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Benutzername: 
pajo47
Wohnort: 
Sundern

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2025
Düsteres Tal
Lillegraven, Ruth

Düsteres Tal


ausgezeichnet

Das Ende der Trilogie?

Wieder ein ungewöhnlicher Thriller: Clara Lofthus steht zum dritten Mal im Zentrum des Geschehens. Zu Beginn ist sie mit ihren beiden Söhnen und ihrem Lebensgefährten Axel in Nairobi. Sie hat dort als Hilfsprojekt eine Schule aufgebaut und leitet sie. Als sie bei einem Terroranschlag eine Gruppe Kinder rettet, wird sie anschließend als Heldin gefeiert. Sie kehrt mit ihren Söhnen und Axel wieder nach Norwegen zurück, angeblich, weil sie sich von den Folgen des Anschlags erholen will. In Wirklichkeit sind jedoch andere Gründe ausschlaggebend. Sie wird wieder Justizministerin. Doch dann kommt sie immer mehr in Bedrängnis vor allem durch die Entdeckung der Leiche einer Kinderärztin, die vor sechs Jahren spurlos verschwunden war, also zu der Zeit bevor Clara nach Nairobi ging.

Wenn man die beiden ersten Bände der Reihe nicht kennt, könnte man bis zu dieser Stelle im Buch der Meinung sein, dass man es bei Clara mit einer tollen liebenswürdigen und selbstlosen Frau zu tun hat. Aber jetzt treten ihre dunklen Seiten wieder ans Licht. Man kann diesen dritten Band der Trilogie gut lesen und verstehen, auch ohne dass man die beiden ersten Bände kennt. Alles Wichtige, was da vorher passierte, wird hier wieder ans Licht geholt. Da will ich aber nicht weiter spoilern.

Der Roman ist wieder ein Thriller in der schon bewährten Weise, bei der kein Kriminalkommissar oder Detektiv im Mittelgrund steht, sondern eben Clara. Das merkt man auch am Aufbau des Textes. Er ist in viele recht kurze Kapitel aufgeteilt, bei denen jeweils im Titel vermerkt ist, welche Person im Mittelpunkt stehen wird. Wenn es Clara ist, ist sie selbst die Erzählerin. Wenn eine andere Person im Mittelpunkt steht, erzählt diese nicht selbst sondern es wird über sie berichtet.

Der Roman ist spannend bis ans Ende. Übrigens ein Ende, das ich so nicht erwartet hätte. Das Buch gehört bei mir zu den Drei-Tage-Büchern, also die Bücher, die so interessant sind, dass ich sie an drei Abenden durch hatte.

Bewertung vom 27.10.2025
Die Frau der Stunde
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


ausgezeichnet

Geschichtlich

Zugegeben, richtig geschichtlich im Sinne einer Chronik ist der Roman nicht. Aber das geschichtliche Umfeld der späten 70er Jahre ist doch sehr gut getroffen. Catharina Cornelius ist die Protagonistin von Heike Specht. Catharina hat sich bei den Liberalen einen Platz erkämpfen müssen. Ihr Chef, der Außenminister, zurücktreten, weil er eine Affäre hat und seine Geliebte pro Forma als Hilfskraft beschäftigt hatte. Catharina wird Außenministerin und Vizekanzlerin. Das erzeugt einen regelrechten Aufruhr besonders bei den konservativen Herren im Bundestag. Bei ihrem ersten Auftritt im Bundestag ist sie deshalb einem ganzen Strauß von hämischen und beleidigenden Äußerungen, teilweise unter der Gürtellinie, ausgesetzt.

Auf dem politischen Parket im Ausland macht Catharina eine gute Figur. Der Umsturz im Iran und der Rücktritt des Schah fallen in Ihre Zeit als Außenministerin.

Catharina Cornelius als erste weibliche Außenministerin ist eine fiktive Person. Einige andere Personen sind aber durchaus nicht fiktiv sondern hatten damals irgendeinen politischen Posten inne. Einige treten mit Klarnamen auf. Andere haben erfundene Namen sind aber sehr gut charakterisiert, dass man leicht merkt, wer da gemeint ist.

Specht serviert uns einen tollen Einblick in das, was von der Öffentlichkeit meist unbemerkt hinter den Kulissen der politischen Bühne stattfindet und was die Stellung von Frauen in der männerdominierten Politik ausmacht. Das hat sich sicher bis bis heute nicht groß geändert.

