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Sophia

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Insgesamt 108 Bewertungen
Bewertung vom 16.12.2025
Merry Crisis - ein fast besinnliches Weihnachtsfest
Mell, Eli

Merry Crisis - ein fast besinnliches Weihnachtsfest


ausgezeichnet

Olivia Schenk fährt wie jedes Jahr an Weihnachten zu ihrer Familie. Der fünftägige Marathon mit der Familie verlangt ihr alles ab - extra dafür hat sie das "Weihnachtsgesicht" bis zur Perfektion geübt. Zwischen ihrem neu dazu gewonnenen Onkel Klaus, ihrer traditionsbewussten Familie und dem vierjährigen Miró-Baptiste, dem Sohn ihrer Cousine, muss sie ihre Eltern wieder einmal enttäuschen und wird deren Erwartungen nicht gerecht. Zu allem Überfluss taucht auch noch Nathan auf, den sie schon zur Schulzeit gehasst hat - aber als sie sich nach Jahren wieder sehen, ist er so ganz anders als früher.

Ein chaotisches Weihnachtsfest mit der lieben Familie und die Protagonistin erzählt herrlich-schräg, wie es ihr in dem Wahnsinn ergeht? Ich bin sofort dabei!
Eli Mell erzählt so erfrischend und ehrlich von ihrem Familienchaos, dass ich selbst auf mindestens jeder zweiten Seite das Gefühl hatte: das habe ich so oder so ähnlich auch schon erlebt, kenne ich. Die Geschichte ist aus Olivias Ich-Perspektive geschrieben und sie schildert ungeschönt ihre Gedanken dazu. Jedes Familienmitglied ist auf seine Weise so toll beschrieben, dass es nicht nur urkomisch ist sondern man merkt beim Lesen, dass zusammen am Ende doch alles mehr oder weniger funktioniert. Oft musste ich beim Lesen auch laut loslachen, weil Eli Mell es versteht, die Handlung so zu beschreiben, dass ich das Gefühl hatte, selbst mit am Tisch zu sitzen.
Es werden auch wichtige Themen mit eingeflochten wie Erwartungsdruck der Familie und Gesellschaft, Versagensängste und das Aufeinandertreffen unterschiedlichster Charaktere. Das Ganze wird aber stets so lustig beschrieben, dass die Geschichte nie ins Kitschige oder zu Ulkige abdriftet.

Eli Mell hat mit "Merry Crisis" den perfekten Roman rund um das vermeintlich besinnliche Weihnachtsfest geschaffen. Mit der richtigen Portion Humor und herrlichen-absurden Beschreibungen fliegt man durch die Seiten. Auch als Geschenk, nicht nur zu Weihnachten, kann ich mir das Buch vorstellen. Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.12.2025
Schonungslos offen
Matt, Irene

Schonungslos offen


sehr gut

Alexandra Rau ist Polizeikommissarin, gemeinsam mit ihrem Assistenten Isidor Rogg klärt sie Verbrechen auf. Als eine Serie von vermissten Personen die Region erschüttert, arbeiten die beiden und das gesamte Team unter Hochdruck den oder die Täter zu finden. Ohne jede Spur versuchen die beiden, ein Täterprofil zu erstellen - nichtsahnend, dass der Täter nicht schläft und sich durch die Einmischung der Polizei in seine Taten provoziert fühlt. Gerade Alexandra möchte er am liebsten ausschalten. Dazu sind ihm alle Mittel recht und bald ist sie ebenso in großer Gefahr...

