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gletscherwoelfchen

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 21.12.2025
The Second Death of Locke
Bovalino, V. L.

The Second Death of Locke


sehr gut

Düstere, atmosphärische Fantasy mit einigen Längen und zahlreichen Highlights

In einer Welt, in der Magie nur noch als Zusammenspiel zwischen zwei Menschen existiert, ist Grey Flynn eine sogenannte Quelle: Sie verleiht einem Magier Macht, bezahlt dafür jedoch mit ihrer eigenen Kraft. Seit Jahren steht sie Kier zur Seite, ihrem Beschützer und Magier. Als politische Intrigen, der drohende Verlust der Magie und das Geheimnis um die Insel Locke ihre Welt ins Wanken bringen, muss Grey sich entscheiden, wie viel sie noch bereit ist zu opfern - und wer sie eigentlich ist.

Wer "The Second Death of Locke" das erste Mal in den Händen hält, wird sicherlich ebenso begeistert wie ich von der tollen Aufmachung dieses Romans sein: Das Buch begeistert nicht nur mit einem wundervollen Wendecover, sondern auch noch mit detailreichen Inlays sowie einem zauberhaften Farbschnitt.

Doch auch inhaltlich hat der Roman - welcher erfrischenderweise ein eigenständiges, in sich abgeschlossenes Werk ist - einiges zu bieten. Die Autorin entführt den Leser in eine atmosphärische, düstere Fantasywelt, welche von Kriegen und einem mittelalterlichem Flair geprägt ist und in der Magie kein Geschenk, sondern stets mit einem Opfer verbunden ist. Der Einstieg gestaltet sich dabei als eher zurückhaltend und erfordert ein wenig Geduld seitens des Lesers, da einige Details lediglich angedeutet, nicht aber sofort erklärt werden. In Zusammenspiel mit einem feinen, einzigartigem Schreibstil sowie einem innovativem und hervorragend eingebundenem Magiesystem entsteht dadurch jedoch eine dichte, beinahe schwere Stimmung, die hervorragend zur Geschichte passt und den Leser in den Bann zieht. Trotz einiger Längen und seichten Momente lohnt es sich hier definitiv, dranzubleiben!

Im Mittelpunkt von "The Second Death of Locke" steht Grey Flynn, eine Protagonistin, die durch ihre Zurückhaltung und innere Zerrissenheit überzeugt. Sie ist es gewohnt, ihre eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und sich über ihre Funktion als Quelle zu definieren. Diese Selbstaufgabe wird an vielen Stellen deutlich, ist authentisch gezeichnet und wirkt teilweise fast schon schmerzhaft realistisch. Insgesamt wird Grey damit zu einer greifbaren und nahbaren Figur, welche im Zusammenspiel mit Kier eine entdramatisierte und realistische Beziehung zeichnet.

Wer Lust auf einen runden Fantasy-Einzelband mit einem gut ausgearbeiteten Magiesystem und Slow-Burn-Romance, die auch wirklich "slow" ist, hat, sollte sich dieses Buch unbedingt näher ansehen. Ich werde das nächste Buch der Autorin, welches im selben Universum spielt, mit Sicherheit auch lesen!
4,5/5 Sterne

Bewertung vom 21.12.2025
House of the Beast
Wong, Michelle

House of the Beast


sehr gut

Düster, atmosphärisch und anders als erwartet

Als uneheliche Tochter wächst Alma in bescheidenen Verhältnissen gemeinsam mit ihrer Mutter auf. Als diese erkrankt, ist Alma gewillt, alles zu tun, um sie zu retten. Auf den Spuren ihrer Vergangenheit geht die junge Frau schließlich einen grausamen Handel mit den Averas, einem der mächtigsten Adelshäuser des Landes, ein: Sie tauscht ihren Arm und ihre Freiheit gegen die Gesundheit ihrer Mutter - bis diese schließlich dennoch stirbt. Gefangen auf dem Anwesen der Averas dürstet es Alma, unterstützt von einem grausamen Gott, nach Rache...

