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Schoko_und_buch
Wohnort: 
Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 54 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2025
Bis ans Meer (eBook, ePUB)
Patzschke, Peggy

Bis ans Meer (eBook, ePUB)


sehr gut

Frieda und Karl sind ein glückliches Paar. Verheiratet mit zwei Kindern überstehen sie die Kriegstage in Schlesien bis fast zum Kriegsende. Doch dann wird Karl doch einberufen, Frieda flieht mit den Kindern und dem absolut nötigsten zur Verwandtschaft in den Süden. Doch sie können nicht ewig bleiben. Ein anderes Ziel, als wieder zurückzukehren, gibt es für Frieda nicht, denn wie solle Karl sie sonst finden. Doch die alte Heimat ist nicht mehr dieselbe, sie sind genauso Flüchtlinge wie andere. Und Frida wartet vergeblich auf Karls Rückkehr, ebenso die Kinder. In Halle bauen sie sich ein neues Leben auf und nach langer Zeit kommt ein Lebenszeichen von Karl.
Und heute fragt sich ihre Enkelin, warum sie es nicht schafft, eine feste Bindung einzugehen….

Die Geschichte Friedas wird ausführlich erzählt, so dass man die tiefe Liebe beim lesen spüren kann. Aber auch das Elend, die schwere Zeit, die Hoffnung. An manchen Stellen springt die Geschichte in Heute und zur Enkelin. Die Frage, ob ein Trauma über Generationen weitergegeben werden kann, stellt sich beim Lesen. Wobei dies für mich nicht in den Vordergrund rückte. Vielmehr nahm das Thema Flucht und Vertreibung, Hoffnung und Neuanfang einen Raum ein. Ich möchte nicht vorgreifen, daher ist es schwer Worte zu finden für das Trauma ohne zu viel zu verraten. Der tiefe Einschnitt hat mich mitgenommen. Ich habe mitgefühlt. Ein tolles Buch über ein bewegendes Schicksal.

Bewertung vom 22.07.2025
Wenn die Tage länger werden (eBook, ePUB)
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem Jahr verbringt Lisa, die Mutter des 6-jährigen Paul 3 Wochen Sommerferien allein. Das erste Mal ohne Kind, denn Paul verreist mit seinem Vater. In dieser Zeit fällt ihr ihre alte Geige in die Hände, die jedoch kleinerer Reparaturen bedarf. So trifft sie auf den alten Geigenbauer mit seiner Tochter Ute. Die Geige birgt ein altes Geheimnis, dem Lisa nun näher auf den Grund gehen möchte. Somit verbringt sie unerwartet viel Zeit bei ihrer Mutter und auch bei Ute und blickt zurück auf ihr Leben, ihre Rolle und ihre Vergangenheit.

Die Geschichte erinnert an zarte, leicht melancholische Sommertage. Lisas Gedanken zur Rolle von Mutter und Vater haben mir sehr gefallen, wenngleich ich denke, dass sich da momentan einiges wandelt ☺️ zudem kommen Themen wie Mutter-Tochter-Beziehung, aber auch die Schuld, die sich aus den Taten im Nationalsozialsmus ergeben haben. Dabei wirkt es keinesfalls überladen, sondern die Themen greifen ineinander sind geschickt verwoben. Dabei ist es richtig toll geschrieben, einfühlsam, sanft, nachdenklich. Leise Töne und ein Hauch. In Einsamkeit durchziehen das Buch, gleichzeitig aber auch Kraft und Stärke.
Ein Buch, dass ich gern weiter empfehle.

