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Sophia

Bewertungen

Insgesamt 60 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2025
Frau Shibatas geniale Idee
Yagi, Emi

Frau Shibatas geniale Idee


gut

Frau Shibata ist 34 Jahre alt und arbeitet als Angestellte in einem Büro in Tokio. Als einzige Frau in der Abteilung wird sie zum Kaffee kochen und Aufräumen degradiert. Eines Tages hat sie die Nase voll und behauptet gegenüber ihren Kollegen, dass sie schwanger sei. Alle sind verwundert, da Frau Shibata Single ist und keiner etwas geahnt hat. Sie zieht die Lüge der Schwangerschaft durch und genießt so die Vorteile, die es mit sich bringt, schwanger zu sein. Auf einmal wird sie im Büro wertgeschätzt, kann früher nach Hause gehen und nimmt sich Zeit für sich, ihre Hobbies und Freundinnen. Wie weit lässt sich das Spiel treiben bis es zum unvermeidlichen Moment der Geburt kommt?

Das Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen und mit knapp 200 Seiten ist es schnell durchgelesen. Was wie ein interessantes Experiment klingt, hat jedoch gerade zum Schluss hin seine Schwächen.
Der Roman fängt leicht und locker an mit dem Alltag Frau Shibatas im Büro. Die Kapitel sind benannt nach den fortschreitenden Schwangerschaftswochen und unterschiedlich lang. Ich habe mich direkt zu Beginn gefragt, wie Frau Shibata das wohl neun Monate durchziehen möchte - vor allem danach, wenn das Baby auf der Welt sein müsste, sie Elternzeit nimmt und jeder sich fragt, wo das Baby ist. Die Handlung an sich tritt leider oft auf der Stelle, es wird aus der Ich-Perspektive erzählt und der Erzählstil hat mich nicht abgeholt, oft wirkt er fast schon monoton, was aber auch die Tristesse des Alltags unterstreicht. Mit mehr oder weniger wichtigen Anekdoten wird die Geschichte oft in die Länge gezogen.
Sehr gut hingegen gefällt mir die (Gesellschafts)Kritik des Buches: die Rolle der Frau in einer von Männer dominierten Welt, die geringe Wertschätzung und der Druck der Familienplanung von der Gesellschaft. Auch Diskriminierung, Misogynie und Ausbeutung werden gut thematisiert. Die Geschichte an sich fängt spannend an, nimmt aber immer im Verlauf der Handlung ab und auch das Ende hat bei mir eher Fragen aufgeworfen als dass ich zufrieden aus der Geschichte gegangen wäre.

Das Buch ist eine schöne Lektüre für zwischendurch und mit 200 Seiten recht schnell durchgelesen. Trotz der wichtigen Themen hat mich die Geschichten nicht mitreißen können und wird mir nicht groß im Gedächtnis bleiben.

Bewertung vom 03.06.2025
Die Villa (eBook, ePUB)
Ryder, Jess

Die Villa (eBook, ePUB)


weniger gut

Ein Junggesellinnenabschied in Marbella soll das große Highlight vor Aoifes Hochzeit werden. Gemeinsam mit vier Freundinnen will sie es dort richtig krachen lassen. Doch die Reise endet für Aoife tödlich und der Mord wird nie aufgeklärt. Drei Jahre später möchte Dani, die an dem Abend vor drei Jahren große Erinnerungslücken hat, mit den anderen drei Frauen dem Todestag von Aoife gedenken und überredet sie, mit ihr nach Marbella zu reisen. Sie erhofft sich, endlich Klarheit zu bekommen, was damals wirklich passiert ist. Schnell reißen jedoch alte Wunden auf und jede der vier versucht, ihre eigenen Geheimnisse zu schützen.

