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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 128 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2025
Exil im Paradies. Von Marta Feuchtwanger bis Helene Weigel
Braun, Ursel

Exil im Paradies. Von Marta Feuchtwanger bis Helene Weigel


ausgezeichnet

Nirgends leuchtet die Heimat so hell wie im Exil (Walter Ludin)

Während die Sonne heiß vom Himmel brennt, die Sachertorte ein wenig in Schieflage gerät und Zuhause immer wieder neu definerit werden muss, wird das vermeintliche Paradies Los Angeles zur Heimat für die Vertriebenen Thomas Mann, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger u.a. Doch es sind nicht etwa die großen Künstler, die im Schatten der Palmen für Glitzer und Glamour verantwortlich sind, sondern ihre Ehefrauen und Weggefährtinnen, die mehr als einmal über sich hinauswachsen und aus dem Schatten ihrer (Ehe-)Männer treten.

Nicht umsonst heißt es, dass hinter jedem erfolgreichem Mann eine starke Frau steht und Ursel Braun liefert die besten Beweise dafür, dass es wieder einmal die Frauen sind, die dank ihrer kreativen Einfälle, unkonventionnellen Denkweisen und einer guten Porion Raffinesse dafür verantwortlich zeichnen, dass aus dem Exil im Paradies auch eine Art Zuhause wird.

Manchmal werfen nicht nur die Palmwedel Schatten, auch die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse sind für dunkle Silhouetten veranwortlich, die sich dem einen oder der anderen aufs Gemüt legen und das Leben bestimmen. Eine räumliche und zeitliche Trenunng von allem, was "daheim" lieb und teuer geworden ist, woran das Herz hängt und fortan nur noch als mehr oder weniger lebhafte Erinnerung im Raum schwebt.

Ursel Braun gibt heitere,melaacholische und nachdenklich stimmende Einblicke durchs Schlüüsseloch der Emigrierten, öffnet die ein oder andere verborgene Tür der Kulturgeschichte, blättert in Fotoalben und erzählt in eindrucksvollen Worten, dass wie Begriffe Heimat, Zugehörigkeit und kulturelle Identität niemals an Aktualität verlieren. Ein kleines Büchlein mit grandiosen Frauenbildern...Chapeau!

Bewertung vom 03.02.2025
Haltlos
Nisi, Sarah

Haltlos


gut

Kann die Erwartungen leider nicht erfüllen

Emily ist Zeugin eines schrecklichen Unglücks geworden und seit dieser Zeit spielt ihr ihr eigenes Gedächtnis eines Streich. Alle Erinnerungen an diesen einen Tag sind regelrecht ausradiert und stattdessen bestimmt ein gähned schwarzes Loch ihren Tagesablauf. Jeder Versuch, Licht ins Dunkel zu bringen, ist bisher gescheitert. Emily gibt nicht auf und stellt eigene Nachforschungen an. Doch manchmal ist es besser, wenn man die Dinge auf sich beruhen lässt...


"Haltslos" von Sarah Nisi wird als Psychothriller angekündigt und verspricht die Lesersachaft auf der gefährlichen Suche nach der Wahrheit an die Seiten zu fesseln. Der Klappentext weckt hohe Erwartungen, insbesondere mit Schlagwörtern wie "brillant" , "Unzuverlässigkeit der Erinnerung" und "gefährliche Suche nach der Wahrheit", doch leider bleibt das Buch in vielen Punkten hinter diesen Erwartungen zurück.

Zu Beginn plätschert die Handlung über 90 Seiten hinweg ohne nennenswerte Ereignisse oder Aufreger. Protagonistin Emily kämpft verzweifelt mit ihrer dissoziativen Amnesie und versucht, Wege zur Aufklärung des Unglücks zu finden. Trotz der interessanten Grundidee bleibt die Entwicklung der Handlung und das Agieren der Charaktere blass und eindimensional, was es schwierig macht, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Insbesondere der Bezug zu Shakes, dem ehemaligen Häftling und Nachbarn von Emilys Freundin Liv, wirkt zu offensichtlich und trägt nicht zur Straffung des Spannungsbogens bei. Vieles liegt einfach auf der Hand und so ist es nicht verwunderlich, dass die Offenlegung seiner Geheimnisse nicht für die Wow-Momente sorgen kann, die die Autorin eigentlich vorgesehen hat.