Bewertung vom 22.07.2025
Ja, nein, vielleicht
Knecht, Doris

Ja, nein, vielleicht


sehr gut

Eine Frau, in der Mitte ihres Lebens. Die Kinder sind aus dem Haus. Das kleine Haus auf dem Land und ihre Wohnung in der Stadt hat sie für sich und auch ihren Alltag, den sie nun wieder selbst bestimmen kann. Bis ihre Schwester gern die Stadtwohnung für eine nicht genaue Zeit nutzen möchte und zudem ein Mann aus der Vergangenheit das Leben zunächst wieder durcheinander rüttelt. Probleme mit den Zähnen zeigen der Protagonistin ihre eigene Endlichkeit auf. Und dann heiratet ihre beste Freundin noch einmal. Die gemeinsame Vergangenheit als alleinerziehende Mütter sieht sie bereits vergessen. Doch dann fragt sich unsere Protagonistin, was sie eigentlich selbst möchte.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen, auch wenn ich noch ein wenig jünger scheine als die Protagonistin. Unweigerlich stellt sich aber jedem die Frage, wie man älter wird, wie man sich verändert oder was ist, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Jahrelang definier man sich als „Mutter“, aber was kommt dann? Eigene Bedürfnisse zu erkennen, schien der Protagonistin sehr schwer zu fallen. In ihrer Familie schien es kein „Nein“ gegeben zu haben. Doch nach und nach findet sie zu sich und entwickelt ein eigenes Ich. Ich habe sie dabei sehr gern begleitet. Ein tolles Buch über einen Lebensabschnitt mit vielen Veränderungen.

Bewertung vom 15.07.2025
Das Teufelshorn
Nicholas, Anna

Das Teufelshorn


ausgezeichnet

Isabel ist gebürtige Mallorquinerin und kehrt nach Jahren, die sie als Kommissarin auf dem Festland verbracht hat, zurück auf die Insel, um die familieneigenen Ferienhausvermittlung zu übernehmen. Im Dorf bestens vernetzt, wird jedoch ihre Unterstützung bei der Aufklärung der Entführung eines kleinen Mädchens genötigt. Als kurz darauf noch ein Mord geschieht, ist sie schneller wieder ermittelnd tätig als ihr lieb ist. Das wiederum ist nicht jedem recht, allem voran dem örtlichen Kommissar.
Dieser Krimi hat mich begeistert. Ich habe mich regelrecht nach Mallorca versetzt gefühlt. Die Autorin schafft es, die mallorquinische Mentalität zu transportieren. Isabel ist eine mir sehr sympathische Kommissarin. Das Inselleben und privates fließt ein, anfangs hatte ich die Befürchtung, dass der Krimi in das Cosy Genre abdriftet. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Der Fall ist spannend, nachvollziehbar konstruiert und dennoch überraschend und nicht trivial. Es hat mir viel Spaß gemacht, in das Inselleben einzutauschen und die Ermittlungen zu verfolgen und freue mich schon auf einen weiteren Teil.

Bewertung vom 04.07.2025
Inselnächte
Eichbaum, Anja

Inselnächte


sehr gut

In den Norderneyer Dünen wird ein Kind verschüttet. Der Vater des Kindes, Anwalt, lässt sich jedoch nicht belehren und droht eher noch der Polizei. Kurz darauf wird eine Leiche in den Dünen gefunden von einem auf der Insel bekannten jungen Mann, der sich insbesondere durch Alkohol und Drogenkonsum hervortut. Doch er ist auch Sohn einer sehr reichen Familie und damit einer von 5 Geschwistern, die jedoch alle gegenseitig zerstritten sind. So richtig kommt der Kommissar Martin nicht voran.
Ein Wiedersehen mit alten Bekannten, dieses Mal waren mir die Namen und Zugehörigkeiten schon weitaus vertrauter. Ich empfehle aber dennoch, mindestens ein Buch der Reihe vorab gelesen zu haben. Mit dabei war auch wieder die gute Marthe – entweder man liebt sie oder eben nicht. Sie spaltet wahrscheinlich die Fangemeinde. Unterhaltsam geschrieben und spannend wartet „Inselnächste“ als toller Krimi mit einem Touch zu Cosy auf die Leserschaft. Persönlich nahm mir der private teil an manchen Stellen zu viel Raum ein, aber dafür hat mich das Buch ein Stück näher an Norderney gebracht.

