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antjemue

Bewertungen

Insgesamt 89 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2025
Devil's Kitchen
Fox, Candice

Devil's Kitchen


ausgezeichnet

Düster und brutal, aber unheimlich spannend

Vor einigen Jahren habe ich die Hades Trilogie der australischen Autorin Candice Fox nahezu verschlungen. Als ich vor ein paar Wochen die Ankündigung für diesen Thriller sah, erinnerte ich mich daran und wollte ihn unbedingt lesen.

Ben Heigh ist Feuerwehrmann bei der Engine 99. Doch er, sein Chief Matt sowie seine Kameraden Engo und Jake sind nicht nur die mutigen und unerschrockenen Retter, für die sie von der Öffentlichkeit gehalten werden. Schon seit etlichen Jahren nutzt Truppe ihren Job als Tarnung für gewinnbringende Raubzüge und dabei gab es auch schon Tote. Nun hat Ben jedoch das Vertrauen in seine Truppe verloren. Vor einiger Zeit ist seine Lebensgefährtin zusammen mit ihrem kleinen Sohn spurlos verschwunden und er ist sich sicher, dass sie ihn nicht einfach verlassen hat, sondern dass seine Kameraden dafür verantwortlich sind.

Deshalb hat er den Behörden in einem Brief Tipps zu ungeklärten Raubüberfällen versprochen und fordert im Gegenzug umfangreiche Ermittlungen zum Verschwinden seiner Familie. FBI Agent Tony Newler setzt die von ihm ausgebildete freiberufliche Ermittlerin Andy Nearland auf die räuberischen Feuerwehrmänner an. Wird sie es schaffen, sich Undercover in dieser toxischen Männerwelt zu behaupten, die Vermissten finden und die Verbrecher überführen?

Leicht und flüssig konnte ich diesen Thriller lesen. Geschrieben ist er in der dritten Person. Nach der gefährlichen Situation im Prolog geschieht das abwechselnd aus den Perspektiven von Ben und Andy. Meistens in der Gegenwart. Es gibt aber bei beiden auch gelegentliche Rückblicke in die Vergangenheit. Die Sprache ist einfach. Die Ausdrucksweise häufig sehr rau und brutal. Von Anfang an verspürte ich eine düstere Grundspannung, die mich immer weiterlesen ließ und wegen der ich das Buch für notwendige Lesepausen eigentlich immer nur sehr ungern aus der Hand legte. Diese wurde vor allem durch die gut gesetzten Szenen- und Perspektivwechsel erreicht.

Obwohl beide Hauptfiguren keine klassischen Helden sind, entwickelte ich Sympathien für sie. Bei Ben war es vor allem die ehrlich rüberkommende Sorge um seine Familie, die ich an ihm mochte. An Andy gefiel mir von Anfang an ihre taffe Art und ihr Erfindungsreichtum. Beide haben auch immer wieder mit Dämonen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Im letzten Viertel gab es dann einige Überraschungen, mit denen ich so nicht gerechnet hätte. Etwas schade fand ich dabei jedoch, dass auf das weitere Schicksal von Gabriel nicht noch mal eingegangen wurde. Mit dem ansonsten ebenfalls offenen Ende kann ich allerdings gut leben. Die Autorin hat sich damit aber auch den Weg für eine Fortsetzung offengehalten.

Sollte es eine Solche geben, bin ich gern wieder mit am Start, denn insgesamt hat mir auch dieses Buch der Autorin wieder sehr gut gefallen. Inzwischen habe ich auch gesehen, dass nach der Hades Trilogie auch noch ein paar andere Bücher der Autorin in deutscher Sprache erschienen sind. Diese habe ich mir jetzt auch mal vorgemerkt.

Bewertung vom 08.04.2025
Dunkelste Nacht (eBook, ePUB)
Rose, Karen

Dunkelste Nacht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend, temporeich und neben den Bösewichtern wieder viele Sympathieträger

Die amerikanische Thriller-Autorin Karen Rose gehört schon längere Zeit zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich habe inzwischen alle ihre ins Deutsche übersetzten Bücher gelesen und, egal aus welcher Reihe, jedes davon habe ich regelrecht verschlungen. „Dunkelste Nacht“ ist nun der Auftakt ihrer New-Orleans-Reihe in deutscher Übersetzung.

