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janina_el

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2025
Musenrausch (Nektar und Ambrosia, Band 1).
Bichon, Malou

Musenrausch (Nektar und Ambrosia, Band 1).


gut

Fantasievolle Idee mit viel Potenzial
In „Musenrausch“ von Malou Bichon lernen wir Wanda kennen, die früher leidenschaftlich gern und gut gemalt hat, aber bei einem Unfall nicht nur ihre Freunde, sondern auch jede Inspiration und Motivation für ihre größte Leidenschaft verloren hat. Überraschenderweise kehrt das Verlangen zu malen eines Abends wie im Rausch zurück, woraufhin ein fremder Mann, Neo, plötzlich bei ihr auftaucht und sie in seine Welt, eine parallele Realität zu unserer, einführt.
Die Geschichte, die Welt, die Bichon baut und ihr Schreibstil sind allesamt sehr speziell und fantasiereich, was zuerst wirklich sehr spannend und fesselnd ist und unheimlich Spaß macht. Allerdings ist alles auch sehr komplex, ausschweifend und in Teilen auch etwas verwirrend und fast schon „zu fantasiereich“. Irgendwie bastelt sie die Logik der Fantasiewelt einfach so hin, um die Erzählung zu rechtfertigen. Gleichzeitig fiel es mir immer wieder schwer, meine Aufmerksamkeit und Konzentration zu behalten, da Bichon sehr bildhaft, detailreich und, wie erwähnt, eben sehr ausschweifend schreibt. An anderen Stellen hat mich dieses liebevolle Worldbuilding aber auch sehr abgeholt. Beispielsweise gefielen mir die vielen kleinen Easter Eggs an Symbolen, Mythen, Religion und Kunst wirklich unheimlich gut.
Wirklich hängen geblieben ist vor allem der Schreibstil, die Kreativität und die Besonderheit an all dem. Die Geschichte dagegen hat mich nur stellenweise überzeugt, aber trotzdem hatte ich eine gute Zeit und bin wirklich beeindruckt von diesem speziellen Werk. Gerade aufgrund dieser sehr speziellen Art würde ich den Roman nicht vorbehaltslos weiterempfehlen, aber bin mir sicher, dass er für die richtige Person ein wunderbares Leseerlebnis darstellt.

Bewertung vom 04.11.2025
Our Darkest Lies / Bruderschaft der Styx Bd.1
Rivers, Sara

Our Darkest Lies / Bruderschaft der Styx Bd.1


gut

Spannende Ansätze für eine gute Story
In „Our Darkest Lies (Bruderschaft der Styx 1)“ von Sara Rivers lernen wir die junge Cheryl Baker kennen – schüchterne, unscheinbare Studentin bei Tag und skrupellos unterwegs im kriminellen Untergrund Bostons bei Nacht. Als die geheime Gesellschaft „Bruderschaft der Styx“ sie anwerben trifft sie auf den Sohn des Bosses Kyrill und auf eine alte Bekanntschaft, ihre Jugendliebe, Colson. Bis zu ihrer gefährlichen Aufnahmeprüfung bewegt sie sich mit ihnen auf einem schmalen Grat zwischen Hass und Liebe, Gewalt und Leidenschaft und Geheimnissen und Vertrauen mit ihnen. Dieser erste Teil der Reihe endet mit einem großen Cliffhanger und mehr offenen Fragen als beantworteten. Wem können wir, kann Cheryl vertrauen? Werden die jungen Kriminellen ihre Gefühle zulassen oder die Bruderschaft und kriminellen Machenschaften an erste Stelle setzen?
Ich hatte Spaß am Lesen, aber muss zugeben, dass ich nicht verstanden habe, wie die Verbindung in dem Liebesdreieck zwischen Cheryl, Kyrill und Colson zustand gekommen ist. Ich verstehe die Anziehung und rein körperliche Leidenschaft zwischen den Dreien, aber die mentalen und/oder emotionalen Annäherungen kamen mir eindeutig zu kurz und auf einmal war da ein Band zwischen ihnen, dass ich nicht ganz abgekauft habe, weil es zu wenig Platz in der Erzählung bekommen hat. Klar, da sind dann noch ein paar Plottwists am Ende des Buches, die einen Teil der Verbindung erklären sollten, aber die mir trotzdem zu oberflächlich vorkamen bzw. das Verhalten der Männer vorher im Buch nicht ganz rechtfertigen. Wegen mir hätte Sara Rivers gerne tiefer und ausführlicher in die „Bonding Moments“ zwischen den Hauptcharakteren reingehen können.
Trotzdem bin ich sehr gespannt, wie es weitergeht, wie sich die Charaktere entwickeln und ob dieser erste Teil dann gut als Fundament für die weitere Geschichte funktioniert.

