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Mandel61118

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2025
The Academy (eBook, ePUB)
Hilderbrand, Elin; Cunningham, Shelby

The Academy (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mitreißender Internatsroman

An der Tiffin Academy, einem Internat in Neuengland, beginnt ein neues Schuljahr. Gleich zu Beginn werden der Leserschaft die wichtigsten Personen vorgestellt. Da ist z.B. Audre, die Direktorin, die erste Frau und Person of Colour an der Schule, die junge Lehrerin Simone Bergeron, die wenig älter ist als ihre Schützlinge, und Charley, eine verschrobene Außenseiterin, die unbedingt ans Internat wollte, um vor ihrem neuen Stiefvater zu Hause zu flüchten. Es gibt eine Vielzahl weiterer Protagonisten, die alle hochinteressant und gut ausgearbeitet sind: Da ist Chef Haz, der auf Zeit den Job des Küchenchefs innehat, um einer Strafe zu entgehen, und die köstlichsten Speisen auftischt, die aus einem Sternerestaurant zu kommen scheinen (die abgedruckten Speisekarten lesen sich himmlisch), und der bereits 19jährige East, dessen Vater im Vorstand ist, und der eine Freikarte hat, sich zu benehmen, wie er will.
Als LeserIn begleitet man die SchülerInnen und LehrerInnen ein ganzes Schuljahr lang durch die verschiedenen Jahreszeiten und nimmt an den glamourösen Festivitäten teil.
Hochspannend lesen sich die ganzen Intrigen und Lästereien unter den Internatsbewohnern, die Romanzen und anderen Skandälchen.
Die beiden Autorinnen verweben eine Vielzahl von Handlungssträngen miteinander. Wer sorgte dafür, dass die Tiffin Academy auf Platz 2 der besten Internate landete, obwohl jeder weiß, dass die Schule gar nicht so gut ist? Wie ist es möglich, dass aus Musterschülerin und Streberin Charley eine Anführerin wird? Hat Lehrerin Simone tatsächlich ein Alkoholproblem?
Die Personen, sowohl LehrerInnen als auch SchülerInnen, hegen jede Menge Geheimnisse und verstoßen gegen manche Schulregel. Erfrischend sympathisch ist hierbei die Schulleiterin Audre, die gerne mal ein Auge zudrückt und Fünf gerade sein lässt, um keine Unruhe aufkommen zu lassen.
Ein mitreißender, sehr witziger Roman voller kluger Beobachtungen, der hochaktuell ist und auch ein bisschen Gesellschaftskritik enthält, zugleich ein Lobgesang auf den Zusammenhalt in einer geschlossenen Gemeinschaft wie der eines Internats.

Bewertung vom 13.10.2025
Wilder Honig
Lewis, Caryl

Wilder Honig


sehr gut

Ruhiger, poetischer Roman

Nach dem Tod von Hannahs Ehemann John zieht ihre Schwester Sadie bei ihr ein, um sich um sie zu kümmern. Bald darauf erfahren die beiden Frauen, dass John ein Geheimnis mit ins Grab trug, das er jahrzehntelang gehütet hat. Und dann tritt die junge Megan in ihrer beider Leben. Die drei Frauen verbringen viel Zeit zusammen in Hannahs altem Haus und dem Obstgarten mit seinen Bienenstöcken, Johns einstigem Ein und Alles. Die Monate vergehen und Hannah, Sadie und Megan stellen sich ihrer Vergangenheit und ihrer Traurigkeit und schöpfen neue Hoffnung…

Der Klappentext des Buches sprach mich sehr an, sodass ich es unbedingt lesen wollte. Das Buch ist in einem hochwertigen, poetischen Stil geschrieben, der einem den Wechsel der Jahreszeiten, die Pflanzen in Hannahs Obstgarten und das Leben in Johns Bienenstöcken anschaulich vor Augen führt. Durch die vielen Naturbeschreibungen ist der Roman von einer unbeschreiblichen Ruhe und Beschaulichkeit durchzogen, was ich sehr mag.
Die drei Frauen sind allesamt sehr sympathische Charaktere, ihre Traumata und Wunden der Vergangenheit kann man sehr gut nachvollziehen. Als LeserIn hofft man auf ein gutes, erfüllendes Ende für die drei.
Die Autorin ist eine Frau in der leisen Worte. Die sich leise anbahnende Liebesgeschichte zwischen Megan und dem Hilfsarbeiter Jack wird nurmehr angedeutet, nicht ausgeführt. Genauso sparsam geht die Autorin mit Gesprächen um. Über das, was in der Vergangenheit zwischen Hannah und John sowie zwischen Hannah und ihrer Schwester Sadie geschah, wird nicht viel gesprochen. Ich hätte mir ein wenig mehr Aufarbeitung gewünscht. Der Fokus lag immer auf Beschreibungen des Obstgartens und der Natur.
Alles in allem ein sehr schönes, ruhiges Buch, das einem den Frieden, die die Natur uns schenkt, näherbringt.

