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Ulgu1978

Bewertungen

Insgesamt 7 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

Eindrucksvoll
Das interessant gestaltete Cover ähnelt einem Blick durchs Schlüsselloch und wenn der Schutzumschlag abgenommen wird, erscheint eine äußerlich friedliche Zeichnung eines kleinen Ortes.
Die Geschichte gibt uns tatsächlich einen kleinen Einblick in das Leben einer kleinen irischen Gemeinde in den 90er Jahren, eben ein bisschen wie durch ein Schlüsselloch. Wir erfahren, wie es Frauen in dieser Zeit erging, die versuchten, aus einer unglücklichen Ehe auszubrechen und auf eigenen Beinen zu stehen. Zu dieser Zeit war eine Scheidung laut Verfassung verboten.
Mich hat das Schicksal dieser Frauen sehr berührt. Besonders wie Colette verzweifelt versucht, etwas Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber besonders zu Herzen gehen ihre Versuche, Kontakt zu ihren Kindern aufzunehmen, die mit Hilfe von Izzy zumindest teilweise zustande kommen, aber auch nicht von allen Kindern gewünscht sind.
Alan Murrin hat einen sehr berührenden Roman über eine Zeit geschrieben, die noch nicht all zu lange her ist. Man könnte glauben, dass diese Geschichte sich in einem anderen, wesentlich früher en Jahrhundert zugetragen haben könnte.
Ein Roman, den man nicht in einem Rutsch lesen kann, aber durch seine Schreibweise und die mitspielenden Charaktere besticht. Ein unbedingt lesenswertes Buch.

Bewertung vom 26.12.2024
Mord im Himmelreich
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich


ausgezeichnet

Krimi mit Humor
Das Cover sieht auf den ersten Blick ganz gemütlich aus. Aber bei genauerer Betrachtung erkennt man ein paar Elemente, die nicht ganz in diese Idylle passen: ein umgeworfener Campingstuhl, vergossener Kaffee und ein Hund allein auf einem Surfboard mitten auf dem See.
Andreas Winkelmann einmal ganz anders. Dieser Wohlfühl-Krimi fällt so ganz aus dem Rahmen, den Andreas Winkelmann sonst so hervorragend beherrscht: extrem spannende Thriller.
Ich habe bei der Lektüre dieses Romans festgestellt, dass auch Cosy-Krimis unterhaltsam sein können.
Mit der beiden sympathischen Charakteren Kupernikus und Annabelle freundet man sich schnell an. Vor allem, weil sie sich nicht nur bemühen, den Mörder zu finden, sondern auch, weil sie sich um Pinguin, den herrenlosen Hund vom Surfboard kümmern.
Alles in allem ein humorvoller Krimi mit Herz, den ich gerne weiter empfehle. Ich bin gespannt auf weitere Folgen mit Kupernikus.

Bewertung vom 19.12.2024
The Twenty
Holland, Sam

The Twenty


sehr gut

Blutiger Nervenkitzel
Das überwiegend in schwarz und rot gehaltene Cover gibt die blutige und düstere Atmosphäre dieses Thrillers deutlich wieder.
Adam und Jamie, zwei gut aufeinander eingespielte Polizisten, müssen sich mit den Taten eines Serienkillers befassen, der seit vielen Jahren im Gefängnis sitzt. Er wurde seinerzeit durch den Hinweis seiner 11jährigen Tochter überführt und verhaftet. Jetzt werden mehrere Leichen auf einer Müllhalde entdeckt. Diese sind mit römischen Zahlen nummeriert und deuten unerklärlicherweise auf eine Fortsetzung der Mordserie von vor 30 Jahren hin.
Die beiden Kommissare, deren Charaktere nicht unterschiedlicher sein können, sind sich sicher, dass der inhaftierte Mörder der Drahtzieher dieser erneuten Mordserie ist und eine Fortsetzung seiner damaligen Taten bedeuten soll.
Es beginnt immer wieder ein Wettlauf mit der Zeit, sobald klar ist, dass sich ein weiteres Opfer in der Gewalt des Mörders befindet.
Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven. Das Blut fließt in Strömen und Folterszenen werden teilweise in grausamer Einzelheit beschrieben.
In kurzen, dazwischen geschobenen Rückblicken wird versucht zu erklären, was den Killer zu seinen Taten antreibt.
Können Adam und Jamie die Serie stoppen?
Sam Holland schafft es gekonnt, die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten, so dass es fast unmöglich ist, dieses Buch vor dem Ende aus der Hand zu legen.
Leserinnen und Lesern, die nicht vor blutigen Folterszenen zurückschrecken, kann ich dieses Buch besonders empfehlen.