Viele Handlungsstränge und wechselnde Tempi, die normalerweise Garanten für Nervenkitzel sind, werden hier nicht effektiv umgesetzt. Stattdessen wirkt die Entwicklung des Romans gehetzt und teilweise vorhersehbar, was dazu führt, dass die Leseneugier mit der Zeit abnimmt, da vieles einfach zu offensichtlich ist.

(Macht-)Missbrauch, Manipulation und Demütigung sind als grundlegende Thematiken zwar präsent, werden jedoch oft durch eine Vielzahl von falschen Fährten und gelegentliche Effekthascherei verwässert. Dies führt eher zu Verwirrung als zu dem erhofften Nervenkitzel und lässt die Lesenden mit einem Gefühl der Enttäuschung zurück.

Insgesamt bietet "Haltslos" eine interessante Grundidee, die jedoch in der Ausführung nicht überzeugen kann. Die blassen Charaktere und die vorbeirasende Handlung tragen dazu bei, dass das Buch nicht die Spannung und Faszination entfaltet, die man sich von einem Psychothriller erhofft - neutrale 3 Sternchen.

Bewertung vom 29.01.2025
Wer das Feuer schürt
Hannon, Irene

Wer das Feuer schürt


sehr gut

Romantic-Crime

Bri Tucker ist eine erstklassige Brandermittlerin und kann die Spuren des Feuers lesen, wie keine andere. So ist es nicht verwunderlich, dass ein ehemaliger Kollege sie kontaktiert, um gemeinsam mit ihr einen alten Fall aufzurollen. Doch es scheint, als habe jemand etwas dagegen, dass dieses Treffen überhaupt stattfindet, denn Les Kavanaugh kommt selbst bei einem Brand um Leben. Zufall ? Schicksal ? Mord ? Bri steht vor einem Rätsel und muss nicht nur der Aufklärung der Brandursache nachgehen, sondern auch einen geheimnsivollen Notizzettel entschlüsseln...


Irene Hannon startet mit „Wer das Feuer schürt“ erneut eine Krimireihe, die mit wohl dosierter Spannung, Romantik und dezent eingestreuten christlichen Aspekten die Leser:innen gut unterhält.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Les Kavanaugh, ein ehemaliger Brandstiftungsermittler, dessen Leben in Flammen aufgeht – im wahrsten Sinne des Wortes. Sein Haus wird niedergebrannt, und während die Umstände seines Todes zunächst mysteriös erscheinen, ist es die Aufgabe von Bri Tucker, einer Ermittlerin der Regionalen Bomben- und Brandstiftungseinheit, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Erzählung entfaltet sich in einem sehr gut zu lesendemTempo, während Bri und ihr Partner Marc Davis, ein neu zugezogener ATF-Agent, die Puzzlestücke eines komplexen Falls zusammensetzen müssen.

Hannon gelingt es, die Charaktere tiefgründig und glaubwürdig zu gestalten. Bri Tucker, eine ehemalige Feuerspringerin, bringt sowohl Mut als auch Empathie in die Ermittlungen ein. Ihre Beziehung zu Marc entwickelt sich peu a peu und fügt der Geschichte eine romantische Note hinzu, ohne dass sie den Kriminalfall in den Hintergrund drängt. Die Dynamik zwischen den beiden ist prickelnd und realistisch, was die Lesenden dazu einlädt, mit ihnen gemeinsam die Spuren des Brandes zu lesen und den geheimsnivollen Notizzettel zu entschlüsseln. Manchmal verliert sich Hannon jedoch in sogeannter Lobhudelei und hebt Bri und Tucker auf einen Sockel....das muss nicht sein.

Die Handlung ist eine geschickte Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart und die Schreibende beleuchtet nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die Hintergründe der Charaktere. Die Adoptivgeschichte der Tucker-Geschwister fügt eine zusätzliche Schicht hinzu, die die Leserschaft zum Nachdenken anregt und die Herausforderungen, mit denen die Figuren konfrontiert sind, nachvollziehbar macht.

Die Handlung selbst ist durchzogen von mal mehr, mal weniger überraschenden Wendungen. Der Bösewicht ist schnell ausgemacht und somit ist die Identität des Täters, ob gewollt oder ungewollt, recht früh enthüllt. Es sind zwar genügend sinnlich erlebbare Szenen vorhanden, jedoch fehlt das Überraschungsmoment, sodass sie Spannung recht überschaubar bleibt,.