Das Cover passt für mich nicht richtig zum Inhalt des Krimis und hat mich nicht sofort angezogen. Der Klappentext allerdings verspricht einen psychologisch dichten und spannenden Krimi - und ich wurde nicht enttäuscht!
Das Buch ist aus zwei Sichtweisen geschrieben: den Großteil nimmt der Erzählstrang rund um die Polizei- und Ermittlungsarbeit und Alexandra ein, der zweite, sehr interessante Teil beschäftigt sich mit Tagebucheinträgen des Täters. Man ist somit direkt mittendrin in den Ermittlungen und auch im Kopf eines Psychopathen. Nicht immer leicht auszuhalten, wenn er seine Gedanken schildert, aber dafür umso spannender und düster ist die Atmosphäre - gerade weil man als Leser den Ermittlern immer einen Schritt voraus ist.
Alexandra war mir sympathisch, auch wenn ich nicht jeden Gedanken nachvollziehen konnte. Man folgt ihr gerne bei ihren Ermittlungen und merkt schnell, dass mit Herzblut bei der Sache ist. Oft verbissen, aber immer motivierend führt sie ihr Team an. Isidor war mit von allen am sympathischsten, man schließt ihn mit seiner lockeren und unbedarften Art direkt ins Herz.
Ein kleiner Kritikpunkt sind für mich die manchmal etwas hölzern wirkenden Dialoge, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Mit ein oder zwei kleinen Detailänderungen im Handlungs- und Erzählsprung wäre die Geschichte für mich noch runder geworden, beispielsweise wenn die Identität des Täters noch länger verschleiert gewesen wäre und man als Leser, ebenso wie Polizei, lange im Dunkeln tappt. Das ist allerdings auch Kritik auf hohem Niveau. Der Krimi lässt sich gut lesen, der Erzählstil lässt einen durch die Seiten fliegen und man ist neugierig, wie die Ermittlungen weiter gehen. Mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet, die Autorin hat mich hier mehr als ein mal überrascht. Generell versteht die Autorin ihr Handwerk und hat hier einen tollen und kurzweiligen Krimi geschaffen. Auf jeden Fall gibt es eine Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 24.11.2025
Lichtbrechung
Morgenrot, Andrea

Lichtbrechung


sehr gut

Andrea Morgenrot beschreibt in ihrer Geschichte verschiedenste Menschen in verschiedensten Epochen und Lebenslagen, die sich verlieren, wieder finden und ganz werden. Das Buch lässt sich keinem Genre wirklich zuordnen, vielmehr ist es ein Kaleidoskop, so bunt wie das Leben.

Das Buch hat etwa 200 Seiten und ist schnell durchgelesen, ich musste es jedoch immer wieder zur Seite legen und über das Geschriebene und auch Unausgesprochene zwischen den Zeilen nachdenken. Am Anfang sind die Geschichten noch verwirrend und scheinbar zusammenhanglos, man merkt beim Lesen jedoch schnell, dass jede Geschichte auf ihre Weise zusammenhängt und sich ein großes Ganzes bildet.
Die Sprache ist schön und bildlich, auf keinen Fall alltäglich und in jeden Satz steckt so viel Botschaft und Kraft, dass man eigentlich nach jedem Satz eine Pause machen müsste. Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich, dass die Gedanken nicht immer alle greifbar waren, oft hatte ich das Gefühl, dass ich etwas übersehen oder nicht richtig verstanden habe um die Informationen und Botschaften richtig einzuordnen.

Nichtsdestotrotz ist "Lichtbrechung" ein gelungenes Werk, in dem jeder etwas für sich mitnehmen kann, auf das man sich aber auch einlassen muss. Großes Lob an die Autorin, so ein komplexes, in sich verwobenes und stimmiges Werk zu schaffen und dafür eine so besondere Sprache zu finden.

4,5/5 Sternen

Bewertung vom 20.11.2025
Die Ausweichschule
Erdmann, Kaleb

Die Ausweichschule


sehr gut

Der Autor ist elf Jahre alt und Schüler des Gutenberg-Gymnasiums in Erfurt als am 26. April 2002 der ehemalige Schüler Robert Steinhäuser 16 Menschen erschießt und danach sich selbst. Der Schock und das Trauma sitzen bei allen tief, damals wie heute. Mehr als zwanzig Jahre später kommt dem Auto das Ereignis wieder in den Sinn. Er fragt sich, ob er nach so langer Zeit die Wunden nochmal aufreißen sollte? Und überhaupt darf? Ist er dafür genügend traumatisiert?

Da das Buch auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2025 stand und der Klappentext mich direkt abgeholt hat, habe ich begeistert dazu gegriffen.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen, gibt es doch keinen wirklichen roten Faden. Der Autor erzählt aus der Ich-Perspektive: von seinen Erinnerungen an den Amoklauf, dem Bericht, der damals verfasst wurde, seinen Gedanken, ein Buch zu dem Thema zu schreiben und auch Alltägliches von heute. Dort liegt für mich auch der Knackpunkt: der Autor versucht, viele Themen aufzugreifen und schweift oft ab in seiner Geschichte. Er besucht beispielsweise ein Theaterstück eines Dramatikers, mit dem er zuvor am Telefon über seine Erinnerungen an den Amoklauf spricht. Dieser Handlungsstrang wechselt sich ab mit Erinnerungen, Alltäglichem und Überlegungen. Gekennzeichnet oder betitelt wird dies nicht und man muss sich immer wieder neu zurecht finden.
Mehr als interessant sind dafür seine Überlegungen, inwieweit er sich dem Thema des Amoklaufs mehr als zwanzig Jahre später "annähern" darf. Hat er überhaupt das Recht dazu, so viele Jahre später? Er hat den Täter damals gesehen, aber wie klar sind seine Erinnerungen daran noch? Wie viel wurde dazu erfunden in den Erinnerungen? Diesen Fragen widmet er sich vorsichtig, ehrlich und immer wieder innehaltend. Es ist nicht immer einfach zu lesen, durch die Abschweifungen verliert man selbst öfters den roten Faden beim Lesen. Das Thema ist interessant und sensibel und trotzdem aktueller denn je.