Bewertung vom 29.09.2024
Kein Land in Sicht
Pertl, Christina

Kein Land in Sicht


ausgezeichnet

Spannende Kreuzfahrt
Das ansprechende Cover hat mich auf diesen Krimi aufmerksam gemacht. Und ich muss sagen, ich wurde nicht enttäuscht.
Die Geschichte beginnt zunächst relativ harmlos: Eine Frau erwacht in ihrer Kabine auf einem Luxusdampfer mit erheblichen Erinnerungslücken, die vermutlich von einer durchzechten Nacht herrühren. Erst langsam stellt sie fest, dass sie sich nicht als Passagierin, sondern als Crewmitglied auf diesem Schiff befindet. Durch immer mal wieder auftauchende Flashbacks kommt die Erinnerung zurück, dass sie nicht, wie anfangs vermutet, Stephanie Mayrhofer ist, sondern Sarah Peters, eine Kommissarin, die undercover auf dieses Schiff eingeschleust wurde, um ein Verbrechen aufzudecken. Auf der Suche nach ihrem verschwundenen Kollegen erlebt sie nicht nur das Leben an Bord als Crewmitglied, sondern entdeckt, für welche Machenschaften das Schiff missbraucht wird. Dabei stellt sie fest, dass sie niemandem trauen kann. Trotzdem findet sie unerwartete Verbündete, die ihr helfend zur Seite stehen.
In einem zweiten, parallel laufenden Erzählstrang erfährt der Leser, in welch auswegloser Lage sich der Kollege von Sarah Peters befindet. Er ist mit mehreren Kindern in eine lebensbedrohliche Situation geraten, aus der es anscheinend kein Entkommen gibt.
Dieser Wechsel zwischen Kreuzfahrtleichtigkeit und Bedrohung lässt die Spannung von Seite zu Seite steigen und macht es unmöglich, das Buch vor Ende aus der Hand zu legen. Wird Sarah ihren Kollegen rechtzeitig finden? Und wer ist alles an dem Verbrechen beteiligt?
Christina Pertl hat einen flüssigen Schreibstil, der sich mit der Erzählung aus zwei verschiedenen Sichtweisen zusätzlich interessant liest. Mit Sarah Peters hat sie eine Figur erschaffen, die ich gerne als Leserin weiter begleiten möchte. Für Krimifans ist dieses Buch besonders zu empfehlen.

Bewertung vom 21.09.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Ist das unsere Zukunft?
Hat Marc-Uwe Kling der Comedy den Rücken gekehrt? Und wenn ja, kann das funktionieren?
Ich muss zugeben, seine Känguru-Chroniken hatten mich bisher nicht sonderlich überzeugt und ich war gespannt auf dieses neue Buch, das ohne Känguru auskommt.
Meine Skepsis schwand schon nach den ersten Seiten. Das Buch hat mich von Anfang an fasziniert und in seinem Bann gezogen, so dass ich es nicht vor Ende aus der Hand legen konnte.
Nicht nur die Suche nach einem vermissten Mädchen, ein verstörendes Video, keine Hinweise auf den Tatort oder die Tatverdächtigen macht dieses Buch so spannend, sondern auch der Umgang mit den sozialen Medien und was sich daraus entwickeln kann.
Eine Kommissarin, die versucht, ein vermisstes Mädchen zu finden und weitere Straftaten zu verhindern ist nicht neu. Neu ist die verstörende Erkenntnis, was passieren kann, wenn Künstliche Intelligenz und Wahrheit sich vermischen und sich niemand sicher sein kann, ob das, was er sieht, real oder Fake ist.

