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Alo

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2025
Das Flüstern der Marsch
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

Feministischer Familienroman

In „Das Flüstern der Marsch“ von Katja Keweritsch geht es um Mona, die zum Geburtstag ihres Großvaters in die Marsch reist. Doch dort erwartet sie eine überraschende Nachricht: Ihre Großmutter Annemie ist verschwunden. Nach und nach entfaltet sich ein geheimnisvolles Familiendrama, das weit in die Vergangenheit reicht und bei dem lange verborgene Wahrheiten ans Licht kommen.

Katja Keweritsch erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven von Frauen und über mehrere Zeitebenen hinweg. Anfangs wirkt das wie viele kleine Teile, die noch nicht zueinander passen. Doch am Ende fügen sie sich zu einem stimmigen Gesamtbild. Durch diese Erzählweise war ich das ganze Bücher über gefesselt und habe mich gefreut, wenn sich wieder ein Stückchen zusammengefügt hat. Sehr eindrücklich ist zudem die Beschreibung der Marschlandschaft. Sie schafft eine besondere Atmosphäre.

Das Buch ist zudem stark von feministischen Themen geprägt. Beim Lesen spürt man oft Wut darüber, wie mit den Frauen in der Geschichte umgegangen wird. Umso befriedigender ist es, ihre Entwicklung mitzuerleben und zu sehen, wie sie sich behaupten.

Ein spannender, vielschichtiger Roman, der Familiengeheimnisse, Landschaftsbeschreibungen und gesellschaftliche Themen gekonnt miteinander verbindet. 4,5/5 Sterne

Bewertung vom 10.09.2025
Moscow Mule
Rosa, Maya

Moscow Mule


ausgezeichnet

Bittersüß und pointiert: Maya Rosas Blick auf Russland
„Nichts machte uns zynischer als genau diese Weisheit, nämlich, dass man nur ein Leben hat und dass es nicht schlecht wäre, es woanders zu verbringen, wo man immer noch die Möglichkeit hätte, sich an eine vertraute Birke anzulehnen, ohne zwischendurch im Kerker zu landen. Bürgerrechte zu haben. Sich bei keinen Behörden anzubiedern und nirgendwo Schmiergeld zu zahlen.“ (Moscow Mule, S. 22)

Karina ist Studentin und wohnt in Moskau, die wünscht sich nichts sehnlicher als mit ihrer Freundin Tonya auszuwandern. Allerdings scheitert dieses Vorhaben an ihren finanziellen Möglichkeiten und an den politischen Gegebenheiten.

Die Themen in diesem Buch sind vielfältig. Es geht um beispielweise Freundschaft, Familie und man bekommt einen Einblick in die russische Gesellschaft. Aber in aller erster Linie geht es hier um weibliche Selbstbestimmung.

Beim Lesen musste ich öfter schlucken, es ist bittersüß. Obwohl das im Russland von vor 20 Jahren spielt, ist es aktueller den je und die Situation hat sich vor Ort durch den Ukrainekrieg höchstens noch verschärft. Dieser Einblick war für mich total spannend und ich habe die zwei Protagonistinnen gerne begleitet.

Am besten hat mir aber der Schreibstil von Maya Rosa gefallen. Sie schreibt unglaublich pointiert und mit ganz viel Wortwitz. Ich hoffe, wird dürfen noch ganz viel von ihr lesen. Empfehlung!

Bewertung vom 01.09.2025
Die Tage im Café Torunka
Yagisawa, Satoshi

Die Tage im Café Torunka


ausgezeichnet

Yagisawa enttäuscht nie

Nachdem ich bereits die anderen Werke von Satoshi Yagisawa gelesen und sehr geschätzt habe, war für mich klar: Auch sein neues Buch möchte ich unbedingt lesen und ich wurde nicht enttäuscht.

Die Tage im Café Torunka ist ein stilles, warmes Buch, das genau das richtige ist, wenn man nach einer Geschichte zum Wohlfühlen sucht. Es liest sich leicht und kurzweilig, entfaltet aber gleichzeitig eine wohltuende Tiefe, die zum Nachdenken anregt.

