Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anyways
Wohnort: 
Greifswald

Bewertungen

Insgesamt 14 Bewertungen
12
Bewertung vom 27.06.2025
Holmes & Moriarty (eBook, ePUB)
Rubin, Gareth

Holmes & Moriarty (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

London 1889: Scherlock Holmes und Dr. Watson werden in den Diogenes Club beordert um Holmes Bruder Mycroft, der etwas kränkeln in einem dortigen Zimmer rekonvalesziert, zu besuchen. Doch kaum dort angekommen, betritt ein weiterer Gast das Krankenzimmer. Ein junger Gentleman, der sich auf ganz absonderliche Art und Weise betrogen fühlt.

Er ist ein eher mittelmäßiger Schauspieler, der zurzeit ein Engagement als Hauptfigur in „Richard III“ innehat. Seine Aufführungen sind stets gut besucht, doch dieses Publikum besteht aus immer denselben Personen, auch wenn diese sich mit vielfältigen Verkleidungen zu tarnen versuchen. Da dieser Fall wirklich außergewöhnlich ist, beschließt Holmes der Sache auf den Grund zu gehen.

Zeitgleich sieht sich auch Holmes ärgster Widersacher Prof. Moriarty mit seinem Assistenten Colonel Sebastian Moran, einer selbst in Verbrecherkreisen ungewöhnlichen Verschwörung ausgesetzt. Sowohl das Duo Holmes / Watson als auch Moriarty/ Moran ahnen noch nicht, das die kommenden Geschehnisse dafür sorgen werden, dass sie alle vier wohl oder übel zusammenarbeiten müssen.

Neben meiner Neugier auf eine „neue“ Story des Meisters aller Detektive hat mich dieses Mal auch ganz besonders das Cover angesprochen. Eine gelungene Gestaltung die förmlich dazu auffordert, das Buch in die Hand zu nehmen.

Ein frisches Abenteuer von Sherlock Holmes, erdacht von Gareth Rubin. Eine rasante Story die für mein Empfinden zwar nicht den Charme der Detektivgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle hat, mich jedoch an die Verfilmungen unter der Regie von Guy Richie erinnert. Eine mitreißende verzwickte Story mit vielen Wendungen, gelegentlich komödiantischen Einlagen und einer Fallkonstruktion die eher an einen Thriller erinnert.

Eine ganz besondere Note bekommt diese neue Episode durch die Wiedergabe der Ereignisse nicht nur von Watson, sondern auch dessen Kontrahent Moran.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und vielleicht gibt es ja bald mehr zu lesen von diesem Autor.

Bewertung vom 13.05.2025
Die Gerüche der Kathedrale
Wauters, Wendy

Die Gerüche der Kathedrale


gut

Politische Entscheidungen, Bürgerproteste und kriegerische Auseinandersetzungen begünstigen die Auferstehung Antwerpens zur Handelsmetropole im 16. Jahrhundert. Damit wird Brügge als bis dahin bedeutendes Handelszentrum abgelöst. Mit dem einhergehenden Bevölkerungswachstum, wächst auch der Einfluss der Kirche Größe ihrer Gotteshäuser. Die Antwerpener Liebfrauenkirche gehört dazu und wird im Verlauf der weiteren Jahrzehnte bis Jahrhunderte stetig erweitert, porträtiert wird dies durch zahlreiche Abbildungen im Buch.

Es passiert wirklich äußerst selten, dass ich ein Buch nicht zu Ende lese, schon gar nicht nach weniger als hundert Seiten, hier jedoch ist die große Aufnahme. Ich bin definitiv mit anderen Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Mir schwebte ein Roman, ähnlich wie Ken Follets „Die Säulen der Erde“ vor. Wendy Wauters schreibt ihre Dissertation fülliger, polstert sie mit mehr Material auf, es bleibt jedoch eine wissenschaftliche Abhandlung und vermochte es nicht mir Freude am Lesen zu bereiten. Irgendwann schwirrten nur noch geschichtliche Daten, Persönlichkeiten und Fakten um die Ohren, nicht uninteressant, wie ich betonen möchte. Die überbordende Fülle derer ließen mein Interesse jedoch stark sinken.

