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Renas Wortwelt

Bewertungen

Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2025
Wenn Russland gewinnt
Masala, Carlo

Wenn Russland gewinnt


ausgezeichnet

„Wir haben uns daran gewöhnt, dass am Ende alles gut ausgeht“ (Klappentext)
Es ist der 27. März 2028 – Russische Truppen erobern die estnische Kleinstadt Narwa und die Insel Hilumaa in der Ostsee. Der Angriff auf das Baltikum hat begonnen. Das ist die Ausgangslage des Szenarios, welches der Militärexperte Carlo Masala in seinem Buch „Wenn Russland gewinnt“ entwickelt. Ein Szenario, das, wie der Autor schreibt, im Bereich des Möglichen liegt.
Aber es beginnt drei Jahre zuvor. Wir schreiben das Jahr 2025. In Genf kommen Delegationen der „Freien Ukraine“ und der Russischen Föderation zusammen, um den Vertrag über eine Teilkapitulation der Ukraine zu unterzeichnen, genauer, über den Verlust von zwanzig Prozent des Staatsgebiets.
Was bedeutet das für die Ukraine, was für Europa? „Im Westen gibt es nur wenige Stimmen, die in der ukrainischen Niederlage eine schwere Bedrohung für die europäische Sicherheitsordnung sehen. Die allgemeine Stimmung ist eine andere. Manche äußern sich offen, manche hinter vorgehaltener Hand. Aber es ist überall zu spüren, die Erleichterung, dass dieser Krieg nunmehr vorbei ist.“ (S. 17)
Die Politiker in den europäischen Hauptstädten können sich also erleichtert zurücklehnen, umso mehr noch, als Putin überraschend zurücktritt. Sein Nachfolger verbreitet eine Vielzahl von Vorschlägen zur Entspannung zwischen Ost und West. Bricht nun eine neue Zeit an?
Weit gefehlt – es gibt einen Plan: Eine kleine Gruppe hochrangiger Militärs und enger Vertrauter von Putin trifft sich, um über die zukünftige russische Sicherheitsstrategie zu beraten. „Ihre Aufgabe, so formulierte es der (neue) Präsident auf ihrer ersten Sitzung, sei es, nach Wegen und Möglichkeiten zu suchen, die Politik Wladimir Putins weiterzuverfolgen. Zwar könne man es sich nicht leisten, noch einmal drei Jahre oder länger in einer Kriegswirtschaft zu verharren, aber es sei unumgänglich, dass Russland seinen Einfluss in seinem unmittelbaren Vorfeld ausweite, um seinen Anspruch auf Augenhöhe mit den USA, aber auch mit China, zu untermauern.“ (S. 34)
Mit dieser Leitlinie macht sich die Gruppe an die Arbeit und entwickelt eine umsetzbare Strategie. In der Zwischenzeit ruht die europäische Politik, die Aufrüstungsbemühungen rücken in den Hintergrund und die Amerikaner reduzieren ihre Präsenz in Europa. Bis am 27. März 2028 russische Truppen in Narwa einmarschieren.
Wie sollen die Europäer reagieren? Der Artikel 5 der Nato müsste eigentlich greifen, schließlich handelt es sich um einen Angriff auf ein NATO-Mitglied. Bei der Abstimmung über den Antrag des estnischen Premierministers über die Anwendung des Artikels 5 wird keine Einstimmigkeit erzielt und der estnische Premierminister wird gebeten, den Antrag zurückzuziehen. Es gibt also keine militärische Reaktion der NATO. Man setzt auf weitere Gespräche ….
Das Buch beschreibt anschaulich und spannend, wie sich Konflikte entwickeln und wohin die Naivität der Politiker in Bezug auf die langfristigen Ziele Russlands (und Chinas) führt.
Das letzte Kapitel des Buchs heißt „Moskau/Peking, 30. März 2028: Ein neues Zentrum“. „ … Xi fühlt sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Sein Plan und der seiner Vorgänger scheint aufzugehen. Das Ziel ist vor Augen. Die Macht des USA gebrochen und die chinesische Vorherrschaft über die Welt zum Greifen nahe.“(S. 100).
Ein sehr empfehlenswertes Buch, flüssig und sehr gut lesbar geschrieben, wenn auch der Inhalt durchaus verschreckend wirken kann.
Carlo Masala - Wenn Russland gewinnt: Ein Szenario
C.H.Beck März 2025
Klappenbroschur, 116 Seiten, 15,00 €

