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Benutzername: 
Schoko_und_buch
Wohnort: 
Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2025
Der Junge aus dem Meer
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


sehr gut

In einem kleinen Fischerdorf an der irischen Küste wird in den 70er Jahren ein Baby im Meer gefunden. Das Dorf ist entzückt und der Fischer Ambrose nimmt das Baby mit seiner Frau Christine zusammen auf und zieht es groß, fortan unter dem Namen Brendon. Doch nicht allen gefällt das. Allen voran kann sich Declan, der Bruder, nicht mit dem Gedanken anfreunden, seinen gewohnten Status aufzugeben und zu teilen. Und auch mit Christines Schwester Phyllis kommt es zum Zerwürfnis. Die Geschichte wird über den Zeitraum bis zum Erwachsenwerden Brendons erzählt. Während dieser zu seinem Bruder aufschaut und jedes Zipfelchen Zuneigung von ihm aufsaugt, begehrt Declan innerlich stets gegen seinen jüngeren Bruder auf. Brandon beginnt, die Alten im Dorf zu besuchen und ihnen trostspendende Worte zu erteilen. Ein Gleichgewicht mag sich zwischen den Brüdern nicht richtig einstellen bis zum Schluss.

Das Buch strahlt ein besonderes Gefühl aus. In der Wir-Perspektive erzählt, vermittelt es ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Verantwortung füreinander. Es wird deutlich, warum Phyllis ihrer Schwester die Aufnahme eines „fremden“ Kindes ankreidet und auch die Eifersucht Declans kommt mehr als deutlich heraus. Die Stimmung im Dorf ist irisch rau, eine Gesellschaft von Fischern, Männern ohne große Worte.

„Der Wind vom Atlantik hatte uns so lange die Worte von den Lippen gerissen, bis wir lernten, ohne sie auszukommen.“

Das Leben ist hart und von Geldsorgen häufig geprägt. Es ist eine eingeschworene Dorfgemeinschaft. Daher kommt beim Lesen eine ganze besondere Stimmung auf, als kenne man die Nachbarn persönlich. Schreibstil und Sprache sind wunderbar zu lesen, teilweise in starken und wortgewaltigen Bildern.

Was ich aber leider sagen muss, ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, dass irgendwann noch etwas kommen muss. Die eigentliche Story hat mich daher nicht 100% abgeholt und daher für mich einen kleinen Abzug. Das kann aber jeder anders empfinden. Ansonsten wunderbar erzählt.

Bewertung vom 01.04.2025
Der Gesang der Seeschwalben / Die Bücherfrauen von Listland Bd.1
Engelmann, Gabriella

Der Gesang der Seeschwalben / Die Bücherfrauen von Listland Bd.1


ausgezeichnet

Die Journalistin Anna reist für ihr neuestes Werk über Frauen in der Bücherwelt nach Sylt zur 85jährigen Fenja. Doch vor Ort trifft sie nur auf die Tochter Elisa. Die Hausherrin ist spurlos verschwunden und die Tochter scheint nicht gerade begeistert über den Gast. Doch als ein Unwetter die Buchbestände auf dem Dachboden in Gefahr bringt und Anna mit anpackt, überwinden die beiden Frauen ihre innere Ablehnung. Die Abgabefrist rückt jedoch Tag für Tag näher, so dass Anna und Elisa beschließen, Fenja im nahegelegenen Niebüll zu suchen. Dabei kommen sie der Vergangenheit der Mutter Stück für Stück näher.
Parallel wird die Geschichte Lenes aus dem Jahr 1937 erzählt. Am Ende fügen sich beide Zeitebenen zusammen. Dabei wird vieles auch für Elisa, die ein eher abgekühltes Verhältnis zu ihrer Mutter hat, klar. Und auch Fenja beginnt, ihre Geschichte aufzuarbeiten. Angetan von dem innigen Verhältnis, welches Anna zu ihrer Tochter pflegt, möchte auch Fenja reinen Tisch machen.