„Wer das Feuer schürt“ ist nicht nur ein solider Kriminalroman, sondern bietet auch eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Verlust, Mut und der Suche nach Wahrheit. Irene Hannon hat erneut bewiesen, dass sie eine gute Geschichtenerzählerin ist, die eindrucksvolle Ereingnisse, aufwühlende Szenen und christliche Aspekte miteinander verbindet - daher sehr gute 3,5 Sternchen

Bewertung vom 22.01.2025
Fernwehland
Naumann, Kati

Fernwehland


ausgezeichnet

Deine Heimat ist das Meer, deine Freunde sind die Sterne (Lolita)

Simone und Henri können kaum glauben, dass die wirklich die Schiffsplanken der Astoria betreten. Denn dieses Schiff ist ihnen Heimat, Erinnerung und so viel mehr, als es für andere Mitreisende jemals sein könnte. Das Schiff ist lebendige Geschichte und Zeitzeugnis, Vergangenheit und Gegenwart. Auch Frida verbindet viele bittersüße Erinnerungen mit dem Koloss aus Schwedenstahl, denn die See hat ihr den Liebsten genommen. Mit Elli wird das kleine Reisekleeblatt komplettiert, aber noch ahnt niemand, wie sich ihre Lebenswege wirklich miteinander verbinden...


"Deine Liebe ist dein Schiff
Deine Sehnsucht ist die Ferne
Und nur ihnen bist du treu ein Leben lang " (Seemann, deine Heimat ist das Meer"-Lolita)

Schon nach den ersten Seiten des Buches kommen mir die Zeilen des bekannten Schlagers in den Sinn und ich finde, dieses Lied von einst beschreibt wunderbar die Gefühle, die alle Seefahrenden in sich tragen. Stellvertrend für sie erzählt Kati Naumann in ihrem neuen Buch "Fernwehland"die Geschichte von Matrose Henri, dessen Fernweh schon in den Kinderschuhen durch die Erzählungen seines Vaters geweckt wird. Doch Reisen, neue Länder kennenlernen und den Horizont erweitern ist in der damaligen DDR nicht vorgesehen. Henri wird Matrose und begegnet auf der "Völkerfreundschaft" Simone, deren Herz genauso für das Meer, die Seefahrt und das Fernweh schlägt.

Kati Naumann verwebt insgesamt vier Lebensgeschichten miteinander, die sich wie die einzelnen geflochtene Seile eines Schiffstaus zu einem festen Tross verbinden. Dabei macht sie deutsch-deutsche Geschichte zugänglich und erzählt in einer unglaublich lebendigen und bildhaften Sprache von Träumen, Regimerepressalien und verpassten Möglichkeiten.

Wie in einem Leporello reihen sich die einzelnen Kapitel aneinander, ermöglichen lebhafte und bunte Erinnerungen genauso wie graue und trübe Einblicke in den Alltag der ehemaligen DDR. Mauerbau, Kalter Krieg, Republikflucht gehören ebenso dazu wie Feundschaft, Erinnerungen und Familienzusammenhalt.

Naumann arbeitet mit Sprachbildern, die den Text im Takt des Wellengangs pulsieren lassen und bietet ihren Leser:innen die Gelegenheit, ein Teil der Crew auf dem Schiff zu werden. Das Kopfkino rattert genauso wie die schweren Motoren im Maschinenraum und es ensteht eine unglaubliche Dynamik, die sich von den Figuren im Buch auf die Lesenden übertragt. Die Autorin spricht von einer Zeit des Lassens - Zulassen und Loslassen, einer Zeit der Vergebung und Versöhnung und einer Zeit des Neuanfangs und nimmt ihre Leser:innen mit auf diese emotionale Reise. Erinnerung und Gegenwart greifen wie Zahnräder ineinander und daraus entwickelt sich eine Geschichte zum Anfassen, miterleben und nachfühlen - inklusive wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut, Gischt und Salzwasser auf den Lippen und immer einer Brise Wind, die die Haare zerzauselt.

