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meerblick

Bewertungen

Insgesamt 289 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2025
Wenn wir lächeln
Unterlehberg, Mascha

Wenn wir lächeln


sehr gut

Schmerzhafte Beziehungen

Mascha Unterlehberg legt in ihrem Debüt 'Wenn wir lächeln' einen Roman vor, der Grenzen menschlicher Gefühlswelten berührt, die erschüttern und den Leser fassungslos erstarren lassen. Ungeschönt ehrlich ist die Sprache der Autorin, die in kurzen prosaischen Sätzen die wunden, empfindlichen Stellen ihrer fabelhaft ausgebauten Charaktere immer wieder schmerzhaft berührt und bis zum Exzess reizt. Die Handlung wird bruchstückhaft erzählt. In sehr kurzen Kapiteln verfolgen wir in stetig wechselnder chronologischer Reihenfolge den Verlauf der Geschichte mit äußerst tragischen Schwerpunkten wie Einsamkeit, Wut, Angst, Orientierungslosigkeit.
Jara, dreizehnjährig, lernt beim Fußballtraining die gleichaltrige Anto kennen, verbringt mehr und mehr Zeit mit ihr, wird in einen Sog ihr unbekannter, faszinierender Aktivitäten hineingezogen, die wut- und adrenalingesteuert motiviert sind. Es stellt sich immer wieder die Frage, ob die Beziehung zwischen den beiden Protagonistinnen ohne eine regulierende Hand ihnen guttut, sie in ihrer jugendlichen Entwicklung unterstützt. Natürlich nicht, denn Drogen, Alkohol, nächtliche Ausschweifungen sind neben Ladendiebstählen und Gewalt bestimmende Themen in ihrem Teenager-Leben. Schließlich eskaliert eine scheinbar harmlose Situation mit unfassbaren Folgen.
Der Roman greift aktuelle Themen auf, die schmerzlich berühren und uns als Gesellschaft in Frage stellen, Pflichten hinterfragen. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 09.02.2025
Stefan Loose Reiseführer Costa Rica
Alsen, Volker;Kiesow, Oliver

Stefan Loose Reiseführer Costa Rica


ausgezeichnet

Hilfreicher Organisator auf Reisen

Wenn es auf Reisen geht in die weite Ferne zu den schönsten Plätzen auf unserem Planeten dann ist eine perfekte Planung der heiß ersehnten Urlaubstage sehr hilfreich, um schließlich vor Ort jede Sekunde des Tages zu genießen.
Der 'Stefan Loose Reiseführer Costa Rica mit Reiseatlas' von Volker Alsen und Oliver Kiesow bietet einen perfekten Überblick über Land und Leute, kulinarische Köstlichkeiten, aber er hält auch ganz spezielle Ausflugstipps für fast jeden Geschmack bereit. Die regionale Aufteilung erkennt man bereits am farblich abgesetzten Buchschnitt. Wer tiefer ins Detail gehen möchte, wird belohnt durch viele Hinweise, die sich durch gründliche Recherchen im Land selbst auszeichnen, so eher die Qual der Auswahl der Reisehighlights zur echten Herausforderung werden kann.
Meine Empfehlung gebe ich sehr gern diesem Reiseführer.

Bewertung vom 09.02.2025
Leuchtfeuer (MP3-Download)
Shapiro, Dani

Leuchtfeuer (MP3-Download)


sehr gut

Schuld aus der Vergangenheit

Wenn Dani Shapiro eine Geschichte erzählt, beginnt man gespannt zu lauschen, begleitet den Protagonisten auf ihren Weg, der sehr persönlich, hautnah beschrieben wird. In ihrem Roman 'Leuchtfeuer' ereignet sich Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein folgenschwerer Unfall, als die Geschwister Sarah und Theo Wilf gemeinsam mit dem Mädchen Misty aus der Nachbarschaft auf dem Nachhauseweg von einer Feier sind. Weil Sarah Alkohol getrunken hat, lässt sie ihren jüngeren Bruder das Auto fahren, welches durch eine Unachtsamkeit und kindlichen Übermut gegen einen Baum prallt und Misty dabei zu Tode kommt. Vater Ben greift ein. Doch die Familie kommt nicht zur Ruhe, hat schwer an den Folgen dieses traumatischen Ereignisses zu leiden.
Der Roman folgt keiner chronologischen Reihenfolge. Erst nach und nach wird verständlich, mit welchem Schicksal die Protagonisten zu kämpfen haben. Trauer und Schuld kann die Zeit nicht heilen und ein schreckliches Trauma belastet nachhaltig.
Julian Horeyseck erweckt den Roman im gleichnamigen Hörbuch durch seine gefühlvolle Art des Lesens zum Leben.

