Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Feder im Wind

Bewertungen

Insgesamt 62 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2025
Das Multiversum der Menschlichkeit
Maurus, Michael

Das Multiversum der Menschlichkeit


ausgezeichnet

Eine Reise durch zehn Dimensionen der Menschlichkeit

„Das Multiversum der Menschlichkeit“ ist eine Einladung, die scheinbar alltäglichen menschlichen Qualitäten als universelle Kräfte zu begreifen. Michael Maurus gliedert sein Buch in zehn thematische Kapitel, die jeweils einem zentralen Aspekt des Menschseins gewidmet sind: Liebe, Selbstfürsorge, Wut, Mut, Vergebung, Empathie, Hoffnung, Geduld, Dankbarkeit und Authentizität.

Jedes Kapitel beleuchtet nicht nur die emotionale Dimension dieser Themen, sondern schlägt eine Brücke zwischen persönlichen Erfahrungen, philosophischen Überlegungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. So werden etwa Phänomene aus der Natur und Physik als Metaphern genutzt, um die Tiefe menschlicher Verbindungen zu erklären. Michael Maurus zeigt, dass dieselben Kräfte, die das Universum formen, auch unser Zusammenleben prägen – subtil, aber wirkungsvoll.

Die Texte sind durchdrungen von erzählerischen Vignetten, Reflexionen und poetischen Bildern. Der Autor stellt Fragen statt Antworten zu diktieren und fordert dazu auf, die eigenen Erfahrungen und Überzeugungen zu hinterfragen. Dabei wird der Bogen weit gespannt: von der leisen Kraft der Dankbarkeit bis zur stürmischen Energie der Wut. Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie diese Emotionen nicht nur individuell erlebt, sondern auch gesellschaftlich wirksam werden können.

Das Buch kann linear gelesen werden, lädt aber ebenso dazu ein, es an beliebiger Stelle aufzuschlagen und sich inspirieren zu lassen. Es ist kein Ratgeber im klassischen Sinn, sondern eher eine Sammlung von Impulsen und Betrachtungen, die zu einer vertiefenden Selbstwahrnehmung und zu mehr Menschlichkeit im Alltag anregen.

Mein Leseeindruck

Ich habe „Das Multiversum der Menschlichkeit“ als ein leises, aber sehr berührendes Buch erlebt. Es zwingt einem nichts auf und belehrt nicht, sondern eröffnet Räume zum Nachdenken und Innehalten. Gerade diese Zurückhaltung empfand ich als eine große Stärke: Ich konnte meine eigenen Gedanken entwickeln, statt fertige Rezepte präsentiert zu bekommen.

Die Sprache ist poetisch und zugleich klar. Immer wieder hat mich ein Absatz oder ein Bild so berührt, dass ich erst einmal eine Pause brauchte, um das Gelesene auf mich wirken zu lassen. Ich finde es beeindruckend, wie Michael Maurus wissenschaftliche Konzepte und emotionale Erfahrungswelten miteinander verwebt, ohne dass es gekünstelt oder bemüht wirkt. Es entsteht ein Gefühl von Verbundenheit – mit sich selbst, mit anderen, mit dem großen Ganzen.

Besonders schön finde ich, dass man das Buch nicht zwingend von vorne bis hinten lesen muss. Ich habe es oft einfach aufgeschlagen und mich überraschen lassen. Fast immer war da ein Gedanke, der gepasst hat, der mich berührt oder inspiriert hat.

Auch die Gestaltung hat mir sehr gefallen: Das Cover ist überaus ästhetisch und passt wunderbar zum Inhalt. Der gerillte Einband hat eine tolle Haptik, was das Buch zu einem sinnlichen Erlebnis macht. Innen ist das Buch klar und stimmig gestaltet und mit liebevollen Details versehen. Das hat mich ebenfalls sehr angesprochen.

Ich würde „Das Multiversum der Menschlichkeit“ allen empfehlen, die gerne zwischen den Zeilen lesen, die gerne reflektieren und sich selbst besser verstehen möchten. Für mich persönlich ist es ein echtes Buchjuwel – leise, klug und zutiefst berührend.