Das Buch ist in drei gleich lange Teile gegliedert, die jeweils aus einer anderen Perspektive erzählt werden. Alle drei Geschichten spielen rund um das Café. Zuerst begegnen wir einem Studenten, der im Café aushilft. Danach lernen wir einen älteren Stammgast kennen, bevor im dritten Teil die Tochter des Cafébesitzers im Mittelpunkt steht. Allen gemeinsam ist, dass sie während ihrer Zeit im Café nicht nur viel über die Liebe lernen, sondern auch über Freundschaft, Selbstliebe und das Leben an sich.

Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, glaubwürdig und auf Anhieb sympathisch. Man begleitet sie gerne auf ihrem Weg, teilt ihre kleinen Sorgen und Freuden und verlässt das Buch am Ende mit einem warmen Gefühl im Herzen.

Bewertung vom 27.08.2025
Schattengrünes Tal
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


sehr gut

Atmosphärisch stark
Kristina Hauff entführt ihre Leserinnen und Leser in ihrem dritten Buch „Schattengrünes Tal“ in den Schwarzwald. Schon der Schauplatz vermittelt eine bedrückende Atmosphäre, die von Beginn an spürbar ist.

Eine Fremde checkt in ein Hotel, das seine besten Jahre lange hinter sich hat, ein. Die Frau hat wahrscheinlich etwas Schlimmes erlebt, gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass sie ein Geheimnis verbirgt. Hauff entwickelt daraus ein Kammerspiel, das von subtiler Spannung lebt. Nach und nach bröckelt die Fassade der Figuren, und die düstere Stimmung des Schwarzwalds verstärkt das Gefühl, dass ein großes Unglück bevorsteht.

Besonders stark gelingt der Autorin die Gestaltung der Atmosphäre: Die Spannung baut sich leise, fast unmerklich auf, bis man unweigerlich in den Bann gezogen wird. Das Ende fällt im Vergleich etwas ab, es wirkt hastig erzählt und kann mit dem sorgfältigen Aufbau nicht ganz mithalten. Dennoch schmälert dieser Punkt das Lesevergnügen nicht entscheidend.

Fazit: Schattengrünes Tal ist ein psychologisch dichtes, atmosphärisch starkes Buch, das Fans von subtiler Spannung und dunklen Stimmungen begeistern dürfte. Ich habe nun auch Lust die anderen Romane von Kristina Hauff kennenzulernen. 3,5/5 Sterne

Bewertung vom 23.08.2025
Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)


sehr gut

Familiengeschichte

Wo die Moltebeeren leuchten von Ulrika Lagerlöf ist der Auftakt einer dreiteiligen Reihe, die sich an Leserinnen und Leser richtet, die ruhige Familienromane mit starkem Naturbezug mögen.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleiten wir die 17-jährige Siv, die in den schwedischen Wäldern als Köchin für Waldarbeiter arbeitet. Anfangs widerwillig, entdeckt sie in der Abgeschiedenheit ein neues Gefühl von Freiheit. Zum anderen gibt es Eva, die in der Gegenwart lebt und als PR-Beraterin in einem Konflikt zwischen Umweltschützern und einem Flusskraftwerksbetrieb vermitteln muss. Für sie wird die Arbeit zugleich zu einer Reise in die eigene Vergangenheit.

Besonders eindrucksvoll ist die Art, wie Ulrika Lagerlöf die Natur beschreibt. Die Wälder, die Gerüche und die Atmosphäre werden so lebendig, dass man sich mitten hineinversetzt fühlt. Gleichzeitig greift die Autorin wichtige gesellschaftliche Themen auf, etwa den Umgang mit den Samen oder Fragen des Klimaschutzes. Die Verbindung von Naturbildern, familiären Geschichten und gesellschaftlicher Relevanz macht den Roman besonders.

Auch wenn es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt, bietet das Buch einen runden Abschluss, sodass man es unabhängig von den Fortsetzungen lesen kann.

Bewertung vom 19.08.2025
Das Geschenk
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


ausgezeichnet

Satire mit ernstem Kern
Im Jahr 2024 sorgte der botswanische Präsident mit einem ungewöhnlichen Vorschlag für Schlagzeilen: Er regte an, 20.000 Elefanten nach Deutschland zu schicken. Was zunächst wie ein schlechter Scherz klingt, hat einen ernsten Hintergrund und genau diesen nimmt Gaea Schoeters in ihrem neuen Buch Geschenk auf.

