Farnwacht

ausgezeichnet

Abenteuerliche Heldengeschichte mit Herz und Magie
"Farnwacht - Die Hüter der Flusslande" ist der erste Teil einer Kinder- und Jugendbuch-Reihe, der aber in sich abgeschlossen ist und so unabhängig von weiteren Bänden gelesen werden kann. Es handelt sich um eine abenteuerliche, tierische Heldengeschichte mit Herz und Magie, die in einem mittelalterlichen Setting spielt und auch mir als erwachsener Leserin sehr gut gefallen hat.

Den Flusslanden steht eine große Bedrohung bevor. Der selbsternannte, tyrannische Fürst Arndor aus den verrufenen Ödlanden plant mit seiner Armee deren Eroberung, doch einige wehrhafte und schlaue Bewohner stellen sich ihm dabei in den Weg. Allen voran die mutige Tiril mit ihren Freunden!

Die Geschichte wird aus der Sicht der Tiere erzählt und man begegnet Eichhörnchen, Mäusen, Ottern, Waschbär, Bisamratte, Elster, Dachs und Wiesel, deren Charaktere sehr unterschiedlich, aber klar verständlich und glaubwürdig dargestellt sind. Von selbstbewusst, mutig und schlau bis hin zu gierig, unheimlich und größenwahnsinnig reicht die Bandbreite der Temperamente und das macht für mich den Charme dieses Buches aus. Ein paar der kleinen und größeren Akteure machen eine bemerkenswerte Entwicklung durch und sorgen damit für überraschende und interessante Wendungen.

Die stimmungsvolle Atmosphäre und die warmherzig beschriebene Szenerie hat mich gleich von Beginn an begeistert und sehr leicht in die sich langsam entwickelnde Handlung eintauchen lassen. Der bildhafte Schreibstil ist dabei sehr angenehm zu lesen und erzeugt mit gemäßigt aufregender Kampfaction, die meiner Meinung nach gut für das empfohlene Lesealter geeignet ist, die nötige Spannung.

Über vielen Kapiteln sorgen liebevoll gezeichnete Illustrationen für optische Abwechslung und ich habe sie als eine willkommene Ergänzung für mein Kopfkino geliebt. Allerdings empfand ich an zwei Stellen die Kapitelüberschriften als Spoiler. Sie nehmen schon vorweg, was im Kapitel passieren wird.

Von dieser Kleinigkeit abgesehen, bin ich aber vollkommen begeistert und kann dieses rundum gelungene Buch wärmstens empfehlen.

Silberhelle Welten / Liga Lexis Bd.3

ausgezeichnet

Rasante Achterbahnfahrt der Gefühle
In der Buchwelt herrscht das Chaos. Es breitet sich immer mehr aus und daran sind Malice und ihre Helfer aus dem Limbus schuld. Annie und ihre Freunde versuchen mit allen Mitteln das Schlimmste zu verhindern und geraten dabei in große Gefahr!

Dank der Zusammenfassung zu Beginn dieses Finalbandes konnte ich mich wieder gut an die bisherige Handlung erinnern und hineinfinden. Die unsichere, fast aussichtslose Lage in der sich die mir ans Herz gewachsenen Charaktere befanden, hat mich gleich wieder in ihren Bann gezogen. Das hohe Erzähltempo sorgte fast durchgängig für Spannung und die schmerzhaften, teilweise brutalen Ereignisse, kreierten eine bedrückende Grundstimmung, die durch den engen Zusammenhalt der Freunde abgemildert wurde. Einige witzige Szenen hellten ebenfalls die Handlung auf und sorgten für etwas Leichtigkeit in dieser schwierigen Zeit.

Mir haben die Ausflüge in die verschiedenen Buchwelten sehr gut gefallen. Es war wieder schön, von bekannten und beliebten Figuren und Schauplätzen aus den verschiedensten Büchern zu lesen. Das hat die Handlung für mich zusätzlich interessant, abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltet.

Ich habe während des Lesens zusammen mit Annie eine rasante Achterbahn der Gefühle erlebt. Genau wie sie war ich manchmal von den atemberaubenden Enthüllungen und unerwarteten Wendungen ein wenig überfordert. Es blieb kaum Zeit die Geschehnisse zu verarbeiten, da passierte schon wieder etwas. Besonders die letzten Seiten musste ich mehrmals lesen, um meine gedanklichen Knoten zu entwirren und alles zu verstehen. Dann fand ich es allerdings genial und habe das Ende geliebt.

