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Sachsen

Bewertungen

Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2025
Das Dream Hotel
Lalami, Laila

Das Dream Hotel


sehr gut

Wenn Träume zur Gefahr werden

Laila Lalami entwirft in Dream Hotel ein bedrückend realistisches Zukunftsszenario, das Fragen nach Freiheit, Vertrauen und staatlicher Kontrolle aufwirft. Die Geschichte um Sara Hussein, die aufgrund ihrer Traumdaten als potenzielle Gefahr eingestuft und interniert wird, wirkt erschreckend plausibel. Lalami erzählt in klarer, präziser Sprache und mit psychologischem Feingefühl, wie Angst und Willkür das Leben einer jungen Mutter aus den Fugen reißen. Besonders beeindruckend ist, wie sie die Grenze zwischen Realität und Traum verschwimmen lässt und damit die Verletzlichkeit des Individuums in einem technokratischen System sichtbar macht. Ein spannendes, intelligentes Buch mit starkem gesellschaftskritischem Impuls – das Ende ist gut und lässt Raum für eigenes Weiterdenken.

Bewertung vom 16.10.2025
All the Way to the River
Gilbert, Elizabeth

All the Way to the River


gut

Liebe, Verlust und Selbstsuche – Elizabeth Gilbert auf dem Weg zu sich selbst
Elizabeth Gilbert erzählt in All the Way to the River eine zutiefst persönliche und schonungslos ehrliche Geschichte über Liebe, Verlust und Selbstfindung. Im Mittelpunkt steht ihre Beziehung zu Rayya, die zunächst als Freundschaft beginnt, sich zu einer großen Liebe entwickelt und schließlich von Krankheit und Abschied geprägt wird. Gilbert beschreibt mit emotionaler Tiefe, wie Nähe und Abhängigkeit ineinandergreifen und wie schwierig es ist, loszulassen, ohne sich selbst zu verlieren. Besonders stark sind die Passagen, in denen sie die gegenseitige Hingabe und Verletzlichkeit spürbar macht. Weniger überzeugend wirken hingegen die ausgedehnten spirituellen Selbstgespräche, theologischen Gedichte und gedanklichen Analysen, die die eigentliche Handlung oft unterbrechen und zu viel Raum einnehmen. Dadurch verliert das Buch stellenweise an Spannung und Leichtigkeit. Trotzdem bleibt All the Way to the River ein mutiges, authentisches Werk über die existenziellen Themen Liebe, Sucht, Krankheit und Abschied – ein Buch, das berührt, aber nicht immer fesselt.

Bewertung vom 12.10.2025
No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Zerrissene Herzen in der Wüste Nevadas

Mit No Way Home gelingt T. C. Boyle einmal mehr ein Roman, der die Abgründe menschlicher Beziehungen mit schonungsloser Intensität ausleuchtet. Die Geschichte um Terry, der nach dem Tod seiner Mutter ein neues Leben in der Wüste Nevadas beginnen will, entwickelt sich schnell zu einem düsteren Drama. Statt Abstand und Klarheit findet er in Bethany eine Frau, die ihn unwiderstehlich anzieht – und zugleich in ein Chaos aus Obsession und Eifersucht stürzt. Dass ihr Ex-Freund Jesse ihn warnt, macht das Verhängnis nur greifbarer. Boyle schreibt in gewohnt kraftvoller Sprache, pointiert und mit einem Gespür für psychologische Spannung, die nie ins Banale abrutscht. Er zeigt, wie Liebe als zerstörerische Kraft wirken kann, wenn Menschen in ihren eigenen Sehnsüchten gefangen sind. Ein packender, atmosphärisch dichter Roman, der lange nachhallt.