Die Autorin spinnt aus dieser realen Begebenheit eine literarische Idee, die ebenso überraschend wie kraftvoll ist. Was würde passieren, wenn tatsächlich plötzlich 20.000 Elefanten in Berlin ankämen? Welche politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Fragen würde das aufwerfen? Schoeters verwebt dieses Gedankenexperiment zu einer scharfzüngigen politischen Satire, die über das humorvolle Gedankenspiel hinausgeht.

Wie schon in ihrem Vorgänger Trophäe gelingt es ihr, die Leserinnen und Leser zum Nachdenken zu bringen: über Machtverhältnisse, über das Verhältnis zwischen Europa und Afrika und über die Frage, wie wir global zusammenleben wollen. Dabei bleibt Geschenk trotz seiner Kürze ungemein dicht, prägnant und treffsicher formuliert.

Kurz gesagt: Geschenk ist eine kluge, pointierte und literarisch überzeugende Satire, die nicht nur aktuelle Debatten aufgreift, sondern auch die großen Fragen nach Verantwortung, Macht und Zusammenleben stellt.

Bewertung vom 05.08.2025
Das Geschenk des Meeres
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


sehr gut

Im Schatten der Vergangenheit

„Das Geschenk des Meeres“ spielt um 1900 in einem kleinen Dorf an der schottischen Küste. Eines Tages wird ein kleiner Junge an den Strand gespült, wie durch ein Wunder hat er überlebt. Das Merkwürdige: Er sieht einem anderen Jungen sehr ähnlich, der vor einiger Zeit im Meer verschwunden ist. Die Mutter dieses verschwundenen Jungen nimmt den neuen Jungen bei sich auf. Dadurch kommen in der Dorfgemeinschaft alte Erinnerungen, Verletzungen und Fragen, die nie beantwortet wurden, wieder an die Oberfläche.

Das Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Man braucht ein bisschen Zeit, um sich zurechtzufinden. Es gibt Rückblicke in die Vergangenheit und Kapitel in der Gegenwart. Aber gerade das macht die Geschichte spannend und vielschichtig. Die Atmosphäre ist sehr stark. Man spürt beim Lesen fast die raue Küste, den Wind, die Kälte, aber auch die Wärme und Enge des kleinen Dorfs. Das Cover passt perfekt zur Stimmung.

Die Hauptprotagonistin, eine Frau mit harter Schale und gezeichnet von ihrer Vergangenheit, hat es mir nicht immer leicht gemacht. Sie ist nicht unbedingt sympathisch und ich hatte öfters das Gefühl sie schütteln zu wollen. Ihre Entwicklung und das Mitfühlen mit ihr sorgen dafür, dass einem diese Geschichte unter die Haut geht.

Fazit: Das Geschenk des Meeres ist eine eindringliche, klug erzählte Geschichte über Verlust, Gemeinschaft und Heilung. Emotional fordernd, sprachlich stark und atmosphärisch dicht – eine klare Empfehlung. Im Übrigen ist auch das Hörbuch gelungen, es ist sehr gut und stimmungsvoll eingesprochen

Bewertung vom 01.08.2025
Irida und die Stadt der Geheimnisse / Irida Bd.1
Heitz, Markus

Irida und die Stadt der Geheimnisse / Irida Bd.1


sehr gut

Ein fesselndes Abenteuer mit Mystery und Magie
Meine Tochter und ich haben zusammen Irida und die Stadt der Geheimnisse gelesen und können diesen Reihenauftakt nur weiterempfehlen!

Irida lebt in Hohenburg und führt ein ganz normales Leben, bis plötzlich unheimliche Dinge passieren: nachts schleichen Schatzgräber durch die Stadt, nur um spurlos zu verschwinden. In den dunklen Schlossberghöhlen wird jemand vermisst. Irida und ihre Freunde, die sich selbst „die Furchtlosen“ nennen, beginnen zu ermitteln.

Besonders gut gefallen haben uns die Figur Jinjin. Sie ist klug, mutig und bringt mit ihrer halb chinesischen Herkunft eine besondere Perspektive in die Geschichte. Überhaupt sind die Figuren sehr lebendig und verschieden, was das Lesen spannend macht.

Auch die Welt, die Markus Heitz erschaffen hat, hat uns beeindruckt. Jeder Ort, ob groß oder klein, wirkt durch die detailreiche Beschreibung lebendig und wichtig für die Geschichte. Man hat beim Lesen richtig Bilder im Kopf.