Bewertung vom 31.10.2025
Soulmates and Other Ways to Die
Welliver, Melissa

Soulmates and Other Ways to Die


sehr gut

Bis dass der Tod uns scheidet
In „Soulmates and Other Ways to Die“ von Melissa Welliver verfolgen wir die sich entwickelnde Beziehung zwischen den 16-jährigen Zoe und Milo. Die Geschichte spielt im prä-apokalyptischen England von 2045: die KinTwin-Mutation bestimmt den Alltag der Menschen, bei der Seelenverwandte so sehr miteinander verbunden sind, dass sie es körperlich spüren, was zur Folge hat, dass Menschen auch die Schmerzen und Verletzungen ihres KinTwins spüren, was soweit geht, dass sie sogar selbst sterben, wenn ihr KinTwin stirbt. Natürlich hat das eine beinahe Verdoppelung der Sterberate zur Folge, sowie eine extreme Steigerung von Unfällen und Unglücken, die auf die KinTwin-Verbindungen zurückzuführen sind. Die Apokalypse, auf die die Welt durch diese Veränderung zusteuert, hat die wundervoll sarkastische Aisha (Milo’s beste Freundin) sehr treffend zusammengefasst: „Ja, die Sterberate hat sich verdoppelt, sie ist vielleicht sogar noch höher, wenn man die ganzen Unfälle bedenkt, die passieren, und vielleicht ist die höher als die globalen Geburtsraten und wir leben bald alle in einem postapokalyptischen Brachland, wenn wir zu wenig Menschen für eine funktionierende Gesellschaft sind…“. Milo und Zoe könnten unterschiedlicher nicht sein und glauben zuerst nicht an ihre unwahrscheinliche Seelenverwandtschaft, merken jedoch schnell, dass sie sich gerade deshalb gut ergänzen und gegenseitig besser machen. Aus den ursprünglichen Bemühungen, ihr Seelenband zu trennen, wird schnell eine abenteuerliche Mission, bei der sie Lügen und dunkle Machenschaften eines dubiosen Milliardärs aufdecken, wobei sie sich bei der Sucher nach Wahrheit und Gerechtigkeit in große Gefahr begeben.
Die Geschichte und sich entwickelnde Beziehung zwischen Zoe und Milo war wunderbar zu verfolgen und ich hatte großen Spaß dabei, das Gedankenspiel, um diese seltsame Mutation, mitzuspielen. Meiner Meinung nach hätten beides, die sich aufbauende Liebesbeziehung und das spannende Thema um die „Seelenverwandschaft“/KinTwins und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und den Lebensalltag, noch viel detailreicher und ausführlicher behandelt werden können. An beiden Themen habe ich große Freude gehabt und das Gefühl, dass da noch mehr drin gewesen wäre, beides näher zu ergründen. Allerdings war der Roman vielleicht gerade deswegen so kurzweilig und unterhaltsam, weil er nicht unnötig „um den heißen Brei“ geredet hat.
Beim Schreibstil bin ich etwas zwiegespalten: einerseits fand ich es großartig, dass auch moderne Ausdrücke und Denkweisen (z.B. „er, sie oder they“) mitgedacht und benutzt wurden. Sehr passend war das auch zu den inhaltlich angeschnittenen Themen, wie non-Binarität oder zwischenmenschliche Beziehungen außerhalb heteronormativer Schranken. Andererseits wurden dann aber auch wieder viele Redewendungen und Ausdrucksweisen benutzt, die sehr hölzern oder veraltet klingen. Heutzutage benutzt wohl kaum eine junge Person noch Wörter wie, „gepfefferte Mail“, „Witze reißen“, „Was ziehst du denn für einen Flunsch?“ (ehrlich, das Wort kenne ich nicht mal) oder „Laus über die Leber gelaufen“. Natürlich kann das aber auch an der Übersetzung liegen, dass diese etwas altbacken ist. Ich würde mir wirklich wünschen, dass deutsche Übersetzer*innen sich mehr trauen würden und auch mal englische oder „neumodische“ Ausdrücke als solche stehen lassen würden. Gerade für die jüngere Leserschaft würde das sicher Anreiz sein, mehr zu lesen oder sie zumindest nicht vom Lesen abschrecken, wenn manche Dialoge einfach nur cringe klingen ;)

