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Lynn

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 12.12.2025
To Cage a Wild Bird
Fast, Brooke

To Cage a Wild Bird


sehr gut

In "To Cage a Wild Bird" schafft Brooke Fast eine komplexe wir brutale dystopische Welt. Ich habe schon eine Reihe Dystopien gelesen und habe mich vom Klappentext her beispielsweise ein bisschen an "Tribute von Panem" erinnert gefühlt. Aber beim Lesen der Geschichte habe ich schnell festgestellt, dass diese Welt viele neue Elemente enthält, sodass es wirklich spannend war, sie kennenzulernen.
Der Schreibstil war für mich sehr angenehm zu lesen und ich bin gut durch das Buch gekommen. Szenen waren gekonnt aufgebaut, ich konnte mir die Orte gut vorstellen und auch mit der Protagonistin, Raven, mitfühlen. Raven war für mich ein spannender Charakter. Sie ist mutig und stark, kämpft verbissen für ihren Bruder und ist alles andere als idealistisch. Gerade das war für mich sehr plausibel, angesichts der harten Lebensumstände, unter denen die meisten Menschen in dieser Welt ausharren. Raven will nicht die Welt verändern, sie will nicht alle retten. Aber sie kämpft mit allem, was sie hat, um ihrem Bruder das bestmögliche Leben zu bieten.
Darüber hinaus fand ich es auch sehr schön zu sehen, wie sie sich im Laufe der Geschichte verändert und wie sie mit den anderen Charakteren interagiert, die sie im Roman kennenlernt. Nach und nach wird aus einer Einzelgängerin ein Teammitglied.

Spannende dystopische Welt

Die Handlung war spannend und abwechslungsreich und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Trotzdem hier ein kleiner Kritikpunkt: überraschende Wendungen waren für mich häufig nicht ganz so überraschend. Hier hätte ich ein bisschen mehr wirklich vollkommen Unerwartetes spannend gefunden.

Das Ganze endet dann mit einem Cliffhanger - bisschen fies, aber ich bin natürlich sehr gespannt, wie es weitergeht.

Insgesamt eine spannende Geschichte mit einer interessanten Protagonistin.

Bewertung vom 12.12.2025
Was vor uns liegt
Céspedes, Alba de

Was vor uns liegt


ausgezeichnet

Feinfühlig erzählt

Alba de Céspedes Roman "Was vor uns liegt" besticht mit einem feinfühligen wie präzisen Gruppenporträt von acht Studentinnen am Grimaldi Konvent im Rom der 1930er Jahre. Der Roman ist erstmals 1938 erschienen, dennoch sind die meisten Themen nach wie vor aktuell. Es geht um das Abwägen von Freiheit, Stabilität und Erwartungen. Um den Zugang zu Bildung und um Selbstbestimmung als Frau. Um den Druck von Familie und Gesellschaft, in eine bestimmte Rolle zu passen. Und die Herausforderung zwischen all dem einen eigenen Weg zu finden.

Mit lauter verschieden Charakteren stellt Alba des Céspedes eine ganze Reihe unterschiedlicher Hintergründe, Persönlichkeiten und Lebensentwürfe nebeneinander. Für mich lebt der Roman gerade von diesen kontrastierenden Sichtweisen. Diese beschreibt die Autorin sehr gekonnt, einfühlsam und differenziert. Ich hatte durchweg das Gefühl, dass die Figuren mit ihren komplexen Empfindungen und Entscheidungen dargestellt wurden, ohne zu werten oder gar zu verurteilen. Das habe ich als sehr positiv empfunden.

Insgesamt habe ich mich als Leser eher als Beobachter gefühlt, als mitten im Geschehen zu stecken. Dadurch habe ich nicht unbedingt mitgefiebert, wie bei einer Abenteuergeschichte. Aber ich habe doch mit jedem einzelnen Schicksal mitgefühlt. Auch regt diese besondere Betrachtungsweise für mich zum Nachdenken an.

