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helena

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2025
Leserabe 1. Lesestufe - Gruselgeschichten
Petrowitz, Michael

Leserabe 1. Lesestufe - Gruselgeschichten


ausgezeichnet

Rundum gelungen
Vier Geschichten sind hier versammelt. Die erste Geschichte handelt von einem Vampirmädchen, das endlich mal Knoblauchbrot probieren möchte. Die zweite Geschichte handelt von einem kleinen Gespenst auf der Klassenfahrt. Nun soll eine Tagwanderung stattfinden, doch das Gespenst fürchtet sich, insbesondere vor den Menschen. In der dritten Geschichte spielen Skelette und Zombies ein wildes Fußballmatch. In der vierten Geschichte treffen sich einige der schon bekannten Figuren in der Schule zum Spukunterricht.

Die Worte und Sätze sind gut verständlich und nicht zu schwierig für Erstleser. Die Geschichten haben zudem eine angemessene und gute Länge. Die Figuren sind sympathisch, nett und liebevoll gestaltet. Die Geschichten sind glücklicherweise nicht gruselig, dafür aber spannend und witzig. Die Illustrationen sind sehr schön, farbenfroh und fantasiereich und gefielen uns durchweg.

Aufgrund dieses überzeugenden Gesamteindrucks waren meine 7 jährigen Kinder sehr motiviert beim Lesen, waren gefesselt und amüsierten sich sehr. Das Fussballmatch ist vielleicht etwas schräg, es gefiel ihnen jedoch am besten. Ich hörte ihnen beim Vorlesen gern zu, da ich die Geschichten ebenfalls spannend und sehr unterhaltsam fand (das ist durchaus nicht bei allen Kinderbüchern so).

Zusätzlich gibt es Sticker, die man beim Beenden der Geschichte einkleben kann sowie Rätsel zum Lösen, die sich auf die Geschichten beziehen.

Dieses Buch, empfohlen von der Stiftung Lesen, scheint mir wirklich perfekt für Erstleser geeignet und ich spreche eine klare Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 15.07.2025
Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum
Tunnicliffe, Hannah

Detektiv Stanley und das Geheimnis im Museum


gut

Detektiv Stanley hat sich aus dem aktiven Polizeidienst zur Ruhe gesetzt, bekommt aber einen Brief, dass er schnell zum Museum kommen soll, da es hier einen Einbruch gab. Dort trifft er auf die Museumsdirektorin Rosenbaum sowie Inspektor Shiro, der in Stanley einen unliebsamen Konkurrenten sieht. Sie besehen sich das Chaos im Museum, doch nach kurzer Zeit wird Stanley plötzlich aufgrund einer Finte verhaftet und landet im Gefängnis. Dort bleibt er jedoch nicht lange, da er das Rätsel um den Einbrecher und Kunstdieb gelöst hat und den wahren Dieb überführen kann.

Das Buch ist im Comic Stil verfasst. Die Illustrationen sind sicher Geschmackssache. Meinen Kindern gefielen sie nicht so sehr. Mir gefielen sie, trotz des etwas ungewöhnlichen Stils, da man überall nette und lustige Details entdecken kann. Insgesamt gibt es immer wieder humorvolle Momente, die den Kriminalfall auflockern.

Sprachlich ist das Comic nicht für Erstleser geeignet, sondern für Kinder, die schon recht sicher beim Lesen sind. Es gibt einige schwierige Worte. Zudem ist die Geschichte recht lang und durchaus auch etwas komplex und detailliert, so dass man Geduld und Überblick benötigt.
Detektiv Stanley verkörpert einen sympathischen, sehr klugen, gelassenen und in sich ruhenden Ermittler. Daneben gibt es noch etliche andere Figuren, die aber insgesamt recht oberflächlich/ schematisch dargestellt werden.

Der Fall an sich hat uns nicht so wirklich mitgerissen, ich kann nicht genau sagen, warum, ich glaube, weil meine Kinder einfach noch zu jung waren (7 Jahre). Es wird damit geworben, dass man miträtseln kann- dem ist aber eher nicht so.