Bewertung vom 22.10.2025
Lügennebel / Hanna Ahlander Bd.4
Sten, Viveca

Lügennebel / Hanna Ahlander Bd.4


sehr gut

Alte Bekannte

Wir treffen alte Bekannte nämlich das Team um Hanna Ahlander. Sie haben einen komplizierten Fall zu lösen. Eine Gruppe von 6 Jugendlichen feiert bei Winterkälte das Ende des Semesters im Norden Schwedens in der Hütte der Eltern von einem der Jugendlichen. Nach einem feuchtfröhlichen Abend, an dem schon einige Spannungen zwischen den 4 Studenten und zwei Studentinnen deutlich werden, wird Fanny am nächsten Morgen nur notdürftig bekleidet tot im Schnee gefunden. Ist sie dort erfroren, weil sie total alkoholisiert nicht den Weg in die Unterkunft gefunden hat, oder wurde sie ermordet?

Es ist eine ziemlich klassische Situation. 5 Verdächtige in einem abgeschlossenen Bereich, die sich auch gegenseitig verdächtigen. Auch für das Team um Hanna ist die Klärung des Falls nicht einfach. Immer wieder ergeben sich neue Verdächtigungen. Aber nichts ist durch belastbare Indizien belegbar.

Immer, wenn man glaubt, zu wissen was passiert ist, stellt man fest, dass uns Viveca Sten wieder in die Irre geführt hat. Neben der Aufklärung des Todes erfahren wir noch so einiges über Änderungen in den persönlichen Beziehungen zwischen Hanna und ihren Kollegen. Viele persönliche Probleme tauchen auf und wollen gelöst werden.

Das Buch ist spannend geschrieben bis zur etwas unerwarteten Lösung. Aber da will ich natürlich nichts weiter spoilern.

Bewertung vom 22.10.2025
Kälter
Pflüger, Andreas

Kälter


sehr gut

Spannung mit Luzy

Luzy ist die Hauptprotagonistin im Thriller von Andreas Pflüger. Zunächst lernen wir sie als einfache Polizistin auf Amrum kennen. Sie führt da seit 8 Jahren offensichtlich ein angenehmes Leben und versteht sich ausgezeichnet mit den Kollegen und anderen Bewohnern der Insel. Doch dann lernen wir eine andere Seite an ihr kennen. Als eine Gruppe von Auftragskillern eine Urlauberin umbringt und dabei ihren liebsten Kollegen tötet, schafft sie es allein alle Killer zu töten.

Da erfahren wir in einzelnen Rückblicken, dass Luzy eigentlich eine ausgebildete Kämpferin in der Welt der Geheimdienste ist und dass es einen Gegenspieler namens Babel gibt, der Luzy nach dem Leben trachtet, was jedoch auf Gegenseitigkeit beruht.

Der Roman spielt zur Zeit des Mauerfalls in Berlin, führt uns jedoch zu vielen verschiedenen Schauplätzen. Die geschichtliche damalige Situation ist geschickt mit eingebunden und natürlich in dichterischer Freiheit aufbereitet.

Der Roman ist spannend erzählt. Besonders die vielen Kampfszenen sind in allen Einzelheiten ausführlich dargestellt. Sie könnten direkt als Stuntanweisungen für einen Film übernommen werden.

Was ich jedoch nicht gut fand sind einmal die vielen Namen, die auf den Leser oder die Leserin einprasseln, und zwar zu den echten Namen noch zum Teil mehrere Tarnnamen. Es hat bei mir jedenfalls recht lange gedauert, bis ich da einigermaßen durchgeblickt habe.

Was ich recht unrealistisch fand, ist die Darstellung der Protagonisten als übermenschliche Tötungsmaschinen. Anklänge an James Bond werden sichtbar.

Aber alles in allem ist der Roman sehr spannend geschrieben und lesenswert, wenn einem die vielen brutalen Szenen nichts ausmachen.

Bewertung vom 12.10.2025
Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code / Die Mordclub-Serie Bd.5


gut

Ohne Schwung

Der Donnerstagsmordclub hat wieder eine Aufgabe. Es geht um viel Geld und zwar in Form von Bitcoins. Nick Silver bittet Elisabeth um Hilfe, weil er eine Bombe unter seinem Wagen entdeckt hat. Nick verschwindet und stattdessen wird seine Geschäftspartnerin Holly Lewis Opfer einer Autobombenexplosion. Holly und Nick haben in vielen Jahren ein großes Vermögen an Bitcoins angesammelt. Das wollen sie jetzt umtauschen. Die Nummer des Kontos ist in einem Safe verschlossen. Die Kombination für den Safe besteht aus 12 Ziffern. Jeweils 6 davon kennen Holly und Nick. Holly ist tot und Nick verschwunden.