Wer "House of the Beast" zum ersten Mal aufschlägt, wird sicherlich begeistert von der wundervollen Gestaltung dieses Buches sein. Schnell wird hier deutlich, dass die Autorin auch als Illustratorin arbeitet. Immer wieder begegnen dem Lesenden kleine, liebevoll ausgewählte Zeichnungen.

Aber dieser Fantasy-Roman bietet so viel mehr: Bereits auf den ersten Seiten wird der Leser von einer dichten, atmosphärischen Stimmung umarmt, taucht schnell in die düsteren Ecken dieses Buches ab. Die Reise in Almas Welt beginnt mit einem kleinen Vorgeschmack auf ihre Zukunft bei den Averas, bevor man schließlich Stück für Stück in eine recht komplexe, fein ausgearbeitete Welt eingeführt wird. Aufgrund besagter Komplexität habe ich ein wenig gebraucht, bis ich vollends in "House of the Beast" angekommen bin. Und auch während des Lesens stieß ich manchmal auf Passagen, die ein bisschen Geduld erforderten - Dranbleiben lohnt sich aber an dieser Stelle.
Denn Michelle Wong hat hier eine unheimlich spannende Protagonistin ausgearbeitet, welche durchweg authentische, intensive Einblicke in ihr Sein ermöglicht. Alma ist absolut nicht perfekt, und genau das macht sie aus: Sie ist real, glaubwürdig und echt. Ihr Schmerz ist völlig nachvollziehbar, ihre Handlungen basieren auf einem festen Fundament. Und obwohl man eine genretypische Romance erwartet, wird Almas Entwicklung hier keineswegs davon überschattet. Der Fokus liegt hier definitiv auf den Figuren und dem Worldbuilding.

Wer Lust auf vielschichtige Buchcharaktere hat und einer düsteren, dunklen Atmosphäre mit teils recht bildhaften Schilderungen nicht abgeneigt ist, sollte sich dieses Buch näher ansehen.
4,5/5 Sterne

Bewertung vom 21.12.2025
Der brennende Garten
Ganeshananthan, V. V.

Der brennende Garten


sehr gut

Interessante Mischung aus geschichtlichem Hintergrund und literarischer Feinfühligkeit

Die junge Tamilin Sashi wächst in Mitten einer liebenden, behüteten Umgebung in Jaffna, Sri Lanka auf, als sich kurz vor ihrem Abschluss die Spannungen zwischen den beiden vorherrschenden Ethnien Sri Lankas immer weiter verschärfen. Immer wieder wird Sashi Zeugin von unmenschlichen, markerschütternden Taten der Tamilen und Singhalesen, welche 1983 schließlich in einem Bürgerkrieg gipfeln. Während die junge Frau versucht, ihren Weg zur praktizierenden Ärztin weiter zu verfolgen, dringen die Konsequenzen des Krieges bis zu ihr nach Hause. Während ihre Familie gespalten wird und Freunde verschwinden, muss auch Sashi sich positionieren...

"Der brennende Garten" war mein erster Kontakt mir sri lankischer Geschichte. Ich muss zugeben, dass ich vor diesem Roman kaum Wissen über den doch recht aktuellen Bürgerkrieg in diesem für uns so fernen Land parat hatte. Und doch erwartete ich während der ersten Seiten dieses Buches zunächst nicht, tiefergehende Einblicke in die Geschichte des gespaltenen Landes zu erhalten.
Denn auf diesen ersten Seiten wird man als Leser ein wenig in die Irre geleitet, erwartet eine vor sich hin plätschernde Liebesgeschichte in einer ruhigen, heilen Welt. Neben dem Setting wähnt einen hier auch der Schreibstil der Autorin zunächst in Sicherheit. Er wirkt sanft und beschreibend, ein wenig distanziert und vergleichbar faktisch. Er lässt sich insgesamt Zeit zum Entfalten, gibt dem Leser Raum, sich in all den fremden Namen, Begriffen und Eindrücken zurechtzufinden - bis schließlich ein einschneidendes Erlebnis alles verändert. Ab diesem Punkt eröffnet sich dem Leser der gesamte Horror des Bürgerkrieges, immer wieder werden hier dessen Ereignisse und Konsequenzen geschichtlich recht akkurat aufgezeigt.