In dem Fall geht es letztlich um den Diebstahl eines berühmten Bildes: "Composition Deux" von Piet Mondrian. Hier im Comic heißt er Zieg Mondrian. Diese Umbenennung hat mir nicht so gut gefallen und hätte es auch nicht gebraucht. Abschließend folgen noch kurze Einblicke in das Leben von Piet Mondrian, diese waren zwar recht interessant, aber auch eher für ältere Lesende geeignet. Mir liegt abstrakte Kunst nicht sehr, vielleicht lag es auch daran, dass der Funke bei mir insgesamt nicht ganz übersprang.
3,5 Punkte

Bewertung vom 27.06.2025
Der Schlaf der Anderen
Noort, Tamar

Der Schlaf der Anderen


ausgezeichnet

Berührend, humorvoll, zum Nachdenken anregend

Dieser Gegenwartsroman erzählt die Geschichte von Janis, einer überqualifizierten Nachtwache in einem Schlaflabor, und Sina, die augfrund ihrer massiven Schlafprobleme vom Arzt in das Schlaflabor geschickt wurde.
Beide, fast gleichaltrige, Frauen sind mit tiefgehender Einsamkeit konfrontiert und befinden sich in einer schwierigen Lebensphase. Janis, die lange als Krankenschwester gearbeitet hat, zog sich nach einem einschneidenden Erlebnis zurück und kämpft mit Panikattacken, Melancholie und aufgrund der jahrelangen Wechselschichten ebenfalls mit Schlafproblemen. Sina hingegen ist als Gymnasiallehrerin tätig, ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund. Die eigenen Träume, selbst Kunst zu erschaffen, anstatt nur zu unterrichten, hat sie frühzeitig aufgegeben. Über die Jahre hat sie das Gespür für sich verloren und ist hochbelastet aufgrund ihres Nicht-Schlafen Könnens.
In einer Nacht, in der sich die Wege der zwei Frauen kreuzen, entsteht nun eine sehr ehrliche und tiefgehende Verbindung zwischen den beiden. Diese Begegnung bringt beide dazu, ihr Leben schrittweise zu ändern.

Der Roman gewährt interessante Einblicke in das Thema Schlaf und Schlaflosigkeit. Zudem greift er verschiedene Themen auf, die zum Nachdenken anregen. Er zeigt die vielfältigen Rollenerwartungen, denen Frauen ausgesetzt sind sowie die hohe Belastung im pflegerischen Sektor. Außerdem thematisiert er Verlusterlebnisse und das menschliche Miteinander. Im Mittelpunkt steht auch die Frage, was passiert, wenn man einfach nicht mehr funktioniert. Die Leistungsgesellschaft wird hier durchaus kritisch betrachtet und das Nichtstun dagegen gestellt. Einige zentrale Aspekte des Lebens werden herausgearbeitet: Da-sein, Wach-sein, sich selbst spüren können und das Gefühl, gesehen zu werden.

Der Schreibstil ist flüssig, feinfühlig und angenehm zu lesen. Die Entwicklung der Geschichte war für mich etwas unerwartet, da die Nachtbegegung nur den Beginn markiert, die beiden Frauen dann aber über weite Strecken unabhängig voneinander ihren Weg gehen. Diese Veränderungen, die beide Frauen mehr oder weniger aktiv beginnen, lesen sich berührend, humorvoll und teilweise etwas skurill. Viele Zufälle und ungewöhnliche Ereignisse verleihen der Geschichte eine leichte, komödiantische Note, ohne aber den tiefgründigen Kern zu verlieren. Ich mochte die Leichtigkeit, die dadurch entstand.

Fazit: Ein einfühlsamer Roman, der zum Nachdenken anregt und durch seinen angenehmen Schreibstil sowohl humorvolle als auch ernsthafte Momente bietet.

Bewertung vom 23.06.2025
Strandgut
Myers, Benjamin

Strandgut


ausgezeichnet

Ein leiser, aber kraftvoller Roman, humorvoll, berührend, hoffnungsvoll

Der Roman erzählt die bewegende Geschichte von Bucky, einem 70 jährigen Mann aus Chicago, der tief in Trauer ist, nachdem seine geliebte Frau vor einem Jahr verstorben ist. Als Jugendlicher nahm er einige Soulsongs auf, doch tragische Ereignisse ließen ihn seither keine Musik mehr machen. In den USA ist er vergessen, aber in Europa hat er, ohne dass er davon weiß, eine große Fangemeinde. So wird er zu einem Soul-Festival nach Großbritannien eingeladen, um dort live aufzutreten. Neugierig und verwundert macht sich Bucky auf den Weg, obwohl er unter starken Hüftschmerzen leidet und dadurch eine Abhängigkeit von starken Schmerzmitteln entwickelt hat. Leider vergisst er seine Tabletten im Flugzeug.

