Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
clematis

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2025
Gerächt sein sollst du (eBook, ePUB)
Tuokko, Kaisu

Gerächt sein sollst du (eBook, ePUB)


sehr gut

Bergholm und Manner

Ein Siebzehnjähriger wird tot im Meer vor Kristinestad aufgefunden, es könnte sich um Selbstmord handeln, da der Schüler ein Einzelgänger gewesen und gemobbt worden ist. Kriminalkommissar Mats Bergholm leitet die Ermittlungen, wobei er auf seine Jugendfreundin, die Journalistin Eevi Manner trifft.

Lebendig und bildreich schildert Kaisu Tuokko das Geschehen, die detaillierte Beobachtung von Mensch und Tier steht hier im Vordergrund. Auch viele persönliche Einzelheiten rund um Mats und Eevi prägen diesen Roman und drängen den Kriminalfall mitunter in den Hintergrund. Obwohl ich Privates grundsätzlich gerne mag, um die Figuren (insbesondere bei einer Serie) besser kennenzulernen, ist es hier mit Eevis Problemen fast schon ein bisschen zu viel. Vom Schreibstil her liest sich die Handlung flüssig, lediglich an einzelnen Stellen wirken die Dialoge eher hölzern als authentisch. Geschickt gewählt sind die Kapitel mit ihrer Kürze und die ab und zu eingestreuten Tagebucheinträge, welche die Spannung steigern, aber noch nichts verraten.

Sehr gut gelungen sind der Aufbau der Geschichte und die schrittweise Annäherung an die Wahrheit, die Hintergründe, welche einen Todesfall nach sich gezogen haben. Die Kulisse einer Kleinstadt, wo jeder jeden kennt, ist passend gewählt, dennoch will niemand etwas Näheres wissen, das den Polizisten Max Bergholm und Line Bäckström weiterhilft. Dafür erhält Eevi Manner einen wichtigen Hinweis. Am Ende geht es dann Schlag auf Schlag, eine logische Auflösung wird präsentiert.

Interessante Themenkomplexe, eine eingehende Betrachtung zwischenmenschlicher Beziehungen und einfühlsame Hauptfiguren, die Ursachen suchen und sie auch verstehen wollen – ein schöner Auftakt für eine neue Krimireihe.

Bewertung vom 21.07.2025
Schwestern des brennenden Himmels
Caspian, Hanna

Schwestern des brennenden Himmels


ausgezeichnet

Dreimächtekonferenz

Auf Schloss Cecilienhof in Potsdam treffen Churchill, Truman und Stalin aufeinander, um nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs über das Schicksal Deutschlands zu beraten. Dabei werden auch die persönlichen Lebenswege von Ann Miller vom ATS (Auxiliary Territorial Service, Frauenabteilung des britischen Heeres) und von Corporal Jackson Powers, Fahrer beim amerikanischen Hauptquartier, nachhaltig beeinflusst.

Die Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 dient als historische Kulisse für ganz persönliche Schicksale im und nach dem Zweiten Weltkrieg. Ziemlich nahe an realen Begebenheiten und stellvertretend für viele Menschen auf beiden Seiten der Kriegsparteien spielt sich die Handlung in Hanna Caspians bewegendem Roman „Schwestern des brennenden Himmels“ ab. Wir lernen Ann Miller kennen, die während des Kriegs im Londoner Hyde Park bei der Fliegerabwehr beschäftigt ist und später als Übersetzerin arbeitet, bevor sie nach Deutschland fliegt, um bei der Organisation der Dreimächtekonferenz von Berlin mitzuwirken. Dort lernt sie den charismatischen und lebenslustigen Amerikaner Jackson Powers kennen und gerät schnell in ein Dilemma zwischen Moral und Eigennutz.