Robert „Rocky“ Hebert, ein ehemaliger Polizist im Ruhestand, wurde vor 6 Wochen tot aufgefunden. Die Polizei behauptet, dass es Selbstmord war, doch sein Sohn Gabriel – genannt Gabe – kann und will das nicht glauben. Daher ließ er, nach Freigabe des Leichnams durch das NOPD, seinen Vater heimlich nochmals privat obduzieren. Nun hat er die Ergebnisse und diese weichen in verschiedenen Punkten vom offiziellen Obduktionsbericht ab. Gabe ist sich daher sicher, es war Mord und dieser wird von der Polizei vertuscht!

Deshalb wendet er sich an den ehemaligen Partner seines Vaters – Burke Broussard – der inzwischen erfolgreich als Privatermittler tätig ist. Dieser übergibt den Fall seiner besten Angestellten – Molly Sutton – weil er selbst Rocky zu sehr mochte und Molly objektiver ist. Zusammen mit Gabe findet sie schnell heraus, dass Rocky an einem ungeklärten Fall arbeitete, der ihn nie losließ. Vor vielen Jahren, während des Hurrikans Katrina, beobachtete ein Kind, das Rocky rettete, einen Mord.

Rocky fand sogar die Leiche, musste aber erst einmal die Geretteten in Sicherheit bringen. Danach war die Tote verschwunden und seine Vorgesetzten verhinderten eine offizielle Ermittlung. Zuletzt kam Rocky dem Mörder anscheinend zu nah. Aber auch die aktuellen privaten Ermittlungen zu Rockys Tod bleiben nicht unentdeckt und nur kurze Zeit später schweben alle, die auch nur ansatzweise darin involviert sind, in großer Gefahr…

Nach 2 Tagen hatte ich das E-Book – bei der Print-Ausgabe steht, dass es 768 Seiten hat - auch schon wieder ausgelesen. Den Schreibstil empfand ich als gewohnt flüssig. Erzählt wird in der dritten Person aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten und das auch wieder in einfacher, aber sehr bildhafter Sprache. Diesmal gab es keine mir bereits bekannten Charaktere. Die handelnden Figuren sind also alle neu, werden situationsbedingt eingeführt und ich musste sie erst einmal kennenlernen. Sicher hat die Autorin auch hier wieder das Thriller-Genre nicht neu erfunden. Aber sie bleibt sich treu.

Auch hier gibt es wieder eine ordentliche Anzahl Personen im Hintergrund, die vertrauenswürdig sind und bei denen sich die gefährdeten Charaktere sicher, geborgen oder auch geliebt fühlen können. Auch wenn das diesmal keine große Familie, sondern ein vertrauenswürdiger wachsender Freundeskreis ist, empfinde ich das als große Ähnlichkeit zu anderen Reihen von ihr. Während andere Autoren beim Pflegesystem für elternlose Kinder hauptsächlich die negativen Aspekte einflechten, gibt es in Karen Roses Geschichten immer wieder Charaktere, die bei Pflege- oder Adoptiveltern aufwuchsen, bei denen sie ein echtes Zuhause fanden. So auch hier. Irgendwie ist es jedoch genau das, was ich so gern von ihr lese.

Gleichzeitig geschehen natürlich auch wieder schlimme Verbrechen, die aufgeklärt werden müssen. Diesmal aber eben nicht hauptsächlich von der Polizei, sondern von den Privatermittlern, die jedoch auch bei der Polizei vertrauenswürdige Kontakte haben. Die Handlung mit all ihren Wendungen verfolgte ich mit großer Spannung. Ich empfand beim Lesen keinerlei Längen, legte das Buch für wichtige Aufgaben im realen Leben immer nur sehr ungern aus der Hand und war froh, wenn ich danach wieder an ihm kleben durfte. Letztendlich hat mir auch dieses Buch wieder ausgesprochen gut gefallen und ich hoffe, dass die deutsche Übersetzung des nächsten Teils – in Originalsprache sind bereits zwei weitere erschienen und der dritte ist für August 2025 angekündigt – nicht zu lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 29.03.2025
Shine Bright, Rising Princess / The Monet Family Bd.3
Marczak, Weronika Anna

Shine Bright, Rising Princess / The Monet Family Bd.3


sehr gut

Es gibt leichte Längen, aber auch wieder einiges an Spannung oder von Interesse

Obwohl der Zielgruppe längst entwachsen, greife ich gern immer mal wieder zu Jugendbüchern. The Monet Family: Shine Bright, Rising Princess ist bereits der dritte Teil der polnischen Autorin Weronika Anna Marczak. Die beiden Vorgänger habe ich schon gern gelesen. Daher wollte ich gern wissen, wie es mit Hailie und ihrer neuen Familie weitergeht.

