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Benutzername: 
sidis-bib

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 06.07.2025
Blindspiel
Seeck, Max

Blindspiel


sehr gut

Düstere, finnische Thrillerspannung in Schwarz und Weiß

„Blindspiel“ von Max Seeck. ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe rund um den finnischen Profiler Milo Perho – düster, kraftvoll, schwermütig.

Um was geht es?
An der Brücke zur Insel Seurasaari wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt – komplett mit weißer Farbe bedeckt. Die finnische Kriminalpolizei steht vor einem Rätsel. Doch aufgrund der „Gestaltung“ des Opfers, rufen sie sofort den Profiler Milo Perho hinzu. Spätestens als im Hals des Opfers eine Schachfigur entdeckt wird und am nächsten Tag ein Brief mit einer Schachnotation, vermutet die leitende Ermittlerin Minka Laine, dass es sich um einen Serientäter handelt und Milos Täterprofil Gold wert sein kann. Denn der nächste Zug ist sicher schon geplant. Werden sie den Täter rechtzeitig stoppen können?

Protagonist des Thrillers ist der Profiler Milo Perho. Aus dem aktiven Polizeidienst ausgeschieden, betreibt er nun eine kleine Kunstgalerie und ist als externer Berater für die finnische Kripo tätig. Als ehemaliger Undercover-Polizist und durch sein Studium bringt er viel Erfahrung und strategisches Denken mit. Gleichzeitig kämpft er privat mit den Dämonen seiner Vergangenheit, einem unerfüllten Kinderwunsch und einer beginnenden Depression bzw. düsteren Gedanken. Man merkt ihm an, dass das Verhindern von Verbrechen immer noch oberste Priorität bei ihm genießt, auch wenn er das selbst nicht wahrhaben möchte. Seine Kollegin Minka, leitende Ermittlerin, hat ein gutes Gespür für Hinweise, scheint wesentlich gefestigter als Milo in ihrem Leben zu sein – vielleicht auch durch ihre beiden Kinder – und ist sehr vorurteilsfrei. Deswegen funktionieren sie und Milo auch so gut miteinander, wohingegen Milo sich mit anderen Kollegen der Kripo, aber auch im privaten Umfeld in einem ständigen Spannungsverhältnis zu befinden scheint, dass mal stärker, mal schwächer ausgeprägt ist.

Der Thriller besticht durch viele kurze Kapitel, die immer wieder aus der Perspektive anderer Haupt- und Nebencharaktere oder der Opfer geschrieben sind. Mehrheitlich sind sie aber aus Sicht von Milo geschrieben, bei dem es gleichzeitig Rückblenden in seine Vergangenheit gibt. Trotz der vielen Wechsel ist einem als Leser aber immer klar, aus welcher Perspektive das jeweilige Kapitel geschrieben ist. Da es sich um den Auftakt einen Thrillerreihe handelt, lernen wir zu Beginn des Buches erst alle Charaktere, insbesondere Milo, ausführlich kennen. Das mag für den einen oder anderen Leser zu viel Privates sein, mich persönlich hat das aber nicht gestört. Das ist typisch Reihenauftakt. Relativ bald übernimmt die eigentliche Thrillerhandlung und man bekommt den erwarteten Pageturner.

Wie viele finnische Thriller ist auch dieser sehr dunkel geschildert und ruft durchweg eine schwermütige und düstere Atmosphäre hervor. Mir gefällt das sehr gut und ich mag auch diese depressiv angehauchten, problembeladenen Ermittlertypen sehr gerne. Die Schachanalogien waren mal etwas anderes und haben mir persönlich sehr gut gefallen – vielleicht weil ich früher selbst viel Schach gespielt habe. Ich glaube aber, dass man auch als Nicht-Schachspieler der Handlung sehr gut folgen kann.