Bewertung vom 08.02.2025
In einem Zug (eBook, ePUB)
Glattauer, Daniel

In einem Zug (eBook, ePUB)


sehr gut

Reisebekanntschaft

Daniel Glattauer gestattet uns in seinem Roman 'In einem Zug' einzusteigen und wir begleiten ihn auf eine Reise von Wien nach München. Auf der vierstündigen Fahrt kommt der eher sprachlich zugeknöpfte erfolgreiche Autor von Liebesromanen Eduard Brünhofer mit der Psycho- und Physiotherapeutin Catrin Meyr ins Gespräch, welches sie immer wieder durch geschickte Fragestellungen am Laufen hält. Entgegen seiner Gewohnheiten offenbart sich Eduard mehr und mehr der schräg ihm gegenübersitzenden Frau, gibt ihr trotz innerem Zweifel Auskunft zu sehr privaten als auch beruflichen Lebensumständen, denn auch sie gibt pikante Details von sich preis. Diverse Getränke aus dem Speisewagen lockern zusätzlich die mehr und mehr entspannte Gesprächsatmosphäre.
Das durch lebendige zum Teil sehr direkt hinterfragende Dialoge sich auszeichnende Buch, gibt tiefe Einblicke in die Gedankenwelt des Schriftstellers, der unter einer bereits längerfristigen Schreibflaute leidet. Verblüffend ist die unvorhersehbare Wendung des Geschehens zum Schluss der Geschichte, die eben diese in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Bewertung vom 07.02.2025
Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre
Limbeck, Jeanette

Die Farben der Revolution. Éléonore und Robespierre


ausgezeichnet

Lebendiger Historienroman

Jeanette Limbeck präsentiert in ihrem Roman 'Die Farben der Revolution – Éléonore und Robespierre' eine Fiktion aus historisch überlieferten Fakten und fantasievoll ausgeschmückten Geschichten aus der Zeit der französischen Revolution, in der sich Maximilien Robespierre und die faszinierende Malerin Éléonore Duplay kennen und lieben lernen. Die Autorin lässt die junge Éléonore aus ihrer Sicht lebendig und gleichzeitig authentisch über das Zeitgeschehen in Paris zwischen den Jahren siebzehnhunderteinundneunzig und siebzehnhundertvierundneunzig berichten.
Die Tochter eines Schreinermeisters von Paris Éléonore ist interessierte Beobachterin des politischen Clubs der Jakobiner, gerät durch ihr engagiertes Wesen in so manche handfeste Auseinandersetzung zwischen staatlicher Macht und bürgerlichem Aufbegehren, lernt dabei den in vorderster Front für eine freiheitliche Republik Frankreich kämpfenden Robespierre kennen, geht mit ihm eine Verlobung ein. Sie fällt auf durch ihren starken Willen, den sie stets lautstark zu Gehör bringt, was in der damaligen Zeit eher ungewöhnlich für eine Frau war. Auch die Entwicklung ihres künstlerischen Talents setzt sie gegen Widerstände durch. Sie entwickelt sich an der Seite ihres Verlobten zu einer streitbaren Persönlichkeit, die mehr und mehr die Folgen ihres Handelns zum Teil sehr schmerzlich erfahren und verstehen muss.
Jeanette Limbeck versteht es, den Leser in eine Geschichte immer tiefer hinein zu ziehen, die sich durch ihren gründlich recherchierten historischen Hintergrund gepaart mit feinster spannender Unterhaltung hervorhebt. Sie liefert eine Lesevergnügen der besonderen Art, welches ich sehr gern empfehle.