Vor der wundervollen Kulisse Sylts können wir so beim Lesen in diese Familiengeschichte eintauchen. Ich habe das Buch sehr gern gelesen und freue mich auf den zweiten Teil. Es ist wunderbar geschrieben und trägt einen durch die Seiten wie eine Brise durch die Dünen. Historisches wird wunderbar mit der Gegenwart verknüpft. Und die Liebe zur Insel kommt an sehr vielen kleinen Details deutlich zum Vorschein.

Bewertung vom 01.04.2025
Das Schwarz an den Händen meines Vaters
Schätte, Lena

Das Schwarz an den Händen meines Vaters


ausgezeichnet

Motte wächst in einer liebevollen Familie zusammen mit ihrem Bruder und einem alkoholkranken Vater auf. In kleinen Episoden schildert sie Erlebnisse aus ihrer Kindheit aber auch aus ihrem aktuellen Leben. Trotz des Alkoholkonsums erinnert sich Motte an ihren Vater in liebevoller Zuneigung. Allein ihr älterer Bruder und ihre Mutter geben ein Gefühl der Geborgenheit und Liebe. Aber auch in den nüchternen Momenten kommt die Liebe, die trotz allem in der Familie da zu sein scheint, deutlich heraus. „Als ich noch ein Kind bin, denke ich oft, ich habe zwei Väter“ erinnert sich die Erzählerin. Denn nüchtern kann man den Papa alles fragen, er kennt die besten Verstecke und die tollsten Spiele. Doch kommt der Alkohol ins Spiel wandeln sich die Gedanken zu „Wenn Du so bist, habe ich das Gefühl, Du hast uns gar nicht mehr lieb“. Mit voller Direktheit und Härte beschreibt die Ich-Erzählerin, was mit dem ständigen Alkoholkonsum einhergeht und schnell spürt man zwischen wechselnden Zeitebenen, dass Motte in die Fußstapfen ihres Vaters tritt. „Mit der Klobürste lässt er die Kotzesprenkler in der Kloschüssel verschwinden und drückt auf die Spülung.“
Das Buch ist gewaltig und hat mich absolut mitgerissen. Motte hat es geschafft, eher mit ihr zu fühlen, als geringschätzend auf sie zu blicken. Sie vermittelt eine harmonische Familie, die trotz der Widrigkeiten zusammenhält. Dabei stellt sie gleichsam die vernichtende Wirkung von Alkohol das wie auch die Gesellige Komponente. Es ist keine Abrechnung, kein gehobener Zeigefinger und kein Loblied auf den Alkohol. Es ist einfach ein ganz tiefer Blick in eine Familie und in die Welt, die Alkoholsucht mit sich bringt. Durch schonungslose Ehrlichkeit kommt man nicht umhin gleichsam angewidert zu sein und voller Mitgefühl für Motte. Eine grandiose Erzählung, die ich an nur 2 Tagen ausgelesen habe.

Bewertung vom 01.04.2025
Unsere kleine Welt
Arenz, Ewald;Arenz, Sigrun;Arenz, Helwig

Unsere kleine Welt


ausgezeichnet

Wer die Bücher und den Stil von @ewald_arenz mag, wird dieses Büchlein lieben – Eine Sammlung voller Familienanekdoten der 3 Geschwister Ewald, Sigrun und Helwig Arenz. In einem unverwechselbaren Stil, humorvoll, aus dem Leben gegriffen, voller Witz kommt man sich beim Lesen vor, wie ein Zuschauer im Leben der Familie Arenz (und ich beneide die Mutter um ihre Geduld, 6 dieser Kinder müssen ein turbulenter Alltag gewesen sein 😊) Aber eines kommt deutlich raus – es scheint einen wundervollen Zusammenhalt zwischen den Geschwistern zu geben. Da steht die Mutter plötzlich im Blumenregen, bei Krabat klingelt das Handy oder das gemeinsame Erlebnis entpuppt sich als Umzug.

