Bann zieht. Es gelingt ihr, eine Atmosphäre zu schaffen, die gleichzeitig melancholisch und hoffnungsvoll ist.

Jede Frau der Geschichte ist einzigartig und dennoch durch ein unsichtbares Band mit den anderen verbunden. Besonders beeindruckt hat mich, wie authentisch und vielschichtig die Charaktere gezeichnet sind. Man spürt, dass Sullivan ein tiefes Verständnis für die inneren Kämpfe und Freuden ihrer Figuren hat. Sie schafft es, die Leser dazu zu bringen, sich mit jeder dieser Frauen zu identifizieren, unabhängig von ihrem Alter oder ihren Lebensumständen.

Für mich war das Buch besonders interessant, weil es eine intensive Auseinandersetzung mit der weiblichen Identität und den Erwartungen an Frauen in verschiedenen Epochen und Lebensphasen bietet.

Ich kann „Die Frauen von Maine“ wärmstens empfehlen. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und noch lange nach dem Lesen nachhallt. Leser, die Geschichten über starke Frauen, komplexe Familienbeziehungen und das Aufeinandertreffen von Vergangenheit und Gegenwart mögen, werden dieses Buch besonders schätzen.

Bewertung vom 24.08.2024
Und dahinter das Meer
Spence-Ash, Laura

Und dahinter das Meer


sehr gut

Das Buchcover finde ich sehr schön und einladend; als ob es zu einer sommerlichen Reise einladen würde.
Die Geschichte wurde meiner Meinung nach im Groben und Ganzen gut umgesetzt. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir eventuell noch mehr Details gewünscht, zum Beispiel, wie Beatrix sich in der “neuen Familie“ anfangs eingelebt und gefühlt hat.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die Sprache schön, oft auch mit malerischen (Natur-)Beschreibungen.
Die Figuren waren für mich alle authentisch, da jede relevante Person mal abwechselnd ein Kapitel erzählt hat, sodass der Leser einen guten Eindruck in die Gedankenwelt des jeweiligen Charakters erhält.
Der Roman war für mich schön zu lesen, weil ich darin abtauchen konnte und ich die Geschichte schön fand.
Ich würde das Buch jedem empfehlen, der in eine leichte Sommergeschichte mit tollen Charakteren abtauchen möchte.