Bewertung vom 14.04.2025
Über Stock und Mörderstein
Capellmann, Carla

Über Stock und Mörderstein


gut

Es ist schon eine Herausforderung, mehrere Tage durch die Eifel zu wandern - nicht nur in körperlicher Hinsicht - wenn man in einer Gruppe von Menschen unterwegs ist, zwischen denen nicht nur Freundschaft herrscht. Diese Erfahrung macht Privatdetektivin Ellen Engels, die im Auftrag einer Goldschmiedin deren Ehemann beobachten soll.
Denn dieser hat eine Affäre, wie sich herausgestellt hat und nun soll Ellen herausfinden, wer die Betreffende ist. Zu diesem Zweck schließt sie sich einer Wandergruppe an, zu der auch besagter Ehemann gehört. Es handelt sich um einen Verein, der diese Wanderung durchführt, um darüber einen Führer zu schreiben und auch weitere Bücher des Vereins sind geplant. Ellen gibt vor, eine Fotografin zu sein, die für den Verein Fotos für diese Bücher machen soll.
Dass zu den kurz vorher aus dem Laden der betrogenen Ehefrau gestohlenen sehr wertvollen Diamanten eine Verbindung besteht und dass viele der Geschehnisse und des merkwürdigen Verhaltens einiger Wanderer damit zu tun haben, ist schnell klar. Denn sehr subtil wird die ganze Geschichte nicht erzählt, dafür aber ziemlich verwirrend.
Denn es gibt viele Figuren, viele Verwicklungen, zahlreiche Hintergrundgeschichten. Dazu kämpft Ellen ständig mit Wechseljahresproblemen, ist sich über ihre aktuelle Beziehung zu Max, einem Kriminalkommissar, nicht wirklich schlüssig und muss dazu noch aufpassen, nicht enttarnt zu werden.
Ellen ist stets gut ausgerüstet, hat zig Abhörgeräte, Webcams, Tracker und andere Gerätschaften im Rucksack, findet ständig Gelegenheit, in den Rucksäcken der anderen Leute zu wühlen und so weiter. Das heißt, so nett und unterhaltsam der Krimi erzählt ist, mit viel Gespür für die Absurditäten der Menschen, so unrealistisch sind die vielen Zufälle, die es braucht, damit die Handlung voranschreitet und Ellen ihren Fall lösen kann.
Die Figuren sind durchaus sympathisch und auch lebensnah beschrieben, aber mir gleichzeitig auch zu überfrachtet. Dazu die ständigen Klagen Ellens über ihre Hitzewallungen und Schlafstörungen, für die man ja Verständnis aufbringt, die aber ein wenig zu viel Raum im Roman einnehmen. Dafür ihre dann wieder etwas unlogische Unverwüstlichkeit, die es ihr erlaubt, nach einer 20 Kilometer-Wanderung noch des nachts durch die Gegend zu schleichen.
Schließlich ist alles so verwirrend erzählt, mit ständig wechselnden Perspektiven und ständig wechselnden Verdächtigen, sowie am Ende einer Auflösung, die ausführlich erklärt werden muss, damit sie sich erschließt, was dazu führt, dass man zwar einerseits recht gut unterhalten wird von dieser munteren, wenn auch nicht besonders spannenden Geschichte, sie andererseits aber nicht völlig überzeugen kann.
Ein weiteres Manko sind die vielen Verweise auf das Privatleben Ellens und ihre diversen Beziehungen, die dazu führen, dass man ständig das Gefühl hat, den x-ten Band einer Reihe zu lesen und nicht den (vermutlich) ersten. Hier fehlt dann der nötige Hintergrund, die Aufklärung, wenn das schon erwähnt wird, ansonsten wäre es besser gewesen, dies ganz wegzulassen.
Insgesamt wie gesagt ein netter Krimi „für zwischendurch“ (ein Ausdruck, den ich eigentlich nicht mag, würdigt er die Arbeit einer Autorin doch nicht genug), der jedoch eher keinen länger bleibenden Eindruck hinterlässt.
Carla Capellmann - Über Stock und Mörderstein
emons, März 2025
Taschenbuch, 269 Seiten, 14,00 €

