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Benutzername: 
Jasika

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2025
Zwei Rivalen, ein Traum. / Lindt & Sprüngli-Saga Bd.2
Graf, Lisa

Zwei Rivalen, ein Traum. / Lindt & Sprüngli-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Als Schokolade noch ein Luxusgut war, hart, bröckelig und weit entfernt von zartem Schmelz, begann in der Schweiz ein Wettlauf um die perfekte Rezeptur. In dieser spannenden Phase der Schokoladengeschichte setzt Lisa Grafs zweiter Band ihrer Saga an.

Der Roman führt nach Bern und Zürich, wo zwei Männer denselben Vornamen, aber ganz unterschiedliche Lebenswege haben. Rudolf Sprüngli, aus einer erfolgreichen Konditorenfamilie, und Rodolphe Lindt, Sohn eines Apothekers, der lieber eigene Wege geht als den Beruf des Vaters nachzugehen. Beide verbindet die Leidenschaft für das, was damals noch niemand Schokolade im heutigen Sinn nennen konnte.

Lisa Graf erzählt ihre Geschichte in wechselnden Perspektiven, was zu Beginn Konzentration erfordert, aber bald zu einem stimmigen Gesamtbild führt. Besonders Rodolphe Lindt rückt stärker in den Mittelpunkt. Man begleitet ihn durch Jahre des Lernens, Probierens und Zweifelns, bis er in seiner kleinen Werkstatt schließlich das erreicht, was ihm später Ruhm einbringen sollte.

Neben der Entwicklung der Schokolade zeichnet die Autorin ein lebendiges Bild der Zeit. Sie beschreibt den Alltag in den Fabriken, die gesellschaftlichen Gegensätze und den wachsenden Unternehmergeist des 19. Jahrhunderts mit viel Gespür für Details. Figuren wie die junge Arbeiterin Binia, die in Rodolphe Lindt verliebt ist, verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich und historisch fundiert. Ich habe gespürt, wie sorgfältig Lisa Graf recherchiert hat, ohne dass der Text jemals trocken wirkt. Anfangs wechseln die Schauplätze etwas zu häufig, was den Lesefluss kurzzeitig bremst. Sobald der Fokus auf Lindt liegt, gewinnt die Erzählung spürbar an Kraft.


Fazit:

Ein atmosphärischer, packender Roman über die Anfänge der Schweizer Schokoladengeschichte. Lisa Graf verbindet historische Genauigkeit mit erzählerischem Feingefühl und macht neugierig auf den abschließenden Band der Trilogie.

Bewertung vom 20.10.2025
Hart am Wind
Kirchberger, Claudia und Jürgen

Hart am Wind


sehr gut

„Sturm auf See, das ist rohe Gewalt, das ist ein polternder, schreiender, krachender Lärm. Das Heulen des Windes, das Krachen und Stampfen des Bootes, das Tosen der heranrollenden Wellen und der dumpfe Aufschlag, wenn die Wellen über dem Deck zusammenbrechen.“

Dieser Satz lässt sofort erahnen, in welche Welt man mit Hart am Wind von Claudia und Jürgen Kirchberger eintaucht. Eine Welt aus Wasser, Wind und Wagemut. Die beiden Autoren haben nicht einfach eine Segelreise unternommen, sie haben sich auf eine Lebensreise eingelassen, die sie in die entlegensten Regionen der Erde führt.

Ich habe beim Lesen oft das Gefühl gehabt, direkt mit an Bord der „La Belle Epoque“ zu sein – das Holz knarzt, der Wind peitscht, das Meer tost. Startpunkt ist Österreich, von dort aus führt der Weg flussaufwärts über die Donau Richtung Norden, bis nach Tromsø, dem Tor zur Arktis. Von der Finnmark in Norwegen segeln sie weiter nach Island, folgen der alten Wikingerroute über die unberechenbare Irmingersee bis nach Grönland. Dort zeigt sich, was es bedeutet, sich wirklich auf das Leben auf See einzulassen: Kälte, Einsamkeit, Stürme und die Entscheidung, in einer einsamen Bucht Grönlands zu überwintern, eingeschlossen im Eis.

