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Schnuppe1

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2025
Überreste
Delgado, Daryll

Überreste


sehr gut

nach der Katastrophe

"Durch die glaslosen Fensterrahmen konnte ich das ruhige Meer sehen. War es wirklich immer schon so blau gewesen?"

Der Super-Taifun Haiyan traf 2013 als einer der schlimmsten Stürme, die je vorkamen, auf die Philippinen. Die Zerstörung ist immens und die Folgen verheerend. Die Journalistin Ann, die in dem betroffenen Gebiet aufgewachsenen ist, reist kurz nach der Katastrophe für drei Tage in das zerstörte Gebiet. Sie soll für ihre Organisation Informationen sammeln, verfolgt aber auch private Ziele. In der Zerstörung ist das Fortkommen schwierig und der Leichengeruch ein ständiger Begleiter.

Ann ist sehr in ein eigenes Trauma verstrickt, das sich hier durch die äußeren Einflüsse Bahn bricht. Sie erinnert sich an Erlebnisse aus der Kindheit, die nicht chronologisch sind, führt Gespräche mit ihrer Schwester, teils auch fiktive. Das alles vermischt sich mit den tatsächlichen Erlebnissen und Recherchen vor Ort. Anfangs ist es nicht ganz leicht alles auseinanderzuhalten und richtig einzusortieren, aber mit der Zeit gelingt dies besser. Es werden viel ortstypische Waray-Ausdrücke in den Text eingeflochten, deren Übersetzung, Erklärung und Hintergründe finden sich im Anhang. Durch Anns Erinnerungen erfährt man viel über die Geschichte des Landes.

Ann versucht den Aufgaben, die sie sich vorgenommen hat gerecht zu werden, doch das ist nicht einfach. Der Text transportiert die Schrecken, das Entsetzen und Leiden nach der Katastrophe sehr gut. Besonders durch eingewobene Originalinterviews wird die entsetzliche Realität dieser Zeit spürbar. Diese gefielen mir am Besten.

Teils ist dieses Buch harter Tobak, nichts was man zur Unterhaltung liest. Es kommen wichtige Fragen auf, die nicht ohne weiteres beantwortet werden können. Teils erschüttert, aber auch aufrüttelnd.

Bewertung vom 17.07.2025
Willkommen. Ein Buch über Freundschaft
Scheffler, Axel;Green, Alison

Willkommen. Ein Buch über Freundschaft


ausgezeichnet

Über Freundschaft und Offenheit

"Hier wird niemand ausgeschlossen, denn für eine glückliche Welt brauchen wir alle"

Egal, wie jemand spricht, aussieht oder was er für Vorlieben hat, auch jemand, der ganz anders ist, kann unser bester Freund oder unsere beste Freundin werden. Es macht nichts, wenn man unterschiedliche Sprachen spricht, oft reichen Kleinigkeiten, wie lächeln, etwas gemeinsam tun oder auch Hilfe anbieten oder diese annehmen. Manchmal kommt es zum Streit, das ist ganz normal, aber wenn man sich hinterher entschuldigt, klappt das Miteinander wieder.

Das Buch erklärt sehr kindgerecht, liebevoll und dennoch knapp, wie ein gutes Miteinander aussieht. Bei Missverständnissen hilft Freundlichkeit, Verständnis und Hilfsbereitschaft. Wenn alle nett miteinander wären und sich gegenseitig akzeptieren, wäre die Welt eine Bessere. Das Buch richtet sich mit einfachen nachvollziehbaren Botschaften an die Kinder. Es kommt dabei ohne erhobenen Zeigefinder aus, sondern baut stattdessen nachvollziehbare Aussagen mit Szenen aus dem Kinderalltag auf. Es endet mit den Worten: "Lasst uns alle mithelfen, damit das gelingt." Wie schön wäre so eine Welt wohl?

Axel Scheffler hat den Text von Alison Green wunderschön illustriert. Die Figuren sind die unterschiedlichsten Tiere, die wirklich niedlich anzusehen sind und sich gut zuordnen lassen. So findet man auch über die wertvolle Botschaft des Buches hinaus viele Gesprächsanlässe mit den Kindern.

Ein Bilderbuch mit Botschaft, das Spaß macht, wir schauen es immer wieder gerne an.

