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janina_el

Bewertungen

Insgesamt 52 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2025
If You Fly Too Far / Resort Pureza Bd.1
Nell, Tine

If You Fly Too Far / Resort Pureza Bd.1


gut

Etwas hinter dem Potenzial geblieben
In “If You Fly Too Far” von Tine Nell geht es um die kürzlich verlassene Fitnesstrainerin Elana, die daraufhin nach Fuerteventura auswandert und dort in einem Luxusresort anheuert. Die einzige Regel in ihrem neuen Job: keine Flirts oder Beziehungen zu den Gästen des Hotels. Natürlich ist eine ihrer ersten Begegnungen der gutaussehende, junge Adrian, zu dem sie eine Anziehung spürt. Eins kommt zum anderen und die beiden gehen das gefährliche Spiel ein.
Ich fand die Idee und Geschichte wirklich nett und habe mich auch gut unterhalten gefühlt. Klar, das Ende und der Plottwist waren recht früh eindeutig, aber das ist, glaube ich, dem Genre geschuldet und hat mich nicht davon abgehalten, wissen zu wollen, was passiert.
Ein paar Punkte haben mir nicht ganz so gut gefallen, aber das ist natürlich auch einfach persönliches Empfinden.
Einige Ereignisse wurden einfach so erzählt, ohne näher darauf einzugehen. Beispielsweise hat Elanas Exfreund, mit dem sie sogar zusammenwohnte, einfach Schluss gemacht, aber darauf wurde nicht weiter eingegangen oder auch ihre Gefühlslage dazu wurde in ein paar Sätzen abgefrühstückt, als wäre es nur eine kleine Flirterei gewesen. Für mich wirkt das nicht nur unrealistisch, es ist auch eine gute Möglichkeit für Charakterbildung der ansonsten ehrlich gesagt eher flachen Figur Elana nicht genutzt worden. Daraus gelernt hat sie offensichtlich ja nicht, wenn man bedenkt, wie schnell sie sich am Ende wieder in eine ernste Beziehung mit Adrian stürzt. Auch der Vorfall mit Aleksej wird nicht mehr groß thematisiert, wobei Nell sich das ja vielleicht für Teil 2 noch aufgehoben hat. Nicht weiter eingegangen wird auch auf den „Fakt“, dass Elana einfach keine Freunde hat…? Ich meine, sie ist nett und hat im Resort ja auch sofort innige Freundschaften geschlossen. Für mich geht nicht auf, wieso sie gleichzeitig als Einzelgängerin gezeichnet ist...?
Ein weiterer Punkt, der mich irgendwie gestört hat, war diese angebliche Chemie und Anziehung zwischen Elana und Adrian. Die beiden haben nur Sport miteinander gemacht oder waren unterwegs und haben sich angeglotzt. Körperliche Anziehung schön und gut, aber dass sich eine kürzlich so verletzte Frau direkt wieder auf eine verbotene Beziehung mit einem Mann einlässt wirkt für mich sehr naiv und nicht ganz nachvollziehbar. Außerdem ist sie doch noch so jung, wieso ist ihr Glück denn immer von einer festen, monogamen, ernsten Beziehung zu einem Mann in einer Machtposition (beides Mal ihr Chef) abhängig?! Ich glaube, all das war ein Grund dafür, wieso ich von Anfang bis Ende nie so wirklich warm mit Elana und den meisten anderen Charakteren wurde…
Grundsätzlich hätte ich mir anstatt der Beschreibungen des ständigen Sporttreibens (klar, versteh ich schon als Fitnesstrainerin) auch insgesamt einfach mehr Szenen oder Dialoge über echte Emotionen und Gedanken gewünscht. Vielleicht hätte ich dann die Handlungen und Geschehnisse eher als plausibel und spannend empfunden.
Alles in allem war es so ein nettes Leseerlebnis, das mir aber wohl eher nicht längerfristig im Kopf und im Herzen bleibt, was aber vollkommen okay ist, wenn man Lust auf einen recht unterhaltsamen Quick Read hat.