Für mich hätte "Die Ausweichschule" verdient den Deutschen Buchpreis gewonnen, es widmet sich einem wichtigen und sensiblen Thema, das auch nach über zwanzig Jahren noch im Gedächtnis sowohl aller Beteiligten als auch von wahrscheinlich ganz Deutschland ist. Die Herangehensweise ist dabei interessant und mit ein paar Abstrichen kann ich das Buch auf jeden Fall weiter empfehlen.

Bewertung vom 18.11.2025
Das Ministerium der Zeit
Bradley, Kaliane

Das Ministerium der Zeit


gut

Die namenlose Protagonistin bekommt einen Job bei einem geheimnisvollen Ministerium. Als Übersetzerin wird sie dort aber nicht arbeiten, sie erfährt erst später worum es wirklich geht - bis dahin ist absolute Verschwiegenheit und Geheimhaltung angesagt wie auch die gesamte Handlung über. Dem Ministerium der Zeit ist es gelungen, mittels einer komplizierten Zeitmaschine einige Menschen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu holen. Einen von ihnen, den Polarforscher Graham Gore, soll die Protagonistin nun betreuen und ihm helfen, sich in der heutigen Zeit zurecht zu finden. Zwischen den beiden entwickelt sich ein enges Verhältnis und sie kommen sich näher. Es gibt jedoch einige Entwicklungen, die dem Leben aller Beteiligten ein Ende setzen könnten.

Ich war sehr gespannt auf die Geschichte: Zeitreisen, Geheimhaltung und eine romantische Liebesbeziehung unter ungewöhnlichen Umständen. Leider konnte das Buch meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen.
Ich hatte mir mehr Science Fiction, mehr Action und Spannung erwartet, viele Themen werden auch angerissen, aber nicht auserzählt und die Geschichte wirkt dadurch nicht wirklich rund. Der Anfang ist zäh und langatmig, was mich zunächst nicht wirklich gestört hat, aber die Handlung nimmt im Verlauf kaum Spannung auf und zieht sich. Durch die Ich-Perspektive der Protagonistin erhält man Leser einen sehr subjektiven Eindruck des Geschehens. Oft hatte ich auch das Gefühl, dass sie beim Erzählen einiges verschweigt und den Leser an der Oberfläche hält. Der Zeitreisende Graham Gore wird toll und treffend beschrieben, die beiden Hauptfiguren haben eine besondere Beziehung zueinander, die beim Lesen schnell spürbar wird. Das Ministerium selbst hingegen bleibt bis zum Schluss undurchsichtig und geheimnisvoll, auch die Mitarbeiter dort bleiben einem fremd.
Das letzte Drittel des Buchs konnte mich am wenigsten überzeugen, immer wenn ich dachte, ich bin mit der Handlung warm geworden, folgte der nächste Twist und alles wurde immer verworrener. Die eingeschobenen, kurzen Kapitel über Graham Gore zu Zeiten seiner letzten Polarexpedition hätte es für mich nicht gebraucht, sie werten die Geschichte nicht auf.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen im Buch miteinander, aber es bleibt zu verwirrend als dass ich das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen würde. Es ist kurzweilig, aber die Geschichte ist nicht rund.

Bewertung vom 17.11.2025
Mord in besserer Gesellschaft
Lloyd, Josie

Mord in besserer Gesellschaft


sehr gut

Alice Beeton führt in London gemeinsam mit einer Freundin und einer weiteren Mitarbeiterin eine erfolgreiche Agentur für die Vermittlung von Hauspersonal an gut betuchte Kunden. Ihre Kundin Camille Messent benötigt kurz vor Weihnachten dringend eine neue Haushälterin - just in diesem Moment bewirbt sich die junge Enya Fischer und kann sofort bei den Messents anfangen. Einige Tage später wird Enya tot im Arbeitszimmer der Messents aufgefunden. Als Enyas Freundin in der Agentur aufkreuzt und Alice bei den Ermittlungen um Hilfe bittet, ahnt Alice noch nicht, dass sie damit einiges aufwirbeln wird und sich keine Freunde macht - denn alles deutet auf einen Mord hin und der Mörder läuft immer noch frei herum...

