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Maza_e_Keqe

Bewertungen

Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2025
MANHWA - Klassiker für Kids - Anne auf Green Gables
Sae-Rom Ok

MANHWA - Klassiker für Kids - Anne auf Green Gables


ausgezeichnet

Schön illustriert, kurzweilig erzählt

Die Geschichte des Waisenkindes Anne (mit E am Ende) Shirley, das von dem Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert auf ihrem Anwesen „Green Gables“ aufgenommen wird, gehört zu den langjährigen und vielgeliebten Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Ich habe die Romane innerhalb weniger Wochen gelesen und Anne ins Herz geschlossen.

Diese Manhwa-Adaption beinhaltet die Geschichte des ersten „Anne“-Buches mit wunderschönen farbigen Illustrationen. Direkt zu Beginn gibt es eine kleine Personenübersicht mit kurzer Vorstellung der wichtigsten handelnden Figuren. Annes Sorgen und Freuden, Missgeschicke und Erfolge werden in kurzen Szenen zusammengefasst. Dadurch verkürzt sich die ganze Geschichte natürlich stark und die Entwicklung geht ein wenig unter.

Mir hat das Buch trotzdem unheimlich gut gefallen, da durch die Bilder die starken Gefühle sehr gut ankamen.

An einigen Stellen hätte ich mir eine genauere Einordnung gewünscht, wie viel Zeit seit Annes Ankunft vergangen ist. Das lässt sich nur grob beispielsweise an der Länge ihres Haares erkennen, wenn man genau darauf achtet.

Dieser Manhwa bietet einen optisch und inhaltlich gelungenen Einstieg in die Geschichte und macht Lust darauf wenigstens den ersten Roman zu lesen.

Leseempfehlung für alle, denen der Illustrationsstil des Covers gefällt und die sich vielleicht nicht an die Originalwerke heran trauen.

Bewertung vom 11.04.2025
Weißt du noch? Ein Bilderbuch vom Abschiednehmen
Engler, Michael

Weißt du noch? Ein Bilderbuch vom Abschiednehmen


ausgezeichnet

Erinnern als Zeichen der Freundschaft

Eichhörnchen, Igel und Haselmaus vermissen seit ein paar Tagen ihren Freund, den Eichelhäher. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche zu gemeinsamen Stammplätzen und schwelgen dabei in Erinnerungen Schließlich müssen sie schweren Herzens einsehen, dass ihr lieber Freund nicht zurückkehren wird. Die Tiere finden Trost in ihren Erlebnissen und den Gesprächen miteinander und mit anderen Waldtieren.

Die angenehm überschaubare Anzahl der Hauptfiguren und allgemeine Kürze der Geschichte bringt sie auch jüngeren Kindern nah und lässt sich gut verfolgen.

Dieses Buch ist wirklich etwas Besonderes mit seinem großen Format, vollständig in Farbe gestalteten Seiten voller liebevoll gezeichneten Illustrationen. Besonders schön und beachtenswert, weil passend zum Inhalt, finde ich die Bilder des vorderen und hinteren Einbandes. Beim genauen Hinsehen finden sich immer wieder kleine Hinweise auf den Eichelhäher, was ich als eine sehr schöne Symbolik empfinde.

Das Buch schlägt weder mit einer religiösen, spirituellen oder moralischen Keule zu. Daher können die Worte sowohl trösten als auch Denkanstöße geben und zu Gesprächen sowie zum gemeinsamen Erinnern anregen.

Für mich persönlich hätte die Geschichte noch ein paar Seiten länger sein können. Sie endet zwar passend und in sich abgeschlossen, doch insbesondere die Szenen mit den Erinnerungen hätte ich mir etwas tiefgründiger bzw. detailreicher gewünscht.

Bewertung vom 11.04.2025
Wanda
Scheffel, Annika

Wanda


sehr gut

Ein Mädchen und eine große Suche

Das Waisenmädchen Wanda 12, fast 13 Jahre alt, erlebt gerade zum dritten Mal die Ablehnung einer Pflegefamilie „für immer“. Um nicht zurück ins Heim zu müssen, läuft sie nachts einfach weg. Genau wie die Bärin aus einem Berliner Zoo wenige Tage zuvor. Auf und davon, wenn auch nicht ganz spurlos.