Bewertung vom 14.07.2025
Loving Lucas / Preston Brothers Bd.1
McLean, Jay

Loving Lucas / Preston Brothers Bd.1


sehr gut

Berührend und gespickt von Tragödien
In “Loving Lucas” von Jay McLean, dem ersten Buch der Preston Brothers-Trilogie, wird aus den Perspektiven von Lukas Preston und Lois „Laney“ Sanders die Freundschaft und später Beziehung der beiden erzählt. Die beiden lernen sich mit 11 Jahren kennen, sind sofort beste Freunde und ohne es gegenseitig von sich zu wissen, verlieben sie sich auch ineinander. Beide jungen Leben sind von vielen Tragödien gezeichnet und glücklicherweise stehen sie und ihre Familien sich so nahe, dass sie diese gemeinsam durchstehen, was ihre Bindung ganz besonders und innig macht, fast schon co-abhängig. Leider kommen sie bis zu ihrem letzten High Schooljahr nicht zusammen, was diversen Gründen und falschen Timings oder fehlender Kommunikation zu schulden ist. Dass sie dann eine gemeinsame Nacht verbringen und wieder wegen einiger unglücklicher Umständen zerstreiten ist nur ein Grund, wieso Laney dann statt mit Lucas mit dem älteren Cooper zusammenkommt. Anfangs wirkt die Beziehung glücklich und mit der Zeit nähern sich auch Laney und Lucas wieder freundschaftlich an, aber bald wird klar, dass etwas nicht stimmt. Diese Kapitel bekommen wir hauptsächlich aus Lucas‘ Sicht beschrieben, der auch in seiner Familie einige Hürden zu überwinden hat und vielleicht auch deshalb nicht mitkriegt, wie verkehrt und schlimm abgedriftet die Beziehung von Laney geworden ist, die sich immer mehr zurückzieht/zurückziehen muss. Wie toxisch, gewalttätig und missbräuchlich Cooper geworden ist, erfahren wir erst am Ende, nachdem es aufs Äußerste eskaliert ist.
Ich empfand die Story als sehr traurig und emotional, selbst wenn es sich um Lebensrealitäten handelt, die mir so fern sind, wenn man bedenkt, dass es sich um Jugendliche im Highschool-Alter in den USA dreht. Außerdem war einiges in diesem Buch schon sehr übertrieben und plakativ gezeichnet, z.B. wie Laneys Mutter sich verhält oder was die finale Eskalationsstufe beinhaltet, aber auch das ist irgendwie sehr typisch amerikanisch und wenn man sich darauf einlässt und sich nicht davon stören lässt, dass die Geschichte alles andere als subtil ist, ist sie wirklich gut geschrieben.
Ich mochte die Charaktere und die Familien, die ihre Macken haben, aber doch ein gutes Herz und richtige Moralvorstellungen. Manchmal fand ich Aussagen, Monologe oder Liebeserklärungen und dergleichen aber als schon sehr theatralisch und offensichtlich von einer erwachsenen Frau geschrieben, als dass sie authentisch spontan aus dem Mund eines Teenagers kommen könnten. Aber es handelt sich ja um Fiktion und da darf man sowas schonmal akzeptieren.
Dadurch, dass ich Prestons wirklich liebgewonnen habe, freue ich mich schon auf die nächsten Teile und ich denke, das sagt schon alles darüber aus, ob ich das Buch weiterempfehlen würde (wenn man das Genre mag und über die Übertreibungen hinwegsehen kann).

Bewertung vom 17.06.2025
Peace, Moms
Weigert, Evelyn

Peace, Moms


sehr gut

Empowernd und relatable
Ich habe Evelyn Weigert nie groß verfolgt, aber da eine Freundin von mir sie so sehr feiert, wollte ich dem Buch gerne eine Chance geben. Ich wusste, dass Evelyn Weigert witzig finden würde, aber fand wirklich großartig, wie sie diesen tollen, ehrlichen und teilweise provokanten, aber reuelosen Humor aufs Papier gebracht hat. Ich liebe es, wenn Frauen schonungslos ehrlich und direkt sind, weil ich mich das oft nicht traue, aber bin der Überzeugung, dass Frauen wie Evelyn anderen (u.a. mir) helfen, ehrlich mit sich selbst und anderen zu sein.
Ich selbst habe keine Kinder und will auch keine, deshalb hatte ich Sorge, dass mir das Thema des Buches nicht zuspricht, aber ich konnte, obwohl ich zu Vielem als kinderlose Frau nicht relaten kann, das Lesen wirklich genießen. Manche Stellen, die wirklich nur für Eltern interessant und hilfreich (ist immerhin ein Ratgeber) sind, habe ich überspringen, so ehrlich will ich sein. Aber alles, was ich gelesen habe, hat mir wirklich gefallen.
Außerdem habe ich das Buch an oben erwähnte Freundin und Weigert-Superfan verschenkt, die mir seitdem ständig Fotos von Passagen schickt, die sie entweder besonders witzig oder als Mama und Ehefrau sehr nachvollziehbar findet, was mir große Freude bereitet und meinen Punkt bestätigt, dass Bücher und Aussagen wie in diesem Fall von Evelyn Weigert wirklich empowernd und hilfreich für andere sind, vor allem für andere Frauen.
Sorry für die vielen Anglizismen, aber ich wollte in der Rezension, inspiriert von Evelyn, wirklich einfach schreiben, was mir als erstes in den Kopf kam und das sind leider auch oft irgendwelche denglischen Wörter :)