Eine tolle Sammlung kurzer Kolumnen. Das Büchlein umfasst nur 176 Seiten

Bewertung vom 26.03.2025
Stromlinien (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Stromlinien (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Zwillinge Enna und Jale wachsen bei ihrer Oma auf und warten gemeinsam sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihre Mutter aus dem Gefängnis entlassen wird. Doch genau an diesem Tag ist Jale verschwunden, die Maurer taucht nicht auf und ein kleines Motorboot versinkt in der Elbe. Enna ist verzweifelt. So verschieden die Schwestern auch sind, so sehr fühlt Enna sich Jale verbunden, teilt alles mit ihr und macht sich Sorgen. In dieser Verzweiflung beginnt sie Luca aus ihrer Schule zu vertrauen. Nahe stehen die Mädchen sonst nur sich selbst, vor Bindungen schotten sie sich ab.
Nach und nach klärt sich die ganze Geschichte auf und es ist erstaunlich, wieviele Geheimnisse Menschen behalten können und was dies mit ihnen bewirkt. Verbitterung, Einsamkeit und tiefes Misstrauen haben sich in das Haus von Enna, Jale und ihrer Oma eingeschlichen. Die Geschichte der Familie reicht mehrere Generationen zurück und ist tief verbunden mit der Elbe und den darin befindlichen Inseln. Realität fließt an vielen Stellen mit in das Buch ein. Eine wesentliche Rolle spielen 2 Schiffsunglücke und die Insel Hahnöfersand. Es empfiehlt sich das Nachwort zu lesen, hier wird Fiktion von Wirklichkeit getrennt. Insgesamt Handbuch das Buch sehr gern gelesen. Es war schön zu sehen, wie Enna ihren eigenen Weg findet, wenn auch unter tragischen Umständen. Die ganze Tragödie, die diese Familie begleitet, wird es Stück für Stück offenbart und es tut regelrecht weh zu lesen, wie schwer es sich die Menschen durch anschweigen gemacht haben. Ein tolles Buch.

Bewertung vom 24.03.2025
Es geht mir gut
Anthony, Jessica

Es geht mir gut


ausgezeichnet

Ein ungewöhnlich heißer Novembertag 1957 in Delaware, so dass Kathleen sich entschließt, nicht mit Mann und Kind in die Kirche zu fahren, sondern lieber im Pool der Wohnanlage schwimmen zu gehen. Seitdem die Familie hier eingezogen ist, wurde der Pool nie genutzt und so erzeugte Britt einiges Aufsehen. Doch auch als die Familie aus der Kirche zurückkommt, ist Britt nicht dazu zu bewegen, aus dem Wasser zu kommen und auch als ihr Mann Virgil vom Golfnachmittag zurückkommt nicht. Nach und nach erfahren wir beim Lesen von Kathleens Gedankengängen – von der Wahrnehmung ihrer selbst seit den beiden Schwangerschaften, von ihrer Vergangenheit, ihrer Jugendliebe, ihrer wahren Meinung über diese Wohnanlage und auch über ihre Ehe. Und auch in Virgils Gedankengänge tauchen wir ein. Gefangen zwischen Verantwortung der Familie gegenüber und seinen Wünschen. Beide haben ihre Geheimnisse, ob sie es schaffen, die Karten letztlich auf den Tisch zu legen?

Im Jahr 1957 tickten die Uhren noch anders, was besonders herauskommt an dem Bild, welches Virgil von seiner Frau hat, wie peinlich berührt er von ihrem aus seiner Sicht zu knappen Badeanzug ist. Das Jahr in dem die Hündin Leika mit dem Sputnik in den Himmel flog. „Es geht mir gut“ ist ein Buch, welches bei mir eher im Nachgang gearbeitet hat und seine wirkliche Tiefe gezeigt hat. Es liest sich sehr angenehm und flüssig und ich fühlte mich mit Kathleen im Pool. Das Bild was sich von Virgil in meinem Kopf entwickelt hat, ist alles andere als ein Mann mit Rückgrat und Familiensinn, Feigheit zieht sich durch sein Leben wie ein roter Faden. Ich mochte es sehr, wie wir nachbilden nach erst mehr aus Kathleens Leben erfahren. Ganz sacht, ohne ausdrückliche Anklage und doch voller Kraft. Das Bild einer glücklichen Kleinfamilie bröckelt Stück für Stück

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2025
Regen an sonnigen Tagen
Iwer, Claudia