Bewertung vom 24.09.2025
Deep Cuts
Brickley, Holly

Deep Cuts


ausgezeichnet

Deep Cuts von Molly Brinkley hat mir viel gegeben und Leonard Cohen genommen
In “Deep Cuts” von Molly Brinkley verfolgen wir das Leben von Percy Marks ab dem College Anfang der 2000er über mehrere Jahre. Dabei spielen diverse Beziehungen und Freundschaften und deren positive und negativen Entwicklungen eine wichtige Rolle, am zentralsten ist aber ihre komplizierte Beziehung zu Joe Morrow in dieser Zeit. Sie sind dabei Freunde, Verliebte, Vertraute, Entfremdete und kreativ Verschwörte beim Songwriting und beim über Musik diskutieren und philosophieren. Die Schwierigkeit bei ihrer musikalischen „Beziehung“ liegt vor allem darin, dass Joe als talentierter Musiker und Songschreiber eine andere und vermeintlich überlegene Rolle einnimmt als Percy, die als leidenschaftlicher, aber unmusikalischer Musikfan die beratende und kritische Rolle vertritt. Die grundlegende sexuelle und romantische Anziehung und die musikalische Verbindung zwischen den beiden konkurrieren über die Spanne vieler Jahre, in denen beide sich in ihren Karrieren, Wohnsitzen und sozialen Umfeldern ständig annähern und entfernen, aber nie voneinander ablassen können.
Ich war als großer Musikfan sofort begeistert vom Ansatz und Aufbau des Buches. Die Kapiteltitel sind prägende Songs, die in den Kapiteln eine Rolle spielen, Aufhänger für Gedanken und Handlungen der Charaktere sind oder einfach sehr passend titelgebend für den Vibe der Inhalte sind. Es wird ausschweifend und sehr tiefgehend und intim über Musik, Texte und damit verbundene popkulturelle Fakten und Phänomene philosophiert. In Monologen, Dialogen, Songtexten oder literarischen Texten der Charaktere, meist der Protagonistin Percy, werden dabei Zusammenhänge und Parallelen zum persönlichen Leben und der Entwicklung dieser Charaktere gezogen.
Die frustrierend schwierige und, ehrlich gesagt, toxische Beziehung zwischen Joe und Percy hat mich bis zum offenen Ende sehr gefesselt. Die verkappte Romantikerin in mir hofft natürlich auf eine weniger toxische und mehr harmonische Zukunft fern der letzten Buchseiten. Die pessimistischere Realistin kann sich zumindest mit dem Gedanken zufriedenstellen, dass Percy und Joe wunderbar bedeutende Musik geschaffen haben und damit diese fiktive Realität zu einer besseren gemacht haben werden.
Ich habe mich an vielen Stellen sehr gut mit Percy identifizieren können, vor allem mit ihrer großen Lieber zur Musik, als verbittert unmusikalische und deshalb auch neidische Liebhaberin dieser Kunstform. Abgesehen davon habe ich mich aber auch sehr verbunden zu ihren negativen bis traumatischen Erlebnissen gefühlt und zu ihren Gedanken und Handlungen, selbst oder vor allem auch zu ihren schlechten und vermeintlich unerträglichen Eigen- und Machenschaften, auch wenn mich diese wahrscheinlich eher abstoßen müssten. Aber wenn ich ehrlich bin, trafen die wahrscheinlich einfach zu sehr ins Schwarze, was meine tiefe Verbundenheit zu diesem umstrittenen Charakter erklärt.
Mein einziger negativer Kritikpunkt betrifft die Sprache und Wortwahl im Buch. Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung liegt oder ob junge Leute Anfang der 2000er in Amerika wirklich so gesprochen haben und einige Worte und Begriffe, die mir irgendwie unnatürlich und holzig vorkamen, bei jungen Erwachsenen damals und dort tatsächlich gängig waren. Vor allem in Dialogen zwischen engen Freunden und Vertrauten oder neuen Bekanntschaften in der Szene dachte ich mir häufig: So redet doch niemand im echten Leben, oder?! Aber wie gesagt, das kann auch einfach nur meine persönliche Auffassung sein und hat dem Inhalt und meinem Lesegenuss jetzt auch keinen Riesenschaden zugefügt. Ich bin gespannt auf das nächste Buch von Molly Brinkley, werde es in Originalsprache lesen und mal schauen, ob es mich auch dann stört.
Ich habe „Deep Cuts“ auf jeden Fall sehr genossen, dabei geweint und mich gleichzeitig über die geteilte Leidenschaft zur Musik mit den Charakteren gefreut. Die tiefgehende Auseinandersetzung mit Musik und Texten hat mir nicht nur Freude gebracht, sondern auch Infos und Gedankenanregungen. Positive und, wie im Titel dieser Rezension angedeutet, negative Erkenntnisse nehme ich mir aus diesem Roman sehr zu Herzen und freue mich schon auf meine nächstes Leseerfahrung von Molly Brinkley.