Besonders eindrücklich fand ich die Passage über die verlassene Geisterstadt Nordafar. Beim Landgang über das Eis zu den alten Ruinen konnte ich mir die Szenerie lebhaft vorstellen: der Frost knirscht unter den Stiefeln, das Schweigen über den leeren Häusern, die einst von Fischern bewohnt waren. Diese stillen Momente kontrastieren wunderbar mit den gefährlichen Etappen auf See, bei denen die beiden auch vom Tod eines anderen Weltumseglers erfahren, dessen Yacht einer Monsterwelle zum Opfer fiel.

Ein Höhepunkt des Buches ist ihre Durchquerung der legendären Nordwestpassage von Grönland nach Alaska ohne Eisbrecherunterstützung. Ein Abenteuer, das Respekt und Staunen weckt. Weiter geht es durch das Beringmeer, wo sie in einer kleinen Bucht vor einem Orkan Schutz suchen, bevor sie den Prinz-William-Sund erkunden, Wölfe beobachten und den majestätischen Columbia-Gletscher sehen. Fast ein Jahr verbringen sie in Alaska, bevor ihre Route weiterführt: über Kalifornien, Mexiko und Französisch-Polynesien bis nach Neuseeland.

Je weiter die Reise fortschreitet, desto stärker spürt man, wie die beiden zu Beobachtern einer anderen Welt werden. Der folgende Satz fasst ihre Haltung wunderbar zusammen:
„Unser Leben auf dem Ozean ist davon geprägt, immer weiterzuziehen, stets Veränderungen zu erleben. Gleichzeitig sind wir Beobachter geworden. Beobachter einer klaren Wasserwelt, wo der Lärm und die Ablenkung unserer Zeit keine Bedeutung haben.“

Dieses Leben fernab von Medien, Werbung und Beurteilung verleiht dem Buch eine fast meditative Tiefe. Man merkt, dass es ihnen nie darum ging, Orte abzuhaken, sondern sie wirklich zu begreifen, Menschen, Natur, Atmosphäre.

Die beiden erzählen in abwechselnden Tagebucheinträgen, was das Lesen besonders lebendig macht. So entsteht ein authentisches Bild ihrer Erlebnisse, das zwischen sachlicher Beobachtung und persönlicher Reflexion pendelt.

Was mir gefehlt hat, sind jedoch Einblicke in den Alltag an Bord. Wie sah das Leben zwischen den großen Momenten aus? Wie kochten sie, wenn frisches Obst und Gemüse Mangelware waren? Wie hielten sie durch, wenn die Tage eintönig wurden oder jemand krank war? Diese menschlichen Details hätten den Bericht noch greifbarer gemacht und emotional vertieft.

Trotzdem bleibt Hart am Wind ein eindrucksvoller Reisebericht voller Respekt für das Meer, den Mut und die Hingabe zweier Menschen, die sich dem Abenteuer ihres Lebens gestellt haben. Ihre Route liest sich wie eine Chronik der Extreme – von der Arktis bis zur Antarktis, von Eiswüsten bis zu Korallenriffen. Ein Buch, das die Sehnsucht nach Freiheit weckt, aber auch zeigt, wie fordernd sie sein kann.


Fazit:

Ein starkes, sachliches und zugleich faszinierendes Logbuch zweier Abenteurer, das mich beeindruckt, aber an manchen Stellen emotional mehr hätte berühren dürfen. Für Segelbegeisterte, Entdecker und alle, die das Meer lieben, ein empfehlenswerter Reisebericht.

Bewertung vom 20.10.2025
Schneeflöckchen, Weißpfötchen / Der Weihnachtshund Bd.10
Schier, Petra

Schneeflöckchen, Weißpfötchen / Der Weihnachtshund Bd.10


sehr gut

Ich lese jedes Jahr gern die Weihnachtsromane von Petra Schier, weil sie mich zuverlässig in diese besondere weihnachtliche Stimmung versetzen.