In Großbritannien wird er von Dinah empfangen, einer etwa 50-jährigen Frau, die seine Songs abolut liebt. Sie ist Mitorganisatorin des Festivals und fungiert als seine Hauptansprechperson. Dinah steckt in einer unglücklichen Ehe, hat einen Sohn, der sein Leben nicht recht auf die Reihe bekommt sowie einen Job, den sie eigentlich nicht mag.

Die Begegnung dieser beiden unterschiedlichen Menschen wird sehr warmherzig geschildert. Bucky und Dinah sind sich durchaus auch ähnlich: beide sind starke, kraftvolle Charaktere und verfügen über viel Lebenserfahrung und Humor. Beide stammen aus sozial schwachen Verhältnissen und lieben Musik. Beide sind aktuell unglücklich und an einem Tiefpunkt.

Der Roman spielt nur wenige Tage und ist in drei Teile gegliedert. Zu Beginn tauchen wir in die Welt der Figuren ein, voller Komik und Aufbruchstimmung. Im zweiten, düstersten Teil begleiten wir Bucky durch seine Schmerzen und Entzugserscheinungen, eine sehr unheilvolle Phase, in der ungewiss ist, ob er es überhaupt auf die Bühne schafft. Hier schaffte ich es nicht immer gut am Ball zu bleiben, hier hätte es etwas kürzer sein dürfen. Der letzte Teil, nun wieder etwas spannender, dreht sich dann um den geplanten Auftritt. Die Abschlussszene ist dann vielleicht etwas kitschig geraten, aber das störte mich nicht.

Die Sprache des Romans ist sehr bildhaft, tiefgründig, sensibel und fein. Sie gefiel mir außerordentlich gut. Die lebendigen Dialoge, besonders die Begegnung zwischen Bucky und Dinah, sind humorvoll und authentisch. Besonders zu Beginn, wenn die amerikanische und britische Kultur aufeinandertreffen, hätte ich gern das Original gelesen, um den Sprachwitz besser zu genießen, wobei er auch in der Übersetzung gut transportiert wird.

Ich konnte mich gut in die Figuren hineinversetzen, sogar Tränen sind geflossen. Bucky ist mir sehr ans Herz gewachsen. Trotz der Widrigkeiten des Lebens bewahrte er Würde, Mut, Offenheit, Humor und Liebe. Ich habe großen Respekt vor ihm. Sein Leben, aber auch Dinahs Leben regten mich zum Nachdenken an und inspirierten mich. Auch die Nebenfiguren sind interessant gestaltet, wie zum Beispiel die afghanische Hotelputzkraft, die leidenschaftlich Rap liebt oder auch der Apotheker, der sich noch Zeit für persönliche Gespräche nimmt. Ebenfalls eindrücklich waren die Beschreibungen des verwitterten und vielschichtigen Hotels "Majestic", in dem Bucky einquartiert wurde.

Der Roman erzählt von Underdogs, von Ungerechtigkeiten der Justiz, von Ehe, Freundschaft, der Liebe zu Musik, vom Älterwerden, vom Demut gegenüber dem Schicksal sowie vom Mut, sein Leben zu ändern. Er liest sich traurig und tröstend, voller Mitgefühl, Wertschätzung und Güte den Menschen gegenüber, stellenweise düster und tragisch und dennoch voller Lebensmut und Lebensfreude. Der Roman gibt Hoffnung und einen Lichtblick, wenn man mal am Tiefpunkt ist.

Ich habe das Lesen überaus genossen und wurde tief berührt. Bucky wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben!

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Bewertung vom 19.06.2025
Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein (MP3-Download)
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein (MP3-Download)


gut

Ein fesselnder Psychothriller/ Spannungsroman mit Schwächen

Das Hörbuch wird von Ann-Kathrin Hinz gelesen. Ihre Stimme fand ich sehr angenehm. Dennoch gab es für mich einige Einschränkungen – dazu später mehr.

