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Benutzername: 
knightlyart
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2025
Das Geschenk
Schoeters, Gaea

Das Geschenk


sehr gut

Satire mit Stoßzähnen

In ihrem Roman Das Geschenk erzählt Gaea Schoeters eine satirische Geschichte, in der der Präsident Botswanas Deutschland 20.000 Elefanten schenkt – als politische Reaktion auf ein Importverbot für Jagdtrophäen. Die Tiere tauchen plötzlich in deutschen Städten auf und stellen das Land vor ein absurdes, aber tiefgründiges Dilemma.
Schoeters verknüpft postkoloniale Kritik, Umweltpolitik und globale Machtverhältnisse mit feinem Sarkasmus und präziser Sprache. Der Roman ist ein kluges, unterhaltsames Gedankenexperiment mit hohem gesellschaftspolitischem Anspruch.

Mit nur 144 Seiten bleibt die Geschichte kompakt, aber eindrucksvoll. Ein kreativer, geistreich satirischer Roman, der Politik, Klima- und Globalisierungsdiskurse mit Witz und Fantasie neu beleuchtet.
Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die originelle politische Literatur mit satirischem Unterton schätzen.

Bewertung vom 19.06.2025
Im Leben nebenan
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Bewegend, poetisch, wahrhaftig

Anne Sauers Debütroman Im Leben nebenan erzählt von Toni, die sich plötzlich in einer alternativen Version ihres Lebens wiederfindet – mit Kind, Haus und Partner, an einem Ort, den sie eigentlich hinter sich lassen wollte. Es ist eine Geschichte über die großen „Was wäre wenn“-Fragen des Lebens und darüber, wie entscheidend einzelne Weggabelungen sein können.
Für mich ist dieses Buch viel mehr als eine kluge Idee – es ist ein Werk voller Poesie, Empathie und Liebe. Es zeigt, was Leben ist und was es ausmacht: Zweifel, Entscheidungen, verpasste Chancen und neue Möglichkeiten. Anne Sauer schreibt einfühlsam, mit feinem Gespür für Zwischentöne und ehrliche Emotionen.
Im Leben nebenan ist ein Buch, das bewegt – leise, tief und nachhaltig. Für mich ist es ein ganz großes Buch.

P.S. Auch sollte das wunderschöne Buchcover nicht unerwähnt bleiben - poetisch und feinfühlig – ein Cover, das Poesie und Innenschau ankündigt und zur Geschichte perfekt passt.

Bewertung vom 19.06.2025
Reset
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

End of Time?

In Reset beschreibt Peter Grandl eine bedrückend realistische Gegenwart: Eine Medienlandschaft, die zunehmend gesteuert wird, eine Gesellschaft am Rande der Spaltung – und im Zentrum ein Tech-Konzern, der mithilfe künstlicher Intelligenz Wahrheit manipuliert und Demokratie unterwandert.

Der Thriller wirft drängende Fragen auf: Wem gehört die Wahrheit? Wer kontrolliert die Information? Und wie wehrhaft ist unsere Gesellschaft noch?
Ein Schlüsselmoment findet sich auf Seite 146: „Hannibal ad portas – der Feind steht direkt vor den Toren“ – ein düsterer Hinweis darauf, dass die Bedrohung nicht irgendwo in der Zukunft lauert, sondern längst da ist.

Grandl erzählt spannend, kritisch und erschreckend nah an der Realität. Ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern zum Nachdenken zwingt.

Fazit: Hochaktueller Politthriller mit gesellschaftlicher Sprengkraft – lesenswert und beunruhigend zugleich.

Bewertung vom 25.05.2025
Teddy
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