Übrigens hat sich nun mein Kritikpunkt zur Ähnlichkeit mit bekannten Büchern des Genres, den ich in meiner Rezension zum ersten Teil geschrieben hatte, zufriedenstellend geklärt und damit komplett aufgelöst. Ein für mich erhellender Moment und das lässt mich jetzt mit einer neuen Sichtweise auf die gesamte Geschichte, restlos begeistert zurückblicken.

Dieser finale Band hat mich so emotional berührt, mitgerissen und gefesselt, dass ich ihn, sowie die komplette Trilogie jedem Fantasy-Fan empfehlen kann!

Game of Scandal / Agency for Scandal Bd.3

ausgezeichnet

Ein wahres Lese-Highlight!
Im letzten Teil der Trilogie rund um die Frauen des Finkennests spielt die von der Mathematik begeisterte und mit einem außergewöhnlich guten Gedächtnis gesegnete Felicity Vane die Hauptrolle. Ihr Traum wäre ein entsprechendes Studium, doch ihr fehlt das nötige Geld dafür. Um beim illegalen Kartenspiel die benötigte Summe aufzutreiben, berechnet sie Wahrscheinlichkeiten und trainiert ihre Merkfähigkeit. Vorerst scheint ihr Plan tatsächlich zu gelingen, aber Ash, der Besitzer des Casinos, beschuldigt sie des Betrugs...

Mir haben bereits die ersten zwei Bücher aus dieser Reihe ausnehmend gut gefallen und ich habe mich in der behaglichen Atmosphäre des Romans und in dieser interessanten, viktorianischen Zeit sofort wieder wohlgefühlt. Ich konnte mich schon nach den ersten Seiten komplett in die Gefühlswelt von Felicity hineinversetzen und ihre Sorgen und Wünsche nachvollziehen. Die Charakterentwicklung, die sie während der aufregenden Ereignisse durchläuft, war sehr beeindruckend. Mit ihrem Talent möchte sie ein von ihr selbst bestimmtes Leben führen, was aber von der Gesellschaft und den Erwartungen aus ihrem engsten Umfeld nicht vorgesehen ist. Innerlich hat sie schon lange rebelliert, aber mit der Zeit lernt sie immer mehr, zu ihren Wünschen zu stehen und sich von niemandem einschränken zu lassen. Auch in der Liebe setzt sie sich über die gesellschaftlichen Konventionen hinweg, was damals fortschrittlich und mutig war.

Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und bietet von spannender Action in genau richtiger Dosierung, Auftritten zum Schmunzeln bis zu romantischen, aber nicht aufdringlichen Szenen eine beständig gute Unterhaltung. Ich fand es auch ganz wunderbar, dass die anderen schon bekannten Charaktere wieder dabei waren und die gebündelte Frauenpower des Finkennests wieder zum Einsatz kam. Es war toll zu lesen, wie stark der Zusammenhalt der Frauen war und jede einzelne mit einer besonderen Fähigkeit zum Gelingen beitragen konnte.

Dieses Buch, sowie auch die komplette Trilogie, ist ein wahres Lese-Highlight und ich würde mir sehr wünschen, dass die Autorin noch weitere Fortsetzungen oder Vorgeschichten zu den anderen Frauen schreibt, die bisher nur in Nebenrollen aufgetreten sind!

Spookily Yours

sehr gut

Dämonisch heiß und herbstlich gemütlich

Willow und ihre Schwester sind Hexen und führen mit ihrer Bäckerei nebst Café ein überschaubares und ruhiges Leben in einem kleinen Dorf, doch der Dämonenkater Damien, den Willow als ihr neues Vertrauenstier aus dem Tierheim adoptiert hat, möchte mit ihrer Hilfe wieder zum Mensch werden. Dabei ist das nicht die einzige, schwierige Aufgabe, die ihnen bevorsteht!

Die ersten Kapitel haben mich bereits komplett in die warmherzige Geschichte eintauchen lassen. Die Handlung und die Beschreibungen waren sehr anschaulich und kreierten diese ganz besondere Stimmung, bei der man es sich mit einem Getränk, Knabbereien und einer Decke mit diesem Buch gemütlich machen möchte. Ich habe mich in dieser anheimelnden, herbstlichen Atmosphäre zwischen Scones und Pumpkin Spice Latte sofort wohlgefühlt.