Dies geschieht in einer Art autobiografischer Darstellung, die es zulässt, Sashis Gedankenwelt und Werdegang intensiv kennenzulernen. Dabei wirkt Sashis Geschichte durch und durch rund. Kleine Details lassen ohne weiteres Hintergrundwissen kaum erahnen, dass Sashi lediglich ein fiktiver Charakter ist. Und doch bleibt trotz der Authentizität ihrer Darstellung eine gewisse Distanz zu ihr bestehen. Obgleich der Leser hin und wieder persönlich angesprochen wird, habe ich mich wie ein außen vorstehender Beobachter gefühlt. Und vielleicht war dieses Gefühl gar nicht verkehrt. Denn ich kann mir gut vorstellen, dass diese Distanz dabei hilft, den Roman und die Taten beider Parteien des Krieges, welche mich sprachlos zurückgelassen haben, besser verinnerlichen und verarbeiten zu können.

Insgesamt empfehle ich dieses Buch allen, die sich in geschichtlicher und gesellschaftspolitischer Hinsicht ein wenig weiterbilden möchten, dabei jedoch nicht auf literarische Feinfühligkeit verzichten wollen. Wer sich auf einen etwas holprigen Start einlassen möchte und sich zumutet, fremde Namen und Begriffe selbst und ohne Glossar erkunden zu können, sollte sich "Der brennende Garten" unbedingt näher ansehen.
4/5 Sterne

Bewertung vom 10.10.2025
Gerettet / School of Beastly Island Bd.2
Tielmann, Christian

Gerettet / School of Beastly Island Bd.2


sehr gut

Aufgeweckt, witzig und schräg - muss man mögen

Auf der Insel "Beastly Island" hat es das Leben wirklich in sich: Jeder Mitschüler von Tapio und Aina kann mit ganz besonderen, kaum fassbaren Fähigkeiten überzeugen - abgesehen von dem dort gestrandeten Tapio. Dieser ist immerhin voll und ganz mit seinem Logbuch beschäftigt, bis die Schüler abermals eine Menge Ärger und Action erwartet. Denn diesmal hat es ein fieser Troll auf die Inselbewohner abgesehen. Und plötzlich verschwinden auch noch Lehrer! Wie soll Tapio dieses Abenteuer nur überstehen?

"School of Beastly Island - Gerettet" ist der zweite Teil der Buchreihe rund um Tapio und die geheimnisvolle Insel. Ich kannte den ersten Band zuvor noch nicht, hatte aber dank einer coolen Figurenübersicht sowie einer kurzen Zusammenfassung der Geschehnisse rund um den ersten Teil bis auf einige irrelevante Details nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

In diesem zweiten Band erleben der Protagonist Tapio und seine Freunde zahlreiche Abenteuer auf besagter Insel. Dabei war sich der Autor augenscheinlich für nichts zu schade. Denn die Erlebnisse sind quirlig, chaotisch, turbulent und schräg, inkludieren unter anderem auch sprechende Pflanzen. Dadurch wird im Buch ein ganz eigener Humor entwickelt, der sicherlich nichts für jeden ist, für die Zielgruppe möglicherweise aber genau dadurch so ansprechend wird.

Die Geschichte wird durchweg immer wieder um einige dynamische Mangazeichnungen in schwarz-weiß ergänzt, welche teils ganze Seiten einnehmen, teils auch nur am Rande auftauchen. In Kombination mit einem recht lebendigen Schreibstil, der zahlreiche wörtliche Reden beinhaltet, wird so der aufgeweckte Teil der Geschichte verstärkt, findet in dem dazu kontrastierenden Tapio allerdings doch wieder ihren Anker und erfährt eine gewisse Erdung.