Bewertung vom 27.09.2025
Organisch
Enders, Giulia

Organisch


ausgezeichnet

Faszinierender Blick nach innen – anschaulich und inspirierend

„Organisch“ von Giulia Enders ist ein faszinierendes und zugleich leicht verständliches Sachbuch, das mit vielen anschaulichen Beispielen und Illustrationen überzeugt. Die Autorin nimmt die Leser mit auf eine spannende Entdeckungsreise durch den menschlichen Körper und zeigt, wie klug und vielseitig er Probleme löst. Besonders beeindruckend ist, wie Giulia Enders es schafft, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit Humor und Leichtigkeit zu vermitteln, sodass selbst komplexe Abläufe klar und greifbar werden. Die liebevoll gestalteten Zeichnungen ergänzen den Text perfekt und machen das Lesen zu einem Erlebnis. Am Ende bleibt nicht nur ein tieferes Verständnis für unseren Körper, sondern auch eine neue Wertschätzung für seine Fähigkeiten. Ein inspirierendes Buch für alle, die neugierig auf das Zusammenspiel von Wissenschaft, Leben und Körper sind.

Bewertung vom 19.09.2025
Man sieht nur mit der Schnauze gut
Aichner, Bernhard

Man sieht nur mit der Schnauze gut


ausgezeichnet

Warmherzige Kurzgeschichten aus Hundeperspektive

Mit Man sieht nur mit der Schnauze gut zeigt Bernhard Aichner eine völlig neue Seite seines Schaffens. Statt düsterer Thriller präsentiert er hier eine Sammlung von Kurzgeschichten rund um den liebenswerten Hund Aspro, der mit Witz, Herz und einer feinen Nase die Welt aufmischt. Erzählt aus tierischer Perspektive ist dieses Buch ein echter Genuss: humorvoll, warmherzig und mit einer Portion Spannung gewürzt. Besonders schön ist, wie Aspro nicht nur kleine Kriminalfälle löst, sondern auch in seiner neuen Familie seinen festen Platz findet – ein Hund mit Charme, Biss und unendlich viel Streichelbedarf 🐾. Aichner gelingt es, den Leser tief in die Gefühlswelt des Vierbeiners mitzunehmen und dabei das Mensch-Hund-Verhältnis voller Zuneigung und Augenzwinkern zu beleuchten. Eine Sammlung, die berührt, zum Lachen bringt und lange im Herzen bleibt.

Bewertung vom 07.09.2025
All Better Now
Shusterman, Neal

All Better Now


sehr gut

Ungewöhnliche Idee, gut umgesetzt

Young Adult ist eigentlich nicht das typische Genre, das ich lese, trotzdem hat mir dieses Buch überraschend gut gefallen. Besonders die Grundidee mit dem Virus, das die Menschheit glücklich macht, fand ich originell und spannend umgesetzt. Auch die drei Hauptfiguren – Mariel, Ron und Morgan – sind mir schnell ans Herz gewachsen, gerade weil sie nicht idealisiert dargestellt werden, sondern sowohl gute als auch negative Seiten besitzen. Das macht sie nahbar und glaubwürdig. Weniger überzeugend fand ich allerdings die vielen Nebenhandlungen und zusätzlichen Figuren, die die Geschichte teilweise überfrachtet haben und für mich nicht wirklich relevant waren. Insgesamt aber ein lesenswertes Buch mit einer ungewöhnlichen Prämisse, das mich gut unterhalten hat und zum Nachdenken angeregt hat.

Bewertung vom 19.08.2025
Botanik des Wahnsinns
Engler, Leon

Botanik des Wahnsinns


gut

Interessanter Stoff, aber erzählerisch überladen

Botanik des Wahnsinns von Leon Engler besticht durch ein starkes Cover und eine faszinierende Grundidee: Der Erzähler verliert bei der Zwangsräumung der Wohnung seiner Mutter durch ein Missverständnis den letzten greifbaren Teil seiner Familiengeschichte – und begibt sich auf eine Reise durch die psychischen Abgründe seiner Herkunft. Bipolare Großmutter, suizidaler Stammbaum, alkoholkranke Mutter, depressiver Vater – das Buch ist eine intensive Auseinandersetzung mit familiärer Vorbelastung und der Frage: Was bedeutet eigentlich „normal“?

Trotz der spannenden Thematik konnte mich der Schreibstil nicht ganz überzeugen. Der ständige Wechsel zwischen Generationen, Perspektiven und Krankheitsbildern wirkte auf mich unübersichtlich und erschwerte es, den Überblick zu behalten oder eine emotionale Bindung zu den Figuren aufzubauen. Die Zeitebenen verschwimmen, und häufig wusste ich nicht, wo oder bei wem ich mich gerade im Text befinde.