Bewertung vom 09.04.2025
Männer, die die Welt verbrennen
Stöcker, Christian

Männer, die die Welt verbrennen


sehr gut

„Zu Beginn eine Warnung: Für Leserinnen und Leser, die sich mit der Klimakrise und ihren Ursachen noch nicht allzu intensiv beschäftigt haben, klingen Teile dieses Buchs womöglich wie frei erfundene Verschwörungstheorien. Das ist aber ein falscher Eindruck. Es handelt sich bei allem, was auf den folgenden Seiten berichtet wird, um belegbare Fakten.“ (S.9)
Diese Triggerwarnung gleich am Anfang des Buches macht Sinn: Christian Stöcker deckt auf, mit welchen Methoden Interessengruppen und einflussreiche Personen versuchen, jegliche Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels offen oder subtil zu verhindern oder gar die Existenz des Klimawandels zu leugnen.
In neun Kapiteln beschäftigt er sich unter anderem mit den weltweit agierenden Netzwerken der Klimaleugner („Die globale Allianz der Verbrenner“), widmet sich den Profiteuren der Klimakrise („Die Profiteure der Katastrophe“) und im Kapitel „Murdochs Reich“ legt er dar, mit welchen Strategien die Narrative kommuniziert werden, um die breite Bevölkerung vom Nutzen der fossilen Energie, also dem „Zeugverbrennen“, wie es Stöcker nennt, zu überzeugen. Standen bis dahin die global handelnden Akteure im Fokus seiner Recherchen, so beleuchtet Stöcker im Kapitel „Die deutschen Verzögerer und ihre Methoden“ die Situation bei uns in Deutschland. Welche Verflechtungen es gibt zwischen der Industrie, der Politik, den Medien und den Interessenverbänden sowie die intensive Lobbyarbeit, die nicht nur national, sondern auch europaweit effektiv wirkt.
Doch es reicht nicht, nur die Schuldigen zu benennen und deren Machenschaften offen zu legen – was können, was müssen wir tun, um den Klimakollaps zu verhindern? Im letzten Kapitel „Das Zeitalter des Lichts hat begonnen, das des Feuers muss enden“ appelliert Stöcker an uns alle: „Wir alle haben lange von der Energie profitiert, die fossile Brennstoffe geliefert haben. Sie haben die Menschheit reicher, mächtiger und sogar gesünder gemacht. Längst wissen wir aber, dass diese Form der Energiegewinnung sehr schädlich für uns Menschen ist. Und wir wissen auch, dass wir ohne sie auskommen können. Längst profitieren nur noch die Hersteller fossiler Brennstoffe. Wir alle bezahlen dafür, mit unseren Steuern und unserer Zukunft. Es wird höchste Zeit, die Männer, die die Welt verbrennen, in ihre Schranken zu weisen.“ (S. 247)
Christian Stöcker ist einer der profiliertesten Wissenschafts- und Klimajournalisten. Sachkundig und tiefgehend recherchiert (63 Seiten mit Quellenangaben und ergänzenden Erläuterungen) liest sich das Buch durch seinen lockeren journalistischen, aber dennoch seriösen Schreibstil gut in einem Rutsch. Es sei allen Lesenden und Interessierten empfohlen, um die tägliche Informationsflut zum Thema Klimakrise besser einordnen zu können.
Christian Stöcker – Männer, die die Weltverbrennen
Ullstein, 2024
Gebundene Ausgabe, 332 Seiten, 22,99 €

Bewertung vom 04.04.2025
Tot überm Weidezaun
Anders, Hedda

Tot überm Weidezaun


gut

So nett und sympathisch das Personal dieses Kriminalromans ist, so gelingt es ihm doch nicht, zu fesseln. Dafür fehlt es an Tempo und Spannung, an Verwicklungen und Geheimnissen. Dafür ist deutlich zu erkennen, dass hier eine neue Krimireihe gestartet werden soll.
Deren Protagonistin die ehemalige Kommissarin Wencke Dierksen ist. Sie hat einen Hof mit mehreren Alpakas geerbt, den Dienst quittiert und lebt nun, mit nur noch einem dieser Tiere namens Christopher, auf dem platten Land, in einem Dorf, in dem jeder jeden kennt und alle alles über alle wissen. Denkt man zumindest.
So ist auch bekannt, dass Dackel Bootsmann immer gerne Handys klaut. Diesmal hat das von ihm geraubte Mobiltelefon offensichtlich einen Mord gefilmt, dessen Zeuge der Hund wurde. Nur gibt es keine Leiche, somit kein Motiv, keinen Täter, keinen Verdacht. Noch nicht mal sicher ist, ob es überhaupt einen Mord gab.
Wenckes ehemaliger Kollege Theo bittet sie um Hilfe, er steht ziemlich unter Druck, aufgrund irgendeines Vorfalls, an dem wohl auch Wencke nicht ganz unbeteiligt war. Die tieferen Hintergründe bleiben verborgen, sind für die aktuelle Handlung aber auch nicht von Belang.
Auch Wenckes noch nicht oder doch bald Lebensgefährte Hosse, der im Dorf eine Kneipe betreibt, mischt sich immer wieder ungefragt in die Ermittlungen ein. Diese erfreuen jedoch Theos Vorgesetzten wenig, zumal erst ziemlich viel oder fast alles schiefläuft.
Das Ganze ist nett und fröhlich erzählt, entbehrt aber wie gesagt jedwedem Tempo. Viel dreht sich um das Alpaka Christopher, mit dem Wencke gerne längere Gespräche führt und das bei ihr aus und ein geht. Die Gespräche mit den Dorfbewohnern verlaufen im passenden Dialekt, den Wencke für Kollegen Theo – und somit dankenswerterweise auch für die Leserin – übersetzen muss.
Recht früh ahnt man bei der Lektüre, wo der Hase bzw. der Dackel langläuft, der gegen Ende dann auch noch einmal eine heldenhafte Rolle spielen darf. So macht der Roman zwar einerseits schon Spaß, ist andererseits aber einfach zu seicht, zu simpel. Auch der Schreibstil ist nicht wirklich herausfordernd, dafür aber leichtfüßig und so wird die Geschichte trotz allem nciht langweilig.
Insgesamt ein ganz netter, unterhaltsamer Krimi, eine Fortsetzung brauche ich davon aber eher nicht.
Hedda Anders - Tot überm Weidezaun
rororo, März 2025
Taschenbuch, 254 Seiten, 13,00 €