Julia hatte seit Monaten keinen Kontakt mehr zu ihrer besten Freundin Nikki. In letzter Zeit war sie vor allem mit ihrem Verlobten Lars beschäftigt, den sie bald heiraten wollte. Umso überraschender war es, als Nikki sie kurz vor der Hochzeit spontan zu einem Wandertrip in die schwedischen Berge einlädt. Julia sagt zu, und die beiden Frauen machen sich auf den Weg. Es ist Herbst, das Wetter ist bereits kühl und Stürme sind angekündigt. Dennoch lassen sie sich, leichtsinnigerweise, nicht abschrecken und beginnen ihre Wanderung, sogar abseits der markierten Wege, um ganz in der Natur aufzugehen.

Von Anfang an wirkt Nikki sehr verschlossen, was Julia irritiert. Doch bevor sie Klarheit gewinnen kann, verschwindet Nikki spurlos in einer Nacht und Julia bleibt allein zurück. Die Natur ist rau, dichter Nebel verschleiert die Sicht, das Unwetter tobt und (gefährliche) Wildtiere sind unterwegs. Julia erlebt viele Missgeschicke, verliert ihre Orientierung, ihre Ausrüstung, das Proviant, ihr Handy und verletzt sich schließlich auch noch. Verzweifelt sucht sie Nikki und versucht sich am Leben zu erhalten.

Parallel dazu erfährt man in Rückblenden mehr über den Beginn der Freundschaft zwischen Julia und Nikki sowie über Julias Beziehung zu Lars. Im Hörbuch wird nicht immer klar, aus wessen Perspektive gerade erzählt wird, hier weiß ich nicht, ob es im Buch gesondert gekennzeichnet wird. Ich begann mich zu fragen, ob die Wahrnehmung der Figuren noch zuverlässig ist und wurde jeder der Figuren gegenüber misstrauisch. Auf jeden Fall war dies ein gelungener Spannungsfaktor.

Während der detaillierten Schilderungen von Julias Irrwegen und ihrem Überlebenskampf in der schwedischen Berglandschaft wartete ich stets gespannt auf die Rückblenden, da ich sehr neugierig auf die Hintergründe und vor allem auf die Gründe für Nikkis Verhalten war. Die Atmosphäre wird hier stellenweise düster und durchaus gruselig – hier zeigt sich der Psychothriller-Charakter. Einige Szenen konnten mich berühren in ihrer Traurigkeit und Tragik. Es kommt zu mehreren teils unerwarteten Wendungen.

Leider konnte dieser Spannungsbogen jedoch nicht durchgängig gehalten werden. An einem Punkt stieg ich aus der Geschichte aus. Es ging um ein Missverständnis, was mit einem Satz einfach hätte geklärt werden können, jedoch nicht wurde. Dadurch verlor die Geschichte für mich an Kraft und Glaubwürdigkeit. Nach einem emotionalen Höhepunkt flachte die Handlung gegen Ende dann merklich ab und kam für mich nicht mehr richtig in Fahrt. Hier hätte ich mir eine andere Struktur/ Komposition gewünscht. Hinzu kam, dass mich die beiden Frauen zunehmend nervten. Sie wirkten oft naiv, unsicher und handlungsunfähig. Die Sprecherin hat dies zum Text passend umgesetzt, indem sie einige Passagen mit zitternder, kläglicher Stimme sprach, was mich irgendwann wirklich nervte. Gerade bei Figuren, die regelmäßig in der Wildnis wandern, erwarte ich doch eine gewisse innere Stärke.

Fazit: Obwohl mich die Charaktere und auch die Handlung nicht vollständig überzeugen konnten, habe ich das Hörbuch gern gehört und es konnte mich über weite Strecken fesseln, an einigen Stellen beeindrucken und berühren.

Bewertung vom 15.06.2025
Astro-Tims Sternstunden
Ruster, Tim

Astro-Tims Sternstunden


gut

Mix aus Sachbuch und Science Fiktion- nicht ganz überzeugend

In diesem Buch begegnet uns eine ungewöhnliche Mischung aus wissenschaftlicher Sachinformation und spekulativer Science-Fiction. Es werden sowohl aktuelle Erkenntnisse über das Universum präsentiert als auch Zukunftsvisionen entworfen, wie sich die Menschheit in den nächsten 1.000 Jahren innerhalb und jenseits unseres Sonnensystems ausbreiten könnte.