Bewertung vom 05.08.2025
Red Flags
Jo, Sophie

Red Flags


sehr gut

Absolut keine Red Flag dieses Buch!
Super süß und trotzdem auch recht tiefgehend v.a. wenn man das Alter der Charaktere und der Zielgruppe in Betracht zieht. Ich mochte sehr, wie die Jugendlichen miteinander kommuniziert haben, wie offen und empathisch sie miteinander redeten. Das kam mir wirklich sehr gesund vor und damit bietet dieses Buch hoffentlich auch ein gutes Vorbild, das ich im Alter von 18 Jahren wirklich gut gebrauchen hätte können!
Einziger Kritikpunkt ist die Sprache, vor allem in den wörtlichen Reden, die nicht wirklich zeitgemäß ist oder, ehrlich gesagt, jemals war…? Ich glaube, Jugendliche haben im realen Leben noch „Das ist doch echt der Brüller!“ und Bezeichnungen wie „Klatschmaul“ geäußert. Das mag eventuell an der Übersetzung liegen, aber manchmal hat mich die Wortwahl schon zum Schmunzeln gebracht :) Gerade, weil das Buch mit einem recht aktuell gebräuchlichem Jugendwort betitelt ist, hatte ich mir einen etwas zeitgemäßeren und lässigeren Schreibstil gewünscht. Ich glaube, das würde jüngere Leser*innen auch mehr ansprechen, wenn es beim Lesen nicht manchmal so gekünstelt und fiktiv wirkt.
Alles in allem habe ich das Buch aber wirklich genossen und in kurzer Zeit durchgesuchtelt, was immer ein positives Zeichen ist, vor allem, wenn das Genre und die Zielgruppe nicht 100% auf mich zutrifft!