Bewertung vom 17.06.2025
Great Big Beautiful Life
Henry, Emily

Great Big Beautiful Life


ausgezeichnet

Emily Henry hat sich dieses Mal selbst übertroffen
Der neue Roman "Great Big Beautiful Life" von Emily Henry hat mich wirklich sehr begeistert und ich habe aktuell ein übles Book Hangover!
Kurz zum Inhalt, ohne irgendwas zu spoilern und, oh boy, gibt es viele spoilerhafte Momente in dieser Geschichte! Aber ich werde mich zügeln und nicht zu viel verraten: Wir begleiten die junge Autorin Alice Scott auf eine kleine Insel in Georgia, auf der sie die vor langer Zeit untergetauchte und unter einem Pseudonym lebende Margarete Ives vermutet, ihres Zeichens frühere millionenschwere Medienimperiumserbin und weltbekanntes Society-Girl in ihrer Jugend. All das ist allerdings nur die Spitze des Eisbergs an Dingen und Erlebnissen, die Margarete zu ihrer Familie und ihrem Leben erzählen könnte. Genau das erhofft sich Alice von ihrem Besuch bei Margarete: eine Chance, die Biografie/Memoiren der mittlerweile Einsiedlerin zu schreiben und damit nicht nur ihren Traumjob zu angeln, sondern auch all die fiesen Falschmeldungen und Annahmen der Öffentlichkeit richtigzustellen, die Margarete und ihre Familie erst zu Fall und dann in ihre Verstecke getrieben hatten. Dort angekommen wird ihr aber erstmal ein Konkurrent präsentiert: der Pulitzer-Preisträger (für eine andere bekannte Biografie) Hayden, der nicht nur verboten gut aussieht, sondern auch die Definition von grumpy ist – zuerst. Beide Konkurrenten sollen einen Monat lang abwechselnd Margarete interviewen dürfen und am Ende würde das bessere Ergebnis die Zusage bekommen, die Biografie umzusetzen. Von nun an erfahren wir parallel die lange und ereignisreiche Familiengeschichte des Hauses Ives und die anfangs schwierige und immer wärmer werdende Beziehung zwischen Alice und Hayden, die unterschiedlicher nicht sein könnten (zumindest nach ersten Eindrücken), sich aber auf dieser kleinen Insel ständig über den Weg laufen. Auch Nebengeschichten, wie die Beziehung von Alice zu ihrer Mutter und dem kürzlich verstorbenen Vaters oder die Begegnungen mit dem eigenartigen aber freundlichen Cecil sind interessant und spielen zum Ende hin nochmal eine wichtige Rolle.
Der Aufstieg und Fall des Hauses Ives hat mich wirklich sehr in seinen Bann gezogen und hat mich überrascht, weil ich so etwas noch nie (in dem Ausmaß) bei Emily Henry gelesen habe, was ich mega fand. Ich war beeindruckt, wie sie mehrere Geschichten parallel webt, ohne mich als Leserin zu sehr zu verwirren oder mich einen Erzählstrang mehr lesen wollen zu lassen als den anderen (Gegenwart/Vergangenheit oder die Entwicklung der Beziehung von Alice zu Margarete/Hayden). An manchen Stellen hab ich mir wirklich fast einen Stammbaum der Familie Ives gewünscht, aber der wäre, wie wir am Ende erfahren, entweder sinnlos oder ein Spoiler.
Ich kann gar nicht so genau sagen, was mir an Henrys Schreibstil immer so gefällt, aber ich lese, oder eher verschlinge, ihre Bücher einfach immer total gern. Was mir in jeder ihrer Geschichten auffällt, ist dass ich alle Hauptcharaktere immer sehr liebe. Die sind nie perfekt oder machen keine Fehler, aber sie sind immer interessant und vielschichtig und meist nicht, wie sie auf die ersten Zeilen scheinen. Ganz besonders in die weiblichen Hauptcharaktere und ihre Love Interests bin ich immer sehr verliebt. Auch in diesem Fall habe ich Alice sofort ins Herz geschlossen und Hayden geshippt, weil ich schon in freudiger Erwartung war, was passieren würde, wenn Alice seine harte Schale knackt. Und ich wurde nicht enttäuscht und durfte lesen, wie sich eine ganz tolle und schöne Romanze entfaltet. Wirklich genau, was ich mir von einem Buch dieses Genres erhoffe und noch viel mehr. Emily Henry hat sich dieses Mal im World- und Character-Building selbst übertroffen. Wie macht sie das bloß? Sie bringt soo viele Bücher raus und dann sind da auch einfach solche Meisterwerke dabei…. How?!?
Einziger Mangel und liegt wahrscheinlich eher an meinem Bedürfnis, die Geschichte nicht loslassen zu wollen: das Ende ist schon sehr abrupt, was irgendwie typisch Emily Henry ist. Ich war etwas traurig, nicht genauer zu erfahren oder selbst mitzubekommen, wie die Konfrontation zwischen Hayden, Margaret und Nicollet stattfand und sich die Beziehung entwickelte. Auch Cecil haben wir „persönlich“ nochmal getroffen, um seine Sicht der Dinge geschildert zu bekommen. Und natürlich hätte ich vor allem nochmal mehr von Hayden und Alice lesen wollen, also nur dieser Schnelldurchlauf mit obligatorischer Schwangerschaft, als Zeichen eines Happy Ends, was mich allerdings als Trope nie befriedigt, aber das ist ein anderes Thema…
Auf jeden Fall gibt es mir eine große Leseempfehlung für alle Emily Henry Fans und für alle die es werden wollen: fangt am besten mit ihren früheren Büchern an, damit ihr die genießen könnt, bis ihr zu diesem großartigen Meisterwerk hier kommt und freut euch auf ein tolles Leseerlebnis. Aber seid für das Book Hangover gewappnet!