Regen an sonnigen Tagen


ausgezeichnet

Lisa schreibt unter dem Pseudonym Johanne Nielsen einen Erfolgsthriller nach dem anderen. Doch tief in sich drin verspürt sie den Wunsch, neue Wege zu gehen. Ein erster Versuch in diese Richtung endet in einem vernichtenden Zeitungsartikel. Lisa bricht zusammen und wacht erst im Krankenhaus wieder auf, neben sich ihre Mutter, die in gewohnter Manier dem Personal Anweisungen erteilt. Lisa beschließt, einmonatige Tage im Ferienhaus der Familie auf Rügen zu verbringen, die Mutter im Schlepptau. Auf ihren Strandspaziergängen trifft sie Benedict mit seinem Hund Edgar. Fortan werden die Spaziergänge regelmäßig, die Gespräche tiefgründiger. Doch Benedict umgibt ein Geheimnis und auch Lisa kann sich erst nach und nach öffnen und holt so ein Erlebnis aus tiefster Kindheit hervor. Dies bringt eine ganze Lawine ins Rollen und die Familie steht bald Kopf.

Nach 2 Krimis der Autorin war dies ein ganz anderes Leseerlebnis, bewegend und tiefgründig. Auf der einerseits wird gezeigt, wieviel Einfluss Eltern auf ihre (auch erwachsenen) Kinder haben können und wie schwer es manchmal sein kann, sich daraus zu befreien. „Hab keine Angst, dich neu zu erfinden“ meint Lisas Mutter. Denn auch darum geht es, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, diese überhaupt zu erspüren und dann den Mut haben, neue Wege zu gehen. Es zeigt aber auch, was Eltern bereit sind auf sich zu nehmen, um ihre Kinder vermeintlich zu schützen. Toll verpackt in tiefgründige Gespräche am Strand. Ich habe vor allem Benedict ins Herz geschlossen. Das Buch liest sich sehr angenehm, mit wundervollen Illustrationen. Sehr gelungen und in jedem Fall lesenswert.

Bewertung vom 14.03.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

In einem Berliner Männerclub wird eine Ameise gefunden. Alles deutet auf eine Überdosis hin. Schnell steht ein Verdächtiger fest, Jan Staiger. Er kommt in U-Haft. Doch da die Beweislage nicht eindeutig auf ein Verbrechen hinweist, kann sein Anwalt Rocco ihn rausholen. Doch 4 Monate später das gleiche Bild nur in einer anderen Kneipe. Die Polizei ist sich sicher, Jan Staiger muss ein Serientäter sein. Die zweite Hälfte des Buches zeigt detailliert die Gerichtsverhandlung und letztlich löst sich damit der Fall auf.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Es war spannend und ich mochte es, wie sich Verteidigung und Anklage die Bälle hin und her geworfen haben. Roccos Verteidigungsstrategie habe ich wirklich gern verfolgt, da gehört unwahrscheinliche Schlagfertigkeit, schnelle Entscheidungen und eine enorme Menschenkenntnis dazu. Das Gefuehl, dass irgendetwas nicht rund ist, bekommt man beim lesen recht schnell, wird aber auch schnell von Roccos Einschätzung bestätigt. Ich habe zwischenzeitlich falsch vermutet, die Lösung kommt wirklich erst zum Schluss und hinterlässt noch etwas „Kopfarbeit“. Ein wirklich toller Justiz-Krimi, ich kann mir gut vorstellen, weitere Teile davon zu lesen.