Bewertung vom 17.07.2025
Mörderisch verstrickt - Ein Strickclub ermittelt (eBook, ePUB)
Oswald, Susanne

Mörderisch verstrickt - Ein Strickclub ermittelt (eBook, ePUB)


weniger gut

kaum Krimi drin

Im Sommer am Strand lese ich gerne Cosy Crime, vor allem wenn das Setting an der Küste ist und ich auch. Dies hier war leider ein Reinfall.
Im Wesentlichen geht es um den Strickladen "Strickschick" von Mette, den sie mit Leidenschaft und Herzblut führt und um ihre Freund*innen vom Strickclub, die sich dort regelmäßig treffen und toll zusammenhalten. Anne, Mette, Brunhilde und Gustavsen sind die festen Mitglieder, ihre Strickvorlieben und Projekte werden ausführlich beschrieben. Mette strickt ohnedies in allen Lebenslagen und so gibt es reichlich Gelegenheit über ihre Wolle, deren Vorzüge und die schönen Projekte, die sie annadelt zu schwadronieren. Zudem gibt es Bezüge zum Stricken über Zitate in allen Lebenslagen. Man erfährt viel aus Mettes und Annes Leben und etwas weniger über die anderen Figuren. Nach rund 70 Prozent des Buches endlich ein Verbrechen, dies wird relativ kurz und eher nebenbei zufällig aufgeklärt. Dann kann man sich wieder dem gemütlichen Teil rund um die Wolle widmen.
Mir war das zu viel an unwichtigem Drumherum, wobei der Fokus hauptsächlich auf Wolle und Stricken lag und zu wenig Geschichte rund um die Figuren und vor allem zu wenig Krimi. Sehr schade

Bewertung vom 17.07.2025
Staying Alive (MP3-Download)
Mirasol, Eva

Staying Alive (MP3-Download)


gut

Artzgeschichten

Staying Alive möchte kein Arztroman sein, doch im weitesten Sinne ist er es doch. Die Autorin erzählt viel aus dem fordernden Klinikalltag in einer Berliner Notaufnahme/ Rettungsstelle, in der immer hektisch und unter Personalnot am Limit agiert wird.
Die Autorin ist selbst Ärztin, sie bringt viel Fachkunde auf humorvolle Weise mit ein. Das Ganze wirkt aber eher wie Comedy oder Slapstick.

Die Hauptfigur Nicki beginnt als Assistenzärztin in der Notaufnahme und wird sofort in den täglichen Wahnsinn geworfen, in den sie sich glücklicherweise recht schnell einlebt und behauptet. Freizeit ist fortan Mangelware und das Privatleben und die Unterhaltungen sind äußerst klischeehaft. Sie verliebt sich in ihren Chef und erlebt hier Höhen und Tiefen. Das Alles bleibt aber sehr oberflächlich. Keine der Figuren lernt man richtig kennen. Das Buch hetzt mit Nicki durch den Alltag, man hält sich hauptsächlich mit den vielen Patientengeschichten auf, die teils sehr skurril und / oder humorvoll dargestellt sind, aber auch mit Fachwissen vorgestellt werden. Nach dem Durchlauf durch die Notaufnahme verschwinden die Patienten auf Nimmerwiedersehen.
Eher eine Aneinanderreihung von Episoden als ein Roman. Vanida Karun hat das Hörbuch gut einlesen, der hektische Alltag und die teils überspannten Dialoge kommen gut rüber, aber durch die vielen Episoden verliert sich das alles dennoch teils in Längen.

Bewertung vom 17.07.2025
Ihr werdet sie nicht finden
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


gut

zu viele Längen

Die Privatdetektivin Franka wird von einer Großmutter beauftragt, Fotos von deren Enkeltochter zu machen. Aufgrund einer Familienstreitigkeit besteht kein Kontakt, und so möchte die alte Dame sicherstellen, dass es der Enkelin gut geht. Der scheinbar einfache Auftrag bringt schon bald ungeahnte Schwierigkeiten mit sich, zusätzlich ergeben sich Verbindung zu einem alten Kriminalfall. Damals verschwand die Tochter eines Polizisten nach einer Feier. Nach Tagen erfolgloser Suche, greift der Vater zu verzweifelten Mitteln und gibt dem Fall eine dramatische Wendung.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten ermittelt Franka gemeinsam mit dem Vater des damals verschwundenen Mädchens.
Obwohl Winkelmann gewohnt routiniert erzählt, hatte die Geschichte viele Längen für mich, die Perspektivwechsel und Zeitsprünge konnten daran leider nichts ändern. Einige der Entwicklung waren schlicht unglaubwürdig, dies empfand ich auch bei einigen Figuren. Diese Geschichte konnte mich nicht, wie die Vorgänger des Autos begeistern, schade.