Wer sich sonst mit Kinderbüchern schwertut und auf der Suche nach etwas anderem ist, sollte sich diese Buchreihe näher ansehen. Sie wird mit Sicherheit nicht bei jedem Leser Anklang finden, bestimmt aber einige Lesemuffel mit ihrer dynamischen Herangehensweise überzeugen können.
4/5 Sterne

Bewertung vom 10.10.2025
Awake / These Ancient Flames Bd.1
Lane, Melanie

Awake / These Ancient Flames Bd.1


sehr gut

Fantastisches Worldbuilding und toller Schreibstil

Lange stärkten mächtige, uralte Drachen die magischen Bewohner Valtherras. Doch als diese vor vielen Jahren plötzlich verschwanden, begannen auch der Glaube an sie ebenso wie die magischen Kraftlinien zunehmend ins Schwanken zu geraten. 100 Jahre nach dem Verschwinden der Drachen stehen die vier Kantone Valtherras kurz vor einem Krieg, als ausgerechnet Raven, der Sohn eines der Fürsten der Kantone, durch eine Warnung der verfeindeten Leibwächterin Meiling verhindert, dass ihr Clan hinterrücks angegriffen und womöglich ausgelöscht wird. Um weiteren Konflikten vorzubeugen, begeben sich die beiden auf eine gefährliche Suche nach den verschollenen Drachen. Aber kann Meiling dem anziehenden Raven wirklich vertrauen?

Als ich "These Ancient Flames" das erste Mal in der Hand gehalten habe, war ich sofort hin und weg von dem wundervollen, gold foliertem Cover und dem einzigartigen Farbschnitt, der ein verstecktes Muster offenbart, sobald man im Buch blättert. Einen solchen Farbschnitt habe ich bis dato noch nie gesehen - er macht einiges her. Abgerundet wird die Gestaltung durch eine Illustration der Hauptfiguren sowie einer Landkarte im Innenteil.

Letztere war für mich ein essentieller Teil des Lesens. Denn das Worldbuilding in diesem Buch ist durchaus komplex. Als Leser findet man sich in einer modernen, urbanen Welt wieder, welche um fantastische und altertümliche, ein wenig chinesisch angehauchte Elemente ergänzt wird. All das ist wunderbar durchdacht, hat stets einen roten Faden und bietet in Zusammenspiel mit dem Magiesystem, welches sich an magischen Kraftlinien orientiert, ein einzigartiges Leseerlebnis.

Ergänzt wird dieses durch einen geschliffenen Schreibstil der Autorin. Melanie Lane schreibt packend und gleichzeitig leichtherzig, setzt an den richtigen Stellen Schwerpunkte und lässt dabei einen gewissen Witz und Charme mit einfließen.

Dies lässt sich unter anderem in der Protagonistin Meiling (oder "Mei") wiederfinden. Mei überzeugt durch ihre starke Werte und Motivationen, ist aufmerksam, kämpferisch, manchmal ein wenig draufgängerisch, und doch auf ihre eigene Art und Weise charmant. Auch Raven hat seine Ecken und Kanten, scheint zunächst ganz wie der typische "Bad Boy", hat dennoch realistische, fassbare Beweggründe.
Beide Protagonisten für sich wären sicherlich volle fünf Sterne wert. Das Zusammenspiel der beiden erschien mir in den ersten Kapiteln aber ein wenig übertrieben: Gleich bei der ersten Begegnung besteht eine unerklärliche Spannung zwischen den beiden, Mei ist stets unheimlich wütend über Raven. Ich hätte mir gewünscht, dass sich diese Emotionen ein wenig länger angebahnt oder zumindest auf einer soliden Grundlage gefußt hätten. Zum Glück verlief sich dieses Problem im Laufe des Buches ebenso schnell, wie einige Längen im Mittelteil des Buches.

Insgesamt bin ich vor allem überzeugt vom wunderbaren Worldbuilding überzeugt worden. Hier stimmt für mich wirklich alles, sodass etwaige Schwächen des Romantasy-Romance in den Hintergrund treten.
4,5/5 Sterne

Bewertung vom 10.10.2025
Die Bestimmung der Mondsteinkinder
Harel, Maike

Die Bestimmung der Mondsteinkinder


sehr gut

Inspirierende Message inmitten magischer Lesestunden

"Den Mondstein in der Hand, von Schärfe und Verstand, Schwarz auf dem Haupt, einer Chance beraubt, die Haut rein und zart, das Herz stark und hart."