Wanda findet Zuflucht in einem verlassenen Haus mitten in der Berliner Innenstadt und versteckt sich dort wenig erfolgreich. Denn „Alleinklarkommen ist okay, aber es klappt einfach besser, wenn man dabei nicht alleine ist.“ (Seite 48) Und so findet sie auf unerwartete Art Freunde, während eine ganze Stadt nach der entlaufenen Bärin sucht. Denn auf deren Wiederfinden steht eine einzigartige Belohnung.

Wanda war mir von Anfang an sympathisch. Sie besitzt reichlich Fantasie und flüchtet sich von Zeit zu Zeit in eine andere, eine bessere Welt. Die Menschen und Tiere, denen sie begegnet, verändern nach und nach ihre Sicht auf die Welt und so entstehen wirklich ganz besondere Freundschaften.

Die Personen und Figuren sind wunderbar dargestellt und ich habe mich beinahe so gefühlt als hätte ich selbst neue Freunde dazugewonnen.

Leider fanden sich immer wieder unnötige Fehler in der Rechtschreibung und Grammatik, die mein Lesevergnügen deutlich schmälerten. Auch über einige vermeidbare Logikfehler ärgerte ich mich immer wieder (selbst der ausbeuterischste Arbeitgeber kann keinen Angestellten 24 Stunden täglich an sieben Tagen pro Woche Dienst tun lassen).

Der Abschluss der Geschichte war nochmal für mich eher ungewohnt. Grundsätzlich bin ich kein großer Fan von offenen Enden, aber ein Friede-Freude-Eierkuchen-Happy-End hätte auch nicht zu Wanda und zu ihrer Geschichte gepasst. So wie sie war, konnte ich mit der Geschichte abschließen. Die wunderbaren Worte der Autorin im Anhang ließen mich auch mit einem warmen Gefühl zurück.

Bewertung vom 02.04.2025
Die Reise nach Silversands / Wishkeeper Bd.2
Laban, Barbara

Die Reise nach Silversands / Wishkeeper Bd.2


ausgezeichnet

Neue Freunde und Herausforderungen im Land der Wünsche

Dieser Band 2 lässt sich gut ohne Vorkenntnis lesen, da die vorangegangenen Ereignisse und auch die Personen kurz beschrieben werden. Ich empfehle aber auf jeden Fall mit dem ersten Teil „Das Land der verborgenen Wünsche“ zu beginnen um alle Geschehnisse mitzuerleben und genau zu verstehen.
Die Geschichte des Buches schließt direkt an den Vorgänger an, beginnt ca. 1 Woche nach dessen Ende. Die jungen Wishkeeper Lexi, Milo und Talon haben noch einige Aufgaben in Everwish zu erledigen und wollen daher schnellstmöglich in diese magische Welt zurückkehren. Die Inklinge, die diesmal aus den unerfüllten Wünschen der Menschen in das magische Land der Wünsche überführt werden müssen, sind aber seltsamerweise nicht bunt, sondern grau. Und nicht nur diese Abweichung und deren Folgen stellen neue Herausforderungen dar.
Ich erfahre in diesem Buch etwas mehr über die Wishkeeper und ihre familiären Hintergründe, was mir besonders gut gefällt. Damit konnte ich mich noch besser insbesondere in Milos Gedanken einfühlen. Auch vertieft es die Freundschaft der drei Kinder untereinander. Außerdem lernen wir nicht nur die Wunschwesen sowie auch die verwunschenen Wesen besser kennen, sondern auch deren Heimat in Everwish. Der Titel sollte Fans des ersten Buches keineswegs irritieren: Die Reise führt die Wishkeeper (fast?) durch das ganze Land und ich fand es sehr spannend die unterschiedlichen Regionen und deren Bewohner (noch besser) kennenzulernen. Im hinteren Einband findet sich auch wieder eine farbige Übersichtskarte von Everwish zur Orientierung.
Jeweils zu Beginn der Kapitel gab es in Band 1 die Illustration eines Lumix (der auch auf dem Cover zu sehen ist). In diesem Buch ist es ein Fireflash (in Farbe auf dem Cover zu sehen). Aber auch in den Kapiteln finden sich immer wieder schön ausgearbeitete, zur Szene passende Illustrationen. Besonders eine davon, die Lexi und die kleine Lumix Sirabelle zeigt, hat mich zu Tränen gerührt, weil sie die innige Bindung zwischen Wishkeeper und Wunschwesen wunderschön einfängt.
Mein Lieblingszitat, das auch den Inhalt des Buches wunderbar wiedergibt:
"Solange ein Mensch noch Hoffnung hat, kann ein Wunschwesen ihm weiterhelfen." (Seite 146)