Bewertung vom 01.10.2025
Bella Karamella - Achtung, zauberhafte Freundin!
Herget, Gundi

Bella Karamella - Achtung, zauberhafte Freundin!


ausgezeichnet

Eine zauberhafte kleine Naschhexe

Eines Tages zieht die kleine Naschhexe Bella Karamella Limonella Krokantia von Nasch bei der zehnjährigen Elfie ein und stellt ihr Leben auf den Kopf. Elfie hilft der kleinen Hexe gemeinsam mit dem alten Ehepaar Hans und Christel, das einen Süßwarenladen besitzt, einen neuen Zauberstab aus Zucker herzustellen, danach beginnt Karamella eine Massenproduktion an Bonbons, die in Elfies Schule supergut ankommen. Doch die Mädchenclique um Bianca hat etwas dagegen, dass Elfie plötzlich so beliebt ist ...

Das Cover und die zahlreichen Illustrationen in Pastellfarben sind zauberhaft gestaltet. Vor allem die kleine Naschhexe mit ihren bunten "Zuckerwattehaaren" ist sehr niedlich anzusehen.
Die Abenteuer von Elfie und Karamella sind sehr spannend gestaltet und laden zum Weiterlesen ein. Schön finde ich, dass Elfie und ihre Mutter in sehr bescheidenen Verhältnissen wohnen und immer wieder betont wird, dass die beiden sparen müssen. Damit können sich bestimmt einige kleine Leserinnen identifizieren bzw sie werden dafür sensibilisiert, dass es manche Kinder schwerer haben als andere.
Elfie ist eine starke kleine Persönlichkeit, die mutig ist und sich traut, ihren Prinzipien zu folgen, auch wenn sie sich damit nicht gerade beliebt macht in ihrer Klasse.
Schön finde ich auch, dass anfangs negativ besetzte Figuren wie Murat und Michi zu guten Freunden werden. Das zeigt, dass in jedem Menschen Gutes stecken kann.
Eine zauberhafte Geschichte für Kinder im Grundschulalter voller Fantasie und Zuckerguss!

Bewertung vom 29.09.2025
The Business Trip
Garcia, Jessie

The Business Trip


sehr gut

Hochspannung
Die erfolgreiche Nachrichtenchefin Stephanie und die ärmliche Kellnerin Jasmine, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Freund ist, lernen sich in einem Flugzeug kennen. Eine Kette unheilvoller Geschehnisse nimmt ihren Lauf ...

Das Buch liest sich sehr spannend. Am Anfang sind die Kapitel aus der Sicht der beiden Frauen, Stephanie und Jasmine, geschrieben, bald jedoch schreibt die Autorin aus der Sicht ihrer Freunde und Arbeitskollegen weiter. Dies erhöht die Spannung und es werden viele Köder ausgelegt und Möglichkeiten geschaffen, was mit den beiden Frauen passiert sein könnte.
Die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, ist recht einfach, doch entwickelte der Inhalt einen solchen Sog, dass ich kaum noch aufhören konnte zu lesen.
Im letzten Teil des Buches erfährt man erneut aus Jasmines Sicht, was geschehen ist, alle Fäden laufen bei ihr zusammen.
Die Auflösung hat mich etwas enttäuscht, nach dem fesselnden Beginn und Hauptteil fand ich den Schluss etwas an den Haaren herbeigezogen. Ich hätte mir eine realistische Möglichkeit gewünscht.
Nichtsdestotrotz bot das Buch gute Unterhaltung und war kurzweilig zu lesen.