In dem beschaulichen Dorf Pleasant Grove gibt es genau so viele Katzen wie Hexen, was mir als Ausgangssituation neben dem magischen Setting sehr gut gefallen hat. Auch die sympathischen Charaktere und der lockere Schreibstil waren ganz nach meinem Geschmack.

Es gab witzige Dialoge und auch einige dämonisch heiße Szenen, auf die ich allerdings hätte verzichten können. Sie passten nicht so gut in die bis dahin romantische Story und haben mich ziemlich gestört.

Bis auf diese Einschränkung mochte ich aber diese leichte Wohlfühllektüre und es war eine schöne Einstimmung auf den Herbst.

Die Sprache der Drachen

sehr gut

Interessante und lesenswerte Drachenfantasy
Die Geschichte spielt im England unserer Welt im Jahr 1923, nur mit dem Unterschied, dass sie von Drachen bevölkert ist und dort ein radikales 3 Klassen-System für die Menschen besteht, um den Frieden zwischen den Arten zu bewahren. Vivien Featherswallow ist in der zweiten Klasse eingestuft und möchte Drachenlinguistik studieren. Doch die plötzliche Verhaftung ihrer Eltern stellt auf einmal ihr gesamtes Leben auf den Kopf und mit einer Verzweiflungstat versucht sie, ihnen zu helfen...

Man wird gleich zu Beginn mit einer dramatischen Entwicklung konfrontiert, die mich sofort in atemberaubende Spannung versetzt hat. Mitten ins Geschehen geworfen bleibt zuerst nicht viel Zeit, um die genauen Umstände und Regeln dieser Welt zu begreifen. Es müssen viele Informationen zusammengefügt und verarbeitet werden, um die komplexe und rasante Handlung verstehen zu können. Mir hat das sehr gut gefallen, denn dadurch hatte ich das Gefühl hautnah dabei zu sein und komplett mit Vivien mitzufühlen. Ihre Machtlosigkeit und Verzweiflung waren eindringlich beschrieben und deshalb deutlich spürbar. Genau wie der Zwiespalt in den sie die nach und nach ans Licht kommenden Taten ihrer Eltern stürzen und sie an dem bestehenden System zweifeln lassen. Ebenso die Schuld, die sie auf sich sich geladen hat und die Zweifel an der Richtigkeit ihres Handelns wurden einfühlsam und verständlich dargestellt.

Ich mochte die Atmosphäre von Bletchley Park sehr gerne und auch die anderen Charaktere, mit denen sie dort zu tun hatte, waren von überraschend, ungewöhnlich, geheimnisvoll usw. bis hin zu abstoßend in ihrer Bandbreite sehr interessant. Sie alle und ebenso Vivien machen eine langsame und nachvollziehbare Entwicklung durch, wobei auch eine zarte Liebesbeziehung entsteht, die aber zum Glück nicht in den Vordergrund gerückt wird.

Die Szenen, in denen es um die Entschlüsselung der Drachencodes geht, empfand ich als etwas zäh und langweilig, wobei ich auch die große Bedeutung des "Durchbruchs" nicht so ganz nachvollziehen konnte. Das war mir zu konstruiert und die politischen Diskussionen und Erklärungen zur Lage hätten für meinen Geschmack auch etwas kürzer ausfallen können. Die Tatsache, dass in der Handlung Helikopter vorkommen, hat für mich nicht so in die Zeit und das Setting gepasst und die Autorin hätte sie besser weggelassen. War zwar nur eine Kleinigkeit, hat mich aber trotzdem gestört.

Der actionreiche und spannende Showdown mit ein paar unerwarteten Enthüllungen hat das aber wieder wettgemacht und das relativ offene Ende lässt noch genügend Spielraum für eigene Gedanken und Vermutungen. Es wird also anscheinend noch eine Fortsetzung geben, was mich unliebsam überrascht hat, denn ich bin von einem Einzelband ausgegangen. Ich hätte mir gewünscht, dass das im Titel mit (1) gekennzeichnet oder im Klappentext erwähnt würde!

