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MirjS
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Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2025
Girls
Capes, Kirsty

Girls


gut

Vom Abturner… zum Pageturner

Ingrid Olssen, jüngst verstorben, einst, gefeierte Künstlerin mit ebenso exzentrischem, wie selbstzerstörerischem Lebenswandel. Ihre kleinen Töchter Matilda und Nora, die in diesen Lebenswandel nicht hineinpassen wollen, ihn dennoch aushalten und überleben müssen, sich dabei jedoch schmerzlich voneinander entfernen. In ihrem Roman „Girls“ erzählt Kirsty Capes die ebenso dramatische, wie abstruse und gefühlvolle Geschichte dieser beiden Schwestern, die nach dem Tod ihrer Mutter gemeinsam zu einem Roadtrip aufbrechen, um den letzten Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, sich anzunähern und selbst zu heilen.

Da ich sehr kunstinteressiert bin und selbst auch ein Liedchen von schwierigen Mutter-Tochter-Beziehungen und Kindheiten singen kann, habe ich mich richtiggehend auf dieses Buch gefreut. Und dann kam die Ernüchterung. Bis ungefähr zur Mitte des Buches habe ich keinerlei Zugang zur Geschichte oder den Protagonisten gefunden, was weniger am Schreibstil lag, als vielmehr daran, dass sie mich - trotz aller Dramatik - weder berührt, noch ansatzweise gefangen genommen oder interessiert hat. Mir hat irgendwie komplett der rote Faden gefehlt. Normalerweise passiert es mir wirklich selten, dass ich mich zum weiterlesen eines Buches zwingen muss, doch hier war es wirklich ein Kampf! Und dann kam ab der zweiten Hälfte der unerwartete Wandel, der mich das Buch plötzlich nicht mehr aus den Händen legen ließ. Dazu muss man wissen, dass die Story letztendlich aus zwei Teilen besteht. Teil 1 beschreibt die Protagonisten, sowie die Lebensumstände der Familie Olsen, sowohl jetzt, als auch in der Vergangenheit. In Teil 2 geht es dann los mit dem gemeinsamen Roadtrip durch die USA. Von da an, hatte ich auf einmal uneingeschränkten Zugang zu den „Girls“. Zugang zu ihrer schwierigen Kindheit, mit der ihnen widerfahrenen physischen und emotionalen Verwahrlosung. Zugang zu ihrem verworrenen, schwierigen und von (Selbst)Vorwürfen geprägten, Seelenleben und auch zu ihrer inneren Zerrissenheit. Ich lies alles nochmal Revue passieren und konnte ihre Wut, Trauer und den Wunsch nach Annäherung und „Genugtuung“ spüren und empfand auch die Darstellung des Kontrastes zwischen künstlerischem, beruflichem Erfolg und privatem, menschlichem bzw. mütterlichem Komplett-Versagen als sehr gelungen.

Fazit: Auch wenn mich das Buch nach rund zweihundert Seiten dann doch noch in seinen Bann gezogen und absolut ergriffen hat, kann ich natürlich meinen vorausgegangenen Kampf nicht vergessen und daher auch nicht außer Acht lassen. Daher gibt es nur 3 Sterne von mir. Trotzdem bin ich wahnsinnig froh, dass ich durchgehalten habe, denn Alles in Allem gesehen ist „girls“ ein absolut ergreifendes (wenn auch manchmal etwas verstörendes) und lesenswertes Buch, das sicher noch einige Zeit in mir nachhallen wird.

Bewertung vom 20.07.2025
Heartless Hunter / Der rote Nachtfalter Bd.1
Ciccarelli, Kristen

Heartless Hunter / Der rote Nachtfalter Bd.1


sehr gut

Romantasy, Hexenjagd & Blutmagie

Von der gefürchteten Blutwache gejagt, droht Hexen in der Neuen Republik die Todesstrafe. Rune Winters ist eine von ihnen, doch sie ist noch so viel mehr - denn hinter der überaus oberflächlichen, gut situierten Und leicht dümmlichen Adeligen, die einst ihre Großmutter an die Blutwache verriet, was sie zum Liebling der Neuen Republik machte, verbirgt sich der gesuchte, da hexenrettende „Rote Nachfalter“, der keine Gefahren scheut. Um ihr Ziel zu erreichen und an wichtige Informationen zu gelangen, lässt sich Rune schon bald auf ein gefährliches Katz-und-Maus Spiel mit Hexenjäger Gideon Sharpe ein. Doch wer ist in diesem Spiel letztendlich der Jäger, wer der Gejagte?

