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Sternenfisch

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 16.06.2025
Lauter kleine Lügen
Kemp, Kate

Lauter kleine Lügen


ausgezeichnet

Unbedingt lesen!

Die Handlung dieses großartigen Romans spielt Ende der 70er in einem heißen Sommer in einem australischen Vorort. Der Mord an Antonio rüttelt die gesamte Nachbarschaft auf. Geheimnisse, die die Protagonisten lieber unter dem Teppich gehalten hätten, kommen ans Licht.

Die Autorin Kate Kemp präsentiert uns verschiedene Figuren, liebenswerte, ängstliche, traurige, undurchsichtige, richtig fiese und unsympathische - diese sind so meisterhaft charakterisiert durch ihre Äußerungen und Handlungen, dadurch, wie andere auf sie reagieren. Es ist eine Freude, als Leser dabei zu sein.

Meine Lieblingsfigur ist Tammy, ein 12- jähriges neugieriges, aber auch einsames Mädchen, die es sich zur Aufgabe macht, die Nachbarn wie Ameisen unter dem Vergrößerungsglas zu beobachten, um mehr über den Mord zu erfahren. Letztendlich findet sie den Mörder nicht, aber aus den tragischen Ereignissen grht sie gestärkt und gefestigt hervor.

Eine große Stärke der Autorin ist das Schildern und Charakterisieren von Situationen. Sie braucht nicht viele Worte und ist immer treffend. Ich kann die heiße Sonne geradezu auf meiner Haut brennen fühlen und bin wie ein Teil der muffigen Nachbarschaft. Ein seltenes schriftstellerisches Talent.

Dieses Buch ist in sich rund und ich finde es grandios. Da es sich um ein Erstlingswerk handelt, freue ich mich schon auf viele weitere Bücher von Kate Kemp.

Bewertung vom 26.05.2025
Küstenmord: Spur ins Dunkel (eBook, ePUB)
Jensen, Eva

Küstenmord: Spur ins Dunkel (eBook, ePUB)


sehr gut

Wird sie ihrem Entführer jemals entkommen?

Eine junge Frau verschwindet und wochenlang vermisst sie niemand und darum gibt es auch keine Vermisstenanzeige bei der Polizei. Ein absolutes Horrorszenario. Wir lernen Vanessa kennen, wie sie in einem Verließ von einem irren Entführer gefangen gehalten wird, erleben ihre Verzweiflung, Angst und Einsamkeit durch ihren inneren Monolog hautnah mit. Kontrastierend dazu wird die gewissenhafte Arbeit der Kommissare Daniel Kowalski und Katja Greve geschildert, als dann endlich Vanessas Freundin, von einer langen Reise zurückgekehrt, die Polizei einschaltet.
Eine spannende Jagd nach dem perfiden Täter beginnt, welche auch den Kommissaren einiges abverlangt.
Der Roman ist ein solide gemachter Krimi, der zwischen Opfersicht und Polizeiarbeit, die letztendlich alle Register der Ermittlungsarbeit mit Soko, Fallanalytiker etc. zieht, hin und her wechselt. Besonders die Vermutungen der Fallanalytikerin zum Täter und dessen möglicherwiese mitwissendem Umfeld haben mich beeindruckt. Gelöst wird der Fall dann letztendlich durch den sehr persönlichen Einsatz der beiden Kommissare.
Die emotionale, eindringliche Schreibweise der Autorin Eva Jensen ist mir besonders positiv aufgefallen. Schilderungen des inneren Zustands der Figuren sind ihre große Stärke. Gefühle und Gedanken werden nicht einfach nur beschrieben, sondern der Leser kann sie fühlen und nachvollziehen, als ob er in der Haut der Protagonisten stecken würde.
Die Handlung schreitet in der ersten Hälfte ein wenig langsam und zähflüssig voran, aber es lohnt sich, dranzubleiben, denn dann nimmt sie rasant an Fahrt auf und der Leser kann das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Das Buch ist etwas für Leser, die eine stringente Krimihandlung ohne allzu viele Wendungen und unvorhersehbare Überraschungen bevorzugen.

Bewertung vom 05.05.2025
Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1
El-Bahay, Akram

Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1


ausgezeichnet

Libronautic Inc. ist eine unscheinbare Buchhandlung, die noch nie ein Buch verkauft hat; nein, Mitarbeiter wie Gabriel und der junge Adam bieten Reisen in Bücher, z.B. "Alice im Wunderland" an. Als eines Tages Adam mit der Kundin Elisa in der "Nibelungensage" auf eine geheimnisvolle Tür stößt, überschlagen sich die Ereignisse.

Ein phantasievolles Spektakel mit einem Zauberwald, Zwergen, einem gewitzten Kobold, bösen Geistern und einigen weiteren Reisen in Bücher beginnt. Die großen Stärken des Autors El- Bahay sind seine geschliffene Sprache, seine Fabulierkunst und das Erschaffen spannender, phantasievoller Welten auf Papier. Ich bin beim Lesen nur so durch die Seiten geflogen.

