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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Stefanie
Wohnort: 
Bramsche

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2025
Auf gefährlich sanfte Art (eBook, ePUB)
Laurain, Antoine

Auf gefährlich sanfte Art (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend wie ein Krimi

Um mit mir als Leserin anzufangen: Ich habe eine Vorliebe für Bücher, in denen es thematisch um Psychologie und Psychotherapie geht. Dies ist in Laurains Roman ,Auf gefährlich sanfte Art‘ der Fall. Aber dieses Buch ist anders. So erzählt die weibliche Hauptfigur Nathalia ihrem Psychotherapeuten nicht unmittelbar von ihren Schwierigkeiten und Problemen. Stattdessen beschreibt sie das Leben anderer Personen, Personen, die sie auf drei Etagen eines Mietshauses beobachtet, auf das sie aus ihrem Fenster blickt. Man versucht als Leser zusammen mit dem Therapeuten herauszufinden, was sich aus den Geschichten in Bezug auf die Patientin herauslesen lässt. Was erzählen die Geschichten über sie?
Die Darstellung der Therapiesitzungen selbst ist knapp gehalten, wobei der Schwerpunkt auf der Schilderung der drei Hausbewohner liegt. Es scheint auch so, dass Therapeut und Patientin auf Distanz bleiben.
Das Ende ist originell und überraschend. Die Sprache Laurains ist eingängig und flüssig lesbar. Der Roman bleibt spannend bis zum Schluss.

Bewertung vom 31.08.2025
Wackelkontakt (eBook, ePUB)
Haas, Wolf

Wackelkontakt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie ein wirbelnder Sog

Wolf Haas Roman „Wackelkontakt“ ist formal aufgeteilt in zwei große Kapitel, die gleichzeitig zwei Erzählebenen darstellen. Durch seine Schnelligkeit und Intensität der Sprache gelingt es ihm jedoch, diese immer wieder verwischen und unscharf werden zu lassen. Das große Thema des Romans ist die Schuld, deren Verschleierung und Folgen. Dabei schafft Haas es, diese zunächst schwierig anmutende Kost voller Wortwitz und Situationskomik darzustellen. Gleichzeitig wird auch eine Liebesgeschichte geschildert.
Haas Sprache ist mitreißend, fast beschwörend. Sie ist wie ein wirbelnder Sog, in den man beim Lesen hineingerät und der einen bis zum Ende und darüber hinaus nicht mehr loslässt.

Bewertung vom 31.08.2025
Wie Katzen ihr perfektes Personal finden
Mancino, Andrea

Wie Katzen ihr perfektes Personal finden


gut

Amüsant und unterhaltsam

Mancinos Sachbuch „Wie Katzen ihr perfektes Personal finden“ ist alles andere als trocken. Informationsreiche Passagen werden regelmäßig von Comics und Bildern aufgelockert. Dies macht Spaß und macht neugierig aufs Weiterlesen. Fast übersieht man dabei, dass Mancinos Schilderungen oft an der Oberfläche bleiben. Ein wenig mehr Eindringen ins Detail wäre wünschenswert. So werden zwar Fakten inhaltlich korrekt dargestellt, oftmals aber nur angerissen und nicht weiter ausgeführt. Entschuldigen lässt sich dieser Umstand aber dadurch, dass die Autorin schon am Anfang klarstellt, dass es sich nicht um einen wissenschaftlichen Text handelt.
Das Buch deckt die ganze Bandbreite an Phänomenen ab, die wohl alle Katzenliebhaber kenne. Aber wie finden denn Katzen jetzt ihr perfektes Personal? Abgesehen davon, dass sie sich die Menschen erziehen? Diese Frage bleibt leider nur vage beantwortet.
Dennoch inspiriert das Buch, sich mit seinen eigenen Katzen und deren Wesenszügen auseinanderzusetzen. Außerdem macht Mancinos auch auf humorvolle Art auf Problemverhalten aufmerksam.
Und dabei vielleicht das allerwichtigste: Man fühlt sich beim Lesen nie belehrt oder bevormundet!

Bewertung vom 03.09.2024
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


sehr gut

Herzerwärmend

Seit dem Tod seiner Frau hält Oldman an Ritualen fest, die sein Leben strukturieren. Dazu gehört, jeden Tag in den Park zu gehen und unter den Kastanienbäumen Schach gegen die Verstorbene zu spielen. Seine Routine wird jäh unterbrochen, als Janne in sein Leben tritt. Janne ist ein Kind, das von der Gesellschaft als Versager abgestempelt wird. Er hat keinen Erfolg in der Schule und gerät immer wieder in Konflikte mit anderen. Bisher glaubte nur seine Mutter an ihn, die ihn allein großzieht.
Janne, der jeden Tag im Park mit seinem Scooter die Skaterrampe hoch und runter fährt, tritt in Kontakt mit Oldman und zeigt ein großes Interesse am Schachspiel. Er will unbedingt die Regeln lernen und es wird von Beginn an klar, dass er großes Talent besitzt. So erfährt der Junge zum ersten Mal, wie es ist, Erfolg zu haben.
Auch die Routine seiner Mutter, die als Bedienung in einem Café arbeitet, droht zu zerbrechen, als ihr Chef ihr mitteilt, dass er finanziell am Ende ist. So sind alle aus der Bahn geworfen, wissen aber die neue Chance zu nutzen, einander wirklich kennen und lieben zu lernen. Der Roman handelt somit auch von Wahlfamilien, die manchmal dicker sind als Blut. Auch das große Familiengeheimnis, das Oldman umgibt, stellt da kein Hindernis dar.
Zunächst sind meine Erwartungen an den Roman enttäuscht worden. Der Titel suggeriert, dass das Schachspiel eine zentrale Rolle spielt. Dem ist aber gar nicht so. Vielmehr ist es Mittel zum Zweck. Zum einen, um zu verdeutlichen, wie sehr Oldman seiner verstorbenen Frau verbunden ist und wie wichtig Rituale sind, um die Trauer in Zaum zu halten. Zum anderen zeigt das Schachspiel, dass Janne ein Junge ist, der bisher verborgene Talente besitzt und nicht der Versager ist, für den alle außer seiner Mutter ihn halten. Dann jedoch habe ich Gefallen gefunden an den liebenswerten Charakteren, habe mit gelitten, auch wenn die Story manchmal etwas zu vorhersehbar ist. Ich habe mich in der Erzählung so wohlgefühlt, dass ich gar nicht wollte, dass der Roman endet.
Einfach herzerwärmend!