Bewertung vom 03.03.2025
Die Bibliothek der Wahren Lügen
Cañadas, Jesús

Die Bibliothek der Wahren Lügen


gut

"Ich wünsche eine gute Nacht und gute Bücher"

Der 14-jährige Oskar liebt Bücher und Geschichten, insbesondere die Reihe um den Abenteurer Ozymandias Calavera, geschrieben von Simon Bruma. Als dieser in seinem neuen Buch einen Schreibkurs für angehende Schreiberlinge auslost, ist Oskar sofort begeistert. Ausgerechnet eine Lüge sollen die Teilnahmewilligen aufschreiben um Simon Bruma zu überzeugen. Oskars Lüge beeindruckt den Autor so sehr, dass er gewinnt und auf das Anwesen des Autors eingeladen wird. Doch der Schreibkurs ist nur ein Vorwand. Oskar soll das Mädchen November, Simon Brumas Tochter, mit Hilfe einer Geschichte von einer schlimmen Krankheit heilen.

Das klingt seltsam? Fand ich auch. Und ich habe ehrlich bis zum Schluss (und darüber hinaus) nicht verstanden, wie genau das funktionieren sollte.

Richtig gut gefallen hat mir der Erzählstil des Autors und von Ich-Erzähler Oskar. Er ist ein sehr fantasiereicher Junge und diese lässt er auch in seine Geschichten einfließen. Mit viel Selbstironie gespickter Humor, gleichermaßen absurde wie treffende Vergleiche brachten mich immer wieder zum Schmunzeln. Auch die Tipps zum Geschichtenschreiben fand ich gut und hilfreich. (Wer kein Interesse daran hat selbst Geschichten zu schreiben, könnte diese als überflüssig oder langweilig ansehen.)

Es gibt für Bücherfans reichlich Anspielungen auf andere literarische Werke und Autoren. Das fand ich sehr schön, wenn ich auch mit der Begeisterung des Autors nicht immer übereinstimme.

Die Figuren und handelnden Personen empfand ich als stimmig und gut ausgearbeitet. Auch die Fantasieelemente haben mir sehr gefallen, genau wie die Idee zu der Geschichte.

Was mich leider nicht überzeugen konnte, war das Ende, der Abschluss und die "Auflösung". Es wurde zunehmend verwirrender und mir kam es vor als hätte der Autor "zu viel" gewollt und dadurch Teile der Geschichte "verloren".

Für ein Buch mit einer Altersempfehlung ab 11 Jahren fand ich einige Szenen ziemlich entsetzlich und unnötig grausam. Ja, der Tod ist (auch in einer Fantasy-Geschichte) allgegenwärtig. Doch ich finde, dass sich in dem Buch "elegantere" Lösungen gefunden hätten.

Ein Hinweis: Ich habe online eine Leseprobe gefunden und "verschlungen". Allerdings schlägt die Geschichte nach diesem Anfang eine deutlich andere Richtung ein und wird an vielen Stellen, insbesondere zum Ende hin sehr verwirrend.

Bewertung vom 03.03.2025
Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer
Lindell, Elin

Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer


sehr gut

Patchwork-Familie und andere Herausforderungen

Danica geht es gut. Sie lebt mit ihrer Mutter Sofia zusammen. Einen Vater hat sie nie vermisst. Doch sie wünscht sich so sehr ein Geschwisterchen. Das bekommt sie auf unerwartetem Weg, als Sofia Björn kennenlernt, denn dieser hat bereits einen Sohn: Joschi. Doch Dani sieht noch eine weitere Möglichkeit an ein Geschwisterkind zu kommen und die hat mit ihrem Erzeuger zu tun.

Protagonistin Dani erzählt in diesem Comic-Roman, was sie und andere junge Mädchen beschäftigen. Leider erfahre ich nicht, wie alt Dani (oder eine der anderen Figuren) ist, schätzungsweise 11-13 Jahre, also frühe Pubertät.

