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remul

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 22.06.2025
Die feindliche Zeugin
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


weniger gut

Bleibt unter seinen Möglichkeiten
Im als Thriller deklarierten Buch „Die feindliche Zeugin“ von Alexandra Wilson wird Emmett ein Schwarzer Jugendlicher des Mordes an einem weißen Krankenpfleger beschuldigt. Vertreten wird er von der jungen Anwältin Rosa Higgins, die schon bald sicher ist, dass Emmett nicht der gesuchte Täter ist. Da die Justiz sich bereits auf Emmett festgelegt hat, beginnt sie eigene Ermittlungen durchzuführen. Eigentlich hatte die Geschichte viel Potential, das in meinen Augen leider nicht genutzt wurde. Der Fall, wird mehr oder weniger am Rande abgehandelt, der vermeintliche Täter ist nicht kooperativ, obwohl er zum Rekonstruieren des Tatablaufes beitragen könnte. Die Ermittlungen der Anwältin gestalten sich einigermaßen unbeholfen, per Zufall findet sich eine weitere Zeugin, von deren Aussage alles abhängt. Das Privatleben der Anwältin nimmt sehr viel Raum ein, eine unbefriedigende Liebesbeziehung, eine Mutter im Gefängnis und eine sterbenskranke Großmutter. Nebenschauplätze, die von der eigentlichen Handlung ablenken, die dadurch für mich auf der Strecke bleibt. Auch die einzelnen Personen bleiben blass, man betrachtet das Geschehen distanziert und unbeteiligt. Von Spannung kann leider keine Rede sein, Thrillerleser werden nicht auf ihre Kosten kommen. Vielleicht findet das Buch seine Fans, ich gehöre leider nicht dazu.

Bewertung vom 20.06.2025
tiptoi® Bildergeschichten über den Umgang mit Gefühlen - Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt
Neudert, Cee

tiptoi® Bildergeschichten über den Umgang mit Gefühlen - Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt


ausgezeichnet

Ein wichtiges Thema kindgerecht aufbereitet
Mit Amélie Amie und die Sache mit der Vielfalt haben wir zum ersten Mal eine neue Form der tiptoi Reihe kennengelernt. Während wir bislang nur Wissensbücher im Regal stehen haben wird in der neuen Reihe eine zusammenhängende Geschichte erzählt, der mein 4 vierjähriger Neffe allerdings sehr aufmerksam gefolgt ist.
Amélie erlebt mit ihren Freunden Lucky und Ben magische Ferien, auf 8 Doppelseiten werden Wände angestrichen, Blumen gepflanzt, ein Baumhaus gebaut und zum Schluss die Nachbarschaft eingeladen, den liebevoll verschönerten Hof gemeinsam zu nutzen. Dabei klingeln sie an alle Türen und lernen die unterschiedlichsten Menschen kennen. Hautfarbe, Religion, körperliche Beeinträchtigungen sind Äußerlichkeiten, die für den Umgang miteinander keine Rolle spielen.
Ein wichtiges Buch, dass Kindern soziale Kompetenz vermittelt, indem sie der Vielfalt der Menschen mit Toleranz und Empathie begegnen.

Bewertung vom 18.06.2025
Der alte Apfelgarten
Gosling, Sharon

Der alte Apfelgarten


ausgezeichnet

Der Garten der Hoffnung
Mit „ Der alte Apfelgarten“ erscheint bereits das 4.Buch von Sharon Gosling auf dem deutschen Markt. Die beiden Schwestern Bette und Nina erben nach dem Tod des Vaters gemeinsam seine hochverschuldete Crowdie-Farm. Die jüngere Schwester Nina hat mit ihrem Vater gemeinsam die Farm bewirtschaftet, während Bette in London als Rechtsanwältin Karriere gemacht hat und sich über 20 Jahre lang nur selten in ihrem Elternhaus hat blicken lassen. Nun müssen sich die beiden Schwestern wohl oder übel wieder zusammenraufen. Der titelgebende Apfelgarten von deren Existenz niemand wusste wird per Zufall entdeckt und könnte sich als Rettung erweisen und den unvermeidlich erscheinenden Verkauf der Farm verhindern. Die Autorin hat wie immer einen warmen gefühlvollen Schreibstil, die Geschichte bietet mit einer Portion Herzschmerz, einer Prise Humor und einer kleinen Dosis Spannung alles was man für einen gemütlichen Abend am Kamin braucht. Mir hat´s jedenfalls gut gefallen.