Bewertung vom 07.07.2025
Sunbirds
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Ein leiser, eindringlicher Roman über Verlust und Hoffnung – großartig erzählt!

„Sunbirds“ ist ein tiefberührender Roman über Verlust, Vergebung und die oft schmerzhafte Suche nach einem Neuanfang. Im Mittelpunkt steht Anne, eine Mutter, die seit sieben Jahren mit dem Verschwinden ihres Sohnes Torran lebt. Er verschwand spurlos aus einem Hotel in einem abgelegenen indischen Bergdorf. Der Schock dieses Ereignisses hat ihr Leben zerstört: Sie ließ Schottland, ihre Ehe und ihr altes Ich hinter sich.

Als endlich ein neuer Hinweis auftaucht, schöpft Anne neue Hoffnung. Zusammen mit ihrer Nichte Esther, die als Journalistin zu dem Fall recherchiert, reist sie in die entlegenen Täler des Himalayas. Diese majestätische, unbarmherzige Landschaft wird im Roman zu mehr als nur einer Kulisse – sie spiegelt Annes innere Welt wider: rau, schroff, zugleich aber auch tröstlich in ihrer Unbestechlichkeit.

Penelope Slocombe gelingt es, die Beziehung zwischen Anne und Esther vielschichtig und glaubwürdig zu zeichnen. Die gemeinsame Reise bringt lang Verdrängtes und Unausgesprochenes an die Oberfläche. Beide Frauen müssen sich mit schmerzhaften Wahrheiten auseinandersetzen und lernen, einander neu zu vertrauen.

Besonders beeindruckend ist die Sprache des Romans: ruhig, klar und voller Tiefe. Slocombe verzichtet auf übertriebenen Pathos, erzählt stattdessen mit leiser Eindringlichkeit und großer Präzision. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailreich und bildhaft, dass die Himalaya-Region quasi zu einem eigenen, bedeutungsvollen Charakter wird.

„Sunbirds“ ist kein einfacher, aber ein berührender Roman. Er handelt von Trauer und Schuld, vom mühsamen Ringen um Vergebung und von der zarten Hoffnung auf einen Neuanfang, selbst in größter Verzweiflung. Die Geschichte zeigt, wie man selbst in einer Welt voller Schmerz ein Licht finden kann – manchmal genau dort, wo man es am wenigsten erwartet.

„Sunbirds“ ist aus meiner Sicht ein überaus empfehlenswerter Roman für alle, die sich auf eine tiefgründige, atmosphärische und emotional bewegende Erzählung einlassen möchten.

Last but not least hat mich auch das Buchcover sehr angesprochen – dies vor allem in Bezug auf die kraftvollen Farben und die Symbolik.

Bewertung vom 25.06.2025
Der alte Apfelgarten
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten


ausgezeichnet

Zwischen Apfelbäumen und alten Konflikten – ein Roman über Mut und Versöhnung

Mit „Der alte Apfelgarten“ legt Sharon Gosling ihren vierten Roman vor – und trifft einmal mehr mitten ins Herz ihrer Leser:innen. Die Autorin, die bereits mit ihren vorherigen Feel-Good-Romanen warme, atmosphärische Geschichten voller Menschlichkeit und Hoffnung erzählt hat, bleibt auch hier ihrem Stil treu: einfühlsam, lebensnah und gleichzeitig voller Leichtigkeit.

Über den Inhalt:

Im rauen Nordosten Schottlands, dort wo die Klippen steil ins Meer abfallen, liegt die Crowdie Farm – ein Ort voller Erinnerungen und Geheimnisse Für Nina Crowdie ist diese Farm mehr als nur ein Zuhause: Es ist ihr Lebensinhalt. Während sie mit viel Hingabe Kühe melkt, Hühner versorgt und sich dem unbarmherzigen Wetter stellt, lebt ihre ältere Schwester Bette seit Jahren in London – weit weg von der familiären Verantwortung und den Schatten der Vergangenheit.

Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein. Ein Altersunterschied von zehn Jahren, verschiedene Lebenswelten, eine nie gekittete Kindheitsdynamik. Kurzum, ihre Verbindung war und ist brüchig. Doch der plötzliche Tod ihres Vaters zwingt sie, sich nicht nur miteinander, sondern auch mit dem Erbe auseinanderzusetzen, das er ihnen hinterlassen hat: die gemeinsame Verantwortung für den Hof. Was auf den ersten Blick wie eine zweite Chance aussieht, entpuppt sich bald als große Herausforderung – denn der Familienbetrieb ist überschuldet, und Bette muss sich der Frage stellen, ob sie wirklich bereit ist, erneut Teil dieses Lebens zu werden, das sie so bewusst hinter sich gelassen hat.

Inmitten all dieser Spannungen stoßen die Schwestern auf einen vergessenen Apfelgarten. Es ist ein verwunschener Ort voller alter, seltener Apfelsorten, die einst zu edlem Cider verarbeitet wurden. Dieser verwilderte Schatz wird zum Symbol ihrer Hoffnung bzw. zur letzten Möglichkeit, die Farm vor dem Bankrott zu retten und vielleicht auch, ihre eigene Beziehung zu heilen.

Stärken des Romans

Sharon Gosling gelingt es meisterhaft, eine Geschichte zu erzählen, die sowohl emotional berührt als auch authentisch wirkt. Die raue schottische Landschaft dient nicht nur als Kulisse, sondern spiegelt auch die inneren Konflikte der Figuren wider. Der Kontrast zwischen dem ländlichen, erdverbundenen Leben und der städtischen Entfremdung bringt die zentralen Themen des Romans kraftvoll zum Ausdruck: Familie, Entwurzelung, zweite Chancen und dem Mut, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen.

Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet. Besonders Bette durchläuft eine glaubhafte Wandlung – vom distanzierten Stadtmenschen zur Frau, die sich ihrer Herkunft stellt und neue Perspektiven zulässt. Nina, die stille Heldin des Landlebens, überzeugt durch innere Stärke und ihre stille Beharrlichkeit. Die Beziehung zwischen den Schwestern ist das emotionale Herzstück des Buches – voller Missverständnisse, alter Wunden, aber auch vorsichtiger Annäherung und Hoffnung.

Gestaltung und Lesegefühl

Auch optisch ist „Der alte Apfelgarten“ ein Genuss: Das Cover besticht durch sanfte, natürliche Farben und ein liebevoll gemaltes Landschaftsmotiv, das sofort Lust auf eine literarische Reise in die Highlands macht. Die hochwertige Klappbroschur mit prägnanten Zitaten rundet das positive Gesamtbild ab.

Der Roman ist sprachlich klar, angenehm lesbar und eignet sich hervorragend als Sommer- oder Urlaubslektüre. Trotz ernster Themen bewahrt die Geschichte eine Leichtigkeit, die nie ins Kitschige abdriftet, sondern stets glaubwürdig bleibt.

Fazit:

„Der alte Apfelgarten“ ist ein einfühlsamer und atmosphärischer Roman über den Wert von Familie, die Kraft der Erinnerung und die Hoffnung auf einen Neuanfang – eingebettet in eine landschaftlich eindrucksvolle Kulisse. Sharon Gosling erzählt mit Wärme, Tiefe und einer Prise Humor. Wer sich gerne in gut erzählte, herzliche Geschichten fallen lässt, wird hier fündig.

Klare Leseempfehlung! Nicht nur für Fans von Familiengeschichten, sondern für alle, die an die heilende Kraft von Natur, Zeit und Versöhnung glauben.

Bewertung vom 16.05.2025
Die geheime Sehnsucht der Bücher
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Über die heilende Kraft der Literatur und die Magie der Freundschaft

Nina George hat es wieder getan: Mit „Die geheime Sehnsucht der Bücher“ legt sie einen Roman vor, der gleichermaßen philosophisch wie herzerwärmend ist, humorvoll wie tröstlich und dabei sprachlich so originell, dass man sich staunend in ihren Sätzen verlieren möchte.