Seit Hailie nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter bei ihren fünf älteren Brüdern in Amerika lebt, hat sich ihr Leben grundlegend geändert. Da ist der vorher nicht gekannte, durchaus angenehme luxuriöse Lebensstil auf der einen Seite. Auf der anderen Seite muss sie sich jedoch zu ihrer eigenen Sicherheit an strenge Regeln halten, die ihr nicht immer gefallen. Durch die ihr richtig gut gefallende Arbeit in der Stiftung der Familie fühlte sie sich zuletzt etwas nützlicher, doch ein Anschlag auf ihr Leben bringt sie erst einmal wieder zurück in den goldenen Käfig.

Sie darf vorerst nicht mehr zur Schule und bekommt Privatunterricht. Damit diese neuen Sicherheitsmaßnahmen für sie nicht allzu einschneidend sind, organisieren ihre Brüder für sie eine Reise auf die Kanarischen Inseln, auf die sie sich doch sehr freut und wo eine weitere Überraschung auf sie wartet. Doch irgendwann muss Hailie auch zurück und die Gefahr für sie ist noch lange nicht gebannt…

Auch der dritte Teil ist wieder in der ersten Person aus der Perspektive der mittlerweile 16-jährigen Hailie geschrieben. Der flüssige Schreibstil und die einfache Sprache gefallen mir nach wie vor. Hin und wieder kommen zwar Ausdrücke vor, die nicht ganz jugendfrei sind. Allerdings sind diese auch im realen Leben gelegentlich im Vokabular von Teenagern und sie bleiben hier im Buch nicht ohne Widerspruch stehen. Obwohl auch in der ersten Hälfte einiges passiert, hatte ich gelegentlich das Gefühl von Hinplätschern der Handlung und leichten Längen. Auch gab es einen Vorfall mit den drei jüngeren Brüdern, wo mir nicht gefiel, dass dieser für die Jungs nahezu Folgenlos ausging.

Dennoch mag ich das Mädchen und auch ihre Brüder nach wie vor sehr gern. Auch in diesem Buch wurden wieder viele Themen angesprochen, die Teenager bewegen. Mir gefällt, dass die Geschwister sich immer besser verstehen. Klar gibt es Streitereien unter ihnen, aber solche sind ja auch im realen Leben ganz normal. Hailie lernt zwar die Streitkultur unter Geschwistern immer noch, aber sie ist auch dahingehend eine gelehrige Schülerin. Ich selbst durchschaute diese erst im Erwachsenenalter bei meinen eigenen Kindern, da ich als Einzelkind aufwuchs.

Im letzten Drittel des Buches war dann wieder Hochspannung angesagt. Ob sich das Ganze in der Realität tatsächlich so abspielen könnte, darüber lässt sich definitiv streiten, aber das Tempo stimmte und ich konnte das Buch zu diesem Zeitpunkt nicht mehr aus der Hand legen. Das Ende empfand ich, obwohl noch lange nicht alles erzählt ist, als gefällig. Insgesamt hat mir auch diese Fortsetzung wieder ganz gut gefallen. Ursprünglich dachte ich schon, dass es sich hier um den Abschlussband der Reihe handelt. Dann wäre ich mit dem Ende nicht zufrieden gewesen. Inzwischen sind jedoch zwei weitere Teile angekündigt und ich möchte den nächsten, der im August dieses Jahres erscheinen soll, auf jeden Fall auch wieder lesen. Danach sehen wir weiter.

Bewertung vom 25.03.2025
Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fantastische Mischung aus Historischem Roman und Krimi

Elbnächte. Die Lichter über St Pauli ist der Auftakt einer neuen Reihe der deutschen Autorin Henrike Engel. Ich entdeckte das Buch kürzlich. Sowohl das Cover als auch die Inhaltsangabe sprachen mich an und ich wollte das Buch unbedingt lesen.

Louise versteht die Welt nicht mehr. Ihr Mann Viktor hat sie allein in ihrem Hamburger Luxushotel gelassen und kurze Zeit später erreicht sie die Nachricht, dass er bei einem Duell gestorben wäre. Plötzlich steht sie komplett mittellos da und bei den wenigen Menschen, die sie in Hamburg überhaupt kennt, ist ihr Mann hoch verschuldet.

Ella ist in einem kleinen galizischen Dorf als Älteste von 11 Geschwistern in großer Armut aufgewachsen. Im Alter von 17 Jahren wurde sie von ihren Eltern an Mädchenhändler verkauft und von diesen zur Prostitution gezwungen. Nach sieben Jahren gelingt ihr zusammen mit dem Mops Principessa die Flucht und sie landet in Hamburg.

