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Maza_e_Keqe

Bewertungen

Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2025
Whisperling - Die Geister-Detektivin
Hoskins, Hayley

Whisperling - Die Geister-Detektivin


ausgezeichnet

„Eine Gabe, noch seltener als die der Whisperlinge“ (Seite 178)

Die 12-jährige Margaret (Peggy) Devona lebt in einem kleinen englischen Bergarbeiter-Dörfchen Ende des 19. Jahrhunderts. Sie hat eine seltene Gabe: sie kann die Geister Verstorbener sehen und sogar mit ihnen kommunizieren. Da ihre Eltern ein Bestattungsunternehmen führen, erhält sie manchmal den Auftrag Nachrichten der Geister an Hinterbliebene weiterzuleiten. Doch diese Gabe ist vielen Menschen auch unheimlich und aus diesem Grund behält Peggy ihr Geheimnis lieber für sich. Als ihre beste Freundin Sally (14 Jahre) wegen Mordes hingerichtet werden soll, beschließt sie, überzeugt von Sallys Unschuld, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei erhält sie unerwartete Unterstützung von ihrem unliebsamen Onkel aus der Großstadt.

Das Buchcover beeindruckt nicht nur durch die schöne Gestaltung, sondern auch durch Prägungen. Ich mochte es sehr über die leicht erhabenen Motive zu streichen. Allerdings gefällt mir das Originalcover deutlich besser, weil es auch den Inhalt der Geschichte perfekt einfängt.

Die Themen Tod und Sterben werden in dieser Geschichte ganz direkt und schonungslos angesprochen und als natürlicher Teil des Lebens und des Alltags behandelt. Gleichzeitig spielt die Geschichte in England im Jahre 1897 mit entsprechenden Risiken. Wenn auch die historischen Hintergründe nicht zu 100% korrekt wiedergegeben werden, wirken sie doch sehr plausibel und für ein Kinderbuch passend gewählt. Eine Triggerwarnung bezüglich "Tod und Sterben" ist vermutlich überflüssig, da die Inhaltsangabe darauf schließen lässt. Dennoch gab es unerwartet berührende Szenen, die mich beim Lesen etwas tiefer getroffen haben.
Die gesellschaftlichen Gegebenheiten wie die Rolle der Frau und der Kirche lassen die Handlung authentisch wirken.

Dieses Buch hat mich vor allem dadurch beeindruckt, dass es inhaltlich keinerlei Längen bietet. An einigen Stellen hätte ich mir ausführlichere Beschreibungen gewünscht. Diese wären möglicherweise als langweilig(er) empfunden worden. So aber blieb es während der gesamten Lesezeit spannend. Ich wollte die Lektüre am liebsten gar nicht unterbrechen, sondern von Anfang bis Ende in einem Rutsch durchlesen. Die angenehm kurzen Kapitel haben ebenfalls dazu beigetragen.

Die Handlung in sich ist abgeschlossen, bietet gleichzeitig genug Potential für die Fortsetzung, auf deren Übersetzung ich leider noch warten muss.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die Altersempfehlung als Kinderbuch. Peggy ist 12 Jahre alt und das wäre auch meine persönliche Einschätzung für das Alter der Leserschaft.

Zum Abschluss folgt eins der schönen Zitate aus dem Buch:

„[Wir sind] Einfach nur Frauen, Liebes. Aber wir sind Frauen, auf die man tatsächlich hört. Und in dieser Welt ist das eine Gabe, die noch seltener ist als Whisperlinge.“ (Seite 178)

Fazit: Ein seltenes Buch ganz ohne Längen. Tolle Protagonistin(nen) und historisch interessante (wenn auch nicht 100%ig korrekte) Handlung.