Schön fand ich, dass man als Leser super miträtseln konnte, weil die Hinweise einen gut durch die Ermittlungen geführt haben. Die überraschende Wendung zum Schluss war gut nachvollziehbar, allerdings hätte ich persönlich einen anderen Täter als wahrscheinlicher empfunden. Mehr kann ich dazu aber leider nicht verraten, sonst spoilere ich. Leider werde ich nie erfahren, ob es Euch nach Lesen des Thrillers ähnlich geht wie mir 😉

Fazit:
Wer düstere Thriller mit schwermütigen Charakteren und dunkle Settings mag und sich nicht an privaten Schilderungen stört, wird dieses Buch lieben und vermutlich auch weitere Bände der Reihe sehr schätzen. Ich freue mich auf jeden Fall darauf, in einem neuen Fall mit Milo und Minka auf Verbrecherjagd zu gehen. Für mich persönlich ein Pageturner mit einer tollen Story.

Bewertung vom 06.07.2025
Die feindliche Zeugin
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


gut

Die Suche nach Gerechtigkeit

Im Thriller „Die feindliche Zeugin“ macht sich die Strafverteidigerin Rosa auf die Suche nach Gerechtigkeit in einem schweren Verbrechen – entgegen allen Vorurteilen und Vorverurteilungen.

Um was geht es?
Der schwarze Jugendliche Emmett Hamilton soll im Verlauf eines Handgemenges im Park den weißen Krankenpfleger Thomas Dove erstochen haben. So zumindest lautet die Anklage. Seine junge Strafverteidigerin, die Solicitor Rosa Mercedes Higgins, selbst in dieser schlechteren Gegend aufgewachsen, hat zunehmend das Gefühl, dass Emmett nicht der Täter, sondern ein Bauernopfer ist. Entgegen allen Vorurteilen der Medien, versucht sie den Hintergründen des Verbrechens und dem wahren Tathergang auf die Spur zu kommen. Wird sie Ihren Mandanten entlasten können? Oder den endgültigen Beweis für seine Schuld finden und die Vorurteile bestätigen?

Protagonistin des Buches ist die schwarze Solicitor Rosa Mercedes Higgins, die in einem aufsehenerregenden Prozess erstmals federführend als Strafverteidigerin tätig ist. Selbst in schwierigen Verhältnissen groß geworden, weiß sie um die rassistischen Vorurteile gegenüber schwarzen Jugendlichen. Obwohl sie selbst mit finanziellen Problemen und persönlichen Schicksalsschlägen kämpfen muss, kniet sie sich deswegen voll rein, um ihrem Mandanten zu helfen. Zielstrebig geht sie, allen Widrigkeiten und Enttäuschungen zum Trotz ihren Weg und lässt sich nicht unterkriegen. Dabei begleiten sie unterschiedliche Familienmitglieder, Freunde und Kollegen und wir lernen das Leben von Rosa und ihre Persönlichkeit und Lebensumstände sehr gut kennen.

Der Thriller liest sich leicht und flüssig und ist vor allem in der ersten Hälfte sehr spannend. Danach lässt die Spannungskurve deutlich nach, aber das Buch ist immer noch nett zu lesen. Die Kapitel sind kurz, was ich persönlich immer als sehr angenehm empfinde, da man mal schnell „zwischenrein“ lesen kann 😊 Am Anfang hat mir noch ein wenig das Verständnis zum britischen Rechtssystem gefehlt. Aber da hat mir das Internet schnell weitergeholfen 😉 „Die feindliche Zeugin“ ist kein Pageturner im klassischen Sinn, aber man möchte wissen, was im Verlauf des Prozesses herauskommt und ob Rosa auf der Suche nach der Wahrheit und Gerechtigkeit Erfolg haben wird. Rosa ist eine unglaublich sympathische Protagonistin, der man sich aufgrund der vielen Einblicke in ihre teils schwierige Familiengeschichte und Familienverhältnisse sehr verbunden fühlt. Es hat mich etwas gestört, dass am Anfang sehr viel Wert auf die Affäre mit Tristan gelegt wird, der plötzlich aus der Story verschwindet. Ebenso ging es mir bei Nana, die auch auf einmal recht kurz abgehandelt wurde – vermutlich bedingt durch die Zeitsprünge im Prozess. Beides hätte ich mir aber etwas ausführlicher gewünscht.

