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Benutzername: 
katharina.51
Wohnort: 
Kaiserslautern

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2025
Yrsa. Journey of Trust / Yrsa - Eine Wikingerin Bd.2
Bröhm, Alexandra

Yrsa. Journey of Trust / Yrsa - Eine Wikingerin Bd.2


sehr gut

Ehre, Rache, Kampf und Liebe
Die Autorin hat ihre Geschichte im 9.Jahthundert angelegt, in der Zeit als Karl der Große das riesige Frankenreich zu einer einmaligen Blüte gebracht hatte. Es lohnte sich für die Wikinger ihre regelmäßigen Raubzüge in diese Gebiete durchzuführen.

So auch für die Gruppe, der die Romanheldin Yrsa angehört. Sie war eine Kämpferin, von frühester Jugend an ausgebildet und trainiert, als Bogenschützin war sie unübertroffen und wertvoll. Da es nicht üblich war, dass Frauen als Kämpferin ausgebildet waren und es bei manchen als Unglück galt eine Frau dabei zu haben, waren die Konflikte schon vorprogrammiert. Ehre, Rache und Kampf sind die bestimmenden Elemente im Leben eines Wikingers, der auf Raubzüge geht und immer geht es auch um Leben und Tod. Sie sind immer in spiritueller Begleitung ihrer Seherinnen und selbst stehen sie durch ihren heidnischen Glauben in Kontakt mit Naturgeistern, Elfen und Trollen, die ihnen helfen aber auch schaden wollen.

Alexandra Bröhm hat einen spannenden Schmöker von sechshundert Seiten geschrieben. Vergangene Zeiten, Liebesgeschichten, Verrat, Intrige, Verstrickungen, Abenteuer und Nordic Fantasy sind eine bewährte Mischung, die den Leser in ihren Bann ziehen. Besonders erhellend ist das Nachwort der Autorin zum historischen Hintergrund der Wikinger.

Bewertung vom 14.06.2025
Strandgut
Myers, Benjamin

Strandgut


sehr gut

"Trauer ist der Preis der Liebe"
Ein alter Mann mit Schmerzen. Er nimmt Opioide, die ihm ein oder zwei goldene Stunden in der „Wüste des Schmerzes“ schenken. Das ist aus seinem Leben im Alter geworden. Diese Stunden am Tag sind alles was ihm geblieben ist. Früher hat er mal gesungen, da war er noch ganz jung, er war einmal der „ king of soul“, in Amerika, doch die haben ihn längst vergessen. Doch in England anscheinend nicht. Eine Einladung flattert ins Haus, er soll singen auf dem Soulfestival in Scarborough. Trotz der Schmerzen macht er sich auf den Weg. Er hat ja seine Tabletten, doch die vergisst er im Flugzeug. Was jetzt?
Hier beginnt und endet die tragische Geschichte von Earlon "Bucky" Bronco.
Der Autor schreibt aus der rauhen, gnadenlosen Welt sowohl Amerikas als auch Englands. Schmerz, Verzweiflung, Erkenntnis und neue Hoffnung stehen nebeneinander.
Ein sehr schönes Cover, eine Strandszene, wie ein Ölgemälde auf Leinwand verleiht dem Buch einen zusätzlichen Reiz.

Bewertung vom 25.05.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


gut

"... kaputter Mensch"
Eine Familiengeschichte aus den sechziger Jahren mit ihren Auswirkungen auf das Leben der Hauptfigur Susanne bis in das Jahr 2018.
Da öffnet sie sich zum ersten Mal und erzählt am Sterbebett ihrer Mutter, von dem was sie als neunjährige im Verschickungsheim Morgentau an der Nordsee erlebt hat. Sie erzählt es ihrer Tochter im Beisein ihrer Mutter, die ihr damals nicht geglaubt hat. Das Erleben in diesem Heim hat sich tief und schmerzhaft in die Seelen der Kinder gebohrt und viele von ihnen konnten niemals darüber reden, geblieben sind ihnen verstörende Albträume. Oft wurde das Vertrauen zu den Eltern zerstört. In den Büchern von Anja Röhl, auf die sich die Autorin u.a. bezieht und in lexikon@socialnet.de ist nachzulesen wie es den Verschickungskindern erging und vor allem ist zu erfahren, was die skandalösen Hintergründe dieses 100-Millionen Geschäftes waren, dessen Wurzeln der Systeme nicht nur in die NS-Zeit reichen sondern schon in den 1930iger Jahren propagiert, dessen "schwarze Pädagogik" bis in die 1990 Jahre angewendet wurde und erst sehr spät Interesse an Aufklärung weckte.

Die Autorin hat ein einfaches, gut zu lesendes Buch geschrieben, das im besten Fall dazu anregt sich tiefer mit diesem Geschehen zu befassen.
Die Beschreibungen der Charaktere blieben flach und bewegten sich dadurch auf einem literarisch wenig anregenden Niveau. Mehr aufklärende Fakten hätten auch einem Roman gutgetan.

Bewertung vom 16.05.2025
Eine Geschichte der Menschen mit Behinderung
Keintzel, Robert Ralf

Eine Geschichte der Menschen mit Behinderung


ausgezeichnet

Mehr als tausend Jahre im Überblick
Das Buch des Autors R.R.Keintzel ist ein hochinteressantes geschichtliches Sach-und Fachbuch mit dem besonderen Fokus auf die Medizinhistorie mit einer Ausrichtung auf das Thema Seuchen, Krankheiten und Behinderungen in der langen Zeit von 500 - 1620, dem sogenannten dunklen Mittelalter. Schon dieser Terminus impliziert, dass es nicht viel dokumentarisches Material gibt und dass der Autor ein enormes Quellenmaterial sichten musste. Die Machart des Buches erinnert an eine Dissertationsarbeit. Wer sich aus wissenschaftlichen Gründen mit ihm befasst, wird eine große Menge an gut recherchierten Fakten finden und auch der interessierte Laie wird es fasziniert lesen.