Bewertung vom 09.09.2025
1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.
Goldewijk, Yorick

1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.


weniger gut

„Du, ich, hier und jetzt. Wirklicher wird es nicht.“ (Seite 93)

Vorbemerkung: Eine Triggerwarnung wäre im Buch angebracht gewesen. Ich füge sie am Schluss meiner Rezension ein. Allerdings enthält sie möglicherweise einen unerwünschten Spoiler.
8 ist eine Unbeseelte. Eine von Tausenden, die in identischen Wohnzellen in identischen Blocks leben, morgens vom ersten Schlag geweckt und abends vom letzten in den Schlaf geschickt werden. Dazwischen gehen sie einer eintönigen Tätigkeit nach in der Erwartung irgendwann für die „Überfahrt“ ausgewählt und in den Dienst der Beseelten gestellt zu werden. Die Prinzipien, als ständiges Mantra, das aus allen Lautsprechern wiederholt wird, lauten:

Hör zu, sei gehorsam, folge.
Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.
Sei hilfreich und ergeben.
Unterwirf dich dem Willen der Beseelten.

Doch 8 fühlt etwas. Sie zweifelt und hinterfragt und spürt, dass dies ihr Untergang sein könnte. Als sie eines Tages den Blick eines anderen Mädchens auffängt, ändert sich alles.
Diese Dystopie liest sich sehr flüssig, obwohl ich während der gesamten Lesezeit ein bedrückendes Gefühl verspürte. Ich konnte mir die beschriebene Umgebung sehr gut vorstellen und fühlte mich, als wäre ich gemeinsam mit 8 in Surdus unterwegs.
Die Ereignisse scheinen ineinander überzugehen und sich zu wiederholen, was ich zwischenzeitlich als sehr verwirrend empfand. Die Geschehnisse ergaben am Schluss einen Sinn. Trotzdem fiel es mir schwer der Geschichte noch zu folgen. Leider habe ich auch nicht alle Zusammenhänge erkannt und verstanden.
Gut gefielen mir einige Zitate und Sätze über das Thema Freiheit und den Blick auf die individuelle Wahrnehmung.
Besonders schlimm fand ich jedoch das Ende. Ernste moralische und ethische Fragen bieten eine gute Diskussionsgrundlage für Kinder und Eltern und auch für Erwachsene, die dieses Buch lesen, denn das Thema ist nicht so futuristisch wie anzunehmen wäre. Allerdings empfinde ich den Schluss, den Abschluss, für ein Kinderbuch ab 12 Jahren als unpassend. Ich lese Jugendromane, weil sie größtenteils ein hoffnungsvolles Ende bieten. Von diesem Buch kann ich das leider nur bedingt sagen und empfehle es daher lieber für eine ältere Leserschaft. Ich könnte es mir auch als Unterrichtslektüre mit Diskussionsrunden vorstellen.
Fazit: gut geschrieben, interessante Fragen und Ansätze, aber nicht für 12-Jährige!
Vorsicht, die folgende Triggerwarnung enthält einen Spoiler:
Suizid/Selbstmord

Bewertung vom 02.09.2025
Einfach Weike - Nicht perfekt, aber genau richtig
Feldmann, Regina