Insgesamt eine etwas andere, aber durchaus interessante und lesenswerte Drachenfantasy, bei der mir ein Zitat besonders gut gefallen hat und in Erinnerung bleiben wird: "Frieden ist kein Frieden, wenn er nur für manche gilt."

Die Garnett Girls

gut

Keine leichte Sommerlektüre...
Die Geschichte der Familie Garnett handelt von den Beziehungen, die Mutter Margo und ihre Töchter zu ihren jeweiligen Partnern und auch zueinander haben. Von ihrem Mann verlassen, muss Margo ihre Töchter Rachel, Imogen und Sasha alleine großziehen, wobei sie am Anfang zusammenbrach, in eine tiefe Depression rutschte und nur mit der Hilfe von Freunden und anderen Familienmitgliedern einigermaßen zurechtkam. Der Zusammenhalt der Frauen und die Beziehungen untereinander waren daher sehr eng, aber auch geprägt von belastenden Geheimnissen und unterdrückten Gefühlen.

Die Dynamik in dieser unkonventionellen Familie war zwar interessant und auch die Konflikte, in der sich die jeweilige Person befand, konnten mich überzeugen, allerdings bin ich vor allem mit der Mutter nicht warm geworden. Sie war mir von Anfang an unsympathisch, denn sie war egoistisch, herrisch und stellte überzogene Ansprüche an ihre Töchter. Am besten konnte ich mich in Imogen hineinfühlen, aber insgesamt blieben die Figuren für meinen Geschmack leider zu unnahbar und oberflächlich. Auch empfand ich einige Dialoge als nicht stimmig und unpassend zur Situation.

Die plötzlichen Perspektivwechsel zwischen den Protagonistinnen haben es mir zusätzlich etwas schwer gemacht, der Handlung zu folgen und meinen Lesefluss an diesen Stellen gehemmt. Was mir aber besonders unangenehm aufgefallen ist, war der ständige und unbeschwerte Alkoholkonsum. Obwohl er als eines der Probleme thematisiert wurde, hatte man den Eindruck, dass es niemandem richtig bewusst war oder interessiert hat.

Insgesamt hatte ich von diesem Buch eine unterhaltsame Familiengeschichte in ansprechender Atmosphäre erwartet, aber leider war sie für mich zu bedrückend und problembeladen, ohne dabei eine wirkliche Verbindung zu den handelnden Personen aufbauen zu können. Trotz dieser Einschränkungen habe ich nicht bereut, das Buch gelesen zu haben, aber ich würde es nicht als leichte Sommerlektüre, wie man es auch vom Cover her vermuten würde, sondern als Schicksalsroman bezeichnen.

The Stars are Dying / Nytefall Bd.1

weniger gut

Außen hui - innen frustrierend!
Das Buch sieht toll aus und ich wollte es wegen der Beschreibung und der interessanten Leseprobe unbedingt lesen. Auf den Inhalt gehe ich hier nicht ein, denn der hat mich leider sehr enttäuscht. Die Idee und die Handlung hätte meiner Meinung nach großes Potential gehabt, was aber durch die Ausführung zum überwiegenden Teil verpufft ist.

Nach einem vielversprechenden Anfang, mit vielen Geheimnissen und Charakteren, die man hassen oder lieben konnte bzw. noch gerätselt hat, in welche Kategorie sie gehören könnten, entwickelte sich bei mir zunehmend eine Unzufriedenheit. Es gab lange Zeit zu viele Fragen, die nicht oder nur andeutungsweise beantwortet wurden und seitenlanges poetisches Geschwafel, was oft keinen Sinn erkennen ließ. Ebenso gab es häufig unverständliche Reaktionen der Charaktere, plötzliche Meinungsänderungen, die ich nicht nachvollziehen konnte und viel zu wenige Erklärungen zu der Welt in der die Geschichte spielt. Die wenigen Personen, die mir gefallen haben und die ich verstehen konnte, hatten leider nur viel kurze Auftritte.

Das schlimmste Ärgernis war für mich aber die nicht vorhandene Charakterentwicklung der Protagonistin. Zu Beginn konnte ich mich noch in ihre bemitleidenswerte Situation einfühlen und ihre Ängste und Gefühle verstehen. Doch im weiteren Verlauf der Handlung hat sie mich immer mehr genervt. Ständig brauchte sie Hilfe, versank in schwächliche Selbstzweifel, war manchmal unfassbar dämlich und änderte oft sekundenschnell ihre Meinung. Ich konnte sie nicht mehr ernst nehmen, geschweige denn mich in sie hineinversetzen.