Besonders überzeugt hat mich der sachliche Teil. Als jemand mit nur wenigen Vorkenntnissen konnte ich durch die Lektüre mein Verständnis über das Weltall deutlich erweitern. Der Autor beschreibt unter anderem die Besonderheiten einzelner Planeten (z. B. des Mars), erklärt ihren Aufbau und die dort herrschenden Bedingungen. Auch der Mond, das Alpha-Centauri-System, Asteroiden, Exoplaneten, schwarze und weiße Löcher, die Milchstraße, Andromeda und andere Galaxien werden thematisiert.

Immer wieder werden zudem aktuelle Forschungsergebnisse und -methoden aufgegriffen, was ich sehr interessant fand. Auch komplexere Themen wie Relativitätstheorie und Quantenphysik werden anschaulich und verständlich erklärt, zumindest für Leser*innen ohne tiefere naturwissenschaftliche Kenntnisse wie mich. Inwieweit die technischen Ausblicke tatsächlich realistisch oder korrekt sind, kann ich nicht beurteilen, spannend waren sie in jedem Fall.

Der spekulative Teil des Buches entwickelt aus dem heutigen Forschungsstand Zukunftsszenarien: von der Besiedlung anderer Planeten bis hin zur "Gottwerdung" des Menschen, der über Raum und Zeit herrscht. Inhaltlich dreht sich vieles um die Suche nach (mikrobiologischem) Leben, nach neuen Energiequellen, Mineralien und Rohstoffen – und um die Frage, wie wir sie im All und für die Erde nutzen könnten. Der Autor zeigt dabei einen unerschütterlichen Glauben an Wissenschaft, Technik und die Problemlösungskraft des Menschen. Seine Zukunftsvision ist durchweg optimistisch. Diese Begeisterung wirkt durchaus ansteckend. Stellenweise wünschte ich mir, ich könnte 500 Jahre in die Zukunft reisen, um zu sehen, was aus diesen Ideen geworden ist. Allerdings erscheinen manche dieser Vorstellungen auch naiv, besonders wenn gesellschaftspolitische Herausforderungen zur Sprache kommen. Die Annahme, dass die Kolonisierung des Weltraums, mit Hilfe von KI, Kryonik und Fusisonsantrieben automatisch Probleme wie Ressourcenknappheit oder den Klimawandel lösen wird, greift zu kurz und verfehlt aus meiner Sicht die zu grunde liegenden Problematiken.

Die Sprache ist gut lesbar, anschaulich und immer wieder mit Humor durchsetzt. Dieser lockert die Lektüre auf, auch wenn er nicht immer meinen Geschmack traf. Gut gefallen haben mir die Farbfotos, die den Text lebendiger und ansprechender machen. Dennoch lasen sich die Kapitel streckenweise etwas zäh, redundant und langweilig. Stetige Zeitensprünge und der ständige Wechsel zwischen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft strengten mich an, zudem mir nicht immer klar war, wo die Übergänge zwischen Tatsachen und Fiktion lagen. Hier hätte ich mir eine andere, klarere Struktur gewünscht.

Fazit: Der Versuch, Sachbuch und Science-Fiction zu vereinen, konnte mich nicht gänzlich überzeugen. Ein reines Sachbuch oder ein reiner Science-Fiction-Roman hätten womöglich besser funktioniert. Dennoch habe ich einiges gelernt und spannende Einblicke in die Möglichkeiten unserer Zukunft erhalten.

Bewertung vom 30.05.2025
Schauplätze der Weltliteratur

Schauplätze der Weltliteratur


gut

Weckte falsche Erwartungen, aber sehr ansprechend gestaltet

Dieses Buch hatte ich mit falschen Erwartungen zur Hand genommen. Ich hoffte auf eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den geografischen, landschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Orten berühmter literarischer Werke. Stattdessen liegt der Fokus des Buches auf der literaturwissenschaftlichen Interpretation mit Blick auf Orts- und Naturdarstellungen, also z.B. auf der Rolle, Funktion und Bedeutung etwa von Wetter- oder Landschaftsbeschreibungen innerhalb der Erzählstruktur. Diese Herangehensweise war für mich eher ernüchternd, da sie nicht meinem ursprünglichen Interesse entsprach.