Bewertung vom 17.07.2025
Im Finsterwald
Hermanson, Marie

Im Finsterwald


gut

Historischer Krimi

„Im Finsterwald“ von Marie Hermanson verschwindet ein neunjähriges Mädchen während eines Museumsbesuch. Die Handlung ist in Göteborg 1926 angesiedelt, die Polizeiarbeit findet also ganz anders statt als heute. Das Mädchen war mit ihren Geschwistern und dem Kindermädchen in dem Museum. Bis die Familie die Polizei einschaltet, vergeht einiges an Zeit, das ist auch 1926 keine günstige Ausgangslage.
Die Handlung entwickelt sich ruhig und gemächlich, im Mittelteil gibt es einiges an Längen. Neben der Suche nach dem Mädchen geht es auch um den jungen Polizisten Nils, der seiner großen Liebe Ellen nachtrauert, die jemand anderen geheiratet hat. Ellen ist mit ihrer Situation als Ehefrau nicht ganz zufrieden, so ist sie gerne bereit Nils bei seiner Arbeit zu helfen.
Obwohl der Zufall eigentlich diesen Fall löst, gibt es einiges an Wendungen, Emotionen und interessanten Entwicklungen.
Für alle die ruhige, historische Krimis mögen, ist dieses Buch sicherlich gut geeignet.

Bewertung vom 17.07.2025
Die Roboter / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.78
Kessel, Carola von

Die Roboter / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.78


sehr gut

Über Roboter

Die „Wieso Weshalb Warum?“ Reihe steht bei uns hoch im Kurs. Auch die neueste Ausgabe: „Die Roboter“ konnte wieder bei uns punkten, jedoch ist das Interesse nicht ganz so hoch und begeistert wie sonst, da bei einigen Seiten der Bezug zur Alltagswirklichkeit der Kleinen fehlte. Insgesamt aber wieder ein tolles gelungenes Sachbuch für die Kleinen. Die Texte und Illustrationen sind gut gelungen. Hinter den Klappen befinden sich wie immer spannende Überraschungen bzw. Innenansichten.
Die Kinder finden hier Roboter, die sie teils schon aus dem Alltag kennen, wie z.B. ein Staubsaugroboter oder Mähroboter.
Die Überschriften und Erklärtexte sind wie immer in Frage Antwort Manier gehalten, was die Kinder sehr anspricht.
Der Alltagsbezug fehlte mir z.B. bei den vorgestellten Robotern im Altenheim oder auch in der Bücherei. Hier haben wir noch nie solchen Helferlein gesehen, das ist wohl eher Zukunftsmusik.
Der Einblick in die Arbeitswelten, die Roboter nutzen war interessant.

Bewertung vom 22.06.2025
Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben
Bihl, Lou

Nicht tot zu sein, ist noch kein Leben


sehr gut

Selbstbestimmung bis zum Ende

Die beiden Hauptfiguren, Helene und Marlene, werden während des Studiums beste Freundinnen, sie gelten als das doppelte Lenchen. Helena wird Allgemeinmedizinerin in einer Gemeinschaftspraxis und spezialisiert sich auf Palliativmedizin. Marlene wird Wissenschaftsjournalisten. Nach dem Studium trennen sich die Lebenswege der Beiden, aber sie halten immer mehr oder weniger intensiven Kontakt, dies bildet sich im Buch häufig durch E-Mails ab, die ausgetauscht werden.Als Marlene nach Jahren in den USA zurück nach Deutschland zieht, intensiviert sich die Freundschaft wieder.
Marlenes Schwester Toni erkrankt sehr schwer und wählt den Weg der Sterbehilfe in der Schweiz. Für Marlene ist das schwer aushaltbar, und sie wählt für sich einen anderen Weg, als sie auch unheilbar erkrankt. Für Helena wird diese Freundschaft nun zu einer Zerreißprobe, denn sie ist Freundin, Hausärztin und Palliativmedizinerin, die Marlene begleitet. Da Marlene Charakter sehr manipulativ ist, sind die Schwierigkeiten hier vorprogrammiert. Die Ehepartner der beiden bringen ebenfalls Ihre Ansichten zu der Thematik mit ein, ebenso wie der Arbeitskreis der Palliativmedizin, über den rechtliche Grundlagen und Diskussionen mit eingesteuert werden.

Das Buch verbindet geschickt die emotionalen Geschichten der Figuren mit fundierter Sachkenntnis zum Thema, auch die Auswirkungen werden thematisiert. Die Figuren waren mir tatsächlich eher fern und eher unsympathisch, dennoch konnte ich gut mitfühlen und die schwierigen Situationen nachempfinden.
Die medizinischen Fakten werden am Ende des Buches in einem Glossar erklärt, in dem man jederzeit auch nachschlagen kann.