Einfach Weike - Nicht perfekt, aber genau richtig


gut

Gut geschrieben, mehr Tiefgang wäre schön gewesen

Weike Wahlström ist mit ihren Eltern vom quirligen Berlin ins beschauliche Lütjenhausen in Nordfriesland umgezogen, in Vaters ehemaliges Elternhaus. Sie vermisst die Großstadt und ihre beste Freundin. Und als "Neue" in die Klasse zu kommen ist natürlich besonders unangenehm. Doch Weike muss sich selbst eingestehen, dass sie „die Tussis“ für ihre coolen Tanz-Choreografien bewundert. Dafür sind Hinnerk und Tuba vom Schachclub einfach locker drauf und kein bisschen arrogant. Weike steht zwischen den Stühlen. Und da ist noch die geheimnisvolle alte Frau, die ihr immer wieder begegnet.
Ich konnte mich sofort in Ich-Erzählerin Weike einfühlen und mochte ihre Beschreibungen. Sie schreibt wie sie spricht und lässt mich an ihren Erlebnissen und Gedanken teilhaben. Auch die Nebenfiguren besitzen Persönlichkeit und es macht sie lebendig.
Das Buch zeigt, dass vieles anders ist als es auf den ersten Blick scheint und es sich lohnt miteinander zu sprechen und insbesondere auch ehrlich zueinander zu sein, vor allem zu den Menschen, die man seine Freunde nennt.
Was mir fehlt ist mehr Hintergrundwissen, insbesondere zu Weikes Familie. Erst ganz am Ende wird da etwas näher drauf eingegangen und leider bleibt bei mir zum Schluss nur ein großes „Hä?“ Denn in den wirklich alltäglichen und nachvollziehbaren Problemen (und deren Lösungen) hätte ich am wenigsten Magie vermutet und finde die auch eher unpassend.
Es werden wirklich immer wieder sehr unterschiedliche Themen angesprochen und auch Lösungen gefunden, diese wirken allerdings oft oberflächlich. Ich persönlich hätte mir da an einigen Stellen mehr Tiefgang gewünscht. Dabei hat mir besonders gut gefallen, wie Weike auf den offenen Rassismus reagiert.
Zu Beginn jedes Kapitels gibt es eine kleine schwarz-weiße Illustration, die sich am Inhalt orientiert. Auch davon hätten es gern ein paar mehr sein dürfen.
Fazit: schöne Geschichte übers Anderssein, Freundefinden und irgendwie dazugehören. Aber am Ende bleiben einige Fragen offen.

Bewertung vom 19.08.2025
Jakob und Jelena
Bach, Tamara

Jakob und Jelena


sehr gut

"Familie sind die, die man am liebsten hat." (Seite 117)

Jakob und Jelena sind 10 Jahre alt und gehen in die 5. Klasse, aber sie kennen einander kaum. Für ein Schulprojekt sollen sie über ein gemeinsames Lieblingsthema sprechen...
Es wird abwechselnd aus Jelenas und Jakobs Sicht erzählt. Beide haben kein besonders einfaches Leben. Jelena fühlt sich einsam, weil sie seit dem Schulwechsel von ihrer besten Freundin getrennt ist und sie nur noch selten sieht. Sie lebt mit ihrer Mutter gemeinsam in einer kleinen Wohnung. Jakob ist sehr introvertiert und zieht sich gern in die Welt der Bücher zurück. Er und sein Vater leben in einem Haus mit Garten.
Mir hat die Erzählweise sehr gut gefallen und ich konnte mich gut in Jelena und Jakob einfühlen. Die Geschichte ist eher unaufgeregt, wenn auch nicht langweilig, ruhig erzählt und man erfährt sehr viel über die Sorgen, die die beiden Kinder umtreiben.
Alleinerziehende Väter und Mütter sind in Büchern schon sehr unterrepräsentiert, daher finde ich das hier sehr gut.
Was mich stört, sind die vielen Andeutungen, die am Ende des Buches zu reichlich offenen Fragen führen, insbesondere über die jeweils anderen Elternteile der Kinder. Gleichzeitig wird das Thema meiner Meinung nach schön von Jelena in einem Satz zusammengefasst: "Familie sind die, die man am liebsten hat." (Seite 117) Und diese sind eben nicht immer blutsverwandt.
Die Illustrationen im Buch wirken wie von einem Kind mit Wasserfarben gemalt. Das Coverbild finde ich noch sehr schön, die im Buch treffen leider nicht meinen persönlichen Geschmack.
Richtig schön fand ich, dass die Schrift nicht in Schwarz, sondern in Dunkelblau gedruckt ist. Das wirkt auf mich etwas "friedvoller", lässt sich aber genauso gut lesen.