Jungs sind bei ihr (noch) nicht so wirklich ein Thema, dafür aber: Umzug, Schulwechsel und damit verbundene Schwierigkeiten; Freundschaften (finden, halten, pflegen) und natürlich die Herausforderung einer Patchwork-Familie und die Suche nach einer Art Identität. Die Ansätze fand ich sehr gelungen und gern hätte ich mehr darüber gelesen und erfahren. Vermutlich mussten einige Seiten oder Panels für das Buch gekürzt werden, was ich sehr schade finde.

Auch der Zeichenstil ist nicht einheitlich. Die Figuren sind zwar eindeutig erkennbar, doch eher an auffälligen Merkmalen als an gleichmäßigen Illustrationen. Anfangs und auf den ersten Blick fand ich die Zeichnungen abwechslungsreich, im Verlauf der Handlung gefielen sie mir leider immer weniger.

Inhaltlich bietet dieses Buch vermutlich wenig Neues im Vergleich zu anderen Patchwork-Familien-Geschichten: Kennenlernen, Konflikte und deren Lösungen. Doch wirkt alles zum Teil abgekürzt auf Grund der Comic-Form. Besonders die Szene, in der Dani und Joschi ein erstes richtiges Gespräch miteinander führen, fand ich sehr witzig.

Die Geschichte ist insgesamt vielschichtig und auch amüsant. Pre-Teenager und Teenager könnten sich darin wiedererkennen.

Bewertung vom 26.02.2025
Bei den Wikingern / Muffin und Tört! Bd.1
Stower, Adam

Bei den Wikingern / Muffin und Tört! Bd.1


ausgezeichnet

Katziges Abenteuer voller witziger Begegnungen
Kater Muffin lebt im Haus eines Zauberers. Eines wirklich schlechten Zauberers, bei dem häufiger mal ein Zauber daneben geht. So ist sein bester Freund ein Kaninchen in Form eines Törtchens (klebrig und süß mit einer Kirsche als Stummelschwänzchen): Tört. Und hinter der Katzenklappe erwartet ihn neuerdings nicht mehr der geliebte und wohlvertraute Garten, sondern unbekannte Abenteuer. Und so landen Muffin und Tört überraschend in einem Wikingerdorf, wo sie prompt für Trolljäger gehalten werden, die sich umgehend auf ihre vorbestimmte Mission begeben sollen.
Die Geschichte ist einfach herrlich schräg und wunderbar witzig erzählt. Muffin besitzt so ziemlich jede für Katzen typische Eigenschaft und diese stehen eher im Gegensatz zu allem Aufregenden, das Abenteuer so an sich haben. Ihn und Tört erwarten spannende Begegnungen und unerwartete Herausforderungen.
Mir hat das Wikinger-Abenteuer sehr gut gefallen. Die Geschichte ist kurzweilig und die vielen niedlichen Illustrationen lassen den Fließtext lebendig werden. Somit können auch ungeübte Kinder, die gerade erst mit dem Lesen anfangen, ihre Freude daran haben.
Auf Bonus-Seiten gibt es unter anderem eine Anleitung um Muffin zu zeichnen und kurze Hintergrundinfos zur Geschichte.
Die Gestaltung des Einbandes lässt auf reichlich weitere Abenteuer hoffen. Band 2 erscheint noch in diesem Jahr!
Fazit: kurzweilig, spannend mit herrlich schrägem Humor!

Bewertung vom 25.02.2025
Lichterloh - Stadt unter Ruß
Kempen, Sarah M.