Die Sprache war für mich eher ungewohnt, teilweise sperrig und mit langen Sätzen oder Einschüben in Klammern. Andererseits hat dies meiner Ansicht nach auch dazu beigetragen, dem Roman einen sehr eigenen Ton verliehen; und hat gut zu der beschreibenden Erzählweise gepasst.

Erzählt wurde überwiegend, aber nicht vollständig, linear. Ab und zu wurden Episoden aus der Vergangenheit eingeschoben, die zum Verständnis der Gegenwart notwendig waren und gekonnt in den Erzählfluss integriert wurden.

Der Roman lebt natürlich auf von der Gegenüberstellung so verschiedener Lebensentwürfe. Trotzdem fand ich es, gerade am Anfang, nicht immer leicht den unterschiedlichen Charakteren zu folgen und alle Namen direkt zuzuordnen. Hier hätte mir ein Personenregister womöglich geholfen, gerade wenn man den Roman zwischendurch eine Weile aus der Hand legt.

Insgesamt ein feinfühlig erzählter Roman, der eine Reihe von noch wie vor aktuellen Themen aufgreift.

Bewertung vom 03.12.2025
Heir of Illusion
Taylor, Madeline

Heir of Illusion


ausgezeichnet

Spannend und emotional

Ich bin hellauf begeistert von Madeline Taylors "Heir of Illusion". Die Geschichte spielt in einer faszinierenden Welt, verfügt über einen tollen Spannungsbogen und abwechslungsreiche Charaktere.

Zunächst einmal beinhaltet die Fantasy-Welt für mich über alles, was eine solche braucht. Es gibt verschiedene Reiche, unterschiedliche Gottheiten, begabte Fae und eindrucksvolle Magie. Gleichzeitig gibt es einige neue Elemente. Die Götter, beispielsweise, sind nicht ganz so, wie man sie sonst kennt. Beispielsweise haben sie Erben, was mir so noch nicht so gegent ist.
Und auch das Magiesystem beinhaltet spannende Elemente. Die Protagonistin, Ivy, kann sich beispielsweise unsichtbar machen oder ein Abbild ihrer selbst erzeugen. Insgesamt erhielt die Welt für mich genau die richtige Menge an Details, um spannend, aber nicht überwältigend zu wirken.

Der Schreibstil war für mich flüssig und angenehm zu lesen, und das Verhältnis zwischen Beschreibung und wörtlicher Rede erschien mir ausgewogen. Mir hat auch sehr gut gefallen, wie Szenen gestaltet wurden. Ich konnte mir sowohl die Welt und Umgebung gut vorstellen, wie auch die Emotionen von Ivy. Verzweiflung, Hoffnung, Schuldgefühle und das vorsichtige Mut-fassen waren sehr einfühlsam geschildert. Überhaupt war Ivy ein faszinierender Charakter voller Gegensätze - stark und verletzlich, offen und geheimnisvoll, hart und doch mitfühlend.

Die Handlung war abwechslungsreich und durchweg spannend - inklusive einiger Plot-Twists.

Und auch das Cover passt für mich auch gut zum Roman - ansprechend gestaltet, geheimnisvoll und mit einem geheimnisumwobenen Schwert.

Insgesamt war "Heir of Illusion" für mich ein beeindruckender Fantasy-Roman mit einer spannenden Welt und starken Figuren.

Bewertung vom 03.11.2025
House of the Beast
Wong, Michelle

House of the Beast


sehr gut

Fesselnde Geschichte

n „House of the Beast“ schafft Michelle Wong eine fesselnde Geschichte, die in einer zugleich düsteren und faszinierenden Fantasy-Welt spielt. Von der ersten Seite an hat mich der Roman in seinen Bann gezogen: Der Einstieg ist emotional, die Handlung spannend aufgebaut und der Sprachstil flüssig und angenehm zu lesen.