Paul ist ein ehemaliger Hamburger Polizist, der seit einem Mordanschlag auf ihn behindert ist, deshalb auch seine geliebte Arbeit und sein vorher glückliches Privatleben verlor. Auf Rache sinnend, ermittelt er auf eigene Faust gegen die gewalttätige Straßenjungenbande, die ihm das angetan hat und deren ominösen Anführer.

Das Schicksal bringt die drei zusammen und macht sie unabsichtlich zu Komplizen. Plötzlich müssen sie sich nicht nur vor der Polizei in Acht nehmen, sondern auch vor Größen der Hamburger Unterwelt. Wird es ihnen gelingen da unbeschadet herauszukommen und das von ihnen ersehnte neue Leben anzufangen?

Kaum hatte ich mit diesem Buch begonnen, konnte ich es kaum aus der Hand legen und hätte es am liebsten in einem Rutsch verschlungen. Die mir vom realen Leben aufgezwungenen Lesepausen empfand ich als regelrecht lästig und war immer wieder froh, wenn ich zum Buch zurückkehren konnte. Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache einfach aber sehr bildhaft. Alles – egal ob Personen oder Örtlichkeiten – ist so beschrieben, dass ich permanent ein herrliches Kopfkino hatte, während der gesamten Lesezeit keinerlei Längen verspürte und mir auch nichts davon zu viel wurde.

Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person, abwechselnd aus den Perspektiven der drei Hauptfiguren. Diese lernte ich situationsbezogen kennen und obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, wurden sie mir alle sehr schnell sympathisch. Das änderte sich auch nicht, als sie unabsichtlich oder notgedrungen gegen das Gesetz verstießen. Im Gegenteil. Ab diesem Zeitpunkt fieberte ich regelrecht, dass ihre Versuche, unbeschadet davonzukommen, die wirklichen Verbrecher bestraft zu stehen und ein neues Leben zu beginnen, erfolgreich sind.

Trotz der Tatsache, dass am Ende noch lange nicht alles geklärt ist und den mir lieb gewordenen Protagonisten sicher noch die eine oder andere Gefahr begegnen wird, empfand ich den Ausgang erst einmal versöhnlich und warte nun mit großer Spannung auf den nächsten Teil der Reihe, der im Oktober dieses Jahres erscheinen soll. Für mich war dieses Buch ein großartiges Leseerlebnis. Das machte mir auch große Lust auf mehr Lesestoff aus der Feder der Autorin. Die ersten drei Teile ihrer anderen Reihe – Die Hafenärztin – werde ich in Kürze ebenfalls lesen.

Bewertung vom 23.03.2025
Dein Heimweg (eBook, ePUB)
Essing, Hannah

Dein Heimweg (eBook, ePUB)


weniger gut

Vieles an der Geschichte ergab für mich leider keinen Sinn, aber sie ließ sich schnell lesen

Emmy findet auf dem Weg vom Parkplatz zu ihrem Arbeitsplatz eine ermordete Frau. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um ihre Arbeitskollegin handelt. An der gleichen Stelle wurde bereits vor zwei Monaten nach ihrem ersten Arbeitstag eine andere Kollegin ermordet. Daraufhin brachte ihr Unternehmen eine App auf den Markt, die den Heimweg von Frauen sicherer machen sollte. Emmy vermutet nun, dass der Mörder in der Firma zu finden ist und begibt sich auf die Suche nach Beweisen. Das bleibt jedoch nicht unentdeckt…

Nun habe ich das Buch ausgelesen und weiß ehrlich gesagt nicht, was mir die Autorin mit dieser Geschichte sagen wollte. Geschrieben ist sie in der ersten Person aus der Perspektive der Hauptfigur Emmy, mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart. Der Schreibstil ist durchaus flüssig. Das und meine Neugier, wer denn nun die beiden Morde verübt hat, waren jedoch die einzigen Gründe, warum ich überhaupt immer weiterlas. Ansonsten muss ich leider sagen, dass mir vieles im Buch nur halbgewalkt, irgendwie zurechtkonstruiert vorkam und die Geschichte für mich auch nicht wirklich etwas mit einem unsicheren Heimweg zu tun hatte, sondern höchstens mit geschürten Ängsten dazu und dem Gefühlsleben einer Frau, in die ich mich nicht hineinversetzen konnte.