Fazit:
Alles in allem hat mir der Thriller angenehmen Lesestunden beschwert. Es handelt sich um einen soliden Thriller – nicht der große Pageturner, aber als Justizthriller trotzdem interessant. Er greift das Thema Rassismus auf eine sehr subtile Art auf, ohne mit dem Finger zu sehr auf andere zu zeigen. Alles in allem solide Lesespannung – kein must-have, aber ein nice-to-read 😊

Bewertung vom 06.07.2025
Eine von uns
Hayes, Samantha

Eine von uns


sehr gut

Alte Freundschaften, alte Geheimnisse und die Suche nach der Wahrheit

In „Eine von uns“ entführt uns die Autorin Samantha Hayes in die Welt einer alten Vierer-Mädchen-Clique, deren Vergangenheit durch ein düsteres Geheimnis überschattet wird, das in der Gegenwart nach Aufklärung schreit.

Um was geht es?
Gina kehrt mit ihrer Familie in ihre Heimatstadt zurück. Denn ihr Haus ist abgebrannt und ihre erfolgreiche Freundin aus Jugendtagen, Annie, die sich gerade auf Reisen befindet, überlässt ihr kostenlos ihr frisch renoviertes Haus für einige Wochen. Gina kann ihr Glück kaum fassen. Trotzdem verbindet sie mit ihrer Heimat nicht nur schöne, sondern auch schreckliche Erinnerungen. Als Annies Haushälterin Mary vor der Tür steht und täglich ihrer Arbeit nachgeht, beschleicht Gina zunehmend ein ungutes Gefühl. Sie fühlt sich beobachtet, bedroht und verfolgt. Ist Mary der Grund oder ist es das uralte Geheimnis – jene schicksalhafte Nacht vor so vielen Jahren, als aus den vier Freundinnen drei wurden?

Protagonistin des Buches ist die junge Mutter Gina. Verstört und gestresst davon, dass das Zuhause ihrer Familie in Flammen aufgegangen ist, versucht sie in ihrer alten Heimatstadt zur Ruhe zu kommen. Gina ist ein ambivalenter Charakter. Zum einen scheint sie ein gutes Radar für Gefahr zu haben, sie fühlt sich aber auch schnell bedroht und ihre Ängste wirken zeitweise regelrecht übertrieben und nicht nachvollziehbar. Zum anderen ist sie schon fast zu nett und erschreckend naiv, sodass man sie als Leser nur schütteln und „Wach auf“ schreien möchte. Die zweite Protagonistin ist die Haushälterin Mary, die zwar nett wirkt, aber die nicht ehrlich ist und von der man als Leser von Anfang an fürchtet, dass sie nichts Gutes im Schilde führt. Sie ist zielgerichtet und eine sehr gute Schauspielerin: nach Außen nett, nach Innen voller Hass und Rachegedanken. Die Interaktionen der beiden mit den Nebencharakteren und deren Reaktionen darauf sind unglaublich interessant, denn dadurch entstehen mehr oder minder große unterschwellige Spannungen, die die Geschichte vorantreiben.

Das Buch liest sich schnell und flüssig und weist angenehm kurze Kapitel auf. Die Kapitel sind aus den Perspektiven der beiden Protagonistinnen Gina und Mary verfasst – immer wieder unterbrochen durch Rückblenden in die Vergangenheit. Das macht das Buch unglaublich dynamisch und der Leser hat einfach Lust, immer weiterzulesen. Nach und nach wird dem Leser so die ganze Geschichte und ihre Tragik offenbart. Weite Teile des Buches haben mir außerordentlich gut gefallen, doch im letzten Viertel hätte man alles wesentlich schneller auflösen können. Es gab so viele Hinweise, die Gina gar nicht übersehen konnte. Das hat mich tatsächlich etwas gestört und mir kam das Buch dadurch künstlich in die Länge gezogen vor. Deswegen gibt es von mir auch nur 4 Sterne anstatt der ursprünglich angedachten 5 Sterne.