Mich haben das Cover und der Klappentext direkt angesprochen. Auch wenn das Setting mit den Protagonisten nicht neu ist, war ich trotzdem gespannt. Leider hat mich die Geschichte nicht überzeugt.
Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht der vier Frauen erzählt, wobei Dani hier den meisten Anteil hat. Außerdem wird zwischen Gegenwart und Vergangenheit gesprungen, woran ich mich beim Lesen erstmal gewöhnen musste, da es verwirrend ist, der Handlung und den vielen Personen zu folgen. Die Protagonistinnen an sich sind mir allesamt unsympathisch und es auch leider geblieben. Irgendeine von ihnen ist immer genervt, Dani versucht, alle mitzureißen, die anderen wollen lieber nach Hause und sind am nörgeln. Es kommt weder ein richtiger Lesefluss noch Spannung auf, auch die viele wörtliche Rede trägt dazu bei. Die Figuren bleiben undurchsichtig und ohne Tiefe. Ich hatte auf ein großes Finale gehofft, wurde aber leider enttäuscht, die Auflösung tritt ebenso auf der Stelle wie der Rest. Ein anderer Kritikpunkt ist der Umgang mit Alkohol, der in großen Massen zu jeder Zeit fließt und die teilweise sehr obszönen Szenen.

Für mich leider eine Enttäuschung trotz toller Ausgangslage, die viel Potenzial bietet. Schade!

2,5/5 Sternen

Bewertung vom 02.06.2025
Sie hat angefangen
Gilbert, Sian

Sie hat angefangen


ausgezeichnet

Die Freundinnen Esther, Annabel, Chloe und Tanya kennen sich seit der Schulzeit und sind seitdem immer noch mehr oder weniger gut befreundet. Alle vier erhalten eine Einladung zum Junggesellinnenabschied ihrer ehemaligen Mitschülerin Poppy. Sie wurde früher von den vieren gemobbt und umso überraschter sind die vier, dass sie von Poppy auf eine Privatinsel in der Karibik eingeladen werden, mit allem Drum und Dran. Als sie Poppy dann gegenüber stehen, können sie ihren Augen kaum trauen: aus dem schüchternen und unscheinbaren Mauerblümchen ist eine wunderschöne erwachsene Frau geworden. Als wäre nie etwas zwischen den fünf vorgefallen, freuen sich zunächst alle auf die gemeinsamen Tage. Doch die Stimmung heizt sich schnell auf, alte Wunden werden aufgerissen und auch Poppys Verhalten wird immer merkwürdiger...

Das Cover und der Klappentext haben mich direkt angesprochen. Auch der Titel ist interessant und deutet schon auf tieferliegende Probleme und Streit hin.
Bereits der Prolog lässt einen schaudernd zurück und macht Lust, mehr zu lesen. Die Kapitel sind aus den verschiedenen Perspektiven der vier Frauen geschrieben, außerdem gibt es Rückblenden, in den Poppy aus der Schulzeit anhand von Tagebucheinträgen vom Mobbing und den Ereignissen von damals erzählt. Das macht das Ganze unglaublich spannend und abwechslungsreich und hat mir sehr gut gefallen. Auch das Setting ist toll gewählt, verströmt es doch neben paradiesischem Urlaubsfeeling auch eine unterschwellig düstere Stimmung. Die Figuren sind alle toll und gut gezeichnet: die oberflächliche Influencerin ist genauso vertreten wie die reiche Hau- und Ehefrau ohne Job. Über Poppy erfährt man lange Zeit wenig, sie bleibt von allen am undurchsichtigsten - was der Spannung natürlich zugute kommt. Jede Protagonistin hat ihren eigenen Erzählstil und so fliegt man geradezu durch die Seiten.
Die Idee eines aus dem Ruder laufenden Junggesellinnenabschieds ist nicht neu, aber die Autorin versteht es, die Spannung immer weiter aufzubauen und mit einer fesselnden Geschichte zu punkten. Das Hauptthema des Buches ist Mobbing und die daraus folgende Rache, die hier unglaublich gut und realistisch dargestellt wird. Oft hat es mir beim Lesen fast das Herz zerrissen vom Mobbing zu lesen, das jede Grenze überschreitet und kein Spaß ist, wie die vier Freundinnen sich einzureden versuchen.
Die Geschichte an sich ist schon mehr als spannend, aber den Plot-Twist am Ende habe ich überhaupt nicht kommen sehen und hat das ganze Buch nochmal eine Stufe nach oben gehoben.