Lichterloh - Stadt unter Ruß


gut

„Kehre gründlich und gewissenhaft“ (Motto der Schornsteinfeger)
Die 15-jährige Cleo und ihre 5 Jahre ältere Schwester Gwynnevere (Gwynnie) leben allein in einem alten Turm, seit ihre Eltern bei einem entsetzlichen Brand ums Leben kamen. Cleo arbeitet in einer der Fabriken, in der sie technische Geräte zusammenbaut. Darin ist sie besonders geschickt, so dass es ihr gelingt auch ältere Geräte zu reparieren.
In Rußstadt ist der Name Programm. Da alle Geräte von der Lampe über Teekocher bis zur Waschmaschine mit Kohle betrieben werden, ist die Luftverschmutzung extrem hoch. Oftmals ist die Sicht in den unteren Stadtteilen stark eingeschränkt und das Atmen fällt schwer. Daher ist das Schornsteinfegen besonders wichtig und die Personen, die diesen angesehenen Beruf ausüben dürfen, genießen Privilegien und besondere Rechte. Doch damit auch eine gewisse Macht und damit besteht auch das Risiko des Machtmissbrauchs. Durch einen unglücklichen Zufall wird Cleo an der Ausbildung als Nachwuchs-Schornsteinfegerin teilnehmen. Diese zu bestehen bietet nicht nur die Aussicht auf Ehre und einen wichtigen Beruf, sondern auch eine wichtige Entscheidung für Cleos Leben …
Mir hat von Anfang an die Grundidee der Geschichte sehr gut gefallen. Das Thema Umweltverschmutzung, die damit verbundenen Gesundheitsrisiken, aber auch Nachhaltigkeit sind allgegenwärtig.
Beim Lesen fielen mir die vielen wunderbaren Nachnamen/Familiennamen auf, die in Rußstadt ganz besondere Bedeutungen und Hintergründe haben. Allerdings hätte ich ohne Notizen schnell den Überblick verloren. Es sind wirklich sehr viele Namen und die meisten zugehörigen Personen sind nur Nebenfiguren.
Was mir leider gar nicht gefallen hat, waren einige logische Fehler in der Handlung und insbesondere in der Charakterentwicklung einer bestimmten Person. Deren Stimmungswechsel waren für mich absolut nicht nachvollziehbar und ich fand es ganz schlimm und dumm, wie sie sich (Cleo gegenüber) verhalten hat.
Im hinteren Teil der Klappbroschur findet sich eine Übersichtskarte von Rußstadt um Cleos Wege nachzuverfolgen.
Die Geschichte ist vom Aufbau her alles andere als neu: eine Außenseiterin erhält die Chance zur „Elite“ aufzusteigen, wobei ihr reichlich Hindernisse in den Weg gelegt und natürlich „Fäden im Hintergrund“ gezogen werden. Insgesamt eine wirklich spannende Handlung mit einer mutigen Protagonistin; gut geschrieben und flüssig lesbar. Doch die Fehler schmälern meine anfängliche Begeisterung sehr. Trotz des Cliffhangers werde ich die Geschichte nach diesem ersten Teil abbrechen um mich nicht mehr darüber ärgern zu müssen.

Bewertung vom 25.02.2025
Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?
Rudolf, Emily

Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?


sehr gut

Krimi-Dinner zwischen Fiktion und Realität
6 Freunde trafen sich regelmäßig zum gemeinsamen Rätseln bei Krimi-Dinnern, bis vor 5 Jahren Maria unter ungeklärten Umständen verschwand. Sie hinterließ eine Handynachricht und fünf ratlose Freunde. Jonathan führt inzwischen mit seiner Verlobten Lotta ein Sterne-Restaurant, seine jüngere Schwester Hanna ist als Künstlerin in London erfolgreich, Frauenheld Tristan arbeitet am großen Geld, Kiano hat sich von der Gruppe abgewandt. Doch heute Abend finden sich alle wieder an einem Tisch ein um einen „Kriminalfall“ zu lösen. Dass dieser alle alten Wunden erneut aufreißt, ahnte zuvor wohl keiner von ihnen. Denn das Krimispiel ist unerwartet nah an den Ereignissen vor 5 Jahren…
Ich mag selbst Krimi-Spiele und das Rätseln um die Fallauflösung sehr gern. Darum war ich sofort begeistert vom Thema dieses „Thrillers“. Besonders gut gefallen mir die wechselnden Perspektiven, aus denen erzählt wird. Jede Person hat dabei eine eigene „Stimme“ und oftmals auch eine andere Sicht auf die Ereignisse. Dabei ist unvermeidlich, dass es zu Wiederholungen kommt. Allerdings nervten diese mit fortschreitender Handlung zunehmend, insbesondere, da es kaum zu neuen Erkenntnissen führte.
Was mich tatsächlich noch mehr gestört hat, waren die wirklich ausufernden Diskussionen der Freunde untereinander. Da hätten einige Absätze eine Kürzung vertragen können. Außerdem gibt es für meinen Geschmack zu viele Sex-Szenen, die so gut wie nicht zur tatsächlichen Handlung beitragen, sondern vermutlich einfach nur „spicy“ sein sollen. Unnötig finde ich.
Auch habe ich mich geärgert, dass das Alter der Protagonistinnen und Protagonisten erst nach ca. 300 Seiten ersichtlich wird. Bis dahin dachte ich, sie wären Mitte 20, verhielten sich aber wie Mitte 30 und war entsprechend irritiert. Das hätte sich deutlich früher besser einbringen lassen.
Das Buch ist in Abschnitte passend zum "Dinner" unterteilt. Interessierte finden auf Instagram sogar die passenden Rezepte.
Insgesamt ist die Geschichte trotz aller Kritik spannend, und zwar bis zur letzten Seite. Da sich der Erzählstil sehr flüssig lesen lässt, kommen auch nur wenige Längen auf und ich konnte beim Lesen immer wieder mit den handelnden Personen überlegen und Indizien sammeln um Tathergang und Täter einzukreisen. Die angenehm überschaubare Anzahl an Personen grenzt die Verdachtsmomente zwar ein, doch gibt es immer wieder unerwartete Wendungen.
Ich würde es nicht als "Thriller" definieren, sondern eher als Spannungsroman.
Das Buch hat mich abgesehen von den genannten Kritikpunkten gut unterhalten. Daher runde ich 3,5 auf 4 Sterne auf.