Ich habe „Heartless Hunter - Der rote Nachtfalter“ von Kristen Ciccarelli parallel als Hörbuch gehört, dazwischen aber auch immer mal wieder Kapitel selbst gelesen. Dabei hat mir das Buch letztendlich ein klein wenig besser gefallen. Zwar war das Hörbuch gut eingesprochen und auch mitreißend, doch für mein Empfinden an manchen Stellen dennoch etwas träge und nicht ganz zu dem Bild in meinem Kopf passend, gerade wenn es um den gesprochenen Part von Moritz Frinberg ging. Was die Story und das Worldbuilding betrifft, kam ich angenehm schnell in die Geschichte hinein, musste nicht großartig nachdenken, keine komplizierten Abläufe versuchen nachzuvollziehen, sondern hatte gleich alles vor meinem geistigen Auge und konnte mich drauf einlassen. Also genau das Richtige für zwischendurch, wenn man seinem Hirn mal Ruhe von hochtrabender Literatur gönnen und einfach nur einer fantasievollen und magischen Geschichte folgen möchte.

Die Protagonisten sind gegensätzlich, gut gelungen und raffiniert ausgearbeitet, die Handlung ist düster und ebenso spannend in der Entwicklung.Teilweise vorhersehbar, aber durchaus auch mit dramatischen Wendungen versehen. Die Liebesgeschichte zwischen Rune und Gideon nimmt zwar schon sehr viel Raum ein, ist aber gut erträglich und nicht so übertrieben, wie in manch anderem Buch. Für mich eine gesunde und gute Mischung. Das von der Autorin erdachte Magiesystem ist zwar nicht bahnbrechend, dafür nicht unnötig kompliziert, trotzdem ausgeklügelt und interessant. Okay, das Periodenblut, welches Rune für ihre Blutmagie braucht ist vielleicht etwas drüber, wobei andererseits auch gar nicht mal so dumm und eine gut durchdachte Konsequenz, um hexenkennzeichnende Narben, bei aktiver Blutentnahme, an sich selbst zu vermeiden.

Fazit: Ich habe einiges an Kritik gelesen. Doch schaut man sich Verlag, Altersfreigabe und Klappentexte an, weiß man doch eigentlich was einen erwartet, liest es oder eben nicht. Heartless Hunter ist zwar an manchen Stellen etwas vorhersehbar und hat sicher auch die Magie und Hexenwelt nicht neu erfunden, doch darum geht es - meiner Meinung nach - bei einer Geschichte doch auch gar nicht. Alles in Allem fand ich Heartless Hunter sowohl spannend, als auch überaus unterhaltsam und fesselnd. Auf die Fortsetzung bin ich jedenfalls schon sehr gespannt!

Bewertung vom 11.07.2025
Alles, was wir niemals sagten
Miller, Holly

Alles, was wir niemals sagten


ausgezeichnet

Herzergreifende Lektion in Sachen loslassen

Neve und Jamie sind seit Schulzeiten das Traumpaar schlechthin, doch dann kommt Jamie bei einem tragischen Autounfall uns Leben und Neve verfällt in tiefe Trauer, die sie jedoch nicht verarbeiten kann. Als sie Jahre später auf Ash trifft, der Jamie in vielem so unsagbar ähnlich erscheint, verrennt sie sich in der Idee, es habe eine Seelenwanderung stattgefunden und Ash sei die Reinkarnation von Jamie. Ist etwas dran an ihrer Theorie oder kann Neve ihre große Liebe einfach nicht loslassen? Und wie ist ihre älteste Freundin Lara in Alldem verstrickt?