Szenen und Stimmungen waren sehr eindrücklich beschrieben, sodass ich als Leser wirklich gut in diese Welt eintauchen konnte und sehr mit der Protagonistin, Alma, mitgefiebert habe. Man begleitet sie von früher Kindheit an bis ins junge Erwachsenenalter - mit einigen Zeitsprüngen dazwischen. Diese waren für mich gut gewählt, sodass man durchweg das Gefühl hatte, alles Wichtige mitzubekommen. Und die Lücken wurde im weiteren Lauf der Geschichte sehr geschickt mit einzelnen, zentralen Erinnerungen aus diesen Zeitfenstern gefüllt.
Almas Charakterentwicklung hat mir sehr gut gefallen; sie wirkt glaubwürdig und vielschichtig. Gleichzeitig hätte ich mir an manchen Stellen gewünscht, dass konkrete Aspekte ihrer inneren Entwicklung noch etwas deutlicher in den Vordergrund getreten wären.
Auch die weiteren Charaktere waren sehr interessant. Vor allem waren sie (überwiegend) komplex, was mir immer gut gefällt - nicht nur gut oder böse, sondern vielschichtig. Sie haben eigene Sorgen und Wünschen, die nicht immer auf Anhieb gut ersichtlich sind.

Auch die Welt, die hier erschaffen wurde, war sehr spannend. Ich hätte mir lediglich an einigen Stelle ein wenig mehr Kontext gewünscht.

Der Schluss - inklusive überraschender Wendung - hat mir gut gefallen. Mir erschien das Ende gleichzeitig traurig und hoffnungsvoll; und es sich irgendwie “echt” angefühlt.

Insgesamt ist "House of the Beast" ein eindrucksvoller Roman mit einer faszinierenden, düsteren Welt, komplexen Figuren und einer berührenden Geschichte.

Bewertung vom 26.10.2025
The Witch Collector / Witch Walker Bd.1
Weaks, Charissa

The Witch Collector / Witch Walker Bd.1


gut

Interessanter Ansatz, der sein Potential nicht ganz ausschöpft

Ich bin ehrlich gesagt etwas zwiegespalten. Die Welt, die in dem Roman aufgebaut wird, ist wirklich faszinierend, die Charaktere interessant und die Handlung an sich spannend. Dennoch konnte die Geschichte mich nicht so ganz in den Bann ziehen.

Zuerst einmal zum Worldbuilding: es gibt verschiedene Reiche, Götter und Legenden und ein super spannendes Magiesystem, in dem beispielsweise sogenannte "Witch Walker" mithilfe traditioneller Gesänge Magie wirken. Trotz der spannenden Details hatte ich lange das Gefühl, diese Welt nicht richtig greifen zu können. Einen großen Teil der Hintergrundgeschichte zu den Göttern und ihren Kriegen erfährt man beispielsweise erst in der Mitte der Geschichte - und dafür dann komplett auf einmal. Andere Dinge dagegen haben sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen. Beispielsweise tragen magisch begabte Menschen Runen auf der Haut, je mehr Runen desto stärker die Macht. Aber welche funktionelle Rolle spielen die Runen - und hat man erst das Ausmaß der Macht und dementsprechend Runen oder andersherum? So ist es für mich ein interessantes Detail, dass aber irgendwie nicht ganz in den Rahmen der Geschichte integriert war.

Auch die Charaktere sind an sich interessant. Die Protagonistin, Raina, ist mutig, eigensinnig und stellenweise auch etwas wankelmütig, was für mich nicht immer ganz zusammengepasst hat. Zusätzlich zu Rainas Perspektive wird auch aus der von Alexus, dem Witch Collector erzählt. Er ist stark, mutig, klug, freundlich, gutaussehend. Für mich stand sein ausgeglichenes Wesen im Kontrast zu seiner traumatisierenden Vergangenheit - ich hätte eigentlich erwartet, dass das, was er erlebt hat, mehr Spuren hinterlassen würde.