Emmy wurde mir leider nie sympathisch. Und das lag weder an ihrer Wohnsituation, noch an ihrer Herkunft, für die sie sich offensichtlich sehr schämte. Ich persönlich finde es ja eher bewundernswert, wenn jemand, der aus schwachen sozialen Verhältnissen kommt, Schule und Studium meistert. Das ist meiner Meinung nach absolut nichts, wofür man sich schämen muss. Dass man 2x fristlos gekündigt wurde und Zeugnisse fälschen muss, schon eher. Die Umstände warum das geschah wurden nicht näher erklärt. Aber die Gedanken, die Emmy zum Arbeitsbeginn in dem Start-Up hatte, wirkten auf mich sehr egoistisch und erweckten bei mir den Eindruck, dass sie an diesen Kündigungen nicht schuldlos war.

Auch die Gründe für die zerrüttete Beziehung zu ihrer Schwester verstand ich aus dem Gelesenen heraus nicht wirklich und die geheime Beziehung zu einem Kollegen kam mir ein bisschen zu plötzlich. Am schlimmsten fand ich dann jedoch, dass sie sich nach ihrem ganzen eigenen Lügengespinst wegen – meiner Meinung nach - Pillepalle von ihm verraten fühlte. Wer der Mörder war, überraschte mich dann zwar doch noch. Allerdings hatte ich diese Person durchaus schon früher mal ganz kurz in Verdacht, verwarf das aber recht schnell wieder. Das genannte Motiv empfand ich jedoch als an den Haaren herbeigezogen.

Ich mag es eigentlich, wenn ich Figuren situationsbedingt, ohne langwierige Erklärungen kennenlerne. Hier wurde mir aber zu viel als gegeben und ohne mir einleuchtende Hintergründe dafür vorgesetzt. Wirklich gefallen hat mir dieser Thriller leider nicht. Vielleicht bin ich aber mit meinen mehr als 50 Jahren auch zu alt dafür.

Bewertung vom 22.03.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Sehr spannende Lektüre, aber es blieben für mich auch noch etliche Fragen offen

„Die Nacht“ von Marc Raabe ist bereits der dritte Teil einer von mir als sehr spannend empfundenen Thriller-Reihe um das Ermittlerduo Art Mayer und Nele Tschaikowski. Nachdem ich die ersten beiden Teile jeweils in sehr kurzer Zeit ausgelesen hatte, wollte ich auch dieses Buch unbedingt lesen.

Da der Vermisstenfall Dana Karasch in der Versenkung zu verschwinden droht und ihm die Akte unvollständig erscheint, bittet der eigenwillige BKA-Ermittler Art Mayer eine mächtige Person um Hilfe. Bereits eine Stunde später erhält er einen anonymen Hinweis, der ihn und seine eigentlich im Mutterschutz befindliche Kollegin Nele Tschaikowski zu einer verlassenen Wohnwagensiedlung im Wald führt. In einem der Wohnwagen finden sie Hinweise darauf, dass Dana dort als junges Mädchen lebte, aber auch die Leiche eines hochangesehenen Berliner Richters.

Wegen eines gerade wütenden Waldbrandes müssen sie den Tatort ohne gründlichere Untersuchungen erst einmal wieder verlassen. Als sie auf die Dienststelle zurückkommen, verhalten sich die Vorgesetzten sehr eigenartig und schließen sie von den Ermittlungen aus. Okay, Art ist durch seine Nähe zu Danas achtjähriger Tochter Milla, um die er sich kümmert, weil er sie vor einem Leben im Kinderheim bewahren möchte, privat involviert und Nele ist im Mutterschutz. Doch das scheinen nicht die alleinigen Gründe zu sein…

Auch dieses Buch habe ich wieder regelrecht verschlungen. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, die Sprache einfach und doch sehr bildhaft. Es gibt einen Handlungsstrang in der Gegenwart und einen in der Vergangenheit. Beide werden in der dritten Person erzählt. Der in der Gegenwart aus den Perspektiven von Art und Nele, der in der Vergangenheit aus der Perspektive von Dana. Die geschickt gesetzten Wechsel sorgten dafür, dass sich schnell eine permanente Grundspannung aufbaute und ich beim Lesen keine Längen empfand.