Da könnte jetzt ein toller spannender Krimi entstehen. Aber diese Chance wurde verspielt. Die Handlung zieht sich zäh dahin. Immer wieder unterbrochen von Nebensächlichkeiten, die den Roman charmanter machen sollen. Aber hier gibt es davon zu viel. Immer wenn man meint, jetzt geht es weiter, kommt wieder so ein Einsprengsel. Dazu kommen mehrere Handlungsstränge, die ebenfalls für Durcheinander sorgen. Ich hätte den Roman lieber etwas stringenter gehabt. Eine Chance wurde vertan.

Bewertung vom 27.09.2025
No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


gut

Mehr erwartet

Drei ist einer zu viel. Das ist die Erkenntnis, die diesen Roman kennzeichnet. Die drei sind Bethanie, Terry und Jesse. Bethanie war jahrelang mit Jesse, der Lehrer für Englisch ist, zusammen. Sie hat sich von ihm getrennt und ist mehr oder weniger mit Terry zusammen, der Assistenzarzt in Los Angeles ist.

Die Geschichte beginnt damit, dass Terrys Mutter gestorben ist und er sich in Nevada um das Begräbnis und das Haus der Mutter, das er geerbt hat, kümmern muss. Bethanie quartiert sich gegen seinen Willen bei ihm ein.

Es entwickelt sich ein kompliziertes Verhältnis zwischen Terry und Bethania, wobei Bethania aber auch von Jesse nicht so richtig los kommt. Von diesem Hin und Her ist der gesamt Roman gekennzeichnet.

Ich bin nach der Lektüre nicht so sehr begeistert. Sprachlich ist nichts auszusetzen. Aber inhaltlich verlässt T. C. Boyle doch sehr die mögliche Realität. Vor allem die Person Terry, der offensichtlich ein guter Arzt ist, ist sehr unrealistisch gekennzeichnet. Ich kann zum Beispiel nicht nachvollziehen, dass er sich, obwohl er aus gutem Grund sehr zornig auf Bethania ist, durch ein oder zwei Sätze von ihr total besänftigen lässt.

Der ganze Roman erscheint mir recht lieblos niedergeschrieben zu sein. Richtig große Emotionen fehlen, die Handlung plätschert dahin. Spannung? Fehlanzeige.

Bewertung vom 27.08.2025
Himmelerdenblau
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


ausgezeichnet

Ein Problem

Ja, es gibt für Theo ein Problem. Vor 20 Jahren ist seine Tochter Julie spurlos verschwunden. In einem Podcast wird jetzt der Fall von damals wieder aufgegriffen. In diesem Podcast wird der Eindruck erweckt, dass man den Fall jetzt lösen könne. Theo hat die Hoffnung, jetzt endlich Gewissheit über das Schicksal seiner Tochter zu bekommen. Ist sie freiwillig verschwunden, wurde sie damals umgebracht oder wurde sie entführt und wird unter Umständen immer noch irgendwo gefangen gehalten?

Theos Problem ist jedoch, er leidet immer stärker unter Demenz. Es kommt also zu einem Wettlauf zwischen der zunehmenden Demenz und der Aufklärung des Falls.

Hausmann versteht es fantastisch, uns einen Einblick in Theos Gehirn und seine Gedankengänge zu vermitteln. Das ist ein Kabinettstückchen der Sprache. Und allein wegen dieser Stellen lohnt sich die Lektüre. Deshalb habe ich dem Roman trotz einiger Längen 5 Sterne gegeben.

Ich werde natürlich nichts spoilern, aber eins kann ich verraten, Leser und Leserinnen werden immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Ich hatte mir mehrfach ausgedacht, ja, so könnte es ausgehen. Und dann war das Ende doch überraschend anders.

Der Cliffhänger am Schluss musste nicht sein. Zumal ja keine Fortsetzung dieses Romans vorgesehen ist.