Der Klappentext liest sich bereits unterhaltsam und die Geschichte hat mich in die mir bisher fremde Welt der Reichen und Schönen in London entführt. Man ist direkt in der Geschichte drin, denn Alice lebt und liebt ihre Arbeit als Inhaberin der Agentur. Dabei weicht ihr ihre Hündin Agatha nicht von der Seite. Alice als Person ist gutmütig und hilfsbereit, sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen, wird aber auch, vor allem von ihrem Bruder und seiner Frau, gerne mal ausgenutzt. Beim Lesen habe ich öfters mit dem Kopf geschüttelt, wie sich ihr Bruder manchmal aufführt und Alice ausnimmt. Die Nebenfiguren werden toll beschreiben und passen perfekt in das Setting. Auch der Erzählstil passt perfekt in das Setting der reichen Kundschaft.

Die Handlung an sich ist unterhaltsam, wenn auch nicht blutig oder sehr spannend - ein typischer Cozy Crime. Gerade im Mittelteil zieht sich die Handlung etwas, Details werden in die Länge gezogen. So wirklich hatte ich auch keinen Verdächtigen bzw. hatte mich schon schnell auf ein oder zwei eingeschossen, die in Frage kommen. Das Ende wertet diesen Kritikpunkt wieder auf, denn es wird nochmal spannend. Im Buch sind viele Rezepte abgedruckt, die die Geschichte auflockern und zum Nachkochen oder -backen einladen.

Das Buch ist unterhaltsam und kurzweilig, perfekt für die herbstliche Jahreszeit und ein typischer Cozy Crime - zum "zwischendurch lesen" und für Fans von britischem Humor.

Bewertung vom 05.11.2025
Love, Mom
Xander, Iliana

Love, Mom


ausgezeichnet

Mackenzie Casper ist Anfang zwanzig und die Tochter einer reichen und berühmten Schriftstellerin. Als diese im Wald tot aufgefunden wird, glauben alle zuerst an einen Unfall, aber Mackenzie weiß am besten, dass in ihrer Familie nicht alles so schillernd ist, wie es nach außen scheint. Als sie nach der Beerdigung in ihr Auto steigt, findet sie dort einen Brief - handgeschriebene Seiten ihrer Mutter, die vor ihrer Geburt verfasst sein müssen. Völlig überrumpelt versucht sich gemeinsam mit ihrem besten Freund EJ einen Reim darauf zu machen. Als noch mehr Briefe folgen, wird ihr klar, dass sie nun selbst ermitteln muss - auch wenn das nicht jedem in der Familie gefällt und sie sich in Gefahr bringt...

Ich kann nur sagen: wow! Was für ein grandioses Thrillerdebüt! Oft wird das Buch mit denen von Freida McFadden verglichen - dem kann ich mich nicht anschließen, denn "Love, Mom" ist für mich noch um Einiges besser. Ich habe es von einer Freundin empfohlen und ausgeliehen bekommen, die normalerweise keine Thriller liest, aber von diesem hier restlos begeistert war. Und ich habe das Buch ebenso innerhalb weniger Tage "weg gelesen".
Ab der ersten Seite wird die Spannung konstant hoch gehalten. Die Geschichte ist aus Mackenzies Ich-Perspektive geschrieben, was dem Ganzen eine tolle Bissigkeit und Ironie gibt und perfekt zum Grundton der Geschichte passt. Mackenzie wirkt oft ruppig und abweisend, man merkt beim Lesen jedoch schnell, dass hinter der äußerst taffen Schale ein verletzlicher Kern steckt, der seit Jahren um Anerkennung und Liebe ihrer Eltern kämpft. Gemeinsam mit ihrem besten Freund EJ, der ein typischer Nerd ist und ihr einziger wirklich Verbündeter, bilden die beiden ein Duo, das dynamisch den Spuren und Briefen folgt.
Die ganze Geschichte erscheint wie ein Puzzle, die Briefe bilden dabei den Kern und es fügt sich immer mehr zusammen, dass Mackenzies Eltern und ihre gesamte Familie ihr nicht die Wahrheit erzählt haben. Der Autorin gelingt es hier gekonnt, immer genau so viele Informationen preiszugeben, wie man als Leser braucht, um gebannt weiterzulesen, die Geschichte aber nicht vorhersehbar werden zu lassen. Denn mit den Plottwists im Verlauf der Geschichte hätte ich nie gerechnet.