Ein Wiedersehen mit Monsieur Perdu und der heilenden Kraft der Literatur

Im Mittelpunkt steht erneut der charismatische Buchhändler Jean Perdu, den viele Leserinnen und Leser bereits aus „Das Lavendelzimmer“ und „Das Bücherschiff des Monsieur Perdu“ kennen. In seiner „Pharmacie Littéraire“, der literarischen Apotheke auf einem Bücherschiff in Paris, verschreibt er Geschichten gegen alle erdenklichen seelischen Leiden, von Liebeskummer über Einsamkeit bis hin zu tiefer existenzieller Erschöpfung. Für Perdu sind Bücher nicht einfach nur Lektüre, sondern seelische Arznei, individuell dosiert, feinfühlig ausgewählt und voller heilender Wirkung.

Unterstützt wird er diesmal von Pauline Lahbibi, die mit ihren 17 Jahren ein ebenso sensibles Gespür für Menschen und deren verborgene Sehnsüchte hat. Doch während sie anderen hilft, ihre inneren Brüche zu verstehen, ist sie selbst auf der Suche nach dem, was ihr eigenes Herz zum Klingen bringt. Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als die geheimnisvolle zwölfjährige Françoise auftaucht, ein Kind voller Fragen, Geheimnisse und Mut, das sich mit Perdu und Pauline auf eine leise, aber kraftvolle Mission begibt: Bücher vor dem Verschwinden zu retten, gegen Zensur zu verteidigen und damit das freie Denken selbst zu bewahren.

Ein Roman wie eine Hommage an das Lesen und an das Leben

Was Nina Georges Werk so besonders macht, ist nicht nur der liebevolle Blick auf ihre Figuren, sondern auch ihr unverwechselbarer Sprachstil. Geistreich, poetisch und durchsetzt mit fantasievollen Neologismen, die wie kleine Wortgeschenke wirken, verleiht sie ihrer Geschichte eine ganz eigene Klangfarbe. Die gewählten Begriffe begegnen dem Leser nicht als Effekthascherei, sondern als liebevolle Erfindungen, die exakt jene Zwischenräume benennen, für die die Alltagssprache oft keine Worte findet.

Nina George erzählt mit großer Wärme und einem augenzwinkernden Humor, ohne je ins Kitschige abzudriften. Ihre Sprache ist ein Spielplatz für die Fantasie, ihre Dialoge sind klug, oft von leiser Ironie durchzogen und stets voller Menschlichkeit. Hinter der charmanten Kulisse eines schwimmenden Bücherparadieses verbirgt sich ein tiefgründiges Nachdenken über das Leben, das Erinnern, das Loslassen und über die Frage, welche Geschichten wir brauchen, um zu heilen oder heil zu bleiben.

Fazit: Ein leuchtendes Plädoyer für die Freiheit des Geistes

„Die geheime Sehnsucht der Bücher“ ist nicht nur die poetische Fortsetzung einer einzigartigen Romanwelt, sondern ein eigenständiges, kraftvolles Werk über die heilende, ja rettende Macht der Literatur. Philosophisch in seinem Kern, tröstlich in seiner Wirkung und getragen von einem Stil, der vor Kreativität nur so sprüht, ist dieses Buch ein Muss für alle, die Bücher nicht nur lesen, sondern lieben. Diesen Roman schlägt man nicht einfach nur zu, sondern legt ihn ehrfürchtig zur Seite mit dem Gefühl, ein kleines bisschen klüger, getrösteter und beseelter zu sein. Kurzum, eine klare Empfehlung für Buchbegeisterte und alle, die es noch werden wollen.

Bewertung vom 18.04.2025
Hope
Harbison, Niall

Hope


ausgezeichnet

Wenn Hunde zu Lebensrettern werden!

Niall Harbison führt lange ein Leben am Limit: Als Unternehmer ist er erfolgreich, aber auch tief in seiner Alkohol- und Spielsucht gefangen. Arbeit und exzessive Partys bestimmen seinen Alltag – bis er eines Tages alles hinter sich lässt. Ohne vorherige Ankündigung verlässt er seine Firma und zieht nach Thailand. Dort erreicht er seinen Tiefpunkt: Seine Sucht bringt ihn an den Rand des Todes.