Hervorragende Recherche (bis hin zu lustigen Details) untermauert die historisch relevanten Szenen, in welche eine fiktive Geschichte eingeflochten ist. Bewegend, beklemmend und berührend ist das Buch von der ersten bis zur letzten Zeile. Durch unterschiedliche Blickwinkel erkennt man, dass jede Seite ihren Gegner als eine Nation von Monstern ansieht und man erst näher hinsehen muss, um zu erkennen, dass nicht alle über einen Kamm geschoren werden können. Einzelne Familien werden herausgegriffen, um Beweggründe für das individuelle Handeln zu erklären, ja, um eine hoffnungsvolle Zukunft möglich werden zu lassen. Überaus authentisch, mit sehr lebendigen Figuren, geht es durch einen Sommer, der die Welt nachhaltig prägt. Besonders die Entwicklung so mancher Person ist beeindruckend. Und nicht zuletzt trägt Hanna-Caspians feinfühlig getroffene Wortwahl zu einem großartigen Leseerlebnis bei: sie erzählt detailliert und lässt auch Grausamkeiten nicht aus, driftet dabei jedoch niemals in eine voyeuristische Darstellung ab.

Ein anrührendes und aufrüttelndes Buch, das Information und Romanhandlung auf wunderbare Weise miteinander verknüpft und mir fesselnde Lesestunden beschert hat. Ich empfehle es daher sehr, sehr gerne weiter!

Bewertung vom 19.07.2025
Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2
Weinert, Steffen

Eisfeld - Dunkle Enthüllungen / Mara Eisfeld ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Journalistenmord

Mara Eisfeld hat erst kürzlich ihren ersten Fall als Leiterin der 9. Mordkommission im Berliner LKA bravourös gemeistert, da wird schon der nächste Tote gemeldet: ein bekannter Investigativjournalist ist direkt vor dem Verlagshaus mitten in Berlin erschossen worden. Während die Ermittlungen immer gefährlicher werden und schließlich auch noch eine sehr persönliche Wendung nehmen, spitzen sich auch in Maras Privatleben die Ereignisse immer weiter zu.

Mara Eisfeld ist mir schon von ihrer früheren Ermittlung rund um Katharina S. in guter Erinnerung, sodass ich natürlich sehr neugierig auf „Dunkle Enthüllungen“ war. Und auch hier enttäuscht Autor Steffen Weinert seine Leser nicht, die lebensnahe Darstellung sämtlicher Figuren sorgt für ein realistisches Bild beim Leser, der Kriminalfall hat zwar meinen Geschmack nicht ganz so perfekt getroffen wie zuletzt, ist aber jedenfalls spannend und logisch aufgebaut. Insbesondere die privaten Szenen rund um Mara lassen die Hauptkommissarin authentisch erscheinen, auch sie ist keinesfalls fehlerfrei und tappt sogar in eine gefinkelte Falle. Wohldosierte Spannungsmomente, humorvolle Episoden und ein Ende, das keine Fragen offen lässt, lassen diesen Krimi zu einem Leseerlebnis werden, die flotte Sprache Weinerts trägt nicht zuletzt dazu bei.

Eine tolle Krimireihe mit einer Leiterin der 9. Mordkommission als Hauptfigur, die mit ihrer Nähe zum realen Leben punkten kann. Ich komme gerne wieder nach Berlin, wenn es einen weiteren Fall gibt!

Bewertung vom 18.07.2025
Wenn die Blätter wieder tanzen (eBook, ePUB)
Lambert, Thérèse

Wenn die Blätter wieder tanzen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Stiller Widerstand

Berlin verändert sich während des Nationalsozialismus, man traut sich nicht mehr, seine Meinung zu äußern, überall könnten Spitzel und Denunzianten etwas falsch verstehen. Aber deshalb muss sich Ruth noch lange nicht der Hetze gegen Juden anschließen, ganz im Gegenteil, versucht sie, Freunden zu helfen, indem sie Verfolgte in ihrer Wohnung übernachten lässt, sie in verlassenen Scheunen mit Essen versorgt oder Flugblätter vervielfältigt und verteilt – sie ist ein Teil der Hitlergegner, die stillen Widerstand leisten.