Bewertung vom 18.06.2025
We Burn Daylight
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


ausgezeichnet

Gewalt im Namen Gottes
Der Roman We burn daylight von Bret Anthony Johnston beschäftigt sich mit den tragischen Ereignissen die sich 1993 auf einer Ranch in Waco / Texas abspielten und vielen Menschen das Leben kostete. Der Autor teilt das Buch in 4 Kapitel ein und bezeichnet diese mit den 4 Pferde der Apokalypse, die in der Offenbarung des Johannes beschrieben werden als Symbole für den Beginn der Endzeit. Laut Perry Cullen (könnte mit dem realen David Koresh identisch sein) dem charismatischen Führer einer kleineren Gruppierung auf besagtem Anwesen in Waco, steht der Untergang der Welt bevor. Zu seinen Anhängern gehört auch die Mutter der 14 jährigen Jaye, die ihren Mann verlässt und nach Texas zieht. Per Zufall lernt Jaye den gleichaltrigen Roy, den Sohn des ortsansässigen Sheriffs kennen. Die Ereignisse werden abwechselnd aus der Perspektive von Jaye und Roy geschildert. Dazwischen gibt es immer wieder aktuelle Podcast-Einflechtungen von damaligen Augenzeugen, die ihre unterschiedlichen Auffassungen kundtun, je nachdem zu welchen Sympathisanten sie gehören. Der Autor schafft es eindrucksvoll historische Realität mit Fiktion zu verbinden. Für mich ist besonders Jaye eine herausragende Figur, ihre innere Zerrissenheit zwischen der Liebe zu ihrer Mutter und dem Wunsch sich aus Currens Einfluss zu befreien ist glaubhaft und emotional intensiv. Ein wichtiges Buch gerade auch in der heutigen Zeit, das aufzeigt wie einfach es sein kann Menschen zu manipulieren.

Bewertung vom 03.06.2025
Nacht über Soho
Atkinson, Kate

Nacht über Soho


ausgezeichnet

Erzählkunst vom Feinsten
In Nacht über Soho tauchen wir mit Kate Atkinson auf über 500 Seiten in das Nachtleben von London nach dem 1. Weltkrieg ein. Im Mittelpunkt steht Nellie Coker, die Besitzerin von 5 Nachtclubs und ungekrönte Königin der Unterwelt. Aber während eines Gefängnisaufenthaltes bringen sich ihre Gegner in Stellung um ihr den Thron streitig zu machen. Als weiterer Gegner ist mit John Frorbisher ein neuer Chef bei Scotland Yard im Einsatz, im Gegensatz zu einigen seiner korrupten Mitarbeiter ist er unbestechlich und setzt alles daran für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Autorin schafft es immer wieder aufs Neue mich zu begeistern, sie beschreibt die Welt vor 100 Jahren so, dass ich oft den Eindruck hatte ich wäre selbst mittendrin. Eine Gesellschaft, die sich noch von den Folgen des Krieges erholt, die nur noch vergessen und genießen will. Gleichzeitig schimmert aber zwischen all diesem Glitzern und Prunk ein Gefühl von Verfall und Verzweiflung durch. Das Ganze wird mit dezentem Humor präsentiert, so dass man trotz der oft tragischen Ereignisse immer wieder lächeln musste. Ein Gesellschaftsroman mit Krimielementen den ich nur wärmstens empfehlen kann.