Bewertung vom 05.08.2025
Furye
Rubik, Kat Eryn

Furye


gut

Zäh bis zum gelungenen Ende
Als Erstes hatte mich das Cover aufmerksam werden lassen und vielleicht habe ich mir deshalb so viel von dem Buch erhofft. Leider empfand ich die Geschichte und vor allem dem Weg zum Ende, der Katastrophe, als eher langwierig und das Buch konnte mich über weite Strecken hin (vor allem im Mittelteil) nicht fesseln, weshalb ich vergleichsweise auch echt lange für die Lektüre gebraucht habe. Eine Teilschuld daran hat vielleicht auch die Übersetzung, die das Geschriebene oftmals etwas holprig und nicht so natürlich auf mich wirken ließ, was mich dann, wie erwähnt nicht so schnell ans Buch fesselt und das Leseerlebnis dadurch zäher wird. Besonders schwer fiel es mir bei den Flashback Kapiteln, die mich immer wieder rauswarfen aus der Geschichte und regelrecht nervten, weil sie mich vom spannenden oder interessanten Part des Buches wieder wegzerrten. Diese Kapitel wirkten auf mich auch anders, was den Schreibstil angeht und entsprachen nicht ganz so meinem Geschmack.
Leider konnten mich die Charaktere auch nicht überzeugen und ich brauche meist Sympathien für die Hauptfiguren, um wirklich mit Herz und Seele in die Geschichte einzutauchen und das war hier nicht der Fall.
Das Ende gefiel mir wiederum wirklich ganz gut, was das Buch wieder auf die 3 von 5 Sternen verhalf, aber hier möchte ich nicht zu viel verraten.

Bewertung vom 14.07.2025
If You Fly Too Far / Resort Pureza Bd.1
Nell, Tine

If You Fly Too Far / Resort Pureza Bd.1


gut

Etwas hinter dem Potenzial geblieben
In “If You Fly Too Far” von Tine Nell geht es um die kürzlich verlassene Fitnesstrainerin Elana, die daraufhin nach Fuerteventura auswandert und dort in einem Luxusresort anheuert. Die einzige Regel in ihrem neuen Job: keine Flirts oder Beziehungen zu den Gästen des Hotels. Natürlich ist eine ihrer ersten Begegnungen der gutaussehende, junge Adrian, zu dem sie eine Anziehung spürt. Eins kommt zum anderen und die beiden gehen das gefährliche Spiel ein.
Ich fand die Idee und Geschichte wirklich nett und habe mich auch gut unterhalten gefühlt. Klar, das Ende und der Plottwist waren recht früh eindeutig, aber das ist, glaube ich, dem Genre geschuldet und hat mich nicht davon abgehalten, wissen zu wollen, was passiert.
Ein paar Punkte haben mir nicht ganz so gut gefallen, aber das ist natürlich auch einfach persönliches Empfinden.
Einige Ereignisse wurden einfach so erzählt, ohne näher darauf einzugehen. Beispielsweise hat Elanas Exfreund, mit dem sie sogar zusammenwohnte, einfach Schluss gemacht, aber darauf wurde nicht weiter eingegangen oder auch ihre Gefühlslage dazu wurde in ein paar Sätzen abgefrühstückt, als wäre es nur eine kleine Flirterei gewesen. Für mich wirkt das nicht nur unrealistisch, es ist auch eine gute Möglichkeit für Charakterbildung der ansonsten ehrlich gesagt eher flachen Figur Elana nicht genutzt worden. Daraus gelernt hat sie offensichtlich ja nicht, wenn man bedenkt, wie schnell sie sich am Ende wieder in eine ernste Beziehung mit Adrian stürzt. Auch der Vorfall mit Aleksej wird nicht mehr groß thematisiert, wobei Nell sich das ja vielleicht für Teil 2 noch aufgehoben hat. Nicht weiter eingegangen wird auch auf den „Fakt“, dass Elana einfach keine Freunde hat…? Ich meine, sie ist nett und hat im Resort ja auch sofort innige Freundschaften geschlossen. Für mich geht nicht auf, wieso sie gleichzeitig als Einzelgängerin gezeichnet ist...?
Ein weiterer Punkt, der mich irgendwie gestört hat, war diese angebliche Chemie und Anziehung zwischen Elana und Adrian. Die beiden haben nur Sport miteinander gemacht oder waren unterwegs und haben sich angeglotzt. Körperliche Anziehung schön und gut, aber dass sich eine kürzlich so verletzte Frau direkt wieder auf eine verbotene Beziehung mit einem Mann einlässt wirkt für mich sehr naiv und nicht ganz nachvollziehbar. Außerdem ist sie doch noch so jung, wieso ist ihr Glück denn immer von einer festen, monogamen, ernsten Beziehung zu einem Mann in einer Machtposition (beides Mal ihr Chef) abhängig?! Ich glaube, all das war ein Grund dafür, wieso ich von Anfang bis Ende nie so wirklich warm mit Elana und den meisten anderen Charakteren wurde…
Grundsätzlich hätte ich mir anstatt der Beschreibungen des ständigen Sporttreibens (klar, versteh ich schon als Fitnesstrainerin) auch insgesamt einfach mehr Szenen oder Dialoge über echte Emotionen und Gedanken gewünscht. Vielleicht hätte ich dann die Handlungen und Geschehnisse eher als plausibel und spannend empfunden.
Alles in allem war es so ein nettes Leseerlebnis, das mir aber wohl eher nicht längerfristig im Kopf und im Herzen bleibt, was aber vollkommen okay ist, wenn man Lust auf einen recht unterhaltsamen Quick Read hat.

