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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
WillyShrub
Wohnort: 
St. Helier

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2025
Dius
Hertmans, Stefan

Dius


ausgezeichnet

Intensiver Roman über menschliche Begegnungen
Stefan Hertmans Roman Dius erzählt die Geschichte des Professors Anton, dessen Leben durch das unerwartete Erscheinen eines mysteriösen Studenten namens Dius durcheinandergewirbelt wird. Dius, frech und unkonventionell, bahnt sich seinen Weg in Antons Privatleben und lädt ihn auf eine Reise in ein altes Dorfhaus ein. Hertmans entwirft ein psychologisch dichtes Szenario, in dem die Grenzen zwischen Lehrer und Schüler verschwimmen. Der Roman ist eine packende Auseinandersetzung um die menschlichen Psyche und Beziehungen. Hertmans brilliert mit feinfühliger Erzählkunst und lässt die Leser tief in die Gefühlswelten seiner Figuren eintauchen. Die nordische Landschaft dient als atmosphärischer Hintergrund für diese subtile Erzählung. Es ist ein intensives Werk, das zum Nachdenken über menschliche Begegnungen anregt.

Bewertung vom 14.10.2025
Adama
Tidhar, Lavie

Adama


ausgezeichnet

Schonungsloser Roman
Adama verfolgt das Schicksal von Ruth, einer jungen ungarischen Zionistin, die den Nazis in Budapest entkommen ist. Das Buch erstreckt sich über vier Generationen – von 1945 bis ins Jahr 2009 – und begleitet Ruth, ihre Familie und Nachkommen durch Verwerfungen und Gewalt, aber auch durch Liebe, Loyalität und Verrat. Adama ist ein kraftvoller, ambitionierter Roman, der Geschichte und Fiktion vereint zu einer schonungslosen Darstellung von Idealismus, Schmerz und den Opfern, die mit dem Aufbau eines Staates verbunden sind. Er zwingt zur Reflexion: über das, was Menschen erreichen wollen, und über das, was sie dafür geben müssen – moralisch, emotional, menschlich. Für Leser*innen, die Interesse an Israels Geschichte, an Familiengeschichten in turbulenten Zeiten und an literarischer Tiefe haben, ist Adama eine lohnenswerte Lektüre. Weniger geeignet ist das Buch für diejenigen, die leichte Unterhaltung suchen oder die sich nicht mit schweren Themen auseinandersetzen möchten.

Bewertung vom 26.09.2025
Alle weg
Maiwald, Stefan

Alle weg


sehr gut

Italienische Impressionen im Winter
Alle weg: Mein Winter an der Adria von Stefan Maiwald ist ein liebevoller, atmosphärischer Reisebericht, der Italien behutsam die nur touristische Sicht entzieht und Einblicke in das gibt, was übrig bleibt, wenn keiner dieser Touristen mehr da ist. Es ist keine großes Geschichte, kein Abenteuerroman, aber ein Buch, das Ruhe, Sinn für Details und Genuss vermittelt. Maiwald erreciht dieses indem er Stimmungen und Beobachtungen der kalten Jahreszeit in dem norditalienischen Ort Grado an der Adria schlidert. Das Buch weist manchmal Wiederholungen auf, und wer Handlungen oder Spannung sucht wird enttäuscht werden. Jedoch ist es ein unterhaltsames Buch für alle Italienliebhaber, die an gemütlichen Abenden im Winter vom Süden, Wärme, Meer und ruhigen Stimmungen träumen wollen.

Bewertung vom 22.09.2025
Weißes Licht
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Eindringlicher Roman über Freundschaft, Verrat und Vergebung
Weißes Licht von Eric Puchner ist ein eindringlicher und spannungsvoller Roman über die Themen Freundschaft und Verrat, Verantwortung und Vergebung. Die Szenerie (Montana, abgelegene Landschaft, Natur, Isolation) wird nicht nur als Kulisse genutzt, sondern als Spiegel für das Innenleben der Figuren – Einsamkeit, Rückzug, aber auch Sehnsucht nach Verbundenheit. Diese Verbindung hebt das Buch über bloße Beziehungsdramen hinaus. Es ist ein Buch, das nicht laut daherkommt, sondern leise wirkt — und doch nachhallt. Wer Freude an tiefgehenden Charakterstudien, Zeitsprüngen und subtiler Emotionalität hat, wird die Lektüre genießen. Für Leser, die starke Handlungstränge oder schnelle Entwicklungen bevorzugen, ist es wohl nicht ideal — aber gerade in seinen ruhigen Momenten liegt die Kraft des Buches.