Bewertung vom 07.09.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


sehr gut

Reise in eine ungewisse Zukunft
Ein erfrischendes Cover mit dem Bild einer fröhlichen, jungen Frau, gekleidet im Stil der 50er Jahre macht neugierig auf den Inhalt.
Luise und Elfie - zwei Frauen, zwei Schicksale, so ähnlich und doch ganz unterschiedlich.
Elfie ist auf dem Weg in die USA um, wie ihre Großmutter Luise, dort ihr Glück zu finden. Neben ihr im Flugzeug sitzt der Journalist Stephen, der sich schnell von ihrem Wesen angezogen fühlt und in dem Gespräch mit ihr erfährt, dass sie sich auf dem Weg zu ihrem Verlobten befindet - genauso wie 70 Jahre zuvor ihre Großmutter Luise. Stepen, neugierig geworden, lässt sich während des Fluges über den großen Teich Luises Geschichte erzählen.
Die Erzählung beginnt nicht, wie vermutet, auf dem New Yorker Flughafen, wo sie vergeblich auf ihren Verlobten wartet, sondern im Nachkriegsdeutschland Ende der 1940er Jahre. Sie berichtet von Hunger Kälte, Tod und Trauer, aber auch von dem unbedingten Überlebenswillen Luises und ihrer Familie. Sie beschreibt die erste Begegnung zwischen Luise und Jo, in der er sie als papergirl anheuert und davon, wie sich beide im Laufe der Zeit langsam näher kommen. Er muss schließlich wieder zurück in die USA und Luise darf nicht mit, weil die Army Verbindungen zwischen GIs und Deutschen missbilligt. Bis sich eines Tages ein Zeitfenster auftut, in dem die sogenannten War Brides ihren Verlobten in ein neues Leben in die USA folgen dürfen. Die Heirat muss noch vor Fristablauf erfolgen, sonst müssen die War Brides wieder den Rückweg nach Deutschland antreten. Und nun steht Luise in New York auf dem Flughafen und wartet vergeblich darauf, von ihrem Jo abgeholt zu werden.
Was für eine Geschichte! Nein, es sind sogar zwei Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen erzählt werden. Denn nicht nur Luise sieht einer ungewissen Zukunft entgegen, sondern auch Elfie.
Schon die ersten Seiten nehmen den Leser gefangen. Und man möchte unbedingt wissen, wie es den beiden jungen Frauen in dem fremden Land ergeht.
Charlotte Inden schafft es mit ihrem flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil, den Leser sofort in diese Geschichte mitzunehmen.
Findet Luise ihren Jo und wie ergeht es Elfie, ihrer Enkelin? Es lohnt sich, das herauszufinden.

Bewertung vom 19.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


ausgezeichnet

Eine Gräfin auf einer Hallig - eine ungewöhnliche Kombination
Das schöne, schlichte Cover mit der einsamen Reiterin im Hintergrund lässt auch Ortsunkundige die Weiten des Wattenmeeres erahnen. Es passt sehr gut zu dieser Geschichte:
Gräfin Reventlow-Criminil ist Eigentümerin der Hallig Südfall und verbringt dort mit ihrem Hausmeister und ihrer Haustochter die Sommermonate. So auch im Jahr 1944 weit abgeschieden von den Kriegswirren und doch gut informiert. Eines Tages entdeckt sie einen verletzten englischen Piloten, der mit seinem Flugzeug im Watt abgestürzt war. Sie bringt ihn auf ihre Hallig und damit sich und ihre Bediensteten in Gefahr, des Hochverrats bezichtigt zu werden. Beide, die Gräfin und der Pilot, misstrauen sich gegenseitig, schließlich befinden sich ihre Länder in einem unerbittlichen Krieg gegeneinander. Trotzdem gewährt die über 80jährige Gräfin dem jungen Piloten Unterschlupf, um seine Verletzungen auszukurieren und um ihn vor den Nazis zu schützen. Währenddessen erinnert sich die Gräfin an ihre eigene Jugendzeit und erzählt in Rückblicken ihre Familiengeschichte.

Diese kurze Episode der Menschlichkeit hat sich tatsächlich in den letzten Kriegsmonaten so oder so ähnlich zugetragen. Nein, keine spannende Geschichte, aber man ist doch gespannt, wie die Begegnung zwischen den beiden Hauptakteuren abläuft. Schaffen sie es, sich einander zu vertrauen?
Dieser relativ kurze Roman ist auch eine Hommage an dieses schöne "Land zwischen den Meeren" und ihre Bewohner, die gelernt haben, sich den Gezeiten und der rauen See anzupassen.

Die Autorin Irma Nelles versteht es, die Landschaft und die Menschen so zu beschreiben, dass man sie förmlich vor Augen sieht: vor allem die gradlinige, unabhängige Gräfin, den wortkargen Kutscher und die loyale Haustochter. Mir wurde beim Lesen einmal wieder bewusst, wie schön unser Norden ist.
Eine schöne Geschichte, die ich sehr genossen habe. Das Buch ist perfekt dafür, nach einem turbulenten Tag zur Ruhe zu kommen. Entspannend wie ein Tag im Liegestuhl mit Blick auf das Meer, um die Gedanken schweifen zu lassen...