Bewertung vom 14.07.2025
Loving Lucas / Preston Brothers Bd.1
McLean, Jay

Loving Lucas / Preston Brothers Bd.1


sehr gut

Berührend und gespickt von Tragödien
In “Loving Lucas” von Jay McLean, dem ersten Buch der Preston Brothers-Trilogie, wird aus den Perspektiven von Lukas Preston und Lois „Laney“ Sanders die Freundschaft und später Beziehung der beiden erzählt. Die beiden lernen sich mit 11 Jahren kennen, sind sofort beste Freunde und ohne es gegenseitig von sich zu wissen, verlieben sie sich auch ineinander. Beide jungen Leben sind von vielen Tragödien gezeichnet und glücklicherweise stehen sie und ihre Familien sich so nahe, dass sie diese gemeinsam durchstehen, was ihre Bindung ganz besonders und innig macht, fast schon co-abhängig. Leider kommen sie bis zu ihrem letzten High Schooljahr nicht zusammen, was diversen Gründen und falschen Timings oder fehlender Kommunikation zu schulden ist. Dass sie dann eine gemeinsame Nacht verbringen und wieder wegen einiger unglücklicher Umständen zerstreiten ist nur ein Grund, wieso Laney dann statt mit Lucas mit dem älteren Cooper zusammenkommt. Anfangs wirkt die Beziehung glücklich und mit der Zeit nähern sich auch Laney und Lucas wieder freundschaftlich an, aber bald wird klar, dass etwas nicht stimmt. Diese Kapitel bekommen wir hauptsächlich aus Lucas‘ Sicht beschrieben, der auch in seiner Familie einige Hürden zu überwinden hat und vielleicht auch deshalb nicht mitkriegt, wie verkehrt und schlimm abgedriftet die Beziehung von Laney geworden ist, die sich immer mehr zurückzieht/zurückziehen muss. Wie toxisch, gewalttätig und missbräuchlich Cooper geworden ist, erfahren wir erst am Ende, nachdem es aufs Äußerste eskaliert ist.
Ich empfand die Story als sehr traurig und emotional, selbst wenn es sich um Lebensrealitäten handelt, die mir so fern sind, wenn man bedenkt, dass es sich um Jugendliche im Highschool-Alter in den USA dreht. Außerdem war einiges in diesem Buch schon sehr übertrieben und plakativ gezeichnet, z.B. wie Laneys Mutter sich verhält oder was die finale Eskalationsstufe beinhaltet, aber auch das ist irgendwie sehr typisch amerikanisch und wenn man sich darauf einlässt und sich nicht davon stören lässt, dass die Geschichte alles andere als subtil ist, ist sie wirklich gut geschrieben.
Ich mochte die Charaktere und die Familien, die ihre Macken haben, aber doch ein gutes Herz und richtige Moralvorstellungen. Manchmal fand ich Aussagen, Monologe oder Liebeserklärungen und dergleichen aber als schon sehr theatralisch und offensichtlich von einer erwachsenen Frau geschrieben, als dass sie authentisch spontan aus dem Mund eines Teenagers kommen könnten. Aber es handelt sich ja um Fiktion und da darf man sowas schonmal akzeptieren.
Dadurch, dass ich Prestons wirklich liebgewonnen habe, freue ich mich schon auf die nächsten Teile und ich denke, das sagt schon alles darüber aus, ob ich das Buch weiterempfehlen würde (wenn man das Genre mag und über die Übertreibungen hinwegsehen kann).