Die Gestaltung des Buches ist dabei äußerst gelungen. Zu jedem der 73 ausgewählten Werke, die die letzten 100 Jahre Literaturgeschichte abdecken, gibt es eine Fotografie der Autor*innen und eine Kurzbeschreibung, ein Foto der Originalausgabe sowie visuelles Begleitmaterial wie Karten, zeittypische Fotografien, Gemälde oder Karten. Diese Elemente geben dem Buch eine hochwertige, fast museale Anmutung. Die Präsentation lädt zum Blättern und Stöbern ein und bietet einen interessanten visuellen Zugang zur Literatur.

Weniger gut gefiel mir die große Bandbreite der Buchvorstellungen, die von unterschiedlichen Autor*innen verfasst wurden. Das führte zu qualitativen Schwankungen im Stil und in der Lesbarkeit. Insgesamt hätte ich mir weniger Werke gewünscht, dafür aber eine tiefere Auseinandersetzung. So wirkte manches für mich schlecht greifbar. Zudem kannte ich nur ca. ein Drittel der Werke, so dass mir hier der Zugang fehlte und das Verstehen der Essays etwas erschwerte. Die unbekannten Werke weckten allerdings auch mein Interesse, sie zu lesen.

Fazit: Eine empfehlenswerte Lektüre für literturwissenschaftlich Interessierte – weniger für Leser*innen auf der Suche nach kulturgeschichtlichen oder reisebezogenen Einblicken in die Weltliteratur.

Bewertung vom 30.05.2025
Wie ein Foto unser Leben rettete
Klinger, Maya C.

Wie ein Foto unser Leben rettete


ausgezeichnet

Eine wahre Fluchtgeschichte für junge Leser*innen – bewegend, beeindruckend, lehrreich

Das Kinderbuch erzählt die wahre Geschichte der jüdischen Familie Mandil, die während des Zweiten Weltkriegs aus dem von den Deutschen besetzten Jugoslawien fliehen muss. Wir erleben die Flucht durch mehrere Länder, voller Angst, Hoffnung und überraschender Menschlichkeit. Die Geschichte basiert auf realen Ereignissen und wird kindgerecht, aber ohne Beschönigungen erzählt.

Die Familie (Eltern, ein fünfjähriger Sohn und eine dreijährige Tochter), in Novi Sad lebend und als Fotografen tätig, geraten mitten in die Wirren des Krieges, als sie ihre Großmutter in Zagreb besuchen, just in dem Moment, als Bombenangriffe beginnen und die Stadt unter deutsche Kontrolle gerät. Die anschließende Flucht führt sie mit dem Zug nach Italien, wo sie inhaftiert werden, aber nach einer Weile mit einem Lastwagen nach Albanien weiter reisen dürfen. Dort bleiben sie in verschiedenen Orten. Allerdings rücken die Deutschen immer weiter vor. Die Flucht, mit Eseln, geht nun weiter in ein albanisches Dorf und findet dort auch ihr Ende. Die Eltern müssen sich hier in einem geheimen Raum verstecken, während die Kinder draußen mit den anderen Kindern spielen können und die Tiere versorgen dürfen. Dieser Kontrast berührte mich sehr.
Letztendlich, nach Kriegsende, kehren sie wieder nach Jugoslawien zurück, um sich darauf in Israel anzusiedeln.

Die Geschichte wird aus Sicht des Sohns erzählt. Die Gefühle des Jungen werden sehr überzeugend und mitfühlend beschrieben. Die wechselnden Stationen, das Verstecken, der ständige Orts- und Namenswechsel werden eindringlich geschildert. Es gibt viele berührende, spannende und durchaus auch beunruhigende Szenen. Die Lebensgefahr, unter der die Familie wiederholt stand, wird sehr deutlich. Die Flucht wird authentisch dargestellt, deutlich werden die Strapazen, aber auch die Freude über kleine Lichtblicke und Entspannungen.

Ein großer Pluspunkt des Buches ist die Darstellung solidarischen und mutigen Handelns: Die albanische Bevölkerung, selbst arm und bedroht, hilft der Familie auf bemerkenswerte Weise. Besonders der albanische Ehrenkodex „Besa“, der zur Hilfe für jeden Menschen in Not verpflichtet, unabhängig von Herkunft oder Religion, hinterließ einen bleibenden Eindruck. Dass dabei der Islam in einem positiven, menschlichen Licht gezeigt wird, gefiel mir sehr gut. Ebenfalls gefiel mir gut, dass tiefe Freundschaften unter den Familien entstanden.