Auch wenn Henri und Simone die beiden Hauptfiguren sind, ist Frida die heimliche Könignin des Romans. Die betagte Dame schwelgt in bittersüßen Erinnerungen, ist diplomatische Vermittlerin und erkennt, dass das Leben für sie noch viele wundervolle Überaschungen und neue Abenteuer bereit hält.

Wieder einmal hat die Autorin mit Bravour einen zeitgeschichtlichen Roman verfasst, der die Leser:innen jeden Seegang - von leichten Wellen bis tosenden Sturm - miterleben lässt und sie auf den Wellen des Lebens trägt.

Bewertung vom 19.01.2025
Blüten
Picker, Adriana

Blüten


sehr gut

Einladung zur floralen Traumreise

Wer den Prachtband "Blüten" von Adriana Picker aufschlägt, folgt einer Einladung zur floranlen Traumreise. Die einzelnen Seiten sind in zarten Pastelltönen gehalten, die einen schönen Kontrast zu den üpppigen Blütenzeichungen bilden. Es sind echte Kostbarkeiten, die sich zu einem bunten Blütenteppich vereinen, romantische Stimmung zaubern und die verschwenderische Schönheit der Natur mit all ihren Facetten zeigen.

Es ist ein Ausflug in die lange Geschihcte von Blumemblüten, die mit Märchen- und Sagenhaftem, Wissenschaftlichem und Historischem punkten kann und immer wieder faszinierende Fakten für die Leser:innen bereit hält. Jede einzelne Seite ist ein echtes Kunstwerk, verzaubert mit üppigen Blütenkelchen und wird so zur Meditation für Augen und Seele.

Staudenpfingstrose, Riesenseerose, Engelstrompete, Hortensien, Gartenhyazinthen, Tulpen, Passionsblume, Königsprotea - die wunderbare Welt der Blumen wird zu einem üppigen Blumenstrauß zusammengewunden, der niemals verwelken kann.

Das leicht glänzende Bilderdruckpapier verleiht jeder einzelnen Seite einen hochwertigen Charakter, denn die Farbintensität und Detailtreue der Abbildungen kommen darauf hervorragend zur Geltung. Allerdings wird das Lesevergnügen durch den Lichteinfall auf den Seiten beeinträchtigt. Insbesondere die recht kleine Schrift, geschuldet dem doch eher handlichen Format des Buches, macht das Lesen mühsam, was bei einem Coffe-Table-Book, das sich mit so schönen Zeichnungen beschäftigt, sehr schade ist. Hier hätte ich mir eine bessere Lesbarkeit gewünscht, damit die Begleittexte auch wirklich ihren Inhalt gut vermitteln können.

Dieser Prachtband hat insgesamt ein größeres Format verdient, denn dadurch kommen die wunderbaren Zeichnungen noch mehr zur Geltung und die Lesbarkeit wird deutlich verbessert. Trotz der beiden Kritikpunkte bleibt das Buch ein visuelles Highlight, das nicht nur kunstinteressierte Leser:innen, sondern auch Blumenliehaber:innen begeistern wird.

Bewertung vom 19.01.2025
Bastelspaß zum Muttertag
Lohf, Sabine

Bastelspaß zum Muttertag


ausgezeichnet

An die Scheren, Kleber, los !

Bastelspaß zum Muttertag“ ist ein wunderbares und inspirierendes Buch, das Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter die Möglichkeit bietet, mit kreativen Ideen und einfachen Anleitungen persönliche Geschenke für ihre Mütter zu gestalten. Die Botschaft des Buches ist klar: Lasst die Mamas hochleben und zeigt ihnen, wie sehr sie geliebt werden!

Sabine Lohf haben eine Vielzahl von Projekten zusammengestellt, die sowohl preiswert als auch nachhaltig sind. Dies ist besonders erfreulich in einer Zeit, in der Umweltbewusstsein immer wichtiger wird. Die Materialien, die für die Bastelideen oder benötigt werden, sind häufig bereits im Bastelfundus vorhanden oder leicht zu beschaffen. Dies macht das Basteln nicht nur zugänglich, sondern auch zu einer lehrreichen Erfahrung, in der Kinder den Wert von Recycling und Nachhaltigkeit kennenlernen können. Wollfäden,Wellpappe, Knöpfe, alte T-Shirts oder Stoffreste bekommen so ein zweites Leben geschenkt und werden zu niedlichen Glücksschweinchen, blühenden Gärten, Schlüsselanhängern oder Türkränzen verarbeitet.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind leicht verständlich und in kindgerechter Sprache verfasst. Jedes Projekt wird von bunten, ansprechenden Abbildungen begleitet, die den Kindern helfen, die einzelnen Schritte visuell nachzuvollziehen. Dies fördert nicht nur das kreative Denken, sondern auch das Selbstvertrauen der Kinder, wenn sie sehen, wie ihre Bastelarbeiten Form annehmen. Es entstehen daraus kleine Kunstwerke und ein Dankeschön, das es so garantiert nirgendwo zu kaufen gibt !