Bewertung vom 17.06.2025
Peace, Moms
Weigert, Evelyn

Peace, Moms


sehr gut

Empowernd und relatable
Ich habe Evelyn Weigert nie groß verfolgt, aber da eine Freundin von mir sie so sehr feiert, wollte ich dem Buch gerne eine Chance geben. Ich wusste, dass Evelyn Weigert witzig finden würde, aber fand wirklich großartig, wie sie diesen tollen, ehrlichen und teilweise provokanten, aber reuelosen Humor aufs Papier gebracht hat. Ich liebe es, wenn Frauen schonungslos ehrlich und direkt sind, weil ich mich das oft nicht traue, aber bin der Überzeugung, dass Frauen wie Evelyn anderen (u.a. mir) helfen, ehrlich mit sich selbst und anderen zu sein.
Ich selbst habe keine Kinder und will auch keine, deshalb hatte ich Sorge, dass mir das Thema des Buches nicht zuspricht, aber ich konnte, obwohl ich zu Vielem als kinderlose Frau nicht relaten kann, das Lesen wirklich genießen. Manche Stellen, die wirklich nur für Eltern interessant und hilfreich (ist immerhin ein Ratgeber) sind, habe ich überspringen, so ehrlich will ich sein. Aber alles, was ich gelesen habe, hat mir wirklich gefallen.
Außerdem habe ich das Buch an oben erwähnte Freundin und Weigert-Superfan verschenkt, die mir seitdem ständig Fotos von Passagen schickt, die sie entweder besonders witzig oder als Mama und Ehefrau sehr nachvollziehbar findet, was mir große Freude bereitet und meinen Punkt bestätigt, dass Bücher und Aussagen wie in diesem Fall von Evelyn Weigert wirklich empowernd und hilfreich für andere sind, vor allem für andere Frauen.
Sorry für die vielen Anglizismen, aber ich wollte in der Rezension, inspiriert von Evelyn, wirklich einfach schreiben, was mir als erstes in den Kopf kam und das sind leider auch oft irgendwelche denglischen Wörter :)

Bewertung vom 17.06.2025
Great Big Beautiful Life
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