Und womit ich ebenfalls hadere, ist eine der Prämissen der Geschichte. Und zwar kommt der Witch Collector regelmäßig in die Dörfer und nimmer talentierte Hexen mit, welche dann den König und das Reich beschützen. Vor acht Jahren hat er Rainas Schwester mitgenommen. Und dafür hasst sie ihn inbrünstig, plant ihn und den König, dem er unterstellt ist, zu töten, um ihre Schwester zurückzubekommen. Für mich klingt ihr Vorhaben nach einem recht hanebüchenen Plan, zudem verstehe ich das Ausmaß ihres Hasses nicht. Außer ihr schein sonst niemand im Dorf ein Problem mit der Tradition zu haben scheint. Ihr Hass legt sich dann recht schnell, sobald die den (attraktiven) Witch Collector gesehen hat. Naja...

Anmerken möchte ich noch, dass die Geschichte stellenweise ziemlich brutal war. Gleich am Anfang werden ganze Dörfer abgeschlachtet und niedergebrannt, auch Menschen, die zunächst fliehen oder sich verstecken fallen der Gewalt zum Opfer. Damit hatte ich in dem Maße nicht so ganz gerechnet.

Insgesamt bleibt die Geschichte trotz interessanten Ansatzes hinter meinen Erwartungen zurück. Ich bin noch unsicher, ob ich den zweiten Band lesen werde.

Bewertung vom 13.10.2025
Awake / These Ancient Flames Bd.1
Lane, Melanie

Awake / These Ancient Flames Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Geschichte mit tollen Charakteren

Bereits das Cover von "These Ancient Flames: Awake" ist absolut magisch und der Rest des Romans steht dem in nichts nach.
Mit dem Einstieg habe ich mich zugegebenermaßen etwas schwergetan. Die erste Seite hat mich recht verwirrt zurückgelassen und ich habe ein bisschen gebraucht, um mich in der Geschichte zurechtzufinden. Aber das Weiterlesen hat sich definitiv gelohnt!

Das Setting beinhaltet eine spannende Mischung aus moderner Welt und magischem System, inklusive magischer Linien, die angezapft und zur schnellen Fortbewegung genutzt werden, und natürlich Drachen. Das Magiekonzept ist spannend und gut erklärt, und auch die verschollenen Drachen sind faszinierend. Hier war für mich vor allem der Glaube an die Drachen und den unterschiedlichen Umgang damit ein interessantes Element.

Der Schreibstil war angenehm und die Geschichte spannende erzählt - nicht zu schnell und nicht zu langsam. Auch die wechselnden Perspektiven haben für mich gut gepasst und zu der Erzählung beigetragen.
Zudem gab es immer wieder spannende Wendungen, vor allem zum Schluss hin nochmal.

Positiv hervorheben möchte ich noch die unterschiedlichen und sehr komplexen Charaktere. Erzähler sind Meiling, Leibwächterin im ersten Kanton und Raven, Prinz des verfeindeten Reichs. Meiling ist stark, mutig, loyal und aufrichtig; außerdem verleiht ihr ihre Position als Leibwächterin eine interessante Perspektive. Raven ist dagegen etwas undurchschaubarer, macht aber eine spannende Charakterentwicklung durch. Abgerundet wird die Reisegruppe durch Tao, Prinz des ersten Kantons und Meilings bester Freund, sowie Ravens bester Freund.

Ich habe lediglich einen kleineren Kritikpunkt zum Titel: der klingt zwar schön, aber hätte es eine deutsche Variante nicht auch getan? Der Roman ist doch im Original auch auf deutsch geschrieben.

Insgesamt aber eine spannende Geschichte mit tollen Charakteren.