Eigentlich passt die Prophezeiung zur bevorstehenden Königslese so gar nicht zum jungen Meelo, einem Perlentaucher mit panischer Angst vor dem Wasser. Und doch bricht er gemeinsam mit einem Steppenkrieger auf, um die bevorstehende Königswahl, in welcher ein Kind des Reiches zum neuen König gekrönt wird, hautnah mitzuerleben. Auf seiner Reise lernt Meelo die Flügelpferd-Hüterin Ria kennen - und erfährt schon bald von einem finsteren Geheimnis, was alles zu verändern vermag...

Wer vom magischen, ein wenig düsterem und dennoch fantastischem Cover zu "Die Bestimmung der Mondsteinkinder" ebenso hin und weg war wie ich, wird sich freuen, sobald er einen Blick in das Innere des Buches wirft: Die Buchdeckel werden geziert von einer hübschen, umfassenden Landkarte und jedes Kapitel weist eine im selben Stil gehaltene Vignette auf.

Doch nicht nur die Gestaltung des Buches vermag es, zu überzeugen. Binnen kürzester Zeit lernt der Leser die einzelnen Figuren der Geschichte gut kennen, welche zuvor in einer kurzen Personenübersicht auf einen Blick vorgestellt werden. Schon bald erkennt man, wie einzigartig jeder Charakter - zumindest in Bezug auf Kinder, denn Erwachsene wirken hier eher wie Requisiten oder schmückendes Beiwerk - gezeichnet ist. Besonders positiv aufgefallen ist mir an dieser Stelle Protagonist Meelo, welcher durch seine sanftmütige Art besticht und mit Fleisch und Blut für die inspirierende Message des Buches einsteht: Du kannst alles schaffen, wenn du nur fest genug daran glaubst, ganz egal, was andere denken!

Die Geschichte und das Worldbuilding unterstreichen diese Botschaft angemessen. Hier und da wird mit einer ordentlichen Prise Magie und Fantasie gearbeitet - und spätestens die geflügelten Pferde dürften jedes Kinderherz höher schlagen lassen! Schade nur, dass das Buch immer mal wieder ein paar Längen aufweist. Aber hier muss man wohl einfach kurz durch, um dann den Rest des Buches umso besser genießen zu können.

Wer Lust auf eine von Kindern beherrschte, magische Welt hat und einem spannenden Abenteuer nicht abgeneigt ist, sollte sich dieses Buch näher ansehen. Ich bin mir sicher, dass es Kinderaugen zum Strahlen bringen wird.
4/5 Sterne

Bewertung vom 10.10.2025
Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Spannendes, steampunk-ähnliches Setting

Als alle Stricke reißen, findet sich das junge Waisenmädchen Maggie Fishbone prompt im Institut "Midwatch" wieder. Das von außen düster anmutende Internat ist speziell dafür konzipiert, unerwünschte Mädchen aufzunehmen und diese zu anständigen Mitgliedern der Gesellschaft zu formen. So scheint es zumindest - denn niemand ahnt, dass es sich dabei eigentlich um eine Schule handelt, die kluge Ermittlerinnen ausbilden soll. Und schon bald erwartet Maggie und ihre Freundinnen ihr erstes Abenteuer und ein erster, mysteriöser Fall...

Wer einen ersten Blick in "Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen" wirft, dürfte schnell von der wundervollen Gestaltung im Innenteil des Buches überzeugt werden. Denn dieses Kinderbuch ist gespickt von zahlreichen detailverliebten, in blau und weiß gehaltenen Illustrationen, die dem Leser auf fast jeder Seite in klein und groß nur so ins Auge springen und nicht nur einfache Darstellungen der jeweiligen Szenerie enthalten, sondern auch durch abwechslungsreiche Tipps und Rezepte begeistern können.
Und so schön die Illustrationen auch sind - ich habe mich unheimlich darüber gefreut, dass auch der Schreibstil der Autorin super mit diesen mithalten kann. Denn auch dieser ist, nicht im Übermaß und genau richtig platziert, detailreich und vor allem wundervoll atmosphärisch. Ich konnte mir das Setting und die Atmosphäre rund um Midwatch bildlich vorstellen, war ganz begeistert von dieser steampunk-ähnlichen Welt und der leicht mystischen, vintageartigen Stimmung, die über das Buch hinweg erzeugt wird.