Bewertung vom 19.08.2025
Red Flags
Jo, Sophie

Red Flags


sehr gut

Wetten auf eine Chance

Poppy Ackerman hat sehr genaue Vorstellungen von ihrem Traummann. So genau, dass es kein weiteres Date gibt, sobald sie eine "red flag" erkennt, die im Gegensatz zu ihrem Wunschkandidaten steht.
Cameron (Cam) Davis‘ Beziehungen waren bisher nur sehr oberflächlich. Er findet einfach keine Frau, mit der er tiefgründige Gespräche führen kann (oder will).
Die beiden 18-jährigen Schüler gehen unabhängig voneinander mit ihren jeweils besten Freundinnen Wetten ein: Poppy muss sich mindestens 2 Monate mit einem Typen treffen, auch, wenn er ihr „red flags“ signalisiert. Cam darf beim nächsten Beziehungsversuch nicht selbst Schluss machen, sondern muss sich auf seine Gegenüber einlassen.
Die beiden Hauptpersonen waren mir von Anfang an sympathisch: Die quirlige Poppy, die genau weiß, was sie will und was nicht! Sie ist ein Bücherwurm, was sie mir natürlich gleich noch näherbringt. Der eher introvertierte Cameron, der seine ganz eigenen Gründe hat keine zu engen Bindungen einzugehen. Dass sie einander gut ergänzen, ist für mich beim Lesen sofort ersichtlich und zum Genre des Buches gehört natürlich ein Happy End. Passend dazu ein Zitat von Poppy (Seite 169): "Manchmal ist ein vorhersehbares Ende doch gerade der Spaß daran. Ist das Leben nicht unvorhersehbar genug?"
Es werden verschiedene Beziehungen kritisch bewertet. Eltern, Freundinnen und Exen stehen mehr oder weniger auf dem Prüfstand. Poppy hält sich mit ihrer Meinung nicht zurück. Der*m Leser*in ist es selbst überlassen sich berieseln zu lassen oder über eigene (Ex-) Beziehungen nachzugrübeln und diese sowie die eigene Einstellung dazu zu hinterfragen.
Meckern auf hohem Niveau: Ich finde den Namen "Poppy" irgendwie schrecklich. Anfangs dachte ich, es wäre ein Spitzname oder Abkürzung.
Ich hatte sehr viele schöne Lesestunden mit dem Buch. Für eine "RomCom" enthält sie meiner Meinung nach zu wenige Comedy-Elemente, aber die Geschichte ist erfrischend unterhaltsam, abwechslungsreich und angenehm zu lesen. Außerdem gibt es einige schöne Stellen und Zitate, die ich mir notiert habe.

Bewertung vom 19.08.2025
Am Ende will doch einer sterben (Todesboten #3)
Silvera, Adam

Am Ende will doch einer sterben (Todesboten #3)


sehr gut

Ein Grund am Leben zu bleiben

Die Bücher des Autors um die Geschichte des Todesboten "Am Ende sterben wir sowieso" und "Der Erste, der am Ende stirbt" müssen nicht notwendigerweise gelesen werden um den Inhalt dieses Buches zu verstehen. Ich empfehle es trotzdem gern um ein paar Hintergrundinformationen über bestimmte Nebenfiguren und den Todesboten zu erhalten.