Dieses Mal steht die Schäferhündin Amara im Mittelpunkt, die von Santa Claus auf eine besondere Mission geschickt wird. Durch einen technischen Defekt in seiner Wunschmaschine landet ausgerechnet ein Herzenswunsch von Xander, einem Fotografen und Reiseblogger, im Mittelpunkt des Geschehens. Er hofft, dass sich endlich erfüllt, was er sich schon so lange wünscht: dass seine beste Freundin Ellie erkennt, wie viel sie ihm bedeutet. Doch bevor die beiden zueinanderfinden, müssen sie einige Umwege gehen – und Amara hat alle Pfoten voll zu tun, um ihnen ein bisschen nachzuhelfen.

Was mir an Petra Schiers Büchern immer gefällt, ist ihre Fähigkeit, Charaktere mit Ecken und Kanten zu zeichnen. Auch hier sind die Figuren glaubwürdig, manchmal impulsiv, manchmal verletzlich, aber immer menschlich. Zwischen Schneefall, kleinen Missverständnissen und humorvollen Momenten entfaltet sich eine Geschichte, die zeigt, dass Liebe Zeit braucht – und dass man manchmal einfach mutig sein muss, um sie zuzulassen.


Fazit:

„Schneeflöckchen Weißpfötchen“ ist kein kitschiger Wohlfühlroman, sondern eine warmherzige Erzählung mit klugen Zwischentönen. Genau das Richtige, um sich an dunklen Wintertagen mit einer Decke einzukuscheln und für ein paar Stunden in eine stimmungsvolle Weihnachtswelt einzutauchen.

Bewertung vom 20.10.2025
Legende der Schattenwächter - Kampf um die magischen Schlüssel
Meyer, Lars

Legende der Schattenwächter - Kampf um die magischen Schlüssel


ausgezeichnet

Ich gebe zu, ich lese auch als Erwachsene ab und an gerne Fantasy, besonders wenn eine Geschichte verspricht, mich in eine magische, vielschichtige Welt zu entführen. „Die Legende der Schattenwächter. Kampf um den magischen Schlüssel“ hat genau das geschafft. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt von der düsteren Atmosphäre und der faszinierenden Mischung aus Abenteuer, Freundschaft und Geheimnissen.

Hamburg im Jahr 1897 bildet den Ausgangspunkt für Armins Reise, die bald in eine gefährliche, magische Parallelwelt führt. Der 15-jährige Junge wächst einem schnell ans Herz, weil er kein typischer Held ist, sondern ein ganz normaler Junge, der unvermittelt in ein Schicksal hineingezogen wird, das größer ist als er selbst. Der Autor verbindet historische Elemente mit einer spannenden Fantasyhandlung, ohne dass es je konstruiert wirkt.

Der Schreibstil ist angenehm flüssig, bildhaft und leicht zu lesen, sodass man sofort in die Geschichte eintaucht. Besonders gefallen hat mir, dass die Perspektive zwischen Armin, Nari und Viktoria wechselt. Dadurch entsteht eine Vielschichtigkeit, die die Figuren lebendig und greifbar macht. Man versteht ihre Zweifel, Ängste und die Bande, die sie miteinander verbinden. Auch die Kapitel aus Sicht des Gegenspielers fügen sich stimmig ein und geben der Handlung zusätzliche Spannung.

Eine meiner liebsten Figuren ist der sprechende Kater, charmant, klug und mit einer geheimnisvollen Aura, die man sofort spürt.

Inhaltlich ist das Buch voller Überraschungen. Kaum glaubt man, die Figuren hätten einen Hinweis entschlüsselt, schon öffnet sich die nächste Tür, manchmal im wahrsten Sinne. Die Mischung aus Rätseln, Magie und Freundschaft ist ausgewogen und lässt kaum Zeit zum Durchatmen. Dabei bleibt die Geschichte trotz ihres rasanten Tempos nachvollziehbar und verliert nie ihren roten Faden.

Bis zum Ende hält das Buch die Spannung aufrecht, und obwohl einige Fragen offenbleiben, wirkt das wie ein bewusst gesetzter Auftakt zu einer größeren Geschichte. Gerade das macht neugierig auf den nächsten Band und lässt die Welt der Schattenwächter noch lange nachhallen.