Auch die Handlung selbst hat es mir hier angetan. Sie bedient sich unterschiedlicher Genres, bietet einige Krimielemente an, bei denen der Leser selbst miträtseln, -raten und -ermitteln kann und reicht sogar bis hin zur Einbeziehung von fantastischen Elementen. Es ist also wirklich für jeden Geschmack etwas dabei!

Ich freue mich sehr, dass ich in Maggies Welt eintauchen und mich in eine Welt wegträumen konnte, die herrlich altmodisch und thematisch doch modern wirkt. Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung!
5/5 Sterne

Bewertung vom 10.10.2025
The Wrath and the Dawn (Deutsche Ausgabe)
Ahdieh, Renée

The Wrath and the Dawn (Deutsche Ausgabe)


ausgezeichnet

Nacht für Nacht ehelicht der Kalif von Chorasan ein neues, junges Mädchen. Sonnenaufgang für Sonnenaufgang muss ein jedes dieser Mädchen sterben - bis eines Morgens auch die treueste, liebste Freundin Shahrzads ihr Leben im Palast lässt. Um dem unberechenbaren Wüten des Kalifen ein Ende zu bereiten, meldet sich Shahrzad freiwillig als nächste Braut. Als der Morgen graut, schafft sie es als Erste von vielen, dem Tod zu entgehen. Zumindest vorübergehend. Denn während sie Nacht für Nacht nach einer Schwachstelle des Kalifen sucht, die Tiefen seines Seins ergründet und Facetten kennenlernt, die sie so niemals erwartet hatte, bangt sie weiter um ihr Leben...

"The Wrath and the Dawn" zeigt bereits auf den ersten Seiten, was dieses wunderbare Buch zu bieten hat: Neben einem traumhaften Cover und wunderschönen Farbschnitt sowie einer übersichtlichen Landkarte verzaubert vor allem der Schreibstil der Autorin den Leser binnen weniger Seiten. Renée Ahdieh schreibt unheimlich bildhaft, sanft und poetisch und dennoch ausdrucksstark und klar. Schnell fühlte ich mich, als würde ich selbst durch die Gänge des Palastes von Chorasan schreiten, während ich gleichzeitig den orientalischen Flair genoss. Passende Figurennamen, spannende Gerichte, seidene Kleidungsstile und in einem hilfreichen Glossar erläuterte Worte einer fremden Sprache sorgen hier dafür, dass das Setting realistisch und authentisch wirkt. Das Zusammenspiel aus alldem wirkt wie ein Ausschnitt aus einem fernen Märchen, der Handlungsstrang wird getragen von einer Hommage an "1001 Nacht".

Eine mindestens genauso große Begeisterung empfand ich gegenüber der Protagonistin Shahrzad. Diese ist ebenso dickköpfig wie mutig, willensstark und doch verletzlich. Die Abscheu, welche sie gegenüber dem Kalifen empfindet, ist förmlich spürbar. Ihr Wunsch, ihre Freundin zu rächen, ist nach all den Gefühlen, welchen sie unterliegt, authentisch und glaubhaft. Nichtsdestotrotz konnte ich im Laufe des Buches immer besser nachvollziehen, dass sie als Figur von so viel mehr getrieben ist, als bloßer Rache. Und spätestens, als sie den Kalifen besser kennenlernt und durchdringt, konnte ich sie vollends verstehen. Die Begegnungen der beiden sind klug und durchdacht, nicht ganz so hitzig, wie man es bei diesem Trope womöglich erwarten könnte. Und doch gehen sie unter die Haut. So sehr, dass ich nach dem Beenden dieses Buches am liebsten sofort mit dem zweiten Band der Dilogie weitergemacht hätte.