Bewertung vom 11.09.2025
Das Flüstern der Marsch
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

Bewegende Familiengeschichte

Was für eine bewegende Geschichte! Ich wollte eigentlich nur kurz reinlesen und habe am Ende fast das gesamte Buch am Stück gelesen.

Kurz zum Inhalt: Mona reist kurz vor dem 80. Geburtstag ihres Opas in der Marsch. Doch als sie ankommt, ist ihre Oma Annemie einfach weg. Keine Spur von ihr. Die Familie sucht, die Polizei such - nichts. Zurückgelassen hat sich all ihre Sachen und jede Menge unbeantworteter Fragen.
In einem zweiten Erzählstrang, etwa 30 Jahre vorher, macht sich Freya in Hamburg auf die Suche nach ihrem Bruder, der ebenfalls plötzlich verschwunden ist. Und im dritten Erzählstrang lernt man schließlich noch einmal 30 Jahre früher die junge Annemie kennen, die in einem beengten Zuhause in der Marsch aufwächst.

Es ist eine Geschichte über Familien und Familiengeheimnisse, über das Mutter-Sein, das Tochter-Sein, das Selbst-Sein. Es werden verschiedene Themen aufgegriffen, die teilweise ziemlich heftig sind - dysfunktionale Familiendynamik, Misshandlung, Vernachlässigung, Entmündigung, Sexismus und Suizid. Mich hat das beim Lesen mitgenommen, und ich bin nicht sicher, ob eine Triggerwarnung nicht angebracht wäre.
Erzählt wird aus der Sicht mehrerer sehr unterschiedliche Charaktere, zu unterschiedlichen Zeiten: 1964/5, 1994/5, 2024. Die Frauen stehen an ganz unterschiedlichen Punkten im Leben, trotzdem spiegeln sich ihre Sorgen teils über Generationen hinweg. Anschaulich gemacht wird auch, wie sich das Verständnis von Familie und Erziehung im Laufe der Zeit entwickelt hat. Vor allem die Erziehung, die Annemie erlebt; die traumatischen Erlebnisse als junge Erwachsene und der daraus resultierende Umgang mit ihren eigenen Kindern war teilweise schwer zu ertragen. Trotzdem - und auch gerade deshalb - war es für mich eine sehr bewegende Geschichte. Nicht immer schwarz-weiß, sondern aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Vor allem Emotionen wurden für mich sehr schön rübergebracht, und mit einem besonderen Erzählstil anschaulich beschrieben. Zudem fand ich auch die Beschreibung der Marsch gelungen, die Besonderheit diese Landschaftsstrichs wird eindrücklich eingefangen im Einklang mit der Geschichte dargestellt.

Außerdem bleibt die Geschichte spannend. Die Frage nach Annemies Verschwinden beantwortet sich erst ganz zum Schluss. Zusätzlich ist man als Leser stets dabei, die unterschiedlichen Figuren und Handlungsstränge einzuordnen und in Relation zueinander zu setzten.
Am Anfang des Romans habe ich mich zunächst mit etwas vielen Charakteren auf einmal konfrontiert gefühlt und konnte sie nicht so ganz einordnen. Es gibt keine Einweisung in die Beobachtungsposition des Lesers, man wird direkt ins Geschehen geworfen. Nach erster Verwirrung hat das Rätseln dann aber definitiv für mich zum Spannungsbogen beigetragen.

Auch das Cover passt für mich wunderbar zum Buch - ruhig, nachdenklich, ein bisschen melancholisch, ein bisschen poetisch.

Insgesamt für mich eine sehr berührende Geschichte!

