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Pusteblümchen

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2025
Shark Heart
Habeck, Emily

Shark Heart


ausgezeichnet

Wren und Lewis

Dieser Roman ist einfach unglaublich. Ich habe bisher noch kein vergleichbares Buch gelesen.

Wren und Lewis sind frisch verheiratet, das Leben liegt vor ihnen. Sie sind sehr unterschiedlich. Während Wren es ruhig und strukturiert mag, schlägt Lewis gerne über die Stränge. Das Paar bietet in sich einen tollen Kontrast. Aber noch bevor sie anfangen können ihr gemeinsames Leben zu genießen, erhält Lewis eine niederschmetternde Diagnose. Er wird zum Weißen Hai.

Obwohl das zunächst ein wenig fantastisch, absurd uns sehr gewagt klingt, könnte das Buch kaum menschlicher sein. Es entpuppt sich auf eine sehr originelle Art zu einer Liebesgeschichte, die alles beinhaltet, was das Leben zu bieten hat. So geht es um Krankheit, Verlust, Abschied, Liebe, Trauma und Verwandlung.

Mir hat es fast das Herz zerrissen, dass Wren mitansehen muss, wie sich Lewis verwandelt und von ihr entfernt. Aber es ist kein durch und durch trauriges Buch, es gibt auch humorvolle Momente und Überraschungen, wenn man am wenigsten damit rechnet.

Für mich war das Buch ein richtiges Highlight und etwas vollkommen Neues.

Bewertung vom 23.05.2025
Nacht über Soho
Atkinson, Kate

Nacht über Soho


ausgezeichnet

London in den 1920er Jahren

„Wird jemand gehängt?“ lautet die neugierige Frage eines 13-jährigen Zeitungsjungen zum Einstieg in die Handlung. Damit wird das Milieu und die Atmosphäre in dem sich der Roman bewegt direkt deutlich.

Der Erste Weltkrieg ist vorbei und das Nachtleben in London pulsiert wieder.
Nellie Coker wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen, ist die Königin des Nachtlebens und will, dass ihre Nachtclubs von ihren Kindern weitergeführt werden. Diese haben jedoch andere Pläne. Abgesehen davon ist Nellies Leben nicht ganz ungefährlich, so ein Nachtclub bringt Feinde mit sich.
Neben Nellie gibt es einen weiteren Protagonisten: Inspektors John Frobisher. Sein Anliegen ist es die Morde an jungen Mädchen, die im Londoner Nachtleben verschwunden sind, aufzuklären. Dazu schleust er eine junge Frau in Nellies Club.

Kate Atkinson nimmt sich Zeit ihre Charaktere und das London der 1920er Jahre zu beschreiben. Dadurch dauert es ein wenig bis sich Spannung aufbaut, aber genau davon lebt das Buch, von den Beschreibungen schillernder Charaktere, der Gesellschaft und dem Nachtleben.
Es ist ein Blick in die Vergangenheit, ziemlich genau hundert Jahre zurück und spiegelt ein tolles Porträt der Zeit.

Bewertung vom 22.05.2025
Astro-Tims Sternstunden
Ruster, Tim

Astro-Tims Sternstunden


sehr gut

Ein faszinierender Blick ins All und in die Zukunft

Tim Ruster war mir bisher unbekannt, erst mit der Lektüre seines Buches habe ich mir auch die Videos des YouTube-Moderators angeschaut.
In diesen erklärt er ebenso wie in seinem Buch das Universum.
In einem leicht verständlichem Schreibstil gibt er einen Aus- und Einblick in das All in 50, 100, 200, 400, 800 und 1000 Jahren. Bevor es in die Zukunft geht, schaut er noch die entsprechenden Jahre zurück.
Das Buch bietet einen interessanten Einblick auf die kommenden Entwicklungen in der Raumfahrt. Die Sprache von Tim Ruster ist einfach und die Kombination aus Text und Bild passt, so wird das Ganze anschaulich.
Die hier dargelegten astronomischen Grundlagen bieten eine gute Basis für Einsteiger bzw. Leser ohne Vorwissen.
Dabei spürt man auf jeder Seite die Begeisterung des Autors für die Astronomie, so dass das Lesen einfach Spaß macht.

Bewertung vom 19.05.2025
Vorsehung
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Sehr fesselnd!