Alles, was wir niemals sagten war mein erster Roman von Holly Miller und ich habe mich direkt in ihren, fesselnden, aber dennoch wahnsinnig leichten Schreibstil verliebt. Die gelesenen Kapitel flogen einfach nur so dahin. Teilweise habe ich wirklich alles stehen und liegen gelassen, nur um weiterlesen zu können. Die Handlungsorte, Situationen und natürlich die Protagonisten, sind bildhaft, liebevoll und gleichzeitig sehr eindringlich beschrieben - ich war gleich in der Story drin, als würde ein Film vor mir ablaufen. Im Verlauf das Buches werden viele Fragen aufgeworfen, vieles was ich unbedingt beantwortet wissen wollte, mich aber fast bis zum Schluss gedulden musste, was sich einerseits quälend angefühlt hat, andererseits aber auch durchweg die Spannung aufrecht erhalten hat. Die Handlung findet im „Jetzt“, aber auch im „Damals“ statt, so dass man nur Häppchenweise den gesamten Umfang der Geschehnisse erfährt, um dann vom unerwarteten Ende überwältigt zu werden.

Ja, irgendwann, während des Buches, begann mich Neve mit ihrer wirklich verbissenen und davon besessenen Idee wirklich zu nerven und ich hätte sie schütteln können. Doch nichts desto trotz hat mich das Buch - obwohl nicht unbedingt mein Genre - so gefesselt, dass ich unbedingt und immer weiterlesen musste, was in der letzten Zeit kaum ein Buch in diesem Umfang geschafft hat. Daher konnte ich, trotz zwischenzeitlichem „Genervtsein“, gar nicht anders, als volle fünf Sterne zu vergeben. Irgendwie gehört doch auch das mit dazu und macht ein Buch nicht schlechter, im Gegenteil, genau so ist das Leben - Sind wir nicht alle mal von den verbissenen Ansichten unserer Freunde genervt, möchten sie wachrütteln und ziehen dennoch nicht gleich einen Punkt von der Freundschaftsskala ab? Verrennen wir uns nicht selbst manchmal in Dinge, bei denen uns Andere am Liebsten schütteln mögen? Haben wir nicht alle irgendwo ein Problem damit loszulassen?

Fazit: Eine wirklich mitreißende und fesselnde Geschichte, die mir stellenweise das Herz zerrissen und mich in Sachen „loslassen“ zum Nachdenken gebracht hat. Für mich auf jeden Fall eine ganz klare Empfehlung!

Bewertung vom 06.07.2025
Treppe aus Papier
Szántó, Henrik

Treppe aus Papier


sehr gut

Ein Haus packt aus…

Henrik Szántó lässt in seinem Roman „Treppe aus Papier“ ein altes Haus von seinen Erinnerungen an all die Menschen, die es je bewohnten, erzählen. Und so erzählt es die Geschichte der 15 jährigen Nele, die aufgrund einer Geschichtsklausur, mit der 90jährigen Irma, einer Zeitzeugin des Nationalsozialismus, im Treppenhaus ins Gespräch kommt und beginnt Fragen zu stellen. Wichtige Fragen, um hinter das zu kommen, was damals geschah, über die Geschichte ihrer eigenen Familie und über das, worüber in der Vergangenheit stets geschwiegen wurde.

Bereits das Vorwort des alten Hauses, das eigentlich aus einer reinen Aufzählung dessen besteht, was es im Laufe der Zeit alles mitgemacht, mitbekommen und erlebt hat, finde ich absolut grandios. Für das alte Haus finden die Ereignisse der Jahrzehnte alle zeitgleich statt, wie wenn ein Bild mit sehr langer Belichtungszeit aufgenommen wird oder eben Fotos übereinandergelegt werden. Dadurch kommt es im Laufe der Geschichte immer wieder zu interessanten Überschneidungen, die aufhorchen, innehalten und die Luft scharf einziehen lassen. Grundsätzlich hat mir dieser ganz besondere, poetische Schreibstil unheimlich gut gefallen. Einerseits schreibt der Autor unaufgeregt, andererseits legt die Abfolge der Aufzählungen, die er sehr oft als Stilmittel wählt, ein gewisses Tempo vor, dem man gedanklich und aufgrund der langen Sätze manchmal schwer, in seinem gesamten Umfang, folgen kann. Er schreibt unheimlich Wort- und Bildgewaltig, ich glaube das Ein oder Andere begreift man tatsächlich auch erst nach dem zweiten Mal lesen. Was gut ist, denn das hat mich mehrfach zum nachdenken gebracht.