Bewertung vom 26.08.2025
Lázár
Biedermann, Nelio

Lázár


sehr gut

Stilistisch eindringlich und existenziell
Nelio Biedermanns Lázár ist ein Roman,der sich durch seinen ungewöhnlich dichten, oft fragmentarischen Stil auszeichnet. Der Text wirkt wie eine Collage aus Gedanken, Erinnerungen und poetischen Bildern, die sich nur langsam zu einem Ganzen fügen. Biedermann nutzt die Sprache nicht als bloßes Erzählwerkzeug, sondern als Ausdruck innerer Zustände – oft spröde, elliptisch, dann wieder überraschend rhythmisch und klangvoll. Der Stil verlangt den Leser:innen Aufmerksamkeit ab, doch genau darin liegt seine Kraft: Jede Zeile trägt Bedeutung, jeder Bruch im Satz verweist auf emotionale oder psychische Brüche der Figur Lázár.
Die Erzählweise ist introspektiv und existenzialistisch geprägt. Die Innenwelt des Protagonisten steht im Mittelpunkt, seine Wahrnehmung ist subjektiv, teilweise traumartig, was das Lesen zu einem fast meditativen, aber auch verstörenden Erlebnis macht. Es gibt keine klare Handlung im klassischen Sinn – Lázár ist mehr ein literarischer Bewusstseinsstrom als eine lineare Erzählung. Der Stil unterstreicht diese Offenheit und wirkt dabei sowohl modern als auch zeitlos.
Wer sich auf die sprachliche Tiefe und formale Experimentierfreude einlässt, wird mit einem Werk belohnt, das lange nachhallt. Biedermann gelingt es, durch Sprache Tiefe zu erzeugen – ein stilles, aber intensives Buch über das Zerfallen und Wieder-Zusammensetzen der eigenen Identität.

Bewertung vom 03.08.2025
Unsere letzten wilden Tage
Bailey, Anna

Unsere letzten wilden Tage


ausgezeichnet

Packender Roman
Anna Bailey ist mit 'Unsere letzten wilden Tage' ein packender Roman gelungen. Bailey erzählt von der jungen Journalistin Loyal, die in die kleine, verschlafene Stadt, aus der sie stammt, zurückkehrt. Ihre beste Freundin verschwindet und wird schließlich ermordet aufgefunden. Aber niemand interessiert sich dafür. So gerät gerät das Leben von Loyal aus den Fugen. Die Autorin schafft es, eine dichte Atmosphäre voller Tempo, Spannung und Emotionen zu erschaffen. Die Charaktere sind vielschichtig und glaubwürdig, und die Handlung hält den Leser bis zum Ende gefangen. Das Buch befasst sich Themen wie Freundschaft, Vertrauen und dem Erwachsenwerden. Der Text ist so geschrieben, das er sich flüssig lesen lässt. So wurden mir mit dem Roman von Anna Bailey einige unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.

Bewertung vom 28.07.2025
Rückkehr nach St. Malo
Gestern, Hélène

Rückkehr nach St. Malo


ausgezeichnet

Unterhaltsame Familiengeschichte in der Bretagne
'Rückkehr nach St. Malo' von Hélène Gestern ist ein bewegender Familienroman, der die Geschichte eines Mannes erzählt, der nach Jahren in seine Heimatstadt St. Malo zurückkehrt. Wieder dort beginnt der Historiker sich mit der Geschichte seiner Familie und der Region zu beschäftigen. Die Familienhistorie des Protagonisten wird authentisch und einfühlsam dargestellt. Der Autorin gelingt es, die Atmosphäre der malerischen Küstenstadt und seiner Umgebung der Bretagne atmosphärisch dicht und lebendig einzufangen. Die ruhige und manchmal tiefgründige Handlung bietet dem Leser Ansätze zum Nachdenken über Heimat, Familie und Selbstfindung. Die wechselnden Perspektiven und Zeitebenen machen das Lesen manchmal herausfordernd, doch sie verstärken die emotionale Tiefe des Romans. Ein lohnendes Buch für alle, die stille, nachdenkliche Geschichten schätzen.