In diesem Buch geht es um Paz Dario, der vor 10 Jahren in Nothilfe seinen Erzeuger getötet hat und seitdem unter schweren Depressionen, insbesondere Suizidgedanken leidet. Der zweite Protagonist ist Alano Rosa, der "Erbe des Todesboten".
Es wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und da die Handlung im Jahr 2020 stattfindet, ist natürlich auch das Covid-19-Virus ein großes Thema. Dazu kommt der "Todesbote": Ein Service, bei dem sich Personen kostenpflichtig anmelden. Zwischen Mitternacht und 3 Uhr (Ortszeit) ruft jemand aus dem Callcenter auf dem Handy an um zu sagen, dass die Person bis 23:59 Uhr sterben wird. Kommt kein Anruf, lebt sie weiter. Dieser Service hat verständlicherweise nicht nur Fans, sondern auch reichlich Gegner. (Wobei ich persönlich auch nach der Lektüre nicht verstehe, worin das Problem besteht: Wenn du den Service nicht nutzen möchtest, also nicht wissen möchtest, ob du am heutigen Tag stirbst, dann melde dich einfach nicht an. Ist doch ganz logisch). Dementsprechend wird das Thema auch im Buch immer wieder aufgegriffen, unter anderem in der Politik. Das hat mich oftmals gestört.
Wie schon in den anderen Büchern haben mich die Personen sofort in Bann gezogen. Es gelingt dem Autor auf unvergleichliche Weise mir die Figuren nah zu bringen, so dass ich sie sofort ins Herz schließe (oder die Antagonisten ablehne). Paz und Alano haben beide aus den unterschiedlichsten Gründen kein einfaches Leben. Ich habe mich in der Geschichte "verloren", die Figuren wurden mir zu Freunden und es gibt so viele schöne (und auch schmerzvolle) Szenen und Gänsehautmomente, dass ich die Lektüre absichtlich hinausgezögert habe. Auch ein paar Zitate habe ich mir notiert, die mir besonders gefallen haben. Beispielsweise von Joaquin Rosa, dem Erfinder des Todesboten: "Im Leben sind wir alle gleich, werden aber nie gleich behandelt. Ich kann wenigstens für ein Gleichgewicht sorgen, indem ich uns im Tod alle gleichstelle."

Vor Beginn der Handlung gibt es eine Spoiler-Warnung des Autors, die ich persönlich empfehle zu überspringen oder nach Beendigung der Lektüre zu lesen. Die Trigger-Warnung hingegen sollte auf jeden Fall ernstgenommen werden, denn es werden sehr viele heikle Themen sehr intensiv angesprochen.
Im Anhang findet sich ein Interview mit dem Autor sowie die Beschreibung einer Filmszene (aus einer fiktiven Romanverfilmung, die im Buch eine Rolle spielt).

Wofür ich einen Stern in der Bewertung abziehe, ist das Ende der Geschichte. Sie ist sehr schön, daran gibt es keinen Zweifel. Doch für mich bleiben zu viele Fragen offen. Ein weiterer Band der Reihe ist in Planung/Arbeit, doch nach über 700 Seiten hätte ich mir einen "runderen" Abschluss gewünscht.
Auch die relativ häufigen Schreib- und Tippfehler haben mich gestört, zumal ich nur geringe Hoffnung habe, dass diese in einer weiteren Auflage korrigiert werden.
Fazit: eine sehr intensive, emotionale Geschichte mit wundervollen Protagonisten. Leider mit einem für mich unbefriedigenden Ende.

Bewertung vom 19.07.2025
Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Nützliche Dinge, die jedes Mädchen wissen sollte

