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Benutzername: 
Jonas R
Wohnort: 
Göttingen

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2025
Die Götter müssen sterben
Bendzko, Nora

Die Götter müssen sterben


ausgezeichnet

Nora Bendzko erzählt die Geschichte von Areto, einer jungen Griechin, die sich den Amazonen anschließt und unerwartet als Auserwählte von Artemis den Kriegszug der Amazonen nach Troja begleitet. Mir gefällt, wie die Mythologie und das Pantheon in die Geschichte eingewoben werden. Angesichts drastischer Grausamkeiten und der Depression der Protagonistin ist das Buch keine leichte Kost. Allerdings hat mich beeindruckt, wie die Autorin in ihrem Roman toxisches Verhalten, problematische Machtverhältnisse und soziale Ungerechtigkeiten zeigt und ihr gerechter Zorn durchklingt. Gleichzeitig findet Bendzko utopische Räume, Queerness, zärtliches Verlangen und Heilung zwischen Härte und Missbrauch.

Bewertung vom 19.10.2025
The Old Goat and the Alien
Corva, Veo

The Old Goat and the Alien


sehr gut

The Old Goat and the Alien tells the story of Avari and Jenna. Jenna is a human immigrant just arrived on one of the twin planets of the animal-shaped cosmorans. Avari, a goat-shaped cosmoran who is verian (= the cosmoran equivalent of autistic), reclusive, and bitter, is the first to meet Jenna just after the portal spat her out in the wild, and is obliged to help her until she gets settled. Told from Avari's point of view, we see them getting used to and befriending Jenna, and doing their best to support her during various struggles.

It's a story about changes, helping each other and finding community. I enjoyed how diverse and inclusive the book is, with prominent characters who are chronically ill, use prosthetics, or have multiple personalities. Bonus points for trans, non-binary, aromantic, asexual representation and same-gender relationships, although these aspects felt slightly more like accidental side features compared than the neurodiversity, illness, and disability.

I was a bit overwhelmed by the amount of setting information at the start - the first few chapters felt overloaded, and I needed time to adjust to the setting tourism that's baked into the novel. Similarly, I was unable to keep track of the names and animal shapes introduces in short succession. What shapes did Avari's mothers have again? And who's who in the group from the cafe? Thankfully, you can follow the story without those details, but I was a bit frustrated by my inability to properly visualize several scenes due to this.

While Jenna's experience as an alien among the cosmorans and Avari's growth are the focal points, the narrative doesn't shape that into a traditional plot arc. Instead the story is more like a stream of slice-of-life moments. That felt appropriate, but within this slice-of-life approach I would have liked some motives (like Avari's work on an improved cleaning solution, or the question of the beaded goatee) to be incorporated more consequently into the story. The cleaning solution felt completely forgotten and then resurfaced unexpectedly. The braided, beaded beard popped up now and then, but lead nowhere.

Overall, these are small gripes. I enjoyed the book, the vision of a non-scarcity society without money, the fantastical locations, and I empathized with the struggling characters. The Old Goat and the Alien is an entertaining story encouraging us to be kind, and open.

Bewertung vom 26.07.2025
Sand & Wind (eBook, ePUB)
Brandt, Elea

Sand & Wind (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Fantasy-Abenteuer mit dem Flair aus 1001 Nacht - wie zu erwarten also auch mit gewissen Orientalismen. Positiv hervorzuheben ist, wie unaufgeregt unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Partnerschaften eingeflochten sind. Auch ein Charakter, der sich als asexuell und/oder aromantisch beschreiben ließe, spielt eine wichtige Rolle.

Ein bisschen unorganisch und überstürzt fand ich die Liebesgeschichte des Protagonisten, während die Ereignisse rund um die zentrale Intrige gut aufgebaut sind. Besonders gefallen hat mir dabei, wie bestimmte Informationen gekonnt nach und nach eingeführt wurden. Das Buch liest sich flüssig und schwungvoll, und ich freu mich auf den 2. Band.

Bewertung vom 23.11.2024
Lisa und Lio
Schreiter, Daniela

Lisa und Lio


ausgezeichnet

Lisa ist autistisch und gerade erst mit ihrer Mutter in eine neue Stadt gezogen, wo ihr nun der erste Schultag bevorsteht. Auf dem Weg dorthin begegnet sie einem Alien-Fuchs. Gemeinsam erleben sie den Tag und lernen sich dabei besser kennen.

Lisa und Lio ist ein schöner, kindgerechter Comic über Freundschaft und darüber, wie schwer der Alltag sein kann, wenn man anders ist und es Extra-Kraft kostet, gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen.

Bewertung vom 23.11.2024
Regency Park
Zeichnerin, Amalia

Regency Park


sehr gut

Leo tritt mit seiner Schauspielkarriere auf der Stelle. Vorübergehend verdingt er sich als Kleindarsteller in einem Freizeitpark, der seinen Gästen das Flair der englischen Regency-Periode anbietet. Dabei lernt er Ashley kennen, und zwischen den beiden funkt es. Ashley ist nicht-binär und näht Kleidung nach historischen Vorbildern. Sier wird nach einem schlecht gelaufenen Date von dem Typen gestalkt, außerdem geht ihre Nähmaschine kaputt und sie muss ihre Aufträge vorübergehend von Hand nähen, bis sie sich einen Ersatz leisten kann. Leo hingegen schlägt sich mit unbequemen Regency-Kostümen in der Sommerhitze herum, mit vereinzelten unverschämten Parkgästen und der Tatsache, dass jemand den Park zu sabotieren scheint. Vor allem aber zaudert er, was Zukunftspläne angeht - will er seinen Traum verfolgen und es in Hollywood versuchen?