Bewertung vom 06.09.2025
Heir of Storms
Murray, Lauryn Hamilton

Heir of Storms


ausgezeichnet

Fesselnde Geschichte mit toller Charakterentwicklung

Das Cover von "Heir of Storms" mit wirbelnden Wellen und zuckenden Blitzen verspricht eine spannende, magische Geschichte - und ich wurde nicht enttäuscht. Es handelt sich um eine fesselnde Geschichte mit überraschenden Wendungen und lebhaften Charakteren. Ein magisches Turnier findet statt, bei dem es um den Kampf um die Kronen des Reiches geht. Gleichzeitig geht es in der Geschichte auch um den Aufbau von Freundschaften, komplizierte Familienverhältnisse und den Umgang mit Widersachern und anderen Hindernissen. Das Ganze findet in einer faszinierenden, detailreich beschriebenen Welt statt. Es gibt verschiedene Völker mit komplexer Geschichte, prunkvolle Höfe, komplizierte Herrschaftsgefüge und ausgeklügelte Bräuche. Auch das Magiesystem war spannend und gut erklärt. Beim Orientieren innerhalb der Geografie der Geschichte fand ich auch die Karte im Innern des Buches hilfreich.

Auch der Schreibstil war für mich sehr gelungen. Szenen wurden gekonnt aufgebaut, Situationen und Orte konnte ich mir gut vorstellen. Gleichzeitig wurde spannend erzählt und auch Emotionen gut vermittelt. Vor allem die Innenwelt von Protagonistin Blaze war sehr nahbar geschildert. Mit außergewöhnlichen magischen Fähigkeiten ausgestattet hat sie bei ihrer Geburt ein verhängnisvolles Unwetter heraufbeschworen, das viele Menschen ihr Leben kostete. Seitdem scheinen ihre Kräfte versiegt zu sein. Trotzdem wird sie als Unheilbringerin ausgegrenzt, gefürchtet und verachtet. Diese traumatischen Erfahrungen wurden greifbar, wie auch die Trauer um und Liebe zu ihrer verstorbenen Mutter. Auch ihre Selbstvorwürde und der Hader mit den Umständen ihrer Geburt wurden sehr gut veranschaulicht. Zudem macht Blaze eine spannende Charakterentwicklung durch. Es war sehr schön zu sehen, wie sie ihre eigene Stärke findet und an Selbstvertrauen gewinnt.

Zusätzlich zu Blaze gibt es auch sehr sympathische Nebencharaktere, beispielsweise Blazes Großmutter, ihren Zwilling oder ihren kleinen Bruder, wie auch die Königin Hydra.

Insgesamt eine fesselnde Geschichte mit tollen Charakteren!

Bewertung vom 24.08.2025
Treppe aus Papier
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier


ausgezeichnet

Faszinierendes Erzählkonzept

Erzählt wird in "Treppe aus Papier" aus der Perspektive eines Gebäudes, eines Wohnhauses, dass die Gedanken all jener kennt, die sich in seinen Mauern bewegen. Es erzählt von der Familie Sternheim mit ihrer Tochter Ruth, die den Nationalsozialismus erleben. Sie sind Anfeindung, Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt. Erleben Schulverbot, Berufsverbot und die brutale Zerstörung und Plünderung ihres Geschäfts durch die SA. Gleichzeitig lebt die Familie Thon in dem Gebäude, die sich aktiv am nationalsozialistischen System beteiligt. Man erfährt wie ihre Tochter, Irma, die strenge Erziehung ihre Mutter und Großmutter erträgt, wie sie sich trotz Verbots mit Ruth Sternheim anfreundet. Aus ihrer kindlichen Sicht erfährt man wie ihr Vater, Nazi von Anfang an, Denunzianten in der Wohnung begrüßt und ihre Aussagen aufnimmt.

In unserer Gegenwart trifft die nun 90-jährige Irma auf die 15-jährige Nele. Nele tut sich in der Schule schwer, auch mit Geschichte. Gerade geht es da um die Gründung der BRD. Und Irma bietet ihr an, zu helfen, schließlich war sie dabei. Die beiden kommen ins Gespräch und Nele beginnt nachzudenken, nachzuforschen, will wissen was mit ihren Großeltern war und welche Rolle sie im Nationalsozialismus gespielt haben. Ihre Fragen und ihre Suche nach Antworten stoßen bei Eltern und Freunden vor allem auf Unverständnis und Ablehnung.