Für mich ist dieses Buch ein absolutes Lesehighlight. Es ist poetisch und sanft, gefühllvoll und doch herzzerreißend. Ich bin mir sicher, dass Märchenliebhaber dieses Buch ebenso sehr wie ich genießen werden und freue mich bereits auf die Fortsetzung!
5/5 Sterne

Bewertung vom 08.06.2025
Dreams Lie Beneath
Ross, Rebecca

Dreams Lie Beneath


sehr gut

Solides, innovatives Fantasy-Standalone

In einem Reich, in welchem in jeder Neumondnacht die schlimmsten Albträume seiner Einwohner zum Leben erwachen, ist es Clementines Aufgabe, diese zu schützen. Immer wieder zieht sie gemeinsam mit ihrem Vater, dem Hüter von Hereswith, los, um sich mutig gruseligen Gestalten und gänsehautbereitenden Szenarien in den Weg zu stellen. Bis die beiden eines Tages von zwei Brüdern herausgefordert werden - und daraufhin alles verlieren...

Ich habe bis dato noch kein Buch von Rebecca Ross gelesen, dafür umso mehr Gutes über ihre Romane gehört und war daher unheimlich neugierig auf diese optisch sehr überzeugende Neuerscheinung von ihr. Und bereit nach wenigen Seiten konnte ich diese positive Kritik nachvollziehen. Denn Rebecca Ross schreibt wunderbar atmosphärisch, gleichzeitig aber doch leicht und flüssig. Ich konnte mir das mittelalterlich anmutende Setting bestens vorstellen und habe mich während des Lesens wie bei einer kleinen Zeitreise gefühlt.

Fast ebenso positiv aufgefallen sind mir das Worldbuilding und Magiesystem in "Dreams Lie Beneath". Im Reich Azenor gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, Magie zu wirken und damit in gewisser Weise auch drei Ansätze, den Albträumen zu begegnen. Ich mochte es sehr, dass beide Aspekte hier nicht nur nebenbei behandelt wurden, sondern auf jeder Seite mit in die Handlung eingewoben wurden. Und gerade die starke Präsenz der Albträume hat mich hier besonders überzeugen können. Denn durch den Schreibstil der Autorin kommen die einzelnen schaurigen Aspekte der Träume wunderbar heraus und nicht selten hatte ich während des Lesens Gänsehaut. Legenden und Mythen unterstreichen das Worldbuilding optimal und verleihen auch hier wieder eine atmosphärische Tiefe - auch, wenn hier und dort eine Frage offen bleibt oder eine kleine Logiklücke erscheint.

Ein großes Manko hatte für mich leider die im Klappentext angeteaserte Liebesgeschichte. Grundsätzlich ist es sicherlich erfrischend, Fantasy zu lesen, in dem Romance eine nicht ganz so einnehmende Rolle zugesprochen wird und primär der Fantasyaspekt und vielleicht auch die Protagonistin im Mittelpunkt stehen. Wenn die Liebesgeschichte - so wie hier - allerdings derart angeteasert wird, letztendlich aber über keinerlei Tiefgang verfügt und leider kaum Chemie zwischen den Figuren erkennbar ist, hätte sie meiner Meinung nach direkt weggelassen werden können. So hätte der Platz dafür genutzt werden können, dem Leser noch mehr Informationen zu dieser spannenden, vielversprechenden Welt zu gewähren.

Alles in einem empfinde ich diesen Roman als solides, unterhaltendes und manchmal auch leicht gruselndes Fantasy-Standalone und würde es vor allem Lesern weiterempfehlen, die Lust auf innovative Fantasy sowie ein optisch tolles Gesamtpaket haben und die eine eher nebensächliche, oberflächliche Lovestory akzeptieren können.
4/5 Sterne

Bewertung vom 04.05.2025
The Summer We Fell / The Summer Bd.1
O'Roark, Elizabeth

The Summer We Fell / The Summer Bd.1


ausgezeichnet

Trotz des Genres nichts für Zwischendurch

"Ich habe noch nicht viele Dinge auf dieser Welt geliebt, doch dich habe ich vom ersten Moment an geliebt."

