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Benutzername: 
Lena
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 2 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2025
bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
Lovrenski, Oliver

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann


ausgezeichnet

Absolut Lesenswert. Oliver Lovrenskis Debüt hat mich echt umgehauen. In einer Sprache, die gleichzeitig roh und sensibel ist, stürzt er den Leser in ein Milieu vor dessen Existenz wir oft die Augen verschließen und das mit Vorurteilen behaftet ist. Was erst wie die Selbstbeweihräucherung eines Proleten klingt, entpuppt sich bald als zarte Biografie, die ein ungeschöntes Leben von migrantischen Jugendlichen in Oslo schildert. Der fragmentarische Schreibstil lässt einen weiter dranhängen, entwickelt einen Sog, der den Leser mit Ivor, Marco, Jonas und Arjan tiefer und tiefer in den Abgrund reißt. Mit wenigen Worten und noch weniger Figuren schafft Lovrenski ein ganzes Universum, schreibt dafür zwischen den Zeilen umso mehr. Trotz der knapp gefassten Kapitelchen braucht es beim Lesen ab und an eine Pause - schlicht weil einem nach so manchem Absatz die Luft weg bleibt. Auch die Übersetzung von Karolin Hippe ist unfassbar gelungen, changiert ehrlich zwischen Jugendsprache und Philosophie ohne je derb oder präpotent zu werden. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.03.2025
Erdbeeren und Zigarettenqualm
Docherty, Madeline

Erdbeeren und Zigarettenqualm


sehr gut

Vor Kurzem habe ich mir noch ein Buch gewünscht, das mich zum Weinen bringt. Da ist es jetzt. Madeline Dochertys Debut ist fast wie ein Stream of Conciousness, gleichzeitig nahbar und abstrahierend. Ein Ableger des "Troubled Woman" Genres, dass dieses aber um Welten besser bedient als 'Exciting Times' oder 'Mein Jahr der Ruhe und Entspannung'. Hier wird nicht gerechtfertigt und relativiert, hier wird erzählt. Identitätskrisen, Queerness und chronische Krankheiten prägen das Leben der Protagonistin und irgendwie kann man sowohl sie, als auch ihr Umfeld bestens nachvollziehen. Sehr zeitgenössisch und schnell gelesen. Auch wenn es vermutlich nicht die Intention der Autorin war, finde ich es schade, dass die Protagonistin trotz allem in einem (Welt)politischen Vakuum zu Leben scheint. Habe ich sehr gerne gelesen.