Bewertung vom 13.05.2025
Haus Waldesruh
Krems, David

Haus Waldesruh


ausgezeichnet

Kurz nach der Matura begeht Max Selbstmord, seine Freunde Anna, Marco, Ferdinand und Lea gaben sich daraufhin das Versprechen sich nach Ablauf von 15 Jahre wiederzusehen. So kommt es, dass Anna sich auf den Weg zum „Haus Waldesruh“ in der Obersteiermark macht, ein etwas abgelegenes Feriendomizil im Wald, das Marco von seinem Onkel für das kleine Klassentreffen nutzen darf. Marco erwartet Anna auch schon und nach einer ordentlichen Umarmung und dem ersten Plausch treffen dann auch im späteren Verlauf Ferdinand und Lea ein. Doch Lea kommt nicht allein. Davon scheint nur Anna etwas irritiert zu sein, der Rest arrangiert sich mit dem zusätzlichen Gast. Nach den anfänglichen Begrüßungsfloskeln und dem schwelgen in Erinnerungen, kommt aber immer wieder auch die Sprache auf Max und langsam trübt sich ein wenig die Stimmung, denn Marco hat mit dem Suizid seines Freundes noch immer nicht abgeschlossen.

David Krems „Haus Waldesruh“ wirkt wie ein Kammerspiel. Auf engstem Raum mit nur wenigen Protagonisten, entladen sich Stimmungen und Emotionen, brechen alte Konflikte und nicht vergessene Traumata auf. Nur langsam kommt der Leser durch Anna hinter das Geheimnis des „Haus Waldesruh“. Auch wenn mich das Ende etwas ratlos zurücklässt, fand ich die Geschichte ungemein fesselnd, interessant und leider auch unfassbar traurig.

Fazit: Ein Spannungsroman der leisen Art.

Bewertung vom 13.05.2025
Internationale Zone
Dor, Milo;Federmann, Reinhard

Internationale Zone


weniger gut

Boris Kostoff, alkoholsüchtiger Tierarzt kommt nach dreieinhalb Jahren, die er wegen Mordes und fahrlässiger Tötung bekommen, aus dem Knast und begibt sich umgehend nach Salzburg um seine Geschäfte wieder aufzunehmen. Nein um Tiere dreht sich seine Erwerbsquelle definitiv nicht. Mit drei weiteren alten Bekannten macht er das Wien der Nachkriegszeit unter der jetzigen Besatzung der Alliierten weiter unsicher.

Ich muss ehrlich gestehen das ich dieses Buch (und so etwas kommt bei mir wirklich extrem selten vor) nach der Seite 95 abgebrochen habe. Das hatte zwei ganz gravierende Gründe. Der erste war die Geschichte selbst, hier hatte ich definitiv völlig anderen Erwartungen. Mein Fokus lag tatsächlich auf der Internationalen Zone, wie spielte sich das Leben in der britischen, französischen, amerikanischen und auch sowjetischen Zone in der Hauptstadt und im übrigen Land ab. Gab es Parallelen zu Deutschland usw. Davon bekommt man allerhöchstens was am Rande mit und das war mir viel zu wenig. Auch die vielen verschiedenen Akteure konnte ich lange Zeit nicht einordnen, mal davon abgesehen, dass wirklich niemand halbwegs sympathisch gewesen wäre. Ich habe mich also tapfer durch die Seiten gequält und hier kommen wir dann schon zum zweiten Grund des Abbruchs. Ich hatte ein ebook erwartet, jedoch ist dieses Buch nur kopiert und so musste ich mir jede Seite neu einstellen auf meinem Reader, von der Formatgröße bis zur Schriftgröße etc. Nein das ist gar kein Lesevergnügen und nur extrem nervig und nach fast hundert Seiten wollte ich dann auch nicht mehr. Schade.