Die Figuren befinden sich auf einer Suche und müssen unbedingt einige Geheimnisse aufdecken und haben mich als Leser mitgerissen. In diesem 1. Band werden allerdings viel weniger Rätsel gelöst, als es gut ist für die nun folgende Zäsur bis zum 2. Band. Mit jeder neuen Information tauchen mehrere neue verwirrende Fragen auf, welche den Leser etwas ratlos und frustriert zurück lassen.

Als Fazit würde ich allen, die sich das Buch noch nicht gekauft haben, raten, bis zum Herbst zu warten und sich beide Bände zu holen, um alles in einem Rutsch zu lesen, sonst hält man die Spannung kaum aus.

Bewertung vom 14.04.2025
Die Yacht
Goodwin, Sarah

Die Yacht


sehr gut

Luxuswelt in Seenot

Eine Luxus-Yacht, die manövrierunfähig auf dem Meer treibt, an Bord 6 Passagiere. Werden alle es schaffen, da wieder heil runter zu kommen?

Hannah, die Protagonistin, ist die Einzige in dieser Luxuswelt, die wenig Geld hat. Sie entwickelt sofort Ideen, wie eine Rettung möglich sein könnte und packt an. Ich konnte mich sofort mit ihr identifizieren und mochte sie gut leiden. Die Handlung wird aus ihrer Sicht erzählt.

Besonders gut hat mir der stetige Spannungsanstieg gefallen. Schon, als die Yacht noch im Hafen liegt und eine rauschende Party gefeiert wird, ist die Atmosphäre beklemmend und feindselig. Die Aggressionen unter den Personen nehmen zu, als das Boot auf dem Meer treibt.
Gekonnt zieht die Autorin den Spannungsbogen so an, dass letztendlich alle in Lebensgefahr schweben. Die Seiten fließen nur so dahin und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.

Etwas enttäuscht war ich von der Auflösung, wer die Yacht losgemacht hat und aus welchem Grund. Einige "loose ends" wurden leider nicht wieder aufgenommen.

Ich empfehle das Buch Lesern, die beklemmende Situationen in ausweglosen Lost Places mit gelungener Rettungsaktionen mögen.

Bewertung vom 05.03.2025
Emma
Reno, Jean

Emma


sehr gut

Spannung, Sex und Spionage
„Emma“ ist das Erstlingswerk des Schauspielers Jean Reno und das allein wird dem Roman die nötige Aufmerksamkeit sichern.
Emma ist eine junge französische Masseurin, die die Chance bekommt, in einem Luxus-Resort im Oman einheimische Masseure zu unterrichten; bald gerät sie in eine Liebes- und später auch Spionageaffäre mit Tariq, dem Sohn des Premierministers. Nun weiß sie nicht, wem sie noch trauen kann und muss sich auf ihre eigenen, teils sogar übernatürlichen Fähigkeiten verlassen, um zu überleben.
Die Schreibweise des Buches ist wunderbar atmosphärisch und die Beschreibungen sind detailreich. Sowohl die Bretagne als auch das Leben im Oman wird so lebendig geschildert, dass ich die Gischt des Meeres und die Düfte auf dem Souk direkt in der Nase hatte. Emma als Protagonistin war mir sehr sympathisch.
Mir hat es gut gefallen, dass ich in der ersten Hälfte praktisch an Emmas neuem „normalen“ Leben und Erleben in dem exotischen Land habe teilnehmen können. Und doch kriecht so eine unheimliche Stimmung und Spannung in den Roman; Emma fühlt sich beobachtet und der Leser weiß nicht so recht, wie denn nun die bisher geschilderte Liebesgeschichte mit der im Klappentext versprochenen Spionagegeschichte zusammenhängen soll. Die Spannung und merkwürdige Atmosphäre hat Jean Reno sehr gut hinbekommen.
Leider gerät die Agenten- und Spionagegeschichte, die Emma in der zweiten Hälfte erlebt, zu einer Räuberpistole mit Logikfehlern und nicht wieder aufgenommenen „loose ends“.
Besonders hervorheben möchte ich die Optik des Buches, ganz in blau gehalten, mit einem wunderbaren blauen Farbschnitt erinnert es an die bretonische Küste. Die Lettern „EMMA“ sind noch einmal besonders geprägt. Das Buch ist haptisch sehr ansprechend.
Ich gebe dem Roman definitiv meine Empfehlung, wegen der großartig stimmungsvollen Schilderungen, aber auch wegen Jean Reno. Ganz klar.

Bewertung vom 03.02.2025
Die Eigensinnige
Müller, Lucca

Die Eigensinnige


sehr gut

Die Eigensinnige von Lucca Müller ist ein Roman, der sich sehr grob am Leben der Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach orientiert. Die Autorin Lucca Müller fügt allerdings Ereignisse und Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten hinzu, die so nicht stattgefunden haben, weist aber in einem Disclaimer am Anfang des Buches darauf hin.

Wir begleiten Marie in drei Abschnitten durch ihr Leben: ihre Jugend vor ihrer Heirat, Jahre der Kinderlosigkeit, Irrungen und Wirrungen bis zu ihrem schriftstellerischen Durchbruch.