In dieser existenziellen Krise findet Niall einen ungewöhnlichen Ausweg. Auf der Insel Ko Samui begegnet er den Straßenhunden. Gezeichnet vom Leben, wie er selbst. Was als zufällige Begegnung beginnt, wird zu seiner Lebensaufgabe. Er beginnt, die Tiere zu füttern, bringt sie zum Tierarzt und versorgt ihre Wunden. Mit unerschütterlicher Hingabe gewinnt er das Vertrauen der Hunde und entdeckt dabei auch sich selbst neu.

Was als persönliche Rettung beginnt, entwickelt sich zu einer Mission: Niall Harbison will jeden Monat 10.000 Straßenhunden helfen. Seine Tage sind erfüllt von Pflege, Organisation und Notfalleinsätzen. Es ist mehr als ein Vollzeitjob. Doch die Dankbarkeit der Tiere gibt ihm Kraft, Trost und ein Gefühl von Sinnhaftigkeit.

Seine Erlebnisse dokumentiert er mit der Kamera. Millionen Menschen weltweit folgen ihm inzwischen auf Social Media und fiebern mit, wenn Hunde wie McMuffin, Hope, King Whacker, Britney oder Tina gerettet werden.

Es war naheliegend, dass Niall Harbisons Geschichte irgendwann in einem Buch festgehalten wird. Dieses ist nun auch auf Deutsch erschienen und trägt den perfekt passenden Titel HOPE. Es erzählt nicht nur vom Überleben, sondern von echter Transformation, denn es handelt von einem Mann, der an einem abgelegenen Ort seine wahre Bestimmung findet.

Alles in allem ist HOPE ein tief berührendes Buch, das voller Hoffnung steckt. Wer gerne außergewöhnliche Lebensgeschichten liest und vielleicht auch noch Hundefan ist, wird dieses beeindruckende Buch auf jeden Fall lieben und nach der Lektüre nicht so schnell vergessen.

Bewertung vom 11.04.2025
Kumari
Krömer, Philip

Kumari


sehr gut

Ein Roman mit Widerhall. Spannend und eindrucksvoll erzählt.


Kumari von Philip Krömer basiert auf historischen Geschehnissen, die sich 2001 in Nepal ereignet haben.

Inhaltlich geht es um ein Mädchen, das als Kindgöttin in einem Tempel lebt. Ihr Kontakt zur Außenwelt beschränkt sich im Wesentlichen auf Pilger, die sie tagtäglich aufsuchen. Doch ihre Zeit neigt sich dem Ende entgegen. Denn während ein mehrtägiges Opferfest ihr zu Ehren stattfindet, planen maoistische Rebellen die Entmachtung der Königsfamilie ... Um nicht zu spoilern, sei an dieser Stelle nicht mehr verraten.

Kumari ist ein gleichsam kompakter und komplexer Kurzroman, der einem einiges abverlangt, doch wer sich darauf einlässt, wird nicht enttäuscht. Den interessierten Leser erwartet eine sprachgewaltige Geschichte, die aus Sicht der Kumari erzählt wird. Allein dies ist ein geschickter Schachzug.

Viele verschiedene Themen wie Tradition und Rebellion, Zwang und Freiheit sowie Liebe und Verrat werden aufgegriffen und sehr ausdrucksstark dargestellt. Historische Wahrheiten verschmelzen mit fiktiven Ideen. Das macht den Roman umso lesenswerter.

Den einzigen Kritikpunkt, den ich vorbringen möchte, sind die Darstellungen sämtlicher Bluttaten. Diese sind doch ziemlich heftig und definitiv nichts für zartbesaitete Leser*innen. Sonst ist die Lektüre dieses Romans aber durchaus empfehlenswert, denn die Inhalte sind absolut packend und eindrucksvoll. Zudem lernt man viel über die nepalesische Geschichte und Kultur.

Bewertung vom 31.03.2025
Viele Steine bilden einen Weg
Grathwohl, Marya

Viele Steine bilden einen Weg


ausgezeichnet

Eine außergewöhnliche spirituelle Reise. Authentisch und eindringlich geschrieben.