Bewertung vom 29.05.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Traumatische Kurerlebnisse
Die 8 jährige Susanne wird 1969 zur Erholung nach St. Peter Ording in Kur geschickt. Sie landet im Haus Morgentau und verbringt dort die schlimmste Zeit ihres Lebens. Sowohl der Kurarzt als auch das Betreuungspersonal herrschen vor Ort mit harter Hand. Absoluter Gehorsam wird verlangt und bei Nichteinhalten mit drastischen Strafen geahndet. So werden Kinder im Keller eingesperrt oder in einen Turm, wo man sie zwingt stundenlang auf einem Stuhl zu stehen. Die Vergehen sind in der Regel nebensächlich, es reicht schon die ungenießbare Mahlzeit nicht herunterwürgen zu können. Besonders eine sadistisch veranlagte Person hat eine ungeheure Freude daran, die Kinder bis aufs Blut zu quälen und zu demütigen. Susanne ist ihr Leben lang traumatisiert und hätte professionelle Hilfe benötigt um die Erlebnisse zu verarbeiten. Sie entwickelt sich zu einem schwierigen Menschen, der sich im späteren Leben als beziehungsunfähig erweist.#
Der 2. Handlungsstrang spielt im Jahr 2018, Susannes demente Mutter liegt im Sterbebett und in den wenigen lichten Momenten, erzählt Susanne ihr und den anwesenden Geschwistern und ihrer Tochter von den Erlebnissen in der Kur. Ein Buch, dass wie alle Bücher von der Autorin mit leichter Feder und flüssig geschrieben ist. Aber der Inhalt ist oft erschütternd und schwer zu lesen. Vor allem angesichts der Tatsache, dass solche Vorkommnisse in sogenannten Verschickungsheimen noch bis in den 80iger Jahren an der Tagesordnung waren. Ein wichtiges Buch, dass mich noch lange beschäftigen wird.

Bewertung vom 16.05.2025
Das Teufelshorn
Nicholas, Anna

Das Teufelshorn


gut

Schöne Landschaft - wenig Spannung
Am Strand von Pollença wird in der Mittagszeit ein kleines Mädchen entführt. Isabel Flores, die früher Polizistin war, mittlerweile aber auf Mallorca Ferienhäuser vermietet, wird von ihrem ehemaligen Amtskollegen gebeten an diesem Fall mitzuarbeiten. Im Verlauf der Ermittlung wird sie noch in einen Mordfall an einem alten Mann involviert. Nachdem die Handlung zu Beginn etwas dahinplätschert, überschlagen sich zum Ende hin die Ereignisse. Was mich ein bisschen gestört hat, neben aller Sympathie für die Ermittlerin, ist deren Vielzahl an Talenten, sie ist ein Sprachgenie und weltweit vernetzt, ob in Kanada oder Kolumbien, überall hat sie Ansprechpartner, die ihr behilflich sind. Sie klärt quasi im Alleingang beide Fälle und lässt ihre Kollegen alt aussehen. Die Autorin hat einen schönen Schreibstil, der Krimi lässt sich flüssig lesen, aber mir fehlte die Spannung. Da das Schicksal ihres Onkels der seit mehreren Jahren verschwunden ist, immer noch ungeklärt ist, gehe ich davon aus, dass die Reihe weiter fortgesetzt wird. Für Cosy Krimifans ist „Das Teufelshorn“ bestimmt das Richtige, mich hat es nicht so begeistert.