"Love, Mom" ist ein Thriller mit absoluter Sogwirkung, der mit einer spannenden Geschichte, tollen Figuren und vielen unvorhersehbaren Plottwists punkten kann. Vom mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.11.2025
Love is Wild - Uns gehört die Welt / Love is Bd.3
Engel, Kathinka

Love is Wild - Uns gehört die Welt / Love is Bd.3


ausgezeichnet

Curtis ist Schlagzeuger der Band "After Hours" und lebt mit seiner Mitbewohnerin Amory im trubeligen New Orleans. Seit er seine Eltern bei einem Hurrikan verloren hat, hat er mit unverarbeiteten Problemen zu kämpfen, rastet aus und prügelt sich. Mit Amory führt er eine lockere Affäre, doch als sie bei der Arbeit jemanden kennenlernt, kommt für Curtis noch die Eifersucht hinzu. Als die Situation vollends eskaliert, zieht Amory einen Schlussstrich - und Curtis muss sich fragen, ob er sein Leben wie bisher weiter führen möchte oder sich etwas ändern muss.

Im dritten Band der "New Orleans"-Reihe begleiten wir Curtis und Amory - und wie immer bei Kathinka Engels Büchern bin ich ich voll begeistert!
Die beiden vorigen Bände haben mir ebenso unglaublich gut gefallen, Curtis lernt man jedoch nochmal von einer ganz anderen Seite kennen. Beim Lesen spürt man seine Explosivität und angestaute Wut, aber auch Sanftheit und Liebe im Umgang mit Amory. Der Erzählstil und die sich abwechselnden Kapitel aus Amorys und Curtis' Sicht passen wieder mal perfekt zur Geschichte. Curtis lernt, nach der kompletten Eskalation, dass es in Ordnung ist, Gefühle rauszulassen, aber man muss sich auch anschauen, was dazu führt, dass man immer wieder so wütend wird.
Amory hingegen ist eine regelrechte Powerfrau und selbstbewusst, sie steht für sich ein und kommt auch mit Curtis' oft roher und abweisender Art zurecht. Die Geschichte zeigt wunderbar, dass man zusammen alles schaffen kann, aber heilen kann man sich nur selbst um sicher und standfest durchs Leben zu gehen.
New Orleans wird wie in allen Büchern der Reihe wunderbar und mit viel Liebe zum Detail beschrieben, die Geselligkeit und auch der Zusammenhalt der Stadt wird deutlich, am liebsten würde ich die "After Hours" auch einmal bei einem Auftritt miterleben :)

Ein großartiger Roman, von mir gibt es, wie für alle Bücher der Autorin, eine große Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.11.2025
Verdammt wütend
Strømsborg, Linn

Verdammt wütend


sehr gut

Die 43-jährige Britt ist im Urlaub mit ihrem Mann, ihrer Tochter und Freunden ihres Mannes als nichts mehr geht: jahrelange, unterdrückte Wut bahnt sich ihren Weg und Britt rastet komplett aus. Wut aufs Leben, auf ihre Mutter, die die Familie verlassen hat als Britt zwölf Jahre alt war und Wut auf ihren Mann und die Freunde. Nachdem die überkochenden Emotionen abgeklungen sind, fragt sich Britt: kann die entladene Wut auch eine Chance auf Veränderung sein?

Der Titel und Klappentext haben mich direkt angesprochen, denn wer von uns ist nicht öfters mal "verdammt wütend" auf die verschiedensten Dinge und Menschen. Britt wollte immer jedem alles recht machen, sie hat Ärger stets herunter geschluckt und sich den Erwartungen von Umfeld und Gesellschaft gebeugt. Seit sie klein ist, versucht sie den Spagat zu meistern, der gerade als Frau schier unmöglich scheint: lieb sein, gut aussehen, aber nicht zu gut, einen Haushalt führen, einen Mann suchen, eine gute Mutter sein. Gerade ihr Mann Espen hat dies stets gut auszunutzen gewusst - Britt kümmert sich um die gemeinsame Tochter, Britt schmeißt den Haushalt, Britt kümmert sich um alles Wichtige. Er wirkt von allen Beteiligten am wenigsten sympathisch, oft habe ich mich beim Lesen gefragt, wie Britt überhaupt so lange mit ihm zusammen sein konnte. Ich konnte Britts Wut fast immer nachvollziehen, der Autorin gelingt es, die Probleme dieser Beziehung in den relativ wenig Seiten auf den Punkt zu bringen. Die Beziehung von Britt und Espen steht stellvertretend für Millionen von Beziehungen, die genau so ablaufen - und aus der man aber ebenso gut ausbrechen kann, Emotionen zeigen darf und kommunizieren kann.