Meine Oma ist mittlerweile auch 93 Jahre alt und ich habe mir im Laufe meines Lebens viel von früher erzählen lassen. Habe ebenso wie Nele viele Fragen gestellt, um zu verstehen und damit Omas Geschichten nicht mit ihr verloren gehen. Aufgrund ihrer unnachgiebigen Art und ihrer Neugierde, ist Nele mir sehr sympathisch, steht mir irgendwie nahe, finde ich ihre Fragen realistisch und nachvollziehbar. Schade fand ich allerdings, dass zu dem ausreichend ernsthaften Thema des Nationalsozialismus, auch PRIDE noch zum Thema gemacht wurde. Nicht, dass es nicht auch ein wichtiges Thema wäre, nur alles in einer Geschichte unterbringen zu wollen, ist meiner Meinung nach etwas „to much“, wirkt erzwungen und hat der Geschichte für mich die Glaubhaftigkeit und ein Stückweit auch die Begeisterung für sie genommen. Daher leider auch nur 4 von 5 Sterne.

Fazit: Nichts desto trotz ein wirklich ganz besonderes und absolut lesenswertes Buch, das sicherlich noch lange Zeit in mir nachhallen wird.

Bewertung vom 06.07.2025
Geschichten aus dem Muckligwald - Geschenkbuch mit Zeichnungen von Bestseller-Illustrator Charlie Mackesy
Cowie, Vicky

Geschichten aus dem Muckligwald - Geschenkbuch mit Zeichnungen von Bestseller-Illustrator Charlie Mackesy


ausgezeichnet

Für Klein… aber eben auch für Groß :-)

Der Muckligwald ist ein verzauberter Wald, in den Oma ihre Enkel, immer kurz vor dem Schlafengehen entführt. In den „Geschichten aus dem Muckligwald“ von Vicky Cowie treffen sie dort auf Kelpies, Brownies, magische Maikäfer, ja sogar Wasserspeier und besuchen ein verzaubertes Feenfest. Kleine Wunder geschehen und phantasievolle Illustrationen von Charlie Mackesy laden zum Träumen ein.

Ich habe mir dieses Buch nicht als Vorlesebuch für Kinder ab 4Jahren gekauft, sondern tatsächlich als Geschenkbuch an mich selbst, da ich einen großen Fable für schöne Kinderbücher habe. Deshalb ist mir dieses Buch, mit seinem liebevoll gestalteten Cover und dem nostalgischen Touch, auch sofort ins Auge gefallen. Vom zauberhaften Cover einmal abgesehen, ist es mit der Goldprägung auf dem leinenartigen Buchrücken, insgesamt nicht nur hochwertig, sondern auch wunderschön anzusehen. Zudem bin ich ein großer Fan von Charlie Mackesys Tuschezeichnungen. Als Künstler und Illustrator wurde er insbesondere durch das Buch, bzw. den Kurzfilm „Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd“ bekannt, für den er sogar einen Oscar gewann.