Bewertung vom 11.06.2025
Teddy
Dunlay, Emily

Teddy


gut

Tolles Debut
In „Teddy“ von Emily Dunlay verfolgen wir das Leben von Teddy Huntley Carlyle im Sommer 1969 in Rom mit Fokus auf Anfang Juli und einigen Rückblicken auf vergangene Jahre, Monate oder Tage. Aufgewachsen in Dallas, Texas in einer sehr wohlhabenden, konservativen und einflussreichen Familie war sie froh, noch vor ihrem 35. Geburtstag David zu heiraten, einen Mann, den sie noch nicht lang kannte, aber für den sie nach der Hochzeit nach Rom zog, wo er in der amerikanischen Botschaft arbeitet. Wir lernen weitere Charaktere und Details kennen, u.a. Botschaftsmitarbeiter und den Wolf, Davids Chef und aspirierender Präsident, aber auch Menschen aus Teddys Vergangenheit, wie ihre Tante Sister oder einen ehemaligen russischen Liebhaber, Jewgeni/Eugene Larin, aber vor allem lernen wir mehr über die Ich-Erzählerin Teddy. Sie befindet sich in einer Art Verhör, über das wir am Ende erst erfahren, worum es sich tatsächlich handelt. Jedenfalls erzählt Teddy sehr ausschweifend und ausführlich mit viel Introspektive über ihr Leben vor und in Rom, was auf mich als Leserin schon fast tagebuchartig wirkte.
Was ich anfangs sehr unterhaltsam fand und mich schnell in die Geschichte reinkommen ließ, waren der wirklich ausschweifende und „stream of consciousness“-mäßige Erzählstil der Protagonistin und Erzählerin, die gerne diverse Ablenkungen und Abbiegungen nimmt, wenn sie von Ereignissen erzählt und sich in Details verliert. Oftmals wird lange und sehr genau beschrieben, was Teddy oder andere Personen trugen oder ihre vermeintlich unwichtigen Tätigkeiten, während mich als Leserin wirklich brennend interessierte, was denn bitte Anfang Juli geschah. Wirklich detailliert wurde es auch, wenn es um die Kunst und Kultur ging, vor allem in Italien, was ich aber ehrlich gesagt sehr interessant fand und half, dieses Dolce Vita Feeling der 60er Jahre irgendwie sehr gut zu vermitteln. Abgesehen davon wurde ich aber schon beinahe so ungeduldig, wie die Verhörer von Teddy. An manchen Punkten schwenkte meine Ungeduld auch in latentes Genervtsein um. Das ist auch einer der wenigen Kritikpunkte, die ich an dem Roman habe: das Stilmittel, dass so charakteristisch für die Protagonistin und den Erzählstil ist, diese Langatmigkeit und ewigen Ausschweifungen, haben mir weite Teile gut gefallen, aber waren für mich am Ende doch etwas zu viel und lang. Außerdem wurden viele Dinge, Erzählungen, Beschreibungen mehrmals wiederholt, was vielleicht gut zum Charakter der Erzählerin passt, mich aber im Endeffekt immer mehr gestört und genervt hat. Vor allem beim Mittelteil des Romans musste ich mich teilweise wirklich zwingen, weiterzulesen, weil ich hoffte, dass es sich lohnen wird und ich unbedingt das Buch zu Ende bringen wollte und auch wissen wollte, was geschah und wie es für Teddy ausgeht.
Obwohl ich Teddy stellenweise wirklich nicht mochte, was vielleicht wirklich dem zuvor genannten Genervtsein von ihrer Erzählart geschuldet ist, und ich sie manchmal zu naiv und abhängig und unselbstständig und oberflächlich empfand, wünschte ich mir trotzdem unbedingt ein glückliches Ende für sie und hoffte auf eine Art Gerechtigkeit in dieser stark patriarchal geprägten Zeit. Wirkliche Abneigung gegen sie empfand ich nie, ganz anders den Männern in dieser Geschichte gegenüber: Hal, David, der Wolf, Jewgeni/Eugene, Mauro und auch die Verhörer. Ich hatte auch nichts gegen Teddys Charakter, sondern fand eher abscheulich, in was für einer Welt und mit welchen Werten sie großgezogen wurde. In dem Sinne empfand ich ihre Entwicklung und ihren Charakter eher bewundernswert, wenn man bedenkt, mit was für Einflüssen sie aufwuchs und zu welcher Art Frau sie sich auch hätte entwickeln können. Leider war Teddys Selbstbewusstsein nicht gut genug, um das zu sehen und mit ihren Wünschen, Bedürfnissen und Taten gut zu leben und dazu zu stehen, wie sie ihr Leben lebt oder gerne leben würde. Und das ist eine Tatsache, die ich als Frau selbst in der heutigen Gesellschaft noch sehr gut nachvollziehen und mitfühlen kann und daher als besonders tragisch empfinde.
Umso überraschender fand ich das Ende des Romans und vor allem den Epilog. Woher kamen auf einmal der Sinneswandel und die komplette Lebensumstellung? Auch ihre Art zu erzählen, wirkte entspannter und sie hielt sich nicht länger mit unnötigen Details auf, sondern ließ essenzielle Details (Verbleib von David oder ihr Aufenthaltsort) sogar einfach offen. Ist Teddy überhaupt eine vertrauensvolle Erzählerin...?