Fazit:
„Eine von uns“ ist ein spannender, düsterer Thriller, dessen Plot durch ein schlimmes Ereignis in der Vergangenheit geprägt ist, das an die Oberfläche drängt. Durch die kurzen Kapitel und die Rückblenden wird einem die spannende Story häppchenweise serviert und man rast in weiten Teilen förmlich durch das Buch. Das letzte Viertel ist allerdings etwas langatmig. Trotz vieler überraschender Wendungen ist die komplette Story in sich stimmig. Ich kann das Buch Thriller-Fans nur empfehlen 😊

Bewertung vom 17.06.2025
Vorsehung
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Was würdest Du tun, wenn Du weißt, wann und wie Du stirbst?

Im Roman „Vorsehung“ von Liane Moriarty bringt eine alte Dame namens Cherry die Leben zahlreicher Passagiere eines Fluges mit ihren Todesvorhersagen aus dem Gleichgewicht.

Um was geht es?
Eine alte Dame befindet sich auf einem stark verspäteten Flug Richtung Sydney. Die Stimmung an Bord ist aufgrund der Verspätung angespannt. Plötzlich steht die alte Dame auf und geht von Passagier zu Passagier. Mit den Worten „Ich erwarte …“ prophezeit sie jedem Fluggast das persönliche Todesdatum und die Todesursache. Die Passagiere sind geschockt und sprachlos zugleich. Sind diese Prophezeiungen ernst zu nehmen? Wird sich das Leben der Fluggäste aufgrund dieser Vorhersagen verändern? Und wer ist die alte Dame?

In diesem Buch verfolgen wir nach der Landung des Fluges eine Vielzahl unterschiedlicher Passagiere und beobachten, wie sich die jeweilige Prophezeiung auf deren Leben auswirkt. Hauptperson des Romans dürfte die „alte Dame“ – Cherry Lockwood – sein. Wir lernen im Verlauf des Buches ihre komplette Lebensgeschichte kennen, ihre Männer, ihre Schicksalsschläge, ihre Karriere und verstehen so nach und nach, wie sie zur „Wahrsagerin“ wurde. Doch auch zahlreiche andere Charaktere begleiten uns auf unserer Reise durch das Buch und wir beobachten als Leser, welchen Einfluss die Prophezeiung auf deren Leben nimmt oder auch nicht. Da ist die junge Mutter Paula, die bereits unter Angststörungen leidet, die sich nun wieder verstärken. Der Bauingenieur und Workaholic Leo, der bei einem Arbeitsunfall sterben soll. Ethan, der durch eine Schlägerei sein Ende finden soll und viele mehr. Es ist unglaublich interessant, den Verlauf ihrer Lebensgeschichten und Reaktionen auf gewisse „Nachrichten“ zu verfolgen.

Der Roman liest sich angenehmen und flüssig. Aufgrund der vielen kurzen Kapitel, die uns abwechselnd durch einzelne Lebensgeschichten begleiten, ist das Buch unglaublich vielseitig und spannend. Dabei reden wir nicht von einer klassischen Krimispannung, sondern eher der Voyeurismus, der den Leser vorantreibt, da er wissen will, wie es bei diesem oder jenem Charakter weitergeht. Die Kapitel sind kurz, was ich persönlich sehr schätze. Schwierig fand ich zu Beginn des Buches die vielen Namen und Daten. Da habe ich mir einen Notizzettel und Stift geschnappt, was ich jedem Leser nur empfehlen kann. Die einzelnen Charaktere sind aber so klar beschrieben, dass man schnell ein Bild von ihnen vor Augen hat und deswegen die „Gedächtnisstütze“ in Form des eigenen Personenverzeichnisses nicht mehr benötigt. Durch die verschiedenen Charaktere in unterschiedlichen Altersstufen mit immer anderen „Problemen“ ist das Buch auch unglaublich abwechslungsreich.

Mich selbst hat der Roman sehr nachdenklich gestimmt. Wie würde ich wohl auf so eine Prophezeiung reagieren? Das Buch hat noch lange bei mir nachgewirkt und zumindest bei mir persönlich einige vermeintlich immer wichtige Dinge wieder an den richtigen Platz gerückt. Aber das ist von der Person des Lesers abhängig. Auf jeden Fall hat mich das Buch berührt, zum Lachen und zum Weinen gebracht, nachdenklich gestimmt und vieles mehr.