Thriller-Fans werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, das Setting ist nicht neu, aber die Geschichte, die Figuren und die Spannung dafür umso fesselnder. Sian Gilbert hat einen großartigen Debütroman vorgelegt und ich bin auf weitere Werke der Autorin gespannt!

Bewertung vom 01.06.2025
Marchfield Square
Whyte, Nicola

Marchfield Square


ausgezeichnet

Der Marchfield Square ist ein vornehmer Wohnkomplex in London. Hier beobachtet Vermieterin und Bewohnerin Celeste van Duren das Treiben ihrer Mieter sehr genau. Als in der Wohnanlage ein Mord an einem Bewohner verübt wird, ist Celeste alarmiert und beunruhigt - das darf es im beschaulichen und idyllischen Marchfield Square nicht geben! Der Tote Richard Glead war alles andere als beliebt und niemand scheint so wirklich erschüttert über seinen Tod zu sein. Die Polizei ermittelt eher schleppend und deshalb beschließt Celeste, selbst Nachforschungen anzustellen. Celeste beauftragt zwei ihrer Mieter damit: ihre Reinigungskraft Audrey und den eigenbrötlerischen Schriftsteller Lewis. Beide sind zunächst wenig begeistert, zusammenzuarbeiten, aber da Celeste das Unterfangen großzügig entlohnt, stimmen sie doch noch zu. Die beiden decken einige Geheimnisse der Bewohner in Marchfield Square auf und je tiefer sie graben, desto gefährlicher werden ihre Ermittlungen...

Bereits das Cover und der Farbschnitt sind ein absoluter Hingucker. Es lohnt sich, das Cover genauer zu betrachten, finden sich doch bereits einige Hinweise auf die Handlung darin.
Die Kapitel sind übersichtlich lang und aus verschiedenen Perspektiven erzählt: es kommen Lewis', Audreys und Celestes Sichtweisen vor. Das bringt eine tolle Abwechslung und Dynamik in die Handlung und man lernt mehr über die Hauptfiguren. Den Anfang macht Celeste, die gemeinsam mit ihrem Angestellten Dixon in einer Wohnung im Marchfield Square lebt. Sie beobachtet gerne und oft das Treiben ihrer Mieter aus ihrer Wohnung heraus. Daher hat es mich nicht verwundert, als sie zu Beginn des Buches etwas Ungewöhnliches in der Wohnung der Gleads sieht. Sie wirkt beim Lesen resolut und einnehmend, man merkt ihren Einfluss auf ihre Umgebung und Mitmenschen.
Auch Audrey und Lewis werden toll gezeichnet: Audrey als Reinigungskraft, die Celeste bereits näher kennt und mit ihren Eigenheiten vertraut ist, steht Lewis gegenüber, der so gut wie nichts mit seinen Nachbarn zu tun hat. Er macht im Buch die wahrscheinlich größte Entwicklung durch: er hat sich nicht komplett verändert, aber in Audrey hat er jemanden gefunden, mit dem er befreundet sein kann und er lernt immer mehr, aus sich herauszugehen und auf Menschen zuzugehen.
Die Ermittlungen der beiden bilden natürlich den Rahmen der Geschichte und es ist stets spannend mitzuverfolgen, wen sie als verdächtig einstufen und vor allem, welche Geheimnisse sie aufdecken. Man merkt beim Lesen schnell, dass man niemandem so wirklich vertrauen kann und auch Audrey und Lewis tappen bis zuletzt im Dunkeln, wer der Täter ist. Mit Humor und Spannung zugleich ergänzen sie sich mit der Zeit immer besser und werden ein eingespieltes Team. Dabei legen sie Celeste als "Auftraggeberin" immer wieder Bericht ab, was sie herausgefunden haben. Celestes Motiv dahinter bleibt lange unklar, trotz allem wirkt sie sympathisch und bildet eine tolle Hauptfigur in der Handlung. Gerade das Ende wartet mit einem genialen Plot-Twist auf, der sich toll in die Geschichte einfügt.