Fazit:

Ein fesselnder Reihenstart für junge Leserinnen und Leser ab etwa 13 Jahren - und für Erwachsene, die sich gern noch einmal verzaubern lassen. Diese Geschichte beweist, dass gute Fantasy keine Altersgrenzen kennt.

Bewertung vom 20.10.2025
Mein geheimes Leben als Monsterjäger - Warum du niemals einen Riesenfalter wecken solltest
Genenz, Iris

Mein geheimes Leben als Monsterjäger - Warum du niemals einen Riesenfalter wecken solltest


ausgezeichnet

Kaum schlägt man die erste Seite auf, ist man schon mittendrin im Chaos der Anderlande. Diesmal geht es für Charly Hartnuss, den 13-jährigen Monsterjäger wider Willen, richtig rund: Alle Portale zwischen der Menschenwelt und der magischen Parallelwelt öffnen sich, und das ausgerechnet, als seine Prüfung läuft. Klar, wer sofort unter Verdacht gerät – Charly natürlich. Dabei will er eigentlich nur die Monsterjägerprüfung überstehen und endlich etwas Ruhe haben.

Trotzdem stolpert man gemeinsam mit ihm von einer brenzligen Situation in die nächste, mal kopfschüttelnd, mal lachend. Der Erzählstil ist so lebendig, dass man das Gefühl hat, direkt neben Charly und seinem Kumpel Martin zu stehen, während sie sich Hals über Kopf in neue Abenteuer stürzen. Iris Genenz erzählt mit viel Tempo, Humor und einem feinen Gespür für kindgerechten Grusel – genau richtig dosiert, damit es spannend bleibt, ohne zu überfordern.

Die kurzen Kapitel mit kleinen Illustrationen und passenden Überschriften machen das Lesen angenehm leicht. Besonders gelungen ist das kleine Monsterlexikon am Ende, das erklärt, welche Kreaturen im Buch auftauchen – eine tolle Ergänzung für neugierige Leserinnen und Leser, die gern mehr über die Welt der Anderlande erfahren möchten.

Mein Sohn (8) und ich sind zufällig auf das Buch gestoßen und hatten keinerlei Probleme, der Geschichte zu folgen, obwohl es sich um den vierten Band handelt. Die Handlung ist in sich schlüssig, die Figuren wirken vertraut, und der Einstieg gelingt sofort.

Am meisten Spaß hat uns die Mischung aus Witz, Spannung und leichtem Grusel gemacht. Es gibt viele überraschende Momente, und man möchte unbedingt wissen, ob Charly es diesmal schafft, seine Unschuld zu beweisen. Für Kinder, die kurze, actionreiche Geschichten mögen, ist das Buch ideal – selbst für eher zurückhaltende Leser, denn die Kapitel sind schnell gelesen und lassen keine Langeweile aufkommen.


Fazit:

Ein wilder, lustiger und fantasievoller Lesespaß, der Lust auf mehr macht. Kein Wunder, dass die anderen Bände bei uns jetzt ganz oben auf der Wunschliste stehen.

Bewertung vom 19.10.2025
P.M. Schneller Schlau MENSCH
Fois, Minerva;Franz, Angelika;Harf, Rainer

P.M. Schneller Schlau MENSCH


gut

Wie neugierig ist der Mensch eigentlich auf sich selbst? „P.M. Schneller schlau. Mensch. 365 Fragen & Antworten zu Körper und Geist“ will diesen Forscherdrang stillen - mit kurzen, leicht verständlichen Wissenshäppchen für jeden Tag des Jahres. Das klingt nach einer spannenden Idee, denn wer möchte nicht mehr über die kleinen und großen Eigenheiten des Körpers, der Psyche und des Alltags erfahren?

Das Buch bietet tatsächlich eine bunte Mischung aus überraschenden, kuriosen und alltagsnahen Fragen. Man erfährt zum Beispiel, warum man morgens weniger wiegt als abends, wie das erste Wassereis erfunden wurde oder wie oft Beziehungen in Ghosting enden. Besonders interessant sind die Abschnitte, die psychologische oder gesellschaftliche Themen beleuchten, etwa, ob man in Träumen Werbung schalten kann, ob sich die Persönlichkeit mit Kindern verändert oder wie man offener für ehrliche Kritik wird. In solchen Momenten spürt man, wie viel Potenzial das Konzept eigentlich hat: Wissen zugänglich, unterhaltsam und dennoch fundiert zu vermitteln.