Bewertung vom 16.09.2025
No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Obsessionen
Die Mutter des jungen Arztes Terry stirbt, und so fährt er die lange Strecke von Los Angeles nach Boulder City, um sie zu beerdigen. In der trostlosen Wüstenstadt lernt er die attraktive Bethany kennen und verfällt ihr sofort. Ab diesem Zeitpunkt fährt er regelmäßig von Kalifornien in die Wüste, um Zeit mit ihr zu verbringen. Bethany zieht, schneller als er schauen kann, in das Haus seiner Mutter ein und bestimmt von nun an jeden seiner Gedanken. Leider ist noch eine dritte Person im Spiel: Bethanys Ex-Freund Jessie kann nicht von ihr lassen und sie anscheinend auch nicht von ihm. Ein destruktiver Kreislauf aus Lügen, Manipulationen und Gewalt beginnt ...

Der Roman ist aus der Sicht der drei Hauptpersonen Terry, Bethany und Jessie geschrieben, sodass man die Standpunkte jeder Person erfahren, wenn auch nicht immer nachvollziehen kann. Terry ist der einzige, den ich als Leserin sympathisch finde und dessen Handlungen ich begreifen kann. Bethany und Jessie sind Menschen, die sich treiben lassen, wenig Ehrgeiz und kaum Moralvorstellungen haben. Für sie zählt nur der eigene Vorteil, sie scheuen nicht davor zurück, andere zu ihren eigenen Gunsten zu manipulieren und auszunutzen.
Der Autor stellt auch diese Personen so authentisch dar, dass selbst die Kapitel, die aus ihrer Sicht geschrieben sind, fesseln.
Boyle beschreibt sehr schön und anschaulich, wie sich die drei Personen, allen voran Terry, immer weiter in den Strudel dieser Dreiecksbeziehung verstricken und nicht erkennen, dass es gesünder wäre, sich daraus zu befreien. Diese Selbstzerstörung, vor allem Terrys, war für mich als Leserin schwer zu ertragen, was wohl in der Intention des Autors liegt.
Das Ende des Buches ist gelungen und sehr passend.
Das Buch ist in wundervoller Sprache geschrieben – detailreich, fast poetisch, so dass man jeden Satz genießt.

Bewertung vom 11.09.2025
Der Duft von Raureif
Teichert, Fritzi

Der Duft von Raureif


sehr gut

Ein Schlösschen im Wald
Die junge Museumsmitarbeiterin Bella erfährt durch einen Notar, dass ihr Vater gestorben ist und sie ein Schlösschen mitten im Wald erbt. Das ist eine Überraschung, denn so viel sie weiß, ist ihr Vater vor vielen Jahren bereits gestorben. Die zweite Überraschung wartet beim Ortstermin vor dem Schlösschen auf sie: Sie hat eine Schwester, von der sie nichts wusste und die die Hälfte des Anwesens geerbt hat.
Mit zum Erbe gehören eine alte, aristokratische Tante und ein junger, gutaussehender Gärtner. Die Schwestern sind sich anfangs nicht so ganz grün, ziehen aber nach einiger Zeit beide im Schloss ein ...

Das Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Bella und von Isa geschrieben – die beiden Halbschwestern haben nämlich nicht nur denselben Vater, sondern teilen sich auch den Vornamen Isabel. Der Autorin ist es gut gelungen, die unterschiedlichen Charaktere der beiden Schwestern in ihren jeweiligen Textabschnitten authentisch zu schildern. Als Leserin kann man sich in beide gut hineinversetzen, vor allem Isas Schicksal (sie wurde von ihrem Mann betrogen und hat eine trotzige Teenagertochter) erweckte bei mir Mitgefühl.
Der Roman zeichnet sich vor allem durch seinen humorvollen und lockeren Schreibstil aus. Er geht nicht so sehr in die Tiefe, punktet aber durch seinen hohen Unterhaltungswert. Für den Herbst und Winter ist das Buch eine geeignete Lektüre.
Die Geschichte ist sehr mitreißend, es ist schön mitzuerleben, wie die Schwestern sich zusammenraufen und heimisch werden im Schloss.

Bewertung vom 05.09.2025
Herzlauschen
Swidler, Nicole;Swidler, Uli T.