Bewertung vom 02.04.2025
Freitags im Mondlicht (eBook, ePUB)
Cooper, Natalie

Freitags im Mondlicht (eBook, ePUB)


sehr gut

Elliott ist fort, verschwunden, weg, seit ein paar Jahren nun schon. Und seither verbringt Iris ihre Freitagabende auf einer Parkbank, denkt an ihn und nagt vor allem an ihren Schuldgefühlen. Da passt es ihr überhaupt nicht, dass sich doch tatsächlich ein Fremder ganz unverfroren neben sie auf "ihre" Bank setzt. Und sie dann auch noch in ein Gespräch verwickelt.
Natürlich ahnt man, worauf das hinauslaufen wird. Zumal sich sehr schnell herausstellt, dass besagter Fremder der neue Unternehmensberater ist, der in der Firma, für die Iris als Ingenieurin arbeitet, Mängel aufdecken soll und – so die Befürchtung – auch sicher einige Stellen kürzen will. Was selbstredend bedeutet, dass man diesen Mann so gar nicht mögen kann und darf.
Doch wie erwartet kommt es, wie es kommen muss. Der Mann, Hunter ist sein Name, ist ausgesprochen sympathisch, sieht unglaublich gut aus – wovon sich Iris in der Herrendusche in der Firma überzeugen kann – und hilft ihr dann auch noch aus so mancher Patsche. Dabei will sich Iris auf keinen Fall verlieben, denn sie vergräbt sich lieber in ihrer Traurigkeit, ihrer Einsamkeit, ihrer angeblichen Schuld. So passt es ihr natürlich auch überhaupt nicht, dass ausgerechnet am Jahrestag von Elliotts Verschwinden Hunter mit ihr auf eine Geschäftsreise gehen will.
Auch hier weiß man sehr schnell, was geschehen wird und was natürlich auch geschieht. Genauso wie vorhersehbar ist, dass das (erste) Glück nicht von Dauer sein kann, weil erwartungsgemäß irgendetwas geschieht, was die Beiden (vorerst) auseinandertreibt. Was sich selbstverständlich irgendwann, gerne mit Hilfe gutmeinender Freund:innen, aufklärt und somit steht dem Happy End nichts mehr im Weg.
Das Ganze ist zwar wie gesagt absolut vorhersehbar, aber so nett und unterhaltsam erzählt, dass der Roman wirklich Freude macht. Auch wenn das Drama um Iris' Verlust mir etwas überstrapaziert wird, auch wenn die Fettnäpfchen, in welche Iris mit hoher Zuverlässigkeit stapft, ein bisschen arg zahlreich sind und auch wenn die Wandlung vom absolut selbstsicheren Heroen zum demütigen Zauderer, die Hunter gegen Ende durchläuft, etwas unglaubwürdig ist, so hat die Geschichte doch Tempo, Witz und die Figuren sind durchweg sympathisch, trotz des leider wieder bemühten Klischees des ach so gut aussehenden Helden.
Der Twist bezüglich Elliotts Verschwinden ist dann wirklich überraschend, der Rest der Aufklärung des Dramas mir dann aber etwas sehr konstruiert, ist ein bisschen zu viel Zufall eingebaut. Insgesamt aber ein liebenswerter Roman, der für wenige Stunden, in welchen ich ihn verschlungen habe, gut unterhielt und in eine schöne heile Welt entführte.
Natalie Cooper - Freitags im Mondlicht
aus dem Englischen von Laura Lang
rororo, März 2025
Taschenbuch, 398 Seiten, 14,00 €