Zwischendurch gab es auch ein paar Kapitel und Szenen, die mir gut gefallen haben und wo ich dachte, dass es jetzt besser wird und die mich vor dem Abbruch des Buches bewahrt haben. Leider konnten diese schönen Momente nicht meine übrigen, negativen Empfindungen ausgleichen und so lässt mich dieses Buch frustriert zurück und ich bedauere meine verschwendete Lesezeit. Ich kann es nicht weiterempfehlen und werde die Fortsetzung definitiv nicht lesen.

Courting - Be mine through all time

ausgezeichnet

Ein wahr gewordener Regency Traum!
Wer würde nicht gerne einmal in die Vergangenheit reisen und eine Zeit lang dort authentisch leben? Für die Protagonistin Rebecca wird dieser Traum wahr und sie befindet sich plötzlich in der Zeit des Regency, wo sie neben einer Familie auch noch einige Verehrer dazu bekommt. Eine völlig ungewohnte Situation, die sie vor einige Schwierigkeiten stellt.

Mich als Regency Fan hat die Vorstellung einer solchen Zeitreise total begeistert und ich hätte am liebsten mit Rebecca getauscht. Für sie sieht dieser Traum aber zunächst nach einem Alptraum aus. Sie kann sich natürlich nicht erklären, wie sie plötzlich dorthin gekommen ist und versteht die ungewohnte, altmodische Welt ohne Smartphones und Autos nicht mehr. Ich fand es total charmant und clever von der Autorin, wie sie den Aspekt der Zeitreise umgesetzt hat und ich konnte mich lebhaft in die durcheinander geratene Gefühlswelt von Rebecca hinein versetzen.

Die Handlung ist auch gar nicht so oberflächlich, wie ich es vermutet hatte, sondern man erfährt neben den üblichen Annehmlichkeiten der Oberschicht mit Bällen, Nachmittagstees, Ausflügen und Theaterbesuchen auch von den Schattenseiten dieser Epoche. Die Zustände in den Gefängnissen, die Willkür und Bestechlichkeit der Justiz und auch die Machtlosigkeit der Frauen werden deutlich gemacht. Gerade die fehlenden Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung und die Unterdrückung durch (Ehe)Männer waren ein zentrales Thema. Diese Probleme wurden erstaunlich tiefgründig und ergreifend geschildert, so dass man das Gefühl hatte, hautnah dabei zu sein.

Es gibt allerdings auch genügend witzige Dialoge mit vielen zweideutigen Anspielungen, die die Geschichte aufgelockert und mich zum Schmunzeln gebracht haben. Außerdem werden einige heiße Szenen sehr ausführlich geschildert, was ich aber nicht als klischeehaft oder obszön empfand, sondern es hat meiner Meinung nach gut zur Handlung gepasst.

Eine Tatsache wurde leider am Ende nicht aufgeklärt, die ich aber nicht nennen kann, ohne zu spoilern. Aber das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich bei dieser gelungenen Geschichte zu bemängeln habe. Ansonsten fand ich diesen Roman interessant, liebenswert und sehr unterhaltsam.

What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1

sehr gut

Gemächlicher Anfang, aber es lohnt sich!
Zuerst einmal hat mich die tolle Gestaltung des Covers und der wunderschöne Farbschnitt auf das Buch aufmerksam gemacht und angezogen. Die Thematik des alten Ägyptens in Verbindung mit Magie war dann ausschlaggebend dafür, dass ich dieses Buch lesen "musste" und ich habe es nicht bereut!

Die Autorin entführt die Lesenden in die exotische Welt des antiken Ägyptens, wo man an der Seite der jungen Inez, die aus Argentinien dorthin reist, um den Tod ihrer Eltern aufzuklären, an ihren Entdeckungen teilhaben kann. Ihr Onkel und Vormund möchte sie allerdings direkt wieder nach Hause schicken. Sein mit dieser Aufgabe betrauter Mitarbeiter Whit bekommt jedenfalls ihren Mut und Starrsinn zu spüren und macht sich mit seiner arroganten Art und der Vehemenz sie loszuwerden, bei ihr nicht gerade beliebt. Haben die beiden vielleicht etwas zu verbergen?