Beruhend auf Notizen in Ruth Andreas-Friedrichs Tagebuch dürfen wir einen Blick auf die Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs werfen. Ruth und ihre Tochter Karin engagieren sich völlig uneigennützig und selbstverständlich für all jene, die Hilfe und Unterstützung brauchen. So geht es von den ersten Gerüchten um die Abholung von Juden quer durch die Jahreszeiten und die immer gefährlicher werdenden Momente bis hin zu erschütternden Bombenangriffen, bevor es endlich ein Aufatmen am Ende des Krieges gibt. Mit vielen historisch verbürgten Persönlichkeiten bekommt diese Geschichte eine starke Realitätsnähe, vermittelt sehr gut vorstellbar, wie man Ängste beiseiteschiebt und seiner Überzeugung entsprechend handelt.

Wenn die Blätter wieder tanzen ist ein wichtiges Erinnerung- und Mahnmal, das es sich zu lesen lohnt, denn unabhängig von den hier benannten Jahren ist der Mut zu menschlichem Handeln stets zeitlos.

Bewertung vom 17.07.2025
The Secret Hotel in Berlin
Hokin, Catherine

The Secret Hotel in Berlin


ausgezeichnet

Heldin oder Hassfigur

Zufällig laufen einander Lili Falck, die ursprünglich Krauss geheißen hat, und Marius Rodenberg über den Weg, eine Jüdin und ein „echter Deutscher“, was im Jahre 1929 noch kein großes, aber im Laufe der Zeit ein zunehmend größeres Problem wird, insbesondere, da die beiden heiraten und Lili sich erst spät ihrem Mann offenbart. An der Seite des Besitzers des renommierten Hotels Edel in Berlin steht nun eine elegante und selbstbewusste Frau, die sich quasi versteckt, indem sie offen den Führer empfängt und ihm lächelnd Champagner einschenkt. Eine bessere Maske kann sie kaum ersinnen, niemand ahnt etwas von ihrer jüdischen Herkunft. Auf diese Weise ist sie gerade prädestiniert dafür, verfolgte Juden durch den Hotelkeller in die Freiheit zu schleusen. Eine Heldin im Widerstand, die aufgrund ihrer augenscheinlichen Nähe zu den Nazis gleichzeitig für viele (auch Jahrzehnte später) eine Hassfigur ist.

Eine schöne Rahmenhandlung verquickt auf wunderbare Weise die Geschichte während des Zweiten Weltkriegs mit den Jahren 1990/91. Im Mittelpunkt steht das Hotel Edel, ein Ort, der dem Führer ein zweites Wohnzimmer ist, fünfzig Jahre später an eine Hotelkette verkauft werden und in neuem Glanz erstrahlen soll. Überaus realistisch erzählt Catherine Hokin aus unterschiedlichen Perspektiven und lässt sowohl die Vergangenheit als auch die Zeit der Enkelgeneration lebendig werden. Welche Beweggründe treiben die junge Lili dazu, ihren Namen zu ändern, warum schließt sie sich dem Widerstand an, wie reagiert ihr Ehemann, als er sich der Uniform nicht länger erwehren kann? Viele Fragen, die im Laufe der Handlung eingehend beleuchtet und beantwortet werden. Ähnlich verhält es sich im zweiten Handlungsstrang mit Lucy und Adam in den Hauptrollen, die nach dem Mauerfall danach trachten, das Edel wieder auf den besten Platz unter den Berliner Hotels zu bringen. Dass sich durch die gründliche Recherche zwecks einer möglichst naturgetreuen Restaurierung der Kreis zum Krieg und zu familiären Banden schließt, ist da noch nicht abzusehen.

Historische Detailtreue und fiktive Geschehnisse, die sich nahe an realen Begebenheiten orientieren, prägen diesen erschütternden Roman. Eine tapfere Frau, geleitet von Anstand und Moral, möchte einerseits den Verfolgten helfen, andererseits aber auch ihre Tochter schützen. Wie sie mit diesem Dilemma umgeht und wie man in den folgenden Generationen darüber denkt, das erzählt Catherine Hokin hier auf sehr eindrückliche Weise. Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.07.2025
Das Versprechen der Medica (eBook, ePUB)
Friewald, Gerlinde