Bewertung vom 26.03.2025
Der Herr Wälti
Huwyler, Marcel

Der Herr Wälti


ausgezeichnet

Nicht immer funktioniert es, wenn Autoren aus ihren bisherigen Erfolgen eine Nebenfigur zum Protagonisten einer neuen Reihe machen. Dass es diesem Autor, dessen großer Fan ich bin, gelingen würde, ist hingegen keine Überraschung.
Er macht aus dem Taxifahrer Wälti, der in der Reihe um die Privatermittlerin Eliza Roth-Schild diese zu ihren Einsätzen fuhr und ihr auch stets zur Seite stand, hier nun die Hauptfigur. Wälti, der aus seinem Vornamen ein großes Geheimnis macht – was für einen witzigen running gag sorgt – trauert Eliza hinterher, die zu ihrem Lebensgefährten nach New York zieht (sich eine Rückkehr in die Schweiz aber zum Glück offen hält).
Aus dieser Traurigkeit heraus, auch aus dem Gefühl des Verlustes an Bedeutung vermutlich, dient er sich dem Sicherheitschef eines großen Hotels, in welchem gerade diverse wichtige politische Konferenzen und Verhandlungen stattfinden, als Privatdetektiv an. Sein erster Fall: Den Diebstahl von Unmengen goldgerändertem Toilettenpapier aufklären.
Nun ist das eine eher weniger spektakuläre Aufgabe, dennoch sieht sich Wälti recht bald erheblichen Schwierigkeiten gegenüber. Schwierigkeiten technischer Art, bei denen ihm jedoch schnell Hilfe zuteilwird, in Gestalt seiner neuen Kollegin in der Taxizentrale, Evita Mosimann.
Das ist eine wirklich genial gezeichnete Figur, mit vielen Ecken und Kanten, mit dramatischer Vergangenheit – die man erst im Laufe des Romans kennenlernt und begreift – und mit einer herrlich witzigen und Wälti immer wieder aus der Fassung bringenden frechen Sprache.
Beide zusammen finden recht bald heraus, dass es um wesentlich mehr geht als gestohlenes Toilettenpapier. Nach und nach entwirren sich die Fäden, während sowohl Wältis besonnene, immer besorgte Art, seine in Evitas Augen altertümliche Auffassung vom Umgang miteinander wie auch Evitas forsches Auftreten, ihre immensen Kenntnisse von Computern und ihre Unverfrorenheit dazu beitragen, dass sie natürlich am Ende alles erfolgreich aufklären.
Dabei wird es durchaus gefährlich, für andere und auch für die Beiden. Wozu auch Evitas Vergangenheit beiträgt. Worum es dabei geht, kann ich in einer Rezension nicht erzählen, sonst wäre der eigentliche Clou des Romans verdorben. Aber dass es geradezu genial konstruiert ist von Marcel Huwyler, so dass man bei der Lektüre lange keinerlei Ahnung hat, worauf das hinaus läuft, allein das macht diesen Roman zu etwas ganz besonderem.
Dazu die gelungen gestalteten Figuren, die geschickt gelegten falschen und richtigen Spuren, die genial konstruierte Handlung, die sich perfekt nach und nach steigernde Spannung und nicht zuletzt die herrlich witzigen, manchmal absurden, manchmal unterschwellig berührenden Dialoge. Und natürlich, wie stets in Huwylers Romanen, dieser außergewöhnliche Wortwitz, seine Wortspiele, seine Wortschöpfungen. All das zusammen ergibt diesen wunderbaren Roman, der hoffentlich noch viele Fortsetzungen nach sich zieht.
Ohne allerdings, dass wir auf Fortsetzungen der Violetta Morgenstern Reihe verzichten müssen. Hier hoffe ich auf baldige neue Folgen.
Marcel Huwyler - Der Herr Wälti
Atlantis, Februar 2025
Taschenbuch, 254 Seiten, 19,90 €