Fazit:
„Vorsehung“ ist ein etwas anderer Roman, der sich damit beschäftigt, wie eine Todesprophezeiung sich auf unterschiedliche Leben auswirkt. Man begleitet also vor allem unterschiedliche Lebensgeschichten, fiebert mit den Charakteren mit und stellt sich vielleicht selbst die eine oder andere Frage nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. Wem so etwas gefällt, wird dieses Buch lieben. Ich kann es auf jeden Fall nur weiterempfehlen. Fünf von fünf Sterne.

Bewertung vom 25.05.2025
The Island - Auf der Flucht
Martin, Nicola

The Island - Auf der Flucht


sehr gut

Die dunklen Seiten des Paradieses

In „The Island – Auf der Flucht“ entführt uns Nicola Martin auf eine luxuriöse Urlaubsinsel, die von dunklen Machenschaften und seltsamen Todesfällen überschattet wird.

Um was geht es?
Lola – Hotelmanagerin aus Hongkong – muss weg. Egal wohin. Denn ein Blutbad an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz lässt sie keine ruhige Minute mehr finden. Da kommt ihr das Angebot ihres alten Kollegen Mike Moxham, den sie aus Hongkong kennt, ganz gelegen. Stellvertretende Ressort-Managerin auf Keeper Island – der luxuriösen Ferieninsel des Milliardärs Kip Clement. Kaum angekommen, treibt Moxham tot im Meer. Ein Unfall? Lola möchte dies nicht glauben und beginnt zu ermitteln, Und schon bald erkennt sie, wie viel Lug, Betrug und dunkle Geheimnisse hinter dem schönen Schein stecken – nicht nur bei den reichen Gästen, sondern auch bei den Angestellten.

Protagonistin ist Hotelmanagerin Lola, die völlig verstört auf der Insel Keeper Island ankommt. Sie ist entsetzt, was ihr Freund bereit ist aus Liebe für sie zu tun und das, obwohl sie selbst eine Person ist, die aus Liebe zu ihrer Familie, ihre eigenen Wünsche und Träume zurückstellt. Trotzdem ist sie ein Mensch mit Gewissen und einem hohen Ehrenkodex. Sie möchte nicht erpresserisch tätig sein oder ihre eigenen Überzeugungen verraten, nur um ihre Ziele zu erreichen. Vermutlich schließt man sie deshalb als Leser schnell ins Herz und möchte sie bei manch gefährlicher Aktion am liebsten zurückhalten. Auf Keeper Island trifft sie im Kollegen- und illustren Gästekreis auf die unterschiedlichsten Charaktere, mit unterschiedlichen Ansichten bis hin zur absoluten Gewissenlosigkeit. Es macht Spaß zu beobachten, wie die Interaktion mit diesen Charakteren Lolas Überzeugungen ins Wanken bringen und sie sich an der einen oder anderen Stelle innerlich weiterentwickelt.

Das Buch liest sich angenehm und flüssig, ist verständlich geschrieben und man rast nur so durch. Mir hat es sehr viel Lesefreude bereitet, auch wenn ich mir gewünscht hätte, es an einem Traumstrand im Urlaub zu lesen. Trotz all der Spannung und der düsteren Entwicklungen, hat sich dieser Thriller nämlich ein bisschen wie ein Kurzurlaub angefühlt. Und ich weiß, das klingt verrückt 😉 Einzig der Epilog hat meine Lesefreude ein wenig getrübt. Diesen hätte es für mich nicht gebraucht. Soll das ein Cliffhanger auf „The Island 2“ sein? Soll uns das sagen, dass noch mehr hinter Moxhams Tod steckt als nach Abschluss des Buches bekannt ist? Für mich persönlich war der Epilog tatsächlich unnötig und hat meinen Gesamteindruck zum Buch leider negativ beeinflusst. Sehr schade ☹

Fazit:
Der Thriller ist mal wieder etwas anderes, was sicher auch an dem ungewöhnlichen Setting liegt – einem Luxus-Urlaubsressort mit ungewöhnlichen, steinreichen, teils skrupellosen Gästen, aber auch nur bedingt charakterlich besseren Mitarbeitern. Mir hat es großen Spaß gemacht, mit Lola „zu ermitteln“. Da war Lesespannung garantiert. Lediglich der Epilog am Ende war für mich überflüssig und hat die Lesefreude etwas getrübt.