Mit Viele Steine bilden einen Weg legt Marya Grathwohl ein eindrucksvolles autobiografisches Werk vor, das spirituelle Suche, interkulturelle Begegnung und ökologisches Engagement in einer berührenden Lebensgeschichte vereint.

Als Judy Grathwohl in einem katholischen Elternhaus aufgewachsen, zeichnet sie sich schon früh durch eine besondere Sensibilität für die Natur aus – eine Wahrnehmung, die weit über das bloße Sehen hinausgeht. Diese tiefe Verbindung zur Umwelt bildet das Fundament für ihren späteren Lebensweg als Franziskanerin Marya.

Besonders prägend wird für sie der Aufenthalt in Montana, wo sie Kinder des indigenen Crow-Stammes unterrichtet. Die Auseinandersetzung mit der dortigen, erdverbundenen Spiritualität bringt nicht nur ihr bisheriges Glaubensverständnis ins Wanken, sondern öffnet zugleich den Weg zu einer tiefergehenden Einsicht: dass spirituelle Wahrheit in vielfältiger Gestalt erscheint – und dass Gottes Gegenwart im gesamten Schöpfungsgefüge erfahrbar ist.

Grathwohl beschreibt diesen inneren Wandel authentisch, klar und voller Demut. Ihr Stil ist eindringlich, dabei nie belehrend. Besonders hervorzuheben ist ihre Fähigkeit, komplexe spirituelle Prozesse nachvollziehbar zu machen, ohne sie zu simplifizieren. Die Verflechtung von religiöser Reflexion und ökologischem Bewusstsein wirkt in keinem Moment konstruiert, sondern ergibt sich organisch aus ihrem Erleben.

Das Buch ist nicht nur ein persönlicher Erfahrungsbericht, sondern auch ein Plädoyer für eine ganzheitliche Sicht auf Glaube, Natur und Verantwortung. Es lädt dazu ein, eingefahrene Denkmuster zu hinterfragen und Spiritualität im Einklang mit der Erde neu zu entdecken.

Ein stimmiges Gesamtwerk – vom aussagekräftigen Titel über das gelungene Cover bis hin zur inhaltlichen Tiefe. Viele Steine bilden einen Weg ist eine klare Empfehlung für alle, die sich für spirituelle Fragen interessieren, Sinn in der Natur suchen oder sich für die Verbindung von Glauben und ökologischem Handeln öffnen möchten.

Bewertung vom 20.03.2025
Das Herz kennt keine Demenz
Ayag, Jim

Das Herz kennt keine Demenz


ausgezeichnet

Ein wichtiges Thema mit viel Herz und Humor erzählt

Mit seinem Buch Das Herz kennt keine Demenz gibt Jim Ayag, Altenpfleger und TikTok-Star, einen tiefen und berührenden Einblick in die Welt der Pflege – und setzt sich mit Nachdruck für mehr Menschlichkeit im Umgang mit Demenzkranken ein.

Wer kümmert sich um die Ältesten unserer Gesellschaft? Wie gehen wir mit Menschen um, die sich in der digitalen Welt nicht mehr zurechtfinden oder gar den eigenen Heimweg vergessen? Und wie gut ist unser Gesundheitssystem auf die wachsende Zahl hilfsbedürftiger Menschen vorbereitet? Ayag stellt diese drängenden Fragen und bringt sie mit persönlichen Geschichten, Fachwissen und einer Prise Humor den Leserinnen und Lesern näher.

Besonders bewegend sind die Episoden mit Frau Tippelkamp, die stellvertretend für viele wunderbare Menschen steht, denen der Autor in seinem Berufsalltag begegnet ist. Diese Momente machen deutlich, dass Demenz weit mehr ist als nur das Vergessen – sie ist eine Herausforderung für Betroffene und Angehörige, die mit Würde, Geduld und Wertschätzung begleitet werden sollte.

Mit seinem lockeren, eingängigen Schreibstil gelingt es Ayag, ein schweres Thema greifbar zu machen. Die 190 Seiten lesen sich flüssig, berühren und stimmen nachdenklich. Besonders beeindruckend ist, dass der Autor nie belehrend wirkt, sondern auf Augenhöhe mit seinen Leserinnen und Lesern spricht. Sein Engagement und seine Leidenschaft für die Pflegeberufe sind auf jeder Seite spürbar.