Bewertung vom 04.02.2025
Die Eigensinnige
Müller, Lucca

Die Eigensinnige


sehr gut

Unbändiger Wille nach emotionaler Befreiung

Lucca Müller stellt in ihrer historischen Romanbiografie 'Die Eigensinnige' die große Schriftstellerin des neunzehnten Jahrhunderts Marie von Ebner-Eschenbach in den Mittelpunkt einer gelungenen Fiktion, die durch ihren unterhaltenden Wert mit fesselnden Momenten historische Gegebenheiten gekonnt in Szene setzt und dabei der Zeit gesellschaftlicher Umwälzungen im österreich-ungarischen Königreich geschickt mit der emotionalen Befreiung des weiblichen Geschlechts aus den Zwängen der patriarchischen Gesellschaft verknüpft. Der freiheitsliebende Geist der Protagonistin, der trotz rigoroser Einengungen durch die Eltern und durch die Zwänge der gesellschaftlich vorherrschenden Normen, immer wieder nach schriftstellerischer Verwirklichung drängt, wird durch ihren Cousin und späteren Ehemann Moritz unterstützt und gefördert. Die Bestrebungen mit ihren Werken in die Öffentlichkeit zu gehen, werden zwar immer wieder schmerzlich bestraft, was letztendlich auch die tiefe emotionale Verbindung zwischen den Eheleuten auf eine harte Zerreisprobe stellt, worauf Marie sich zu unkontrolliertem Handeln verleiten lässt, führen sie aber letztendlich weiter auf den ihr vorbestimmten Weg zum ersehnten Ziel,
Die Autorin stellt den unbändigen Willen und den enormen Drang ihrer Protagonistin sich schriftstellerisch auszudrücken in den Mittelpunkt ihrer Geschichte und haucht ihr gekonnt eine Lebendigkeit ein, der das kämpferische Bedürfnis nach Befreiung aus den Fesseln des strengen Reglements des Adels und des von ihm bestimmten gesellschaftlichen Lebens gekonnt in Szene setzt. Der Unterhaltungswert besticht durch fesselnde Momente der Entwicklung der Protagonistin zu einer Persönlichkeit, die stets ihr ersehntes Ziel im Blick behält und ihre Niederlagen als Aufforderung sah, weiter zu kämpfen für ihre Interessen und ihre Befreiung aus den ihr auferlegten gesellschaftlichen Fesseln.
Meine Leseempfehlung gebe ich sehr gern diesem wunderbaren Roman, der Lesevergnügen garantiert.

Bewertung vom 29.01.2025
Die Verdorbenen (eBook, ePUB)
Köhlmeier, Michael

Die Verdorbenen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dreiecksbeziehung

Während des Studiums der Germanistik und der wissenschaftlichen Politik in Marburg an der Lahm Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts macht Johann die Bekanntschaft mit dem Pärchen Tommi und Christiane, deren Tutor er ist. Die Beiden können auf eine sehr langjährige Beziehung zurückblicken, erwecken den Anschein von großer Vertrautheit und Unzertrennlichkeit. Dennoch entwickelt sich eine, wenn auch recht zwiespältige Beziehung, zwischen den dreien, die zunächst unvorstellbar erscheint. Der Eigenbrötler Johann, verändert sein alltägliches Auftreten, obwohl er gedanklich auf ganz anderen Wegen wandelt, was schließlich zu absurden Konflikthandlungen führt.
Michael Köhlmeier legt mit 'Die Verdorbenen' einen Roman vor, der nicht auf dem ersten Blick offenbart, wohin die Reise geht und welche Verbindung die Geschichte zum Titel hat. Unaufgeregt berichtete er von Liebe, Schuld, Besessenheit und vorgelebte Schwächen. Er gestaltet seine Charaktere mit psychologischem Tiefgang und wirft damit Fragen nach den Ursachen von zwanghaftem Verhalten auf. Sprachlich brillant ausgearbeitet, ist dieser Roman ein Leseerlebnis der besonderen Art und verdient unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.01.2025
Die Halbwertszeit von Glück (eBook, ePUB)
Pelt, Louise

Die Halbwertszeit von Glück (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Formen des Glücks

Was bedeutet es eigentlich Glück zu haben, sich Glück zu wünschen, Glück zu empfinden oder glücklich zu sein? Kann man das Glück einfangen, spürt man es, wenn es einen berührt?
Luise Pelt setzt sich in ihrem Roman 'Die Halbwertzeit von Glück' genau mit diesen Fragen auseinander. Dabei webt sie aus drei Handlungssträngen mit drei Protagonistinnen eine Geschichte, die bis zur Auflösung am Schluss spannend und unterhaltend bleibt. Ihre Charaktere entwickeln sich in Richtungen, die nicht vorhersehbar scheinen. Stück für Stück nähern wir uns als Leser dem Grundgedanken des Buches und tauchen dabei tief ein in völlig verschiedene Welten, die dennoch ein roter Faden verbindet.
Mylène, eine erfolgreiche Geschäftsfrau, steht kurz vor ihrer Hochzeit, sollte das Glück zu diesem Zeitpunkt eigentlich gepachtet haben. Doch ihre scheinbar heile Welt wird mächtig durcheinandergewirbelt, als ihr eines Tages ein Notar einen Erbschein von einer ihr unbekannten Frau aushändigt. Auf der Suche nach Antworten begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise. Zwischenzeitlich lernen wir Holly aus Los Angeles kennen, die ihren großen Traum von Hollywood träumt und mit ihrem glücklich sein hadert, als ein schreckliches Unglück passierte. Johanna hat sich jeglichem Glück versagt, weil ein persönliches Schicksal sie völlig aus der Bahn geworfen hat. Sie lebt fortan einsam in einer einfachen Holzhütte im stark bewachten Grenzgebiet zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland.
Der Roman weckt Emotionen, stimmt nachdenklich und hat eine unglaubliche Sogwirkung. Gern empfehle ich ihn weiter.