Zwar ging es mir bei dem Buch vielmehr um das Optisch-künstlerische, als um das Inhaltliche (obwohl ich natürlich auch ein großer Fan von Feen und sämtlichen mythischen Wesen bin), doch versprühen die liebevollen, kleinen Geschichten rund um den Muckligwald selbstverständlich auch einen unheimlichen Charme und wärmen das Herz. Insgesamt handelt es sich um fünf kindgerechte Kurzgeschichten, die in poetisch angehauchter Reimform verfasst sind und sich melodisch, mit großer Freude, lesen lassen. Natürlich allesamt untermalt mit den tollen Illustrationen von Charlie Mackesy, die sehr viel Platz für die eigene Fantasie lassen. Wobei ich es - wie im Übrigen auch in diesem Buch vorhanden - immer sehr mag, wenn ein Buch eine kleine Karte enthält, so dass man sich vom Ort des Geschehens ein besseres Bild machen, selbst auf Erkundungstour gehen kann. (Denn wer kennt sie z.B. nicht, die Karte vom Hundertmorgenwald!?)

Fazit: Ein wunderschön gestaltetes, kreatives und absolut empfehlenswertes Vorlese- und Geschenkbuch - nicht nur für kleine Leute :-)

Bewertung vom 03.07.2025
Der letzte Ouzo (eBook, ePUB)
Feilitzsch, Hanna von

Der letzte Ouzo (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Καλώς ήρθατε στην Πάρο

Herzlich Willkommen auf Paros! In ihrem Griechenlandkrimi „Der letzte Ouzo“ nimmt uns Hanna von Feilitzsch mit auf die malerische Kykladeninsel Páros. Dort steigt Christína Strátou, nach langjähriger Pause, wieder in den Polizeidienst ein. Noch gar nicht richtig auf der Insel angekommen, findet sie auf dem Byzantinischen Weg, die Leiche einer jungen Frau. Als „Neue“ von den Ermittlungen ausgeschlossen und nicht einverstanden mit dem vorschnellen Urteil des Ermittlungsleiters Fánis, der ausschließlich den Ehemann verdächtigt, geht Christína ihrem eigenen Gespür nach und ermittelt auf eigene Faust. Stecken hinter der Tat tatsächlich die niederen Beweggründe des Ehemanns oder verbirgt sich vielleicht doch etwas ganz anderes hinter dem Mord?

Von den spannenden Lesestunden, in denen ich mitgerätselt und mitgefiebert habe, einmal ganz abgesehen, war das Buch für mich wie ein kurzer Urlaub in der Ägäis. Wobei Urlaub es nicht so richtig trifft, denn Hanna von Feilitzsch vermittelt vielmehr das typisch griechische Lebensgefühl in ihrem Buch. Die Handlung spielt fernab der Touristenströme, was es mir nur um so sympathischer macht. Die Namen, die Menschen, die Landschaft - die Autorin schreibt so authentisch, dass ich die Protagonisten nicht nur bildlich und gestikulierend vor mir sah, sondern auch den, in der Luft liegenden, würzigen Geruch der Wildkräuter und Wälder, immerzu in der Nase hatte. Unangenehm wurde der bildhafte Schreibstil dann allerdings an den Stellen, an denen mir angesichts der vielen griechischen Köstlichkeiten, das Wasser pausenlos im Mund zusammenlief und ich furchtbares Gern- bzw. Heimweh bekommen habe ;-) 

Mit dem Schreibstil hatte ich mich jedenfalls, von der ersten Seite an, direkt angefreundet, so dass sich das Buch flüssig und mit Freude lesen lies. Die Handlung war absolut packend und nachvollziehbar, der Fall dank falschen Fährten und Wendungen spannend und die Protagonisten (bis auf wenige, gewollte Ausnahmen) überaus sympathisch. Gern hätte ich selbst, in der einen oder anderen gemütlichen Runde, mit am Tisch gesessen. Toll fand ich auch die griechischen Kapitelüberschriften mit den anschließenden Erklärungen bzw. Übersetzungen. Nicht nur der zusätzlichen, kleinen Griechisch-Lektion wegen, sondern weil ich die typisch griechischen Aussagen und Sätze ebenfalls direkt im Ohr hatte. 