Während eines Fluges geht eine alte Dame durch die Reihen und sagt den Passagieren wann, wo und woran sie sterben werden. Einige reagieren geschockt, andere belächeln die Vorkommnisse. Dennoch verändern sie alle ihr Leben und bekommen diesen Moment mit den Prophezeiungen nicht mehr aus dem Kopf.
Es ist eine große Anzahl an Personen über deren Leben die Handlung geht und jeder geht ein wenig anders mit der denkwürdigen Vorsehung um. Es geht aber nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das der alten Damen, so dass es zahlreiche Handlungsstränge gibt. Jeder davon ist spannend und die Wechsel fesseln.
Werden sich die Worte der alten Dame bewahrheiten?
Wie kommt sie überhaupt dazu das Schicksal anderer Menschen vorauszusagen?
Die Situation ist alles andere als angenehm und verändert das Verhalten der Charaktere.
Können sie dadurch ihr Schicksal beeinflussen?
Mich hat das Buch total vereinnahmt und ich war froh, dass ich nur stiller Beobachter der Geschehnisse war.
Das Buch ist durchweg fesselnd geschrieben und es regt zum Nachdenken an.

Bewertung vom 18.05.2025
Glückwunsch zum Geburtstag, Zombie
Hofmann, Will

Glückwunsch zum Geburtstag, Zombie


ausgezeichnet

Zwischen Grusel und Wissenschaft

Walter liegt in seinem Grab, aber tot ist er nicht. Er erinnert sich an alles, was er zu Lebzeiten schon längst vergessen hatte.
Auf eine äußerst unheimliche Weise nimmt der Autor seine Leser mit auf eine Reise zu den Gedanken eines Untoten mit äußerst klaren Gedanken.
Walter liegt in seinem Grab und weiß, obwohl er zu Lebzeiten unter Demenz litt, genau was mit ihm passiert ist. Sein zuletzt behandelnder Arzt hat ihn mit Phosphaten experimentiert und dadurch seinen Zerfall aufgehalten.
Neben ihm treffen wir auf einige weitere Personen auf dem Weg zur Zombifizierung.
Bereits im Prolog wird eine unheimliche Atmosphäre erzeugt. Diese setzt sich fort, wird aber auch von sachlichen, wissenschaftlichen Erklärungen unterbrochen, die der Autor gekonnt mit seiner Handlung verbunden hat.
Ich habe bisher noch keinen so gelungen Gruselroman gelesen, der so viele, gut erklärte medizinische und wissenschaftliche Details enthält. Sollte mir morgen ein Zombie begegnen, wundern würde es mich nicht.

Bewertung vom 07.05.2025
Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2
Hamberg, Emma

Merci Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.2


ausgezeichnet

Agnetas Leben in Frankreich

Ich habe mich schon sehr auf das Wiedersehen mit Agneta gefreut.
Nachdem sie und ihr Mann Magnus auseinandergelebt hatten, ist Agneta von Schweden nach Frankreich gezogen, wo sie ihr Leben, weit ab von ihrer Familie, neu beginnt.
Inzwischen hat sie sich in Frankreich richtig gut eingelebt und genießt ihr neues Leben. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht.

Agnetas Entwicklung aus dem ersten Band setzt sich hier gelungen fort. Sie ist eine mutige Protagonistin, die ihr Leben anpackt, sich ausprobiert und sich nicht so leicht entmutigen lässt. Als sie zurück nach Schweden muss, merkt sie wie weit sie sich bereits von ihrem alten Leben entfernt hat.
Mit Witz, Ironie und Sarkasmus begleiten wir Agneta durch ihr Leben und können dabei die Atmosphäre Frankreichs genießen.

Es ist ein richtig schöner, sommerlicher Roman aus dem Leben, mit Licht- und Schattenseiten, gelungenen Schauplätze und sympathischen Charakteren.

Bewertung vom 26.04.2025
Das Echo der Sommer
Labba, Elin Anna

Das Echo der Sommer


sehr gut

Eine fremde Welt

Das Buch gibt einen interessanten Einblick in das Leben der Samen. Für mich war das bisher eine völlig fremde Welt und ich habe ein wenig gebraucht, um mich auf die Geschichte einzulassen.
Die dreizehnjährige Iŋgá lebt mit ihrer Mutter Rávdná und ihrer Tante Anne in „Sommerland“ an einem See im Nordwesten von Schweden. Als sie nach dem Winter in ihr Dorf zurückkehren wollen, ist es durch den Bau eines Staudamms für ein Wasserkraftwerk überschwemmt. Überall ist nur noch Wasser. Damit verlieren die drei Frauen ihre Heimat, ihre Erinnerungen und auch ihre Existenzgrundlage.
Ihre Kultur wird untergraben und gleichzeitig wird ihnen keine Möglichkeit gegeben sesshaft zu werden.
Das Volk der Sami lebt im Einklang mit der Natur, die durch politische Entscheidungen rücksichtslos verändert und zerstört wird. Mich hat das Vorgehen geschockt und ich hatte tiefstes Mitgefühl mit den Protagonistinnen, deren Leben vollkommen unverschuldet zugunsten des Profits des Staates zerstört wird.
In dem Buch bin ich immer wieder auf Ausdrücke der Sami gestoßen, für die ich eine Übersetzung vermisst habe. Abgesehen davon ist es ein lesenswertes Buch, das mich berührt hat, in eine fremde Welt blicken lässt und dem Volk der Samen eine Stimme gibt, die viel lauter sein sollte.