Bewertung vom 04.07.2025
Schwiegermutter
Herngren, Moa

Schwiegermutter


ausgezeichnet

In „Schweigermutter“ wird die Geschichte von Asa und ihrem Sohn Andreas erzählt. Früh vom Vater verlassen, wächst Andreas bei seiner Mutter auf und beide haben ein entsprechend inniges Verhältnis. Nun stößt Josefin, die Freundin von Andreas und gleichzeitig die Tochter von Asas bester Freundin in ihr Leben und Andreas konzentriert sich mehr und mehr auf sie. Als sie aufgrund einer Baumaßnahme vorübergehend bei Asa einziehen, freut diese sich auf gemeinsame Familienzeit. Das Pärchen zieht sich jedoch zurück.
Asa kann mit dieser Ablehnung schwer umgehen. Es ist schwer hier nicht zu viel zu verraten. Der Großteil des Buches wird aus Asas Perspektive geschildert, bevor auch Andreas Sicht deutlich wird. Einzelne Szenen bekommen so rückblickend eine ganz andere Bedeutung und eine Menge Konflikte werden zu Tage befördert.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen. Es ist richtig schön beschrieben und ich schwankte zwischendurch zwischen Verständnis und Unverständnis für alle Beteiligten. Warum so gehandelt wird, klärt sich auf. Und für mich ist es ein Fall von „Gut gemeint heißt nicht, gut gemacht“. Doch geht das Buch weit tiefer bis hin zu psychischen Belastungen. Die Eltern-Kind-Beziehung ist so vielfältig wie besonders, aber auch komplex. Während man als Kind, alleine des Überlebens willen, zu 100% loyal zu den Eltern ist und auch auf sie angewiesen ist, ist es normal, dass der Nachwuchs flügge wird und sich abnabelt. Eine schwere Zeit, in der Eltern viel falsch machen können. Aber diese Abnabelung ist so wichtig. Ich wurde an so vielen Stellen im Buch getriggert und hätte manches 1:1 unterschrieben. Das Ende beschäftigt mich etwas. Es kommt relativ abrupt und ich bin mir noch nicht sicher, wie ich es einordnen soll. Die Figuren sind sehr detailliert und die Autorin zeigt hier ein sehr feines Gespür, auch die psychische Komponente dezent einfließen zu lassen. Stichwort emotionale Erpressung – wunderbar zwischen den Zeilen fühlbar. Insgesamt ein tolles Buch, welches ich absolut empfehle – bewegend, tiefgründig, sanft und mit vielen Emotionen.

Bewertung vom 04.07.2025
Von guten Eltern
Russo, Richard

Von guten Eltern


sehr gut

amerikanische Kleinstadt North Bath soll eingemeindet werden, entsprechend wird auch das Polizeirevier zusammengelegt und der aktuelle Chief quittiert seinen Dienst. Seine bisherige Mitarbeiterin und Partnerin Charice übernimmt die neue Leitung. Doch just in dieser Übergangszeit wird eine Leiche gefunden und der alte Chief ist als erster am Tatort und unterstützt. Begleitet wird er dabei von seinen privaten Problemen. Und dann ist da noch Peter, der nach dem Tod seines Vaters eher unfreiwillig in die Kleinstadt zurückkehrte und nun das Haus auf Vordermann bringt.
Wie in einer Kleinstadt üblich, kreuzen sich die Wege der Familien häufig, man weiß Bescheid, man trifft sich im Diner. Und so kommen auch hier nach und nach Sorgen und Probleme auf den Tisch, Beziehungen werden klar, und die Entwicklungen setzen bei einigen neue Denkprozesse in Gang.
Polizeigewalt, Rassismus, Familienprobleme spielen hier eine Rolle und werden geschickt miteinander verknüpft. Es ist ein tolles Portrait des Lebens in einer Kleinstadt mit einer handvoll zentralen Akteuren, die dafür umso tiefgründiger dargestellt sind. An manchen Stellen hatte das Buch ein paar Längen. Aber ich habe es sehr gern gelesen und kann daher auch gut darüber hinweg sehen.