Doch nicht alle der 365 Fragen können dieses Niveau halten. Manche Themen wirken vorhersehbar oder wenig spannend, weil sie seit Jahren präsent sind, etwa das richtige Lüften im Büro, die Smartphone-Nutzung von Kleinkindern oder die anhaltende Diskussion ums Gendern. Solche Beiträge hinterlassen eher das Gefühl, Bekanntes erneut serviert zu bekommen, anstatt mit wirklich neuen Erkenntnissen überrascht zu werden. Gerade bei einem Buch, das tägliche Aha-Momente verspricht, fällt das deutlich auf.

Positiv fällt das ansprechende Layout auf: klar gestaltet, angenehm illustriert, handlich und ideal für unterwegs. Es eignet sich bestens für kurze Lesemomente, im Wartezimmer, in Bus oder Bahn oder als nettes Geschenk für jemanden, der gern Wissenswertes zwischendurch liest. Es ist ein Buch zum Blättern und Stöbern, nicht zum Vertiefen.

Am Ende bleibt der Eindruck: hübsch gemacht, unterhaltsam, aber kein großer Wurf. Das Buch bietet solide Unterhaltung und vereinzelt spannende Fakten, doch es fehlt der echte Erkenntnisgewinn.

Bewertung vom 19.10.2025
In 225 Reisen durch Skandinavien
Wein, Martin;Haafke, Udo

In 225 Reisen durch Skandinavien


ausgezeichnet

Skandinavien hat eine eigene Art, Menschen in seinen Bann zu ziehen. Es ist die Ruhe, die klare Luft, das Licht über den Fjorden. Kein lauter Auftritt, kein aufdringliches Spektakel.

„Skandinavien ist kein Postkartenidyll, kein lauter Auftritt. Es ist eine stille Einladung – zur Entschleunigung, zur Aufmerksamkeit.“

Dieses Zitat aus dem Vorwort bringt die Haltung des Buches auf den Punkt: ein leises Staunen statt greller Bilder, ein Blick für Details und Zusammenhänge.

Kaum aufgeschlagen, entfaltet sich eine Reise durch ein ganzes Land, nicht als nüchterne Aufzählung, sondern als liebevolle Auswahl der eindrucksvollsten Orte Skandinaviens. Der schwere Band aus dem National Geographic Verlag ist mehr als ein Reiseführer. Er ist Bildband, Inspirationsquelle und Hommage an die kulturelle wie landschaftliche Vielfalt des Nordens.

Die Struktur ist klug gewählt. Fünf große Themenkapitel führen durch Natur, Kultur und Städte – von ungezähmter Wildnis über von Menschen geprägte Orte bis hin zu urbanen Kontrasten. Dabei greift jedes Kapitel das Besondere seines Themas auf: Norwegens Fjorde und Bergwelten, Schwedens Nationalparks und Inseln, Dänemarks Wattenmeer und historische Städte. Bekannte Orte wie der Preikestolen, die Lofoten oder Roskilde stehen gleichberechtigt neben weniger bekannten Zielen, etwa kleinen Inseln, Freilichtmuseen oder Höhlenlandschaften. So entsteht ein facettenreiches Bild, das die Vielfalt des Nordens sichtbar macht.

Was dieses Buch besonders auszeichnet, ist die gelungene Verbindung aus Bildgewalt und Information. Viele Fotografien sind so eindrucksvoll, dass man sie länger betrachtet als geplant - gestochen scharf, atmosphärisch dicht und oft über ganze Doppelseiten hinweg. Sie zeigen nicht nur Landschaften, sondern fangen Stimmungen ein.

Auch inhaltlich überzeugt der Band. Übersichtskarten, Reisetipps im Infokästen mit Websites und Hinweisen auf „unvergessliche Erlebnisse“ oder "Insiderwissen" machen ihn zu einem echten Begleiter für Reiseplanung und Inspiration zugleich.