Das Versprechen der Medica (eBook, ePUB)


sehr gut

Delia in Alexandria

Obwohl sie das jüngste Kind ist und noch dazu ein Mädchen, unterweist der Arzt Adelphos von Delos seine Tochter Delia in allen Fragen rund um die Heilkunst. Sein ganzes Wissen findet sich nicht nur auf gut gehüteten Papyrusrollen, sondern auch im Gedächtnis Delias, die unerbittlich lernen musste. Als sich im Jahre 65 v.Chr. eine Gesandtschaft an Wissenschaftlern im Museion von Alexandria ankündigt, ist Delia aufgeregt. Wird sie als Frau teilhaben dürfen an den Diskussionen mit den anderen Ärzten? Und steht das ganze Aufeinandertreffen wirklich unter einem sehr schlechten Stern, wie die Astrologen vorhersagen?

Es ist dieselbe Delia, die ich bereits bei einem Abenteuer in Rom kennenlernen durfte, nicht minder spannend ist alles, was sie hier in Alexandria erleben muss. Dank genauer Recherche durch Gerlinde Friewald wird die Zeit der Antike rasch lebendig, erfährt der Leser Interessantes über damalige Gepflogenheiten und das Wesen der Wissenschaft. Wie selbstbewusst die junge Delia aufgrund ihrer Kenntnisse auftreten kann, ja schwierige medizinische Eingriffe ohne zu zögern meistert, ist beachtenswert, dennoch befürchtet sie anfangs, dem Austausch mit den angereisten Ärzten nicht gewachsen zu sein. Aber schon das erste Beisammensein belehrt Delia eines Besseren, die Fremden sind nicht nur ausgesprochen höflich, sondern durchaus interessiert an ihrer Meinung – bis ein Unglück auf das andere folgt.

Besonders ansprechend ist auch diesmal wieder Friewalds Schreibstil, eher nüchtern, schnörkellos, aber dennoch überaus einnehmend. Delia erzählt in der Ich-Form, während andere Szenen aus neutraler Sicht geschildert werden, da wie dort kann man sich als Leser stets gut einfühlen in die jeweilige Situation. Viele Figuren kreuzen unseren Weg, nicht immer hätte ich auf den ersten Blick erkannt, wer einem wohlgesonnen ist und wer sich hinter einer geschickten Maske verbirgt.

Wie schon bei „Das Schicksal der Medica“ wurde ich auch in Alexandria sehr gut unterhalten und empfehle daher beide Romane gerne weiter.

Bewertung vom 16.07.2025
Wir sehen uns wieder am Meer (eBook, ePUB)
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Freundinnen

Birgit, Thekla, Annelise und Nadia sind innige Freundinnen, die einander jeden Sommer auf Birgits Heimatinsel vor Kragerø treffen. Viele Jahre später will Birgits Großnichte Anna wissen, wie Nadia, eine gebürtige Ukrainerin, nach Norwegen gekommen ist und erfährt im Laufe der Nachforschungen Unglaubliches über sowjetische Gefangene in Norwegen während des Zweiten Weltkriegs.

Nach einem Prolog, der vielleicht für Neueinsteiger in diese Trilogie etwas verwirrend sein könnte, lichten sich die Unklarheiten, wir gehen zurück in die Jahre 1944 – 1953, aufgegliedert in vier Teile, der kurze Epilog schließt am Ende stimmungsvoll den Kreis zur Großmutter, die im Regen tanzte. Auf historische Details gestützt und von wahren Schicksalen inspiriert, erzählt Trude Teige diesmal über die weniger bekannten Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion, krankheitsbringende Lager und unmenschliche Bedingungen in den Fischfabriken. Weitere Schauplätze sind das Krankenhaus in Bodø samt Mitarbeitern im Widerstand und die norwegische Botschaft in Moskau, wo Birgit später als Dolmetscherin und Übersetzerin arbeitet. Auch wenn es gefährliche und brutale Szenen im Gestapohaus gibt, die Bedingungen der Gefangenen und Zwangsarbeiter katastrophal sind, so legt die Autorin doch ihr Augenmerk immer wieder auf lebensbejahende und hoffnungsvolle Momente, zeigt, wie Vergangenes aufgearbeitet werden soll und kann und dass das Leben nicht nur das ist, was geschehen ist, sondern auch das, was geschieht und noch geschehen wird. [kindle, Pos. 3886]