Das Ermittlerduo war mir, trotz und wegen der Dämonen, mit denen sie selbst zu kämpfen haben, wieder sehr sympathisch. Auch der kleinen Milla gehört noch immer mein Herz. Allerdings schien mir ein Teil der Geschichte schon eine ganze Weile vor dem Showdown ziemlich vorhersehbar und ich schwankte gefühlstechnisch bei der Frage, wie ich es finden soll, wenn meine Vermutung tatsächlich zutrifft und ob der Zweck die Mittel heiligt, eine ganze Weile immer hin und her. Bis dann, mit einigen für mich komplett überraschenden Wendungen, alles ganz anders wurde.

Das Ende empfand ich zwar erst einmal als gefällig. Trotzdem blieben für mich noch ziemlich viele Fragen offen, so, dass ich denke und auch schwer hoffe, dass die Geschichte um das Ermittlerduo, Milla und einem erst in diesem Buch kennengelernten Protagonisten noch lange nicht fertig erzählt ist. Insgesamt hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen. Ich denke jedoch, dass es, um alles richtig einordnen zu können, von großem Vorteil ist, wenn man die beiden Vorgänger – „Der Morgen“ und „Die Dämmerung“ - bereits gelesen hat.

Bewertung vom 10.03.2025
Haus Waldesruh (eBook, ePUB)
Krems, David

Haus Waldesruh (eBook, ePUB)


weniger gut

Leider konnte mich die Geschichte nicht packen und sprachlich war ich oft genervt

Anna, Lea, Ferdinand und Marco sind ehemalige Klassenkameraden und hatten seit der Matura (gleichzusetzen mit dem deutschen Abitur) vor fast 15 Jahren kaum Kontakt zueinander. Nun hat Marco das Grüppchen ins Jagdhaus eines Onkels zu einem Treffen eingeladen. Anfangs freuen sich alle über das Wiedersehen und es hat auch keiner etwas dagegen, dass sich Leas Zufallsbekanntschaft Frank zu ihnen gesellt. Doch schon bald gibt es Konflikte und schnell drehen sich die Gespräche um den einen, der fehlt. Als dann noch ein ungeladener Gast auftaucht, kommt es zu einem Fiasko…

Diesen in der dritten Person verfassten Roman konnte ich zwar relativ schnell lesen. Wirklich begeistert hat mich die darin erzählte Geschichte jedoch nicht und auch die Ausdrucksweise des Autors war für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Schon als die ehemaligen Klassenkameraden im Haus Waldesruh nacheinander ankamen und sich begrüßten, war ich von der inflationären Verwendung des Wortes jauchzen genervt. Es gibt so viele Begriffe, die eine überschwängliche Freude ausdrücken können, aber hier wurde permanent gejauchzt. Doch auch sonst haderte ich sprachlich mit so mancher Formulierung, die ich als falsch oder unpassend empfand.

Leider wurden mir die Charaktere nach der Begrüßung nicht wirklich sympathisch und Teile der Geschichte waren für mich sogar ziemlich vorhersehbar. Dass mit Frank irgendwas nicht stimmt, stellte Anna ja beizeiten fest. Hier hatte ich schon, als sie das erste Mal dachte, dass ihr etwas an ihm bekannt vorkommt, den richtigen Riecher. Und auch, wer der ungeladene Gast war, ahnte ich, lange bevor er auftauchte. Im Endspurt und in der Auflösung gab es für mich dann zwar trotzdem noch ein paar Überraschungen, eine davon auch haarsträubend. Diese entschädigten mich jedoch nicht für das von mir als ansonsten eher schlecht empfundene Leseerlebnis.

Bewertung vom 09.03.2025
Goldener Zorn / Children of Blood and Bone Bd.1
Adeyemi, Tomi

Goldener Zorn / Children of Blood and Bone Bd.1


ausgezeichnet

Starker Fantasy-Auftakt, bei dem leider nicht alles nur Fantasie ist

Obwohl dieses Buch erstmals bereits 2018 veröffentlicht wurde, entdeckte ich es für mich erst kürzlich.

Einst war Zélies Leben voller Magie und sie freute sich darauf, einmal eine so mächtige Seelenfängerin zu werden, wie ihre Mutter. Doch vor elf Jahren verloren alle erwachsenen Maji plötzlich ihre magischen Fähigkeiten und in der Nacht darauf wurden sie auf Geheiß des Königs Saran von Orïsha brutal abgeschlachtet. Die Kinder der Maji – die Divînés - wurden in der Blutnacht zwar verschont, aber sie leben seitdem in schlimmster Armut, ständiger Angst und ohne Hoffnung, dass ihre Magie jemals erwacht.