Bewertung vom 26.01.2025
Die Wächterin von Köln
Schier, Petra

Die Wächterin von Köln


ausgezeichnet

Das Leben von Elsbeth, einer starken Frau

Petra Schier entführt uns mit ihrem Roman 'Die Wächterin von Köln' in die mittelalterliche Zeit Ende des fünfzehnten und Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Die Geschichte um die Protagonistin Elsbeth besticht durch ihr fundiertes Wissen zu den alltäglichen Lebensumständen der Menschen jener Epoche. Fein gezeichnete Charakter lassen darüber hinaus eine lebendige Atmosphäre entstehen, die den Alltag auf eine faszinierende Weise widerspiegelt.
Elsbeth wird in die Welt der Prostitution quasi hinein geboren, denn auch ihre Mutter ging bis zu ihrem Tod diesem Gewerbe nach. Doch sie hat einen mächtigen Halbbruder, der Kaufmann in der Stadt Köln ist, gleichzeitig dunkle, sehr lukrative Geschäfte tätigt, die eines gewissen Personenschutzes bedarf. Als Elsbeth von dessen Ermordung erfährt, setzt sie alle ihr verfügbaren Hebel in Bewegung, um den Mörder zu finden und den Tod zu rechen. Als unehrliche Frau kann sie sich dabei nur schwerlich auf die bürgerliche Rechtsprechung verlassen und begibt sich auf einen gefährlichen Weg der Aufklärung, der ihr viele persönliche, überaus schmerzliche Erfahrungen bereitet.
Neben fesselnder Unterhaltung bietet der Roman viele wissenswerte Details, die ganz nebenbei in einer spannenden Geschichte ihren Platz finden. Ein Lesevergnügen der besonderen Art wird geboten, das ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 18.01.2025
Was wir nicht kommen sahen
Seck, Katharina

Was wir nicht kommen sahen


ausgezeichnet

Cybermobbing mit Folgen

Katharina Seck setzt sich in ihrem Roman 'Was wir nicht kommen sahen' mit den grausamen Folgen von anonymen Cybermobbing und Cyberangriffen im Internet intensiv und gleichzeitig sensibilisierend auseinander. Sie nimmt ein wichtiges, aktuelles Thema auf, der Frauenhass in den sozialen Netzwerken durch feige, anonyme, aggressive Verleumdungen in dem Mittelpunkt der Handlung stellt.
Die Geschichte wird in drei Handlungsstränge erzählt. Aus der Sichtweise der Mutter Jenny erfahren wird wie Eltern den schmerzlichen Verlust eines Kindes aufarbeiten, wie sie Stück für Stück versuchen die Ursachen ihres Versagens zu ergründen und zu begreifen. Insbesondere Jenny arbeitet sich immer tiefer ein in die Welt ihrer Tochter und entdeckt dabei unfassbare, für sie schwer zu verarbeitende Hasstiraden, der ihre Tochter Ada tagtäglich ausgesetzt war. Ada selbst erzählt wie sich die Geschichte entwickelt hat, wie sich das zerstörende Umfeld verselbständigt hat und für sie immer bedrohlicher wurde. Schließlich bekommen wir auch einen Einblick in die Beweggründe der Angreifer und lernen ihr soziales Umfeld kennen.
Feinfühlig aber ungeschönt werden wir mit einer Geschichte konfrontiert, die unter die Haut geht, die Fragen nach dem Warum aufwirft und mögliche Antworten liefert, die nachdenklich stimmt bezüglich eines verantwortungsvollen zwischenmenschlichen Miteinander.
Ich empfehle diesen Roman sehr gern, der wachrüttelt und Signale setzt.