Die Sprache des Buches ist sehr einfach gehalten, mit kurzen, klaren Sätzen. Das macht es gut geeignet für Kinder ab etwa 10 Jahren zum Selberlesen. Als Vorlesebuch schien es mir weniger geeignet, da die schlichte Sprache etwas monoton wirkte. Für jüngere Kinder, wie meine siebenjährigen, war es inhaltlich zudem noch zu belastend, schon die Anfangsszenen mit den Bombenangriffen und der spürbaren Angst überforderte sie.

Ergänzt wird die Erzählung durch originale Schwarz-Weiß-Fotos und Bilder, die der Geschichte zusätzliche Tiefe und Echtheit verleihen.

Fazit: Ein authentisches, spannendes, berührendes und wichtiges Kinderbuch, das die Themen Flucht und Solidarität auf kindgerechte Weise vermittelt. Besonders empfehlenswert für Kinder ab 10 oder 11 Jahren.

Bewertung vom 30.05.2025
Trust Me / Kodiak Echoes Bd.2
Pauss, Julia

Trust Me / Kodiak Echoes Bd.2


ausgezeichnet

„In Echo Cove werden die Dinge nicht besser“

Nach dem berührenden ersten Teil Kodiak Echos wollte ich sofort weiterlesen. Die Geschichte hatte mich bewegt, die Charaktere Brynn und Archer waren mir sehr ans Herz gewachsen – und natürlich wollte ich unbedingt erfahren, was wirklich mit Ada geschehen ist.

Im zweiten Band rücken nun Keira, Adas jüngere Schwester, und Finn, Brynns älterer Bruder, in den Mittelpunkt. Die beiden lernen sich zufällig bei einem One-Night-Stand kennen und begegnen sich kurz darauf in Kodiak Echo wieder. Zwischen ihnen entwickelt sich eine Anziehung, doch Keira kämpft stark gegen ihre Gefühle an. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem wahren Mörder von Ada. Gleichzeitig gerät Keira zunehmend in Gefahr, da ein mysteriöser Unbekannter sie zu verfolgen scheint, auf erschreckend ähnliche Weise wie damals Ada.

Mit Keira hatte ich zunächst Schwierigkeiten. Schon im ersten Teil wirkte sie auf mich eher unsympathisch: schroff, verschlossen, misstrauisch. Doch im Verlauf der Geschichte gelang es mir, mich ihr anzunähern. Ihre verschlossene Art wurde durch ihre schwierige Vergangenheit und den Verlust ihrer Schwester nachvollziehbar, sodass ich zunehmend Mitgefühl für sie entwickeln konnte. Besonders gut gefiel mir ihre spürbare persönliche Entwicklung. Ihre inneren Konflikte und ihr emotionaler Reifeprozess wurden überzeugend dargestellt.

Finn ist ihr in mancher Hinsicht ähnlich: Auch er schützt sich aus Angst vor Verlust. Dennoch wirkt er deutlich zugänglicher – sympathisch, bodenständig und wie ein „sicherer Hafen“. Etwas zu klischeehaft fand ich allerdings die Darstellung seiner Rolle als „Retter“ – als "Prinz, der die Prinzessin erlöst". Dass er trotz Keiras ständiger Abweisungen an ihr festhält, war für mich zudem nicht immer ganz nachvollziehbar.

Ich hätte mir gewünscht, mehr von Archer und Brynn zu lesen, zumindest hatte Brynn ein paar kurze Auftritte. Die heimliche Hauptfigur war für mich Koda – die riesige, zottelige, stürmische Alaskan-Malamute-Hündin, die mit ihrer treuen und wilden Art das Herz aller gewinnt..:).

Erzählt wird abwechselnd aus Keiras und Finns Perspektive, ergänzt durch Adas Tagebucheinträge, die der Geschichte zusätzliche Tiefe verleihen. Der Schreibstil ist leicht und gut lesbar, passt sich den jeweiligen Figuren gut an. Gelegentlich empfand ich die Häufung von Schimpfwörtern als störend und auch die zwei spicy Szenen, hätte ich nicht unbedingt gebraucht. Ich war durchaus gefesselt, aber über einige Strecken kam für mich die Spannung doch zu kurz, obwohl die Handlung zügig voranschritt. Der Fokus lag vor allem auf der Liebesgeschichte und Keiras persönlicher Entwicklung, zudem konnte ich leider recht früh erahnen, wer hinter Adas Ermordung steckte – spätestens zur Mitte des Buches war es für mich ziemlich offensichtlich.