Bewertung vom 24.03.2025
Aufräumen
waldis, angelika

Aufräumen


sehr gut

Bei diesem Roman bin ich völlig hin und her gerissen. Und das nicht nur, weil wieder einmal der Klappentext absolut in die Irre führt, gaukelt er doch, wenn auch vielleicht unbeabsichtigt, vor, es handele sich um einen leichtfüßigen, humorvollen Roman. Ein Roman, in dem eine Frau nach jahrzehntelanger Ehe plant, ihren Gatten zu ermorden.
Neben diesem leichten Ärger über den falsche Erwartungen weckenden Klappentext ärgerte ich mich während der Lektüre auch permanent über die Protagonistin. Diese ist auf der Reise nach Genua zu ihrem Ehemann, um diesen aus der Welt zu räumen.
Luisa, inzwischen über 70, hat beschlossen, ihr Leben aufzuräumen. Nach all diesen Jahren, in denen sie alles klaglos ertrug, quasi ihr Leben, ihren Mann und ihr Schicksal einfach geschehen ließ, will sie nun plötzlich die Initiative ergreifen. Und sich sozusagen für all das Ungemach, das Ehemann Alfred ihr in diesen vielen Ehejahren zufügte, rächen. Am liebsten auch gleich noch an weiteren Männern aus ihrem Leben, wie ihren Schwiegersohn, der ihrer Tochter so gar nicht guttut und dem Arzt, der eine Operation verpfuschte und so das Leben ihrer anderen Tochter vollends zerstörte.
Nun sitzt sie also im Zug nach Italien, während ihre Tochter und andere glauben, sie sei in Wien. Möglichst nicht auffallen, so dass sich später niemand an sie erinnert, so plant sie den Mord an ihrem Mann. Mittels eines Menüs, das er liebt und dem sie eine ganz besondere, eine tödliche Zutat beizufügen plant.
Auf dieser Reise blickt sie auf ihr Leben zurück, auf Alfred, den Künstler, der sich stets verdrückte, wenn das Leben schwierig wurde, der immer irgendwo eine andere Frau hatte, der nie genug Geld besaß und sich daher ständig von Luisa aushalten ließ.
Sie, die als Hauswirtschaftslehrerin arbeitete, hetzte dafür umso mehr durch ihr Leben, Kinderbetreuung, Haushalt, Beruf, später noch die unheilbar kranke, behinderte Tochter wegen eines ärztlichen Kunstfehlers, all das hielt sie diese ganzen Jahre durch, ohne sich zu beklagen. Nur die Hilfe ihrer ungewöhnlichen Mutter hatte sie in dieser Zeit, während Alfred irgendwann gar nicht mehr auftauchte.
Im Zug lernt sie einen Mann kennen, der sich merkwürdig verhält. Zuerst misstraut sie ihm, dann schließen sie sich zusammen und reisen gemeinsam weiter, werden ungestüm, Luisa tut Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätte und genießt das. Dann schließlich kommt sie in Genua an.
Mich hat einerseits die gewaltige Art des Erzählens von Angelika Waldis beeindruckt, ihr Stil ist mal ergreifend, mal sanft ironisch, nie verurteilend, immer leicht distanziert. Manchmal schweift sie ein wenig zu sehr vom aktuellen Handlungspfad ab, verliert sich in ihren eigenen schwungvollen Formulierungen, Metaphern und Beschreibungen.
Andererseits wurde ich, je weiter ich las, umso wütender auf Luisa, auf diese Hauptfigur, die sich alles gefallen ließ, die ihrem Alfred selbst dann noch Tausende Euro überweist, nachdem er sie mit all den Sorgen und Nöten allein gelassen hatte. Die einen Kollegen anhimmelt, sich in ihn verliebt, dies aber nie ausspricht, nun, viele Jahre nach dessen Tod aber immer noch von ihm träumt. Mir ist diese Protagonistin zu defensiv, zu weich, um nicht zu sagen schwach. Trotz all dessen, was sie ausgehalten hat, hat sie sich nie gewehrt, und nun plötzlich, mit über 70 soll sie den Mut und den Antrieb haben, ihren Mann zu ermorden. Das schien mir etwas unglaubwürdig, nicht recht plausibel.
Daher diese Zwiespältigkeit, mit der ich den Roman sehe, weswegen er mich auch nicht zu 100 Prozent überzeugen konnte. So perfekt und gelungen er stilistisch sein mag.
Angelika Waldis – Aufräumen
atlantis, Februar 2025
Taschenbuch, 191 Seiten, 18,90 €

Bewertung vom 21.03.2025
Chicken Impossible
Voorhoeve, Anne C.

Chicken Impossible


ausgezeichnet

Dass dies der erste Krimi für Erwachsene ist, den diese Autorin veröffentlicht, mag man kaum glauben. So genial ist der Mix aus tierischem Spaß und emotionalem Familienzwist, so perfekt die Balance zwischen Humor und Drama, zwischen ironischem Witz und höchster Spannung.
Dabei kommt der Roman in einem ganz harmlosen Gewand daher, meint man, eine lustige Geschichte aus der Sicht tierischer Ermittler zu lesen, wie man sie beispielsweise von Leonie Swann oder anderen kennt. Doch dieser Roman ist anders.
Es gibt zwar sehr wohl etliche Kapitel aus der Sicht von Rocky, einem zu Höherem berufenen Amrock-Huhn, das nicht nur die neue Hühnersippe als Oberhuhn anführen soll, sondern auch die Menschen, bei denen die vier Hühner nun leben werden, akribisch beobachtet. Bei diesen Menschen handelt es sich um die Schwestern Helene und Hilde, beide über 70. Hilde, die Ältere, ist verwitwet und gegen deren Willen bei Helene eingezogen. Diese hatte beider Mutter bis zu deren Tod gepflegt und lebte nun weiter im gemeinsamen Haus. Bislang in herrlichem Frieden.
Das änderte sich jedoch schlagartig mit Hildes Einzug. Nicht nur, dass Hilde strikt gegen die Hühnerhaltung war und ohnehin ständig gegen alles stänkert, was Helene wichtig ist. Nicht nur, dass sie in der Garage Unmengen an Vorräten lagert, als müsse sie mehrere Kompanien versorgen, Hilde ist auch noch enorm nachtragend. Seit der Kindheit, eigentlich seit deren Geburt, ist sie nämlich auf Helene eifersüchtig und lässt es an keiner Schikane fehlen.
Lange begreift Helene nicht, was abläuft, doch als sie irgendwann dahinterkommt, eskaliert das Ganze, wird das Drama zum Schauplatz eines Mordes.
Dass es am Ende zu einem Mord unter den Schwestern kommt, ist von Beginn des Romans an bekannt. Doch wer von den Beiden wen tötet, das bleibt die ganze Zeit offen und genau daraus zieht der Roman eine ungemeine Spannung. Dazu kommt die unglaublich gute Erzählweise, die geschickt platzierten richtigen und falschen Hinweise. Sowie die sehr einfühlsam und mit Verständnis für beide Seiten geschilderten Szenen aus der Kindheit der Schwestern, die die ganzen Missverständnisse zeigen, die schuld sind am völlig zerstörten Verhältnis zwischen den beiden Frauen.
Auch die fein geschliffenen Charaktere machen die Lektüre zu einem großen Vergnügen. Keiner ist nur gut oder nur böse, auch die liebe Helene hat ihre Abgründe. Und dann natürlich die vier Hühner, als da sind die bereits erwähnte Rocky und ihre Schwester Amy, beide aus der amerikanischen Rasse der Amrocks sowie Susi und Heidi, zwei Sundheimer Hühner, badischer Herkunft. Letzteres schlägt sich dem herrlich kolportierten Dialekt nieder.
Geradezu genial die Szenen, in welchen die Hühner mit der Waschbärfamilie verhandeln, damit sie von diesen Jägern nicht gefressen werden. Oder wie sie den Fuchs übertölpeln. Und natürlich wie die vier Hühner schließlich dazu beitragen, dass Helene die größte Schandtat Hildes entdeckt.
Dieser Roman ist so spannend, so unterhaltsam und gleichzeitig berührend und ernsthaft, dass ich ihn nicht aus der Hand legen konnte, sondern ihn binnen weniger Stunden ausgelesen habe. Einzig der Schluss, ganz am Ende, der hat mich ein wenig enttäuscht, das hätte es nicht gebraucht. Aber davon abgesehen ist dieses Buch wärmstens zu empfehlen. Und ich hoffe sehr auf weitere Bücher aus der Feder von Anne C. Voorhoeve.
Anne C. Voorhoeve - Chicken impossible
emons, Februar 2025
Taschenbuch, 320 Seiten, 14,00 €