Maggie (Margarete) Fishbone hat in einem Anfall von Gerechtigkeitssinn die Geduld der Nonnen verspielt, die sich um sie und andere Kinder im Waisenhaus kümmern. In der großen Stadt gibt es eine Anstalt für unerwünschte Mädchen. Dort wird man Maggie schon Benehmen und Gehorsam beibringen und so landet das Mädchen zeitgleich mit Sofie Zaresca und Nell Wozniak in der Schule namens "Midwatch". Doch dort geht es ganz anders zu als zunächst angenommen.
In der großen Stadt geht die Angst um: ausgerechnet im Stadtteil, in dem die reichen Leute wohnen, treibt sich ein Ungeheuer herum. Der sogenannte "Nachtschreck" hat sogar einen Nachtwächter angegriffen. Außerdem ist eine nette ältere Dame spurlos verschwunden. Jede Menge Geheimnisse müssen gelüftet werden.
Ich weiß gar nicht, wo ich mit meiner Begeisterung anfangen soll: Das Setting ist zwar nicht besonders ungewöhnlich, doch die Umsetzung hat mir richtig gut gefallen. Eine besondere Schule, in welcher junge Detektivinnen ausgebildet werden in einer (nicht näher definierten) Zeit, in der Kinder, insbesondere Mädchen nicht viel "wert" haben; Talente weder erkannt noch gefördert werden und man das Denken lieber den "Erwachsenen" überlassen sollte (was meistens nicht viel bringt, wie wir alle wissen). Das Buch ist mit reichlich Illustrationen in Blau-Weiß passend zum Fließtext gestaltet, die von der Autorin persönlich stammen. Die Geschichte selbst ist spannend erzählt (obwohl mir anfangs zu viele Namen gleichzeitig vorgestellt wurden, die ich mir kaum merken konnte), mit witzigen Episoden, immer wieder unerwarteten Wendungen und Raum zum Miträtseln und -ermitteln.
Es gibt zwischen den Kapiteln immer wieder (mehr oder weniger praktisch anwendbare) nützliche Tipps und sogar ein Rezept. Sowas finde ich immer klasse.
Ein Wermutstropfen ist wie so oft: keine Altersangabe der Protagonistinnen. Ich schätze sie auf 10-12 Jahre.
Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, auch wenn diese möglicherweise einige Jahre in Anspruch nehmen könnte.

Bewertung vom 19.07.2025
Inseltage mit Rosa
Krügel, Mareike

Inseltage mit Rosa


sehr gut

Ein Mädchen, seine tote Freundin, eine alte Frau und eine Möwe im Sturm auf einer winzigen Insel

Linnea, genannt Lila, ist 11 Jahre alt und soll ein Wochenende mit der Mutter ihres Vaters auf einer kleinen Schäreninsel verbringen. Erdmute, genannt Mu, ist alles andere als eine langweilige Großmutter. Und dann ist da noch Rosa, Lilas beste Freundin. Die Mädchen spielen auf der Insel und denken sich verschiedene abenteuerliche Szenarien aus. Dabei spielt es eine eher untergeordnete Rolle, dass Rosa nicht mehr am Leben ist. Doch am letzten Abend zieht ein Sturm über die Insel, so dass Mu und Lila (und Rosa) festsitzen. Dazu kommt eine verletzte Möwe und fertig ist eine ungewöhnliche Katastrophengemeinschaft.
Mir fiel es anfangs recht schwer in die Geschichte hineinzufinden. Für die Ich-Erzählerin Lila sind ihre Freundin Rosa und die Spiele mit ihr ganz real. Nur ab und zu wird angedeutet, was vor anscheinend noch nicht allzu langer Zeit passiert ist. Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig bei Lila und ihrer Großmutter. Ich hätte gern mehr über Lilas Familie erfahren.
Sehr nachvollziehbar fand ich Lilas Umgang mit ihrer Trauer und auch Mus Verhalten und die langsame Annährung dieser zwei quasi Fremden, die doch (leider) beide leiden, wenn auch aus verschiedenen Gründen.
Die skizzenhaften Illustrationen in Schwarz-Weiß sind größtenteils passend zum Erzähltext, treffen allerdings nicht meinen persönlichen Geschmack, da sie zu grob wirken. Möglicherweise sollen sie an die sturmgepeitschte, raue See erinnern.
Sehr amüsiert habe ich mich über Mu, die sich reichlich „Projekte“ zum Zeitvertreib einfallen lässt und versucht die Stimmung einigermaßen stabil und die Angst auf Abstand zu halten. Normalerweise bin ich kein Fan von Gedichten, aber in diesem Fall sind sie sehr witzig und unterhaltsam.
Was ich ebenfalls positiv vermerke, ist, dass die Protagonisten tatsächlich mal aufs Klo gehen. Ist euch aufgefallen, dass diese Körperfunktion in den meisten Büchern verschwiegen wird? Hier nicht!
Insgesamt hat mir das Buch trotz kleiner Kritikpunkte gut gefallen, insbesondere einige Szenen mit tiefgründigen Gesprächen.