Bewertung vom 10.02.2025
FREI - Bester Sommer (FREI 1)
Welk, Sarah

FREI - Bester Sommer (FREI 1)


sehr gut

Eine Definition von Freiheit

Der 14-jährige Joshua Berlin hat es nicht leicht. Seine Mutter arbeitet als Künstlerin und sucht daher überall auf der Welt nach Inspiration für ihre Werke. Dafür sind regelmäßige Umzüge unerlässlich und so hat sie mit ihrem Teenagersohn und dauer-studierenden Lebenspartnerin bereits in Berlin, Neapel, Wien, Hamburg und anderen Städten gelebt. Gegenwärtig hält Pola Berlin die Abwesenheit von Großstadttrubel für eine Inspirationsquelle. Deshalb wohnt Joshua jetzt in Rottloch. Der Ort klingt genau so einsam und fern von jedem Abenteuer wie er ist. Anscheinend. Denn Joshua erwartet in seiner neuen Schule mehr als nur eine Überraschung. Die Projektwoche besteht in einem Gruppenausflug in die wilden Wälder- ganz ohne die Aufsicht der Erwachsenen.

Ich hatte von Anfang an tiefes Mitleid mit Joshua (auch genannt Josh oder Josha), der sich ständig dem Willen seiner kreativen (und definitiv unkonventionellen) Mutter beugen muss. Um so angenehmer empfand ich den Start in seiner neuen Schule und dass er sich mit den Mitgliedern seiner Projektgruppe sofort (halbwegs) gut versteht. Jedes der Kinder hat einen ganz eigenen Charakter und zwei davon anscheinend einiges zu verbergen. Dadurch entstehen Konflikte und Rivalitäten, die ich beim Lesen recht gut nachempfinden konnte. Einige wurden zum Ende hin aufgeklärt, aber längst nicht alle und so bietet sich Stoff für eventuelle Fortsetzungen.

Insgesamt scheint die Geschichte nicht vollständig abgeschlossen zu sein. Der sprichwörtliche "rote Faden" durch die Handlung wirkt für mich an den Seiten ausgefranst, was aber auch an Joshuas Erzählweise liegen kann.

Mir gefiel auch das eher ungewöhnliche Setting dieser Sommerlektüre und die recht ausgefallenen Figuren.

Gestört hat mich dieses typische Jugendsprech, in dem Ich-Erzähler Joshua berichtet. Satzanhänge oder -Einschübe wie "weiß nicht", "oder was weiß ich", "als ob" nervten mich mit fortschreitender Handlung zunehmend. Joshua schreibt, wie er spricht. Das ist vermutlich toll für die jugendliche Zielgruppe; mich holt er damit allerdings nicht ab.

Die Werbe-Slogans treffen meiner Meinung nach den Inhalt nicht genau. Reise zu sich selbst ist hochgestochen. Ich habe keine solchen Erkenntnisse wahrgenommen.

Fazit: spannende Sommerlektüre eines ungewöhnlichen Ausflugs mit sehr speziellen, aber durchaus sympathischen Personen.