Bewertung vom 17.03.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


sehr gut

Dieser durchaus interessante Roman vereint sieben Zeitebenen und acht Erzählperspektiven. Da nützt auch die einigermaßen gelungene Story nichts, man verliert immer wieder den Überblick, wer was gerade erzählt und wann sich das zuträgt.
Was dazu führte, dass ich weder einen Zugang zu den vielen Figuren fand noch einem Handlungsstrang problemlos folgen konnte. Dabei ist die Geschichte, die hier erzählt wird, eigentlich fesselnd genug, auch wenn sie ziemlich weitschweifig und mit recht vielen Nebensträngen daherkommt.
So ist es auch nicht sehr einfach, die Handlung in wenigen Sätzen zusammenzufassen. Es beginnt damit, dass der Teenager Barbara van Laar aus einem Ferienlager verschwindet. Besagtes Ferienlager wird von ihrer Familie, den überaus wohlhabenden Van Laars auf ihrem Gelände in den Adirondacks betrieben. Barbara ist aufmüpfig, widersetzt sich den familiären Regularien, denen sich hingegen ihre Mutter Alice längst völlig unterworfen hat.
Und das nicht erst seit vor vierzehn Jahren Barbaras Bruder Peter IV, genannt Bear, im Alter von acht Jahren ebenfalls verschwand und nie gefunden wurde. Natürlich kommen nun all die Trauer, die Beschuldigungen und Gerüchte wieder hoch, die damals aktuell waren. Es suchen auch durchaus dieselben Menschen nun nach Barbara, die damals nach Bear suchten.
Einige Verdächtige werden schnell gefunden, die sich dann auch noch gegenseitig beschuldigen. Dabei wird klar, wie groß der Unterschied ist in der Behandlung reicher Männer im Vergleich mit der Weise, in der mit armen Frauen umgegangen wird. Dies ist, neben der eigentlichen vordergründigen Handlung, Hauptthema des Romans.
Es werden immer wieder die Diskrepanzen gezeigt, wie Reiche sich die Welt nach ihren Wünschen formen können, während die Armen vom Leben und vom Einfluss der Reichen geformt werden. Manchmal ist diese Botschaft des Romans ein wenig zu dick unterstrichen, wird nicht sehr subtil vermittelt.
Auch die sehr großen Unterschiede im Verhalten gegenüber Frauen und Männern, von Frauenrechten und ihrer, ja man kann es so nennen, Unterdrückung werden thematisiert. Was auch angebracht ist, denn die Handlung trägt sich zum einen im Jahr 1975 zu und zum anderen 1961, dem Jahr, in dem Bear verschwand, und sogar noch früher, nämlich in den 50ern, als Alice Peter van Laar den III. heiratet.
Die gesamte Story ist sehr verwickelt, es treten sehr viele Personen auf, darunter bekommen auch solche eine eigene Erzählperspektive, die keine tragende Rolle spielen. Wie beispielsweise ein 1961 Verdächtigter im Vermisstenfall des Jungen. Dann gibt es die Perspektive von Alice, Barbaras Mutter, von Louise, einer Betreuerin aus dem Ferienlager sowie von Tracy, einer Jugendlichen, die mit Barbara in derselben Gruppe im Lager ist. Dazu die Perspektive von Judyta, einer Ermittlerin bei der Suche nach Barbara, die, so empfand ich es, die eigentliche Hauptrolle im gesamten Roman spielt. Eine weitere Perspektive bekommt Jacob Sluiter, ein entflohener Mörder, sowie am Ende auch noch ein weiterer Mitarbeiter des Ferienlagers wie schließlich auch noch Barbara selbst.
Dies zusammen mit den vielen Zeitsprüngen, den absolut unnötigerweise auseinandergerissenen Szenen – trotz nahtloser Fortsetzung aus derselben Perspektive beginnen neue Szenen, sehr oft nach gerade mal zwei oder weniger Seiten – führt zu einer Erzählweise, die anstrengend ist, die wenig Zugang zu den Figuren ermöglicht (mit Ausnahme von Judyta, in die man sich bei der Lektüre wirklich hineinfühlen kann) und die dem Spannungsaufbau keinen Gefallen tut. So richtig nimmt die Spannung erst Fahrt auf gegen Ende, auf den letzten 100 oder 150 Seiten, als nicht mehr ständig die Perspektiven und die Zeitebenen wechseln.
Insgesamt ein stilistisch unbedingt gelungener, thematisch hochinteressanter und vom Plotaufbau herausfordernder Roman, den man uneingeschränkt empfehlen kann, trotz der oben genannten Kritikpunkte.
Liz Moore - Der Gott des Waldes
aus dem Englischen von Cornelius Hartz
C.H.Beck, Februar 2025
Gebundene Ausgabe, 590 Seiten, 26,00 €