Ich hatte etwas Mühe mit dem Schreibstil warm zu werden, denn es gibt gerade am Anfang einige Fremdwörter, Bezeichnungen und auch Bemerkungen auf Spanisch, die ich nicht verstanden habe. Ein paar Rechtschreibfehler haben außerdem dazu beigetragen, dass mein Lesefluss sich etwas sperrig anfühlte.

Doch im Verlauf der sich gemächlich entwickelnden Handlung, dem teilweise ermüdenden Geplänkel der beiden Protagonisten und einem gemäßigten Erzähltempo kam etwa ab der Mitte immer mehr Schwung in die Geschichte. Interessante Orte mit geschichtlicher Bedeutung und Begebenheiten aus der Vergangenheit wurden anschaulich beschrieben, die Dialoge bekamen zunehmend Würze und mit jedem aufgedeckten Geheimnis wurde es spannender.

Dazu lernte man einige bemerkenswerte Nebencharaktere näher kennen und sie bekamen mehr Aufmerksamkeit, was mir gut gefallen hat. In einem Fall war ich allerdings richtig schockiert und fand es unnötig und grausam, was mit dieser Person passiert ist...

Nach einem rasanten und spannenden Finale hat mich der fiese Cliffhänger am Ende sprachlos zurückgelassen und ich muss den nächsten Teil dieser Dilogie auf jeden Fall lesen!

Das Buch der verbotenen Träume / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.5

ausgezeichnet

Eine Buchfigur ist der wahre Held!
Ich liebe alle bisherigen Bände aus der Chronik der Bücherwelt-Reihe und auch dieser hat mir wieder hervorragend gefallen. Auch wenn ich den letzten Teil schon vor einiger Zeit gelesen hatte, konnte ich problemlos wieder in die Bücherwelt eintauchen und an die vorigen Bücher anknüpfen. Es war schön, einigen bekannten Figuren wieder zu begegnen und neue kennen zu lernen.

Die Handlung hat mich von den ersten Seiten an gefesselt, denn es geht um ein geheimnisvolles Buch, das den Menschen die Träume schenkt, die sie gerade brauchen. Man begegnet der von Trauer begleiteten Dawn, die seit dem Tod ihres Freundes Henry nicht mehr gelesen hat, obwohl sie in einer Bibliothek arbeitet und Bücher früher geliebt hat. Außerdem spielen weitere interessante Charaktere eine wichtige Rolle, die am Anfang Rätsel aufgeben. Doch im weiteren Verlauf der Geschichte werden überraschende und teils traurige Details zu ihren Schicksalen aufgedeckt, so dass man am Ende versteht, warum sie so handeln und wie alles zusammenhängt.

Der Schreibstil ist wie auch in den vorherigen Büchern sehr mitreißend, bildhaft, spannend, aber auch einfühlsam und manchmal sind die Beschreibungen oder Dialoge richtig poetisch. Es wird dadurch eine warmherzige Atmosphäre geschaffen, in der man sich sofort wohlfühlt. Mich haben manche Szenen sehr berührt und ich konnte mich komplett in die Gefühle der Protagonisten hinein versetzen. Der Humor kommt aber auch nicht zu kurz und an einigen Stellen musste ich richtig lachen und habe den Ideenreichtum der Autorin gefeiert.

Natürlich dürfen auch dieses Mal die Begegnungen mit den Figuren aus verschiedenen, bekannten Büchern nicht fehlen. Genau wie die Menschen in der richtigen Welt haben sie alle ihre Eigenheiten und Probleme. Manche sind sympathisch, andere neidisch, flatterhaft oder abgrundtief böse. Sie machen für mich den Charme dieser Reihe aus und der wahre Held dabei ist für mich Bambi, der hier von einer süßen Unsicherheit, zur klugen Weisheit bis hin zum entschlossenen Wagemut eine beeindruckende Bandbreite an Charaktereigenschaften zeigt, die mich zu seinem Fan werden ließ!

Ein atemberaubender Showdown mit einigen unerwarteten Wendungen sorgte nochmal für Spannung und am Ende wurde alles schlüssig und zufriedenstellend aufgelöst. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich würde mich über weitere Fortsetzungen aus dieser faszinierenden Bücherwelt sehr freuen!