„Teddy – Stark, verletzlich, unvergessen“

Emily Dunlays Teddy ist ein eindringliches Porträt einer Frau, die am Ende der 1960er-Jahre den Versuch unternimmt, sich aus den Fesseln gesellschaftlicher Erwartungen und patriarchaler Zwänge zu befreien. Teddy, die Hauptfigur, lebt in einer Zeit, in der Frauen ohne Erlaubnis ihres Ehemanns weder arbeiten noch ein eigenes Bankkonto eröffnen dürfen. Doch Teddy ist nicht bereit, sich mit dieser Rolle zufriedenzugeben.
Als sie mit ihrem Mann David – einem Diplomaten – von Texas nach Rom zieht, findet sie sich plötzlich in der glamourösen, aber oberflächlichen Welt der Schickeria wieder. Hier kämpft sie um Anerkennung, während sie gleichzeitig nach einem Weg sucht, ihre eigene Identität jenseits von Status und Ansehen zu finden. Dabei wird sie immer wieder mit den Grenzen konfrontiert, die die Gesellschaft ihr setzt – und die sie sich teilweise selbst auferlegt hat.
Dunlay zeichnet Teddy als eine widersprüchliche, aber ungemein lebendige Figur. Ihre Naivität und ihr scharfer Verstand, ihr Bedürfnis nach Liebe und ihr Wunsch nach Unabhängigkeit stehen in einem ständigen Spannungsverhältnis. „Ich kann schrecklich naiv sein für eine geübte Lügnerin“, gesteht Teddy auf Seite 45 – ein Satz, der ihre Zerrissenheit zwischen Anpassung und Rebellion treffend beschreibt. Auch ihr Bedürfnis nach Harmonie und Zugehörigkeit schimmert immer wieder durch: „Ich fand es in Ordnung, Ziel des Spotts zu sein. Hauptsache, David lachte und war nicht mehr wütend auf mich“ (S. 83).
Mit großer Einfühlsamkeit und präzisem Blick für Details lässt Emily Dunlay das Rom der 1960er-Jahre lebendig werden: die Salons und Dinnerpartys, die Abgründe hinter der Fassade der High Society und die Ohnmacht einer Frau, die mehr vom Leben will als nur die Rolle der schmückenden Begleiterin. Der Roman ist nicht nur ein Zeitporträt, sondern auch eine kluge, melancholische Reflexion über das Ringen um Selbstbestimmung – in einer Ära, die für Frauen noch weitaus größere Hürden bereithielt.
Teddy ist ein leises, aber intensives Buch, das sowohl inhaltlich als auch sprachlich überzeugt. Es lässt uns mit einer Hauptfigur zurück, die uns trotz – oder gerade wegen – ihrer Widersprüche nahegeht. Ein unbedingt lesenswerter Roman, der klug, einfühlsam und zutiefst menschlich ist.

Bewertung vom 15.05.2025
The Island - Auf der Flucht
Martin, Nicola

The Island - Auf der Flucht


gut

Mehr Sonne als Spannung

The Island – Auf der Flucht verspricht auf den ersten Blick einen spannungsgeladenen Thriller vor exotischer Kulisse – leider bleibt die Geschichte hinter diesen Erwartungen zurück. Zwar sorgt das Setting auf einer abgelegenen Insel durchaus für Urlaubsflair, doch echte Spannung will sich über weite Strecken nicht aufbauen.
Die Handlung plätschert oft vorhersehbar dahin, und obwohl das Potenzial für Nervenkitzel vorhanden wäre, fehlt es an überraschenden Wendungen oder echten Thrill-Momenten. Der Schreibstil ist schlicht und eher einfach gehalten – für manche Leser angenehm leicht, für andere jedoch zu platt und wenig fesselnd.
Trotzdem liest sich der Roman zügig und eignet sich gut als kurzweilige Lektüre für zwischendurch, besonders für alle, die keine zu komplexen Geschichten suchen und einfach in eine sonnige Szenerie eintauchen möchten.
Fazit: Kein Highlight im Thriller-Genre, aber solide Urlaubsunterhaltung ohne große Ansprüche.

Bewertung vom 06.05.2025
Killer Potential
Deitch, Hannah

Killer Potential


gut

Starker Start, schwacher Atem

„Killer Potential" von Hannah Deitch startet mit einem Knalleffekt und verspricht einen spannenden Thriller. Doch schon bald wandelt sich die Handlung zu einem Roadmovie, das zunehmend an Tempo verliert. Viele Szenen wirken repetitiv, Spannung baut sich kaum auf, und die Figuren bleiben emotional distanziert und schwer greifbar. Stilistisch ist der Roman solide, doch inhaltlich fehlt es leider oft an Entwicklung. Ein später Twist bringt kurzzeitig eine neue Dynamik, doch das rettet das zähe Erzähltempo nicht mehr wirklich. Einige Passagen ziehen sich spürbar in die Länge. Kein wirklich schlechtes Buch, aber auch nicht der packende Thriller, den man nach dem furiosen Einstieg erwartet hätte. Vielversprechend, aber unausgereift.
"Killer Potential" brachte vielversprechende Ansätze mit - doch leider wurden diese weitgehend ungenutzt gelassen.

Bewertung vom 21.04.2025
Der Duft des Wals
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


gut

Stilvoll, aber unklar

Paul Rubans „Der Duft des Wals“ ist ein ungewöhnliches Buch mit einer ganz eigenen Stimme. Der Autor experimentiert mit einer speziellen Art von Humor, der sicherlich nicht jedem liegt – mir persönlich hat er leider nicht ganz zugesagt. Wer schrägen, teilweise absurden Humor mag, könnte hier jedoch auf seine Kosten kommen.
Der Schreibstil ist insgesamt solide und angenehm zu lesen. Besonders hervorzuheben ist die Struktur: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was für Abwechslung sorgt und unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen ermöglicht. Trotzdem hatte ich über weite Strecken das Gefühl, nicht ganz zu verstehen, worauf Ruban eigentlich hinauswill. Die Botschaft des Buches blieb für mich eher vage und schwer greifbar.
Alles in allem ein literarisches Experiment, das zwar sprachlich überzeugt, mich inhaltlich aber nicht vollständig abholen konnte.