Bewertung vom 14.03.2025
Mord im Chateau / Ein Brite in Frankreich Bd.3
Moore, Ian

Mord im Chateau / Ein Brite in Frankreich Bd.3


gut

Nun folgt also die dritte Episode um das ungleiche Paar Richard und Valérie, die beiden selbsternannten Detektive. Oder Sicherheitsleute, wie sie sich in diesem Band nennen, in dem sie eine Filmcrew beschützen sollen.
Hauptrolle in besagtem Film spielt eine Nichte Valéries, weswegen diese auch sehr besorgt ist. Denn Lionel, so der Name der Schauspielerin, wird bedroht, gestalkt, verfolgt. Richard hingegen soll all die am Filmset beteiligten Menschen schützen während des Drehs auf einem Schloss in der Nähe des Dorfs, in welchem Richard ein kleines Hotel betreibt, dessen Dauergast inzwischen Valérie ist.
Gleich zu Beginn verstirbt ein Statist, da dieser aber bereits das stolze Alter von 102 Jahren erreicht hat, vermuten alle einen natürlichen Todesfall. Erst als noch ein weiteres Opfer zu beklagen ist, werden die Verdachtsmomente, dass es sich um Morde handeln könnte, stärker.
Leider versandet die ganze Handlung und insbesondere die Spannung zwischen viel zu vielen Belanglosigkeiten. Trotz des durchaus liebenswerten Paares Richard und Valérie, er voller Ehrfurcht für sie und ihre Fähigkeiten, sie seine Bewunderung genießend und seine ruhige Art durchaus liebend, trotz des immer wieder durchscheinenden zarten Humors wird die gesamte Geschichte zu langatmig, um nicht zu sagen langweilig erzählt.
Es gibt viel zu viele Figuren, allein die zahlreichen, die zur Filmcrew gehören, dazu all die Menschen aus Richards Umgebung wie das aus den vorigen Bänden bekannte halbseidene Paar, das ständig neue Rollen einnimmt und wieder Richards noch nicht ganz Ex-Frau, die leider auch wieder auftaucht, ohne dass man darin einen Sinn für den Plot erkennen kann.
Auch die durchaus unterhaltsamen Szenen, in welchen Richard sich Schlachten mit dem schlosseigenen Pfau liefert, können nicht verhindern, dass sich die gesamte Handlung unnötig in die Länge zieht. Was auch an den vielen endlosen Gesprächen liegt, deren Sinn für den Fortgang der Handlung oder den Spannungsaufbau man kaum zu erkennen vermag. So wie auch in den vielen Abschweifungen, den vielen Szenen, in denen nichts geschieht, was die Handlung irgendwie voranbringt oder was mit dem eigentlichen Plot in Zusammenhang steht.
Vielleicht ist die Geschichte um diese beiden doch trotz allem so sympathischen Hauptfiguren einfach auserzählt. Nur sie allein können die Handlung nicht tragen und so verliert man auf halber Strecke auch das Interesse daran, zu erfahren, wer wen warum hinterrücks ermordet hat.
Es bleibt offen, ob ich einen weiteren Band, so denn ein solcher erscheinen sollte, noch lesen möchte.
Ian Moore - Mord im Chateau
aus dem Englischen von Barbara Ostrop
rororo, Februar 2025
Taschenbuch, 334 Seiten, 14,00 €