Bewertung vom 28.03.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


sehr gut

Mit siebzehn hat man noch viele Träume und so träumt sich die junge Beth, Tochter engagierter Lehrer, in dem kleinen englischen Örtchen Hemston ganz so wie in den Romanen von Austen und Brontë ein Leben voller Liebe und Leidenschaft. Tatsächlich begegnet sie dem gutaussehenden Jungen aus dem Herrenhaus, Gabriel Wolf. Einen Sommer lang erlebt sie Liebe und Leidenschaft. Die erste große Liebe die leider nur den Sommer über hält und dann zerbricht. Die Wege der Beiden trennen sich für über ein Jahrzehnt, in denen sich Beth mit einem neuen Mann ein Leben aufbaut, Glück und Tragödie gleichermaßen erlebt und dann steht Gabriel plötzlich wieder vor ihr und mit ihm beginnt jetzt eine unheilvolle Dreiecksbeziehung.
Clare Leslie Halls „Wie Risse in der Erde“ ist ein sehr leidenschaftlicher, wobei hier das Augenmerk auf eindeutig Leiden steht, Roman. Eine Frau die zwischen zwei Männern steht und sich auch nicht entscheiden kann oder will und so nimmt die Tragödie ihren Lauf. In zwei Zeitebenen wird sowohl die Teenagerliebe als auch das spätere Verhältnis geschildert. Zeitumsprünge die für mich manchmal zu unwillkürlich erfolgten.
„Wie viel einfacher wäre es doch, wenn wir die Wahrheit sagen könnten.“ Ja das habe ich mich gefragt: Warum wird hier viel zu viel verschwiegen und gelogen? In der Geschichte an sich habe ich mich gut zurechtgefunden, aber mitgerissen hat sie mich trotz aller geschilderter Leidenschaft gar nicht. Mit der Protagonistin Beth bin ich nicht warm geworden und konnte viele ihrer Entscheidungen nicht nachvollziehen.
Gefallen haben mir die Beschreibung der Landschaft und der Tierwelt, ein ganz bestimmt idyllisches Dorf.
Anmerkungen zum Buch:
Bücher mit Lesebändchen sind ein wahrer Schatz, leider hat „mein“ Schatz auf der Seite 119 einen diagonalen Riss über eine dreiviertel Seite.

Bewertung vom 28.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

Venedig im ausgehenden 17. Jahrhundert

Santa Maria della Pieta in Venedig ist eine Kirche und das Ospedale della Pieta das dazugehörige Waisenhaus für Mädchen. Seit vielen Jahren dient eine Mauernische des Ospedale della Pieta als Babyklappe in die weiblichen Säuglinge vor dem sicheren Tod durch ertränken gerettet werden können. Hier beginnt im April 1696 für die erst wenige Tage alte Anna Maria della Pietà (den Namen geben ihr die dort wohnenden Nonnen) ein neues Leben und die Chance ein großartiges Leben zu führen, denn hier genießt sie neben Kost und Unterbringung auch die Chance auf eine Ausbildung im berühmten Waisenmädchen-Orchester, wenn sie talentiert und ehrgeizig genug ist, sonst droht ihr irgendwann die Zwangsverheiratung. Anna Maria jedoch hat jede Menge Talent und einen Förderer, den später berühmten Antonio Vivaldi.

Großartig… endlich wieder ein Buch mit einer Geschichte über großartige Frauen der Vergangenheit, die in Geschichtsbüchern leider nur als Fußnote auftauchen. Ich ärgere mich immer wieder über die Tatsache, dass wir wissen wer der erste Mann auf dem Mond war, aber den Namen der Mathematikerin, die die Apollo-Missionen überhaupt erst möglich machten, nicht wissen.
Also war ich per se schon mal am Lebensweg der Virtuosin interessiert. Der Schreibstil ist flüssig und sehr farbenprächtig. Manchmal verliert sich die Autorin jedoch ein wenig zu oft in Metaphern. Auf der einen Seite hat mir die sehr bildhafte Sprache die Virtuosin mit ihrem Geigenspiel tatsächlich vor meinem inneren Auge projizieren lassen, jedoch waren die reichlichen Wiederholungen dann doch ein wenig zu viel und die eigentliche Geschichte rückte in den Hintergrund wirkten dadurch etwas langatmig. Man weiß von Anna Maria leider nur das sie eine gefeierte Virtuosin war, ob sie je komponiert hat ist noch nicht bekannt jedoch nicht unwahrscheinlich, denn Vivaldis Lebenswerk ist immens groß und noch nicht vollständig entdeckt, die Wahrscheinlichkeit das er neben Anna Maria auch andere Schülerinnen ermutigt hat zu komponieren und deren Werke als seine ausgab, deshalb groß.

Harriet Constable kreiert ein Bild dieser großartigen Frau, die für mich zwar nicht immer sympathisch und authentisch agiert. Mir gefällt jedoch, dass dem Leben und Wirken dieser Künstlerin Raum verschafft wird.

In der Regel kommentiere ich die Buchgestaltung selten, eigentlich nur wenn ich sie bemerkenswert schön oder originell finde. Hier ist beides gegeben.