Bewertung vom 13.04.2025
Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1
Nola, Fabio

Commissario Gaetano und der lügende Fisch / Commissario Gaetano Bd.1


sehr gut

Kopf ab in Neapel

In Fabio Nolas Kriminalroman „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ tauchen wir mitten in die lebendige, aber auch widersprüchliche Atmosphäre Neapels ein. Während die Stadt ausgelassen das Fest des Heiligen Gennaro feiert, sorgt ein grausamer Fund für Aufsehen: Ein enthaupteter Mann wird entdeckt – und das während einer der heiligsten Zeiten des Jahres. Ein klarer Fall für Commissario Salvatore Gaetano.
Gaetano ist als Ermittler alles andere als leicht zugänglich. Mit seiner schroffen Art wirkt er anfangs beinahe abweisend, doch gerade diese Ecken und Kanten machen ihn im Verlauf des Buches immer sympathischer. Man lernt, seine Eigenheiten zu schätzen – vielleicht, weil sie ihn so authentisch und menschlich wirken lassen.
Ein Thema, das mir beim Lesen aufgefallen ist, ist die teils sehr negative Darstellung Neapels. Die Stadt erscheint häufig schmutzig, chaotisch und korrupt. Da ich selbst nie dort war, kann ich mir darüber kein eigenes Urteil erlauben, frage mich aber: Ist Neapel wirklich so verdorben, wie es hier beschrieben wird, oder ist das ein literarisches Stilmittel, um die düstere Krimi-Atmosphäre zu verstärken?
Ein weiterer Punkt, den ich mir anders gewünscht hätte, betrifft die vielen italienischen Redewendungen, die im Buch verwendet werden. Sie tragen zwar zur Authentizität bei, erschweren aber das Verständnis, wenn man – wie ich – der italienischen Sprache nicht mächtig ist. Ein Glossar oder eine Übersetzung im Anhang hätte hier sehr geholfen.
Insgesamt bietet das Buch eine spannende Geschichte mit einem ungewöhnlichen Ermittler und vielen atmosphärischen Einblicken in das neapolitanische Leben. Trotz kleiner Kritikpunkte bleibt es ein lesenswerter Krimi mit eigenem Charakter.

Bewertung vom 02.03.2025
Mickey und Arlo
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


ausgezeichnet

Eine intelligente Mischung aus schwarzen Humor und ernsthaften Themen

„Mickey und Arlo“ von Morgan Dick ist eine Geschichte, die auf ungewöhnliche Weise Humor mit emotionalem Tiefgang kombiniert. Der Roman begleitet zwei Schwestern, Mickey und Arlo, in einer ziemlich chaotischen und doch eindrucksvollen Reise durch ihre eigenen Probleme und Konflikte, die sie gemeinsam und mit Hilfe von sieben Therapiestunden zu bewältigen versuchen.

Die Mischung aus schwarzem Humor und ernsten Themen ist das Herzstück dieses Romans. Dick gelingt es, die humorvollen Elemente auf sehr geschickt Weise einzuführen, ohne die emotionalen und psychologischen Aspekte der Geschichte zu vernachlässigen. Die Therapiestunden spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie nicht nur die Entwicklung der Charaktere fördern, sondern auch eine interessante Möglichkeit bieten, über Beziehungen, Missverständnisse und die schwierige Kunst der Selbstreflexion nachzudenken.

Mickey und Arlo, zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten, sind authentisch und vielschichtig, was ihre Dynamik als Schwestern äußerst lebendig macht. Während sie sich mit den Herausforderungen ihres Lebens auseinandersetzen, bietet der Roman eine bewegende, wenn auch manchmal humorvolle, Perspektive auf familiäre Bindungen und die Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen.

Insgesamt ist „Mickey und Arlo“ ein fesselndes Buch, das mit einer intelligenten Mischung aus Humor und ernsthaften Themen einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wer ein Fan von tiefgründigen, aber auch erfrischend humorvollen Geschichten ist, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Es ist ein Buch, das sowohl zum Lachen anregt als auch dazu einlädt, über die eigenen Beziehungen und die Herausforderungen des Lebens nachzudenken.

Bewertung vom 27.12.2024
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


ausgezeichnet

Packend düster

„Nachtflut“ von Stina Westerkamp ist ein packender Psychothriller, der von der ersten bis zur letzten Seite eine unheimliche Atmosphäre schafft und die Grenzen zwischen Realität und Wahn zunehmend verschwimmen lässt. Die besondere Stärke von „Nachtflut“ liegt in der dichten, fast klaustrophobischen Atmosphäre, die Stina Westerkamp meisterhaft aufbaut. Von der ersten Seite an wird der Leser von der bedrückenden Stimmung eingefangen – die stetig steigende Bedrohung durch das Wasser, die düsteren Rückblenden und die zunehmend paranoiden Gedanken der Hauptfiguren machen das Buch zu einem wahren Psychothriller. Westerkamp versteht es, den Leser immer wieder auf falsche Fährten zu locken, nur um ihn dann abrupt in eine unerwartete Wendung zu führen. Der Thriller ist sowohl für Fans von Mystery als auch für Liebhaber von Psychothrillern ein absolutes Muss.