Die Handlung ist gleichzeitig spannend und an vielen Stellen auch humorvoll. Wer Fantasy liebt, gewürzt mit viel Spannung und jeder Menge Abenteuer, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.07.2025
Der Schlaf der Anderen
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


ausgezeichnet

Müde vom Leben
Schlafprobleme – klingt erst mal banal? Wer hat nicht schon mal ein oder zwei Nächte schlecht geschlafen. Doch wer länger nicht schlafen kann, für den wird das schnell existenziell. Schlaf ist lebenswichtig. Im Schlaf arbeitet unser glymphatisches System, die Putzkolonne fürs Gehirn, ohne es geraten wir gesundheitlich in echte Schwierigkeiten.

Der Schlaf der Anderen geht diesem Thema auf sehr eindringliche Weise nach. Dabei ist es kein Sachbuch über Schlafmedizin, sondern ein Roman, der zeigt, was Schlafentzug mit Menschen macht – persönlich und gesellschaftlich. Es geht um die Frage, wie Schlafmangel nicht nur das eigene Leben, sondern auch Arbeit, Familie und soziale Beziehungen verändert.

Die Handlung ist auf den ersten Blick schlicht: Zwei Frauen treffen aufeinander. Sina muss ins Schlaflabor, weil sie schon lange nicht mehr richtig schlafen kann. Jannis arbeitet dort als Nachtwache. Beide sind erschöpft, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch, müde vom Leben. Ihre Begegnung verändert etwas in ihnen.

Das Buch ist dabei klar feministisch und systemkritisch. Es wirft Fragen auf, etwa wie Gesellschaft und Arbeitswelt mit menschlichen Bedürfnissen wie Schlaf umgehen. Mir hat das sehr gefallen. Obwohl „nicht viel passiert“, hat der Roman enormen Tiefgang. Er hat mich beim Lesen zum Nachdenken gebracht und ich finde, genau das sollte Literatur tun.

Ich möchte dieses Buch allen empfehlen, die sich für feinfühlige, gesellschaftskritische Themen interessieren. Klare Leseempfehlung, auch das Hörbuch ist sehr gelungen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2025
Durch das Raue zu den Sternen
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Ein Lied voll Poesie und Schmerz
„Ich nenne solche Leute Pentatoniker. Sie können in fünf Tönen denken. Alles jenseits dieser Töne ist für sie fremd oder, wie die Jungs sagen würden, kacke.“ (S.40)


Arkadia Fink, Moll genannt, ist 13 Jahre alt und laut eigener Aussage musikalisch hochbegabt. Eines Tages wird eine weltberühmte Sängerin aus ihr werden. Die Liebe zur Musik hat sie von ihrer Mutter vermittelt bekommen, die vor acht Monaten „kurz weggegangen“ ist. Damit ihr Mutter zurückkommt, um sie zu hören, will Arkadia in einem weltberühmten Knabenchor mitsingen. Das Problem ist nur sie ist kein Knabe, allerdings hält Arkadia auch nicht viel von Konventionen.


Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und dabei oft humorvoll. Man muss beim Lesen immer wieder schmunzeln. Aber es gibt auch viele traurige und ernste Stellen, die wirklich sehr berühren, es hat mir ganz poetisch das Herz gebrochen.

Besonders toll fand ich die Protagonistin. Sie ist eine Figur, die man einfach ins Herz schließen muss. Sie ist wunderbar klug, verletzlich und charmant und gibt nie auf, obwohl es das Leben nicht gut mir ihr gemeint hat. Egal, welche Mauern ihr in den Weg gestellt werden, sie geht mit dem Kopf voran hindurch. Ich werde sie und ihre Geschichte noch sehr lange mit mir tragen.

Besonders schön ist auch, wie viel Musik in diesem Buch steckt. Es geht nicht nur um Musik, das Buch „spricht“ auch durch Musik. Für mich als ehemalige Chorsängerin war es perfekte Lektüre. Jeder Abschnitt ist wie ein Satz in einem Musikstück aufgebaut, mit Tempoangaben, die man auch beim Lesen spürt. Das macht das Buch besonders und sehr musikalisch – fast so wie Moll, aber auf eine eigene, liebevolle Art.

Leseempfehlung!