Als Juliet bei der Familie ihres Freundes Danny aufgenommen wird, empfindet sie nichts als Dankbarkeit darüber, endlich eine Zuflucht nach einer unheimlich schmerzhaften Vergangenheit gefunden zu haben. Tag für Tag gibt sie ihr bestes, seiner Familie gerecht zu werden und ihr Glück über das neue Heim zum Ausdruck zu bringen. Bis Danny eines Sommers Luke mit nach Hause bringt. Luke, der Juliet als erster zu verstehen scheint. Und Luke, der Juliet an ihrer gesamten Zukunft zweifeln lässt, bis ein einschneidendes Ereignis alles verändert...

"The Summer We Fell" ist der erste Band der "The Summer"-Reihe und auch das erste Buch, das ich von der Autorin Elizabeth O'Roark gelesen habe. Mit Sicherheit wird dies allerdings nicht das letzte gewesen sein. Denn ich bin auch einige Tage nach Beenden dieses Romans noch unheimlich berührt von Juliets Geschichte und während der Lektüre ein immer größerer Fan von O'Roarks Schreibstil geworden. Die Autorin schreibt mit einem leicht melancholischem Unterton, lässt tief in einzelne Charaktere blicken, und doch kommt dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit nie abhanden. Müsste ich ihren Schreibstil in Kombination mit dieser Geschichte mit einem Lied beschreiben, würde ich wohl "Summertime Sadness" von Lana Del Rey wählen. Ich hatte während des Lesens unheimlich oft die Melodie des Liedes im Hinterkopf.

Wer dieses kennt, wird nun aber vermutlich schon ahnen, dass es nicht ganz so einfach ist und fast schwermütig anmutet. Und genauso verhält es sich auch mit "The Summer We Fell". Denn Juliet ist durch eine überaus schwierige Vergangenheit gezeichnet, musste in ihren jungen Jahren bereits einiges erdulden und ist auch nach den besagten Ereignissen vorbelastet. Immer wieder hat sie das Gefühl, nicht gut genug zu sein, das pure Böse zu verkörpern. Wer in der Hinsicht schlechte Erfahrungen gemacht hat, dem würde ich das Buch nicht ans Herz legen: Oft verliert man sich als Leser in Juliets Gedanken und ich kann mir gut vorstellen, dass man mit der Zeit einen differenzierten Blick dafür verliert. Hier lohnt es sich definitiv, vor dem Lesen die Triggerwarnung am Ende des Buches zu lesen.

Meiner Meinung nach hat aber genau das dieses Buch zu so einer einzigartigen Lektüre gemacht. Ich fand Juliet absolut authentisch und habe von der ersten Seite an mit ihr mitgelitten. Stück für Stück lernt man ihre geschundene Seele näher kennen - fast so, als würde Juliet sich einem im Laufe der Seiten selbst öffnen und offenbaren. Luke empfand ich dabei als perfekte Ergänzung und überhaupt nicht klischeehaft, was sich, wie ich finde, in vergleichbaren Romanen häufig anders verhält. Gerade in Kombination mit Danny haben sich so einige Situationen ergeben, die eine noch tiefere Auseinandersetzung mit den Figuren ermöglichten und der Geschichte auf der einen Seite Tiefgang, auf der anderen Seite aber auch Hoffnung und einige Lichtblicke geschenkt haben.

Insgesamt würde ich "The Summer We Fell" auf meiner diesjährigen Favoritenliste platzieren, wenn bloß die häufigen Rechtschreib- und Satzstellungsfehler nicht gewesen wären. Hier haben die Übersetzung bzw. das Korrektorat leider nicht ganz so gute Arbeit geleistet. Abgesehen davon lege ich dieses Buch aber unbedingt jedem ans Herz, der etwas schwierigere Themen verkraften kann, eine Geschichte lesen möchte, die emotional mitreißt und deren Figuren einem unter die Haut gehen.
5/5 Sterne