Bewertung vom 23.07.2025
Onigiri
Kuhn, Yuko

Onigiri


sehr gut

Deutsch-japanische Familiengeschichte
„Onigiri“ von Yuko Kuhn ist eine Familiengeschichte, die sich mit der Zuwanderung der Mutter Keiko aus Japan befasst. Das Buch erzählt die Geschehnisse um eine Familie, die geprägt ist von Liebe, Krankheit, Verlust und kulturellen Unterschieden. Die Erzählung wechselt zwischen verschiedenen zeitlichen Ebenen, was manchmal das Lesen erschwert, aber auch die Vielschichtigkeit der Geschichte unterstreicht. Kuhn gelingt es, die emotionalen Tiefen der Figuren authentisch darzustellen und den Leser in die Welt der Familie einzutauchen zu lassen. Es bietet einen tiefen Einblick in die komplexen Identitäten und das Zusammenleben verschiedener Kulturen. Insgesamt ist „Onigiri“ ein Roman, der zum Nachdenken anregt und im Gedächtnis bleibt. Die Lektüre ist besonders für Freunde bewegender Familiengeschichten sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 15.07.2025
Gesetz des Midas - Wiener Abgründe / Leopold Kern Bd.3
Lorath, Peter

Gesetz des Midas - Wiener Abgründe / Leopold Kern Bd.3


ausgezeichnet

Mord im Wien der Gründerzeit
Der Kriminalroman von Peter Lorath ist ein gelungenes Buch, das den Leser in die faszinierende Atmosphäre Wiens am Ende des 19. Jahrhunderts eintauchen lässt. Der Roman spielt im Kontext des Baubooms der Gründerzeit, einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, aber enormer sozialen Spannungen und Armut. Sonderermittler Leopold Kern beschäftigt sich mit einem Mordfall im Umfeld der Wiener Ziegelbrennereien. Dem Autor gelingt es meisterhaft, die prekäre Situation und die harte Realität der Lohnarbeiter, die in Armut und Gewalt leben, authentisch darzustellen. Das soziale Umfeld und der beginnende Widerstand mit den frühen Anfängen der Sozialdemokratie sind gut recherchiert und der Hintergrund der Geschichte. Trotz der Nähe zur historischen Entwicklung verliert der Kriminalfall nie an Spannung, was das Buch zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen macht. Die Atmosphäre wirkt dicht und lebensnah. Insgesamt ist „Gesetz des Midas“ ein spannender, gut recherchierter Roman, der nicht nur durch seine Krimihandlung, sondern auch durch die lebendige Beschreibung Wiens überzeugt. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die Krimis mit sozialen Hintergrund schätzen.

Bewertung vom 05.07.2025
Der Krabbenfischer
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


ausgezeichnet

Porträt eines Krabbenfischers
„Der Krabbenfischer“ von Benjamin Wood ist ein faszinierendes Buch, das den Leser in die Welt des Thomas Flett eintauchen lässt. Flett ist Krabbenfischer im Watt, der mit Schleppnetz und Pferd arbeitet und ein einfaches, ärmliches Leben im Rhythmus der Gezeiten führt. Sein Leben ist gleichförmig, geprägt von den Naturgewalten und den Herausforderungen des Fischerdaseins. Doch das ändert sich, als Flett sich mit einem Regisseur anfreundet, der ihn um Unterstützung bei einem Film ersucht. Seiner Persönlichkeit und seine Interessen ändern sich dramatisch. Das Buch zeichnet ein detailliertes und empathisches Porträt des Fischers, zeigt seine Konflikte und Träume. Besonders beeindruckt hat mich die Darstellung der Natur des Meeres mit ihren Stimmungen und Gefahren, die es so einzigartig und zugleich gefährlich machen. Benjamin Wood gelingt es, die Atmosphäre des Meeres und der Natur lebendig und eindrucksvoll einzufangen, was das Buch zu einer sehr unterhaltsamen Lektüre macht. Es lässt sich flüssig lesen und bietet sowohl spannende Handlung als auch tiefgründige Einblicke in das Leben eines Fischers. Ich kann dieses Buch besonders Naturbegeisterten und den Freunden maritimer Stimmungen als Lektüre empfehlen.