In allen drei Bänden rund um Großmutter, Großvater und Freundinnen nehmen Frauen den Platz der Hauptfiguren ein, sodass das Kriegsgeschehen nicht immer nur aus männlicher Sicht erzählt wird, sondern auch andere Blickwinkel dargestellt werden und die mutigen Frauen einer schrecklichen Zeit ebenfalls eine Stimme bekommen. Mit spürbarem Einfühlungsvermögen und taktvollem Andeuten grauenhafter Einzelheiten, ohne aber jemals in reißerische Schilderungen abzudriften, schafft Trude Teige es stets, aufwühlende historische Fakten mit fiktiven Elementen zu verknüpfen und so der Wahrheit wohl sehr nahe zu kommen. Auch dieser Teil der Trilogie hat mich beim Lesen sehr berührt, das Buch zeigt eindringlich, wozu Menschen fähig sind, egal welcher Herkunft und Nationalität. „Wir sehen uns wieder am Meer“ kann durchaus für sich alleine gelesen werden, um die gesamte Familiengeschichte noch besser zu verstehen, empfehle ich allerdings, die gesamte Trilogie von Anfang an zu lesen!

Bewertung vom 16.07.2025
Eine falsche Lüge - Wird es ihre letzte sein? (eBook, ePUB)
Stava, Sophie

Eine falsche Lüge - Wird es ihre letzte sein? (eBook, ePUB)


sehr gut

Nanny

Sloane Caraway ist eine unscheinbare Mittdreißigerin und seit Kindheit allein. Um das Interesse ihrer Mitmenschen zu wecken, beginnt sie früh, kleinere und größere Lügen zu erzählen. Ihre Mittagspause verbringt die Nageltechnikerin aus einem kleinen Beautysalon gerne in einem nahe gelegenen Park, wo sie eines Tages ein kleines Mädchen verarztet und sich als Krankenschwester ausgibt. Alsbald freundet sie sich mit der Familie an und wird als Nanny für die knapp fünfjährige Harper engagiert. Mit der Mutter, Violet, verbinden Sloane etliche Gemeinsamkeiten, weshalb die beiden Frauen gerne auch ihre Freizeit zusammen verbringen. Wird Violet durch das häufige Beisammensein nun Sloanes Lügengeflecht entwirren? Oder ist Sloane am Ende gar nicht die Einzige, die etwas zu verbergen hat?

Aus Sloanes Sicht beginnt diese überaus spannende Geschichte, sie erzählt schlicht aus ihrem Leben und weckt mit ihrer naiven Darstellung, verknüpft mit der Spielplatzepisode, sofort das Interesse des Lesers. Wenige Figuren, Sloane und Familie Lockhart – Vater Jay, Mutter Violet und Töchterchen Harper – spielen die bestens vorstellbaren Hauptrollen, aber auch die weiteren Personen sind gut gezeichnet und bereichern das Geschehen. Durch den besonders flüssigen Schreibstil Sophie Stavas geht die Handlung flott dahin, reiht sich ein Kapitel rasch ans nächste, möchte man immer wieder einfach noch ein Stück und noch ein Stück weiterlesen. In der Mitte des Buches wechselt plötzlich der Blickwinkel auf den Verlauf der Dinge und verblüfft den Leser mit überraschenden Be- und Erkenntnissen. Raffiniert erdachte Details kommen ans Licht und von langer Hand geplante Vorhaben werden alsbald umgesetzt, durch die geschickte Schilderung der Autorin bleibt der Spannungsbogen stets hoch und sorgt für Verwunderung, was hier alles möglich ist. Auch wenn nicht immer alles zu hundert Prozent realistisch erscheint und besonders am Ende auf Block Island ein wenig Glück und Zufall mithelfen, so ist die Story doch ungemein unterhaltsam und somit absolut lesenswert.