Bewertung vom 19.01.2025
Das Leuchten der Berge
Powner, Katie

Das Leuchten der Berge


ausgezeichnet

Ich hebe meine auf Augen zu den Bergen von welchen mir Hilfe kommt (Psalm 121)

Manchmal geht das Leben eigene Wege und aus Träumen werden geplatze Seifenblasen. Bea muss vorerst ihre Träume begraben und kehrt mit ihrem Mann Jeremy zuurück in ihren Heimatort Moose Creek. Es sind gemischte Geühle, die in Bea wohnen, denn der Ort ihrer Kindheit ist auch mit schmerzhaften Erinnerungen verbunden. Nicht nur für Bea heißt es fortan, sich diesen zu stellen, auch Großmutter June versucht verzweifelt, noch ein Stückchen derer zu bewahren. Denn es gilt, ihrerFamilie noch etwas zu erzählen, bevor sie das endgültige Vergessen in graue Nebel hüllt...



Katie Powner erzählt in einfühlsamen Worten von den Problemen innerhalb einer Familie, die sich mit dem dem Schweigen der Generationen immer größer auftürmen Bea steht stellvertretend für viele, die dem Elternhaus den Rücken gekehrt und einen Neustart ins eigene Leben gewagt haben. Ihre Unsicherheit nach dem Scheitern ist greifbar und macht es den Leser:innen leicht, mit ihr zu fühlen und ihre Höhen und Tiefen nachzuvollziehen. Manchmal hilft es einfach, miteinander zu reden, um die familiären Spannungen, die durch generationsübergreifendes Schweigen entstanden sind, zu lösen, um ein achtsames Miteinander wieder möglich zu machen.

Ein weiterer zentraler Charakter ist Großmutter June, die gegen den Verlust ihrer Erinnerungen kämpft. Powner beschreibt diesen Kampf mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögen. Die Veränderungen, die durch die Demenz hervorgerufen werden, vermitteln das Bild von der lebhaften, quirligen June zu einer in sich gekehrten, vergesslichen Frau in eindrucksvollen und berührenden Worten . Es ist, als ob die Autorin persönliche Erfahrungen in die Geschichte einfließen lässt, um den Lesenden die Realität des Vergessens näherzubringen. Die Herausforderungen, die sich sowohl für June als auch für ihre Familie ergeben, werden mit einem sehr feinen Gespür für die emotionalen Nuancen vermittelt. Manchmal vergessen wir, dass auch unsere Großeltern einmal jung waren und ihre eigenen Geheimnisse haben. June hat ein Leben lang gescheigen und ihre "Beichte" fördert ein Geheinis zu tage, das den Verlauf der Famileingeschihcte neu schreibt.

Die unaufdringliche Vermittlung der christlichen Botschaft wird nicht als belehrend empfunden, sondern fügt sich harmonisch in die Handlung ein und bietet den Charakteren – und damit auch den Leser:innen – immer wieder Hoffnungsschimmer in schwierigen Zeiten.

"Das Leuchten der Berge" ist eine authentische und ehrliche Familiengeschichte, die berührt, bewegt und sensibel die Thematik Altersdemenz behandelt. Eim Rpman, der auch noch lange nach dem Lesen nachklingt.

Bewertung vom 14.01.2025
Die Schwestern von Krakau
Storks, Bettina

Die Schwestern von Krakau


ausgezeichnet

Das erste Lesehighlight im noch jungen Buchjahr 2025 !