Es geht um Liebe, Vertrauen, Freundschaft und die Aufklärung des Mordes- vor der Kulisse Alaskas. Die beeindruckenden Landschaften, kulturellen Eigenheiten und gesellschaftlichen Herausforderungen waren atmosphärisch und interessant beschrieben. Themen wie die illegalen Wildabschüsse in Schutzgebieten, insbesondere der Bären, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Einheimischen oder die langen, dunklen Winter gaben der Geschichte Aktualität und inspirierten mich, mehr über Alska zu erfahren.

Fazit: Band 2 fiel leider deutlich schwächer als Band 1 aus. Bei Band 2 konnten mich die Figuren nicht so stark berühren, die Geschichte war weniger komplex und fesselnd, die Spannung eher niedrig. Dennoch mochte ich die Rückkehr nach Kodiak Echo. Ich fühlte mich gut unterhalten und würde durchaus auch noch einen Band der Autorin lesen.

Bewertung vom 04.05.2025
Horror-Date
Fitzek, Sebastian

Horror-Date


gut

Humorvoll, klamaukig, spannungsarm

Fitzeks Bücher höre ich in der Regel als Hörbuch – stets gelesen von Simon Jäger, dessen Stimme ich äußerst gerne lausche. Auch dieses Mal war er der Sprecher, was für mich schon ein großer Pluspunkt war.

In der Geschichte springt Julius für seinen schwerkranken Freund Rafael ein, der sich über ein Datingportal für todkranke Menschen mit Nala verabredet hatte. Rafael, ein literarisch und philosophisch interessierter Mann, kann das Treffen krankheitsbedingt nicht wahrnehmen und bittet Julius, an seiner Stelle zu gehen. Nala, Psychologin und Eheberaterin, hat gerade ihre zweite Krebsdiagnose erhalten. Entsprechend angespannt, direkt und mit einer ordentlichen Portion Sarkasmus begegnet sie Julius, der selbst mehrere Start-ups betreibt und kurz vor seiner Hochzeit steht. Er ist das genaue Gegenteil von Rafael – mehr an Sport als an Tiefgründigkeit interessiert. Und so beginnen die Verwicklungen und Verstrickungen, die Julius zunehmend in ernsthafte Schwierigkeiten bringen...

Obwohl mir die Grundidee gut gefiel, ließ mich die Umsetzung etwas enttäuscht zurück. Ich wartete lange auf einen spannenden Moment, doch die Geschichte blieb über weite Strecken hinweg eher spannungsarm und etwas langweilig. Die Geschehnisse waren sehr konstruiert, oft unglaubwürdig und manchmal etwas drüber, zumindest für mein Humorverständnis..:) Die Geschichte bewegte sich zwischen unterhaltsamem Humor und überdrehtem Klamauk. Der Sprachwitz und die schlagfertigen Dialoge haben mich jedoch gut unterhalten. Auch die vertraute Kulisse – Berlin und das Berliner Umland – wie meist in Fitzeks Romanen, gefiel mir.

Die Figuren, abgesehen von Julius, Rafael und Nala, konnten nicht so recht mein Interesse wecken, sie waren auch sehr eindimensional und zum Teil doch zu skurill. Lange Zeit fragte ich mich zudem, warum Julius das absurde Spiel überhaupt so lange mitmacht, zudem es ihm wirklich an den Kragen ging. Ist er ein "verlogener Opportunist" oder ein "liebenswerter Trottel" (Aussprüche von Nala) Oder steckt noch etwas anderes hinter seinem Verhalten? Diese Frage wird erst gegen Ende beantwortet.

Kurz vor Schluss wird die Geschichte spannender und auch wendungsreich. Sie schlägt zudem einen ernsteren Ton an. Es wird berührend, traurig, bevor alles in ein lebensbejahendes, nachdenkliches Ende mündet.
Insgesamt blieb mir die Handlung aber zu spannungsarm und stellenweise zu überdreht. Dennoch – der Sprachwitz konnte mich immer wieder abholen und sorgte für heitere Momente und gute Laune.