Auf den ersten Blick und dem Klappentext nach wirkt das Buch wie typisch britischer Cosy Crime, jedoch ist es für mich eher Crime als Cosy und bildet daher die perfekte Balance. Mit liebevoll gezeichneten Charakteren und einer spannenden Handlung ist es ein kurzweiliges Lesevergnügen für alle Crime-Fans, die auch an typisch britischen Geschichten Gefallen finden. Beim Lesen haben mich die Rahmenhandlung und die Charaktere auch an die Serie "Only Murders in the Building" erinnert, die ich sehr gerne geschaut habe. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 28.05.2025
Die Frau des Serienkillers
Hunter, Alice

Die Frau des Serienkillers


gut

Beth und Tom Hardcastle wohnen mit ihrer kleinen Tochter Poppy in Lower Tew außerhalb von London. Für Poppy sind die beiden aufs Land gezogen und Beth hat sich den Traum eines eigenen Keramik-Cafés ermöglicht, während Tom weiter für seinen Job in einer Bank nach London pendelt. An einem gewöhnlichen Wochentag klopft die Polizei an die Tür der Hardcastles: Tom steht unter Mordverdacht. Tom ist noch nicht zu Hause und wird später in Untersuchungshaft genommen und die perfekte Familienidylle fällt in sich zusammen. Die Presse stürzt sich auf Beth und Poppy und auch die Schlinge um Toms Hals zieht sich immer weiter zu.

Ich war sehr gespannt auf das Buch, der Klappentext hat mich sehr angesprochen. Leider konnte die Geschichte an sich nicht mithalten.
Der Anfang ist noch recht spannend gestaltet, die Autorin erzählt aus verschiedenen Perspektiven, den Großteil nimmt dabei Beth ein. Als Leser ist man genauso fassungs- und ahnungslos wie Beth, denn lange wird das Bild einer perfekten Familie aufrecht erhalten. Nach den ersten Kapiteln zieht sich die Handlung dann leider, vieles dreht sich um Beths Gedankenkarussell, das zu detailliert und lang erzählt wird. Spannend sind die Kapitel aus Toms Sicht, denn schnell wird klar, dass er nicht so unschuldig ist, wie er sich nach außen gibt.
Der Erzählstil ist gut zu lesen, die Kapitel sind relativ kurz gehalten und durch die verschiedenen Perspektiven kommt Abwechslung beim Lesen ins Spiel. Auch die Nebenfiguren werden dank Beth detailliert gezeichnet: vor allem die Nachbarn und Kunden des Keramik-Cafés fügen sich gut in die Handlung ein. Ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte sich auflöst, der Plot-Twist am Ende ist gelungen, aber macht nicht die zähen Kapitel im Mittelteil wett.

Für mich ist das Buch eher ein Spannungsroman als ein Thriller, echte Thriller-Fans werden hier weniger auf ihre Kosten kommen. Die Ausgangslage bietet viel Potenzial, das für mich aber durch die langatmige Handlung nicht ausgeschöpft wurde.

Bewertung vom 27.05.2025
Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
Aoyama, Michiko

Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen


sehr gut

Im Café Marble an einem Fluss in einem Vorort Tokios arbeitet der junge Wataru. Mit viel Liebe zum Detail und zu seinen Gästen bedient er sie Tag für Tag. Jeden Donnerstag kommt zudem eine junge Frau in das Café und die immer einen heißen Kakao trinkt. Wataru würde gerne mehr über sie erfahren, denn sie liest stets Briefe, mal betrübt, mal fröhlich dabei, er traut sich jedoch nicht. Auch seine anderen Gäste bringen ihre eigenen Geschichten mit und brauchen meist, neben einem warmen Getränk, noch einen kleinen Schubs für eine Wendung in ihrem Leben.