Fazit: Ein überaus pfiffiges, gut durchdachtes und gelungenes Gesamtpaket und natürlich ein MUSS für jeden Griechenlandliebhaber oder denjenigen, der es noch werden möchte. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung, denn sowohl Chrístina, als auch der Esel, sind mir direkt ans Herz gewachsen :-) 

Bewertung vom 02.07.2025
Blindspiel
Seeck, Max

Blindspiel


ausgezeichnet

Mord in Schwarz-Weiß

Gelegenheit macht Diebe. Allerdings war dem jungen Mann sicher nicht klar, dass es sich bei der, aus dem fremden Auto erbeuteten, Aktentasche, um das Eigentum eines Serienkillers handelt. Das er definitiv zur falschen Zeit am falschen Ort war und dies sein letzter Diebstahl sein wird. Kurz darauf schlägt der Killer ein weiteres Mal zu, eröffnet mit einem weiteren Mord eine bislang ungeahnt tödliche Partie. Auf anscheinend unbegründeten Verdacht hin, wird der eigensinnige Serienkiller-Experte und Profiler „Milo“ von der Kripo Helsinki zu Rate gezogen, nichts ahnend, auf welch grausiges Spielfeld er sich begibt und welchen Dämonen seiner Vergangenheit er sich stellen muss, um mit dem Killer Schritt zu halten.

„Blindspiel“ ist mein erstes Buch des finnischen Autors Max Seeck und… ich bin begeistert! Obwohl ich zunächst leichte Probleme mit dem extravaganten Schreibstil des Autors hatte und auch an die Story, mit den vielen unaussprechlichen Straßennahmen, skeptisch herangegangen bin, so hat sie mich schließlich von Seite zu Seite mehr und mehr in ihren Bann gezogen. Schlussendlich konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn nach und nach, hat sich ganz langsam immer mehr Spannung aufgebaut. So gab es die ein oder andere Wendung und auch Enthüllung, die mich richtiggehend gefesselt und in diesen „ach, ein Kapitel geht noch“ Sog gezogen hat.

Die Ermittlungsgruppe der Kripo Helsinki ist wahnsinnig vielschichtig und mit ganz unterschiedlichen Charakteren, hervorragend dargestellt. Sympathisch und doch hat jeder, wie im wahren Leben, so seine Macken, müssen trotzdem mit den Anderen im Team zusammenarbeiten und als Leser weiß man zunächst einmal nicht so recht, was man denn nun eigentlich von ihnen halten soll. Ganz besonders von Milo, dem externen Berater und Profiler, der auf seine Art schon ganz besonders „speziell“ ist. Wobei ich persönlich es ja liebe, wenn Thriller nicht nur eindimensional sind, sondern auch der Lebensgeschichte des Ermittlers einen eigenen Handlungsstrang zugestehen. Milo ist so ein Außenseiter-Typ, hat Ecken, Kanten und Macken, ist absolut sonderbar - doch gerade das mag ich so an ihm! Ebenso mag ich es, wenn man während des Buches langsam erfährt, warum er denn nun eigentlich so ist, wie er ist, was ihnen seinem Leben geprägt und wovon er seine Traumata davongetragen hat.

Fazit: Ich fand das Buch an keiner Stelle langatmig oder uninteressant. Immer wieder wurde ich gedanklich in eine andere Richtung gelenkt, so dass auch das Ende für mich nicht voraussehbar und definitiv mal etwas ganz Anderes war. Ich bin vom Auftakt dieser neuen Thrillerreihe jedenfalls absolut begeistert, werde definitiv an Milo dran bleiben und hoffe auf noch viele Fortsetzungen mit ihm!

Bewertung vom 26.06.2025
Zypressensommer
Simon, Teresa

Zypressensommer


ausgezeichnet

Emotionale Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart

1998. Nach dem Tod ihres Großvaters reist die Hamburger Goldschmiedin Julia das erste Mal in seine toskanische Heimat. Ganz überwältigt von der malerischen Schönheit des Landes und der Landschaft, möchte sie sich dort auf die Spuren ihres Großvaters begeben. Wieso ist er nie in seine wunderschöne Heimat zurückgekehrt? Was ist während des Zweiten Weltkrieges passiert? Während ihres Vorhabens lernt sie Matteo kennen und begibt sich mit ihm zurück in die 1940er Jahre, in eine Zeit bedrückende voller Widerstand…