Ein großartiges Buch mit vielen Überraschungen, das ich mit großem Spaß daran gelesen habe und ebenso gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 15.07.2025
Im Lande der Mitternachtssonne (eBook, ePUB)
Andersen, Hans Christian

Im Lande der Mitternachtssonne (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Reise durch Schweden

Der bekannte dänische Schriftsteller und Dichter Hans Christian Andersen (1805 – 1875) bereist gerne ferne Länder, neben Deutschland, Schweiz, England oder Italien auch mehrmals das benachbarte Schweden. Was er dort erlebt, wird in diesem schmucken Büchlein bildhaft dargestellt.

Abwechslungsreich und informativ geht es zu markanten Schauplätzen. Wir lassen uns vom Frühlingswind antreiben und steigen in ein Dampfschiff, reisen alsdann mit einer Pferdekutsche weiter und gehen streckenweise auch einmal zu Fuß. Birkenwälder und weite Felder erfreuen unser Auge, Diskussionen über vergangene schwedisch-dänische Kämpfe und darauffolgenden Waffenstillstand, Geschichten über Trolle und Berggeister dringen an unser Ohr, zukunftsträchtige Technologien wecken Andersens Neugierde, lassen ihn Hammerschmieden und Bergwerke ebenso besichtigen wie eine schwindelerregende Fahrt mit einem Korb an einer eisernen Kette ausprobieren. Die Gastfreundschaft in Schweden ist herausragend, fast überall stößt man auf auskunftsfreudige Menschen und so lernt der Reisende viel Historisches und Sagenhaftes kennen, das später verwoben werden kann zu eigenen Texten und Märchen.

Mit poesiebehafteten Eindrücken und beschwingten Formulierungen wird der Leser mitgenommen auf ein spannendes Abenteuer im 19. Jahrhundert und lernt auf diese Weise nicht nur Schweden sondern auch den bekanntesten Dichter Dänemarks näher kennen. Ein schöner Blickwinkel auf fremde Gegenden und entsprechende Kulturen. Lesenswert.

Bewertung vom 14.07.2025
Sommer auf Kanelholmen (eBook, ePUB)
Ehn, Yvonne

Sommer auf Kanelholmen (eBook, ePUB)


gut

Heilsame Schärenwelt

Cornelia wächst in Stockholm alles über den Kopf, sie hat keine wahren Freunde, die Kollegen tuscheln hinter ihrem Rücken und die familiäre Situation, in der sie aufgewachsen ist, kann sie sowieso nicht aufarbeiten und akzeptieren. Also packt sie kurzerhand ihren Koffer und nimmt eine Auszeit, wohin sie die Fähre bringt, nämlich auf die idyllische Insel Kanelholmen.

Während Cornelia einfach nur Ruhe sucht, wird sie von den Schärenbewohnern überaus freundlich aufgenommen und sogleich in turbulente Geschehnisse verwickelt. Da gibt es ein kleines Hundeheim mit einem niedlichen Neuzugang, eine zugemüllte Dachwohnung von einem vermissten Kanelholmer, eine ausgeflippte verständnisvolle Freundin und nicht zuletzt Versöhnungen und Herzklopfen. Alles in allem passende Zutaten für einen entspannten Sommerabend und gemütliche Lesestunden, allerdings packt Yvonne Ehn fast zu viele Themenbereiche ins Geschehen hinein, sodass die Handlung eher überfrachtet wirkt, anstatt ein oder zwei Problemfelder tiefgründiger zu behandeln. Insbesondere die Geschichte um den verschwundenen Jugendfreund wirkt auf mich (zu) gekünstelt als dass sie einen besonderen Mehrwert liefert. Nichtsdestotrotz lernen wir sympathische und einfühlsame Menschen kennen, dürfen miterleben, wie sich Cornelia langsam erholt, sich von Zwängen befreit und verzeihen kann. Die Schärenwelt mit ihrer ganz besonderen Landschaft heilt und gibt Mut. Etliche Fragen werden beantwortet, anderes ist noch offen, vielleicht werden diese in einer Fortsetzung behandelt?

Ein behaglicher Ausflug in die schwedische Schärenwelt, der schnell viele Probleme löst und dadurch nicht ganz glaubwürdig daherkommt, aber doch eine unterhaltsame Lesezeit bereithält.