Bewertung vom 18.06.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


sehr gut

Eine Insel umgeben von Nebel. Die Bewohner, 122 an der Zahl, gehen täglich einem geregelten Ablauf nach – Aufstehen, Essen, Arbeiten, Dienst an der Gemeinschaft und abends Feiern. Zu einer festen Zeit gehen alle schlafen. Lediglich den Ältesten wird eine etwas andere Rolle zuteil. Man weiß genau, wann man stirbt und wann neues Leben nachrückt. Für die Elternschaft muss man sich bewerben. Und jeder begleitet eine Tätigkeit, die der Gemeinde hilft, wenige Auserwählte können Entdecker werden. Nur Emory schlägt ein wenig aus der Art. Zweifel und Misstrauen lassen sie zu viele Fragen stellen. Als die Bewohner jedoch eines Tages erwachen und mehrere Bewohner tot auffinden, kommt Emory genau diese Eigenschaft zu gute. Sie kann Aufklären, was passiert ist.
Ich habe mich im ersten Moment schwer getan in das Buch hineinzufinden. Doch ich habe nicht bereut, mich durchgebissen zu haben. Eine dystopische Kulisse, die jedoch viele moralische und ethische Fragen der Menschheit aufgreift. Und das hat mich wirklich gepackt, da ich bei einigen Punkten absolut ins Nachdenken gekommen bin. Die „neue“ Welt wurde detailliert aufgebaut, manchmal etwas verworren. Aber da ich keine Erfahrungen mit Dystopien habe, ist sicherlich mein Eindruck kein Maßstab. Tolle Charaktere, Spannung und ein einnehmender Schreibstil. Ein interessantes Buch, welches ich sehr lesenswert fand.

Bewertung vom 18.06.2025
Fischland-Verschwörung
Kastner, Corinna

Fischland-Verschwörung


sehr gut

Kassandra und Paul ermitteln wieder, diesmal offiziell beauftragt. Doch irgendwas ist faul, denn Polizeichef Scheller ist seit dem Auftrag nicht auffindbar. Und auch Paul bringt sich selbst wieder in Gefahr. Diesmal geht es darum, dem Diamantenschmuggel in Wustrow aufzudecken. Wenn nur nicht jemand schneller gewesen wäre und sämtliche Beweise vernichtet hätte.
Ich liebe die Region, in der der Krimi spielt. Daher konnte ich mich direkt vor Ort fühlen. Spannung und Überraschungen kommen hier nicht zu kurz. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Ich empfehle aber, weitere Bände vorab gelesen zu haben. Ich bin beim vorausgehenden Band eingestiegen und tue mich noch immer schwer, mit den vielfältigen Figuren und woher diese sich kennen. Für Krimifans eine tolle Krimireihe mit Ostsee-Flair.

Bewertung vom 18.06.2025
Glutrotes Erzgebirge
Zinn, Danielle

Glutrotes Erzgebirge


ausgezeichnet

Ein Mord, getarnt als Unfall. Ein weiterer, getarnt als Suizid. Dazu ein rätselhafter Brief, der den Hauptkommissar Berghaus erreicht und eine Witwe, die eiskalt reagiert. Berghaus ist voll im Einsatz und wird unterstützt von Kollegin Keller aus Dresden und einem Praktikanten. Doch obwohl sie einen ähnlichen Hintergrund haben, kommen die beiden gar nicht miteinander klar. Alle Hände voll zu tun für den Kommissar.
Wiederum ein gelungener Krimi, der mit einigen Überraschungen aufwartet. Spannend geschrieben mit einer richtig schönen Darstellung der Gegend. Man muss die vorausgegangenen Teile nicht gelesen haben, um auch hier schnell in die Handlung zu finden. Eventuell versteht man den privaten Hintergrund etwas besser oder freut sich sonst einfach darauf, alte Bekannte wieder zu treffen. In jedem Fall lesenswert für alle Krimi-Fans