Von der wundervoll erzählten Geschichte einmal abgesehen, haben mir insbesondere auch die fesselnden Beschreibungen über die Schönheit der Toscana sehr gut gefallen. Teresa Simon schreibt in ihrem Buch „Zypressensommer“ mit einer unheimlichen Lebendigkeit und nimmt einen dadurch ganz und gar mit auf die Reise. Das sogar in zweierlei Hinsicht, denn es geht ebenso auf Zeitreise. Während ein Teil der Geschichte im Jahr 1998 spielt und von Julias Reise, der Schönheit der Toscana und Julias Spurensuche handelt, erzähl ein anderer Teil von den 40er Jahren in Italien. Erzählt die Geschichte ihres Großvaters Gianni, ebenso wie die Geschichte von Giulia. Erzählt von Faschismus und Widerstand, erzählt von einer dunklen Seite. Gerade dieser Kontrast hat mir ganz besonders gut gefallen, Leben und Spannung in die Geschichte gebracht. Davon abgesehen empfand ich auch die Beschreibungen und Charaktere als sehr glaubwürdig und realistisch dargestellt, ebenso wie den sanft-emotionalen Schreibstil, der sich flüssig lesen lies. Abschließend gab es dann sogar noch eine kleine Rezeptsammlung und ein beeindruckendes Nachwort, was das ganze Buch nochmal irgendwie abgerundet hat.

Fazit: Mich hat das Buch komplett abgeholt und ebenso berührt. Es war erschreckend und traurig, romantisch und emotional, lehrreich und wundervoll zugleich. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 26.06.2025
We Burn Daylight
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


sehr gut

„God, Guts, Guns“ - Wie irre können Menschen sein!?

Waco, Texas,1993. Perry Cullen „The lamp“ hat sich auf einer abgelegenen Ranch seine eigene „Glaubensgemeinde“ erschaffen. Als selbsternannter Prophet und Messias scharrt er dort seine, ihm treu ergebene Anhänger, um sich, um Bibelstunden abzuhalten, zu beten und auf die letzten Tage der Menschheit zu warten. Auch Jayes Mutter ist dem charismatischen Perry verfallen und macht sich mit ihrer Tochter auf den Weg nach Texas, um sich der Sekte ebenfalls anzuschließen. Doch Jaye ist skeptisch, wenig angetan von Perry und lernt in Waco Roy, den Sohn des Sheriffs, kennen. Der ahnt zunächst noch nichts von Jayes Verbindung zu Perry, der zunehmend ins Visier der Behörden gerät und ebenso nichts, von der Tragödie die sich anbahnt…

Auch wenn es sich bei „We burn daylight“ von Bret Anthony Johnston um eine fiktive Geschichte handelt, so ist sie doch stark an die realen Geschehnisse von Waco angelehnt. Genau diese Tatsache hat das Buch für mich ganz besonders interessant gemacht und mich immer wieder motiviert, im Internet nach alten Artikeln und auch Videodokumentationen bzgl. Waco zu suchen und mir die reale Tragödie von damals nebenher auch noch anzuschauen, da mir diese bislang gar nicht so bekannt war. Die Idee des Buches, diese erschütternde Geschichte von Gewalt und Religion, von Fanatismus, sowie Wunsch nach Zugehörigkeit anhand der unschuldigen Liebesgeschichte zwischen den beiden Teeangern Jaye und Roy zu erzählen, finde ich absolut gelungen. Ebenso wie mir in dem Zusammenhang, der völlig unaufgeregte Schreibstil sehr gut gefallen hat, da dies die ganze Dramatik in ihrem gesamten Ausmaß noch einmal mehr zum Ausdruck gebracht und in einen völlig irrealen Kontrast gesetzt hat. Absolut passend, wenn man die ganze „God, Guts, Guns“ Absurdität bedenkt. Sei es Perry, einer seiner Anhänger, der Sheriff, Roy oder Jay - wirklich alle Figuren des Buches sind absolut realistisch dargestellt, so dass sich sogar die Motivation ihres Handelns und Denkens gut nachvollziehen lässt, so krank sie teilweise auch sein mag.Ebenso gut durchdacht und zudem auflockernd, fand ich auch die immer mal wieder eingefügten Podcast-Folgen, mit den rückblickenden Interviews derer, die an der Tragödie - sowohl auf der einen, als auch auf der anderen Seite - beteiligten waren. Wobei sich die Brillanz der Podcast-Idee eigentlich erst ganz zum Schluss offenbart. Auch wenn mir das Buch wirklich gut gefallen hat, empfand ich die Story dennoch an manchen Stellen als etwas schleppend und dröge, hatte ich doch irgendwie mit mehr erschütternden Szenen und „dem gewisse Etwas“ gerechnet, das mich daran hindert, das Buch wieder aus der Hand zu legen.