Zwischen den Kapiteln finden sich immer wieder Zitate berühmter Persönlichkeiten, die den Ton des Buches prägen, wie etwa Kurt Tucholsky: „Und über allem lag das große, warme, weiche Schweigen eines vollkommenen Tages.“

Ergänzt wird der Band durch abwechslungsreiche Sonderseiten, die neugierig machen, Themen wie Ein Jahr voller Feste, Wilde Tiere Skandinaviens, Die schönsten Strände von der dänischen Südsee bis nach Lappland, Gemütliche Orte zum Genießen, Wohnorte großer Künstler, Traumhafte Gärten und einmalige Museen, Kulinarische Spezialitäten...


Fazit:

Es ist kein Werk zum schnellen Durchblättern, sondern eines, das man gerne immer wieder zur Hand nimmt und zum Träumen, Planen und Staunen einlädt.

Und ganz gleich, ob man schon oft dort war oder den Norden erst kennenlernen will: Dieses Buch lässt einen ein vertrautes Land mit neuen Augen sehen.

Bewertung vom 19.10.2025
Das große Buch der Weihnachtsbäckerei
Kreihe, Susann

Das große Buch der Weihnachtsbäckerei


ausgezeichnet

Wenn der Duft von Vanille und Zimt durchs Haus zieht, draußen Schneeflocken tanzen und Weihnachtsmusik leise im Hintergrund spielt, dann beginnt für mich die schönste Zeit des Jahres. Genau dieses Gefühl weckt "Das große Buch der Weihnachtsbäckerei". Es ist mehr als nur ein Rezeptbuch, es ist ein Begleiter durch die Adventszeit, voller Ideen, Anregungen und Inspirationen für gemeinsame Stunden in der warmen Küche.

Schon beim ersten Durchblättern fällt auf, wie liebevoll und großzügig das Buch gestaltet ist. Jede Rezeptseite ist einer Doppelseite gewidmet - links das ansprechende Farbfoto, rechts das übersichtlich strukturierte Rezept. So macht das Blättern Freude, und man ertappt sich schnell dabei, dass man sich kaum entscheiden kann, womit man anfangen möchte.

Der Aufbau ist klar und durchdacht. Nach einer einladenden Einleitung folgen hilfreiche Kapitel:

Allgemeine Tipps zum Weihnachtsgebäck

Das Wichtigste über Teige und Massen in der Weihnachtsbäckerei (Mürbeteig, Hefeteig, Gewürzteige, Lebkuchenteige, Baisermassen)

Überziehen und Dekorieren in der Weihnachtsbäckerei

Utensilien und Zubehör.


Im Rezeptteil selbst zeigt sich die ganze Vielfalt der Weihnachtsbäckerei. Von einfachen Klassikern bis zu kunstvoll gefüllten Gebäcken ist alles vertreten: traditionelles Weihnachtsgebäck und Lebkuchen, Spritzgebäck, Löffel-, Rollen- und frei geformte Plätzchen sowie Rezepte ohne Backen, etwa Schokomandeln, Rumkugeln oder Pralinen. Besonders praktisch ist das Kapitel „Vom Backblech“ - ideal für alle, die es unkompliziert mögen. Hier findet man Rezepte wie Glühweinspitzen, die man einfach rührt, bäckt und in Stücke schneidet - perfekt für die Adventskaffeetafel.

Jedes Rezept enthält genaue Angaben zu Teigart, Stückzahl, Zubereitungs-, Kühl- und Backzeit. So lässt sich alles wunderbar planen. Die Fotos sind stimmungsvoll und appetitlich, was die Auswahl nicht gerade leichter macht.

Ein besonderes Highlight sind die Rezepte aus anderen Ländern. Neben italienischem Mandelgebäck und Cantuccini findet man kroatische Cupavci, die französische Bûche de Noël oder feine Marzipanstangen. Selbst Klassiker wie Lebkuchenherzen, Stollen, Baumkuchen und Magenbrot fehlen nicht. Wer noch über die Festtage hinaus backen möchte, findet sogar Ideen für Silvester- und Neujahrsgebäck.