Herzlauschen


sehr gut

Eine außergewöhnliche Liebe

Tessa Boden ist eine gefeierte Sängerin. Eines Tages sitzt bei einem ihrer Konzerte ein Zuhörer in der ersten Reihe, der sie zeichnet. Sofort spürt sie eine Verbindung zu dem Unbekannten. Bald darauf treffen sie sich wieder und Tessa erfährt, dass Paul gehörlos ist. Von Anfang an sind die beiden hoffnungslos ineinander verliebt, was ihre Umwelt seltsam findet: Wie kann eine berühmte Sängerin, für die Musik das Wichtigste ist, ihr Leben mit einem Mann teilen, der nicht verstehen kann, was sie bewegt?

Der Roman ist abwechselnd aus der Sicht von Tessa und von Paul beschrieben
Dadurch lernt man die Sichtweisen und Gefühle beider Protagonisten kennen und verstehen. Beide sind sehr emotional und gefühlsbetont. Dem Autorenduo gelingt es sehr gut zu demonstrieren, wie stark und absolut die Liebe dieser beiden so unterschiedlichen Menschen ist. Wie in jedem Liebesroman muss das ungleiche Paar einige Hürden überwinden. Tessas opportunistischer Manager Fabian integriert gegen die beiden und Tessa droht, die Orientierung zu verlieren. Paul ist ihre Stütze, der sie auffängt.
Interessant fand ich, mehr über das alltägliche Leben von Gehörlosen zu erfahren und von den Schwierigkeiten zu erfahren, denen sie begegnen.
Wer gerne Romane über große Gefühle liest, ist bei diesem Buch genau richtig. Angenehm ist auch die überschaubare Länge der Kapitel und die einfache Sprache. Der Roman beinhaltet einige Klischees und ist mancher Leserin vielleicht etwas zu seicht, das tut dem Unterhaltungswert jedoch keinen Abbruch. Insgesamt gesehen ein schöner Liebesroman aus dem Bereich der großen Bühne!

Bewertung vom 05.09.2025
Das Flüstern der Marsch
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


ausgezeichnet

Großartige Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg

Als Annemie, Mutter dreier Kinder und mehrerer Enkel, von heute auf morgen spurlos verschwindet, kehrt Enkelin Mona zurück ins Haus der Großeltern, um Opa Karl zu unterstützen. Auch ihre beiden Onkel und schließlich ihre Mutter Sabine kommen nebst Familien angereist. Von Annemie fehlt jede Spur, es gibt keinerlei Hinweise, wohin sie verschwunden sein könnte...

Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Mona, ihrer Tante Janne, Annemie und Freya erzählt. Alle Perspektiven sind sehr interessant und anschaulich geschildert, nur mit Freya hatte ich anfangs Probleme, da ich sie nicht zuordnen konnte. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich einen Verdacht, wie sie mit den anderen Personen zusammenhängt, dieser bewahrheitete sich nicht. Der Autorin gelang es sehr gut, die Geheimnisse von Annemie und Karl bis zum Schluss im Dunkeln zu lassen.
Da das Buch zugleich auf mehreren Zeitebenen spielt, erfährt man nach und nach, wieso aus Annemie eine derart kühle und distanzierte Person geworden ist. Die ganze Familiengeschichte wird aufgedröselt, man erhält interessante Einblicke und Einsichten.
Die Schreibweise ist angenehm und anspruchsvoll, auch die Personen werden allesamt sehr authentisch dargestellt. Mit Mona und Janne identifiziert man sich als Frau am ehesten, die Männer kommen in der Geschichte nicht ganz so gut weg. Es sind die Frauen, die sich kümmern und manchmal an der Last zerbrechen.
Das Buch spielt in Norddeutschland in der Marsch, die auch oft erwähnt wird, allerdings hätte ich mir noch mehr Naturbeschreibungen gewünscht. Sie kamen meiner Meinung nach etwas zu kurz.
Ansonsten gebe ich eine volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.08.2025
Death at Morning House
Johnson, Maureen