Bewertung vom 21.04.2025
Die geheime Sehnsucht der Bücher
George, Nina

Die geheime Sehnsucht der Bücher


ausgezeichnet

Das Bücherschiff ist zurück

Wieder einmal durfte ich den Buchhändler Monsieur Jean Perdu und Pauline Lahbibi, eine Buchapothekerin in Ausbildung, die Perdu zur Seite steht, auf seinem Bücherschiff begleiten. Bei dem Bücherschiff handelt es sich um eine Buchhandlung mit dem Namen "Die literarische Apotheke". Da die Handlung in Frankreich stattfindet, hat es natürlich den klangvollen Namen „Pharmacie Littéraire“.
Jean und Pauline ist es ein Anliegen Bücher und Menschen zusammenzubringen. Dieses Mal steht die zwölfjährige Françoises im Vordergrund.
Das Bücherschiff befindet sich in Paris und die Atmosphäre Frankreichs passt hier einfach gut.
Wer Bücher liebt, wird begeistert sein und kann so richtig tief in die Welt der Literatur abtauchen.

Nina George erzählt ihre Geschichte mit viel Empathie und Einfühlungsvermögen. Ihre Charaktere sind Menschen, denen man gerne im echten Leben begegnen würde, um sich mit ihnen zu unterhalten. Sie stecken voller Weisheit und Empathie, genau wie jeder einzelne Satz der Autorin. Sie schreibt großartig, tiefgründig und fein nuanciert, dabei muss man aufpassen, dass man kein Detail verpasst. Ich würde gerne noch mehr von Jean und Pauline lesen.

Bewertung vom 15.04.2025
Um jeden Preis
Lind, Hera

Um jeden Preis


ausgezeichnet

Eine emotionale Reise in die Vergangenheit

Ich habe schon einige historische Tatsachenromane von Hera Lind gelesen und auch dieser hat mich wieder sehr berührt.
Sie berichtet über das Schicksal von Lydia und ihrer Familie. Dabei stützt sie sich auf Berichte der Familie und Schriftstücke von Lydia selbst.

Lydia stammt aus Odessa (Ukraine) und will im Jahr 1944 mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Zuvor werden sie in Ostdeutschland von den Russen in Gefangenschaft genommen und nach Sibirien verschleppt. Was folgt sind grausame Jahre.
Lydia heiratet und bekommt trotz der widrigen Umstände sechs Kinder. Von ihrem Mann bekommt sie wenig bis gar keine Unterstützung und sie muss alleine für sich und ihre Familie kämpfen.

Mich hat Lydias Schicksal zutiefst berührt. Beim Lesen kamen mir immer wieder die Tränen, da es einfach unvorstellbar mit welcher Energie und mit wie viel Mut Lydia für ihre Familie gesorgt hat.

Bewertung vom 12.04.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


sehr gut

Schwierige Mutter-Tochter-Verhältnisse

Es geht um drei Frauen, die sich auseinanderlebt haben und deren Leben dennoch eng miteinander verwoben ist.
Großmutter Ljudmila ist während des Zweiten Weltkrieges von Polen in den Libanon geflohen. Ihre Tochter Daria hat den Libanon verlassen und ist nach Deutschland gegangen.
Daria und ihre Tochter Lucy sprechen schon seit Jahren nicht mehr miteinander.
Obwohl jede der drei Frauen ihr eigenes Leben lebt, zeichnen sich Gemeinsamkeiten ab.

Sprachlich ist der Roman einfach schön. Er liest sich leicht und enthält viele Sätze, über die es sich lohnt nachzudenken. Die Handlung springt zwischen den Protagonistinnen, Orten und Zeiten hin und her. Dadurch bleibt das Buch durchgehend interessant, es ist als ob ein Mosaik langsam zusammengesetzt wird.

Ljudmila, Daria und Lucy sind drei starke Protagonistinnen über die ich gerne mehr erfahren hätte. Vieles bleibt oberflächlich, aber die Botschaft, wie wichtig es ist miteinander zu reden, kommt dennoch an.