Wir haben bereits einige Rezepte ausprobiert – die Orangenherzchen, Nougatkringel, Marzipanstangen und der feine Heidesand schmecken nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern das ganze Jahr über.


Fazit:


Am Ende bleibt der Eindruck eines Buches, das keine Wünsche offenlässt. "Das große Buch der Weihnachtsbäckerei" ist ein rundum gelungenes Standardwerk für die Adventszeit, das sowohl Anfänger als auch erfahrene Hobbybäcker begeistert. In diesem Buch steckt alles, was man braucht, um den Zauber der Weihnacht in die Küche zu holen. Also: Ofen vorheizen, Plätzchenteig anrühren und genießen!

Bewertung vom 18.10.2025
Nelly Emberwing (1). Die verbotenen Wesen von Rustgate
Gembri, Kira

Nelly Emberwing (1). Die verbotenen Wesen von Rustgate


ausgezeichnet

Was gibt es Schöneres, als wenn man sich am Wochenende mit einem guten Buch zurückzieht und für ein paar Stunden in eine andere Welt abtaucht? "Nelly Emberwing. Die verbotenen Wesen von Rustgate" hat genau diesen Zauber. Von der ersten Seite an entfaltet sich eine Geschichte voller Magie, Geheimnisse und einer Heldin, die man sofort ins Herz schließt.

Nelly ist vierzehn, aufgewachsen in einem Waisenhaus, ohne jedes Wissen über ihre Vergangenheit oder wer ihre Eltern waren. Als Dienstmagd in einem vornehmen Haus hält sie sich mühsam über Wasser. Ihr Alltag ist geprägt von Pflichten und der leisen Hoffnung auf ein wenig Anerkennung. Als sie die Gelegenheit bekommt, ihre junge Herrin Lavinia als Zofe in den berühmten Sternenzirkus zu begleiten, scheint das wie ein kleiner Lichtblick. Doch dieser Ausflug endet in einem Desaster. Lavinia lässt sie kurzerhand vor die Tür setzen, ohne Lohn, ohne Zeugnis, ohne Unterkunft, ohne Zukunft.

Verzweifelt und verletzt trifft Nelly eine folgenschwere Entscheidung. Sie nimmt einige der vielen Geschenke mit, die Lavinia achtlos beiseitegelegt hat. Unter ihnen befindet sich ein merkwürdiger Gegenstand, den Nelly zunächst für einen völlig sinnlosen Briefbeschwerer hält. Doch es ist ein Ei – und daraus wird später Camou schlüpfen, halb Fledermaus, halb Chamäleon, mit einem Hauch von Drache. Ein Wesen, so verspielt, klug und überaus gefräßig, dass man es sofort ins Herz schließt. Zwischen Nelly und Camou entsteht eine tiefe und magische Verbindung.

Doch über der Stadt Rustgate liegt eine geheimnisvolle und unheilvolle Stimmung. Hier sind Wesen wie Camou streng verboten, denn die Menschen leben in Angst vor dem, was einst aus einem gewaltigen Riss in der Erde kam. Dieser Riss wurde zwar zugeschüttet, aber die magischen Kreaturen, die daraus hervorkamen, existieren weiter – gejagt, verachtet, versteckt. Nellys Entschluss, Camou zu beschützen, bringt sie in große Gefahr, doch sie folgt ihrem Herzen und kämpft für das, was richtig ist.

Die Autorin erzählt mit feinem Gespür für Spannung und Gefühl. Man spürt das Leben im Sternenzirkus, die geheimnisvolle und zugleich bedrohliche Atmosphäre von Rustgate und die innere Stärke dieses mutigen Mädchens. Nelly ist eine beeindruckende Figur, verletzlich und tapfer zugleich. Ihre unbekannte Herkunft bleibt ein Rätsel, das der Geschichte zusätzliche Tiefe verleiht.

Wunderschön sind auch die kleinen Schwarz-Weiß-Illustrationen, die das Lesen noch lebendiger machen. Sie fangen die Stimmung perfekt ein und lassen einen tief in diese magische, aber von dunklen Schatten durchzogene Welt eintauchen.