Bereits das erste Buch der Autorin hat mich begeistert und ich war gespannt auf ihren neuen Roman. Das Café Marble bildet den Ausgangspunkt für die vielen kleinen Kurzgeschichten, die auf ihre Weise alle miteinander zusammen hängen. Die Autorin zeichnet die Figuren alle passend und detailliert, trotz der vielen Namen kommt man nicht durcheinander beim Lesen. Gerade Wataru wächst einem immer mehr ans Herz und man fühlt sich als Leser selbst wohl im Café als wäre man selbst dort Gast.
Das Buch besteht aus Kurzgeschichten, die alle ganz unterschiedliche Figuren, Ereignisse und Schauplätze beinhalten, aber trotzdem miteinander zu tun haben. Manchmal hat mir die Tiefe gefehlt bzw. hätten die Geschichten noch etwas ausgeschmückter oder tiefer sein können. Ich hätte beim Lesen gerne mehr über die Charaktere erfahren, aber vielleicht macht auch gerade das den Reiz der Geschichten aus. Die Vielfalt der unterschiedlichen Charaktere, die alle im Café einkehren, gefällt mir sehr gut: ob Karrierefrau, Erzieherin oder Beobachterin, jeder bringt seine Geschichte mit und lernt dabei, mit verschiedenen Situationen umzugehen.

Von mir gibt es eine Empfehlung für alle, die gerne leise und schöne Kurzgeschichten lesen, die typisch japanisch sind.

Bewertung vom 26.05.2025
As Good as Dead / Good Girl Bd.3
Jackson, Holly

As Good as Dead / Good Girl Bd.3


ausgezeichnet

Pip hat sich mehr oder weniger gut von den Ereignissen erholt, die sie zuvor erlebt hat. Sie leidet mittlerweile unter extremen Schlafstörungen und nimmt deshalb auch eigentlich zu gefährliche Schlaf- und Beruhigungsmittel, die sie über einen Dealer bekommt. Immer wieder enthält sie anonyme Nachrichten: Wer wird nach dir suchen, wenn du verschwindest? Anscheinend hat es ein Stalker auf Pip angesehen, denn die Vorkommnisse und Nachrichten häufen sich. Sie beginnt, Zusammenhänge zwischen einem Serienmörder und ihrem Stalker zu finden. Was, wenn der Mann, der seit sechs Jahren für die Serienmorde im Gefängnis sitzt, am Ende unschuldig ist? Und der wahre Täter noch frei herum läuft? Pip realisiert, dass sie in großer Gefahr ist und das nächste Opfer sein könnte.

Da mir bereits die beiden Vorgängerbände der AGGGTM-Reihe extrem gut gefallen haben, war ich gespannt auf den letzten Band - und wow, was für ein Finale!
Anders als die beiden Bände zuvor, ist dieser düsterer und psychologisch komplexer aufgebaut, was mir sehr gut gefallen hat. Wie immer beschreibt die Autorin hervorragend die Ereignisse und vor allem Pips Zerrissenheit und emotionale Belastung werden perfekt dargestellt. Man fliegt, wie immer bei Holly Jackson, nur so durch die Seiten und es wird eine unglaublich spannende Atmosphäre bis zur letzten Seite aufgebaut. Man merkt beim Lesen, wie Pip sich seit Band eins entwickelt hat, wie viel mutiger sie geworden ist, sie bietet jedem Problem die Stirn. An manchen Stellen ist die Handlung vielleicht etwas überzogen, was der spannenden Handlung jedoch keinen Abbruch tut und dazu beiträgt, beim Lesen mitzufiebern.

Ich bin begeisterter Holly Jackson-Fan und bin nun traurig, dass die Reise der AGGGTM-Reihe endet - zum Glück gibt es jedoch noch einige Bücher von ihr zu lesen. Ich kann jedem, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsenen, dieses Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 22.05.2025
Die Geschichten in uns
Wells, Benedict

Die Geschichten in uns


ausgezeichnet

Benedict Wells ist ein erfolgreicher Autor und hat bereits eine Reihe erfolgreicher Romane im Diogenes-Verlag veröffentlicht. In diesem Buch widmet er sich jedoch seiner Arbeit als Autor an sich. Dabei beschreibt er die verschiedenen Etappen dabei, angefangen von der ersten Idee bis zur Abgabe des Manuskripts. Er gibt außerdem Einblicke in sein Leben, seine Kindheit und was ihn beim Schreiben inspiriert und antreibt.