Fazit: Das Herz kennt keine Demenz ist weit mehr als ein Erfahrungsbericht – es ist ein Plädoyer für ein respektvolleres und empathischeres Miteinander. Jim Ayag zeigt, dass Humor, Menschlichkeit und Fachwissen keine Gegensätze sind, sondern der Schlüssel zu einer besseren Pflege. Ein absolutes Muss für alle, die sich näher mit dem Thema Demenz auseinandersetzen möchten – sei es beruflich oder privat. Denn eines ist sicher: Früher oder später wird dieses Thema uns alle betreffen.

Bewertung vom 16.03.2025
Die Seelen von Copperdeer
T. Barrett, Sophia

Die Seelen von Copperdeer


ausgezeichnet

Zwischen Traum und Wirklichkeit. Ein mitreißender Auftakt voller Mysterien.

Mit Die Seelen von Copperdeer: Das Echo des Wolfes legt Sophia T. Barrett einen bemerkenswerten Debütroman vor. Der erste Band der Copperdeer-Reihe entführt die Leser*innen in eine düstere, atmosphärisch dichte Welt, in der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Wer Urban Fantasy liebt, wird hier eine fesselnde Geschichte voller Geheimnisse, übernatürlicher Phänomene und tiefgehender Emotionen entdecken.

Inhalt

Die Geschichte folgt Raymond Walker, der jede Nacht von ungewöhnlich realen Träumen heimgesucht wird. Diese führen ihn in die dichten Wälder des Mount Hood und lassen ihn erkennen, dass in der beschaulichen Kleinstadt Copperdeer weit mehr verborgen liegt, als es den Anschein hat.

Bald entdeckt Raymond, dass es eine geheimnisvolle Verbindung zwischen seiner eigenen Familie und den mysteriösen Ereignissen gibt, die Copperdeer heimsuchen. Doch je tiefer er in das Rätsel eintaucht, desto gefährlicher wird es für ihn. Warum begleitet ihn das Echo eines Wolfes in den Schlaf? Was hat es mit der mysteriösen luziden Ebene auf sich? Und welche Rolle spielt der tragische Vorfall, der die Stadt erschüttert?

Mit jeder Antwort, die er findet, ergeben sich neue Fragen – und Raymond muss sich entscheiden, wie weit er bereit ist zu gehen, um die Wahrheit zu erfahren.

Stil und Atmosphäre

Sophia T. Barrett gelingt es mit ihrer bildhaften Sprache, eine fesselnde und fast schon greifbare Atmosphäre zu erschaffen. Die Beschreibungen der Wälder, der Stadt Copperdeer und der Traumsequenzen sind so lebendig, dass man als Leser das Gefühl bekommt, selbst Teil dieser Welt zu sein. Gleichzeitig sorgt die düstere und geheimnisvolle Stimmung dafür, dass eine ständige unterschwellige Spannung mitschwingt – genau das, was einen guten Urban-Fantasy-Roman ausmacht. Die Grenzen zwischen Realität und Traumwelt verschwimmen immer wieder, was für einige faszinierende, teils surreale Szenen sorgt. Der Wechsel zwischen Spannung, Emotionen und Momenten der Reflexion macht den Roman besonders vielseitig und tiefgründig.

Charaktere

Ein großes Highlight des Romans sind die vielschichtigen und authentischen Charaktere.

Raymond Walker, der Protagonist, ist ein tiefgründiger und komplexer Charakter. Seine Entwicklung steht im Zentrum der Handlung – er beginnt als jemand, der sich den Dingen eher widerwillig stellt, wächst aber zunehmend über sich hinaus. Sein innerer Konflikt zwischen Angst und Neugier macht ihn besonders greifbar und nahbar für den Leser.

Neben Raymond gibt es eine Reihe von Nebenfiguren, die das Geschehen ebenfalls bereichern. Einige von ihnen bleiben zunächst rätselhaft, andere werden nach und nach mit immer mehr Tiefe versehen. Auch die familiären Verbindungen in der Geschichte sind besonders interessant – das Gefühl, dass Vergangenheit und Gegenwart auf mysteriöse Weise verknüpft sind, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch.