Bewertung vom 11.06.2025
Als ich dich traf
Serle, Rebecca

Als ich dich traf


gut

Gedankenstarter
In „Als ich dich traf“ von Rebecca Serle bekommen wir in diversen Gegenwarts- und Vergangenheitserzählungen Einblicke in das Liebesleben von Daphne. Dabei gibt es 2 Besonderheiten. Erstens bekommt sie, laut eigener Aussage vom Universum, jedes Mal, wenn sie einen love interest kennenlernt, auf irgendeine Art und Weise einen Zettel, auf dem steht, wie lange diese Liebschaft dauern wird, von einer Nacht bis hin zu mehreren Jahren. Zweitens, und das ist ein Spoiler, da wir diese Tatsache erst in der zweiten Hälfte des Buches erfahren, hat Daphne einen Herzfehler, weshalb es jeden Moment zu schlagen aufhören könnte. Beide Gründe führen dazu, dass Daphne sich nie wirklich auf ihre Beziehungen einlässt, da sie ja sowieso weiß, wann sie enden und wie viele Gefühle und Energie sie entsprechen investieren sollte und da ihr Leben und die Zukunft durch ihren Herzfehler ja irgendwie auch begrenzt und nicht langfristig planbar erscheinen.
Ich fand die Prämisse und das Gedankenspiel spannend und habe mit viel Interesse die verschiedenen Beziehungen Daphnes in der Gegenwart und Rückschau verfolgt, allerdings empfand ich die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Konzept und was das innerlich mit Daphne macht, manchmal ein bisschen zu flach. Ich stelle mir vor, dass beide besonderen Tatsachen in Daphnes Leben noch viel mehr Gedanken und philosophische Fragen in ihr hervorrufen, mit denen ich mich als Leserin gerne mit ihr auseinandergesetzt hätte.
Das Ende des Buches habe ich so nicht erwartet, was mir sehr gefiel. Allerdings war der Weg da hin und vor allem die entscheidenden letzten Kapitel echt sehr knapp gehalten und ich hatte ein etwas unbefriedigtes Gefühl nach der schnellen Resolution der Geschichte.
Gleichzeitig hat das Buch mich trotzdem nachhaltig beschäftigt, da ich merke, dass ich mir immer noch Gedanken um das Konzept und die möglichen Auswirkungen mache – das Gedankenspiel also auch außerhalb des Buches noch weiterspiele. Genau solche Wirkungen wünsche ich mir von Büchern, weshalb ich sehr froh bin, dieses hier gelesen zu haben. Es war trotz der teilweise schweren Themen ein kurzweiliges und unterhaltsames Leseerlebnis.