Regency Park ist eine nette Liebesgeschichte (lose inspiriert von Austenland) mit queeren Protagonisten, die Alltagsprobleme ernst nimmt und Wert auf Consent legt. Die Erzählperspektive wechselt zwischen Ashley und Leo und die einzelnen Abschnitte sind datiert, was die bodenständige Geschichte zusätzlich erdet. Abgesehen vom Epilog liegt die Handlung im Mai bis Juli 2017.
Das Buch lässt sich gut lesen, allerdings fand ich die Spannungsbögen nicht sonderlich ausgeprägt. Speziell das Element der Sabotage im Park plätscherte vor sich hin, zumal ich relativ früh ahnen konnte, wer hinter den Aktionen steckt.

Wer Wert auf große Konflikte legt, bei denen viel auf dem Spiel steht, kommt hier eher nicht auf seine Kosten. Wer aber eine leichte, queere Lovestory (mit ein paar gut geschriebenen Sexszenen) sucht und womöglich das Austen-Fandom oder historisches Reenactment mag, ist hier bestens beraten.

Bewertung vom 19.11.2024
Queer*Welten 11-2023 - Das queerfeministische Phantastikmagazin
Nicolaisen, Jasper;Lawaai, Chris_;Moor, Iva

Queer*Welten 11-2023 - Das queerfeministische Phantastikmagazin


ausgezeichnet

Coole Kurzgeschichten, stilistisch abwechslungsreich

Die elfte Ausgabe fokussiert thematisch auf Hexen. Sie enthält sechs Kurzgeschichten, die mir alle gut gefallen haben. In aller Kürze drei Beispiele: Jasper Nicolaisens "Rausfinden" ist kombiniert erfrischend Umgangssprache und Unsicherheit mit den großen, alten Problemen (und Großen Alten). Am "Geheimnis der Puddingteilchen" von Chris* Lawaai gefiel mir die bodenständige Erzählweise und die Magie beim Backen. Und mit "Hans und Gerthold" gelingt es Iris Leander Villiam, ein Grimmsches Märchen neu zu erzählen und eine Brücke zu schlagen zwischen hasserfüllten Ideologien und marginalisierter Hoffnung.

Die Mikrofiktionen in dieser Ausgabe (acht "queerfeministische Zaubersprüche") haben mir insgesamt wenig gegeben.

Iva Moors Essay zu Hexen als disruptivem Element in Erzählwelten war interessant, die theoretische oder literaturwissenschaftliche Durchdringung fühlte sich aber relativ dünn an. Natürlich ist ein Essay keine Doktorarbeit, aber manche Beispiele (z.B. die Locked-Tomb-Reihe von Tamsyn Muir) fühlten sich mangels Unterfütterung etwas willkürlich an. Das ist aber ein kleiner Kritikpunkt: Anregend ist der Essay auf jeden Fall.

Zum Schluss möchte ich die Rezensionen im "Queertalsbericht" hervorheben. Da sind immer wieder Titel dabei, die ich mir auf eine (ohnehin schon lange) Leseliste setzen möchte.

Bewertung vom 08.11.2024
Flausch
Schnerring, Almut

Flausch


gut

Beherzt und verkopft - Das Nachwort des Buches macht deutlich, dass sich das Buch auch (vielleicht sogar in erster Linie?) an Erwachsene richtet. Die Stoßrichtung, Individualität und Vielfalt jenseits traditioneller Kategorien zu akzeptieren, finde ich gut, aber so richtig warmgeworden bin ich mit dem Buch trotzdem nicht. Die Bilder sind schön, aber die Geschichte ist mir zu konstruiert und langweilig.

Bewertung vom 08.11.2024
Invincible Iron Man Vol. 1: Iron Heart
Bendis, Brian Michael

Invincible Iron Man Vol. 1: Iron Heart


gut

Entertaining, but also somehow vacant and meaningless in the way of stuff that tries to be relevant but doesn't really want to take a stance. Don't get me wrong, it's great that a black girl gets to step into the Iron Man legacy. But at the same time, it boils down to 'who can beat whom' and 'choices are difficult', without going deeper into the difficulties of living in an unjust society built on violence. (Comparing another Marvel comic about a racialized teen superhero: I liked Ms. Marvel better than Ironheart.)

Bewertung vom 08.11.2024
Invincible Iron Man: Ironheart Vol. 2 - Choices
Bendis, Brian Michael

Invincible Iron Man: Ironheart Vol. 2 - Choices


gut

Like the first Ironheart volume, this is happy to stick to mostly empty entertainment. I liked Riri's excitement over schools getting built/re-opened in Latveria. I also liked the idea that Tony Stark pays for rehabilitation programs for criminals he brings in, although I dislike the sentiment that he has to do it secretly because otherwise those bigbadevilvillains(tm) wouldn't accept. Let's all Marvel at this wonderful world in which crime is a purely personal choice and superheroes only ever fight individuals but never even glance at systemic evils.
I was also turned off by the worship of Tony Stark holding babies. I liked the cuteness, but I also felt that this particular issue (11) helps normalize and uphold toxic masculinity (in which a man holding a baby apparently has to be a secret, while regularly using heavy weapons in civilian areas is a super accepted behavior. The fantasies we tell each other matter, dude.
Oh, well, sorry. I know there are much worse examples. Ironheart isn't all that bad. I'm just a bit disappointed thinking about what it might have been.