Der Erzählstil ist oft poetisch, in Momentaufnahmen und Erinnerungsstücken setzt sich die Handlung wie ein Mosaik zusammen. Interessant ist auch, dass man als Leser den eigentlichen Ausbruch Britts gar nicht liest sondern nur das Danach. Es zeigt, was Wut losreißen, aber auch schaffen kann, denn Britt kümmert sich danach wahrscheinlich das erste Mal nur um sich selbst.
Die Kapitel sind kurz, oft nur eine halbe Seite lang, sie hätten für mich noch mehr auserzählt werden können, um einen besseren Lesefluss zu erreichen. Generell hätte ich mir noch mehr Seiten und Handlung gewünscht um noch tiefer in die Emotionen eintauchen zu können, wie es dazu kam und was in dem "Danach" passiert, aber auch um mehr von den einzelnen Beteiligten zu erfahren.

Es ist ein aufrüttelndes Buch, das zeigt, was passiert, wenn Wut, die in unserer Gesellschaft am besten unterdrückt werden soll, ausbricht. Wut hat ihre Daseinsberechtigung und sollte wie alle anderen Gefühle ebenso beachtet werden. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die sich mit diesem Thema näher beschäftigen möchten.

Bewertung vom 30.10.2025
Die Kinder von Bilbao
Larrea, Maria

Die Kinder von Bilbao


gut

Maria Larrea erzählt in ihrem autobiografischen Roman über ihre illegale Adoption, von der sie erfährt, als sie Ende zwanzig ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, dennoch begibt sie sich auf Spurensuche zu ihrer leiblichen Familie in Bilbao. Parallel erzählt sie die Geschichte ihrer Adoptiveltern Julián, aus der Nähe von Bilbaos und Victoria, aus Galicien, und von ihrer nicht einfachen Kindheit in Paris.

Das Buch ist aus Marias Ich-Perspektive geschrieben und bietet somit viel Einblick in ihre Gefühlswelt, was mir gut gefallen hat. Etwas Probleme hatte ich mit dem Erzählstil, der sehr filmisch und oft nüchtern, aber schonungslos ehrlich ist. Mit dem Hintergrundwissen, dass die Autorin Regisseurin ist und das Buch ihr Debütroman, wirkt der Erzählstil zwar nochmal mehr, blieb mir aber immer etwas fremd. Ich hatte auch, gerade anfangs, Probleme, die relativ kurzen Kapitel einzuordnen, weil abwechselnd von verschiedenen Personen erzählt wird, die Kapitel haben keine Überschriften.
Interessant ist es, von Marias Kindheit zu lesen, sie arbeitet sich hoch und wird an einer renommierten Filmschule angenommen. Ihr Verhältnis zu ihren Adoptiveltern ist nicht immer leicht, die Familie hat wenig Geld. Trotzdem wird für mich nicht ganz klar, wie sie genau zu ihren Eltern steht.
Der Umstand, wie sie von ihrer Adoption erfahren hat, wirkt beim Lesen unglaubwürdig, passt aber zum filmischen Erzählstil. Für mich hätte der Teil ihrer Suche nach ihrer leiblichen Familie noch länger gehen können, er nimmt kaum die Hälfte des Buches ein, ist aber eigentlich der zentrale Kern der Geschichte. Es geht zu viel um ihre Adoptiveltern, die aus prekären Verhältnissen in Spanien stammen, ich hätte mir beim Lesen jedoch gewünscht, auch mehr über das Leben und den Alltag der Autorin zu erfahren, von ihrem Mann und ihren Kindern ist kaum die Rede.

"Die Kinder von Bilbao" konnte mich nicht ganz abholen, der Erzählstil war mir zu filmisch und das zentrale Thema der illegalen Adoption wurde für mich zu kurz gehalten. Dennoch ist es ein interessanter autobiografischer Roman, der mit Figuren und Situationen spielt.

3,5/5 Sternen