Der Roman liest sich leicht und flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Die geschilderten Handlungen sind durchaus spannend. Insgesamt ist das Buch ein schönes Portrait eines Frauenschicksals in den 1850 – 1880er Jahren, allerdings wird der Name Ebner-Eschenbach als Pull-Factor benutzt, denn viele geschilderten Ereignisse entsprechen nicht den biografischen Wahrheiten. Außerdem wird der schriftstellerischen Tätigkeit viel zu wenig Raum gegeben. Die Prosawerke, die ihren späten Ruhm begründen, werden in den letzten beiden Kapiteln lediglich zusammenfassend erwähnt.

Dessen eingedenk ist der Roman dennoch lesenswert. Einige Schilderungen aus der frühen Jugend Maries oder ihres Ehelebens sind zu Herzen gehend und sehr schön.

Das Cover in seiner Farbigkeit und Lebensfreude ist besonders gelungen.

Leider haben mich historische Ungenauigkeiten doch zu sehr gestört.

Bewertung vom 02.12.2024
May Morrigans mysteriöse Morde
Black, Katherine

May Morrigans mysteriöse Morde


sehr gut

Nichts ist, wie es scheint

Katherine Black „May Morrigans Mysteriöse Morde” aus dem Bastei Lübbe Verlag, veröffentlicht 2024

May ist eine liebenswerte, elegante ältere Dame, die in einem majestätischen Anwesen mit ihrem besten und loyalen Freund Fletcher, einem belesenen pensionierten Professor wohnt. Das Haus befindet sich in dem kuscheligen Dorf Blackheath nicht weit entfernt von London. Doch so ganz beschaulich ist das Leben dort doch nicht: In Mays Umfeld kommen immer mal wieder Dorfbewohner, mit denen May oder ihre Freunde eine Auseinandersetzung hatten, auf mysteriöse Weise ums Leben. Aber das können ja auch Unfälle sein, oder nicht?
Außerdem ist Jessica, eine Schülerin der örtlichen Schule verschwunden. Daniel Fox, ein aufstrebender junger Journalist, vermutet eine Mordserie. May, ihre Freunde und Fox nehmen sich des Falls an - und eine spannende Jagd nach dem Täter beginnt.

„May Morrigans Mysteriöse Morde“ ist Katherine Blacks Debütroman und obwohl er als „cozy crime“ bezeichnet werden kann wegen des gemütlichen Settings, ist er eben doch erfrischend anders und überraschend hintergründig. Eigentlich hat jede Figur eine helle und eine dunkle, verborgene Seite, von der die Dorfbewohner nichts ahnen und in manchem Falle nichts ahnen sollen. Eine schöne Analogie ist der Unterschied zwischen Mays Buchhandlung und ihrer privaten Bibliothek: "Buchhandlung wie Bibliothek waren von May geprägt und offenbarten mehr über sie als ein Porträt. Ihre Bibliothek war geordnet und elegant und wirkte auf Gäste einschüchternd,
aber die Buchhandlung war freundlich und hieß jeden willkommen. Beide bargen ihre jeweils eigenen Geheimnisse und Schätze." (S. 49-50) Auch May hat eine elegante, verbindliche Seite, die sie den Nachbarn präsentiert, und eine verborgene geheimnisvolle Seite, welche sie zu ihrer eigenen Befriedigung auslebt.

Neben der spannenden Handlung ist das Schönste an diesem Roman die wundervolle Schreibweise. Auf der einen Seite fließt die Sprache bildlich und lyrisch dahin, dass ich wirklich ergriffen war; dann wird wieder eine Szene so skurril und komisch beschrieben, typisch englischer Humor halt.
Der Spannungsbogen wird konsequent weiterverfolgt. Während im ersten Drittel die Figuren eingeführt und charakterisiert werde, zieht die Handlung im weiteren Verlauf immer mehr an, am Ende zu sehr. Gut gelöst finde ich, dass jeder der Protagonisten ein Interesse an dem Vermisstenfall hat und seine Talente nutzt, um der Lösung ein Stück näher zu kommen.

Eine Besonderheit ist, dass die angenehm kurzen Kapitel mit Songtiteln überschrieben sind. Ich habe mir nach dem Lesen des Kapitels den dazugehörigen Song angehört und fand, dass dieser der Charakterisierung der jeweiligen Person und der Vertiefung der Handlung gedient hat. So wird Fox, der unerfahrene rothaarige Journalist durch „Little Red Rooster“ von den Stones perfekt charakterisiert. Das hat mir wirklich Spaß gemacht.

Einen Kritikpunkt habe ich wie gesagt: Ich war vom gehetzt wirkenden Finale enttäuscht. Dem Buch hätten ein paar mehr Seiten sehr gut getan, um den Leser mitzunehmen und an der Erarbeitung der Lösung des Falles teilhaben zu lassen.

„May Morrigans Mysteriöse Morde“ bekommt von mir einen Daumen nach oben. Die liebevoll beschriebenen Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und ich freue mich schon auf eine Fortsetzung.