Ich kannte Benedict Wells bereits als großartigen Autor und war sehr gespannt auf dieses Sachbuch - und bin begeistert! Auch wer noch an keinem Buch schreibt oder mit dem Gedanken spielt, kann hier vieles für sich mitnehmen.
Zunächst gibt Benedict Wells Einblicke in seine Kindheit, was ihn geprägt hat und zum Schreiben gebracht hat. Das war sehr spannend zu lesen, weil er bislang sein Privatleben meist gut zu schützen wusste und er sich so von einer neuen, persönlichen Seite zeigt. Dann geht er über zu seiner Arbeitsweise, sobald er einen neuen Roman schreiben möchte. Er betont dabei, dass seine Herangehensweise nicht universell ist und er hier nur von sich selbst erzählen kann. Anhand verschiedener Beispiele erklärt er die verschiedenen Etappen und zeigt auch, worauf es z.B. bei der Ideenfindung, der Ausgestaltung der Figuren und dem Erzählstil ankommt.
Sehr gut gefallen haben mir auch die Übungen, die man als Leser an die Hand bekommt, z.B. die Überarbeitung einzelner Textpassagen, die er mit dem Leser gemeinsam verbessert und dabei Fehler aufzeigt.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und die persönlichen Abschnitte machen das Ganze spannend. Auch wer kein Buch schreibt oder schreiben möchte, bekommt hier wertvolle Einblicke in die Arbeit eines erfolgreichen Autors. Sehr empfehlenswert für alle, die gerne lesen!

Bewertung vom 21.05.2025
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


ausgezeichnet

An einem gewöhnlichen Sommertag passiert etwas Ungewöhnliches: Frauen liegen reglos auf der Straße, still und ohne Protest. Es ist der Beginn eines Widerstands, der immer größere Kreise ziehen wird. Vor diesem Hintergrund begegnen sich Nuri, Elin und Ruth. Nuri ist neunzehn Jahr alt, schlägt sich mit diversen Nebenjobs mehr schlecht als recht durch. Er hadert mit seiner Rolle als Mann und scheint dem gesellschaftlichen Druck nicht gewachsen zu sein. Elin ist Anfang zwanzig und Influencerin. Sie arbeitet im Hotel ihrer Mutter mit und erlebt dort Gewalt, die sie für mich selbst erstmal aufarbeiten muss. Ruth ist Mitte fünfzig und Pflegefachkraft im Krankenhaus. Sie opfert sich für all ihre Patienten auf, übernimmt Schichten ohne Ende, denkt dabei aber nie an sich selbst. Wird der Widerstand der Frauen auch etwas mit den drei Personen machen und werden sie das System ebenfalls infrage stellen?