Für Edith waren ihren familiären Wurzeln immer glasklar, doch mit dem Tod des Vaters schreibt sich die Familiengeschichte neu. Denn Simon Mercier ist nicht französisscher Herkunft, sondern hat deutsch-polnische Wurzeln. Edith steht zunächst vor einem Rätsel und kann sich die Zusammenhänge nicht erklären. Die Suche nach Antworten führt sie erst nach Stuttgart, dann nach Krakau. Die polnische Stadt ist Dreh- und Angelpunkt in der familiären Vergangenheit und so dreht sich das das Schicksalsrad wieder zurück in eine Zeit, die mit Hass und Hetze vergiftet ist....


Bettina Storks hat mit "Die Schwestern von Krakau" einen eindringlichen und bewegenden Roman geschaffen, der ihre Leser:innen auf eine emotionale Reise durch die Geschichte Krakaus und die dunklen Schatten des Holocausts mitnimmt. Die Autorin, bekannt für ihre fundierten Recherchen und den daraus entstehenden emotionalen Erzählungen, enttäuscht auch mit ihren neusten Veröffentlichung nicht und entführt in eine Kulisse, in der persönliche Schicksale und historische Ereignisse untrennbar miteinander verwoben sind.

Sorks gelingt es scheinbar müheleos, fiktive und reale Personen miteinander agieren zu lassen und verwebt somit Wahrheit mit Handlungen, die nicht stattgefunden haben, zu einer neuen Realität, die die Lesenden vollkomen das Hier und Jetzt vergessen lässt.

Die Geschichte bietet Einblicke in mehrere Perspektiven, wird dadurch unglaublich lebendig und ermöglicht intensive Begegnungen sowohl in der Gegenwart als auch in der dunklen Vergangenheit. Storks wechselt geschickt zwischen den Erzählsträngen, sodass daraus eine Geschichte zum Anfassen, miterleben und nachfühlen entsteht. Diese Struktur ermöglicht es den Leser:innen, die komplexen Verflechtungen der Vergangenheit zu verstehen und die Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen nachzuvollziehen.

Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie Storks die Schrecken des Holocausts darstellt. So gelingt es, ihr, die Grausamkeiten und das Leiden der jüdischen Gemeinde in Krakau mit einer Sensibilität und Intensität zu schildern, die tief im Innern berührt. Die Apotheke im jüdischen Ghetto, wird zum Symbol für die Konflikte und Entscheidungen, mit denen die Charaktere konfrontiert sind. Hier wird eindringlich gezeigt, wie sich das Leben in einem von Verfolgung geprägten Umfeld gestaltet und welche Entscheidungen getroffen werden müssen, um zu überleben.

Der Schreibstil ist flüssig und einnehmend, sodass es schwer fällt, das Buch überhaupt zur Seite zu legen. Die Kapitel sind klar strukturiert, und die Überschriften erleichtern den Wechsel zwischen den Erzählsträngen, sodass die Lesenden stets den Überblick behalten. Der Schreibenden gelingt es, sowohl dramatische als auch romantische Elemente in die Geschichte einzuflechten und damit noch mehr Emotionen hervorzurufen.

Die Themen von Wegsehen, Schweigen und Verantwortung sind zeitlos und immer relevant und Storks regt dazu an, über die eigene Haltung zu gesellschaftlichen und politischen Themen nachzudenken. Gerade jetzt, da wieder ein deutlicher Rechtsruck zu vernehmen ist und sich Geschichte zu wiederholen scheint, ist es wichtiger denn je, sich mit der Vergangneheit zu befassen, sich der eigenen (Familien-)Geschichte zu stellen und noch diejenigen zu befragen, die als Zeitzeug;innen Antworten geben können. Vielleicht findet sich ja in der eigenen Familie eine ähnliche Geschichte ? Wo sind die Menschen wie Lilo und Tadeusz, Gusta und Marek, die im Widerstand selbstlos und unter Einsatz ihres Lebens gegen die Nazis gekämpft haben ?

Der Roman bleibt auch lange nach der letzten Seite im Gedächtnis, ist ein bewegendes und zugleich aufwühlendes Buch und regt zum Nachdenken und diskutieren an.
Bettina Storks gelingt es, die Lesenden in eine vergangene Zeit zu entführen und dabei wichtige Fragen zur Aufarbeitung und zur Verantwortung gegenüber der Geschichte aufzuwerfen. Ein absolutes Lesehighlight im noch jungen Lesejahr 2025 !