Der erste Band endet mit einem echten Paukenschlag. Kaum hat man die letzte Seite umgeblättert, wünscht man sich, der zweite Teil läge schon bereit.


Fazit:

"Nelly Emberwing – Die verbotenen Wesen von Rustgate" ist ein mitreißender Fantasyauftakt für Leserinnen und Leser ab zehn Jahren. Spannend, geheimnisvoll, emotional und mit viel Herz erzählt. Eine Geschichte über Mut, Freundschaft und Freiheit, die noch lange nachklingt und Lust auf mehr macht.
Wir sind schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 10.10.2025
Kneten, Backen, gut!
Geißler, Lutz

Kneten, Backen, gut!


ausgezeichnet

Was gibt es Schöneres, als wenn am Wochenende der Duft von frisch gebackenem Brot und Brötchen durchs Haus zieht? Wenn die Kruste herrlich knusprig ist, das Innere hingegen schön weich und man weiß, das habe ich selbst gemacht. Genau dieses Gefühl weckt das Buch „Kneten, backen, gut. Entspannt Brot backen auch ohne Waage“ von Lutz Geißler.

Lutz Geißler ist längst kein Unbekannter mehr. Seine Bücher und sein Blog haben unzählige Hobbybäcker inspiriert sich selbst an den Backofen zu wagen. Auch in diesem Buch bleibt er seinem Stil treu, klar, verständlich, praxisnah. Besonders angenehm ist, dass man die Küchenwaage getrost zur Seite legen kann. Neben den genauen Grammangaben findet man für jede Zutat auch eine Umrechnung in Löffel und Tassen, perfekt für alle, die spontan loslegen wollen.

Das Buch ist übersichtlich gegliedert und führt Schritt für Schritt durchs Thema. Schon der erste Abschnitt widmet sich den Basics zum Backen, gefolgt von Kapiteln zu Brote, Brötchen, Finde den Fehler, Noch mehr Tipps und Infos und Schnell nachgeschlagen.

Zu Beginn wird genau erklärt, wie man einen eigenen Sauerteig ansetzt, was dabei zu beachten ist und wie man ihn pflegt. Nach einigen Tagen ist der Ansatz bereit, und das Backvergnügen kann beginnen. Doch auch wer ohne Sauerteig arbeiten möchte findet zahlreiche Rezepte, die überwiegend mit Hefe, Wasser, Mehl, Salz und etwas Öl auskommen. Besonders schön ist, dass es zu jedem Rezept flexible Zeitpläne gibt, je nachdem ob man den Teig tagsüber oder lieber über Nacht ruhen lassen möchte. Ich persönlich finde die Übernacht-Variante besonders praktisch. Morgens frische Brötchen zu backen ist einfach ein Genuss.

Ein weiterer Pluspunkt sind die QR-Codes, die zu kurzen Videos führen. Dort zeigt Lutz Geißler, wie einzelne Handgriffe aussehen sollten. Sollte trotzdem einmal etwas schiefgehen, hilft das Kapitel Finde den Fehler weiter. Hier werden typische Missgeschicke erklärt und Lösungen angeboten.

Neben den Brotrezepten sind es vor allem die Brötchen, die mich begeistert haben. Die Auswahl ist vielfältig und die bisher von mir ausprobierten Rezepte waren sehr lecker.

Besonders am Wochenende ist es ein kleines Ritual von mir geworden selbst zu backen und dabei den Alltag einfach auszublenden.



Fazit:


"Kneten, backen, gut" ist ein durchdachtes, sympathisches Backbuch, das sich in erster Linie an Einsteiger richtet. Die Rezepte sind unkompliziert, brauchen zwar Zeit zum Ruhen, aber keine aufwendige Vorbereitung. Wer den Duft von frischem Brot liebt und Lust hat, sich selbst einmal am eigenen Laib zu versuchen, findet hier die perfekte Inspiration. Ob mit Sauerteig oder ganz einfach mit Hefe, dieses Buch macht Lust aufs Backen und zeigt, wie einfach gutes Brot entstehen kann.