Bewertung vom 22.02.2025
Rückkehr nach Budapest
Kiss, Nikoletta

Rückkehr nach Budapest


gut

Eine Deutsch-Ungarische Geschichte in den 80zigern.
Márta wächst mit ihrer deutschen Mutter, die aus Thüringen stammt, und ihrem ungarischen Vater am Balaton auf. Jeden Sommer kommen Márta’s Cousine Theresa und ihre Eltern aus Ostberlin um die Ferien dort zu verbringen. Die beiden Cousinen sind in diesen Wochen unzertrennlich, obwohl sie nicht unterschiedlicher sein könnten. Theresa ist mehr die Extrovertierte, Márta eher introvertiert. Genau diese Eigenschaften manifestieren sich in ihrer Jugendzeit und gestalten diese auf verwandtschaftlich beruhende Freundschaft mitunter schwierig.
Als Márta achtzehn ist, hat sich die Alkoholsucht ihres Vaters derart verschlimmert, dass die Mutter in einer Nacht und Nebelaktion die Familie verlässt und zurück nach Thüringen geht. Márta kann ihrem Vater ebenfalls nicht helfen und befürchtet, dass sie ihr Studium in Budapest, aufgrund der häuslichen Situation nicht antreten kann. Also flüchtet auch sie, nach Ostberlin zu Theresa. Dort schlittert sie sehenden Auges in eine Dreiecksbeziehung an deren Ende die beiden Cousinen sich nichts mehr zu sagen haben werden.

Gefallen an diesem Roman haben mir die Schilderungen der Vorwendezeit aus ungarischer Sicht. Die Freiheiten die dort unter Umständen möglich waren, im Gegensatz zur Ostdeutschen Bevölkerung. (Auch hier gab es Möglichkeiten nach 1985 in den Westen zu fahren, jedoch nur Anlass bezogen und mit Nachweis einer Verwandtschaft ersten Grades.) Diese differenzierte Gegenüberstellung hat mir hier gefehlt. Dadurch wirkt vieles auf mich oberflächlich und ungenau. Ich hätte hier ein bisschen mehr Tiefgang erwartet. Der damalige Zeitgeist ist nicht greifbar, sondern eher verwässert. Nur ein verblasstes Foto.
Schwierigkeiten hatte ich ebenfalls mit der Skizzierung der dargestellten Personen. Alle sind für mich im höchsten Grade egoistisch und selbstbezogen, allen voran hier Márta. Es war für mich schwierig dieser jammernden Protagonistin zu folgen, die anscheinend über keinerlei Selbstreflektion oder Empathie anderen gegenüber verfügt.

Ein kurzweiliges Buch, leider ohne Tiefgang.

Bewertung vom 22.02.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


sehr gut

Der einhundertste Geburtstag des schon verstorbenen Ingolfur Snæberg, des Gründers der Snæberg GmbH, muss von seinen Hinterbliebenen ordentlich gefeiert werden. Da der Snæberg-Clan mittlerweile ein riesiges Imperium mit hunderten Mitarbeitern und einem Milliardenumsatz leitet, ist er dementsprechend in Island eine Berühmtheit. Somit kann er sich es leisten gleich ein ganzes Hotel nur für diesen Anlass zu mieten. Ein futuristisches Hotel (eine sehr schmeichelhafte Beschreibung eines voll technisierten Betonklotzes ohne einen Hauch von Gemütlichkeit) inmitten der Lavafelder Westislands wird eigens für dieses Jubiläum angemietet. Kinder, Enkel und Urenkel versammeln sich, und da sich das Wetter schlagartig verschlechtert, fließt der Alkohol in Strömen. Bei genauem Hinsehen werden die vielen kleinen Risse in dieser perfekten Fassade aus Macht, Geld und Einfluss sichtbar. Lang gehütete Geheimnisse kommen ans Licht und dann verschwindet auch noch ein Gast, mitten im Schneesturm.

Eva Björg Ægisdóttirs neuestes Buch erinnert doch ein wenig an die große Agatha Christie, eine große Familie mit vielen dunklen Geheimnissen, vorrübergehend in einem Haus versammelt und das Unvermeidbare nimmt seinen Lauf.
Der Stammbaum am Anfang dieses Buches ist nur bedingt hilfreich, denn zum Beginn dieses Kriminalromans ist man schier erschlagen von der Fülle an Personen, denen die Autorin auch mehr oder weniger umfangreich Platz gibt sich vorzustellen Erst ab der Hälfte kristallisieren sich die eigentlichen Protagonisten heraus, Dramatik kann sich aufbauen und die Spannung nimmt deutlich zu. Ab dem Zeitpunkt konnte mich die Autorin auch erst für ihre Geschichte begeistern, denn neben der schon erwähnten Vielzahl an Personen wird die Geschichte von eben jenen auch in zwei verschiedenen Zeitebenen präsentiert. Für mich nicht ganz einfach dies zu durchschauen. Gefallen haben mir sehr die detaillierten Landschaftsbeschreibungen des für mich unbekannten Islands.

Alles in allem ein solider Krimi.