Die Steuern für sie werden ständig erhöht und wenn nicht mehr gezahlt werden kann, werden sie in Arbeitslager verschleppt und kehren nie wieder heim. Um ihre Familie über Wasser zu halten, begibt sich Zélie – eine junge Divîné - eines Tages, zusammen mit ihrem Bruder in die Hauptstadt, um einen von ihnen gefangenen seltenen Fisch zum Höchstpreis zu verkaufen. Allerdings währt die Freude über den erzielten Erlös nur kurz, denn noch bevor sie die Stadt wieder verlassen kann, hilft sie einem jungen Mädchen spontan auf der Flucht vor den Schergen des Königs und wird dabei selbst zur Gejagten.

Ein von dem Mädchen gestohlenes Artefakt zeigt, dass die Magie für die Divînés nicht gänzlich verloren und Zélie von den Göttern dazu bestimmt ist, diese nach Orïsha zurückzubringen. So begibt sie sich auf eine gefährliche Reise. Doch die Anhänger des brutalen Königs, allen voran der Kronprinz, die die Rückkehr der Magie mit allen Mitteln verhindern wollen, sind ihr dabei stets dicht auf den Fersen...

Dieses Buch ist der fesselnde Auftakt einer Jugendfantasy Trilogie. Geschrieben ist es in der ersten Person, abwechselnd aus den Perspektiven von drei verschiedenen Hauptfiguren. Den Schreibstil empfand ich als flüssig, temporeich und unglaublich fesselnd. Die Sprache als einfach, aber sehr bildhaft. Von Anfang bis Ende hatte ich Kopfkino und klebte regelrecht an dem Buch. Jede Leseunterbrechung, für wichtige Dinge im realen Leben, geschah nahezu widerwillig. Längen empfand ich beim Lesen nie.

Das Setting ist afrikanisch und an die nigerianischen Wurzeln der Autorin angelegt. Die Einführung der Fantasy-Welt und der Charaktere geschah jedoch situationsbedingt und kam gänzlich ohne langwierige Erklärungen aus. Die Unterdrückung der Divînés, das menschenverachtende Verhalten ihnen gegenüber und die grausamen Erinnerungen Zélies an die Blutnacht, erschütterten mich zutiefst und weckte in mir nicht nur Assoziationen zu immer noch passierenden Geschehnissen in der Gegenwart, sondern auch sofort große Sympathien für die Figur, die sich im Laufe der weiteren Handlung stark entwickelt.

Aber auch in die anderen beiden Figuren, die neben Zélie zu Wort kommen, konnte ich mich schnell ziemlich gut hineinversetzen, wobei ich mir eine von ihnen gern häufiger zur Brust genommen und sie kräftig geschüttelt hätte, so verblendet wie sie bis zum Schluss war. Auch wenn es zwischenrein einige romantische Szenen gab, würde ich dieses Buch nicht dem Romantasy-Genre zuordnen. Für mich hatten diese Szenen zwischen den aufregenden Kämpfen und dem zahlreichen Blutvergießen meist etwas eher Hoffnungsvolles.

Insgesamt hat mir dieses Buch richtig gut gefallen und auch die anschließende Anmerkung der Autorin berührte mich tief. Inzwischen bin ich fast froh, das Buch erst jetzt entdeckt zu haben, denn dadurch gibt es für mich keine Wartezeit auf die Folgeteile, die ich in Kürze lesen möchte.

Bewertung vom 06.03.2025
Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Starke Frauen im Kampf für die andere Hälfte der Menschheit

Louise Otto, aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, war schon als junges Mädchen anders als ihre beiden älteren Schwestern. Im Gegensatz zu denen wollte sie keinen Ehemann, sondern Schriftstellerin werden. Aufgrund der bereits 1835 im Freistaat Sachsen geltenden Gesetze und der ihr eigenen kämpferischen Natur war das nach dem frühen Tod ihrer Eltern auch möglich. Trotzdem stößt sie immer wieder auf Widerstände und das meistens nur, weil sie eine Frau ist.

Susanne Grabasch ist in ärmsten Verhältnissen groß geworden und hat dennoch von ihrer schnell gealterten Mutter nie etwas Anderes als Liebe und größte Opferbereitschaft erfahren. Nachdem sie aus einer Tuchfabrik ohne Zeugnis entlassen wurde, bekommt sie keine Arbeit mehr und steht, mit ihrer inzwischen kranken Mutter, vor dem Nichts. Um den Lebensunterhalt für sie beide weiter bestreiten zu können, verkauft sie ihren Körper und lässt sie sich auf einen riskanten Auftrag ein.