Fazit: Insgesamt ein wirklich grandioses Buch, das mich nicht nur während des Lesens oft hat innehalten und nachdenken lassen, sondern mich mich auch nachhaltig immer noch beschäftigt. Eine absolute Leseempfehlung für all diejenigen unter Euch, die nicht nur auf reine, aneinandergereihte Action aus sind!

Bewertung vom 26.06.2025
A Fate Inked in Blood / Die Skaland-Saga Bd.1
Jensen, Danielle L.

A Fate Inked in Blood / Die Skaland-Saga Bd.1


sehr gut

Nordische Frauenpower

Danielle L. Jensen setzt in „A fate inked in blood“ ganz auf nordische Frauenpower. In einer Mischung aus romantischer Fantasy und nordischer Mythologie erzählt sie die Geschichte der jungen Freya, die durch einen Verrat zwar ihrer unglücklichen und von Gewalt geprägten, Ehe entkommt, nicht aber dem Jarl von Skaland. Denn was bisher niemand ahnte - Freya ist eine sagenumwobene Schildmaid und trägt somit große Magie in sich. Der Prophezeiung nach, wird es demjenigen, der sie zur Frau hat, gelingen, das zerrissene Reich zu vereinen und über ganz Skaland zu herrschen. Doch wie lange kommt sie gegen sich selbst und die verbotenen Gefühlen zu Bjorn, dem Sohn des Jarls an? Freya ist fest entschlossen ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Ich habe bisher noch kein anderes Buch der Autorin gelesen und kannte bislang auch nur Fantasyromane, die an die griechische Mythologie angelehnt sind, daher fand ich es klasse, dass „A fate inked in blood“ mal in die andere Richtung geht und von der nordischer Mythologie inspiriert ist. Schreibstil und Sprache fand ich zwar durchaus passend, allerdings an so manchen Stellen, dann doch auch wieder recht anstrengend. Zum einen hab ich oftmals einfach den Faden verloren, zum anderen wusste ich, bei so manchen Ausdrücken, gar nich worum es da gerade überhaupt geht. Für mich war der Einstieg anfangs also echt gewöhnungsbedürftig und ein flüssiges Lesen dadurch auch nicht immer gegeben, allerdings hab ich mich mit der Zeit dann auch daran gewöhnt. Schließlich ist die Handlung echt spannend und auch die Protagonisten sind echt gut ausgearbeitet, so dass ich sie mir lebhaft vorstellen konnte. Wobei Freya mein Herz irgendwie nicht ganz gewinnen konnte, obwohl sie - kein Zweifel - eine sehr interessante Charaktere darstellt. Da war mir Bjorn schon wesentlich näher. Und trotzdem fand ich manche „romantische“ Szenen, zwischen Freya und ihm, dann doch etwas drüber, wenn auch nicht wirklich störend.

Fazit: Es war mal was Anderes und eine interessante Mischung, so dass ich sagen kann, dass mir der Reihenauftakt, alles in allem, ganz gut gefallen hat. Jedenfalls habe ich, nicht zuletzt wegen dem Cliffhanger am Ende, Band 2 auch direkt schonmal vorbestellt!