Bewertung vom 19.05.2025
Play of Hearts / The Hearts Duet Bd.1
Dorne, Juli

Play of Hearts / The Hearts Duet Bd.1


sehr gut

Düster und magisch
Im Buch „Play of Hearts” von Juli Dorne geht es um die junge Evie, die mit einem Fluch zu kämpfen hat: Ihre Berührung ist tödlich, seit sie in einem unbekannten Jungen im Spiegelkabinett von ihrer Oma ihr Herz versprach. Nachdem sie jahrelang damit gelebt hat, verliebt sie sich aber in Arthur, obwohl ihre Liebe unmöglich scheint. Als sie sich näherkommen, zahlt Arthur einen hohen Preis. Nur Rémi kann helfen, es wirkt aber von Anfang an so, als hätte dieser seine ganz eigenen Geheimnisse. Soweit ganz grob zum Inhaltlichen, alles weitere wäre ja schon ein Spoiler :)
Dieses erste Buch der neuen Romantasy Reihe war mein erstes von Juli Dorne, aber ich war sehr angetan von ihrem Schreibstil und kam sehr schnell in die Geschichte und diese Fantasywelt rein. Außerdem habe ich schnell eine emotionale Bindung zu Evie hergestellt, die sehr sympathisch wirkt, wenn auch durch viele Selbstzweifel und permanentes Hadern geplagt. Dass sie diese Art von Gedanken und Selbstreflexion im Laufe des Buches und der persönlichen Weiterentwicklung ihres Charakters nicht wirklich ablegen oder abmindern kann, hat manchmal ein bisschen irritiert und mich teilweise ein etwas verloren. Allerdings ist dies ja auch erst der Auftakt einer Reihe und da bleibt viel Platz für Weiterentwicklung dieser tollen jungen Frau :)
Stilistisch bewegt sich der Roman für mein Gefühl sehr gekonnt zwischen darker Romantasy und natürlich purer, gut geschriebener Fantasy.
Insgesamt kann ich das Buch guten Gewissens echten Romantasyfans weiterempfehlen. Vor allem über deutschsprachige und junge, weibliche Stimmen in dem Genre freue ich mich immer sehr.
Zuletzt noch ein paar Worte zur Gestaltung des Buches: Das Cover sieht nur nicht farblich toll von vorne und von der Seite aus, es fühlt sich auch von der Textur her sehr gut an. Natürlich darf auch das tolle Gimmick dieser Auflage nicht unerwähnt bleiben: Das schöne Lesezeichen, das Blumensamen eingewoben hat und einfach eingepflanzt werden kann. Was für eine tolle Beilage, vor allem für ein Buch, das im Frühling erscheint.