Bewertung vom 13.05.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Vom Verlust der Mutter und dem Leben danach
Im Buch Perlen von Siân Hughes beschreibt die Ich-Erzählerin Marianne in einzelnen Kapiteln, die nicht chronologisch aufgebaut sind, ihr Leben nachdem ihre Mutter spurlos verschwunden ist. Sie war zu dem Zeitpunkt 8 Jahre alt und ihr Bruder noch ein Säugling. Marianne erinnert sich an viele Erlebnisse mit ihrer Mutter und versucht sich jahrelang an Erklärungsversuchen. Ihr Leben nach dem Verschwinden ist geprägt von Unsicherheit und mangelndem Selbstwertgefühl. Man kann sie durchaus als schwierigen, psychisch angeschlagenen Menschen bezeichnen, sie geht nur noch sporadisch zur Schule, verletzt sich selber, ist auf dem besten Wege auf die schiefe Bahn zu geraten. Wie sie dann doch noch einen Schulabschluss schafft und sogar studieren kann, darüber erfährt man nichts. In ihrem Vater findet sie eine Person, die sie unterstützt und viel Verständnis für ihre Eskapaden aufbringt. Gegen Ende des Buches scheint sich eine Erklärung für den Selbstmord der Mutter zu finden, der ihr dann hilft Frieden zu finden. Sprachlich hat mich das Buch begeistert, der poetische Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Es ist keine einfache Kost, phasenweise empfand ich es als sehr bedrückend, die innere Zerrissenheit und Verzweiflung Mariannes miterleben zu müssen. Das muss man wissen, wenn man dieses Buch lesen möchte.

Bewertung vom 28.04.2025
Killer Potential
Deitch, Hannah

Killer Potential


weniger gut

Hat mich nicht überzeugt
Nach der Leseprobe hatte ich mich auf einen spannenden Thriller gefreut, aber letztendlich lässt mich das Erstlingswerk der Autorin Hannah Deitch enttäuscht zurück. Evie Gordon eine hochintelligente Frau mit vielen Studienabschlüssen aber ohne feste Anstellung finanziert ihren Lebensunterhalt als Nachhilfelehrerin bei gutsituierten Leuten. Eines Tages findet sie die Eltern der Nachhilfeschülerin Serena ermordet vor und entdeckt in einer Kammer eine gefesselte Frau. Serena entdeckt die Beiden und zieht den Schluss, dass sie den Mörderinnen ihrer Eltern gegenübersteht. In Panik schlägt Evie Serena nieder und dann beginnt eine Flucht von Evie und ihrer Begleiterin namens Jae im Zick-Zack durch die USA bis hin nach Kanada. Unterwegs stehlen die beiden immer wieder neue Autos, Boote oder Lebensmittel, brechen in Häuser ein, bedrohen Menschen die ihnen auf die Schliche kommen bis hin zum Doppelmord. Zwischendurch kommt es relativ unmotiviert zu einer Liebesbeziehung zwischen Evie und Jae. Die Geschichte ist derart abstrus, dass ich mich bis zum Ende durchquälen musste. Ich konnte weder die Handlungen nachvollziehen noch Sympathie für die Protagonisten aufbringen. Tut mir leid für mich war es leider nichts.

Bewertung vom 22.04.2025
Wut und Liebe
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Nichts ist so wie es scheint
Camilla eine Frau in den 30igern trennt sich von ihrem langjährigen Freund Noah einem mittelosen Maler, da sie nicht mehr alleine den Lebensunterhalt bestreiten und an einen Job gebunden sein möchte, der ihr keine Freude macht. Sie begibt sich auf die Suche nach einem finanzkräftigen Partner, der zur Abwechslung mal sie unterstützt. Das ist die Ausgangssituation in Martin Suters neuestem Werk „Wut und Liebe“. Noah der verzweifelt versucht die Liebe seines Lebens zurückzugewinnen lässt sich auf eine verhängnisvolle Abmachung mit einer von Rachegelüsten geplagten schwerkranken Frau ein. In kurzen Kapiteln in dem ihm eigenen schnörkellosen Schreibstil nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet bis hin zum Ende. Letztendlich ist nichts wie es auf dem ersten Blick scheint. Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann und das Ende gerne noch hinausgezögert hätte.