Bewertung vom 28.01.2025
Berauscht der Sinne beraubt
Kirakosian, Racha

Berauscht der Sinne beraubt


sehr gut

Die Sehnsucht nach der Gottesvereinigung
Ekstase, ein Wort, das nicht im entferntesten beschreiben kann, was das eigentlich ist und sein kann. Die Autorin selbst bezeichnet ihr Buch, in dem sie vielfältige Themen dazu anspricht, als unzulänglich, "man brauchte ein Werk von zwölf Bänden", um diesem Begriff nahe zu kommen.
Die Professorin Racha Kirakosian ist Mediävistin, im Zuge ihrer Forschungen über das Mittelalter ist sie immer wieder dem Begriff und den Zuständen von Ekstase begegnet, was sie dazu inspiriert hat umfassend zu klären, was es damit auf sich hat.
Sie hat dazu ein enormes Pensum an Quellenstudien und begleitender Literatur absolviert, aus allen Sparten der Wissenschaft. Eine ungeheuere Arbeit!
Für jeden, der sich für alles in und außerhalb dieser Welt interessiert, ein Beitrag, für jeden der mehr wissen will. Ein gewisses Maß an Vorwissen und Bildung erleichtert die Lektüre.

Ein Nachwort zu dem Kapitel:Der Moment des Aufprall - Freude im Schmerz
Ich will darauf hinweisen, dass die Selbstzufügung von körperlichem Schmerz, wie es heute noch im Katholizismus praktiziert wird ganz und gar unbiblisch ist, weder von Gott noch von Jesus Christus gewollt, im Gegenteil!

Bewertung vom 18.01.2025
Über allen Bergen
Goby , Valentine

Über allen Bergen


ausgezeichnet

Flucht
Von katharina.51

Ein jüdischer Junge, zwölf Jahre alt, wird von Paris aus auf die Flucht geschickt. Er heißt Vadim, doch jetzt muss er sich an den Namen Vincent gewöhnen. Er fährt, von einer Nonne begleitet nach Chamonix. Zum ersten Mal sieht er die Berge der Alpen, alles ist tief verschneit und zum ersten Mal kann er frei atmen, kann er als Asthmatiker einen unglaublichen Weg beschreiten, ein nie für möglich gehaltenes Leben führen.
Aus dem schwachen Stadtkind Vadim wird ein starker Vincent, der all das macht, was die Vallorcinischen Kinder in der harten Welt am Fuße des Mont Blanc auch machen. Er will verwurzelt sein mit diesem Ort, wie ein Einheimischer will er sein, er beobachtet alles ganz genau und seine zehnjährige Freundin Moinette begreift das und ist stolz darauf und eifrig dabei, ihm ihre Welt zu erklären. Alles was er in Paris noch nie gesehen hat, im Winter die weißen Geheimnisse, die der Schnee in sich birgt, im Sommer die völlig veränderte bunte Welt der warmen Sonne.
Vadim ist Synaesthetiker, er sieht Zahlen, Buchstaben und ganze Worte in Farben. Paris zum Beispiel ist lila, sein Name Vadim ist leuchtend rot, doch seinen neuer Name Vincent sieht er in Grün. Dunkelgrün wie der Wald um das Dorf herum, der Mensch und Tier Schutz bietet. Als er das entdeckt, kann er sich in seinem neuen Namen wohlfühlen, sich geschützt fühlen, so empfindet es der Junge, der noch nie vorher einen Wald gesehen hatte.
Sogar der Lehrer sagte, dass der Wald den Krieg auf Abstand halte.
Vincent sieht seine Welt, wie etwa die Gemälde von Münter oder Kandinsky.
Auch die Sprache und ihre verschiedenen Dialekte ändern ihre Farben mit den jeweiligen Betonungen und Aussprachen, er hat bemerkt, dass Klang und Bedeutung nicht untrennbar miteinander zusammenhängen.
Vadim-Vincent ist eine tiefe Künstlerseele.
...und dann fallen die Worte unerwartet in sein Leben:"Hörst du Vincent? Du musst gehen." Und noch in derselben Nacht muss sich Vincent wieder zurückverwandeln in Vadim.
Sehr schade, dass das Buch hier geendet hat!
Die Autorin hat mit all ihrer dichterischen Kraft die Gewaltigkeit der Natur in den Bergen, die ungeheuere Lebendigkeit und Kraft, die dem Menschen für seine pure Existenz abverlangt wird beschrieben. Man muss diese elementare Welt sehr gut kennen, will man in ihr überleben.
Vadim hatte es auch gelernt, wozu? Wie hat es ihm in seinem späteren Leben gedient?

Die Autorin hat dem Leser einen wunderbaren Text geschenkt, in einer unvergleichlichen Vorsicht und Zartheit beschreibt sie die Wucht der Eindrücke auf den Jungen, wie aus seiner eigenen Künstlerseele entsprungen.
Ihre literarische Sprache ist getragen von Wissen, Verstehen und tiefen Reflexionen. Ein Stück gelungene Literatur im besten Sinne.