Bewertung vom 25.04.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Fesselnde Tragödie
Im Buch "Wie Risse in der Erde" von Clare Leslie Hall verfolgen wir die tragische Geschichte und die Beziehungen zwischen Beth, Gabriel, Frank und ihren Familien. Dabei überspannt das Erzählte einen Zeitraum von fast 15 Jahren (spielt hauptsächlich in den Jahren 1955 und 1968) und beinhaltet eine leidenschaftliche Dreiecksbeziehung, Liebe, Trennungen, einige Tragödien und gipfelt schließlich in einem spannenden Todesfall mit Mordprozess. Wir springen immer wieder in den Zeitebenen und wissen von Anfang an vom Mordprozess, aber erfahren erst gegen Ende, wer in diesem Todesfall gestorben ist, was der Verwurf und Tathergang sind und vor allem, wer unter Anklage steht, was das Buch wirklich bis zum Ende sehr spannend macht und nicht nur mit einem, sondern mit 2 großen und eher unerwarteten Plottwists aufgelöst wird.
Wie bereits erwähnt, empfand ich das Buch als sehr spannend und ich war von Anfang bis Ende sehr gefesselt. Nicht zuletzt, weil ich wirklich mit allen Hauptcharakteren mitgefühlt und quasi für alle gerootet habe. Das hat mich natürlich sehr mitfiebern lassen, für wen es am Ende ein Happy End oder eine Tragödie gibt, sowohl in Liebesdingen, als auch vor Gericht. Ich möchte gar nichts spoilern, weil mich die Plottwists wirklich kalt erwischt haben (zumindest einer davon, den anderen habe ich so schon vorgeahnt/befürchtet), aber so viel kann ich sagen: Ich habe auf jeden Fall ein paar Tränen verdrückt, was schon alles darüber aussagt, wie sehr ich in der Story drin war.
Einziger Kritikpunkt ist vielleicht, dass der doch modern wirkende Schreibstil einen immer wieder vergessen lässt, dass die Geschichte eigentlich in den 50er und 60er Jahren spielt, was vielleicht für ein paar Handlungsstränge wichtig und sinngebend ist, aber ansonsten auch kein großer Störfaktor ist. Deshalb auch nur ein winziger Kritikpunkt :)
Alles in Allem empfehle ich das Buch auf jeden Fall weiter und habe es auch schon an Freundinnen weiterverliehen, die solche Geschichte immer zu schätzen wissen und nicht unbedingt immer ein hundertprozentiges Happy End brauchen. Ähnlich wie beim „Gesang der Flusskrebse“ mit dem dieses Werk meines Erachtens guten Grundes oft verglichen wird, werde ich Leseerfahrung nicht so schnell vergessen und noch eine Weile darauf herumzukauen haben. Und das meine ich als absolutes Kompliment.

Bewertung vom 27.03.2025
Wild Love / Rose Hill Bd.1
Silver, Elsie

Wild Love / Rose Hill Bd.1


sehr gut

Smarter Humor und erfrischende Dynamiken
„Wild Love“ war tatsächlich mein erster Roman von Elsie Silver, aber keine Sorge, noch während ich es las, habe ich mir die vorherigen Bücher aus dem Elsie-Silver-Universum von einer Freundin ausgeliehen, die diese bereits gelesen hatte. Denn, noch während ich „Wild Love“ regelrecht verschlang, hatte ich schon Lust auf mehr und war natürlich heilfroh, dass es schon so viele Bücher aus der Chestnut-Springs Reihe gibt.
Zurück zum eigentlichen Thema: In Wild Love kehren sowohl der „heißeste Milliardär der Welt“ Ford Grant Junior als auch die Schwester seines besten Freundes Rosie Belmont zurück in die Heimat ihrer Jugend Rose Hill und beide befinden sich in einer Phase des Umbruchs und der Neufindung. Sie begegnen sich dort nicht nur einander wieder, sondern auch einigen kleineren bis größeren Überraschungen, wie z.B. der biologischen, 12-jährigen Tochter von Ford, Cora, die aus einer Samenspende stammt und gerade ihren Vater verloren hat. Wir begleiten die Protagonisten und Nebencharaktere (potenzielle Hauptcharaktere in künftigen Romanen des Elsie-Silver-Universums…? 😉) bei diversen persönlichen, inneren Kämpfen sowie bei den Beziehungen und Dynamiken untereinander und die sie zueinander aufbauen.
Die Handlung bewegt sich eher langsam und vielmehr liegt der Fokus auf den Figuren, ihren inneren Gedanken, Zweifeln und Kämpfen. Dabei betreiben die Figuren viel emotionale Aufarbeitung in den eigenen Gedanken oder in Gesprächen, Streits, Konflikten miteinander. Obwohl viele Selbstzweifel, Konflikte oder andere eher dunkle Themen oftmals eine Rolle spielen, schafft es die Autorin, eine unterhaltsame, aufmunternde und wirklich Trost spendende Geschichte aufs Blatt zu zaubern. Dies vor allem durch die tolle und erfrischende Dynamik zwischen den Figuren, und zwar zwischen allen Figuren und nicht nur zwischen den Love Interests Rosie und Ford, sondern auch zwischen Eltern und Kindern, zwischen Geschwistern und Freunden. Großartiger, trockener bis darker Humor und schnelle Schlagabtausche ziehen sich durch smarte, unterhaltsame Dialoge und Bemerkungen.
Zusätzlich empfand ich die Charakterzeichnungen als richtig erfrischend. Der heiße Milliardär ist ein eher nerdiger, socially awkward Misfit mit wirklich phänomenalem Musikgeschmack und die weibliche Hauptperson lässt aus sich keine Damsel in distress machen, sondern beweist sich als stark und impulsiv, wenn auch nicht immer rational und vernünftig – nachvollziehbar eben. Beide passen nicht 100-prozentig in die klassischen Tropen und Romance-Charaktere, aber sie passen in die Geschichte und, viel wichtiger, zueinander. Sie ergänzen sich, sie fordern und lieben sich. Für mich ergibt die Liebesgeschichte und die Beziehung irgendwie Sinn, auch wenn ich mir bei vielen Aktionen und Reaktionen beider oftmals dacht: „WTF? Warum?“ :D
Hier nun ein „Kritikpunkt“ und der richtet sich nicht an das Buch selbst, sondern eher an die Übersetzung. Die Übersetzung, vor allem des Erzählers, wirkt für mich etwas steif, hochgestochen und altbacken. Die direkten Reden sind zwar locker, cool und tragen den tollen Humor auch ins Deutsche, aber selbst diese wörtlichen Reden beinhalten Wörter und Idiome, die heutzutage niemand benutzen würde, der in Rosies, Fords oder vor allem Coras Alter ist. Da das aber wahrscheinlich einfach Geschmackssache ist, würde ich das dem Buch nicht als Negativpunkt ankreiden und freue mich schon darauf, die nächste Bücher von Elsie Silver auf Englisch zu lesen, schon alleine, um einen Vergleich zu haben, wie ihr Humor und Schreibstil in Originalsprache klingt.
Gegen Ende des Buches fiel die Handlung etwas ab und ich empfand sie gleichzeitig als gehudelt und zäh. Nachdem Rosie und Ford zueinander gefunden haben, hat sich die Autorin gefühlt ein paar leicht und schnell überwindbare Hürden für die junge Liebe aus den Fingern gezogen und das Ende wurde gleichzeitig ohne große Bewandtnis rausgezögert und trotzdem abrupt beendet. Im Vergleich zu den langen, tiefgründigen Gedanken und daraus resultierenden Handlungen des bisherigen Buches, wirkten die letzten ca. 100 Seiten wie eine Fast-Forward-Montage und Abspann.
Trotzdem ist das Buch eine absolute, solide Empfehlung für alle Liebhaber*innen des Genres. Ich hab das Lesen genossen, das Buch förmlich verschlungen und die Tatsache, dass ich direkt die nächsten Bücher der Autorin auf dem Lesestapel habe, sagt ja schon alles :)