Erzählt wird dabei nicht in chronologischer Reihenfolge. Für das Haus scheint alles gleichzeitig zu geschehen, Ereignisse sind eher an Raum als an Zeit geknüpft. Dadurch wird nicht chronologisch erzählt, sondern eher assoziativ, raumbezogen. Es war für mich nicht immer ganz leicht, direkt einzuordnenden, welche Szenen nun vor oder nach anderen passiert sind. Aber dieses Hin- und Herspringen in der Zeit mit dem Raum als Fixpunkt trägt zum einzigartigen Erzählstil dieses Romans bei und sorgt für eine ganz eigenen Faszination.

Erzählt wird überhaupt sehr wortgewaltig. Gleich der erste Satz nimmt mehrere Seiten ein. Teilweise muss man sich konzentrieren, um den Sätzen zu folgen. Trotzdem fällt es nicht schwer, sich auf die Geschichte einzulassen. Ich war schnell in den Bann gezogen!

Einzig das Cover leuchtet mir nicht ganz ein. Es zeigt einen langen Flur in leuchtend bunten Farben. Das passt nicht ganz dazu, wie ich mir das Haus aus seinen Erzählungen vorstelle - ein historisches Gebäude, in dem vor allem die lange Treppe hinauf- und hinuntergelaufen wird.

"Treppe aus Papier" ist ein eindrucksvoller Roman über Erinnerung, Verantwortung und die Spuren, die Geschichte in Menschen und Orten hinterlässt. Es ist ein Roman, der zum Nachdenken anregt. Darüber, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen. Und was wohl ein Gebäude erzählen würde, wenn es könnte.

Bewertung vom 13.08.2025
Im Schatten von Giganten
Schreiber, Jasmin

Im Schatten von Giganten


ausgezeichnet

Spannendes Sachbuch mit vielen neuen Einblicken

Ich bin absolut begeistert von "Im Schatten von Giganten". Es ist kein Nachschlagewerk oder trockenes Sachbuch, sondern wunderschön gestaltet und wirklich angenehm zu lesen. Der Inhalt geht nicht unbedingt in die Tiefe, sondern liefert auf sehr nahbare Weise einen umfassenden Überblick über lauter Lebewesen in unserer Umgebung, auf die wir normalerweise gar nicht so achten.

Die Autorin hat einen sehr schönen Erzählstil, und holt einen als Leser gut ab. Beschreibungen von Beobachtungen in der Natur, persönliche Erfahrungen sowie allerlei Hintergrundinformationen wechseln sich ab. Zusätzlich gibt es Infokästen, die einzelne Sachverhalte genauer erläutern. So erfährt man insgesamt lauter spannende Fakten und es interessante Zusammenhänge werden aufgezeigt. Das Buch war für mich lehrreich, aber auf eine angenehme, erzählerische Art. Die Autorin erzählt auch immer wieder sehr persönlich von ihrer eigenen Herangehensweise und ihren Erfahrungen, sodass ihre Faszination für das Thema wirklich greifbar wurde.

Gefallen hat mir auch, dass einige Kernaussagen und interessante Fakten fettgedruckt am Rand stehen, so kann man einfach durch das Buch durchblättern und an der spannendsten Stelle mit dem Lesen beginnen.

Auch das Cover gefällt mir sehr und passt gut zu dem auch ansonsten wirklich schön gestalteten Buch. Die Fotos im Innern sind ebenfalls sehr schön, sie zeigen Landschaften und Tiere in ihrem Lebensraum. Toll gefunden hätte ich es lediglich noch, wenn ein paar mehr Bilder oder Zeichnungen einzelne Aspekte aus dem Text mit einem wissenschaftlichen Hintergrund beleuchten hätten.