Bewertung vom 22.02.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Wir haben es am Ende doch noch geschafft, wir haben sehenden Auges die Klimakatastrophe zugelassen. Die Natur schlägt in Form eines Nebels der unzähligen schillernden Insekten ernährt zurück. Was an sich harmlos klingt und aussieht ist in Wahrheit ein mörderisches Konstrukt, denn diese Abermillionen Insekten töten alles Lebende und mit Vorliebe Menschen. Die letzten Überlebenden retten sich auf eine Insel im Mittelmeer, darunter auch drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Diese bauen über viele Generationen ein Idyll auf dem kleinen Eiland auf. Eine Kommune, in der jeder seinen Platz und seine Aufgaben hat und diesen auch mit viel Engagement nachgeht. Eine kleine Dorfgemeinschaft deren gemeinsame Charaktereigenschaften es sind ein freundliches Füreinander und ein unbedingter Gehorsam gegenüber den Ältesten (Wissenschaftler) zu pflegen. Doch dann geschieht ein Mord, der dazu führt, dass das Abwehrsystem gegen den gefräßigen Nebel heruntergefahren wird, und der Menschheit bleiben nur noch 107 Stunden zum Überleben.
Stuart Turton’s Version der Postapokalypse zeichnet sich durch ein hohes Maß an Detailverliebheit und Ideenreichtum aus. Doch zuerst einmal war ich wirklich verwirrt, denn Krimis sind schon mein Ding, Sciencefiction eher nicht, jedoch fasziniert diese Geschichte und trotz einiger nicht ganz nachvollziehbaren Gegebenheiten auf dieser von der restlichen Welt abgeschotteten Insel (Warum tötet der Nebel außer Menschen auch Tiere und trotzdem gibt es eine Fülle und Vielfalt an Lebewesen.) Es gibt jede Menge raffinierter Wendungen und Spannungsbögen, interessant aufgebaute Protagonisten, hier allen voran die Hobbydetektivin Emory die wie eine Mischung aus Sherlock Holmes und Bilbo Beutlin erscheint. Wenn man sich auf diese Geschichte einlässt wird man belohnt mit einem originellen Kriminalroman.

Bewertung vom 03.02.2025
Allein gegen die Lüge (eBook, ePUB)
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Albtraum folgt dem Nächsten. Der junge Filmstudent Matt sitzt nach einer durchzechten Nacht, in der er Handy, Schlüsselkarte und Zimmerschlüssel verlor und die nur stattgefunden hat, weil sich seine Freundin von ihm trennte, im Park beim Schach spielen, als ihm der Hauswart des Studentenwohnheimes davon unterrichtet, das das FBI ihn sucht. Was wollte das FBI von Ihm? Wahrscheinlich gibt es Nachfragen, wegen der True-Crime-Doku über seinen Bruder…
Sieben Jahre haben sich die Brüder Danny und Matt Pine nicht gesehen, denn Danny ist wegen des Mordes an seiner Highschool-Freundin Charlotte zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden. Nun muss ihm sein jüngerer Bruder Matt bei seinem ersten Besuch im Gefängnis darüber informieren, dass ihre Eltern Liv und Evan, sowie ihre jüngere Schwester Maggie und Nesthäkchen Tommy während einer Urlaubsreise in Mexiko tödlich verunglückt sind. Die Behörden vor Ort gehen fest von einem Gasleck im mexikanischen Ferienhaus aus, das FBI hat da erhebliche Zweifel.
Von hieran geht es in einem eher ruhigen Tempo mit unzähligen Perspektivwechseln zwischen Mitschnitte aus der True-Crime-Story, der Vergangenheit der verunglückten Familie bis zur Gegenwart in der Matt versucht die Tragödie zu verarbeiten. Langsam kommt auch den Lesenden der Verdacht das an der Inhaftierung des älteren Bruders nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist und man ahnt eine Verbindung zwischen dem Mordfall und der Familientragödie. Diese Szenerie macht aus „Allein gegen die Lüge“ einen echten Pageturner. Die Charaktere die Alex Finley zeichnet sind erfrischend normal und damit authentisch. Eine Warnung sei ausgesprochen, diese Geschichte ist erschütternd traurig und zeigt einmal mehr die Sinnlosigkeit solcher Verbrechen. Eine Familientragödie ungeahnten Ausmaßes und sie wird so unspektakulär, ja fast distanziert vom Autor geschildert und allein dies macht für mich das eigentliche Grauen aus, zusammen mit den vielen Wendungen ist dies ein ausgesprochen guter Thriller der zwar leisen Art, und deshalb umso packender.

12