Bewertung vom 16.03.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


ausgezeichnet

Unterhaltsam und gedankenanregend
Ich bin wirklich begeistert und habe Lust auf mehr von Taffy Brodesser-Akner! Ihr gelingt mit "Die Fletchers von Long Island" ein eindringlicher und vielschichtiger Blick auf das Leben einer Familie, die in der wohlhabenden Vorstadt von New York lebt. Die Geschichte dreht sich um die Fletchers, eine Familie, die auf den ersten Blick das perfekte Leben führt, doch hinter der Fassade brodeln Konflikte und Geheimnisse.
Die Charaktere sind mit einer bemerkenswerten Tiefe und Komplexität gezeichnet und mir gefiel, dass jeder von ihnen seine eigenen Träume, Ängste und Enttäuschungen hat, die im Laufe der Handlung ans Licht kommen. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie die Autorin die Dynamik innerhalb der Familie und die gesellschaftlichen Erwartungen thematisiert. Sie schafft es, die Herausforderungen des modernen Lebens, die Suche nach Identität und die oft schmerzhaften Realitäten des Erwachsenwerdens auf eine sehr einfühlsame Weise darzustellen.
Den Schreibstil empfand ich als lebendig und fesselnd, mit einem feinen Gespür für Humor und Ironie, vor allem, wenn man einmal die ersten, etwas zähen Kapitel hinter sich hat. Brodesser-Akner gelingt es ab dann immer mehr, ernste Themen mit einer Leichtigkeit zu verbinden, die mir half, über die tiefere Bedeutung der Ereignisse nachzudenken. Die Dialoge sind auch in der deutschen Übersetzung authentisch (was ich nicht oft so gelungen erlebe bei übersetzten Büchern) und tragen zur Entwicklung der Charaktere bei, während die Beschreibungen der Umgebung und der sozialen Interaktionen ein klares Bild der Welt der Fletchers zeichnen, die mir andernfalls sehr fremd und entfernt erscheinen würde.
Insgesamt ist "Die Fletchers von Long Island" ein packender Roman, der sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Brodesser-Akner gelingt es, die Komplexität menschlicher Beziehungen und die Herausforderungen des Lebens in einer wohlhabenden Gesellschaft eindrucksvoll zu erfassen. Eine absolute Empfehlung von mir für Leser, die an tiefgründigen Familiengeschichten interessiert sind.