Bewertung vom 26.08.2025
Dunkle Sühne / North Falls Bd.1
Slaughter, Karin

Dunkle Sühne / North Falls Bd.1


ausgezeichnet

Überraschend

Die handelnden Personen sind nicht aus einem vorhergehenden Band bekannt. Es wird eine neue Reihe. Die Hauptperson ist Deputy Emmy Clifton. Der Ausgangspunkt ist das Verschwinden zweier junger Mädchen während des Feuerwerks am 4. Juli. Ein Täter wird anhand von Indizien überführt und verurteilt. Da ist aber erst ein Drittel des Buches gelesen. Es ist also noch etwas anderes zu erwarten. Dieses Andere spielt sich dann 11 Jahre später ab. Aber da will ich jetzt nicht spoilern.

Ein Krimi mit gewohnter Spannung, wie man es von Karin Slaughter gewohnt ist. Das Ende ist sehr überraschend, jedenfalls war es das für mich. Ich hatte mit dieser Lösung überhaupt nicht gerechnet. Mit den neuen Personen dieser Reihe konnte ich mich gut anfreunden. Bin gespannt welche neuen Fälle sich Slaughter für dieses Team ausdenkt. Für Krimi Fans jedenfalls eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.08.2025
Dr. No
Everett, Percival

Dr. No


ausgezeichnet

Skurril

Um zwei Hauptpersonen dreht sich die Handlung in diesem Roman. Die eine ist Wala Kitu. Er ist ein bekannter Professor für Mathematik und er ist Experte für das Nichts. Die andere Person ist der schwarze Milliardär John Sill. Sill hat das Bestreben ein Schurke zu sein wie Dr. No. Sill will das Nichts, das angeblich in Fort Nox lagert, an sich bringen und sich damit vor allem an dem weißen Amerika rächen. Das will er mit dem Nichts bewerkstelligen. Dabei soll ihm Kitu helfen, da er ja der Experte für das Nichts ist.

Sie merken schon, es geht in diesem Roman sehr skurril zu. Man darf sich über nichts wundern. Und das ist der zentrale Punkt im Roman, das Nichts. Auf den ersten Seiten war ich erst ein bisschen verwirrt, denn da geht es um eine grundsätzliche Abhandlung über das Nichts. Quasi philosophisch. Wenn man seine Verwirrung abgelegt hat, ist es amüsant zu lesen.

Viele Fremdwörter im Roman dienen eigentlich auch nur der Verwirrung. Ich denke, dass einige der Fremdörter auch von Everett frei erfunden sind.

Der Roman bezieht seine Spannung daraus, dass man darauf wartet, zu erfahren, was denn nun das sogenannt Nichts ist und wie es sich auswirkt, wenn man es anwendet. Und das will ich hier natürlich nicht spoilern. Jedenfalls ist das Ende sehr rätselhaft.

Bewertung vom 12.07.2025
Anna oder: Was von einem Leben bleibt
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


ausgezeichnet

Was bleibt

Wie war das Leben einer Frau vor über hundert Jahren. Das hat Henning Sußebach versucht herauszufinden anhand des Lebens seiner Urgroßmutter Anna Kalthoff. Anna kommt 1887 als junge Lehrerin in das Dorf Cobbenrode. Nach ein paar Jahren heiratet sie den Söhn des Postwirts. Sie muss ihren Beruf als Lehrerin aufgeben, weil nur unverheiratete Frauen den Lehrberuf ausüben durften. Bei den Dörflern kommt sie ins Gerede, weil sie, ganz ungewöhnlich für die damalige Zeit, einige Jahre älter ist als ihr Mann. Dieser verstirbt schon kurz nach der Hochzeit durch einen Unfall. Aber Anna übernimmt, auch wieder ganz ungewöhnlich für eine Frau zu der damaligen Zeit, den Hof, die Gastwirtschaft und die Poststelle. Außerdem kümmert sie sich um die Erziehung ihres Sohnes Clemens. Nach einiger Zeit heiratet sie ein zweites Mal und bekommt eine Tochter. Diese Tochter ist die Großmutter von Henning Sußebach, dem Autor.

Sußebach hat das Leben Annas anhand einiger Erbstücke und durch Quellenstudium rekonstruiert. Wo er keine Originalbelege fand, hat er begründete Vermutungen angestellt. Es entsteht für uns das Bild einer ungewöhnlichen Frau, die sich gegen den Zeitgeist durchsetzen konnte und als eine moderne Frau ihrer Zeit voraus war.