Bewertung vom 11.04.2025
MANHWA - Klassiker für Kids - Anne auf Green Gables
Sae-Rom Ok

MANHWA - Klassiker für Kids - Anne auf Green Gables


ausgezeichnet

Schön illustriert, kurzweilig erzählt

Die Geschichte des Waisenkindes Anne (mit E am Ende) Shirley, das von dem Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert auf ihrem Anwesen „Green Gables“ aufgenommen wird, gehört zu den langjährigen und vielgeliebten Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe die Romane innerhalb weniger Wochen gelesen und Anne ins Herz geschlossen.

Diese Manhwa-Adaption beinhaltet die Geschichte des ersten „Anne“-Buches mit wunderschönen farbigen Illustrationen. Direkt zu Beginn gibt es eine kleine Personenübersicht mit kurzer Vorstellung der wichtigsten handelnden Figuren. Annes Sorgen und Freuden, Missgeschicke und Erfolge werden in kurzen Szenen zusammengefasst. Dadurch verkürzt sich die ganze Geschichte natürlich stark und die Entwicklung geht ein wenig unter.

Mir hat das Buch trotzdem unheimlich gut gefallen, da durch die Bilder die starken Gefühle sehr gut ankamen.

An einigen Stellen hätte ich mir eine genauere Einordnung gewünscht, wie viel Zeit seit Annes Ankunft vergangen ist. Das lässt sich nur grob beispielsweise an der Länge ihres Haares erkennen, wenn man genau darauf achtet.

Dieser Manhwa bietet einen optisch und inhaltlich gelungenen Einstieg in die Geschichte und macht Lust darauf wenigstens den ersten Roman zu lesen.

Leseempfehlung für alle, denen der Illustrationsstil des Covers gefällt und die sich vielleicht nicht an die Originalwerke heran trauen.

Bewertung vom 11.04.2025
Weißt du noch? Ein Bilderbuch vom Abschiednehmen
Engler, Michael

Weißt du noch? Ein Bilderbuch vom Abschiednehmen


ausgezeichnet

Erinnern als Zeichen der Freundschaft

Eichhörnchen, Igel und Haselmaus vermissen seit ein paar Tagen ihren Freund, den Eichelhäher. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche zu gemeinsamen Stammplätzen und schwelgen dabei in Erinnerungen Schließlich müssen sie schweren Herzens einsehen, dass ihr lieber Freund nicht zurückkehren wird. Die Tiere finden Trost in ihren Erlebnissen und den Gesprächen miteinander und mit anderen Waldtieren.

Die angenehm überschaubare Anzahl der Hauptfiguren und allgemeine Kürze der Geschichte bringt sie auch jüngeren Kindern nah und lässt sich gut verfolgen.

Dieses Buch ist wirklich etwas Besonderes mit seinem großen Format, vollständig in Farbe gestalteten Seiten voller liebevoll gezeichneten Illustrationen. Besonders schön und beachtenswert, weil passend zum Inhalt, finde ich die Bilder des vorderen und hinteren Einbandes. Beim genauen Hinsehen finden sich immer wieder kleine Hinweise auf den Eichelhäher, was ich als eine sehr schöne Symbolik empfinde.

Das Buch schlägt weder mit einer religiösen, spirituellen oder moralischen Keule zu. Daher können die Worte sowohl trösten als auch Denkanstöße geben und zu Gesprächen sowie zum gemeinsamen Erinnern anregen.

Für mich persönlich hätte die Geschichte noch ein paar Seiten länger sein können. Sie endet zwar passend und in sich abgeschlossen, doch insbesondere die Szenen mit den Erinnerungen hätte ich mir etwas tiefgründiger bzw. detailreicher gewünscht.