Bewertung vom 31.12.2024
Meine Sticker + Karten + Box - Erste Formen

Meine Sticker + Karten + Box - Erste Formen


ausgezeichnet

Stickern und Lernen in einer tollen Box

Kinder sind von Natur aus neugierig und entdecken die Welt . Um sie dabei liebevoll zu unterstützen und ihre Neugier noch ein wenig mehr zu fördern, sind die tollen Stickerboxen eine wirklich gute Idee. Die kunterbunten Stickerkarten haben eine angenehme Größe, lassen sich von kleinen Kidnerhänden gut greifen und sind daher gut händelar.. Karten und Sticker sind alters- & kindgerecht gestaltet und werden im Handumdrehen zur kreativen und unterhaltsamen Lernübung. Formen aus dem (Kita-)Alltag erkennen, benennen, zuordnen oder individulelle Karten zum Verschenken gestalten - diese kleine Kartenbox bietet unendlich viele Lernmöglichkeiten für Kinder ab drei Jahren. Pädagogisch wertvoll und zugleich spielerisch aktiv ohne viel Aufwand ist diese neue Stickerbox im Sortiment eine gelungene Erweiterung der Trendprodukte und ein effektiver Beitrag zur Kinderbeschäftigung - nicht nur an trüben Nachmittagen

Bewertung vom 30.12.2024
Die Einladung
Fitzek, Sebastian

Die Einladung


ausgezeichnet

Nervenzerrer par excellence

Marla hält die Einladung zu einem Klassentreffen in den Händen. Schon der Zusatzvermerk, dass Kilian auch anwesend sein wird, schürt ihre Vorfreude. Die Aussicht auf ein cooles Wochenende in den Bergen ist einfach zu verlockend. Doch das, was Marla vor Ort erwartet, ist alles andere als eine gemütliche und heimelige Atmospähre...


Wie kann ein Buch nur so absolut unscheinbar aussehen und dabei so voller fiesen Intrigen, Lügen und menschlicher Abgründe stecken ? Sebastian Fitzek ist mit "Die Einladung" ein klaustrophoiobischer Nerzvenzerrer gelungen, der mich eine ganze Nacht hat durchlesen lassen. Wie eine fette Made kriechen die Worte Fitzes in mein Gehirn und werden von den Bildern aus dem Buch überlagert, die die Grenze zwischen Realität und Fiktion, Wahrheit und Lüge komplett verschwinden lassen.

Das Kopfkino ist in vollem Gang und kann kaum verarbeiten, was es an Szenen vorgesetzt bekommt. Der Mikrokosmos Berghütte wird zur tödlichen Bedrohung und es fällt schwer, das Buch zur Seite zu legen. Der Autor schafft es, dass ich binnen weniger Seiten mein eigenes Ich ablege und komplett in die Figur der Marla schlüpfe.....und dieser Cupo ist so geneial, dass er nicht die einzige Überraschung im Verlauf des Buches bleibt. Es sind Zerrbilder, die im Schneesturm entstehen, die sich mit irren Twists und krassen Wendungen abwechseln.

Dadurch entsteht Panik in Echtzeit, sodass die Finger die Seiten des Buches nicht schnell genug umblättern können, um voller Neugier zu lesen, wie sich subtile Bösartigkeit in raffiniert gesponnen Thrill verwandelt.. Es sind teilerse schonungslose und verstörende Bilder, die noch lange im Gedächtnis bleiben und in denen sich die Figuren des Buches manchmal hilflos, manchmal faszinierend sicher bewegen. Es fällt mir schwer, Vertrauen aufzubauenen, denn hinter jeder Fassade lauert meist eine Überraschung , die nicht nur Konflikte mit sich bringt, sondern auch verstörende Fakten.

Die Spannung ist zum Greifen, bleibt konstant hoch und die kurzen , knackigen Kapitel sorgen dafür, dass ich als Leserin nur so durch die Handlkung gepeitscht werde. Manchmal vergesse ich zu Atmen und merke erst nach ein paar Sekunden, dass mich der ausgefeilte Plot fest in seine Händen hält. Bis zum Schluss hört das Rätselraten nicht auf und die Lösung haut mich absoult vom Hocker !

Ein irres Spiel mit der Wahrheit, der Wahrnehmung und der Erkenntnis, dass nichts ist, wie es auf den ersten Blick erscheint - absolut lesenswert und ein echter Seitenfresser !