Ein berührendes Buch zu einem wichtigen Thema, dass gerne tot geschieden wird und daher besonders betroffen macht, wenn es plötzlich über einen herein bricht. Auf jeden Fall regt dieses Buch zum Nach- und Weiterdenken an. Lesenswert!

Bewertung vom 15.06.2025
Ursula und das V-Team
McDonnell, C. K.;Ofori, Elaine

Ursula und das V-Team


ausgezeichnet

Magische Jungfrauen retten Köln

Seit vielen Jahren trainieren die Jungfrauen rund um Ursula ihre verschiedenen magischen Kräfte, um das Geisterheer der Hunnen, das Köln verwüsten will, zurückzudrängen. Als im letzten Moment zwei Teammitglieder auf mysteriöse Weise verschwinden, holt sie den amerikanischen Stadtrundführer Adam als Notnagel ins Team.
Schon die ersten Seiten des Buches sprühen vor Humor, Magie und schrägen Momenten, die einen ans Buch fesseln.

Als der Kampf abrupt endet und die Hunnen sowie die Ausbilderin der Mädels spurlos verschwunden sind, erklärt der scharlachrote Rat, der hier die Aufsicht hat, den Kampf als gewonnen. Ursula kommt das alles merkwürdig vor und so beginnt unter ihrer Führung eine Suche nach den Verschwundenen und der Wahrheit, die es in sich hat.

Das Autorenpaar erzählt aus verschiedenen Perspektiven, was Sinn macht, da sich das Team aus Effizienzgründen aufteilt. Auf diese Weise lernt man die sehr einzelnen Figuren gut kennen, die sehr unterschiedliche Eigenschaften haben und liebevoll angelegt wurden.
Die Abenteuer und skurrilen Situationen überschlagen sich immer mehr bis zu einem spektakulären Showdown. Der Humor trägt durch Schlachten, Kämpfe und alle möglichen Aufgaben. Magische Einfälle sorgen immer wieder für Highlights in der tempo- und wendungsreichen Geschichte, in der manchmal nicht ganz klar ist, wer Gut und wer Böse ist, (wie im echten Leben halt).
Es handelt sich hier um den ersten Teil einer Reihe, den man aber auch gut separat stehen lassen kann.

Mich hat diese schräge Geschichte sehr gut unterhalten, lange habe ich kein so kurzweiliges Buch mehr gelesen.

Bewertung vom 13.06.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


gut

Prägender Verlust

Marianne lebt mit ihren Eltern und dem kleinen Bruder Joe am Rande eines abgelegenen Dorfes. Das Haus ist etwas baufällig, aber die Familie scheint glücklich zu sein. Der Vater arbeitet an der Universität in der Stadt. Eines Tages verschwindet die Mutter plötzlich und ohne Vorankündigung. Marianne ist zu dem Zeitpunkt acht Jahre alt, Joe noch ein Baby. Die ungeklärte Situation rund um die Mutter, aber auch die Fortführung des Haushaltes sind mit vielen Problemen verbunden.
Marianne erzählt ihr Leben rückblickend in Episoden, die ihr wichtig sind. Dabei geht sie leider nicht chronologisch vor. Die einzelnen Erzählungen wirken emotionslos, obwohl sie eigentlich berühren müssten. Das ist schade. Das Geheimnis um das Verschwinden der Mutter belastet sie zeitlebens. Sie versucht die Mutter über Erinnerungen lebendig zu halten, dabei erfindet sie viel dazu, hinterher kann sie Fiktion und Fakten nicht mehr unterscheiden. Auf diese Weise begleitet man Marianne beim Erwachsen werden und sieht sie viele Fehler machen. Es ist unklar, ob die Mutter gesund war, und ob hier ein Trauma weitergegeben wurde. Sicher ist, dass Marianne später ihrer Tochter in dieser Hinsicht einiges vererbt hat. Eine tragische Geschichte, die mich aufgrund des Erzählstils und des Aufbaus leider nicht erreicht hat. Die Figuren blieben seltsam blass. Der Vater scheint anfangs mehr auf Joe zu achten, in wichtigen Situationen steht er Marianne jedoch immer zur Seite, dennoch kann man auch ihn kaum charakterisieren, weil man ihn nicht wirklich kennenlernt.
Am Ende gibt es noch eine persönliche Wendung für Marianne, es wird deutlich wie sehr der Umgang mit einem Problem, insbesondere einem schweren Verlust, die Erinnerung an einen Menschen beeinflussen und eben auch verfälschen kann.