Leon Engler hat sichtlich viel recherchiert und kann ohne Zweifel schreiben. Der Text ist klug, pointiert und streckenweise durchaus eindrücklich. Dennoch blieb das Leseerlebnis für mich insgesamt etwas distanziert. Eine berührende Geschichte, die ich trotz allem gern und relativ zügig gelesen habe – aber nicht als ganz großes Highlight in Erinnerung behalten werde

Bewertung vom 13.08.2025
Sunbirds
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Faszinierend und tief bewegend

Sunbirds von Penelope Slocombe entführt in die majestätische, zugleich unbarmherzige Welt des Himalayas. Sieben Jahre nach dem Verschwinden ihres Sohnes begibt sich Anne gemeinsam mit ihrer Nichte Esther auf eine beschwerliche Suche, die nicht nur Antworten verspricht, sondern auch alte Wunden aufreißt. Die Autorin verbindet eindrucksvolle Landschaftsbeschreibungen mit einer tief bewegenden Geschichte über Verlust, Hoffnung und Vergebung. Besonders gelungen ist die feine Darstellung der Beziehung zwischen den beiden Frauen, die im Verlauf der Reise auf eine harte Probe gestellt wird. Slocombe schreibt atmosphärisch dicht und voller Gefühl, sodass man die Kälte der Berge und die Wärme neu entdeckter Nähe gleichermaßen spürt. Ein eindringlicher Roman, der lange nachhallt. Ein Muss für Liebhaber literarischer Reisegeschichten.

Bewertung vom 04.08.2025
Gerächt sein sollst du / Die Morde von Kristinestad Bd.1
Tuokko, Kaisu

Gerächt sein sollst du / Die Morde von Kristinestad Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Krimi mit Tiefgang

Der Roman Gerächt sollst du sein von Kaiso Tuokko hat mich von Anfang an gefesselt. In der ruhigen Küstenstadt Kristinestad erschüttert der Mord an dem siebzehnjährigen Jonas die ganze Gemeinde. Die Journalistin Eevi Manner beginnt zu recherchieren und trifft dabei auf ihre frühere Jugendliebe Mats Bergholm, inzwischen Kriminalkommissar. Gemeinsam gehen sie der Frage nach, wer hinter der brutalen Tat steckt – und warum.

Kaiso Tuokko erzählt mit Feingefühl, aber auch mit der nötigen Schärfe, um die Abgründe hinter der Fassade eines idyllischen Orts sichtbar zu machen. Die Handlung bleibt durchweg spannend, die Figuren sind vielschichtig und glaubwürdig gezeichnet. Besonders gefallen hat mir, dass Tuokko soziale Themen sensibel einflicht, ohne belehrend zu wirken. Ein sehr gelungenes Krimidebüt, das ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 25.07.2025
Onigiri
Kuhn, Yuko

Onigiri


sehr gut

Bewegend und ungewöhnlich erzählt

Eine Familiengeschichte, wie man sie so noch nicht gelesen hat: sensibel, leise und dennoch voller Kraft. Besonders beeindruckt hat mich, wie authentisch das Thema Demenz eingefangen wird – nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Der Schreibstil spiegelt mitunter die gedankliche Zerrissenheit und das Springen in Erinnerungen wider, was das Leseerlebnis besonders eindrücklich macht.

Aki und ihre Mutter Keiko nehmen uns mit auf eine berührende Reise nach Japan, zurück zu den Wurzeln – und mitten hinein in eine Vergangenheit, die lange verschüttet schien. Die Szenen zwischen kultureller Fremde und familiärer Nähe sind feinfühlig geschildert und emotional bewegend.

Yuko Kuhn gelingt es, das Schweigen, die Müdigkeit, aber auch das Aufleben von Erinnerung und Identität einzufangen. Kein klassischer Roman, sondern eher ein leiser, literarischer Abschied und ein zarter Neuanfang. Eine stille Empfehlung für alle, die Familiengeschichten mit Tiefe und Zwischentönen schätzen.