Bewertung vom 14.03.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Die über 100 Jährige Margrit beringt ihren Lebensabend in einer Seniorenresidenz an der Elbe. Hier bekommt sie oft Besuch von ihrer Enkelin Luzie oder wird von ihrem Fahrer Arthur in den naheliegenden Garten gefahren, in dem sie ihren Gedanken nachhängt. Diese kreisen zu ihrer Familie, ihrem Sohn Frieder, der in Australien lebt, ihrer Mutter Johanne und auch zurück in die Vergangenheit. Sie spürt, dass Luzie etwas belastet. Denn diese hat die Schule geschmissen und möchte künftig ihr Geld als Tattoo Artist verdienen. Margrit stellt sich als Übungsobjekt zur Verfügung und Luzie entwirft einen Flusslauf mit wesentlichen Stationen aus Margrits Leben. Und dabei nähern sich Großmutter und Enkelin auf eine sehr zarte Art an, tiefes Vertrauen, Geborgenheit, Nähe. Dies bringt Luzie schließlich dazu, stückchenweise zu offenbaren, was ihr widerfahren ist. Auch Arthurs und Luzies Wegen kreuzen sich und führen dazu, dass Luzie wieder vertrauen kann.
Das Buch ist. Abwechselnd aus Sicht der 3 Hauptfiguren Margrit, Luzie und Arthur geschrieben und Stück für Stück erfahren wir so beim Lesen die volle Geschichte der drei. Luzies Wut und Verzweiflung kommt dabei genau raus, wie Margrits Alter, wenngleich ihre Lebenserfahrung prägend ist. Tolle Zitate aus Margrits Mund bleiben ebenso hängen wie das „Internetz“ oder der „Rollarthur“. Herrliche Sprache, intensiv und gewaltig, gleichzeitig berührend. Ein tolles Buch, bei dem mich vor allem die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin verzaubert hat.

Bewertung vom 14.03.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


ausgezeichnet

Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit zwischen Teenie und Erwachsensein? Das erste Verliebtsein, die vielen Pläne, Träume, Zeit mit Freunden… Ich denke gern an die Zeit zurück, aber ohne Wehmut, nur mit überwiegend schönen Erinnerungen. Die Zeit wird so nie wieder kommen, aber sie prägt ungemein.
Genau über diese Zeit schreibt Christoph Kramer in seinem Debütroman. Der 15jährige Christoph hat Träume – einer ist es, Profifußballer zu werden, der andere, mit Debbie, dem schönsten Mädchen der Schule, zusammenzukommen. Es ist der Sommer 2006 – ein heißer Sommer, der Sommer der Fußball-WM in Deutschland, ein Sommer, in dem es noch ICQ gab, SMS auf Handys (keine Smartphones) versendet wurden und durch einen kleinen Briefumschlag auf dem Display angezeigt wurden und Capri-Sonne noch so hieß. Mit einer kleinen Notlüge verschaffen sich Chris und sein Freunde Zutritt zur angesagten Party, auf der auch Debbie zu finden ist. Doch schnell steht Chris allein da. Der, der Alkohol kaum anrührt, klammert sich an einem Becher fest und fühlt sich fehl am Platz. Bis er wie erhofft auf Debbie stößt. Die beiden verbringen eine schöne Zeit, ganz zart mit einem Hauch von Abschiedskuss. Eine Verabredung folgt und Chris schwebt vor Glück. Chris, der genau so mit den Veränderungen seines Körpers hadert andere in dem Alter auch, fühlt sich seinem Traum ein Stück näher. Auf dem Höhepunkt seines Glücks wird er jedoch jäh ausgebremst. Ein Roadtrip mit dem Auto eines Bekannten, ohne Führerschein, folgt und Chris landet mit seinem Freund in einer Bar in Düsseldorf…
Ein bezaubernder Roman, bei dem man die drückende Sommerhitze genauso fühlt, wie das zarte Zittern der Knie vor dem ersten Kuss. Mit viel Liebe zum Detail entführt uns Christoph Kramer in den Sommer vor knapp 20 Jahren. Ein Sommer, in dem man nicht nur als Teenager dachte, die Welt verändern zu können, sondern eine ganze Nation dachte, dass die deutsche Nationalmannschaft nicht zu bremsen ist. Nein, es ist kein Roman über Fußball. Dieser spielt nur am Rande eine Rolle, als Teil von Chris. Chris, der von seinen Freunden oft „Dings“ genannt wird, unerwartet freche Sprüche austeilt und eine tiefe Verbundenheit mit seiner Familie in sich trägt, ist ein Junge, den man gern haben muss beim Lesen. Was mir auch sehr gut gefallen hat, waren die vielen kleine Details, die mich selbst wieder zurück katapultiert hatten in diesen Sommer (ICQ, SMS usw.), an den sicher jeder eigene Erinnerungen hat. Ein wunderbares Debüt.