Spannung und Handlung

Die Geschichte ist durchgehend spannend und hält einige unerwartete Wendungen bereit. Besonders faszinierend ist die Art und Weise, wie sich die Puzzlestücke nach und nach zusammenfügen. Doch mit jeder enthüllten Wahrheit tauchen neue Fragen auf, sodass man als Leser regelrecht durch die Seiten getrieben wird.

Ein zentraler Aspekt des Romans ist die Verschmelzung von Traum und Wirklichkeit. Die Autorin spielt gekonnt mit der Wahrnehmung ihrer Leser*innen, was die Spannung zusätzlich verstärkt. Besonders intensiv wird es, als ein tragischer Vorfall Copperdeer erschüttert. Ohne zu viel zu verraten: Dieses Ereignis ist ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte und setzt eine Reihe von Entwicklungen in Gang, die auf ein noch größeres Mysterium hindeuten.

Fazit: Ein mitreißender Auftakt mit Suchtpotenzial

Mit Die Seelen von Copperdeer: Das Echo des Wolfes liefert Sophia T. Barrett einen beeindruckenden ersten Band ab, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die gelungene Mischung aus Mystery, übernatürlichen Elementen, Spannung und emotionaler Tiefe sorgt für ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Die dichte Atmosphäre, die vielschichtigen Charaktere und die komplexe Handlung machen das Buch zu einem echten Highlight im Urban-Fantasy-Genre. Besonders Fans von Geschichten, die sich mit Träumen, mysteriösen Phänomenen und dunklen Geheimnissen beschäftigen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Leser*innen, die sich in eine Welt voller Rätsel, düsterer Legenden und mystischer Träume entführen lassen möchten, sind hier genau richtig. Denn wer einmal nach Copperdeer reist, wird so schnell nicht wieder losgelassen. Das Ende des Romans lässt diverse Fragen offen, macht aber definitiv Lust auf die Fortsetzung. Ich bin jedenfalls voller Vorfreude. Für diesen ersten Band gibt’s 5 Sterne von mir und ebenso eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.03.2025
Der Pinguin, der fliegen lernte
Hirschhausen, Eckart von

Der Pinguin, der fliegen lernte


ausgezeichnet

Finde dein Element – eine inspirierende Geschichte über Glück, Veränderung und das Leben an sich

Eckart von Hirschhausen gelingt mit Der Pinguin, der fliegen lernte ein ebenso tiefgründiges wie humorvolles Buch über das Leben, die Liebe und das Glück. Mit seiner bekannten Pinguin-Geschichte zeigt er auf inspirierende Weise, dass Erfolg und Zufriedenheit oft davon abhängen, ob wir uns in der richtigen Umgebung befinden – so wie der Pinguin erst im Wasser seine wahre Stärke entfalten kann.

Mit Charme und Leichtigkeit regt Hirschhausen dazu an, sich weniger mit den eigenen vermeintlichen Schwächen zu beschäftigen und stattdessen herauszufinden, wo das persönliche Element liegt. Seine klugen und einfühlsamen Worte machen das Buch zu einer wunderbaren Quelle der Motivation, die die Augen für neue Perspektiven öffnet.

Besonders beeindruckend ist die hochwertige Gestaltung des Buches. Das kompakte Format liegt gut in der Hand, und die atemberaubenden Naturaufnahmen von Stefan Christmann bereichern die Geschichte visuell. Die Mischung aus inspirierenden Gedanken, Herzenswärme und humorvollen Momenten macht dieses Buch zu einem echten Schatz – ideal für alle, die eine kleine Aufmunterung oder neue Impulse für ihr Leben suchen.

Fazit: Der Pinguin, der fliegen lernte ist ein berührendes, unterhaltsames und optisch wunderschönes Buch, das Mut macht, seinen eigenen Weg zu finden. Es eignet sich perfekt als Geschenk oder als liebevolle Erinnerung daran, dass wir alle in der richtigen Umgebung über uns selbst hinauswachsen können.