Bewertung vom 10.05.2025
Killer Potential
Deitch, Hannah

Killer Potential


gut

In ihrem Debüt-Thriller „Killer Potential“ nimmt uns Hannah Deitch mit auf einen rasanten Roadtrip voller düsterer Geheimnisse, unvorhersehbaren Wendungen und psychischen Verwicklungen. Spannend, manchmal verwirrend und irgendwie anders.

Um was geht es?
Evie Gordon arbeitet als SAT-Tutorin für reiche Kinder in Los Angeles. Unter anderem ist sie für die Victors tätig, deren Tochter Serena sie unterrichtet. Als sie eines Tages zur Arbeit kommt, scheint das Haus verlassen – bis sie im Garten über die Leichen von Dinah und Peter Victor, Serenas Eltern, stolpert. Völlig aufgewühlt kehrt sie ins Haus zurück. Noch während sie überlegt, was als nächstes zu tun ist, hört sie seltsame Geräusche. Als sie diesen folgt, entdeckt sie unter der Treppe eine schmutzige, gefesselte Frau: Jae. Evie befreit die Gefangene, als plötzlich Serena in der Tür steht. In einer Kurzschlussreaktion schlägt Evie ihre Schülerin nieder und begibt sich mit Jae auf eine kopflose Flucht quer durch die USA – denn die beiden Frauen werden als kaltblütige Mörderinnen gejagt.

Protagonistin ist Evie Gordon, hochintelligent und dank Stipendien auf Elite-Universitäten bestens ausgebildet, bewegt sie sich unter den Reichen, als würde sie selbst dazugehören. Deswegen frustriert es sie umso mehr, dass sie es bis jetzt in ihrem Leben nur zur SAT-Tutorin gebracht hat. Sie sehnt sich nach Reichtum, Glamour, Abenteuer. Einen Hauch davon erhält sie durch das Unterrichten in den Häusern der Reichen und Schönen und gleichzeitig ist da immer dieses unterschwellige „Auch-Haben-Will“. Evie wirkt dadurch innerlich zerrissen und orientierungslos. Besonders durch ihre Flucht mit Jae kommt das immer mehr ans Licht. Jae ist sehr intelligent, leidet aber darunter, dass sie keine „Finanzintelligenz“ besitzt und deswegen in „schwierige“ Situationen gerät. Sie ist als Person nie richtig greifbar, verbirgt viel und doch scheint Evie durch ihre leicht naive Art, Stück für Stück Jaes Geheimnisse aufzudecken. Die beiden bilden ein ungewöhnliches Paar, das sich nach und nach anfreundet, während sie zeitgleich gemeinsam auf einen Abgrund zusteuern.

Das Buch weist einen für einen Thriller ungewöhnlichen Schreibstil auf. Man fühlt sich beim Lesen mehr auf einem völlig durchgeknallten Roadtrip als in einem düsteren Thriller. Gleichzeitig werden aber auch die dunklen Geheimnisse und Lebensgeschichten von Evie und Jae Schritt für Schritt enthüllt. Es ist eine interessante Mischung, die dem Leser mal etwas anderes bietet. Obwohl ich diese Andersartigkeit sehr geschätzt habe, ist für mich ab der Hälfte des Buches die Spannung immer mehr abgeflacht. Die überraschenden Wendungen waren für mich im Leseverlauf immer weniger plausibel und haben bei mir das Gefühl hervorgerufen, dass einfach etwas Besonderes für den Leser her musste. Vor allem gegen Ende des Buches war das Verhalten von Evie für mich nicht mehr schlüssig und hat mich als Leser unbefriedigt zurückgelassen.

Fazit:
Der Thriller ist mal etwas anderes und sorgt deshalb für Lesespaß. Leider hat die Spannung ab der Hälfte kontinuierlich nachgelassen und die Wendungen und Verhaltensweisen wurden für mich immer weniger nachvollziehbar. Das Buch ist also nett zu lesen und gute Unterhaltung, aber kein Must-Read für Thrillerfans.