Death at Morning House


ausgezeichnet

Witzig und fesselnd
Das Cover gefällt mir außerordentlich gut; durch das dunkle Grün, das Gelb und die altmodische Ausstattung, die gut zur Story passt, wirkt es geheimnisvoll und weckt Neugier.
In dem Jugendkrimi geht es um die junge Marlowe, die nach einem Missgeschick, das zu einem Feuer führt, ihren Heimatort verlässt, um den Sommer über auf Ralston Island zu arbeiten, eine der tausend Inseln zwischen Kanada und den USA. Zusammen mit anderen Jugendlichen aus der Gegend bietet sie Führungen für Touristen an. Auf Ralston Island lebte in den 1930er Jahren ein Arzt mit seinen sieben Kindern. Ein Fluch schien über ihnen gelegen zu haben, erst starben ein Sohn und eine Tochter, danach alle anderen Familienmitglieder auf mysteriöse Weise ... Marlowe und ihre neuen Freunde tauchen tief in die Vergangenheit ein, müssen sich jedoch auch mit der Gegenwart befassen, denn auch jetzt geschehen mysteriöse und angsteinflößende Dinge ...

Das Buch ist in leichter, jugendlicher Sprache und doch auf einem sehr hohen Niveau geschrieben. Marlowe ist eine selbstbewusste und mutige Protagonistin, die stets versucht, das Richtige zu tun und ihrem Herzen zu folgen. Die Story in der Gegenwart – das Verschwinden von Dr Henson, die ein Forschungsprojekt auf der Insel betreibt, und die Tatsache, dass Marlowe den Job eines kurz zuvor gestorbenen Jugendlichen übernimmt – ist schon spannend genug. Besonders fesselnd fand ich jedoch den Vergangenheitsstrang. Dr Ralston lebte nach strengen Prinzipien, der Alltag seiner Familie war durchgetaktet. Er war einer jener zu der Zeit tätigen Eugeniker, die der Meinung waren, dass manche Menschen einer wertvolleren Rasse angehörten als andere. Damit passte er natürlich genau in die Zeit. Seine Kinder waren zum Teil sehr unangepasst, zum Teil erschreckend linientreu. Auf jeden Fall waren es allesamt sehr interessante Gestalten mit verschiedenen Stärken. Das Mysterium ihrer Tode war sehr, sehr spannend dargestellt und auf kluge Weise mit den Geschehnissen der Gegenwart verknüpft.
Offiziell ist das Buch wohl für Jugendliche, allerdings hat es auch mich als Erwachsene sehr interessiert und begeistert. Volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.08.2025
Alle meine Meere
Aguilar, Laia

Alle meine Meere


sehr gut

Von Verlust und Hoffnung

Die 36jährige Greta hat mit ihrer Familie abgeschlossen. Seit ihre kleine Schwester Julieta in ihrer Kindheit verschwunden ist, war sie nicht mehr auf Formentera, wo die Großmutter Mathilde noch heute lebt. Erst ein Anruf ihrer Mutter Helena, die ihr mitteilt, dass ihre Großmutter gestürzt ist und Hilfe braucht, bringt sie dazu, wieder auf die Insel zu fliegen.
Auf der Insel muss Greta sich wohl oder übel mit der traumatischen Vergangenheit auseinandersetzen. Genauso wie ihre Mutter Helena, die den Kontakt zu Greta abgebrochen hat, weil sie ihr die Schuld für das Unglück damals gibt.

Das Buch ist kurz, liest sich dafür aber extrem intensiv. Die Autorin gibt sich nicht mit Nebensächlichkeiten ab, sondern konzentriert sich in jeder Szene auf das Wesentliche: Schmerz, Verlust, Trauer.
Als Leser wohnt man vielen Szenen bei, in denen Greta ihre Mutter Helena, die zaghaft auf sie zugehen möchte, von sich schiebt.
Die Frauen in diesem Roman sind allesamt starke Charaktere. Großmutter Mathilde ist die Matriarchin, die ihren Kopf durchsetzt. Ihre Tochter Helena konnte ihren Schmerz über den Verlust ihrer jüngeren Tochter Julieta nur in den Griff bekommen, indem sie Mann und die andere Tochter verließ. Und Enkelin Greta übernahm unbewusst die Verhaltensmuster ihrer Mutter, indem sie in ihrem Leben stets die Flucht ergriff, wenn etwas zu ernst wurde.
Alle meine Meere lässt sich leicht lesen und hinterlässt ein intensives Bild dieser drei Frauen und der wunderbar beschriebenen Insel am Meer. Der Grundton ist dabei immer schmerzbehaftet und traurig.