Als sich die Menschen im Deutschen Bund 1848 gegen die Macht der Fürsten und die Zensur für ein geeintes Deutschland erheben, kämpfen auch die beiden so unterschiedlichen Frauen mit für Freiheit und Selbstbestimmung...

Leicht und flüssig konnte ich diesen in der dritten Person mit wechselnden Perspektiven geschriebenen Roman lesen. Von Anfang bis Ende empfand ich den Lesestoff als sehr interessant und spannend, so, dass ich nie irgendwelche Längen verspürte und das Buch auch immer nur sehr ungern für Pflichten im realen Leben aus der Hand legte. Die Hauptfiguren wurden mir sehr schnell sympathisch. Obwohl gerade die in der Inhaltsangabe genannten Frauen so unterschiedlich waren, mochte ich sie beide.

Mir gefiel ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte und ich konnte auch ihre jeweiligen Motivationen immer sehr gut nachvollziehen. Mit der im Buch behandelten Revolution habe ich mich vorher nie befasst und sollte sie vor vielen Jahren im Geschichtsunterricht behandelt worden sein, dann ist mir das schon lange entfallen. Die gesamte Handlung des Buches wirkte auf mich jedoch glaubhaft, die geschichtlichen Fakten gut recherchiert und Tatsächliches mit Fiktivem geschickt vermischt.

Insgesamt hat mir dieses Buch richtig gut gefallen und es war zwar mein allererster Lesekontakt mit der Autorin, aber ganz bestimmt nicht mein Letzter!

Bewertung vom 06.03.2025
Nachtflut (eBook, ePUB)
Westerkamp, Stina

Nachtflut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Temporeich und spannend bis zum Ende

Seit dem Tod ihrer Schwester ist Elisa ein Wrack. Sie ist geschieden, eine Panikattacke jagt die nächste und sie schluckt deutlich mehr Tabletten, als gut für sie ist. Nun regnet es an der Ostsee seit Wochen und inzwischen ziehen auch orkanartige Sturmböen über das Land. Seit Tagen wird in den Nachrichten vor der kommenden Sturmflut und dem Brechen der Deiche gewarnt. Die meisten Einwohner haben ihre Häuser deshalb bereits freiwillig verlassen oder wurden evakuiert.

Elisa hat bis zur letzten Sekunde mit ihrem Aufbruch gewartet. Nun kommt sie nicht mehr weg und auch ihr Medikamentenvorrat ist verloren gegangen. Ohne Strom und bei bedrohlich steigendem Pegel sitzt sie mit ihren merkwürdigen Nachbarn in deren Haus fest. Aber nicht nur das. Auch die Häftlinge aus der nahegelegenen JVA wurden evakuiert und dabei konnten mehrere Häftlinge fliehen. Darunter auch Paul, der noch eine Rechnung mit ihr offen hat…

Von Anfang an konnte ich diesen temporeichen Thriller leicht und flüssig lesen. Schnell war ich in der Geschichte drin und konnte das Buch schon kurzer Zeit kaum noch aus der Hand legen. Verfasst ist es in der dritten Person, abwechselnd aus den Perspektiven verschiedener Protagonisten. Zusätzlich gibt es noch Tagebucheinträge einer Frau, die lange Zeit anonym bleibt. Anfangs wird die Spannung vor allem durch die authentisch beschriebenen Gefahren der Naturkatastrophe für die nahezu hilflos wirkende Elisa erzeugt.

Hier legte die Autorin sehr geschickt falsche Spuren aus, so, dass ich zwar aus verschiedenen Gründen um die junge Frau fürchtete und hoffte, dass die erwartete Hilfe für sie rechtzeitig kommt. Die Gefahr, die ihr tatsächlich drohte, aber absolut nicht kommen sah und von diesem Wendepunkt in der Geschichte regelrecht überrascht wurde. Im Nachgang gesehen, gab es zwar durchaus versteckte Hinweise darauf, aber es war mir aufgrund des Tempos und nicht möglich, diese richtig einzuordnen, bevor die Katze aus dem Sack gelassen wurde.

Aber auch die Ausführungen, die dann alles erklärten waren noch interessant und am Ende gab es noch einen kleinen Cliffhanger, der den Weg zu einer Fortsetzung offenlässt. Ich könnte zwar auch mit dem Ende leben, wenn es eine Solche nicht geben würde. Sollte diese aber kommen, möchte ich sie auf jeden Fall lesen. Mich hat dieser Thriller von Anfang bis Ende richtig gut unterhalten und gern spreche ich deshalb für Freunde des Genres eine Leseempfehlung aus.