Ich war sehr gespannt auf das neue Buch von Mareike Fallwickl, "Die Wut, die bleibt" hat mir sehr gut gefallen und gehört zu meinen Lesehighlights. Auch das Cover hier passt zum Thema: laut, auffällig und krass.
Bereits der Klappentext hat mich mitgenommen und ich war gespannt auf dieses Gedankenspiel: was passiert, wenn keine Frau mehr macht, was von ihr erwartet wird? Wenn sich keine mehr dem System beugt, wie lange kann es noch standhalten? Die Autorin hat hier einen wunderbaren Roman geschaffen mit Figuren, denen man gerne folgt und deren Entwicklung man mit Spannung verfolgt. Mich hat beeindruckt, mit welcher Gelassenheit die Frauen sich zusammen tun und leise protestieren. Wobei man es nicht als klassischen Protest bezeichnen kann, vielmehr zeigen sie, was tagtäglich von den Frauen überall auf der Welt erwartet wird: funktionieren, unbezahlte Care-Arbeit leisten, Aufopferung für andere und Gewalt über sich ergehen lassen. Oft hart zu lesen, lohnt es sich, die Geschichte zu lesen, weil deutlich wird, was in unserer Gesellschaft falsch läuft.
Sehr gut gefallen haben mir auch die kurzen, jedem Kapitel vorangehenden Einschübe, die aus der Sicht einer Pistole oder der Gebärmutter einer Frau geschrieben sind. Ungewöhnlich und traurig zugleich zeigen sie Fakten über die Frau in der Gesellschaft, die einen beim Lesern schaudern lassen und die zur Stimmung der Geschichte passen.
Besonders hervorzuheben ist sicherlich auch die Arbeit von Ruth, die Tag für Tag mehrere Schichten hintereinander übernimmt und immer für andere da ist. Man merkt beim Lesen schnell, dass sie sowohl psychisch als auch körperlich am Ende ist, ausgebeutet von einem System, dass nach der Corona-Pandemie eigentlich Besserung gelobt hat - die nie kam. Es hat mich erschreckt zu sehen, unter welchen Bedingungen tausende von Menschen jeden Tag die Maschinerie am Laufen erhalten müssen und über die man sich meist viel zu wenig Gedanken macht.
Interessant ist auch, wie das Patriarchat, die Politik und die Männer selbst auf diesen Widerstand reagieren: statt zuzuhören, nach einer Lösung zu suchen, wird der stille Widerstand mit (Polizei)Gewalt bekämpft und es werden Strafen verhängt.

Für mich der Roman ein neues Lesehighlight, das ich unbedingt jedem weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 19.05.2025
Faserland
Kracht, Christian

Faserland


schlecht

Der namenlose Ich-Erzähler reist durch Deutschland bis in die Schweiz, ohne Ziel oder Plan. Auf jeder seiner Stationen begegnet er alten Bekannten, es hält ihn jedoch nie lange an einem Ort. Zwischen Alkohol, Drogen und Parties lässt er seine Gedanken laufen. Er weiß nicht, was er vom Leben möchte, vielleicht Veränderung, Hauptsache raus aus den traditionellen, gesellschaftlichen Zwängen und Normen.

Das Buch wurde mir von einer Freundin empfohlen, die es als Lehrerin mit ihrer Oberstufenklasse gelesen hatte. Ich kann dem Buch jedoch nichts abgewinnen und bin froh, dass ich es nicht zu meiner Abiturzeit lesen musste.
Die Geschichte an sich hört sich erstmal spannend an, ich habe jedoch selten ein Buch mit einem so unsympathischen Erzähler gelesen. Es ist mir nicht wichtig, dass die Protagonisten allesamt sympathisch sind, das ist auch meist nicht möglich, aber hier hat es die Handlung massiv gestört. Die Handlung ist eine Aneinanderreihung von Ereignissen, die der Erzähler oft unter Alkohol- und Drogeneinfluss erlebt. Zu Beginn trifft er auf Sylt eine alte Bekannte, bereits hier zeigt sich die ich-bezogene und arrogante Art des Erzählers. Er unterhält sich nur ungern mit ihr, nimmt jedoch die Einladung zu Drinks und Champagner gerne an. Lieber denkt er von oben herab über die Personen nach, denen er begegnet. Er betrachtet die Menschen eher als lose Bekanntschaften. Wahrscheinlich aus wohlhabendem Elternhaus stammend, scheint er auch keinem Beruf nachzugehen, denn er kann durch Deutschland reisen, wie er gerade Zeit und Lust hat.

Auf knapp 200 Seiten wird viel erzählt, aber irgendwie doch nichts, weil alles inhaltslos wirkt. Hätte das Buch mehr Seiten gehabt, hätte ich es abgebrochen, weil mir einfach die Handlung gefehlt hat. Vielleicht bietet das Buch als Schullektüre mehr Interpretationspotenzial, aber für mich war es leider gar nichts und ich kann es nicht weiterempfehlen.