ausgezeichnet

Emily Henry hat sich dieses Mal selbst übertroffen
Der neue Roman "Great Big Beautiful Life" von Emily Henry hat mich wirklich sehr begeistert und ich habe aktuell ein übles Book Hangover!
Kurz zum Inhalt, ohne irgendwas zu spoilern und, oh boy, gibt es viele spoilerhafte Momente in dieser Geschichte! Aber ich werde mich zügeln und nicht zu viel verraten: Wir begleiten die junge Autorin Alice Scott auf eine kleine Insel in Georgia, auf der sie die vor langer Zeit untergetauchte und unter einem Pseudonym lebende Margarete Ives vermutet, ihres Zeichens frühere millionenschwere Medienimperiumserbin und weltbekanntes Society-Girl in ihrer Jugend. All das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs an Dingen und Erlebnissen, die Margarete zu ihrer Familie und ihrem Leben erzählen könnte. Genau das erhofft sich Alice von ihrem Besuch bei Margarete: eine Chance, die Biografie/Memoiren der mittlerweile Einsiedlerin zu schreiben und damit nicht nur ihren Traumjob zu angeln, sondern auch all die fiesen Falschmeldungen und Annahmen der Öffentlichkeit richtigzustellen, die Margarete und ihre Familie erst zu Fall und dann in ihre Verstecke getrieben hatten. Dort angekommen wird ihr aber erstmal ein Konkurrent präsentiert: der Pulitzer-Preisträger (für eine andere bekannte Biografie) Hayden, der nicht nur verboten gut aussieht, sondern auch die Definition von grumpy ist – zuerst. Beide Konkurrenten sollen einen Monat lang abwechselnd Margarete interviewen dürfen und am Ende würde das bessere Ergebnis die Zusage bekommen, die Biografie umzusetzen. Von nun an erfahren wir parallel die lange und ereignisreiche Familiengeschichte des Hauses Ives und die anfangs schwierige und immer wärmer werdende Beziehung zwischen Alice und Hayden, die unterschiedlicher nicht sein könnten (zumindest nach ersten Eindrücken), sich aber auf dieser kleinen Insel ständig über den Weg laufen. Auch Nebengeschichten, wie die Beziehung von Alice zu ihrer Mutter und dem kürzlich verstorbenen Vaters oder die Begegnungen mit dem eigenartigen aber freundlichen Cecil sind interessant und spielen zum Ende hin nochmal eine wichtige Rolle.
Der Aufstieg und Fall des Hauses Ives hat mich wirklich sehr in seinen Bann gezogen und hat mich überrascht, weil ich so etwas noch nie (in dem Ausmaß) bei Emily Henry gelesen habe, was ich mega fand. Ich war beeindruckt, wie sie mehrere Geschichten parallel webt, ohne mich als Leserin zu sehr zu verwirren oder mich einen Erzählstrang mehr lesen wollen zu lassen als den anderen (Gegenwart/Vergangenheit oder die Entwicklung der Beziehung von Alice zu Margarete/Hayden). An manchen Stellen hab ich mir wirklich fast einen Stammbaum der Familie Ives gewünscht, aber der wäre, wie wir am Ende erfahren, entweder sinnlos oder ein Spoiler.
Ich kann gar nicht so genau sagen, was mir an Henrys Schreibstil immer so gefällt, aber ich lese, oder eher verschlinge, ihre Bücher einfach immer total gern. Was mir in jeder ihrer Geschichten auffällt, ist dass ich alle Hauptcharaktere immer sehr liebe. Die sind nie perfekt oder machen keine Fehler, aber sie sind immer interessant und vielschichtig und meist nicht, wie sie auf die ersten Zeilen scheinen. Ganz besonders in die weiblichen Hauptcharaktere und ihre Love Interests bin ich immer sehr verliebt. Auch in diesem Fall habe ich Alice sofort ins Herz geschlossen und Hayden geshippt, weil ich schon in freudiger Erwartung war, was passieren würde, wenn Alice seine harte Schale knackt. Und ich wurde nicht enttäuscht und durfte lesen, wie sich eine ganz tolle und schöne Romanze entfaltet. Wirklich genau, was ich mir von einem Buch dieses Genres erhoffe und noch viel mehr. Emily Henry hat sich dieses Mal im World- und Character-Building selbst übertroffen. Wie macht sie das bloß? Sie bringt soo viele Bücher raus und dann sind da auch einfach solche Meisterwerke dabei…. How?!?
Einziger Mangel und liegt wahrscheinlich eher an meinem Bedürfnis, die Geschichte nicht loslassen zu wollen: das Ende ist schon sehr abrupt, was irgendwie typisch Emily Henry ist. Ich war etwas traurig, nicht genauer zu erfahren oder selbst mitzubekommen, wie die Konfrontation zwischen Hayden, Margaret und Nicollet stattfand und sich die Beziehung entwickelte. Auch Cecil haben wir „persönlich“ nochmal getroffen, um seine Sicht der Dinge geschildert zu bekommen. Und natürlich hätte ich vor allem nochmal mehr von Hayden und Alice lesen wollen, also nur dieser Schnelldurchlauf mit obligatorischer Schwangerschaft, als Zeichen eines Happy Ends, was mich allerdings als Trope nie befriedigt, aber das ist ein anderes Thema…
Auf jeden Fall gibt es mir eine große Leseempfehlung für alle Emily Henry Fans und für alle die es werden wollen: fangt am besten mit ihren früheren Büchern an, damit ihr die genießen könnt, bis ihr zu diesem großartigen Meisterwerk hier kommt und freut euch auf ein tolles Leseerlebnis. Aber seid für das Book Hangover gewappnet!